1830 / 145 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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- ganz besondere Wichtigkeit auf. die Bittschriften der

Stádten gegen die Katholiken eingekommenen ‘Petitio- nen trugen úbrigens ganz andere Unterschriften, als

Unterschied zwischen den Bittschriften dieses und des vorigen

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darauf: abe dem Hause die Bittschrift der Kaufleute, Ga IE B anderer Einwohner der Tity von London zu überreichen , die sämmtlih darum nachsuchen, daß man den Juden gleiche bürgerliche Rechte mit allen übri- gen Britischen Unterthanen ertheile, und becile ih mi, die besondere Aufmerksamkeit des Hauses darauf hinzulenken. Da der- Gegenstand in der heutigen Sißung ausführlicher vorkommen wird, so will ich mi vorläufig auf die Bemer- fung beschränfen, daß diese von 14,000 Einwohnern unterzeich- nete Petition zu den achtbarsten gehört die jemals von Lon- don ausgegangen sind. Sie ist_nämlich von 2600 Kauf- leuten, 27 Banquiers, 11 Bank - Direftoren, 1100 Doftoren der Medizin und anderen praftischen Aerzten und 500 Gerichts - Procuratoren unterzeichnet. Wenn sich keine Advo- faten dabei befinden, so fommt es daher, daß diejer Stand eine eigene Bittschrift durch Hrn. Brougham will überrei- chen lassen. Ein sehr vollgültiges Zeugniß ist dieje Petition, da sie von einer großen Einwohner - Klasse kommt, unter der die Juden wohnen, denen sie, wiewohl in vielen ande- ren Punkten abweichender Meinung, doch cinmüthig zugesteht, daß sie durch ihr Betragen als Britische Unterthanen {ich Ansprüche auf Gleichstellung ihrer Rechte mit denen aller an- deren Unterthanen erworben haben. Von den in Großbrita- nien befindlichen Juden wohnen aliein 18,000 in London, und jo weit ich selbst diese Leute kenne, kann ich ihnen das Zengniß geben, daß sie, weit davon entfernt, ihr Înteresse von dem der Nation zu trennen und als ein abgesondertes zu betrach- ten , vielmehr an Allem, was das allgemeine Wohl befördern, die Segnungen. der Erziehung verbreiten und zu National- Verbesseruugen beitragen kann, den herzlichsten Antheil, eben so wie ihre ristlihen Mitbürger, nehmen. Daß diese Meinung ganz allgemein verbreitet ist, wird schon da- durch bewiesen, daß, wiewohl man der zu ihren Gunsten be- absichtigten Maaßregel die größte Publizität verliehen hat, doch nicht ein einziges Beispiel vorgekommen ist, daß eine

Bittschrift gegen die Bill eingereicht wurde (Hört, hört ) Die dem Hause vorliegende Maaßregel sche ih nicht als cine

solche an, die auf die allgemeine Politik des Landes den min? desten Bezug hat, vielmehr betrachte ih sie als cinen bloßen Att der Gerechtigkeit gegen cinen Theil unjerer Mitbürger, den fein erweislicher Grund von der Theilnahme' an unjeren Rechten ausschließen kann. Auf den Antrag, daß die überreichte Bittschrift vorgelesen und gedruckt werde, bemerkte General Gascoyne, daß er zwar dawider nichts einwenden wolle, doch músse er sich entschieden gegen das Gesuch der Bittsteller erklären. ¡Es ist,‘ sagte er, „hier bemerkt worden, das feine einzige Bittschrist gegen die Maaßregel eingekommen sey; das fommt aber blos daher, weil Niemand“ im Lande daran glaubt, daß das Haus ernst- lich «Willens sey, sie durchgehen" zu lassen. Man scheint

