1830 / 146 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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tir E emrr O R D O L I A E

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Salerno, die Herzogin von Berry und Mademoiselle. Das Schauspiel endigte um 105 Uhr. as 4% Jn dem National las man gesiern: „Es heißt jebt, daß Herr von Peyrounet endlich doch wieder ein Portefeuille erhalten werde; zwar nichr das Portefeuille der Justiz, aber das des ‘Innern. Die Ernennung desselben wird binnen we- nigen Tagen erfolgen und gleichzeitig mit der Liste der zunr Prásidiren der Wahl-Kollegien bestimmten Personen bekannt gemacht werden ; ‘diese Nachricht haben wir ‘aus glaubwürdi- er Quelle.“ Der Constitutionnel fügte hinzu, daß Hr. on Chantelauze (vom rechten Centrum der leßten Kammer) Justiz-Minister werden würde. *) Auf diese Gerüchte, denen die Gazette de France das heutige Sinken des Courses beimißt, erwiedert dieses Blatt: „„Als die Kammer proro- girt wurde, beschäscigte man sich mit - der Frage, ob es, Behufs der Bildung einer neuen Kammer, angemessener sey, das Ministerium durch die fähigsten Köpfe uriter den Royalisten zu verstärken, oder die Auflösung mit dem jeßigen Ministerium vorzunehmen. Fük die erstere Alternative spra- chen mächtige Gründe; alle wichen aber zuleßt der Betrach- tung,’ daß es vortheilhaft sey, mit den Wahlen gerade unter einem Ministerium, dem man aus seiner Handlungsweise feinen Vorwurf machen kann, vorzuschreiten, damit man in

_ Erfahrung bringe, ob die Wähler durch die Ernennung der-

selben Deputirten, die dem Monarchen die Wahl seiner Mi- nister streitig gemacht, sich demselben revolutionären Unter- nehmkn beizugesellen Willens seyen. Da es sich um diese Frage allein handelt, so glaubte man, eine Modification des Ministeriums fônne sie nur compliciren und die Wähler irre leiten; man glaubte, daß, wenn nach Maaßgabe der Elemente der neuen Kammer eine solche Modification doch nöthig werden sollte, es besser sey, sie erst nah Beendigung der Wahlen vorzunehmen. Dies waren die Gründe, weshalb man die Auflösung unter dem jeßigen stata quo vorzog. Hiernach wurden die Jnstructionen an die Agenten der Regierung entworfen, die Meinungen der Wähler sondirt, und es ergab sich daraus jene ministerielle Majorität von 40 Stimmen, welche die Präfefte in ihren Berichten an den Minister des Jnnern verheißen haben. Wie läßt sich hiernach annehmen, daß man jeßt eine Frage, die schon vor zwei Monaten entschieden worden, ausf's Neue eruiren und die Vortheile eines Sy- {tems, das damals die Oberhand behalten, freiwillig aufgeben werde, um dagegen eine Alternative zu wählen, die sich da- mals unter ungleich günstigeren Auspizien darbot 2 Wir fkön- nen nimmermehr glauben, daß man einen solchen Entschluß fassen werde; man würde dadurch unbedenklich alle unsere Hoffnungen bei den nächsten Wahlen aufs Spiel seßen und ein Resultat, das heutiges Tages gee zu seyn scheint, zweifelhaft machen. Es müßte das Land mir vollem Rechte beunruhigen , wenn es sähe, daß-die Regierung sich zu einer Maaßregel entschlôsse, die sih aus Gründen des allgemeinen Besten nicht erflären ließe. Wir wollen daher auch hoffen, daß die Nachricht des National sich nicht bestätigen und daß man von dem so einfachen Grundsaße der Repräsentativ- Regierungen nicht abgehen werde: daß dasselbe Ministerium,

‘das eine: Kanimer auflôst, auch die Wahlen lenken müsje.//

Der Globe bemerkt hierauf Folgendes: „„Die Gazette bestätigt sonach Alles, was wir von den näheren Umständen der Auflösung gesagt haben; nur“ scheint sie ihres Sieges nicht recht gewiß zu seyn, vielmehr zu besorgen, daß die Par- tei der Quotidienne dder die des Hrn. v, Polignac die Ober- hand -gewinne. Nachdem ‘sie das Sinken der Fonds dem Gerüchte von dem bevorstehenden Eintritte des Herrn von Peyronnet in’s Kabinet zugeschrieben hat, bringt: sie gegen jede Ministerial -Veränderung dieser Art geivichtige Gründe vor, und wie sie jedesmal, wenn es sich um diefen für sie so ‘beunruhigenden Gegenstand handelt, ihren Ton verändert, wird: sie auch diesmal ernsthaft und verständig. Bei allen ihrén' Räsonntements mangelt es indeß der Gazette doch an Sitherheit. „Wir wollen hoffen‘, sagt sie am Schlusse, ¡daß diese Nachricht des National sih- nichr bestätigen werde.// Wir wollen hoffen! das- ist keinesweges die Sprache des Vertrauens. Was uns betrifft, so wünschen auch wir, ohne ‘denselben Zweck zu haben, wie die Gazette, und ohne mit néeidishem Auge auf “den für die fähigsten Köpfe

