dieser Betrag ist mit 354000 6 in den Ausgaben der Ge- fängnißverwaltung aufgeführt. Diese Ausgabetitel werden jeßt mit dem Einnahmetitel erörtert. ;
Der Berichterstatter Abg. Bödiker (Centr.) weist darauf hin,
„ daß früber ca.-500 000 4 zur Verstärkung des Unterstüßungéfonds für hilfsbedürftige Justizbeamte verwendet worden seien. iese Ver- wendung soll niht mehr erfolgen, sondern von diesem Ertrage foll für die Zwecke der Justizverwaltung ein Betrag von 300 000 4. zu Unter- stüßungen verwendet, ein Betrag von 200 000 6 aber an die Staats- tafe abgeführt werden. Begründet wird diese Neuordnung mit der “Angabe, daß die Einnahme aus dem Arbeitsverdienst der Gefangenen eine sehr schwankende ist. In der Commission wurde angeregt, ob es nicht beffer sei, die Gelder nit in die Staatskasse zu vereinnahmen, sondern zu verwenden zur Unterstüßung der Angehörigen der Gefan- genen. oder zur Unterstüßung folcher Vereine, welche sih mit der Für- sorge für entlafsete Gefangene beshäftigen. Die Commission ift aber zu einem Antrage* nicht gekommen. :
Justiz-Minister Dr. von Schelling: Die von der Budget- commission gegebene Anregung enthält einen neuen Gedanken, zu dem ih heute nicht Stellung nehmen kann. Ich werde aber der Anregung näher treten und sie in Erwägung ziehen in Verbindung mit dem Finanz-Ministerium. .
Die zur Debatte stchenden Titel werden darauf genehmigt
und geht das Haus bei Schluß des Blattes zur Berathung des Titels „Gehalt des Ministers“ über.
— Von den Abgg. Dr. Baumbach und Dr. von Bar (dfr.) ist im Reichstag folgender Antrag eingebraht: Der Reichstag wolle beschließen: die verbündeten Regierungen zu ersuchen, die von ibnen aufGrund des § 29 der Gewerbeordnung erlassenen Vorschriften Über den Nachweis der Befähigung als Arzt einer Revision in dem Sinne zu unterziehen, daz auf Grund dieses Nachweises auh Frauen die Approbation als Arzt ertheilt werden. muß.
— Die IX. Commission des Neihstags zur Vorberathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Abzahlungsgeschäfte, besteht aus folgenden Abgeordneten: Ackermann, Vorsitzender; Dr. von Bar, Stellvertreter des Vorsizenden; Auer, Braun, Büsing, Dr. Caffelmann, von Hellmann, Schriftführer; Hiße, Kauffmann, Mesner (Neustadt), Möller, Freiherr von Pfetten-Arnbah, Neichs- graf von Pückler, Dr. Rzepnikowski, Dr. Schaedler, Schlick, Dr. Schneider (Nordhausen), Schriftführer; Spahn, Stephanus, Tutzauer, Wöllmer.
— Die Steuerreformccmmission des Hauses der Ab- geordneten seßte gestern Abend die Berathung des Communal- abgabenges s ort und erledigte die §§ 20—23 der Vorlage. S 20, der den Gemeinden- die Einführung besonderer Steuern vom Grundbesiß gestattet, erhielt eine lediglich redactionelle Abänderung. Nach § 21 soll, solange befondere Steuern vom Grundbesiß nit ein- geführt sind, die Besteuerung in Procenten der vom Staat. ver- anlagten Grund- und Gebäudesteuer erfolgen. Dieser Paragraph blieb unverändert. § 22 besagt in Abs. 1: „Die Steuern vom Grundbesiß find nah gleihen Normen und Säßen zu vertheilen.“ Dieser Absaß wurde ‘angenommen. Abs. 2: „Die Heranziehung der Waldungen kann jedo bis auf den vierten Theil - des für die übrigen Liegen- schaften festgestellten Steuersaßes ermäßigt . werden. und foll in der Regel nicht mehr als die Hälfte desselben erfolgen“ wurde gestrichen.
