1830 / 117 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

880

Obligationen wurden zwar ursprunglih à 624 ausgegeben, find jedoch bald darauf auf 66 gestiegen. Der Kaiser war beim Äbgange der leßten Nachrichten (20. Febr.) zur völligen Wiederherstellung seiner Gesundheit auf das Land ezogen, eft Neuere Nachrichten aus Columbien, die gestern Abend spât, und zwar. bis zum 14. Februar reichend, über New-York hier eingegangen sind, bringen uns die Meldung von einer neuen Constitution,- welche der Columbische in Bogota versammelte Kongreß angenommen hat. Die Nord - Amerikanischen Blätter schweigen ganz und gar über Bolivars Resignation; aus diesem Umstande, so wie aus ei- nigen gelegentlichen Aeußerungen in Bezug auf den General, läßt sich der Schluß ziehen, daß er noch immer das Ober- haupt der Columbischèn Republik sey. Die Constitution selbst hat, nah dern Ausdrucke Englis her Blätter, einige Be- stimmungen , mit denen kein Freund wahrhafter Freiheit zu- frieden seyn fann. Sie macht nämlich die katholische Reli- gion zur ausschließlichen des Staats, und verbietet die ôffent- liche Ausúbung jeder andern Religion. ¡„„Jnzwischen“/, fügen unsere Blätter hinzu, „kann dies, so sehr es uns auch zum Bedauern gereichen muß, bet einem so unvollkommen civili- sirten Volke, dessen große Masse höchst unwissend und aber- gläubisch ist, niht anders seyn und muß uns darum auch weniger auffallen. Bleibt Columbien nur frei, so wird un- fehlbar auch vollkommene Duldung dort hergestellt werden.“ Im Courier liest man: „Die lebten von Westen her angekommenen Schiffe bringen Nächrichten aus verschiedenen Häfen der V.St. voa Nordamerika. Sie melden nach amtlichen Quellen, daß die Regierung im lebten Jahre mehr als 400,000 Pfd. Sterling für Bewilligung neuer Ländereien angenommen, von denen ein Theil in der Provinz Texas, die zwischen dem 26sten und 30ften Breitegrade, das heißt zwi- schen Louisiana einerseits und der Nordgrenze Mexifo’s an- dererseits, liegt, angewiesen wurden. Das isk ein neues Feld fúr unsere Nordamerikanischen Brüder; an ‘zwei wesentliche Punkte scheinen sie indessen nicht zu denfen , nämlich an die außerordentliche Hiße in jenem Klima und an die That- sache, daß Baurhwolle, Zucker, Kassee und andere Produfte, für welche es anr besten geeignet ist, schon in solchem Ueber- fluß angebaut werden, daß sie-ihren Erzeugern selbst da, wo sie sie unter vortheilhafteren Verhältnissen bauen nur fehr geringen Gewinn bringen. Nach allen Erfahrungen , welche die Amerikaner gemacht haben, können wir sie eben nit ur vorsichtige oder gut berehnende Kolonisten anerkennen. Die Lage ihrer Städte, wie z. B. New - Orleans und Natchez, ist häusig ohne Rücksicht auf ihren Einfluß auf Gesundheit gewählt, während" in den . entferntesten Provinzen Kolonieen angelegt werden, ohne zu berücksichtigen, was. durch Zerstreu- una - der Bevölkerung verloren wird. Warum ziehen die Amerikaner keinen Nußen aus der Erfahrung und vereinten Menschen und Kapitalien an ihren Seeküsten, die theilweite- noch wüste genug liegen?“

: In dem (gestern erwähnten ) zu Calcutta erschienenen ;

Geseße, welches die Verbrennung der Hindu - Wittwen un- |

Der Gebrauch der Sut- | ¡Der Gebrauch de

tersagt, heißt es unter Anderm : : tihs, oder des Verbrennens oder Lebendigbegrabens der Hindu-

