1830 / 128 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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haben nur 8,10. bis höchstens 20: Pfd. Cocoûs auf ein Loth Grains. erhalten. Der Grund davon dürfte nicht sowehl in der schlechten Beschafsenheit der. Grains oder in der ungün- stigén Witterung, als. darin zu suchen seyn, daß die Seiden- bauer den ihnen zu Gebote stehenden oft nur sehr geringen Vorrath von Maulbeerbauinblättern úberschäßen und so. viele Grains auslegen, daß sie die Menge von Seidenraupen nicht ernähren. fönnen; das hat fun den doppelten Nachtheil, daß sie Zeit und Mühe vergeblih verwenden und noch weniger Cocons gewinnen als fie eigentlich gewinnen fönnten, weil der Vorrath von jungen Blättern- für die Masse der jungeu Brut zu stark angegriffen worden ist. Es ist zweckmäßig, dagegen zu „warnen. | 1 ; Uebrigens würde der, Seidenbau viel umfassender betrie- ben werden und. däs Ergebniß viel größer jeyn, wenn es nicht zu sehr an alten laubbaren Mauibeerbäumen und an een fehlte. Jhre-Anpflanzung kann daßer nicht genug em- pfohlen werden. 2 E Das Ministerium der Geisilichen, Schul- und Medizi- nal-Angelegenheiten. hat dur Bewilligung von Unterstüßun- gen für die Schullehrer zu Anlegung von Seidenbau-Stuben diese Sache wesentlich gefördert; die Regierungen haben allen Schullehrern, die fich darum beworben, junge Maulbeerbaum- Pflänzlinge unentgeltlich verabfoigt ivodurch das Wieder- Auileben des. Seidenbaues wesentüch befördert worden isk. Noch ist zu bemerken, daß von den 165 Seidenbauern des Jahres 1829 dem Schullehrer-Stande 138 angehören, JRas das Haspeln der: Cocons betrifft, so ist bei weitem die meiste Seide auf dem bisher üblichen Haspe! gehaspelt worden; nur der Regierungsrath von Türk hat sich in Gli- nie des Mailändischen Haspels bedient; der Rechunngs-

Rath-Haupt ebenfails eines besser konstruirten Haspels und ;

der Schullehrer Lorenz in Klaushagen eines von ihm selbst erfundenen Haspels von zweckmäßiger Einr:chtang.

Die Preise der Seide waren verschieden, von 4 Rthlv. bis zu 5 Nthlr. 225 Sgr., indessen seibst fúr die beste Seide um. 13 pCt.-niedriger, als im Jahre 1828; Folge- der gejun- fenen Preije der Jtaliänischen Seide. :

_ Vergleicht- man das Jahr 1829 mit dem Jahre 1828, so ergiebt sich folgendes Resultat : Sm Jahre 1828 wgren Seidenbauer Im Jahre 1829 G also 1829 mehr Im Jahre 1828 wurden Cocons erzeugt Im Jahre 1829

14,456 Pfd.. 10,496 Pfd.

E E B E T N R E U TEIEZ A

also 1829 weniger . . . 3,960 Pfd. Diese bedeutende Verminderung des Ertrags der Sei- den-Aerndte hat ihren Grund wohl vorzüglich in der ungún- stigen , falten und feuchten Witterung des Jahres 1829 zur Zeit des Seidenbaues. Anfangs fehlte es, wegen später Nachtfröste, an Futter für. die junge Brut später fiel fast úberall Honigthau, der mehr als die Hälfte der Blätter unbrauchbar machte. Ereignisse, welche die Seidenbauer- war-

nen sollten, bei ihrer Berechnung nicht den größtmöglichsten |

Blätter-Ertrag, sondern nur die Hälfte desselben zum-Grunde zu legenz sie laufen sonst für jeßt, ws9 ‘es noch so fehr an laubbaren Bäumen fehlt, Gefahr, den Ertrag des Seiden- baues jedes Jahr abnehmen zu schen: und selb einen Theil ihrer Maulbzerbäume cinzubüßen. Was die ‘Anpflanzung von Maulbeerbäumen betrisst, #o hat - die Königliche Landes - Baumschule im Jahre 1829 an Sámlingen : a) verkauft . 11,069 Stück. b) ausgepflanzt 4,000 Aus den Pflanzungen - des - Regierungsraths von Türk in Klein -Glinicfe sind -im Laufe des Jahres 1329 a) von 1, 2 und Zjährigen Pslänzlingen nach mehreren Provinzen des Staates versandt worden 36,100 Stück. b) an 8jährigen hochstämmigen Bäumen . 680 7 P E) Ueberhaupt 36,780 Stück. Ausgepflanzt für die Baumschule wurden. . . 10,000 - Angepflanzt an hochstämmnigen Bäurnen 1) aus Pavía - | N 2) von den Cevennen 3) aus der Provinz | GEAEA T ZE E A C LIAE E E 440 Stück.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

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Außerdem sind in der Provinz Brandenburg ati vielen eit? zelnen Orten Aussaaten gemacht worden , deren Betrag aber

nicht genau angegeben werden kann.

