1830 / 125 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Die Einlösung diefer Obligationen wird zu Michaelis d. J. bei der hiesigen Haupt - Jnstituten- und Kommunal. Kasse, gegen Rückgabe der Obligationen und der dazu gehd- rigen Talons und Coupons, erfolgen.

Merseburg, den 27. April 1830.

Im Auftrage der Königl. Haupt - Verwaltung

der Staats - Schulden. eußische Regierungs - Präsident. iherr v. Brenn.

Der Königl. P

Fre

Zeitungs-Nachrichten. A us la-n-d. Far eid.

Paris, 28. April. Nachdem der Prinz Leopold von Sachsen - Koburg vorgestern Abend von dem Könige. und der Königlichen Familie Abschied genoramen, sind Se. K. H. ge- stern früh nach London zurückgekehrt. Es heißt, daß der

rinz bereits in 14 Tagen wieder hier eintreffen werde, um ih demnächst nah Italien zu begeben und sich in einem der dortigen Häfen nach Griechenland einzuschiffen.

Auf dem Wege nah dem-Junvaliden - Hause, dem der "Kdnig morgen einen Besuch zugedacht hat, werden Se. Ma- jestät bei der Lazaristen - Kapelle anhalten lassen, um an dem “Sarge des Heiligen Vinzenz von Paul Jhre Andacht zu verrichten. |

Die Herzogin von Berry hat heute diese Hauptstadt verlaffen, um ihren erlauchten Aeltern / entgegenzureisen. Shre Königl. Hoheit werden Jhre Sicilianische Majestäten, welche nach der. Neise-Route gestern in Bayonne eingetrof- fen seyn müssen, in Blois erwarten, von wo aus Sie Sich auf einen Tag nach dem Schlosse Chambord begeben wollen. Das Gefolge Ihrer Majestäten besteht aus 116 Personen.

Auch der Maire von Lyon hat eine Befanntmachung erlassen, worin er den Bewohnern dieser Stadt anzeigt, daß der Dauphin, der am 28sten dort eintreffen werde, sich alle Empfangsfcierlichkeiten verbeten habe.

An Toulon war man am 22sten d. mit der Ausrü- ftung der für die Expedition bestimmten Schiffe fertig und hatte dieselben auf die Rhede gebracht. Jm Arsenal, auf den Werften und in den Werkstätten herrichte die tiefste Stille, weil“ die Arbeiter sich guf den Linienschiffen, Fregat- ten, Korvetten und Briggs befanden, welche auf der Rhede ausgebessert wurden, Am Quai des Arsenals lagen noch 30,000 Kugeln, 10,000 Bomben, 15,000 Haubißenkugeln, Laffeten und verschiedenes" anderes Kriegs - Material, das auf den aus Brest, Lorient“ und Nochefort erwarteten Fahrzeu- gen verladen werden sollte. Der Sohn des Fürsten Ponig- towsfy und einer der Söhne des Marschalls Lannes, welche als Freiwillige an der Expedition Theil nehmen werden, wa- ren in Toulon angekommen, wo man auch für den 25sten den Kriegs - Minister erwartete.

“Der Courrier français erblickt in dem neuen Re- glement für angehende Diplomaten eine Verleßung des ersten Und dritten Artikêls der Charte. Jun dem erstern heiße es: ¡dié Franzosen sind vor dem Geseße gleich ;( in dem dritten : ¡Sie sind zu den Civil- und Militair - Aemtern alle in gleichem Maaße befähigt ;// nichts desto weniger seße der Furst von Polignac in jenem Reglement als nothwendige Bedingung zur Aufnahme in die diplomatische Laufbahn fest, daß die Kandidaten, nicht etwa blos eine intellektuelle und moralische „Ausbildung, sondern eit gewisses Vermögen nach- weisen müßten , wobei er sih wohl hüte, das Quantum zu bestimmen, um die reichsten jungen Leute vor den minder reichen begünstigen zu fônnen. Die Gazette de France betrachtet diese Reklamation des Couxrier francais als ei- nen bloßen Scherz; es" gebe, meint sie, einé Menge von Aemtern, die man ohne Vermözen nicht bekleiden könne, als z. B. das Amt eines Richters, eines Auditors beim Staats- Rath oder bei den Gerichtshöfen, eines Rechnungsbeamten U. \. w.; da im Uebrigen alle Franzosen zur Erwerbung von Vermögen qualifizirt wären, so wären sie auch zu allen Aemtern befähigt, wozu es des Vermögens bedürfe.