Wittwen, ist empörend für das mens{chliche Gefühl;

nirgends in dem Glauben der Hindus als eine ausdrülich"

befohlene Pflicht angeordnet ; im Gegentheile wird ein reiner und zurücfgezogener Lebenswandel der Wittwe ganz bejon- ders und vorzugsweise cingeschärft, während eine bedeutende Mehrheit des Jnudischen Volkes den Gebrauch- weder beob- achtet noch kennt. j er nicht, in anderen, wo er am häufigsten beobachtet wird, sind die damit verbundenen Grausamkeiten, wie allgemein be- fannt ist, in den Augen vieler Hindus selbst ein Abscheu, so daß sie ihn für geselwidrig und gottlos erklärt haben. _ Da die Maaßregeln, die bisher angewandt worden, um den Gebrauch abkommen zu lassen, bisher ohne den gewünschten Erfolg ge- blieben sind, so hat der General-Gouverneur die Ueberzeugung gewonnen , daß nur die förmliche Abschaffung desselben den bestehenden Mißbräuchen ein Ende machen M s T werden nun zunächst alle Beamte der Compagnie aufgefor- - dert, streng darauf zu wachen , daß jener Gebrauch nirgends mehr in Ausführung komme, Wer irgendwo an der Ver- brennung einer Wittwe, sie möge nun freiwillig oder nit ge- chehen seyn, Theil nimmt, soll des Mordes schuldig angese hen und demgemäß bestraft werden. j /

- Der Professor Ludwig v. Mühlenfels , bei der hiesigen Universität angestellt, hat für das größere Publifum einen Cursus von Vorlesungen úber Deutsche Poesie angekündigt. Unsere Zeitungen , die den Prospektus derselben mittheilen, fügen hinzu, es sey vorauszusehen, daß nach solchen Versu-

er is | ch

Jn vielen ausgedehnten Distrikten besteht -

Es | Betragen nicht géeignet ist, e

hen die Deutsche Poesie, eben sowie bisher in der gelehr- ten, nun ‘auch inder -modernen Welt Londons ihre großen Bewunderer finden werde.

Niederlande.

Brüssel, 22. April. Gestern wurden die öffentlichen Verhandlungen in dem Prozesse gegen de Potter, Tielemans und ihre Mitangeschuldigten vor den hiesigen Assisen fortge- sekt. Nachdem der Kron- Anwalt, Her Spruyt, sein Plai- doyer zur Begründung der Anklage beendigt hatte, hielt der Advokat einen Vortrag zur Vertheidigung v. Potters und des von ihm bekannt gemachten Associations - Plans. i

Deutschland. : Mánchen, 21. April. Von der Jusel Jschia wird

unterm 10ten d. M. “gemeldet: „„Bereits- sind es funfzehn

Tage, daß Se. Maj. der König von Baiern mit Allerhôch{kt- ihrem Gefolge guf dieser Jnsel, in dem Landhause alla Pan- nella genannt, zu“ verweilen geruhen , und mit jedem Tage mehr erhöht sich das Wohlseyn des geliebten Königs. Die glückliche Lage dieses Eilandes, von dessen vielfältigen Höhen- punften das Auge die herrlichsten Ansichten genießt, der er- quickende Hauch der unbeschreiblich milden die Brust wohl- thätig dehnenden Luft, die mit deu Wohlgerüchen des sich úppig entwickeluden Frühlings erfüllte Atmophäre, endlich die Ruhe des Weisen, nach einem langen, im beengenden Ge- mache verlebten, und den Staatsgeschäften gewidmeten Win- ter, furz, alles vereinigt sich, die Gesundheit und das Wohl- befinden Sr. Majestät dauernd zu ‘befestigen. Schon seit zwölf Tagen haben Allerhöchstdieselben mit. der Brunnenkurt, und seit vier Tagen mit dem Gebrauch der Bäder, beides mit dem besten Erfolge, begonnen. Wenn die Entfernung noch alle starken Gefühle zu erhöhen pflegt, so wird sicherlich diese freudige Kunde im fernen Vaterlande in der treuen- Brust von Millionen Baiern wiederhallen, deren Wohl und Glück, fern wie nah, die stete Sorge ihres Königs ist. Die Witte- rung ist. vortrefflih ; noch hat es seit -drei Wochen auch nicht. einen Tropfen geregnet, und nicht oft wehrckder Sirocco, wel- cher úbrigens an der Meeresfküsle nicht besonders lästig fällt. Der Vesuv, den man von unseren Terrassen aus nach seiner ganzen Breite sehen kg\zn, dampft beständig, und weithin am Firmamente ziehr- 1h seine Rauchsäule; er hat auch in den {eßteren Nächten Flammen ausgeworfen, welche einein! Theil der Oeffnung seines Kraters wahrnehmen ließen.“

Heiter ei.