Im Allgemeinen hat also der Seidenbau einen guten

Fortgang gehabt, und nah Verlauf einiger Jahre wird es'

nicht mehr so sehr, wie jeßt, an Futter sür die Seidenwür- mer fehlen.

Uebrigens darf hier nicht unbemerkt bleiben , daß dieje- nigen Seiden - Fabrikanten Berlins, welche in der Regel die größte Menge von Land - Seide ankaufen , einstimmig über das schlechte, ungleiche und zuweilen sogar unredliche as peln der Land.- Seide klagen und dadurch, nach_ ihrer sicherung, im Jahre 1829 nicht unbedeutenden Verlust gehabt haben. Dies schadet dem Absah der Land Seide. Ju Jta- lien haëpelt nicht leicht ein Seidenbauer die gewonnenen: Co-

| cous selbst; er verkauft sie an die Besißer einer Filanda, wb die Spinnerinnen unter gehöriger Aufsicht die Seide haspeln,

und wo die Seide sogleich- auch moullinirt wird. Es ist zu wünschen, daß es bei uns-mit der Zeit eben so gehalten wer- den möge, d. h. daß die Seidenbauer ihre Cocons nicht mehr selbst haspeln, sondern an größere, wohl eingerichtete Haspel-

Anstalten verkaufen. 57.

Königliche Schauspiele.

Sonnabend, -8. Mai.” Jm Schauspieihause: Das leßte |

Nittel „- Lustspiel in 4 Abtheilungen, voy Frau v. _Weißen- thurn. (Hr. Kettel: Baron von Gluthen, als Gastrolle.) Hierauf: Der Secretair und der Koch, Lustspiel in 1 Aft, von C. Blum. (Hr. Kettel: Blasebalg.)

Sonntag, 9. April. Jm Opernhause: Die Gouvernante, Lustspiel in 1 Aft. Hierauf: Die neue Amazone, Feen-Bal- let in Z Abtheilungen, von Taglioni.

5m Schauspielhause: 1) Le fondé de pouvoirs, vaude- ville en 1 acte. 2) Maálvina, drame-vaudeville en 2 actes, par Seribe.

Der Anfang dieser Französischen Vorstellung ist um 7 Uhr, die Kasse wird um 6 Uhr. geöffnet.

Ju Potsdam: Wer trägt die Schuld? Lustspiel in 1 Aft. Hierauf: Thema mit Variationen, aus der Oper: „Der aurer‘, vorgetragen von Ernst Eichhorn 75 Jahr alt und Eduard Lichhorn 6 Jahr alt.- Dann: Der Degen, drama- tischer Scherz in 2 Abtheilungen. Und: Trio für ‘Violine von Kreuber, vorgetragen von Ernst Eichhorn, Eduard Eich- horn und deren Vater , dem Herzogl. Koburgischen Hofmu- sifus, Hrn. Eichhorn. Zum Schluß: Der Plabregen als Cheprokuvator , dramatisirte Anekdote in 2 Abtheilungen.

_ Königsstädtisches Theater. Sonnabend, 8. Mai. Der Wahn und seine Schrecken, Melodrama in 4 Akten. s ; Sonntag, 9. Mai. Aschenbrödel, fomische Oper in 2 Aften ; Musik von Rossini.