unter den Royalisten (d. h. für Herrn von Villèle) vor-

behaltenen* Plaß hiñnzublicken, daß mit dem Ministerium keine Veränderung in dem Sinne der Quotidienne! vorgehen möge. Es liegt“ Fratifreih und der Monarchie viel’ daran , daß: die Krone sich" niht noch mehr der äußersten Rechten nähere. Wenn wir die Politik des Pessimisrmus: liebten, würden wir so nicht sprechen‘ L |

- mittel und der Kriegs - Munition beginnen.

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__ "Während die Oppositionsblätter den Wählern vor Allem die 221 Deputirten anempfehlen, die für die Adresse gestimmt haben, warnt die Gazette de France sie vor der abermali- gen Ernennung dieser Deputirten: „Jeder Wähler‘; äußert sie, „der zu einer so vérderblihen Wahl beitrüge, müßte „sich nothwendig sagen: Du begehst eine Handlung, woraus un- bedingt eine Beschränkung der Rechte, die der König dir verliehen hat, oder eine Revolution entspringen muß; denn wenn alle“ jene 221 Deputirte wieder gewählt werden, so werden selbige in ihren verderblichen- Plänen beharren, und zwar um so zuversichtlicher, als ihre abermalige Ernennung ihnen den Glauben beibringen muß, daß sie- auf den. Beistand der Nation rechnen dürfen, und dem Königë bleibt sonach nichts übrig , als in der Charte selbst ein Mittel zu ‘suchen, die Monarchie zu retten. Welche entseßliche Verantwortlichkeit: für ‘einen gewissenhaften Wähler; welche shreckliche Zukunft für ganz Franfrei{h!“/

__ Der Globe’ nennt unter den Männern von Ruf, die bei den bevorstehenden Wahlen zum ersten Male in die De- putirten-Kammer berufen werden würden, die Herren Ville- main, Dunoyer und Mèrilhou.

___Im Departement des Nordens hat sich ein Verein fúr die Revision der Wahllisten und die Bezeichnung der Candi- daten zur Deputation gebildet. i

Am 16ten d. Abends war die Flotte noch nicht von Tou- lon unter Segel gegangen. Man glaubte, sie wúrde am fol- genden Morgen in See stechen, insofern der am Abend des 16ten wehende Nordoftwind anhielte. *)

Aus Toulon wird unterm 13ten d. geschrieben: „„Au- ßer dem Tagesbefehle vom 10. Mai ist eine von einer Kom- mission von Beamten des Kriegs-Ministeriums ausgegangerne Sanitäts-Verordnung unter sämmtliche Truppen vertheilt wor-

den; es wird eden Soldaten darin vorgeschrieben , sich wenige

stens zweimal täglich das Gesicht zu waschen, sich kurz nach dem Aufgange oder furz vor dem Untergange der Sonne,

aber nie in der Mittagshibe, zu baden, den in heißen Län- - dern hôchit schädlichen Genuß starker Getränke zu vermeiden, -

den Wein und Branntwein nur mit Wasser und eben so das Wasser nur mit Wein oder Branntwein gemischt zu trinfenck sih den Genuß unreifer Früchte, und selbst der reifen, z. B. der Feigen und Abrifkosen, zu versagen, das gesalzene Fleisch

vor dem Kocheñ einige Stunden lang im Wasser liegen zu

lassen, rie unbedeckt zu schlafen und während der Nacht die Jn- terims-Müße aufzubehalten, um sih mit den- Klappen derselben die Augen und Ohren zu bedecken. Gkeichfalls am 10ten wurde

an alle Fahrzeuge der Flotte ein ausführlicher -Tagesbefehl in. Betreff der Landung an der Algierishen Küste erlassen. Dieselbe