Die Allgemeine Zeitung meldet aus Wien vom 15. April: „„Ein Französischer von Konstantinopel hier durch nach Paris eilender Courier soil die Nachricht gebracht ha- ben, daß die Pforte den Beschlüssen der Londoner Konferen- zen beigetreten sey. Auch versichert man , daß das Hand, lungshaus Stiegliß in Petersburg, in Verbindung mit dem Hause Rothschild, eine Anleihe mit der Pforte kontrahiren wolle. Unsere nach Marocco bestimmte Mission wird si im fünftigen Monate zu Venedig einschissen ; - mehrere junge Edelleute haben beim K. K.- Hose um Erlaubniß angesuht, sich ihr anzuschließen. Die Geschenke , welche bei ciner sol- en Gelegenheit der Maroccani|chen Regierung zu machen herfômmlich ist, sollen sehr ansehnlich seyn. us Triest lauten die Nachrichten über den Handel nach d-r Levante be- friedigend , es bilden sich) bedeutende Handels - Verbindungen, um dèêm Verkehr mit Aegypten einen größern Umschwung zu geben. Ein Russischer Kourier ist von hier nach Peters- burg, und ein worden,“

a t L A6 U,

langte Genugthuung zu geben.

i ì inucn Maske und ‘ein Vorwand seyn föônnte, um Zeit zu gewinnen, so zrwocifelt man sehr , daß dadurch irgend etne Beränderung

bewirkt werden könne. hd liches, Gerücht läßt die Französische Regierung dem Lor

mitzuwirken. Dies ist wohl offenbar nur eine 09 der Französischen mit der Spanischen Regierung, welche [eß-

“Beilage Ÿ

Oesterreichischer nah Paris abgefertigt T

Ancona - 10. April. (Aus der Allgemeinen Zei » tung.) Seit gestern verlautet hier, daß der Dey von a L gier, eingeshüchtert durch die großen Rüstungen der Franzo F

en i 4% bereit erflárt habe, die von ihr ver F a Om A a Da indessen sein bisheriges F

inen Versprechungen Glauben F zu verschaffen , und seine scheinbare Nachgiebigkeit leiht nur F

in dem einmal entworfenen Französischen Operationsplane F Ein anderes, aber hôchst unwahrschew! 4

i der Expedition gegen Algier L Cochrane den Antrag machen, bei ep n ges n Algier |

spiele’ folgen dúrften, da Rußland sie nur

88t Beilage zur Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung Æ 117.

E E T T T E E T D T D E E E E T R E E E T E R R Ä T E TE T D RDKETTTTTD

tere mit dem genannten Admirale in Unterhandlung stehen soll, um ihm ein Kommando in den Westindischen Gewäs- fern anzuvertrauen. Bei den geringen Hülfsmitteln und der unbedeutenden Marine Spaniens wäre wohl eine dergleichen Unterhandlung mit Lord Cochrane nicht ganz unwahkschein- lich, allein es bleibt noch immer die Frage, ob dieser, der erst fürzlih in Griechenland Gefahr lief, wegen Mangel des nôthigen Kriegsmaterials seinen militairischen Ruhm æinzubüßen , sich diejer Gefahr abermals auszuseßen wünscht. Daß der Neapolitanische Hof den Wunsh Spaniens,

seine ehemaligen Amerikanischen- Besibungen wieder zu er- -

obern, mit eignen und anderer Jtaliänischen Staaten (worun- ter vorzüglich Sardinien genannt wird) Hülssmitteln zu un- terstúben geneigt is, wird von verschiedenen Seiten gemel- det, und Lord Cochrane will - vielleicht den Erfolg der Be- mühungen des Neapolitanischen Hofs abwarten und sich erst dann zur Annahme eines Kommando’s entschließen, wenn ihm hinreichende Mittel zu Gebote gestellt werden, wo nicht dem Endzwecke Spaniens vollkommen zu entsprechen , doch Feinen seemännischen Ruhm und sein Privatinteresse sicher zu stellen. Hierbei dringt sich aber unwillfkührlich die Frage auf, ob das Englische Kabinet, nach seinen früher ausgespro- henen Prinzipien, die Verwendung fremder Kriegsschiffe unter Spanischer Flagge gegen die unabhängigen Amerikani- schen Staaten gleichgültig ansehen werde, und ob eine aus Spanischen, Neapolitanischen und Sardinischen Schiffen zu- sammengeseßte Flotte als eine Spanische Expedition betrach- tet werden könne.

Rom, 15. April. Der Papst hat am 12ten d. M. den Vatikan verlassen und wieder den Quirinal bezogen.