City von London und anderer großen Städte legen zu wollen; als jedoch von denselben Städten im vorigen Jahre Petitionen wider die Katholiken eingingen, behandelte man sic nicht mit gleicher Freundlichkeit und Achtung ; vielmehr wurde gesagt , sie seyen das Resultat der Unwissenheit und der Bi- gotterie. Jch will mich vorläufig über den Gegenstand nicht weiter auslassen; wenn jedoch ein edler Lord ( Killeen ) ge- lagt hat, er mache sich anheischig, zu beweisen, daß die Etnan- cipation der- Juden dem N förderlih seyn würde, so möchte ih doch in der That gern, um etwas daraus f lernen, diese Beweis -Gründe hören, inzwischen dürften fie dem edlen Lord wohl ein wenig schwer werden.“/ Hr. _H'Connell erwiederté: „Der edle Lord meinte blos, daß das Prinzip des Christenthums dadurch gefördert werden dürfte, «und ih, der ih von gleichem religidsen Bekènntnisse mit dem edeln Lord bin, theile auch in dieser Hinsicht seine Gesinnungen. Die im vorigen Jahre -aus den großen

die jebigen, und zeugten sie auch nicht gerade von Unwissenheit, so thaten sie doch einen Mangel an Kennt- nissen dar und fonnten eine gewisse bigotte Farbe durchaus nicht verläugnen. ‘“ Ein Mitglied bemerkte, der

ahres bestände darin, daß sie sich dieses Mal alle auf einer Sein befänden. Wenn das tapsere Mitglied für Liverpool (Gen. Gascoyne) der Meinung wäre, es würde {wer seyn, zu beweisen, daß die Emancipation der Juden dem Christen- chume förderlich sey, so dúrfte es doch noch weit shwerer seyn, darzuthun, daß das Christenthum dadurch in seinen Prinzipien auf irgend eine Weise gekränkt werde. Nachdem die Bittschrift der City verlesen und zum Druck verordnet

