1830 / 122 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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»eichnuna im lebten Türkenkriege Ehrenzeichen, Fahnen, Pape «t eng St. Georgen Trompeten mit verschiedenen Fn- schriften und andere Belohnungen erhalten. L ;

: Die Obersten Engelhardt IV., Fedorenfo I, Graf Simo-

nits{ch, Kuteinifo} L, Kolleu 1l., Sievers V., Baron Bol- schwing 1, Buschen und Baron Bollen TIL, find,- in RÚcck- sicht ihrer ausgezeichneten Dienste im lesten Kriege gegen die Türken, zu General - Majoren ernännt worden.

Se. Königl. Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen nahm am Mittwoch vor Seiner (am 20sten d. erfolgten) Abreise von hier zugleich mit Höchstseinera Gefolge, in der evangelisch- lutherischen St. Annenkfirche hierselbst an der öffentlichen Abend- mahlsfeier Theil. Se. Königl. Hoheit hat dem Seelsor- ger der St. Annen -Geraeinde Herrn“ Pastor Rheinbott, einen fostbarcn Brillantring zu verleihen geruhet.

Der evangelische. Bischof und Superintendent von Pom- mern, Dr. Ritschl, ist am 21sten d. von hier nach Berlin bgereiit.

M Der Geheime Rath Durnowo ist zum Oberhofmeister und Vorsißer des Hof-Întendänz-Comtoirs ernannt worden.

Fräulein Olga Borosdin, Baronesse Budberg, die Für- Finnen Maria Chovansky und Anna Sschtscherbatow und Fräulein Maria Bergmann sind zu Hoffräuleins Zhrer Ma- jestät der Kaiserin ernannt worden. R

Madame Anna Milder aus Berlin hatte am ten. d. die hohe Ehre, vor Jhren Kaiserlichen Majestäten zu singen und bet Höchstdenenjelben , so wie bereits in einem etliche Tage vorher gegebenen und von den vornehmsten Personen des Hofs und des diplomatischen Corps besuchten Konzerte, den ausgezeichnetsten Beifall einzuärndten. aatibite, B

Am 21{sten wurde hier die Newa vom Eise befreit und die Bootsfahrt eröffuet. Die Brücken stehen noch nicht.

Nach telegraphischen Nachrichten aus Schtüsselburg vom vorgestrigen Tage geht starkes Eis aus dem Ladoga-See. j

Ein Allerhöchst bestätigtes Gutachten des Reichs-Rathes vom Zten d; M. jest ein Reglement über die der Mahome- danischen Geistlichkeit und Privat - Eigenthümern gehörenden Güter in der Krimm fest. _ i G P