BEr41ne t. B 0.7.86. Den 7. Mai 1830. Amill. Fonds - and Geld-Cours-Zettel. (Preufss. Cour.) f [rief | Geld. 106 1065| 1072 |1061 104 [103

104 [103 103

|Zf. \téruet Geld. h

As d 1015 1015 o S c. Engl. Anl-18! 5 [105 JIKur- u. Neum. do. Pre Engl. Anl. 22] 5 [1958-4 ISchlêsische do. Kurm. Öb m.l.C. 1015 [1007 [Pomm. Dom. do. Neum.Tai.Sch.d 1012 11002 HPlürk. - do: do. Berl. Stadt-Ob. 1022 [1023 JOslpr_ do. do. Königsbg. do. 992 | |JRkst. C. dK. u.N. Elbinger do. 1025 | —-Z.-Sch, d. Ku: N. Danz. do. in TH. 39L f Weslpr. Pfdb.A. 1022 [102 oll. vollw. Duc. dito dito B.|“4 [1025 [102 Neue dito Grosshz.Pos. do.| 4 [1034 11027 fFriedrichsd’or . Ostpnr. Plandbrf. 102- [1015 [Disconto . .…. «

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Auswärtige Börsen. Hamburg, 5, Mai.

Oesterr. 5proec: Metall. 402. * 4proc. 975. Part.-Oblig. 1394- Bank - Actien 1373. Russ, Eng]. Anl. 4097. Russ. Ant. {famb. Cert. 1044. Dän. 737. Poln. pr. ‘31: Mai 132. Engl. Neap. 953. Falc. 905. L va

Redacteur F ohn. Mitredacteur Co ttel.

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Preußishe Staats-Zeitung.

Me 128.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages. | Des Königs Majestät haben den bisherigen außerordent-

ichen Professor in der philojophischen Fakultät der Universi-

xât zu Bonn, Dr. Friedrich Dieß, zum ordentlichen Pro- Fessor in der gedachten Fafultät zu ernennen und die für ihn ausgefertigte Bestallung AllerhöchjiSelbst zu vollziehen geruhet.

Bekanntmachung.

S “Jin Folge einer mit der Kaiserlich Oesterreichischen und.

Königlich Sächsischen Ober - Postbehörde getroffenen Vereini- gung wird , außer der wöchentlih zweimal zwischen Ber- lin, Dresden, Tepliß und Prag coursirenden Schnell- post, für die Sommerzeit, vom 1. Juni bis 5: Sept., eine dritte Schnellpostfahrt zwischen diesen Orten eingerichtet werden. Der Gang- der alsdann wöchentlich dreimal éour-

firenden Posten wird vom gedachten Termine an folgetider sêyn ? -

aus Berlin: Montag, Donnerstag und Sonnabend 6 Uhr

:in Sécoven : Dienstag, Freitag. und Sonntag 77 Uhr früh,

aus Dresden: Dienstag, Freitag und Sonntag 11 Uhr Vor- mittags 2

durch Teplib: ‘Dienstag, Freitag und Sonntag 7 bis 8 Uhr Abends ;

än Prag: Mittwoch, Sonnabend und Montag 7 Uhr früh,

aus Pra! Mittwoh, Sonnabend und Montag 5 Uhr

) ends ; j in Wien : Freitag, Montag ues Mittwoch 5 Uhr früh, Ó i : Fur :

aus Wien: Dienstag 6 Uhr früh, Donnerstag und Sonn-

| abend 97 Uhr Abends,

án Prag: Mittwoch 7 Uhr Abends, Sonnabend und

Tontag 19 Uhr Vormittags, i aus Prag: Donnerstag, Sonnabend und Montag 6 Uhr durch üb lib: Freitag, Sonntag und Dienstag 4—5 Uhr 42e As,

‘in Dresden: Freitag, Sonntag und Dienstag 2 Uhr Nachmittags, /

aus D E Freitag, Sonntag und Dienstag 6 Uhr

i ends, ; i

in Berlin: Sonnabend, Montag und Mittwoch 8 Uhr Abends. 7 3

“Das Personengeld beträgt :

1) zwischen Berlin und Dresden, 284 Meile, 9 Rthlr. 23 Sgr. 9 Pf. Preuß. Cour. ; 9) zwischen Dresden und Teplib, 85 Meile, 2 Rthir. 23 gGr. Sächsisch Cour. ; i Z) zwischen Tepliß und Prag, 12 Meile, S Fl. 46 Xr, oder 3 Rthlr. 20 gGr. 3 Pf. Sächsisch Cour: ; 4) zwischen Prag und Wien, 423 Meile, 17 Fl. 53 Xr. oder 11 Rthlr. 22 gGr. 3 Pf. Sächsisch Cour. Zwischen Berlin und Dresden fann jéder Reisende 30 Pfund Gepäck frei mit sih führen. - Zwischen Dresden, Teplib, Prag und Wien sind 50 Pfd. Gepäck frei; jedoch dürfen ‘davon auf dem Eilwagen nur 20 Pfund mitgenommen werden. Die übrigen 30 Pfund werden mit dem Brancardwagen: nachgesendet. Die exste neue Somimerpost wird den 5. Juni aus: Ber-- lin ‘und an demselben Tage äus Prag abgefertigt. werden. Berlin, den 6. Mai 1830. j Der General - Postmeister. Nagle-r. i

j Angekommen: Der Kaiserl. Russische Ober h i- losphow- als Courier von. St. Petersburg. R ms

Berlin, Sonntag den 9ten Mai

machen.