Die Quotidienne enthielt gestern unter der Rubrik: ‘¡Ueber politische Defectionen‘/ einen Aufsaß, worin sie unter Anderm sagte; „Seitdem das Königthum den Entschluß an- gekündigt hat, seine Vorrechte zu vertheidigèn, sind wir Zeu- gen von Defectionen aller Art gewesen: der uünbefriedigte Ehrgeiz, die verleßte Eigenliebe, die getäuschte Habsucht ha- ben plôdblich ihre bisherigen Grundsäße verläugnet ; Männer, von denen man seither glaubte, daß sie sich ausschließlich dem

Gemeinwohl und der Sorge widmeten, die Gemüther auf- zuflären und ihnen den Wahrheitsspiegel vor die Augen zu halten, geben sich jeßt mit beispielloser Ungeschicklichkeit alle Mühe, der Welt zu zeigen, daß ihr bisheriges dfentliches Leben cine blos aus-CEigennuß gewählte Laufbahn, daß ihre Beredtsamfkeit ein bloßes Mittel, sich emporzuschwingen , daß ihre Anhänglichkeit an ihre Grundsäße nichts als eine Gele- genheitssache, daß ihre Politik ein bloßes Handwerk war. Je- den Wohlgesinnten muß dieses Schauspiel menschlicher Shwä- che tief betrüben ; deun in der That, was liegt der monarchischen Sache daran, daß das Journal des Débats einer Handvoll Mißvergnügter, die sich täglich von einer Meinung zur an- dern hinschleppen, zum Zufluchtsorte und Organe dient ? Was kümmern sich die Liberalen viel darum, wenn Männer, die es múde werden, der Opposition um nichts und wieder nichts zu dienen, sich zuweilen entschließen, zu der Regierung überzutreten? Die Monarchie verliert durch den Wankelmuth eines Agier, Châôteaubriand, Delalot u. A. eben so wenig, als die Revolution durch den Abfall eines Dupin. Wichtiger als dieses ist die Gleichgültigkeit in politischen Dingen, die sch eines Theils der ganzen Gesellschaft bemächtigt hat, und gerade desjenigen Theils, worauf die Regierung bisher am meisten gerechnet hatte, und deren' furhtsamer, unentschlo}ener oder eigennüßiger Charafter durch die beiden Cen- tra -der Kammer repräsentirt wird. Mit diesen Män- nern, die durch ihre persönliche Lage, da sie meistens aus Staatsbeamten bestehen, in die Nothwendigkeit verseßt wor- den sind, sich allen Ansichten der Regierung seit der Wiedek- herstellung der Monarchie anzuschließen, ist es jeßt dahin ge- kommen, daß sie gar keine eigene Meinung mehr haben. Jhre ganze Politik besteht darin, sich der siegenden Partei, weiche sie auch seyn möge, anzuschließen. Sie \ind die wahrenDefections-Männer, und in dem Augenblicke, wo eine neue Kammer gebildet werden soll, fann man Frankreich nicht genug äuf die Gefahren aufmerksam machen, die damit verknüpft seyn würden, wenn es solchen Männern aufs Neue einen wichtigen Antheil an der legislativen Macht anvertrauen wollte. ‘/ Die Gazette de France findet diesen Artikel höchst sonderbar und erwiedert darauf: „Was ist denn eigent- lich die Absicht der Quotidienne? will sie vielleicht das rechte Centrum von den neuen Wahlen ausschließen? Diese Art, dem König und der Sache der Monarchie zu dienen, übersteigt unsere Fassungsfkraft. Zwischen dem rechten und dem linken Centrum der Kammer besteht unbezweifelt eine tiefe Kluft; einige Männer des linken Centrums mögen- dieselbe wohl übersteigen, um sich dex rechten Seite anzuschließen; niemals aber wird das rechte Centrum mit der linken Seite gemein- schaftliche Sache machen. Man darf überdies nicht sämmt- liche Mitglieder des rechten Centrums mit demselben Maaß- stabe messen. Fast alle haben sich in der leßten Sißung bereit gezeigt, die Monarchie zu vertheidigen, und_selbst die min- der Entschlossenen haben zuleßt gegen die Adresse gestimmt. Oder will vielleicht die Quotidtenne durch ihre Behauptung, daß der Wankelmuth der Herren Agier, Châteaubriand und Delalot der Monarchie keinen Verlust zugefügt habe, und daß die cigentliche Defection aus den Deputirten der beiden Centra besteht, die Aufmerksamkeit von Jenen ableiten und. dagegen auf treue Royalisten hinlenken , die sich von den Noyalisten der äußer- sten Rechten nur durch ihren persönlichen Charakter unter- scheiden? Jn unseren Augen giebt es keine andere Defection, als diejenige, die auf einem notorischén Faktum beruht; sie besteht aus den Männern, die sich im Jahre 1827 von einem royalistischen Ministerium losgesagt und, statt der rechten, sich der linken Seite in die Arme geworfen haben. Wär unse- rerseits werden daher auch die Wähler auffordern, vor Allem Royalisten der rechten Seite, dann aber auchRoyalisten des rechten Centrums zu wählen.“/— Dieser neue Zwiefpalt zwischen derAu0- tidienne und der Gazette de France giebt dem Constitutionnel zu folgenden Bemerkungen Anlaß: „Wie müssen denn . die Royalisten beschaffen seyn, wonach unsere Koryphäen des Ro- yalismus gelüstet? Die Quotidienne proskribirt jeßt sogar das rechte Centrum. Was für Rekruten wollen die Retter der Monarchie denn anwerben, um- sich den Sieg zu ver- schaffen? Die Majorität von 1815 wird ihnen zuleßt noch nicht einmal genügen. Die Spißkfköpfe (Ultra-Royalisten) allein’ haben politische und religidjse Energie; sie sind die wahren Freunde des Thrones und Altars. Die Gazette selbst erstaunt über dieses crescendo an Eifer ‘und Jnbrunst und erflärt, daß ein- solches Uebermaaß von Muth eines Strei- ters für die Kirche ihr bis jeßt noch nicht vorgekommen sey.“