Die S t. Petersburgische Zeitung enthält folgende - Nachrichten -gus Grusien : „Die zwischen dem Flusse Masau und dem {üdöslichen Bergrücken des Kaukasus belegene Ge- geud, welche. von freien Gemeinden dex Lesghinisch - Tschars- ichen Stämme bewohnt wird, gehört zu De, seucast ster und schönsten Gegenden des ganzen transfaufasischen Gebiets. Die fruchtbaren Felder die feiner Düngung bedürsey, die herrlichen. Obstbäume, mannigfaches Gemüse und üppige Re- bengeländer befriedigen alle Bedürfnisse der Einwohner. Ih1 Reichthum besteht in ausgebreiteten Weiden, zahlreichen Heer- den von Pferden und Hornvieh und Maulbeerbäumetii. Wald is in Menge vorhanden, besouders Eichenholz von vorzüglicher Güte ; das Klima ist im Allgemeinen gesund und dem Wechsel. minder unterworfen , welcher die in den Ge- genden jenjeits des Kaufajus herrschenden Krankheiten erzeugt. Einst gehörte dieje einen Theil Kachetiens ausrachende Ge- gend zu Grusien. Die Vorfahren ihrer jebigen Bewohner eroberten sie mit gewassneter Hand. Seit uudenfklichen Zeiten her , angesiedelt in den obern Thálern des Flusses Samur und der drei Arme des Koisu, vermehrten sie sich 0 schr, daß ihre engen Schluchten nicht mehr die ganze Bevölferung zu fassen vermochten, sondern die Nachkommen sich tiefer an- bauen mußten. Ju dieser Lage waren sie gezwungen, Ein- fálle in das benachbarte Kachetien zu machen, und in eben dem Maaße, als ihre Exkursionen ihnen gelangen, erneuerten sie dieselben inimer dfter und verwegener. Endlich vor an: derthaib hundert Jahren, drangen fie in Masse über die \chneebedeckte Bergkette eroberten diesen Theil Kachetiens, unterjochten die Ureinwohner , die noch bis auf den heutigen Tag Grusinisch sprechen und sich zum Theil sogar zum Churi- stenthum bekennen. Das Grusinische Volk, bald von Per- sexn, bald von Türken ‘aufgeregt und durch innere Zwie- tracht zerrüttet, war niht-im Stande, diese gewaltsame “Besiknahme der {önsten Striche seines Landes zu ver- hindern, und die Eroberer, die sih indessen in verschie- dene - Gemeinden theilten , bewahrten ihre Unabhängigkeit und die Unterjochung der Bewohner und der Gegend durch cin allgemeines Schuß - und Trußbündniß. "Jhre Haupt- dôrfer, nämlich: Bälokani, Kachetien, Dshary, Muchaki u. a. legten sie am Fuß der Gebirge an, um die Verbindung mit ihren jenseits der Gebirge zurückgebliebenen Einhdfern zu un- terhalten. Die Verwaltung bildeten Aelteste, die aus der Mitte der Gemeinden erwählt waren, die unterjochte Volfs- flas}se abèr , Jngilo genannt, die ihren Beherrschern éine be- trächtliche Abgabe entrichten mußte, war jeden Stimmen-

die sih auf solhè Weise hinter Alasan festsebkten , blieben bei

“ihrer Lebensweise und ihrer gewöhnlichen Erwerbsart. Ka-

chetien war fortwährend ihren Raubzügen ausgeseßt, und nicht selten drangen sie bis ins Junerste Grusiens. Der Reichthum , den sie durch den Gewerbfleiß “ihrer: unterjochten. Sngilo’s und durch Plünderungen gewannen, gab ihnen das Uebergewicht über sämmtliche benachbarte Bergvölker, und sie behaupteten ihren Einfluß auf selbige, indem sie im Fall der Noth -von den Gebirgs -Lesghiern Hülfe erhielten, die stets- bercit waren, fúr einen mäßigen Sold demjenigen zu dienen, der ihnen sichere Aussicht auf Beute gab. Das durch äußere und innere Unkuhen zerrüttete Grusien bebte vor ihnen, und die gegen sie ausgefandten Truppen des in Asien #6 mächtigen Nadir wurden wiederholentlih von ihuen zurück: geschlagen.‘ :

