1830 / 120 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Franfkreicdch.

Paris, 23. April. Der Dauphin wird übermorgen Nachmittag um 4. Uhr diè Reise nach Toulon autreten und das erste Nachtquartier in Fontaizebleau nehme. ,

Man hat hier durch Privatbriefe Nachricht von der Lage der Dinge in Algier vonr 4ten d. M. erhalten. Unter der Bevölkerung herrschte damals die größte Gährung. Der Dey war seines Lebens nicht sicher, und man glaubte, daß die Algierer eine Beschteßung ihrer Stadt um jeden Preis zu verhindern suchen würden.

Der Artifel des Moniteurs, worin vor einigen Tagen

die Ursachen des Krieges mit Algier auseinander geseßt wor- den, soll aus der Feder des Herrn Guernon de Ranville geflossen seyn. Von dem Grasen von Laborde ist übrigens bereits eine Erwiederung darauf erschienen. -

Herr Eugen Destains, Zögling der hiesigen Specialschule der Orientalischen Sprachen, ist als Doimerscher bei der Ex- pedition nach Afrika angestellt worden.

„Es scheint gewiß zu seyn‘/, äußert die Gazette de France, ¿daß der von dem Könige von Spanien gefaßte

Beschluß wegen Abschaffung des Salischen Gese6es niche nur

fúr den König von Neapel, sondern auch für den Infanten Don Carlos ein Geheimniß gewesen ist. Der Französische Botschafter hörte von dem Plane erst am Vorabende vor der Ausführung desselben, und an dem Tage nach der Abferti- gung eines Couriers, wodurch er seinem Hofe von, dem Ge- rúchte Anzeige machte, wurde auch schon die Abschaffung des Salischen Geseßes in den Straßen von Madrid verkündigt. ebt blieb den sämmtlichen Gesandten der Könige und Für- sten aus dem. Hause Bourbon nichts weiter übrig, als gegen diese Maaßregel zu protestiren, und sie haben nicht ge]äumt, solches zu thun.“

Die Gazette de France beruft sich heute auf das Ur- theil zroeier bekannten Publizisten, um zu beweisen, daß ihre Grundsäße und Ansichten früher von denselben Männern ge- theilt worden wären, die selbige jeßt dem Lande verdächtig zu machen suchten. Diese beiden Publizisten sind Herr Benja- min Constant, der Repräsentant der linken Seite, und Herr Royer-Collard, der Repräsentant des linken Centrums. Das Urtheil des Erstern ist aus dessen „Principes de polilique, applicables à tous les Gouvernemens représenlatifs, el

arliculitrement à la charte de 1814” entlehnt und lautet

wörtlich also: „Eine Adresse, welche die Minister für un«z

würdig -des öffentlichen Vertèauens erklärt , ist nichts als ein Rache-Geschrei. Es giebt keinen Gerichtshof, der üer eine solche Erklärung entscheiden könnte. Diese Erklärung ist eine feindselige Handlung ‘ohne ein bestimmtes und nothwendiges Resultat. Diese Erklärung ist drittens ein direkter Ein- griff indie Königl. Prärogative; sie macht dem Fürsten die Freiheit seiner Wahlen streitig. WennZhr dieMinister ans{ul- digt, so sind sie es allein, die Jhr angreift; wenn Jhr sie aber für unwürdig des öffentlichen Vertrauens erklärt, fo wird der Fürst entweder in seinen Absichten oder in seinen Einsichhten beschuldigt, was unter einer ver- fassungsmäßigen Regierung niemals geschehen darf. Das Wesen des Königthums in einer Repräsentativ - Monarchie ist die Unabhängigkeit der ihm zustehenden Wah- len. Man muß dieses Vorrecht daher achten und unange- fochten. lassen. Niemals darf raan dem Königthum das Wahl - Recht streitig machen; die Versammlungen dür- fen sich nicht das Ausschließungs-Recht anmaßen, denn dieses Recht, wenn es hartnäckig geübt wird, schließt zuleßt das Ernennungs-Recht in sih. Man wird mich hoffentlich nicht beschuldigen , daß ih der absoluten Au- torität allzu günstig sey; aber ich verlange , daß das König- thum. mit aller Macht befleidek, mit aller Ehrfurht umgeben _ sey, die ihm zum Heile des Volkes und für die Würde des Thrones nothwendig sind. Eine Erklärung, wie die obige, wird entweder zu einer bedeutungslosen Formel oder in den Händen der Factionen zu einer Waffe.‘ Die Met nung, die Herr Royer-Collard über denselben Gegenstand in der Session von 1817 abgegeben hat, lautet folgendermaßen :- ¿¡Von dem Tage an, wo es. als ausgemacht gilt, daß die Kammer die Minister des Königs zurÜckweisen und ihm _de- ren andere, die ihre ‘eigenen Minister, nicht aber die des Königs sind, aufbürden darf, von diesem Tage an ist es nicht nur um die Charte, sondern um unser Königthum, um jenes ünabhängige, Königthum geschehen, das unsere Väter beshúßt hat und dem allein Frankreich Alles verdankt, was cs jemals an Freiheit und Glück be- sessen, von diesem Tage an haben wir eine Re- publik.‘ „Nach diesen Citatiotien‘/, fügt die Gazette hinzu, „muß es, sollten wir meinen, allen unparteiischen