wird in drei Linien vor sih gehen, von denen eine jede eine Jnfanterie: Division mit der dazu gehörigen Artillerie an's- Land seßen wird. Demnächst soll die Landung der Lebens- | Nach Beendi- gung dieser Operationen - befinden sich" die drei Jnfanterie-Di- visionen mit 4 Battericen, dem Jugenieur -Corps, Lebensmit- teln auf 16 Tage, 200 Pferden und der nôthigen Munition am Ufer. Hierauf: wird ein. Theil der Kriegsschiffe und leer gewordenen Latidungsboote den Anferplaß verlassen, um der ziveiten, aus 90 Fahrzeugen, und der dritten, aus 105 Schiffen: bestehenden, Abtheilung der Transportflotte Plaß zu machen, an deren Bord sich das Belagerungsgeshüß und die Kaval- lerie: Pferde befinden. Die Kriegsflotte wird sich entweder mit ausgeworfenen- Ankern odex unter Segel ‘aufstellen, unx die Bewegungen der Land-Armee zu unterstüßen und zu beobachten‘? i

Die Bewohner von ‘Korsika hatten. auf die Nachrichtck daß der Dauphin nage) Toulon fommen werde, eine Deputa- tion ernannt, die den Prinzen bei seiner Ankunft daselÿst im Namen der Jnsel beglüwünschen sollte. Widrige Winde hielten diese aus 12 Mitgliedern bestehende Kommission ‘inx Hafen von Bastia 20 Tage lanig zurück, sodaß der Anfang des laufenden Moriats heranfanmi und die Abgeordneten ih- ren Zweck aufgeben mußten; unter ihnen befand sich ein 80-

jähriger Greis, Vanucci de Corte, der si; zu dieser Reise

entschloß, obgleich er Korsika“ noch nie ‘verlassen hatte. Die Amodid iemno will H ‘daß ein Theil der Deputation sich dennoch eingeschifst- und den Prinzen noch in Marseille. gesprochen- habe. at E u | ‘Der Präsident des Königl. Gerichtshofes auf Jsle - des

France, Herr Barbé - Marbois , ist am 4. Februar zu. Port-

Louis in jehr-vorgerücktem Alter mit Tode abgegangen. Er hat 60 Jahre lang auf jener Jusel zugebracht.

Gestern wurden vor dem hiesigen Zuchtpolizei - Gerichte die Verhandlungen -in dem Prozesse gegen den Verfasser der

*)- Vergl. den: Artifel London.

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Denkschrift an den König, Herrn Madrolle, fortgeseßt; nach-

dem Herr Henrion , der

atte, führte dieser noch selbst zu seiner Rechtfertigung das Ae ha Urtheilsspruch wird nächsten Freitag, den 21sten d. M., erfolgen. ,

Der Pallast der Deputirten - Kammer wäre in der ver- gangenen Nacht beinahe ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer brach um 1 Uhr in einer nicht weit von dem provisorischen Sibungssaale gelegenen Holzkammer aus. Der im Pallaste selb| befindliche 4 TA von Spribenleuten eilte sogleich herbei , konnte jedoch erst nach anderthalbftündiger angestrengter Arbeit unter der Leitung des Archirekten der Kammer , Herrn v. Jolly der um sich greifenden Flammen Meister werden. Die Nachläßigkeit eines Arbeiters, der mik einem brennende Lichte in die Holzkammer ging, um dort sein Der chens einzuschließen, soll das Feuer veranlaßt haben. Eine Meûúge dort aufgehäufter Geräthschasten und Kleidungsstücke sind verbrannt. Der Verlust für den Un- ternehmer des Baues des Sißungssaales , dem dieje Sachen gehörten, wird als sehr bedeutend angegeben. i .

Der Fürst von Beauveau, der als Geschworener in der gestrigen Sißung der Assisen nicht erschienen war und auch versäumt hatte, seine Abwesenheit durch einen triftigen Grund zu entschuldigen, ist auf - den Antrag des Kron - Anwalts zu einer Geldbuße von 500 Fr. verurtheilt worden.

Das Gerücht von dem Tode der Mutter Napoleons be- stätigt sich. Hiesige Blätter melden, daß Mad. Lätitia Buonaparte, in Folge des Falles, den sie kurz vorher bet einem Spaziergange. in der Villa Borghese gethan, am 26. April zu Rom verstorben ist. Der Kardinal Fesch, ihr Bru- der, war vom Papste ermächtigt worden, thr in seinem Na- men die Absolution zu ertheilen. Diese Auezeichnung be- willigt der Papst in der Regel nur auf dem Todbette liegen- den Kardinälen und fürstlichen Personen. Die Bestimmun- gen des Testaments der Madame Buonaparte sollen im We- sentlichen so lauten, wie fie von den öffentlichen Blättern seiner Zeit angegeben wurden *).