„Nachdem Grusien unter Rußlands Schuß - getreten war, wagten es jene Lesghier, sich auch- mit unsern Trup- pen zu messen, allein ihrer Mehrzahl ungeachtet wurden sie: von den zur Gränzwache Kachetiens bestimmten Russt- schen -Trupzen beständig geschlagen. Endlich, ini Jahre 1803, während der Verwaltung Grusiens durch den Für- sten Zizianow, nah einer gänzlichen Niederlage bei Belo- fany, durch das unaufhaltsame Vorrücken unserer -Truppeu nach Dshary, dem reichsten und- ansehnlihsten Orte jener Lesghischen Gemeinden , erschreckt, schickten sie die Aeltesten aus dem ganzen Volke mit der Bitte um Gnade ab und er- flárten {ch Rußland unterwürfig. Der Fürst Zizianow ließ diese Abgeordneten den Eid der Treue dem hochieligen Kai- ser Alexander und den hohen Nachfolgern Seiner Majestät leisten , legte ihnen einen Tribut auf und {loß mit thnen: Bedingungen ab, welche ihren Eidschwur noch sicherer stellen sollten. Allein ungeachtet von Seiten der Russischen Regie- rung nichr der mindeste Anlaß zu Mißvérgnügen gegeben wurde, jondern im Gegeneheile die Lesghier verschiedene Abgabenfreiheiten und sogar Unterstüßungen erhielten, unter- ließen sie nicht, sowohl -versteckt als dffentlich, ihr Uebelwol- len zu zeigen und sämmtlich Stipulationen des Traktates zu verleßen, wosür fle dean auch einer wiederholten Wassen- (trafe nicht entgingen und sich gezwungen sahen - ihren Eid der Treue zu erneuern. Ohne alle einzeinen Preben ihrer úübeln Gesinnungen aufzuzählen, begnügen wir uns nur, dar- auf hinzudeuten, daß diese treulosen Stämme den offffenbaretr Feinden Rußlands und den Rebellen eine Freiskatt gewähr- ten, an den Juvasionen der Gebirgsräuber in Kachetien An- theil nahmen , unsere Truppen nicht nur an der Cantonníi- rung in ihrem Gebiete, sondern sogar an dem Durchmarsche durch) selbiges verhinderten und bedrängten, und die von ih-: nen in Sklaverei gehaltenen Christlichen Grusiner in. ihrer freien Religiongübung störten, indem fie ihnen weder Kirchen zu bauen, noch Christliche Geistliche bei. sich aufzunehmen verstatteten; den ausgelegten Tribut zahlten sie nie púnfkt- lich und verweigerten ihn zuleßt gänzlich; während des lel- ten Krieges mit Perfien und der Türkei verdoppelten sie ihre feindlichen Anschläge. Durch dieses Betragen erschöpften sie- endlich die Gedöuld der Regierung und machren fich des vergönnten Vorrechtes, ihre Angelegenheiten selbst zu lei- ten, unwürdig. Daher fand es der Öberbefehlehaber „des abgesonderten Kaukasischen Corps , General - Feldmarschall Graf Paskewitsch Eriwanski für nöthig, nicht länger ihre völlige und unbedingte Unterwersung zu verschiebeu, als das einzige Mittel, die künftige Ruhe in Kachetien zu sichern und dessen Grenzen gegen die räuberischen Einfälle der Kaukasi- schen Horden zu s{hÜtzen, die sich unibehindert in den Dôr- fern der Lesghisch-Tscharschen Gemeinden versammelten und, da ihnen alle Wege über den Kaukasischen Bergrücken offen. standen, mit ihnen gemeinschaftlich Plünderung und Stra- ßenraub begingen. Zu diesem. Ende zog der Graf Pasfe- witsch - Eriwanski, der eine eigene Expedition bestimmt hatte, Truppen in einem Lager. am Flusse Alafan umveit des Klo- sters Stephan Zmindse zusammen, brach mit ihnen am 24. Februar (8. März) auf und führte sie selbst in das Gebiet des Lesghinisch - Tscharschen Stammes. Am 2Wsften (12. März) hatte diese Expedition ihr Ziel völlig erreicht, ohne alles Blut- vergießen von einer oder der andern Seite. Dureh Maaß- regeln, welche vollkommen der Lage der Gemeinden , ihren gegenseitigen Beziehungen unter einander und ihrer Verbin- dung mit den Lesghiern jenseits der Gebirge angemessen wa-

ren, fam der Oberbefehlshaber, vermittelst eines entschlossenen.

und raschen Ausfalles auf ihre bevdölkertsten und reichsten Dörfer, jedem Gedauken eines gegnerischen Widerstandes zuU- vor. Judem ex den Unterwürfigen die Allergnädigste Amne- stie Seiner

rechtes bei Gemeihnde-Angelegenheiten beraubt. Die Lesghier,

er sie alle zu unbedingtem Gehorsam. Demzufolge “be-

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gen behauptet *), daß der Fürst v. Polignac mit