Am ersten Oster-Feiertage begab sich Se. Heiligkeit nach der Hauptmesse, auf einem Sessel getragen, und unter dem Vortritte des heiligen Kollegiums und der Prälaten, nach der E Loge der St. Peterskirche, und ertheilte von dersel- ben herab der versammelten Menge unter Glockengeläut und dem Donner des Geschüßes den Segen. Abends waren die Façade und die Kuppel der Peterskirche, so wie die Palläste der Kardinäle, des diplomatischen Corps und des Adels,' zur ‘nachträglichen Feier der Krönung des jeßigen Papstes, deren Jahrestag , weil er in die Marterwoche fiel, nicht begangen werden konnte, erleuchtet. Am Abend des zweiten Feiertages wurde die Girandola auf dem Fort St. Angelo abgebrannt.

Am 10ten d. M. ertheilte der Kardinal-Vikar Zurla im Lateran 93 Geistlichen die verschiedenen Grade der priester- "lichen Weihen.

“Der seit dem November v. J. unter dem Schuße des Kardinal-Kämmerlings Galeffi bestehende hiesige Kunstverein, durch welchen eine öffentliche Kunstausstellung in den Sälen ‘des Kapitols veranstaltet worden ist, hat für das laufende Jahr den Herzog von Corchiano zum Präsidenten, Monsig-

nor Medici Spada zum Vice-Präsidenten, den Professor

Minardi zum Secretair und den Herzog Torlonia” zum Schabmeister ernannt. Das Conseil des Vereins, welches aus 30 Mitgliedern, 15 Künstlern und 15 Ehrenmitgliedern besteht, bilden in diesem Jahre die Botschafter von Oester-

reich und Frankreich, Grafen von Lükßow- und von la Ferron- |

nays, die Gesandten von Rußland und Baiern, Fúrst Ga- garin und Baron von Malzen, der Königl. Preußische Mi- nister-Resident Legationsrath Bunsen, die Lords Northampton, Shrewsbury und die bedeutendsten hiesigen Künstler, wie

Thorwaldsen, Camuccini, Horaz Vernet, Catel, Senf, Rit-

tig, Bruni, Gibson, Severn u. st. w.

“Neapel, 6. April. Jm Krater des Vesuv haben sich zwei neue Schlünde gebildet, aus denen er Feuer und v»ulka- nische Stoffe emporwirft. Aus dem Jnnern des Berges Aassen sich- dabei “seit einigen Tagen starke Detonacionen vernehmen.

Ur t.04

Die. Allgemeine Zeitung enthält folgende Korre- ‘spondenz - Mittheilung: „Bur gas (am Schwarzen Meere) 10.-Máärz. Das Personal des Hauptquartiers und die Zahl der hiesigen christlihen Einwohner vermindert sih beinahe

-täglih, da mehrere Offiziere nah Rußland zurückkehren und

neulich sich dreißig Griechische Familien einschisften, die nach Rußland auswandern. Man glaubt , daß ul 30,000 Fa-

milien christlicher Religion, welche den Kriegsschauplaß be-

wohnten und die Rache der Tüèken fürchten, diesem Bei-

/ o lange in der Türkei {üben fann , als seine Armee daselbst teht. Auch die Polnischen Jngenieur-Offiziere, deren 18 zu der Russischen