Männern einleuchten: 1) daß die leßte Adresse unverschämt war; 2) daß sie gegen die verfassungsmäßige Ordnung ver- stieß; 3) daß fie eine wahrhafte Usurpation der Königl. Prä- rogative beabsichtigte; 4) daß, wenn die Wahlmänner die 221 Deputirten, die sie votirt , wiederwählen wollten, sie sich zu Mitschuldigen jenes Usurpations - Versuchs machen und sich jener Unverschämtheit beigesellen würdeu ; 5) daß es alsdann Pflicht des Königthums wäre, sich der Charte zu bedienen, um die Verfassung von den ihr drohenden Gefahren zu ret- ten; 6) daß, wenn das Königthum ein solches Mittel nicht anwendete, sondern seine verfassungsmäßigen Rechte an eine Faction abträte, wir einer unvermeidlichen Republik eutge- gengehen würden ; 7) daß wir unsererseits, weit entfernt, uns auf der Bahn der abfoluten Gewalt zu befinden , vielmehr die wahren Grundsäkze der“ verfassungsmäßigen Regierung, und namentlich die der Charte von 1814, vertheidigen ; end- lich 8) daß allè unsere Meinungen in dem Interesse der Charte begründet sind, wie Ludwig XVUI. sie gegeben, wie Karl K. sie beshwoören hat, und wie der König sie pflicht- máßig und troß aller unverschämten Adressen uud etwanigen Wieder-Ernenuungen gegen die Factionen behaupten muß.“ Der Courrier français âußert: „Es ist endlich Zeit, daß wir aus dem wunderlichen Kreise heraus treten, in welchen das Ministerium die Frage wegen der Befugniß der Wähler einzuschließen sucht. „,,„„Die Kammer‘/““, so sagt man, 77 1,hat durch das Votum der Adresse einen Staatsstreich aus- geführt. Wählen die Wahléollegien dieselben Deputirten, welche die Adresse votirt haben, wieder, so begehen sie eben- falls einen Staatsstreich; und die Krone würde zuleßt den ihrigen ausführen.///‘/ Man hdöre endlich mit solchen Zusam- menstellungen auf; eines Staatsstreichs mächt man sih nur schuldig, wenn man sein Recht und die Geseße übertritt. Hat aber die Kammer ihre Rechte übertreten , wenn sie ihre Ueberzeugung aussprach, wenn sie sagte, was das Land em- pfand? Was ist denn die Adresse anders, als der Ausdruck einer Gesinnung, als die Darlegung der Wahrheit ? Die Kammer hat nur géthan, was die Charte und ihre Privile- gien ihr erlaubten. Wenn die Wahlfollegien die Deputirten in den’ verfassungsmäßigen Formen wählen, fo bleiben sie in den Gränzen des Gesekßkes- und der Charte. Es if abge- schmackt, die Ausübung eines Rechts mit dem Namen eines Staatsstreichs zu belegen. Aber jede Handlung der Krone, die das Geselz überträte, würde als ein Staatsstreich zu betrach- ten seyn, und die Folgeu eines solchen sind Jedermann bekannt.‘ Das Journal des Débats fügt hinzu: „Die Wähler werden sich durch die lächerlihen Spibfindigkeiten der Ga- zette nicht irre führen lassen; sie feinen ihre Rechte und wer- den nicht zugeben, daß man denselben in“ irgend einer Weise zu nahe trete. Das Erkenntniß, das die Wähler-Klasse ín zweiter Instanz durch die Wieder-Ernerinung derselben De-