Majestät des Kaisers verkündete und die Wider- spenstigen mit unvermeidlichem Untergange bedrohte, brachte -

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sekten Unsere“ Truppen das Hauptdorf der Gemein- den von Dshary ‘und ihren unzugänglihen Shlupf- winkel Sakataly, der in einem tiefen Hohlwege- zwischen schroffen Felsen oberhalb jenes Dorfes liegt. Gleich hierauf wurden die Aeltesten des Lesghinisch - Tscharschen Stammes versammelt, der Bund-der Gemeinden aufgelöst und, bis zu einer festen Organisation der Verwaltung dieser Gegend, eine interimistische Mékierüns aus Russischen Beamten und den angesehensten Aeltesten aus der Mitte der Eingebornen, un- ter Vorsis des General - Majors Fürsten Bekowitsch - Tscher- fasfy, ernannt. Nachdem der Ober - Befehlshaber hierauf ein vortheilhaftes Lokal zur Anlegung einer Festung ausge- sucht und dém Fürsten Bekowitsch eine hinreichende Anzahl Truppen zurückgelassen hatte, um über die ungesäumte Ein- führung der neuen Ordnung der Dinge und die Dämpfung jeglicher Unordnung zu wachen, kehrte er nach Tiflis zurück und befahl den übrigen Truppen, die an der Expedition An- theil hatten, nah Grusten zurückzukehren.“

¡Die Aufhebung der frühern Verwaltung in dieser Pro- vinz, welche, nah einem vorläufigen Ueberschlage, an 16,000 Höfe zählt, läßt auf eine größere Ausdehnung der Jndustrie in jenem Theile des Kaukasischen Gebietes auf dem linken Ufer des Kur rechnen, da die Handelswege zwischen Tistis und den Provinzen Nufa und Schirwan, welche bisher durch beständige Jnvasionen der Räuber “beunruhigt wurden, jeßt völlig: gesichert sind; die Bearbeitung der Felder und Wein- gárten in Kachetien werden durch. neue Thätigkeit belebt, die niedern Ufer des Kur können mit Leichtigkeit mit Wald be- pflanzt werden, woran es dort mangelt, und das Gebiet von Dshary selbst muß bei einem freien Handelsverkehr, unter dem Einfluß gerechter und milder Geseßbe, in furzem Mittel zur- Erhdhung seines Wohlstandes gewinnen.“

Odessa, 14. April. verneurs von Neu-Rußland hat der Finanz-Minister verord- net, daß die in Odessa gédruckten, so. wie die aus dem Jn- . nern dahin gebrachten Bücher wieder ausgeführt werden dür- fen, ohne daß für selbige Zoll gezahlt oder eine andere For- malität, als die Beibringung eines Certifikates über ihren ein- heimischen Ursprung, zu beobachten ist ; für die in Odessa ge- drucéten Bácher ist nur ein “einziges Certifikat erforderlich.

In a Le: Q,

Paris, 25. April, Der Dauphin hat heute Nachmit- tag die Reise nach Toulon angetreten. Die Herzogin von Berry ist gestern Abend um 6 Uhx von ihrem Schlosse Rosny wieder zur Stadt zurückgekehrt. j

. Der Hof legt morgen die Trauer auf acht Tage für den verstorbenen Großherzog von Hessen au. - Das Journal du Commerce hatte vor einigen Ta- Hervn:. De- ialot, d. h. dem Haupte desjenigen Theils des rechten Cen- trums, der sich zur linken Seite der Kammer hinneigt, in Unterhandlungen stehe; und gestern berichtete eben dieses Blatt, daß. Herr Mestadier, d. h. der Repräsentant derjenigen ‘Par- tei des rechten Centrums, die sich zu der rechten-Seite hält,

