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Truppen zu sammeln. Die Nachrichten aus den Vereinigten
Gegenstände. Dèr Kongreß foll cin Geseß erlass.n haben, nach welchem die Zölle auf Thee, Kaffee und Cacao nach Ver- lauf dieses Jahres fast auf Nichts reduzirt werden.
Der Capitain eines in diesen Tagen in Cowes angekom- menen Schisses, das St. Domingo am 21. Márz verlassen hatte, bringt die Nachricht mit, daß sich dort Allés in der größten Verwirrung befand, indem man täglich einen An- griff der Spaniec von Porto - Rico und. Havana aus exwar- tete, um ihre verlorenen Besißungen. wieder zu erobern ; auch sagte er aus, daß bereits 3 Regimenter in Port - au: Prince angekommen seyen, die mit den früher. dort jon cinquartir- ten Regimentern eine Truppenzahl von 3000 Mann bildeten ; außerdem sollten sich auch in der Nachbarschaft noch mehr Truppen befindeni.
Aus Canton sind Nachrichten bis zum 22. Dezbr. ein- gelaufen. Das . erwählte Comité Hatte einige Dokumente über die nôthigen Reformen in den Handels - Verhältnissen mit den Chinesen bekannt gemacht; über die obwaltenden Streitpunfkre war jedoch uoch nichts entschieden worden. Von dem neuen Hoppo oder Gouverneur war ein Edikt erlassen worden, in welchem verboten wird, Schmuggelhandel zu trei- ben und die Europáer mit willführlichen Abgaben zu belegen. Der Styl diejes Edikts ist ächt Chinesisch; am Ende dessel- ben- heißt es: „Meine Augen und Ohren sind sehr nahe, \o wie meine Worte vorwärts gehen, folgen ihnen die Gesetze, nehrat Euch in Acht, daß Jhr nichts thuet, was ihr zu be- reuen hättet.‘/
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Brüssel, 2. Mai. Der Direktor der Steuern, der Ein - und Ausfuhr-Zölle, so wie der Accisen, Visserck ist zum Staatsrathe im außerordentlichen Dienste ernannt worden.
Von der Anklagekammer des hiesigen Gerichtshofes sind der Advokat Claes. und der Drucker Neervoort, welche be- \huldigt werden, zu einem Comzplotte aufgefordert zu haben, das den Zweck hatte, die gegenwärtige Reg 'erungsforrn zu verändern oder umzustürzen, vor die Assisen gewiesen worden.
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München, 20, Mai. Nachdem die verschiedènen Waf: fen-Gattungen der hiesigen Landwehr ihre Uebungzen auf dem Marsfelde beschlossen hatten, wurden sie heuce Vormittags, zwischen 7 — 9 Uhr, von dem Kriegs - Jnspektor, Herrn Obersten Grafen von Buttler, auf dem Maximilians - Plaße inspicirt. Sie bildeten von dem énen Ende dieses Platzes bis zum andern eine weit ausgedehnte Linie. Auf dem rech- ten Flügel, gegen das Karlsthor hin, stand däs sehr schône Schützen -Bataillon ; das Centrum bildeten beide Bataillone des Jnfanterie- Regiments, mit der Artillerie, die 6 Piecen mit sich führte, in der Mitte; der linke Flúgel “bestand aus der Kavallerie:Division. Nach geschehener Juspection defilir- ten sämmtliche Truppen im Parade\chritte vor dem inspici- renden Herrn Obersten vorbei und kehrten hierauf in gleicher Ordnung nach ihrem Sammelplaß zurück. Das Ganze war von dem heitersten Wetter begünstigt.
Darmstadt, 20. Mai. Der ‘K. K. Kämmerer Graf Morib Dictrichstein, beauftragt, Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog die Glückwünsche Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich zu Ihrer Thronbesteigung zu überbringen, ist ge- stern von Sr.« K. H. in einer Privat- Audienz empfangen worden, in welcher er zugleich die Ehre hatte, Allerhöchst-
denselben die Jnsignien des Ungarischen Sr. Stephanordens-
zu überreichen. Der Herr Graf wurde hernach Jhrer Königl. Hoheit der Frau Großherzogin und Sr. Hoheit dem Erb- großherzog în eigenen Audienzen vorgestellt. i Sclaeudés ist der (gestern erwähnte) Bericht “aus Offenbach über den Ausfall der leßten dortigen Messe: „Waren auch die Erwartungen hinsichtlich unsrer jüngst beendig- ten Oster - Messe, in Folge des mit dem Anfänge- dieses Jahrs in Kraft getretenen “a atSAiAe mit den Kronen Baiern und Würtemberg, höher gespannt als in allen-vorhergehenden. Zeitpunkten seit. Offenbächs Erhebung zu cinem Meßplate, so haben wir doch die Befriedigung, zu melden, daß die that- ächlichen Resultate jenen Erwartungen vollkommen entspro- chen haben. Die Zahl ber Käufer und Verkäufer, die si diesmal einfanden, war ungleich beträchtlicher, als zur vor- jährigen Herbst - Messe, und verhältnißmäßig um so mehr der Unisaß, nicht blos nah der Masse, sondern auch nach. der Verschiedenartigfeit der Waaren, da sich unter den Verfkfáu- ern etwa ein Dußend Handelsleute und Fabrikanten aus em Königreiche. Baiern. befanden, die man früher hiér noch nicht gesehen hatte; und die mit ansehnlichen Lagern von
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, Spiegela, Nürnberger Glas- und Spielwaaren ausstanden.