putirten, welche für die Adresse gestimmt haben, gegen Euch

fällen wird , soll, wie Jhr meint, der Charte- zuwider seyn, und Ihr wollt Euch demselben nicht unterwerfen. Nichts als eitle Prahlerei! Es würde dazu eines Staats- streiches bedürfen, und einen solchen wagt Jhr nicht. Man darf ander Aufrichtigkeit Eurer Worte, nicht aber an der öffentlichen Metiaung und der Weisheit des Königs, zweifeln. Eure Schriftsteller mögen immerhin das Urtheil Derer ver- werfen, die Euch ia erster Jnstanz gerichtet haben; die Ma- jorität, welche die Adresse votirt hat, wird doch stets compe- tent bleiben, und die Deputirten, woraus sie besteht, sind schon jeßt die Candidaten des gesammten Frankreichs.“ Die Französische Akademie hielt gestern Nachmittag eine zweistúndige Sibung, um dem- Marquis" von Lally-Tollendal einen Nachfolger zu wählen. Es fanden nicht weniger als 13 Abstimmungen statt, ohne daß jedoch cine einzige zu ei- nem Resultate führte, und zwar aus. dem Grunde, weil nach dem Reglement der Akademie durchaus die absolute Stim- men-Mehrheit erforderlich ist, um zum Mitgliede gewählt zu werden. Die Zahl der Stimmenden belief sich auf 33; die Vota theilten sich Anfangs zwischen den Herren Pongerville, Cousin, Ancelot, Scribe und Casimir Bonjour ; bei der 13ten Abstimmung aber erhielten die meisten Stimmen die Herren Pongerville und Ancelot , nämlich jener 15, dieser 16; Hr. Cousin, dem Anfangs 9 Stimmen zu: Theil geworden waren, hatte jet nur noch cine Stimme, und statt des 33sten Votums fand sich in der Urne ein leerer Stimmzettel. Da hiernach feiner der Kandidaten die absolute Majorität hatte, so wurde beschlossen, das Wahlgeschäft am nächsten Donnerstage zu er- neuern. Es ist dies das erstemal, daß ein solcher Fall sich im Schooße der Afademie ereignet. A | Am 20. d. hielt der hier- bestehende Verein für univer- selle Statistik seine sechste Monatssizung, in welcher der

| Vicomte Héricart de Thury zum Vice-Präsidenten gewählt

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wurde. Seit der leßten Sißung sind 112 neue Mitglieder aufgenommen worden, wodurh die Gesammtzahl derselben bis auf 517 gestiegen is; unter diescn befinden sich die Her- zôge von Orleans, von Chartres und von Bourbon, die Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg und Paul von Wäür- temberg, 4 Marschälle von Franfreih (Graf: Jourdan, Mar- quis Maison und die Herzöge von Raguja und Reggio), 10 Mitglieder des hiesigen diplomatischen Corps, 16 diessei- tige Botschafter und Gesandten an den sremden Höfen, 51 Pairs von Frankreich, 9 Staats-Minister, 39 Deputirte, 28 Staatsräthe und Nequeten - Meister, 66 Generale ‘und Stabsoffiziere, 57 General - Direktoren, Präfekten und Con- suln, 17 Mitglieder des Jnsticuts und 191 Gelehrte und Literaten.

Die hiesige protestantische Bibel-Gefellschafc hielt in die- Fen Tagen unter dem Vorsiße des Admirals Verhuell ihre jährliche General-Versammlung. Dem darin abgestatteten Berichte gemäß beliefen sich die Einnahmen der Gejellschaft im vorigen Jahre auf 43,000 Fr. Jn dem Zeitraume von 411 Jahren sind von derselben 175,000 Bideln oder Neue Testamente vertheilt worden, eine Anzahl, welche dem Berichterstatter für das Bedürfniß der protestantischen Be- völkerung Frankreichs, roelche er auf drittehalb Millionen ab- schäßte, viel zu gering schienz er erinnerte in dieser Beziehung an die ausgebreitete Wirksamkeit der Bibelgejellschaster in London und in den Vereinigten Staaten von Zèord-Aimerifa.