{rift der Londoner. Advokaten, unter denen sich, wie er sagte, nicht blos die ausgezeichnetsten ihres Standes, sondern ouch die Bekenner aller christlichen Confessionen befänden. Náhme auch das tapfere Mitgiied für Liverpool ein Aerger- niß daran, so müsse er doch bemerfen, daß sämmtliche Bitt- steller der Meinung seyen, die bürgerliche Gleichstellung der Juden mit allen anderen Unterthanen würde weder den wohlthuenden Grundsäßen des Christenthums, noch der Kraft und Sicherheit der Regierung im Wege seyn. Herr Calvert meinte, er habe nicht sowohl gegen die Bill, als dawider Einwendungen zu machen , daß das System der Gleichstellung nicht auch zu gleicher Zeit über die Quäker aus- gedehnt werde, die es im höchsten Grade verdienten. Da err Brougham entgegnete; man brauche darum nicht eine sasse von Unterthanen von einem Rechte auszuschließen, weil eine andere nicht zugleich mit eingeschlossen sey, so er- flárte Herr Calvert, es sey seine Absicht, dem Hause die Aufgabe zu stellen, inwiefern gewisse Lente bei Uebernehs- mung von Aemtern uud Parlaments - Sißen der Eide ganz entbunden werden fönnten (Hört, hört!) Ein ehrlicher Mann werde durch sein bloßes Wort gebunden, ein unehrlicher aber auch durch einen Eid nicht. he R. Grant ertheilte darauf dem Herrn Calvert die Versicherung, daß, wenn der- scibe ihm nur für die jeßt von ihm eingebrachte Maaßregel seine Unterstüßung leihen wolle, er späterhin auch herzlich gern ihn unterstüßen wolle, wenn es sih darum dite: den Quäkern ebenfalls bürgerliche Freiheiten zu ertheilen. Meh- rere Bittschriften ähnlichen Jnhalts , unter Anderm auch von 4000 Einwohnern der Stadt Leeds, wurden alsdann noch überreicht, wonächst Herr R. Grant felbst, unmittelbar ehe: auf die zweite Lesung seiner Bill angetragen wurde, drei Bittschriften Übergab, wovon eine von dem bekannten Herrn Robert Owen und eine andere von 592 der reichsten jüdischen Einwohner der Hauptstadt kam, die sämmtlich gegen die von dem General - Fiskal auf die Autorität eines Herrn Levy ge- gebene Versicherung, daß es ihnen um Wahlrechte und Wähl- barkeit zum Parlamente durchaus nicht zu thun sey, prote- stirten. Sir J. Wrottesley erklärte, er wolle den Juden gern alle Freiheiten bewilligen, nur nicht das Recht,-im Par- lamente zu sien, worauf Hr. R. Grant den Wunsch aus- sprach, daß alle diejenigen Mitglieder , die eben so wie der ehrenw. Baronet das Prinzip der Bill guthießen, gegen Ein- zelnes jedoch Einwendungen zu machen hätten, dieses bis zur Erôxterung im Comité aufsparen und die zweite Lesung dar- um. nicht verhindern möchten. Gegen die Lesung erhob sich jedoch zunächst wieder General Gascoyne, welcher sagte, er fönne diese schon deshalb nicht zugeben, weil er fürchte, daß es im Comité mit der Bill wieder so gehen môchte, wie im vorigen Jahre mit der katholischen. „Zu sehr,“ sagte er, „sind bereits die protestantischen Vertheidi- gungs-Wälle der Constitution durchbrochen worden, als daß wir nicht mit vermehrter Aufmerksamkeit darauf wachen soll- ten, daß in dieser Zeit wounderbarer Veränderungen nicht noch größere Eingrisse geschehen. Wer hätte wohl noch vör wenigen Jahren geglaubt, daß die in den beiden vorigen Ses- sionen durchgegangenen großen Magaßregeln der Erlösung ‘Höôrt,- hôrt !) die Sanction eines protestantischen Parla- wentes erhalten würden? Viel wird freilich vòôn den Seg- nungen der sogenannten religidsen Freiheit gesprochen —. von denen ih, beiläufig gesagt, kèine große Meinung habe al- lein diese ist nichts weiter , als eine Vereinigung aller Sek: ten, die sehr oft darauf hinausführt, daß man gegen alle Bekenntnisse gleichgültig wird. Es ist durchaus fein Argu- ment gegen die katholische Maaßregel geltend gemacht worden, das nicht mit verstärkter Kraft seine Anwendung auf die vorlie- gende. fände, Was gegen diese Argumente auftritt, ist einzig und allein zu Gunsten der Katholiken. Diese bilden nämlich eine -zahlreiche und sehr achtbare Einwohner - Klasse, besißen viele, Ländereien , sind unsere Mit - Christen, die sich zu der Form des Christenthums bekennen, die unsere gemein- samen Verfahren einst die ihrige nannten, und ‘der einzige Einwurf ist in der antiprotestantischen Tendenz ihres Glau- bensbefenntnisses zu finden. Wie verhält es sich dagegen mit den Juden? Sie bilden keine zahlreiche Einwohner - Klasse, ja, im Verhältnisse zur übrigen Bevölkerung ist ihre Anzahl so gering, daß, zugegeben sie hätten ein Recht dazu, die fleinste unter allen Vertretungen im Parlamente ihr gebühs- render Antheil seyn würde. Sie haben nicht, wie unsere fatholischen Brüder, so viele Interessen im Lande vertheilt und sind allen christlichen Jnstitutionen wesentlich feind. Darum und- weil ih es für unmöglich halte, daß sich ein Jude jemals mit den vorwaltenden Jnteressen cines chxist-

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worden ‘war, übergab Hr. Brougham die ähnliche Bitt-

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lichen Volkes identifiziren könne, mache ih das Amendemeut, daß diese Bill erst in 6 Monaten zum zweiten Male ver- lesen werde.‘/ Lord Belgrave erklärte sich, eben so wie der Graf v. Darlington, gegen den Antrag. Lebterer meinte, er lasse sich durch die Warnung, daß ihm in der Folge kein