Staaten beschränken sich anf kaufmännische und finanzieile | Mehrere von diesen Handelsleuten haben sogar hôlzerne Bu-
den fäuflich an sich gebraht, was denn darauf hinzudeuten {cheint, daß sie mit diesem ersten Versuche, Offenbachs Messe ¿zu beziehen, volllommen zufrieden waren, au auf eine fer- nere Fortdauer der zwischen den respektiven Staaten ange- knüpften Handelsbeziehungen mit Bestimmtheit rechnen. - Üe- berhaupt geben die amtlichen “Verzeichnisse - der Fremden, welche zu dieser Oster - Messe in Offenbach Waarenlager un- terhielten und die daselbst vom 5 bis zum 29. April ange- fommen waren, 356 verschiedene Firma's von Handelsleuten und Fabrikanten an. Hierunter aber sind die einheimischen Verkäufer, d. h. alle diejenigen Haudelsleuté 2c. nicht mit in- degrissén, die zu“ Offenbach auch außer den Messen Comptoire und Waaren - Niederlagen unterhalten , und unter denen sich ebenfalls Auswärtige befinden, durch deren Hinzurechnung jene Zahl noch bedeutend steigen durfte. — Als Käufer mach- ten sich, neben unseren früheren Besuchern, besonders viele Baiern und Würtemberger bemerklich. Inzwischen dürften wir uns wohl mit Grund versprechen, daß L die Zahl der Ersteren schon bis zur nächsten Herbstmesse bedeutend vergrd- pern wird, weil diesmal die Rheinhaiern fast gänzlich fehl- ten. Die Ursache ihres jeßigen Ausbleibens aber scheint darin zu liegen, daß sich dieselben, wei! sie bis zu Anfang dieses Jahres noch von der Zolllinie ausgeschlossen waren, welche die übrigen Baierschen Provinzen umgúürtet, mit allerlei Waaren-Vorrätheu zu ihrem Bedarf. für die nächste Periode abgabenfrei versorgen founten. Da aber bis zum Herbste dieje Vorräthe wohl aufgezehrt seyn möchten, se schmeicheln wir uns, diejelben aisdann ebenfalls als unsere licven Gáste beroillfoinmmnen zu föônnen. — Was nun das Quatitum der an den Markt gebrachten Waaren-Vorräthe betrifft, so ver- udzei wir nur das des Leders mit einizer Bestimintheit an- zugeben. Dieses betrug circa 8900 Ctr. , mithin - um ein Namhastes mehr, als zur vorjährigen Herbstmesse. Nach dem, was wir oben bemerkten, ist es jedoch feinem Zweifel unter- worfen, daß die ganze Masse der am Plakbe befindlichen Feil- schaften aller Art verhältkißmäßig noch bedeutender war, wie- wohl wir Grund zu glauben haben, es würde dieselbe noch stärker ausgefallen feyn, härte nicht der lange anhaltende und strenge Winter raancher Fabrikation Naturhindernisse in den Weg gelegt, welche die Jndustrie mit aller ihrer Regsamkcic nicht zu gewältigen vermochte, Von diesen Hindernissen wurden namentlich die farbizen Baumivollenzeuge betroffen, wiewohl es auch in die- jem Arcifel eben nicht an hinreichenden Vorräthen fehlte, um die Nachfrage zu befriedigen! — Was nun die einzelnen Hauptzweige unsers Meßverkehrs betrifft, so spielte auch dies- mal wieder das Leder dabei die Hauptrolle. Von dem be- reits atgegebenen Quantum dieses Fabrifkats hatten auch dies- mal wieder, wie früher, die Preußischen Rheinprovinzen den größern and vorzüglihern Theil geliefert. Allein auch aus Baiern und Würtemberg war Leder dem Plaße zugeführt worden, mehr noch aus dem Großherzogthume Hessen felbst, vornehmlich aus Ober-Hessen , dessen Gerbercien viel Kalble- der verfertigetz.