Auch die Gesellschafc für christlihe Moral hat unter dem Vorsibe des Professor Guizot eine General-Versammlung gehalten. Der Preis von 1000 Fr. für die besce Arbeit über die Grundsäße unddie Organisation der religiösen Freiheit in Frankreich wurde der Abhandlung des hiesigen Advokaten Matchez zuerkannt. - :

Von Julius Klaproth ist eine sehr strenge Kritik der Werke des Englischen Mi}sionairs Morrison über die chine- fische Sprache erschienen; derselbe Gelehrte ist gegenwärtig mit einer ähnlichen Arbeit über Morrison’'s chinesiche Ueber- e des Neuen Testaments beschäfcigt. |

* Der Marquis Maximilian von l'Aubespine, vor der Re- volution Oberst bei den Dragonern, is am 17ten d. M. hier- selbst im 84sten Lebensjahre verstorben. Er war durch jeine Mutter, eine geborne von Béthune-Sully, cin Abkömmling des großen Sully. .

Das Französische Schiff „„Amélie“/, welches am 19ten d., von Calcutta feommend , in Havre eingelaufen is, wollte auf seiner Fahrt bei Terceira landen, um Lebensmittel einzuneh- men, wurde aler durch ein zum Portugiesischen Blofade- Geschwader gehörendes Fahrzeug daran verhindert.

Bricfen aus Port-au-Prénce vom 20. Febr. zufolge, wurden dort Rüstungen gemacht, um auf einen etwanigen Angriff Spaniens, welches bekanntlich den sfilichen Theil des Gebieces dieser Jnsel in Anspruch nimmt, gefaßt zu seyn. Sämmtliche Truppen der Republik waren in Bewegung und marschirten nach den zu ciner Landung geeignetsten Punkten der Küste, an welchen Batterieen errichtet und die in WVer- fall gerathenen Befestigungen wieder hergestellt wurden. Der Präsident wollte sich im Falle eines Angriffs selbst an die Spéike der Truppen stellen. Jene Briefe fügen indessen hin- zu, daß cine Juvasion von Seiten Spaniens nicht wahr- {heinlih sey, da der östliche Theil von Haiti außer dem Ma- hâgoni-Holz an Produkten sehr arm sey.

Großbritanien und JFrland.

London, 23. April. Der Globe sucht die lakonische Zassung der Bülletins über die Gesundheit des Königs da- mit zu rechtfertigen, daß die Aerzte befürchteten , es köunten die Búlletins auch dem erhabeuen Kranken zu Gesicht kom- men und auf diese Weise indirekt zur Vermehrung des Uebels beitragen.

Seitdem der König krank ist, sicht man vor unserer Börse täglich ein ganzes Detaschement von Leuten zu Pferde, die sich bereit halten, als Estafetten oder Couriere nach Do- ver und anderen Orten abzugehen.

¡Die Expedition nach Algier‘/, bemerkt der Courier, „„ver-

ursacht eine Ausrústung, wie wir sie in dieser Zeit des See- Friedens seit 20 Jahren nicht gesehen haben. Es ist jeßt 32 Jahre her, daß die Expedition nah Aegypten unter Buonaparte von Toulon abgesegelt ist, und wird von allen denen, die damals schon einen richtigen Ueberblick von solchen Anstalten hatten, zugegeben, daß die jeßigen ihnen mindestens ganz Ad ommen.“ y

Im Widerspruche mit dem neulich aus dem Courier mit-

getheilten Artikel äußert sih die Morning - Chronicle: ¿Mit Beschämung nur legen wir das Geständniß ab, daß, was religidse Freiheit betrift, die Regierung Englands nur