1830.

Abgereist: Der General-Major und Chef des Gene- ‘ralstabes des fünsten Armee-Corps, ‘von Die e Do.

Zeitungs-Nachrichten. AuUuU Ll: 4 d

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Paris, 1. Mai. Gestern arbeiteten Se. Majestät mi dem Präsidenten des Minister - Rathes. L

Ais der König vorgestern in dem Lazaristen - Klöster an- langte, wurde er bei dem Eingange in die: Kapelle des hei- ligen Véinzenz von Paul von dem Erzbischofe von Paris - und seinen General -Vikarien, so wie oon dem General - Su- perior der Lazaristen, Hrn. von-Wailly, und den Missions- Priestern empfangen. Auf die Bewillkommnuhgs - Rede des Erzbischofs erwiederten Se. Maj.: „„Mein Herr Erzbischof, indem Jch die Reliquien eines heiligen Priesters anzubeten komme, ver der Menschheit so werth war, wünsche Jch vor- züglich dur seine Fürbitte das Glück Meiner Völker zu be- fördern : vertrauensvoll werde Jch ihn darum angehen, daß er Gott diesen heißesten Wunsch Meines Herzens vortrage, und Jch zweifle nicht, daß seine Bicten in Erfüllung gehen werden.“

Der Dauphin ist gm 27sten v. M. Abends in Moulins eingetrofsen und hat am folgenden Morgen um 3 Uhr seine Reije nah Lyon fortgesetzt.

Die Gazette de France giebt heute das nachstehende Resumé ihrer, wie sie sich äußert, unbestreitbaren politi- schen Grundsäße: *) 1) Nach der Charte, wie nah der Ver- nunft, wohnt in dem Könige die Souverainität. 2) Die Kammern existiren, als Regierungs - Formen, blos für den König, damit dieser mittelst derselben die Souverginität aus- übe; sie sind also verpflichtet , in den ihnen angewiesenen Gränzen, zu der Verwaltung mitzuwirken. 3) Die Wähler existiren keinesweges in Folge cines den Franzosen zuerkänn- ten Rechts, sondern weil die Regierung, wenn sie einer De- putirten - Kammer bedarf, auch der Wähler zur Bildung ei-- ner solchen benöthigt ist. Die Wähler sind daher blos die Mittel zu einem Regierungs - Mittel und müssen solche De- putirte ernennen. die mitwirken, wenn ihre Existenz nicht aufhôren soll. 4) Der König hat, als Staats - Oberhaupt, nach der Charte das Recht und die Macht, die der Ver- fassung etwa zugefügten Verleßungen wieder gut zu iachen. 5) Die Wahlen können nichr als Maaßstab für- die Richtung der Regierung dienen, da diese Rich- tung, vielmehr von dem Könige ausgeht. Die - Wahl des Verwaltungs - Systems und die Leitung der öffentlichen - Angelegenheiten sind Attribute der Souverainität. Die Sous- verainität fan also nicht von den Wahlen ausgehen, da diess vielmehr von dem Könige kommen, der die Charte gegeben + hat und der Wähler bedarf; der, da es ihm frei- steht, die Kammer, so oft er will, aufzulösen, auch: die“

- Wahlen, so. oft er will, null und nichtig machen kann z-

der, gleichwie er das Wahl-Geseß gegeben, dasselbe auch wie- der verändern fann; der in der Charte alle benöthigte Mit-- tel findet, die von derselben abweichenden Elemente auf. die. Bahn der Verfassung zurückzuführen. 6) Weit entfernt, daß die Resultate der Wahlen für den König obligatorisch wären, - hat der König vielmehr Über diese Resultate zu richten und das Wahl -Geseß entweder beizubehalten oder zu verbessern, je nachdem jene Wahlen Elemente der Ordnung oder der Un-

,_*) Die Ansichten der Quotidienne Úber die Souveraini= A haben? wix bereits im vorgestrigen Blatte der St. Z._ cheilt. A G