“Abj. 3 erhielt nah dem Vorschlage des Abg. Sch labit (freiconf.) folgende Fassung: „Liegenschaften, welche an einer Baufluchtlinie be- Tegen find (Baupläße), können nah Maßgabe ihres höhern Werths zu einer hôbern Steuer als die übrigen Liegenschaften . herangezogen
Lad Diese Besteuerung muß durch Steuerordnung geregelt verden.“ Nr. 3“ des „Centralblatts der Bauverwaltung“,
herausgegeben im Ministerium der öffentlihen Ar- beiten, vom 21. Januar, hat folgenden Inhalt: Die Baupolizei? ordnung für die Vororte von Berlin. (Schluß.) — Bedürfnißstände mit Oelvershluß in Wien. — Das: Ludwig Wilhelm-Krankenheim in Karlsruhe. — Die Erweiterung der Mainkanalisirungs-Anlagen. — Vermischtes: Louis Boissonnet-Stiftung. — Preisertheilung für Pläne zu einem Kreishaus in Eckernförde. — Preisaus\chreiben des Vereins deutsher Ingenieure. — Preisbewerbung für die Newa-Brüte in St. Petersburg. — Verband deutscher Architekten- und Ingenieur- Vereine. — Gedächtnißfeier für W. von Siemens. — Rieselanlage für-Königsberg i. Pr. -— Der Weltausstellungêthurm in Chicago. — Bücherschau.
Statistik und Volkswirthschaft.
Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes.
Wie üblich, feierte “ gestern, am 24. Januar, dem Geburtstage Friedrih?s des Q der „Verein zur Veförderung des Gewerbefleißes“ im Englischen Hause sein Stiftungsfest — diesmal das 72. — durch ein Festmahl, an welchem der Minister für Handel und Gewerbe Freiherr «von Berlepsch, der Ober-:Berghauptmann und Ministerial-Director Freund, sowie der: Geheime Ober-Regierungs-Rath Blen ck theil- nahmen. In der Mitte der interen Hauptwand stand, von Baumgruppen umgeben, die Büste Friedrih's des Großen zwischen den Büsten Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin. “Etwa 169 Personen hatten fih zum Festmahl eingefunden. In der üblichen Weise erstattete nah dem ersten Gang der Geheime Re- gierungs-Rath, Professor Dr. Slab y den Bericht über das abgelaufene Vereinsjahr, den er- mit ciner Würdigung der Bedeutung des ver- storbenen Ehrenmitgliedes Geheimen Regierungs - Raths Werner von ‘Siemens einleitete. Von geschäftliden Mittheilungen sei daraus hervorgehoben, daß der Verein gegenwärtig 1256 Mitglieder (darunter 504 hiesige) zählt, ein Vermögen von 59 500 6, sowie mehrere Stiftungen besißt, worunter die Seydliß'sche Stiftung von 468 165 f, aus der gegenwärtig 21 Schüler der Technischen Hoch- schule Stipendien von je 600 4 genießen, Und die Weber'’sche Stiftung von 33 500 4 für Schüler von F-rtbildun s\culen. Die Einnahmen des verflossenen -Iahres erhielten dadur eine Kürzung, daß sich der Minister für Handel und Gewerbe mit Nück- sicht auf die Finanzlage genöthigt sah, den bisherigen Staatszushuß bon 10 000 46 auf 3000 f herabzuseßen. Zum Schluß forderte der Redner die Versammlung auf, dem Andenken Friedrih's des Großen, der mit kleinen Mitteln Großes erreicht hat, dessen Saat zu herr- lichen Garben N und in dessen Geist der Verein
zu wirken sich zur Ausgabe gemacht hat, ein tilles Glas zu leeren. Der Vorsißende des Vereins Staats - Minister Delbrück nahm hierauf das Wort, um darauf hinzu-