“ Man wollte die Beschaffenheit der Waare eben nicht allgemein loben; das Sohlleder besonders, behaup- tete man, habe durcch- die lange Dauer des Winters gelitten, weil diese nicht IUAe , dasselbe gehörig aufzutroénen. Es gingen auch die Geschäfte am Ledermarkte etwas langsamer als zur vorjährigen Herbstmesse von statten , und die Preise, um welche man sich endlich vereinigte, dürften im Durch- shnitte um etwa 5 pCt. niedriger ausgefallen seyn. Juzwi- schen befanden sih doch bis gegen Ende der ersten Meßwoche die meisten Geschäfte abgemacht und die Lager - der Fabri- fanten und Großhändler so ziemlich geräumt. — Mit W ol- lentüchern war unser Marft fast überführt, vornehmlith durch die vielen Tuchhändler,. welche die Fabrikanten bei Weitem überflügelten und durch ihre - Konkurrenz die Preise bis auf ihren mögli tiefsten Stand herabdrückten. Man hôrte fogar von Verschleuderungen sprechen. Jndessen steht in Tuch sowohl, als in andern Wollenfabrifaten, die Ostermesse ge- meinhin der Herbstmesse nach, und aus dieser Rüksicht erklärt es sich schon, wenn man von Seiten der bei diesen Artikeln be- theiligten Verkäufer manche Aeußerungen der Unzufriedenheit vernahm. Dagegen fanden Baumwollen - und Leinen -Waa- ren aller Art, als Barchett, Drillich, Zwillich, gedruckte Zeuge u. s. w., womit vornehmlich die Judu|[trie der Provinz Ober- Hessen. den Plaß reihlich versorgt hatte-,* raschen. und guten Abjaß. Der Gewerbfleiß der Städte Alsfeld, Lauterbach u. s. w. verdient bei dieser Gelegenheit rúhmliche Erwähnung.
Er ist_sihtbarlich im Steigen arie und ‘ihm scheint be-
sonders die neue Verbindung mit Baiern und Würtemberg sehr erfreuliche Früchte zu tragen; denn nach diesen König- reichen, so wie auch nach dem Großherzogthume Baden, sind
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die Fabrik - Erzeugnisse jener Städte in großen Massen abge- seßt worden. Von dem ordinairen Leinen, das die genannte Provinz liefert, ist sehr viel nah deu westlichen Provinzen der Preußischen Monarchie g:gangen. — Allein auch die Preu- ßischen Fabrikanten aus Eloerfeld , Barmen U. s. w., welche die Messe mit Seiden -, Halbseiden- und Baumwollen-Waaren bezogen hatten, so wie die Leinwandhändler aus Reichenbach, Landshut u. s. w. in Schlesien, haben gewiß keinen Grund, über schlechte Geschäfte zu flagen. Jhnen famen ebenfalls die neu erôffneten Absaßwege nah Baiern und Schwaben zu stat- ten, wohin viel von ihrer Waare gegangen ist. Ganz |pezielle Erwähnung verdienen endlich noch die shöuen Callicos aus Eulenburg (‘Preußisch Sachsen). Sie zeichneten sich besonders durch höchst gescomackvolle Desseins aus, welthe das Nichtvor- handenseyn der gleichartigen Englijchen und Französischen Vaa- ren auf unsrer-Messe nur wenig vermissen ließen. — Der Detail- Handel befand sich freilich, dur die während eines großen Theils der Dauer der Messe anhaltend úble Witterung, etwas ge- siôrt. - An den Tagen jedoch, wo der Himmel heiter war, und die gerade in die lebte Meßwoche fielen, war der Plat mit solchen Einkäufern aus der Nachbarschaft, die sich nur Fär ihren eigenen Bedarf verjorgen , so überfüllt, daß man án den Hauptstraßen des Meßverkehrs fast Mühe hatte, durch- zufommen. — Ungeachtet des regsten Willens unserer Staats- Regierung, den Meßhandel Offenbachs durch die Errichtung aller zu diesem Zwecke dienlichen Anstalten zu befôrdern, hatte namentlih der Bau des neuen Lagerhauses bis jeßt noch nicht so weit vollendet werden köunen, um dasselbe dem öffentlichen Gebrauche zu übergeben. Der frühe Cinutritt des Winters hatte die Ausführung des Plans verhindert, wonach dasselbe bis zur Hälfte seines ganzen Umfangs bereits Mitte Novembers fertig scyn sollte. Allein cs wird jeßt so eifrig Hand ans Werk gelegt, daß man nicht ziveifelu darf, der ganze Bau werde bis zur nächsten Herb|tmesse vollkommen hergestellt und seiner Bestimmung übergeben werden. Auch spricht man davon, daß noch im Laufe dieses Sommers zu einem neuen Main -Uferbau, um einen bequemen Ab- und Einladungs-Plaßz zu erhalten, geschritten werden soll. Dieser Bau, so wie der eines neuen Krahuens, werden ader um so dringender gefordert, je größer der Aufschwung ist, den Dffen- bachs Hande: nimmt.‘‘
Spa n-ieh.