Armee kommandirt waren , sind nah ihrem Vaterlande zu- rücfgefehrt. Der Königl. Würtembergische Major v. Brecht, der sich mit Ausführung neuer von ihm gemachter Erfindun- gen bei der Artillerie beschäftigt , ‘ist der einzige fremde Of- sizier, der sich noch im Hauptquartiere befindet. Die im hiesigen Hafen stationirte Flotten-Abtheilung wurde dieser Tage durch eine andere aus dem- Schwarzen Meere abgelöst, und erstere kehrte nach der Donau zurück. Von Ödessa fommen immer noch feine Schiffe an, da der dortige Hafen noch auf 30 Werste zugefroren is, wodurch man hier Mangel an weißem Mehl, ‘Kartoffeln 2c. leidet. *) Vor wenigen Tagen fam ein Schif} mit weißem Mehl beladen aus der Krimm hier an, das Pud kostete 20, Rubel Assignate. “Kartoffeln, wovon früher das Pfund 60 Para kostete, sind wirklih nicht mehr zu haben. Nach diesem Preise würde ein Sack Kartoffeln, zu 6 Pud gerechnet, etwa 11 Hol- ländische Dukaten fosten. Bedenfkt maù jedoch, daß in ber Türkei 1 Para so viel ist, wie in Deutsczland 1 Kr., indem eine Tasse schwarzer Kaffee gewöhnlich 2 bis 3 Para, ein irdener ordinairer Pfeifenkopf 2 Para, ein Ofa Wein 6 bis 12 Para fostet, so würde sich der Werth für einen Sack voll Kartoffeln auf 240 Fl. belaufen (circa 44 Holländische Dufka- ten). Für das Militair ist jedoh im Ueberfluß zesorgt, in- dem unermeßliche Magazine von Getreide, ordinairem Mehl, Zwieback, Pelzen, Tuch, Leinwand vorhanden sind, wovon der bei Weitem größere Theil wieder eingeschifft werden muß. Graf Diebitsch läßt regelmäßig Brod an die Armen austhet- len. Ein Tschetwert Gerste kostet nur 4 Rubel Assignaten, was früher 12 Rubel fostete; allein das Heu und Stroh man- gelt gänzlich; ein Pfund Fleisch fostet nur 16 Para. Seit acht Tagen waren hier zwei Feuersbrünste, und man ist froh, daß es jedesmal bei einem Hause blieb, das in Asche gelegt wurde, wäh- rend doch den ganzen Winter kein Brandunglück vorfiel. Der leßte Brand wurde durch Brandstiftung herbeigeführt und traf den reichsten der hiesigen Einwohner, einen Armenier. Er hatte alle scine Schäße beisammen, die man auf 300,000 Piaster schäßt, um mit dem nächsten Schiffe nach Rußland zu ziehen. Allein vou allen diesem konnte diese Familie nur ihr Leben retten. Man weiß nicht, ob Türken oder christli- che Mitbürger diese Schändlichkeit verübten. Zwei Russische daselbst einquartiert gewesene Offiziere verloren auch ‘ihre be- deutende Habseligkeit. Bei den zu Anfange des März statt- gehabteu Stürmen sind viele Schiffe auf dem Schwarzen Meere verunglückt, worunter auch das obenerwähnte mit 30 Familien Auswanderer feyn soll. Ein mit Kaufmannsgütern beladenes Schiff strandete bei Achilo, 3 Stunden von hier. Burgas un- terliegt ohnehin einer Veränderung, indem bald da bald dort

eine Verbrerterung der Hofreut verschwand, die in der Tür-

fei allgemein sind, so daß bereits alle entfernt sind. Viele

Häuser wurden eingerissen, manche ihrer Stüßen be-

raubt, daß sie einstürzten, was aus Mangel an Brennholz

geschah, da man hier. so“ starke Kälte und tiefen Schnee hatte, -als es vielleicht faum in dem südlichen Deutschland

der Fall war. Dabei sind aber die hiesigen Wohnungen sehr

schlecht, sie haben feine Oefen, nur Kamine, und oft diese

nicht. Nur wenige haben Glasfenster, die meisten find uur

Papier, welches die Einquartirung fich selbst machen mußte. Aus Allem diesem mögen Deutsche Offiziere ihren Schluß

machen, welche Beschwerlichkeitèn selbs| ein Winter - Kanton-

nement in der Türkei hat, ohne der Krankheiten zu geden-

ken, welche in diesem Lande herrschen, und der Nachtbeile,

die das Klima, hauptsächlih in Rumelien, auf die fremdeu

Nationen ausübt. Hier im Hauptquartiere ist der Gesund-

heitszustand am besten, was man den desfalls ' getroffenen

strengen Maaßregeln zu verdanken ‘hat; allein von andern

Orten, und hauptsächlich aus den Militair-Spitälern zu Adria-

nopel, lauten die Nachrichten nicht gut, da sogar der Rus:

sische Kommandant zu Adrianopel, General Koblen, von

“der Pest ergriffen wurde, neuern Nachrichten nah aber

gerettet werden wird. Man sagt und hofft allgemein, daß die Armee, so wie es die Witterung erlaubt, “über den Balkan gehen, jenseits desselben ein Lager beziehen und dasetbst ihre Quarantaine halten, sodann aber es Rück- marsch fortseßen werde. An der Donau würden, dieser Sage nah, nur wenige Truppen stehen bleiben. Nachschrift: Morgen geht ein Adjutant von dem General - Feldmarschall nah Konstantinopel, er überbringt zwei goldene mit Diaman-_

*) Nach den von uns mitgetheilten direkten Nachrichten

aus Ódessa war bereits am 19. Febr. die Schiffahrt daselbs wie- der erdffnet. S. Num. 69 der Staats-Zeitung. : "