Der Constitutionnel meint, es wäre besser gewesen,

das Geld, was der silberne Kasten für die Reliquien des

heiligen Vinzenz von Paul gekostet habe, unter die Armen zu vertheilen. Die Gazette de France erinnert ihn dar:

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an, wie Judas dieselbe Aeußerung gethan, als Maria Mag- |

dalena die Füße des Heilandes mit fkostbarem Oele gesalbt habe, und wie der Evangelisk behaupte, Judas habe sich nicht also geäußert, aus Mitkeid für die Armen, sondern weil er ein Dieb gewestn. „„Wir wissen nicht (schließt die Gazette), ob Judas, wenn er heutzutage lebte, die Ansichten des Constitutionnel, oder ob dieser die Ansichten des Judas haben würde.“ : s

Das Tribunal hat heute Vormittag die Forderungen der Herren Haber und Wertheimber an Herrn Aguado *) abge- wiesen und Erstere in solidum zu 25,000 Fr. Entschädigung verurtheilt. : L d A

Vorgestern verurtheilten die hiesigen Assisen. einen jun- gen Männ von 25 Jahren, Namens Hippolyt Raynal, we- gen Einbruchs und versuchten Diebstahls, zu 6bjähriger Ga- leerenstrafe und -zum Pranger. Der Verurtheilte, der be- reits eines früheren Diebstahls wegen 5 Jahre in der Straf- anstalt zu Poissy gesessen hatte, ist nicht ohne Bildung und hat sogar einige gute Gedichte gemacht. Unter den Zeugen bei diesem ‘Prozesse befand sich auch Béranger, an den der

- Verurcheilte sich früher um Unterstüßung gewendet hatte.

Béxanger erflärte, daß der junge Mann, in dessen Briefen und Gedichten sich Phantasie und Gefühl ausspreche, seine Theilnahme erwècket habe, daß aber die Ermahnungen zur Besserung, die er an ihn gerichtet, erfolglos gewesen seyen. Als der Präsident des Gerichtshoses Béranger nach Namen und Stand “fragte, antwortete dieser: „Jch heiße Béranger, vin bald 52 Jahr alt und Liederdichter.“/ Der Präsident : „Sie wollen sagen, Literat.“ Béranger, lächelnd : „Nein, 1D Bil Liebert /

Der ‘bekannte Verfasser der Denkschrift an den Kdnig, Herr Madrölle, will dem Constitutionnel einen Prozeß machen, weil dieser ihm die Ansicht unterlegt , daß, während die Ver- werfung des Budgets in Frankreich ein Verbrechen, sie für ‘die katholischen Belgier eine Pflicht sey.