ude mehr Geld leihen werde, nicht abschrecken, denn die Suden würden mehr auf seine Sicherheit als auf sein Votum sehen. Zur Bekräftigung führte er aus Shakespear's „„Kauf- mann von Venedig“ eine Stelle aus dem Dialoge Antonios und Shylocks an. Herr Mildmay trat gegen diese An- griffe auf.“ Sir E. Dering sagte, er werde den Juden die Wählbarkeit zu gewissen Corporations - Aemtern - gern zuge- stehen, niemals aber wolle er sie in den Mauern des Unter- hauses sehen. Wenn zum Lobe der Juden gesagt werde, daß sie niemals andere Religionen verfolgt hätten, so ver- gesse man, daß sie seit 13 Jahrhunderten weder die Macht noch die Mittel besessen hätten, irgend Jemand zu verfolgen. Sir R. Wilson und Herr O’'Connell tra- ten sodann fúr, Herr Trant gegen, Lord“ J. Russel Für, Herr G. Bankes gegen und Herr Huskisson fúr die Maaßregel auf. (Aus der diesfälligen Debatte behalten wir uns eine weitere Mittheilung noch vor.) Der Minister Sir Robert Peel erhob sich darauf und sprach sich folgendermaßen aus: j /

¿Fch will mich bemühen, das, was ich bei diesex Gelegenheit zu sagen habe, so kurz zusammen zu fassen, als möglich. Da ich nicht die Ehre hatte, bei der fcüheren Verhandzung zugegen zu seyn, so hoffe ih auf die Entschuldigung des Hauses, wenn ich demselben mit Dingen beschwerlich fallen sollte, die es vielleicht Jon cinmal gehört hat. Fch muß mit der Erklärung beginnen, daß ich die Bill nicht unterstüßen kann. J finde nicht nur das Prinzip, unznlässig, auf welches die Bill sich gründet, sondern Fann auch nicht umhin, mich gegen die Art und Weise auszuspre- chen, in welcher man es- sich angelegen seyn läßt, dieses Prinzip aufzustellen. Die Bill erklärt, sich darauf beschränken zu wollen, für alle jüdischen Unterthanen Sr. Majestät Abhülfe von allen auf ihnen lastenden Unfähigkeiten auszuwirken; das is aber nicht der einzige Gegenstand, den sie bezweckt. Fch will damit nicht sagen, daß es eine Bill sey, um die Geseßgebung zu ciner nicht christlichen zu machen, wohl aber daß eine unvermeidliche Folge ibrer Annahme, die Vernichtung aller Formen und Ceremonie \cyn würde, die uns das Bestehen des Christenthums verbürgen. Was hieraus weiter entspringt, betrachte ih als cine geseßliche Folge der vorgeschlagenen Maaßregel, nämlich, daß cin Jeder, erx gèéhdre zu welcher Secte oder zu welchem Neltgions-Befkentit- niß er wolle, berechtigt seyn würde, die Formen vorzuschreiben, unter denen er erbôtig ist, dem Staate Sicherheit zu leisten. Fn der vorleßten Sibung forderte man uns guf, unsere -Zustim- mung zu eiter den protestantischen Dissenters günstigen Magßregelzu N und in der lezten Sibung ließen wir cine Bill zu Gun-

en der katholischen Unterthanen Sr. Majestät durchgehen; des- halb, sagt man, wären-wir folgerechter Weise verbunden, auch die in Rede stehende Bill anzunchmen. Mit Leidwesen vernehme ich diese Sprache, weil ich sie zum erstenmal hôre. Die sowohl auf die Katholiken als guf die protestantischen Dissenters sich bezie- henden Verhandlungen konnten sie auf keine Weise veranlassen niemals haben wir behauptet, daß, weil wix unsere christlichen Mitbrüder zur Theilnahme an der Gewalt zuließen, wir dadurch unvermeidlich und nothwendig uns verpflichtet hätten, an allen Vorrechten der Verfassung auch Diejenigen Theil nehmen zu lasset, die das Christenthum n verwerfen. Es drangen sich uns, für die um Abhülfe ansuchenden Parteien, verschiedene der Überzeu-

gendsicn auf ein gemeinschaftliches Christenthum hinweisenden ! Grúnde auf. Fn Herrn Burke’s Reden finden wir die einleuch- |