Großbritanien und Jrland.

Parlaments-Verhandlungen. Von der (gestern mitgetheilten) in der Unterhaus-Sißung vom 17. Mai stattgefundenen Debatte über die zweite Lesung der Bill we- gen Emancipation der Juden ist nachträglih noch Folgendes zu berihten: Nachdem Lord Belgrave gesagt hatte, däß die Juden überall, wo sie lebten, möge es nun in Europa, Afrika oder Amerika seyn, sich als ein abgesondertes Volk be- trachteten und sich nie mit den Engländern amalgamiren würden, weil sie eigentlich einem anderen Klima angehörten und auf einen fünftigen Zustand bliéten, der dem Engländer ganz fremd sey, äußerte Sir Rob. Wilfon: ¿Die Juden, welche im Besiße politischer Rechte und im Genusse politi- scher Freiheiten in den Niederlanden und Frankreich sind,

werden dort als eben so nüßliche Staatsbürger betrachtet,

wie die Bekenner jeder anderèn Religion. Will der edle Lord, inder er, hiermit im Widerspruch, behauptet, daß sich die Juden niemals mit den Engländern amalgamiren wür- den, damit vielleicht sagen, daß das Land aus\licßlich ein christliches bleiben múse ? (Beifall von den ministeriellen Bän- fen.) Eine solche Meinung kann nur von denen gehegt wer- den, die jeßt ihren Beifall kund gethan haber und sich, dem Anscheine nach, von einem Einflusse beherrschen lassen, der über ihr besseres Urtheil den Sieg davon trägt. Ein tapferer Gencral (Gascoyne) hat die Frage aufgeworfen, ob in diesem Hause etwa eine Vereinigung aller Religions - Sekten stattfinden solle? Nun, darauf lautet meine Antwort: Jch ‘will mich herzlich freuen, wenn ich hier den Juden, den Unitarier und den Bekenner derx Englischen Kirche beisammen sißen sehe. Jch finde mich besonders zu dieser Bemerkung veranlaßt, da ih ein Mitglied der unitarischen Gemeinde (Hrn. W. Smith), gleich

| ausgezeichnet durch Humanität, wie durch Einsicht, vor mir

siken sehe. Jn Southwark ist es. den Juden durch die Dul- dung ihrer christlichen Mit-Wähler gestattet, bei Parlaments- Wa len mitzustimmen. Jnzwischen kann ihnen dieses Recht doch täglich bestritten werden, und darum fordre i das Haus auf, ein Comité zu bewilligen, um den Juden, wenn -auch nicht Parlaments:Sike zu gestatten, doch alle anderen Bir- getrechte zu bestätigen. Der Staat hat durchaus kein Rech:, irgend eine Religion vorzuschreiben, oder eine- andere zu pro- skribiren, wenn nicht etwa ihre Grundsäße gefährlich für die Sicherheit des Landes find. Daß dies aber nicht sey, wciß ch aus eigener Erfahrung; ih kenne sehr viele Juden, und

*) Vergl. Nr. 136 dex Staats-Zeitung, Artikel Jtalien.

dvofat des Angeschuldigten ein | langes Plaidoyer zur Vertheidigung seines Klienten gehalten |

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-von dem Volke, dem das

“sie die Macht. dazu hätten.