Der Redacteur und Drucker des in Toulouse erscheinen- den Blattes, „la France méridionale‘/, welche wegen der Aufnahme des „„Franfkreih und die Bourbonen im Jahre 4830// übetschriebenen Artikels des hiesigen Globe, vom Kö- nigl. Prokurator gerichtlih belangt worden wären, sind von dem dortigen Zucht - Polizei - Gerichte frei gesprochen worden.

Der frühere Privat -Secretair des Grafen von Villèle, Herr von RNaineville, ist in die Liste der ordentlichen Staats- rôthe, von der er gestrihen war, wieder“ eingetragen worden. : Jn der Gazette wird es gerügt, daß der Direktor eines Königl. Theaters, des Odeon, der diese Stelle als Begünsti- gung vor mehreren royalistischen Mitbewerbern erhalten und vom Könige größere Geldzuschüsse bekommen habe, als-alle seine Vorgänger , sich dennoch unterfange, von dem Schrift- teller Fontan, der wegen einer Schmähschrift auf den- Kô- nig von den Gerichten verurtheilt worden sey, ein Stück an- zunehmen und es für seine Bühne einstudiren zu lassen.

Der Französische Fregatten - Capitain NRigadit ist am 25. Mâärz als Parlementair in Algier gewesen, hat eine Tange Unterredung mit dem Dey gehabt und ist dann eilig nach Tunis abgegangen.

Um zu beweisen, wie unausführbar der Plan sey, das Gebiet der E später dem Pascha von Aegypten zur Civilisirung zu übergeben, bemerkt der Temps, daß Algier von Kairo 104 Lieues weiter entfernt sey „. als Paris von Konstantinopel; der Landweg zwischen den ersteren beiden Städten betrage 860 Lieues, während der Weg durch Spanien und úber- Gibraltar nach Algier nur 580 Lieues lang sey:. Zur Sée sey Algier von Kairo 600 Lieues, ‘von der Súdküste Frankreichs aber nur 160 Lieues entfernt.

Von der hier erschienenen Französischen Uebersezung der Memoiren des Lord Byron, von Thomas Moore, sind für die Privat - Bibliothek des Königs 15 Exemplare angekguft worden.

Der Graf von Saldanha protestirt in einem Schreiben an den Redacteur des Constitutionnel gegen einen Artiëel des Drapeau blanc, worin behauptet wurde, daß der Graf und ieine Freunde es lieber sehen würden, wenn statt des Mar- uis von Palmella jeder Andere, ja sel Dom Miguel, an der Spike einer zu errichtenden Regentschaft im Namen der Rödnigin Donna Maria stände. General Saldanha erklärt, daß er und. seine Freunde stets bereit seyen, den Gewaltha- vel zu bekämpfen, welchen Anführer ihnen auch der Vater und Vormund der rechtmäßigen Königin geben möge.

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“dos 9 ‘ige der Staats - Zei | Simi pt vorgestrige Blatt der Staats - Zeitung, Artikel

Der Abbé de Pradt befindet sich gegenwärtig auf seineur Landgute in der Auvergne, wohin auch der Graf von Mont- losier und der General Becker, Pair von Frankreich, zurüct- gekehrt sind. :