weisen, wie er vor einem Jahre bei einem Rückblick das Jahr 1891 als ein für den Gewerbefleiß ungünstiges habe bezeihnen müssen. Das jeßt verflossene Jahr sei kaum erfreuliher gewesen. - Ganz Europa Teide cbenfo wie Deutschland“ unter den Wirkungen, die von politischen und wirthschaftlichen Ereignissen auf dem anderen Continent hervor- erufen seien, und wodur für den deutschen Gewerbefleiß der Absab verschlossen oder wenigstens beschränkt worden sei. Die mühevolle Thätigkeit, das Verlorene auf anderen Gebieten wieder zu gewinnen, sei bisher nur halb mit Erfolg gekrönt worden; das hauptsächlih erfreulihe Ergebniß des Vorjahres sei allein die gute Ernte gewe]en. Aber mit en dürfe man in das neue Jahr gehen , wo die bevorstehende Ausstellung in Chicago auch für den deutshen Gewerbefleiß neue Gelegenheit bieten werde, sih wirksam zu entfalten. Die Energie, mit welher der deutshe Gewerbe- fleiß für die Ausftellung thätig ist, sei ein beredter Beweis
dafür. daß schwächt haben. Aenderung ‘der
auch s{hwere Zeiten seine Kräfte nit -ge- Erfreulich sei es, daß dies am Vorabend nes d R in Amerika ges{hehe. Unser Kaiser habe das größte nteresse an der Ausstellung in Chicago und hoffe, daß Deutschland indem friedlichen Wettstreit der Völker dort den s einnehmen werde, der ihm gebühre. Unsere Hoff- nung, daß + dies in diesem Jahre der einzige Wettstreit bleiben werde, gründe |{ch auf die friedliche Politik des Kaisers, auf Allerhöchstwelhen der Redner ein Hoch ausbrachte, in das die Versammlung dreimal begeistert einstimmte. — Herr Dr. Krämer wies in seinem Trinkspruch auf den Minister für Handel und Gewerbe darauf hin , daß dieser vor vier Jahren, als er zum ersten Mal bei dem Fest erschienen / gesagt - habe: „Fürchten Sie niht, daß wir in unseren socialpolitischen Bestrebungen für. die Arbeiter soweit gehen, daß die Industrie ge- fährdet werde, daß wir den Ast absägen, auf dem wir sißzen®. Er führte aus, daß die Industrie nicht kleinmüthig sein solle: nach der Epidemie der Beunruhigung werde au mal wieder eine Zeit der Beruhigung kommen und man werde Een Zeiten entgegengehen: Die hervorgetretenen e zwischen Arbeitgebern und Arbeitnebmern, die absâlligen Urtheile über den „s{nöden Unternehmergewinn“, über „Schlotjunker", „Kohlenbarone“, furz die beunrubigenden Strömungen werde der Minister, der ein offenes Wort nit nur nicht \{eue, son- dern auch hervorrufe, \icherlih zu hemmen wissen. Man
des Gewerbefleißes fördern werde, und der Verein für Gewerbefleiß habe feinen fehnliheren Wunsch, als daß der Minister auch fernerhin wie bisher diefes Interesse bethätige und noch lange in seinem Amte bleibe. Nachdem die Versammlung in das Hoh auf den Staats- Minister Freiherrn von Berlev\ch eingestimmt, nahm dieser fofort das Wort, urm, anknüpfend an sein vor vier Jahren ausgesprochenes Wort, zu bestätigen, daß er auh jeßt uf an dem Saße: „Wir dürfen den Ast nit absägen, auf dem wir sißen“ festhalte. Hiervon
sei er auch niemals abgewihen, und wenn auch manche Kreise mit ihm in" Bezug - auf seine Stellung zur focialen Frage nicht übereinstimmten, so bleibe er doch bei dem alten Programm. “ Die harten Urtheile über den
„schnöden Unternehmergewinn“, die „Schlotjunker“ und „Kohlen- barone“ feien widerwärtige Ausdrücke der Zeit, und wenn es auch hier und da Persönlichkeiten gebe, auf die sie paßten, so dürfe man doch daraus uicht auf den ganzen Stand \{ließen, ebensowenig wie man die conjervative Partei mit den „Pfaffen und Junkern“ identificiren dürfe. Es fei eine Krankheit unserer Zeit, die Fehler Einzelner zu verallgemeinern. Aufgabe der Verwaltung sei es, darüber zu wachen, daß die Industrie niht zu Schaden komme. Aber die Industrie sei dur manche Calamitäten {wer bedroht gewesen, die die Verwaltung niht hätte beseitigen können; fo sei sie besonders dur