zioar in verschiedenen Welttheilen, ünd habe sie immer human und wohldenfend gesunden. So giebt es jeßt in England ein zu diesem Glauben sich bekennendes Individuum, das an der Spiße von 27 christlihen Wohlthätigkeits- Instituten sih befindet, und zwar hat ein Theil dieser Jnsti- tute die Tendenz, die christliche Religion zu verbreiten. Er unterstüßt diese Jnstitute, weil er, wiewohl nicht selbst zum christlichen Glauben sich bekennend, doch der Meinung ist, daß derselbe ganz vorzüglich geeignet sey, die allgemeine Mo- ralität zu befördern. (Hört, hört!) So bênimmt sih ein Mann Haus jeßt Gerechtigkeit durch eine Maaßregel soll widerfahren lassen, der ih -mit Freuden meine herzliche Beistimmung gebe.‘/ Herr O'Connell nahm dar- auf das Wort. „Jch bin stolz darauf‘, sagte er, „die ge- genwärtige Maaßregel, sowohl aus Prinzip als aus mensch- lichem Mitgefühl, unterstüßen zu können. Jch erinnere mich der“ Zeit, da das Losungswort in diesem Hause, nicht so wie jeßt: /, „Christenthum//“/, sondern „, „Protestantismus“ ‘‘ war. Die Katholiken verschrie man als bigott, und es hieß von ihnen, sie würden, wenn einmal ins Parlament zuge- lassen, feine Gewissens -Freiheit gestatten. Wo jedoch, ih möchte es wohl wissen, wo befinden sich jeßt die Vertheidiger der Bigotterie? (Hört!) Wer sind die vor dem Hause be- findlichen Parteien? Keine Ausländer , sondern in England geborne Juden. Man hat sieUngläubige genannt, allein man ver- gißt, daß sie, eben weil sie zu gewissenhoft sind, um etwas zu beschws- - ren, an das sie nicht glauben, vom Parlamente sich ausgeschlossen schen, während das Haus feine Sicherheit dagegen besißt, daß Atheisten und Deisten hereinfommen. Man hac ferner von getheiltem Jnteresse gesprochen und meint damit, daß der Englische Jude die Gesinnung jedes ausländischen Juden theile, Es ist dies aber nichts weiter als eine Uebersezung des getheilten Gehorsams von der vorigen Session (Geläch- ter). Welches ist der Zustand der Juden in Frankrei? Man wird vielleiht behaupten wollen, daß die Französische Legislatur feine christliche sey. Nun freilich, das Wesentliche einer christlihen Legislatur besißt Frankreich nicht: es fehlen ihm nämiich die Burgfleckenhändler (Gelächter). Die Deputirten können dort nicht von der linken Seite zur rehten überlau- fen, mit zehn oder eilf Burgfleken-Besißern an ihren Rocf- shößen. (Großes Gelächter). Doch in Frankreich sowohl als ¿n den Nikrderlanden sind die Juden emancipirt und wer- den zu hohen Aemtern zugelassen, wobei sie sich denn als un- parteiische und eifrige Staatsdiener zeigen.‘/ Der Redner \hioß mit der Bemerkung, daß - diejenigen selbst, die der fka- tholifchen- Bill sich _widerzeßt hätten, die vorliegende unter- stüßen könnten, so wie mit dem Wunsche daß es Jedermann im Vereinigten Königreiche gestattet seyn mdge, Gott nach den Vorschriften des eigenen Gewissens anzubeten. Hr. Trant gab seinen Entschiup fund, sich der Maaßregel auf alle môg- liche Weise zu widerseßen. „Um so mehr‘/, sagte er, „finde ich mi dazu veranlaßt, als. ich sehe, daß Herr Robert Owen, ein Mann, der bei- einer ôffentlichen Versammlung geradezu erklärt hat, daß die christliche Religion ein- Betrug sey, er- schienen ist, um für die Maaßregel zu petitioniren. Möge

„sie der ehrenwerthe und gelehrte Herr, der sje eingebracht

hat, so viel bemänteln, als er will, so fann doch nit ge- lâugnet: werden, daß diese Bill das Prinzip des Christen- thums vernichten würde, auf welchem die Institutionen die- ses Landes bisher geruht haben. Mit Biackstone werde ich behaupten, daß das Chritenthum Geseß"des Landes sey, und im Widerspruche mit dem ehrenwerthen Abfasser der Bill geht meine Meinung dahin, daß die Juden nicht als Chri- sten angesehen -werden können und daher auch in-einem chchrist- lihen Staate nicht auf gleiche- Vorrechte mit Christen An-. sprüche machen dürfen. Wer sind denn eigentlich die, zu deren Gunsten diese Maaßregel beabsichtigt wird? Es sind die Abkömmlinge derjenigen, welche den Heiland fkreuzigten- und’ ausriefen: „„,„„Sein Blut komme: über uns und: unsere- Kinder !//// die Abkömmlinge derjenigen, die den Stifter un- serer Religion verfolgten und es noch thun würden, wenn (Unterbrechung durch Mißfalls- genu en.) Mögen sich die: ehrenwerthen Herren über solche Aeußerungen immerhin aufhalten, ich -kann ihnen doch sagen, daß diese Ansicht nicht bloß von einem so un- wissenden und dummen Jndividuum,, wie ih bin, sondern von dem ganzen Englischen Volke getheilt wird ; dieses würde unstreitig zahlreiche Bittschriften gegen die Bill eingesandt - haben, wenn es nur. im mindesten an die Möglichkeit glaubte, daß sie durchgehen könne. Nicht der- Verfolgungsgeist- ist es etwa, der dem Juden sagt, er dürfe weder in diesem Hause noch auf dem Richterstuhle sißen ; denke man : sich. nur den Fall, daß ein Jude-.als Richter über. Blasphemie abzuurtheis-- len hätte :- welche Kollision würde da nicht entstehen? Eine