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Großbritanien und Jrland,

Parlaments-Verhandlungen. Der Ankündigung gemäß nahmen am 26. Aptil die Sißungen des Parlaments wieder ihren Anfang. Jm Oberhause wurde zuvörderst eine große Anzahl von Bittschriften überreicht; unter densei- ben befand sich eine von einem ehemals katholischen Priester, der zur protestantischen Kirche übergegangen war und um Unterstüßung für sich und für viele seiner ehemaligen Amts- Brüder nachsuchte, die, wie er anführte, eben so bereit wären, wie er, die Jrrthümer der fatholischen Kirche abzuschwören, wenn ihnen der Stäat ein Ausfommen sicherte. Graf von Mountcashel, der die Bittschrift übberreichte, fügte hinzu, daß jeder fatholische Priester bei seiner Konversion, ipso facto, ein Geistlicher der Englischen Kirche werde und darum ün! der That, wie auch ein altes Gesebß es autorisirte, vom Staate eine Bonification erhalten sollte. Graf v. Limerik erklärte fich mit Eifer gegen jede Geld-Unterstüßung von Konvertiten, was nichts Anderes heiße, als die Menschen dem einen Glau- ben zu Gunsten des anderen abfaufen, und sey er auch úber- zeugt, daß alle auf diese Weise bisher gemachten Konvertiten für die eine Kirche ein eben so erfreulicher Verlust jeyen,- als fle der andern zur Schande gereichten: Lord Mountcashel bemerkte darauf, die Unterstüßung, welche in Gemäßheit einer Afte der Königin ‘Anna bewilligt werde, betrage jährlich nur 30 Pfd. und dies scy wohl ein zu geringer Gegenstand, um es eine Bestechung zu solchem Zwecke zu nennen, Lord Holland äußerte, es dürfe eine solche Bittschrift im Oberhause gar nicht angenommen werden, da sie eine Geld-Bewilligung nachsuche. „Edle Lords‘/, fügte er hinzu, „mögen solchen Konvertiten in Gottes Namen eine Pfarre geben, roenn sie es für recht finden und sie, wohl zu merfen, ein Patronat dazu besißen, allein der Bewilligung öffentlicher Gelder muß ich michs ausdrücklih widerseben. Auch Graf von Roßlyn meinte*, die Bittschrift sey, da sie eine Geldbewilligung nachsuche und außerdem formwidrig ab- gefaßt sey, unregelmäßig zu nennen. Graf von Mount- ca shel jah sih dadurch veranlaßt, die Petition zurückzuneh- men, und kündigte darguf an, daß er am nächsten Dienstage, bei Ueberreichung der in Cork abgefaßten Bittschrift, auf eine Reform der bestehenden Kirche antragen werde, “und zwar nicht blos der Kirche Jrlands , sondern der des ganzen Ver- einigten Königreiches. Die zweite Lesung der Bill wegett Uebertragung des" Wahlrechts von East-Retford wurde sodann in Antrag gebracht. Man schritt zunächst zur Zeugen-Abhs- rung und war damit noch beschäftigt, als man die Fortseßung der Debatte auf die nächste Sißung (27. April) vertagte.

Im Unterhauje leisteten mehrere neugewählte Mitglieder den Eid und nahmen ihre Sitze ein. Viele Bitt- \christen wurden eingereicht, in welchen um gänzliche Ab- schaffung der Todesstrafe auf Fälschung nachgesucht wurde. Herr B rougham gab seine Freude barer zu erkennen, daß selb| Banquiers und andere Geschäftsleutè, die viel mit Pa- piergeld und Wechsel zu thun hätten, von dem Jrrthuüme zu- rückgekommen wären, daß die - Todesstrafe nothwendig sey, um Fälschungen zu verhüten. Im Gegentheile hätten diese Herren sich überzeugt, daß eben, weil die Strafe zu streng sey und deshalb selten zur Ausführung komme, das Verbre- chen der Fälschung dadurch noch einen Vorschub erhalte. Er frage darum auch den sehr ehrenwerthen Herrn (Peel), ob derjelbe nicht die Debatte über die von ihm ins Parla- ment gebrachte Bill wegen Beskrafung von Fälschuagen noch ausseben wolle, damit man vorher alle eben noch vorbereite- ten Bittschriften, ‘von denen er selbst eine wichtige überrei- chen werde, kennen lerne. Herr Peel zeigte sich bereitwik- lig, diesem Wunsche Genüge zu leisten; die “zweite Lesung, meinte er, solle vorher geschehen, während man die Debatte noch, jedoch hôchstens auf 14 Tage, verschieben könne. . Sir J. Mackinto sh bemerkte darauf ausdrücklich, keiù Mitglied - solle, indem es der zweiten Lesung sih nit * widersebe, daduth an das Prinzip . der Bill, “welche die Todes? strafe in ‘gewissen Fällen noch bestehen lasse, gebunden seyn. Hexr Planta überreichte eine Bittschrift der Bürger und des Magistrats von Kingston, worin um Abschaffung der Todes- strafe auf alle’ Verbrechen gegen das Eigenthum (Diebstahl u. s. w.) angetragen wurde. Der Ueberreicher unterstüßte den Antrag sehr warm, indem er die Meinung aussprach, daß die Gesebes - Strenge Großbritaniens eines christlichen