mit einigen seiner Kollegen eine Konferenz bei dem Minister

dès Jnnern gehabt habe. Gegen beide Behauptungen prote- stiren jeßt diese Herren. Der Erstere (Herr Delalot) hatte {hon am 2sten folgende ‘anonyme Note in- den Courrier \ran- cais einrúcfen lassen: „Der Artikel des Journal du Com- mercè scheint ohne gründliche Sachkenntuiß abgefaßt zu seyn, und wir werden daher vou Hérrn Delalot ersucht, zu erkiä- ren, daß die in demjelben bezeichneten Deputirten unfähig sind, zu ‘irgend einem den ve:fassungsmäßigén Jnteressen des Lan- des zuwiderlaufenden Vergleiche die Hände zu bieten.‘/ Das Journal du Commerce war am folgenden Tage darüber piquirt, daß, da der Artikel von ihm ausgegangen, Herr De- lalot nicht auch ihm die Berichtigung desselben hatte zuge- hen lassen, und hierauf bezieht sich nun das nachstehende Schreiben, das dieser Deputirte jeßt an tee Blatt gerichtet hat: „Mein Herr, Sie wundern Sich, daß man sih nicht an Jhr Blatt gewandt hat, um ein, seinem ganzen Jnhalte nach falsches Factum zu widerlegen, worauf es Jhnen beliedt hat, die ‘beleidigeßdsten Vermuthun-

*) S. Nr. 116 dér St. Z. Der betreffende Artikel des J ou t- nal du Commerce lautete wörtlich also: „Zwischen den Herren von Polignâe und Delalot hat eine erste Zusammenkunft fiattge- funden; sie hat ‘jedoch zu keinem Resultate e Gleichwohl ist die-Unterhandlung nicht abgebrochen. ‘Es scheint sogar daß man cine Annäherung. beabsichtige. Man glaubt der Majorität der Deputirten-Kammer gewiß zu scyn, wenn man mit demieni-= gen Theile der Versammlung ein Bündniß {ließt, der die Her- ren von Berbis, von Beaumont, Leviste de Montbrignd u. A. als seine Häupter betrachtet. ‘/

Auf Vorstellung des General-Gou-

das gedach-

gen zu gründen. Zwei Dinge mußten Jhnen unser Schwei- en erfláren: das Wesen Jhrer Dein e der harafter meiner ehrenwerthen Freunde, die sich nicht -zu einer’ Rechtfertigung in dieser Beziehung herablassen konnten. Alles, was ich dai für meine eigene Rechnung sagen kann, ist, daß ich seit der Prorogation det Kammer den Fürsten v. Polignac nicht gesehen habe und daher feine Konferenz mit mit ihm haben konnte. Jch* habe die Ehre u. st. w.“/ —- Auf das, was das Journal du Commerce úber Herrn Mestadier gesagt hat (S. d. gestr. Bl. d. St. Z:) antworret dieser Deputirte heute ganz kurz: „M. H. Jch bin weder gestern noch irgend an einem andern Tage zu dem Ministe: des Jnnern oder- zu einem -der: andern Minister berufen worden. Jch habe weder gestern noch an einem andern Tage irgend einer Deputirten - Versammlung weder -im-Minitsterium des Innern noch sonst wo beigewohnt. Jch ersuche Sie oder fordere Sie nöthigenfalls, dem Geseke gemäß, ‘auf, diese Antwort auf den Artikel, worin ih genannt wourde , in die nächste Nummer dês Journal du Commerce einzurücken. Empfangen Sie u. \. w.‘/ Der Drapeau blanc bemerft: „Wir lieben den Aus- spruch eines unjerer Staatsmänner, der, als man ihn fragte: ¿Was würden Sie thun, wenn die Kammer das Budget verweigerte 2‘/ antwortete: Was wir thun würden? Wir würden die Soldaten zu den Deputirten sch{icken, um sich dort ihren Sold zu holen.‘