— — Madrid, 10. Mai. Zur Feier der (wie bêreits gemeldet) vorgestern durch ein aupßerordentliches Blatt der Hiesigen Zeitung bekannt gemachten Schwangerschaft Ihrer Majestät der Königin ist heute in Aranjuez große Gala hei Hofe, Gratulations-Cour und Handfuß, morgen und übermorgen fleine Gala, und den am leßteren Tage Handkuß für alle hohen Tribunale. ier ist heute ebenfalls große Gala, morgen und übermorgen fleine Gala, und fowohl Aranjuez als Madrid
* werdèn diese drei Náchte hindurch erleuchtet seyn. — Jn dem
gewöhnlichen Blatte der gedachten Zeitung vom selbigen Tage ist eine sehr wichtige Verordnung enthalten, durch welche das unlängst erlassene Verbot, im Freihafen von Cadix mit Taback zu handeln, wiederum aufgehoben wird. — An die Stelle des fürzlih verstorbenen General - Capitains der Königlichen Flotte, Don Juan Maria Villavicencio, ist der General- Lieutenant der Marine, Don Juan Ruiz de Apodaca, Graf von Venadito , zu diesem Posten ernannt worden. — Da nach Jnrhalt der Dekrete vom 1. März die nöthigen Verfü- gangen zu der Renovation und Liquidation der rückständigen Zinjen und zur Berichtigung der Zinsen für das erste halbe Jahr 1830 der Gesammtzahl aller fkonsolidirten Vales von den Creationen des Januar,- Mai und September 1824, — welche von nun an in eine Creation vom 1. April vereinigt werden sollen, — getroffen worden sind und. ein Gleiches hin- sichtlich der Liquidation der Zinsen der im großen Buch eingetrage- nen Schuld beschlossen werden ist, so werden in der Madrider Zeitung von Seiten der Direction. der Amortisations - Kasse alle Jnhaber jener Klassen Staatspapiere aufgefordert, sich in den sowohl in der Hauptstadt als auch in den Provinzen besiehendea Büreaux der genannten Kasse einzufinden und die Vales der verschiedenen Creationen gegen die der künf- tighin bestehenden einzigen Creation vom 1. April auszutau- schen; und sollen alle Vales bis zu einem bestimmten Termin eingeliefert werden. Die dagegen einzutauschenden neuen Vales consolidados werden den Eigenthümern vom 7. Juni bis 6. Juli nach festgeseßten Abtheilungen eingehändigt. Am 1. Juli d. J. nimmt die Bezahlung der Zinsen des ersten halben Jahres 1830 ihren Anfang, und zwar sowohl - der Vales als der fonsolidirten Schuld. — Zur Ausbesserung der Festungswerke von Cadix und dex, dazu gehörigen Forts hat der König der Junta de foitificaciones daselbst die Erlaubniß
ertheilt, zweihundert Stiergefechte - halten zu dürfen, um sich aus deren Ertrage die nôthigen Fonds zu jenen Ausbes- serungen zu verschaffen. — Ein gewisser „Herr Burgos, wel- cher, seitdem er zwei Jahre hindurch Spanischer Commiskair der Tilgungs - Kasse ia ‘Paris gewesen war, piöblich außer- ordentlich reich geworden ist, hatte sich für 100,000 Realen einen Kastilianischen Titel: Marques de San Francisco de Asìs, gekauft. Da es sich jedoch jeßt ergeben hat, taß er außer Stande ist, die ihm auferlegten Adelobewcise zu geben, so hat er zu seinem großen Verdruß auf den Gebrauch des gedachten Titels Verzicht leisten müssen. Es will jedoch ver- lauten, daß das hiesige Franziskaner - Kloster, weichem von Sr. Katholischen Majestät vier Kastilianische Titel geschenkt worden waren, um sie zum Besten des Klosters zu verkaufen, und welches den oben erwähnten Titel an Burgos verkauft hatte, jeßt Schwierigkeiten mache, den Kaufpreis wieder zu erstatten.