tendsten Gründe zu Gunsisen des Christenthums der Katho- lifen; so auch in den Reden der A Gráattan, Canning und aller großen und ausgezeichneten Vertheidiger dieser Sache; selbs von meinem sehr ehrenwerthen Freund zu meiner Linken (Herrn Huskisson) wurde, als ex in der vorjährigen Session die Aufmerk- {amkeit des Hauses so dringend für die katholischen Forderungen in Anspruch nahm, die Bemerkung gemacht, daß die Katholifen, Tbe sie gemeinsam mit Protestanten in der Armee fechten, vereint mit ih- en dieselbe Bresche bestúrmen und in denselben Gräbern ruhen, so wie sie auch ihre Hoffnung auf künftige Glückseligkeit auf einen gemein- aftlichen Erlöser seßen. Alle diese Gründe waren zu überzeugend Und drangen durch: denn man könnte es nicht läugnen, daß Pro- testanten sowohl als Katholiken sich zu einer und derselben A lichen Lehre bekennen. Geht aber diese Bill, wenn auch anschei- nendermaßen auf die Juden beschränkt, durch, o würden wir, went sie angenommen wird, noch andere, meinen Begriffen von der Verfassung zufolge, äußerst nachtheilige Bills durchgehen las- sen müssen. Vollkommen einleuchtend is es, daß, als eine noth- le 9e Salge davon , ein jeder Eid, bei dem die christliche Re- ligion ein Bedingníß ist, aufgehoben wird. Das is aber eine Höch dtge Aenderung in den Bebräuchen dieses Landes. Ehe iken und protestantische Dissenters ‘ausgeschlóssen wur- den bestand dennoch jederzeit cine Nothwendigkeit für“ alle df- fentlichen Beamten,