um einen Schatten liberaler is, als die von Portugal oder Spanien. Gleichen „sich darum etwa die Regierungen în diejer Hinsicht, weil Spanien und Portugal, eben so wie England, eine reiche Klerisei haben? Es scheint in dér That, als fände zwischen reichen Bisthúmern und der Intoleranz cine gewisse Verwandtschaft statt. Schwerlich können wir die Emancipation der Katholiken und die Rücknahme der Test- und Korporations - Akten Beweise von Liberalität üen- nen. Im ersten Falle könnte. man das Zugeständniß der Ka- tholischen Forderungen nicht {änger mehr mit Sicherheit zu- rücfhalten und im zweiten haben die Votirungen des Unrer- hauses darauf hingewiesen, wie stark die Macht der Dissen- ters bei den Wahlen sey. Nur die Judensache wäre eít Probierstein, an detn sich die Liberalität der Regierung nach- weisen ließe, Die Juden sind keinem auswärtigen Potenta- ten Gehorsam schuldig; ihr Glaubensbekenntniß enthält Alles, ivas erforderlich ist, um einen guten Bürger zu konstituiren ; nichts kann eigentlih gegen sie vorgebracht werden , au- ßer daß wir uns lange der Ungerechtigkeit gegen sie \{chul- dig gemacht haben; aber, wiewohl wir als Christen durch unjere Religion dazu verbunden sind, denjenigen zu ver- geben, die uns Unrecht gethan, sind wir jogar darín beharrlih, die Anderen erwiesene Kränkung als eine Be- rechtigung ahzuschen, sie noch mehr fränkfen zu dürfen. Vor den Katholifen hat bei dem Volke immer eine gewisse Furcht stattgesunden , die es jedoch durchaus nicht vor den Juden hegt; diese sieht es als eine friedfertige harmlose Menschenklasse an, Jn Franfkkeih, den Niederlanden, Däne- marf und vielen andern Ländern hat es den wohlthätigsten Erfolg gehabt, daß man freisinniger gegen sie zu Werke ging. Das Volk von England würde, wir sind es überzeugt, seine freudige Zustimmung“ dazu geben, wenn man hier auf gleiche menschenfreundliche Weije gegen sie verführe. Die Anschul- digung des Herrn Goulburn, daß das Volk von Vorurthei- len gegen die Juden erfüllt sey, weist das Publikum von sich zurück; es hege feine Borurtheile über diesen Gegenstand. Es würde in der That ein niedriger und verächtlicher Wunsch seyn, etwas von den alten Verfolgungsgeseßen zurückbehal- ten zu wollen, blos weil die Juden ungestraft verfolgt wer- den Tonnen. :

Dasselbe Blatt sagt: „Wir freuen uns zu verneh- men, daß die Juden mehrere Bittschristen angefertigt haben und diese in einigen Tagen an verschiedenen dentlichen Or- ten zur Unterzeichnung auslegen wollen. Die vornehmsten christlichen Banguiers und Kaufleuce haben mit vieler Be- reitwilligkeit und Vergnügen eine Bittschrift zu Gunsten der Juden ]|chon unterzeichnet.“ i

Unsere Blätter erzählen : „Der jest hier anwesende Ka- pellmeister Hummel hat sich bereits vor 40 Jahren einmal in Engiand befunden und ließ sich damals im zehnten Jahré seines Alters mit großem Beifalle auf dem Dianoforte hören. Sein Op. k. erschien zu London im Jahre 1792 und is der Königin Charlotte gewidmet. Am vorigen Sonnabend wurde der Deutsche Virtuose von Sir George Smart in die Phil- harmonische Gesellschaft eingeführt, wo ebea Mozarts unter den Namen „„Jupiter‘/ bekannte herrliche Symphonie aufge- führt wurde. Ais Sir George nach Beendigung der Musik den beröhinten Komponisten der Gesellschaft vörstellte, brach die ganze Versammlung in die lautesten Beifallsbezeugun- gen aus.‘

Niederlande.

Brüssel, 25. April. Ju der gestrigen Sißung des As- sisenhofes beschloß der Advokat van -Meenen seinen in der Sißung vom 23sten begonnenen Vortrag zur Vertheidigung de Potters, worauf der Advokat Gamond das Plaidoyer des abwesenden Anroalts Blargnies, der die Vertheidigung des Referendar Tielemans übernommen hatte, vorlas. Dem Vernehmen nach, wollen de Potter und Tielemans beim Schlusse der Debatten selbst das Wort ergreifen. e

Hr. David Ragay is zum Schabmeister des Königl. Hauses ernannt worden. A j

Se. Hoheit der Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar befindet sich gegenwärtig mit seiner pa im Haag.

Amsterdam, 24. April. Während der abge- saufenen Woche hat sih der Preis von Obligationen der Hol- ländischen wirklichen Schuld ziemlich fest erhalten ; nur gestern stellte sich etwàs Flauheit ein, und blieben dieselben zu 65ck zu haben; diese Flauheit war bedeutender mit ausgestellter Schuld, welche 2 pCt., und mit Kanzbillets, die 314 Fl. blie- ben; es sollen von leßteren falsche im Umlauf entdeckc seyn, welches vielleicht diese Preis - Erniedrigung veranlaßt hat. Spanische bei Hope sind auf 77 pCt. zurückgegangen, dage- gen haben Englisch - Spanische sich wieder merklich gehoben