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Jn einem von der Allgemeinen Zeitung mitgetheil- ten ‘Privatschreiben aus Konstantinopel vom 26. April heißt es: „Sie wurden neulich durch augzerordentliche Gele- genheit von dem Entschlusse der Pforte, den Londoner Pro- tofollen beizutreten „ benachrichtigt. Heute. benuße ich die Gelegenheit der Post, um Sie von einigen dabei stattgehab- ten Umständen zu unterrichten. Wie es scheint, hatte die Pforte Anfangs große Lust, nah den ihr von den Botschaf- tern unterm 1lten d. M. gemachten Communicationen ihre ge- wohnte Methode zu beobachten und sich mir der Antwort uicht zu beeilen, ob die Mächte gleich eine {nelle und ent- scheidende Entschließung begehrt hatten. Alle gegen die Dol- metscher gemachten Aeußerungen gingen darauf hinaus, daß die Dforte es sich zur Psicht machen werde, die mitgetheil- ten Aktenstücke in reiflihe Erwägung zu zichen und mit demn Divan, der aus erfadrenen und jachtundigen Männer bestehe, äber die Mittel zu berathen, wie der Griechischen Sache ein glücklicher Ausgang zu verschaffen sey. Diese Sprache war deutlich genug, um die Fränkischen Diplomaten zu Überzeu- gen, daß die Pforte abermals nur Zeit zu gewinnen suche. Sie würden es auch- für eine vergebliche Mühe angesehen haben, dagegen Schritte zu thun, wenn nicht der Reis-Efendi, bei ciner früheren Unterredung mit dem Grafen Orloff, den
Wunsch des Sultans zu erkennen gegeben hätte, die Griechi-
schen Händel, die ihm gleich seit ihrem Entstehen bedenklich geschienen, einmal beendigt zu sehen. Graf Orloff, welcher noch immer ‘in - außerordentlicher Mission sich hier aufhält, suchte daher Gelegenheit, mit dem Reis-Efendi in cine nähere Erörterung einzugehen; ex schilderte ihm aufs - Büändigfte die Nachtheile , welchen sich die Pforte bei längerem Zdö- gern ausjeben werde, indera die Mächte “dadur leicht in die Nothwendigkeit gerathen könnten, dem neuen Güie- chischen Staate eine größere Gränz - Ausdehnung zuzugestehen, um ihn gegen die feindlichen Absichten der Pforte, die man bei ihrer Verzögerung, den Londoner Protokollen beizustim-
men, voraus}]ezen müsse, völlig zu sichern. Diese Vorstel- lungen machten Anfangs feinen großen Eindruck auf den Ottomanischen .Minister; als-er ader von den Begänstigun- gen hörte, welche die Pforte von den großmüthigen Gesin- nungen Sr. Majestät des Kaisers von Rußland zu erwarten habe, falls sie sich becilre, den Beschlússen der Protokolle bei- zutreten , ward er sür alle Gründe empfänglich , die Graf Orloff ihm vortrug, und versprach, die Zustimmung des Sul- tans für die Anerkennung Griechenlands auszuwirken. Jun der That ließ er schon am 24. April eine Note an die Bot- schafter - der verbündeten Mächte ergehen, worin der Wille des* Sultans, den Verfügungen der Londoner Konferenzen beizutreten , erklärt wird. Es heißt, die Pforte solle für ihr nachgtebiges Benehmen in diefer súr Europa so wichtigen Angelegenheit einen Nachlaß von mehrexen Millionen Duka- ten an der stipulirten Kriegsfosten-Entschädigung erhalten, und die Unterhandlungen Halil - Paschas hätten dadurch eine so glückliche Wendung genommen, daß desscn längerer Aufent- - halt in Petersburg als überflüssig zu betrachten sey. Auch wird er in Kurzem hier erwartet,“ und ein Türkisches Kriegs-
{i} wird in Bereitschaft geseßt, um ihn von Odessa abzu-- holen. — Jussuf-Pascha von Seres, welcher seit der Ueber- gabe vont Varna in Odessa lebte, ist am 23. hier eingetroffen, hat aber bis jest noch nicht dié Erlaubniß erhalten, im Pfor-
tenpallaste zu erscheinen. — Die obige Auseinandersckung liefert einen neuen Beweis von der Beflissenheit des Russischen Kaisers für die Erhaltung des errungenen Friedens, so wie von seinen wohlwollenden Gesinnungen für die ‘Pforte. “Leßtere sind auch dem Sultan nunmehr so wohl bekannt, daß ihn die äußern VerHältnisse seines Reichs weit minder, als das Schwankeride der