Der Constitutionnel meldet, ein Pariser Kaufmann, der seit zwölf Jahren eine Patentsteuer von 300 Fr. ent- richte, wodurch der Betrag seiner direkten Steuern die Summe von 500 Fr. Übersteige, habe gestern plößlich die Anzeige er- halten, daß (ungeachtet. sein Handel sich gehoben) seine. Pa- tentsteuer um 250 Fr. ermäßigt worden sey. -

Das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten hat, wie verlautet, diejenigen Französischen Kaufleute, welche in Französischen Häfen Konsuln oder Vice - Konsuln fremder Staaten und zugleich Mitglieder "der Handelsgerichte oder der Munizipal-Kon\eils find , aufgefordert, zwischen den rich- terlichen und administrativen Functionen zu wählen- und eine derselben niederzulegen, da sie miteinander unverträglich seyen.

Die vier Akfademieen des Französischen Jnstituts hielten gestern zum Andenken des Tages, an welchem Ludwig XVIIT. im Jahre 1814 zum erstenmale wieder den Französischen Boden betrat, vor einem sehr fkieinen Auditorium ihre ge- wöhnliche Jahres-Sißkung. Hr. Girard, Mitglied der Afa- demie der Wissenschaften, welcher diesmal den Präsi- dentenstuhl inne hatte, eröffnete die Sißung- mit einer Rede, worin er an die großen-Dienste erinnerte, die das Justitut seit seinem Bestehen den Künsten und Wissenschaften gelei- stet habe. Herr Abel Remusat zeigte an, daß der von dem verstorbenen Grafen von Volney gestiftete Preis Herrn Guido Gôrres in München zu Theil geworden sey. Herr Navier las ein langes und langweiliges Memoire über die Sparkasse. Größere Aufmerksamkeit \henfte die Versamm- lung cinem Bruchstücke aus dem geschichtlichen Gemälde der Griechischen Insurrection, von Lacretelle, Mitgliede der Französischen Afademie,-das dieser mit den lebendig- plten Farben entwarf. Er wurde oftmals von dem lebhafte- sten Beifalle unterbrochen, der bis zur Begeisterung stieg,

als der Redner „. nah der Schilderung der Beate! /Wcanén: die so manrhem Griechen die Märterer-Palme erwarben, des wirksamen Antheils gedachte, den Frankreich an ss vielen gro- ßen und heldenmüthigen Thaten genommen habe, und. daraus - den Schluß zog, daß in seinem Vaterlande der Ruhm , das Genie und die Freiheit unvergänglich wären. Herr: Dureau de Lamalle trug im Namen der Afademie der Jnfschrif- “ten eine Denkschrift „über den Einfluß der Nähe des Men- schen auf die Thiere, seit. dem Anfange der Geschichte bis auf unsere Zeit‘/, vor. Die Afademie der \{chônen Künste hatte diesmal zur Verherrlichung des Tagés keinen Beitrag geliefert. Herr Quatremère de Quincy soll frank seyn.

Die Akademie der Jnschriften und s{chônen Wissenschaf- ten wird in ihrer Sibung vom. 7. Mai sechs neue Mitglie- der für eben so viel erledigte Stellen ernennen.

Das Heer-Geräth der Expeditions-Armee besteht aus 76 Belagerungs - Geschüßen (16- und 24-Pfündern), 8 Berg- Haubißen (12-Pfünderu),- 8 Belagerungs-Haubiben. (8-Pfün- dern), 4 Belagérungs - Batterieen nach dem neuen Muster, 1800 Congreve]chen Raketen , 150 Blöcfkhäusern oder tragba- ren Verschanzungen , jedes für 150 Mann; 8000 Pifen für die Jnfanterie; 12 Mörsern von 12 Zoll; 10 Schmiedeù, 20/000 Hacken und 20,000 Schaufeln. |

Bei der Expedition gegen Algier sind zwei erste Doll- metscher, die Herren Desalle und Girardin, mit dem Range

| von Obersten des Stabes, und vier Dollmetscher zweiter