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frühesten Zeit her war dex Glaube an Christus ‘eine unerläßliche Bedingung, um im Parlament zu sißen odex dffentliche Anstel- lungen zu erhalten. Wer ihn nicht besaß, ward zu keinem Amt zugelassen; mithin war von jeher unsere Verfassung zum wenig- sten eine christliche. Hier haben wir also ein augen \cheinliches einleuchtendes Abweichen von den Grundsäßen der Verfassung, wie sie în den frühesten Zeiten bestand und anerkannt wurde; und wo ist nun das dringende Bedürfniß, sie so wesentlich zu verändern? Was erheischt dieses Abweichen von den ersten Prin- zipien der Verfassung? Wie verhält es sich denn eigentlich mit den Juden? Es scheint nach den Notizen, die ih aus einem Buche habe, das von einem schr achtbaren Jüden herrührt und als eine Autorität betrachtet wird daß im Vereinten König- reiche ungefähr 27,900 geborene Juden, als natürliche ünter- thanen Sr. Majestät, wohnen, von denen 20,000 in London und die übrigen 7000 zersireut in andern Theilen des Königreiches leben; und dieser 27 oder 30,000 Jndividuen wegen fordert man mich auf, von einem Prinzip abzuweichen , das seit der frü- hesten Periode der Verfassung als Richtschnur gedient hat. Man hat mir gesagt /- die Juden würden durch ihre Aus= schließung erniedrigt fie sind aber nicht in derselben Weise ausgeschlossen, wie es die Katholiken und Dissenters waren ste sind es nicht durch icgend etwas, was einer Verhöhnung ihres Glaubens - Bekenntnisses oder dessen Formen ähnlich sähe. Die Juden sind nur deswegen ausgeschlossen, weil die Geseßgebung, als das große Prinzip der Civil - Verwaltung, verlangt, daß alle zu Aemtern zuzulassenden Personen die Fundarmental-Wahrheiten der christlichen Religion anerkennen müssen. Die ¡Fuden sind keine erntedrigten Unterthanen des Staates, sondern werden viel- mehr wie Fremde (Alieos) betrachtet sie sind ausgeschlo}en, weil sie sich in keiner threr Sitten oder Gewohnheiten mit uns vermischen wollen sie werden wie Ausländer betrachtet. Fn der Geschichte der Juden, in ihren häuslichen Gebräuchen, Ehe- verhältnissen und vielen andern Punkten, finden wir Gründe genug, uns das gegen ste herrschende Vorurtheil zu erklären. Fa Franfrcih, in den Niederlanden und in den Vereinigten Staa= ten von Nord-Amerika schem wir fic in Beskh politischer Rechte ; in den leßteren seit 40 Jahren und in den beiden ersteren Rei-= chen seit 15 Jahren, und nur zwei von ihnen find zu politischen Aemtern gelangt. (Hört, hört, hôrt!). Jch glaube diesey Bei- fall zu versehen. Meiner Meinung nag, soll er sagen, daß, weil nur #0 Wenige zugelassen worden seyen, keine Gefahr vor- handen wäre, Englische Juden zu politischer Macht gelan- gen zu lassen. Der Schluß aber, den tch hieraus ziehe, ist der, daß, wenn die Juden von der Aufhebung der auf ihnen lastenden Unfähigkciten nur so wenig Vortheil erwarten, sie nur cinen sehr unbedeutenden praktischen Gewinn haben würden: und ciner selchen Kleinigkeit wegen sollten wir von einem Verfahren abweichen, das seit Fahrhunderten das Grund- Prinzip der Britischen Verfassung bildete? Glaubt:.däs Haus etwa, das Englische Volk sey gleichgültig , weil keine Bittschriften auf die Tafel des Hauses gelegt wurden? Fch wage im Gegentheil zu behaupten, daß die Gesinnung des Englischen Volkes Bewilli- gungen dieser Art entgegen is, und wage es zugleich vorherzu= sagen, daß das End -Resultat die Richtigkeit meiner Behauptung an den Tag legen werde. Wenn Sie darauf vorbereitet sind, es als Grundsaß au ute, daß Deisten, Atheisten und andere Un- gläubige die höchsten Aemter des Staates bekleiden und Sitte in der geseßgebenden Versammlung einnehmen dürfen, so müssen Sie guch darauf vorbereitet seyn , das Gefühl des Landes zu em- phren. Seit 15 Fahren hatten die Juden in Frankreich und den Niederlanden Ansprüche auf alle Privilegien, und seit 40 Jahren in den Vereinigten Staaten; und dennoch gelangte nur einer zu einer hohen Stellung in Amsterdam und ein anderer wurde Lord- Mayor von New -York. Da® überzeugt mich, daß die Ausschlie- ung der Juden nicht von ihren politischen Unfähigkeiten her- ammt, sondern von ihren eigenthümlichen Einrichtungen und Gebräuchen. So viel hinsichtlich des der vorgeschlagenen Maaß- regel zu Grunde liegenden Prinzips. - Was die Art und Weise betrifft, wie man sie ins Werk seben will , so, habe ich gleichfalls Gegenbemerkungen zu machen. Fhre Vertheidiger schlagen vor, alle aus Religions - Ansichten entspringenden Unfähigkeiten aufzu- heben. Das ehrenwerthe Mitglied für Clare will, daß allen Men- schen gestattet seyn soll, Gott anzubeten, wie es ihnén beliebt ; geht nun aber diese Bill durch „so braucht man gar keinen Got- tesdienst mehr. Der Deist sowohl, als der eitrgestaudene Ungläu- bige, würden, diesér Bill nach, auf alle Rechte Anspruch haben. Aus diesem Grundsaß geht nothwendiger Wetse hervor, daß po- litische Macht unabhängig vom Glauben in Religionssachen seyn soll. Will man das, warum gesteht man es nicht auf einmal und für immer ein? Glaubt etwa Jemand im Hause, die dermalige Bill werde die leßte über die genannte Religions-Freiheit seyn? In diesem Augenbli sind dret große Klassen der Unterthanen Sr. Majestät zu hohen Aemtern und Parlamentssißen ekxwählbar ; alle aber müssen Christen seyn; das sind auch die Dissenters, : die Katholiken und die Mitglieder der Englischen Kirche und nun sollen wir die Juden zulassen. Sind denn aber keine Christen ausgeschlossen? Wie steht es namentlich mit den Quä- kern? Warum is für deren Zulassung keine Bill eingebracht wor- den? (Hdrt, hört!) Auch diesen Beifall verstehe ich wenn die Fuden

ih zum Christenthum zu bekennen; von der |!

zugelassen werden, so haben natürlich die Quäker gleiche Ansprüche.