die” Vorgänge auf ter westlihen Hemisphäre geschädigt worden. Auch die Schußzollpolitik habe vielleicht insofern nachtheilig gewirkt, als dur sie eine Art Ueberproduction hervorgerufen wurde. Troßdem sei jene Politik nit zu verurtheilen, im Gegentheil, im Jahre 1879 habe dazu übergegangen werden müssen. Aber die In- dustrie fei jeßt stark geworden, und es sei die nothwendige Folge jener Schutzollpolitik gewesen, daß ; jeßt zu den Handelsverträgen übergegangen wurde,‘ ohne die die Calamitäten fh ver rößert haben würden. Die Thätigkeit, welche das Reich bei dem Abschluß der Handelsverträge entwickelt habe, werde s\icherlih zum Segen ge- reichen. Kleine Früchte seien uns {on jept in den Schoß gefallen dadur, daß die Schweiz in den Verhandlungen mit Franfreih an feinem Princip festgehalten habe. Auch andere Anzeichen, daß sich die Ver- hältnisse bessern würden, seien vorhanden; in Amerifa werde sich voraus- ichtlih bald ein Umschwung vollziehen. Gleichwohl seien die Ver-
bältnisse noch \{limm, und man könne nicht hoffen, daß in wenigen Monaten alles anders sein werde. Aber man werde aus den jeßigen Verbältnissen siegreih hervorgehen, wenn unsere Industrie fich der Herstellung verfeinecter Waaren hingebe. Das werde möglich fein, wenn Wissenschaft “ und Technik, wie «fie dieser Verein pflege, fh verbinden. Er wünsche, daß auch der Beamtenstand Preußens nicht nur in der Gefeßgebung und Verwaltung etwas leiste, fondern al er mehr und mehr erkenne, wie wichtig die Verbindung von Wissenschaft und Technik sei. So weit es in seinen Kräften
stehe, werde“ er bemüht ‘sein, dahin zu wirken, daz die ‘ Beamten ‘dem Beispiele des Staats-Ministers Deklbrück folgen und“ von der lebendigen. Berührung zwishen Wissenschaft und Technik “ erfüllt werden. Dem - Vereine aber, der
die Verbindung von Wissenschaft und Fon schon seit lange pflege, wünsche er ein fröhlihes Gedeihen! Die: Rede des Ministers, die in einem Hoch auf den Verein gipfelte, fand lebhaften Beifall. Alsdann feierte der Geheime Commerzien-Nath Oechelhäuser den Vor- sißenden des Vereins Staats - Minister Delbrü, von dessen politischer Thätigkeit er ein mit reichen historishen Daten vers sehenes Bild entwarf. Staats-Minister De lb rü ck dankte dem Redner und lenkte die Aufmerksamkeit der Versammlung auf die Thatsache, daß an diesem Tage der anwesende Commerzien-Rath Weigert sein fünfzigiähriges Jubiläum als Mitglied feiere; er übergab ihm ein Diplom über seine Ernennung als Ghrenmitglied fowie eine hierauf bezügliche Medaille. Dem Dank für die seinem Vater erwiesene Ehre gab der Sohn des Gefeierten Ausdruck. Der Erklärung der Tisch- tarte durch einen humoristischen Vortrag des Directors der Mannes- mann'’schen Fabrik Herrn Krause folgte eine Sammlung für die Armen, welche den Ertrag von 601,50 M lieferte.
\ L Unfallversiherung. 2
In Gemäßheit des Ÿ 71 des Unfallversicherungsgesezes vom 6. Juli 1884 haben die Mitglieder der gewerblichen Berufsgenossen- schaften den Vorständen ihrer Genossenschaften binnen \sechs Wochen nah Ablauf des NRechnungsjahres zum Zweck der Umlageberechnung eine Nahweisung über die im verflossenen Jahre beschäftigten ver- S tigen Personen und die von denselben verdienten Löhne und Gehälter einzureichen. Für Mitglieder, welche mit der Einsendung einer folhen Nahweisung im Rückstande bleiben, erfolgt die Fest- stellung der Löhne durch die zuständigen Organe ihrer Gartbssen|Bäfti Außerdem können derartige säumige Mitglieder gemäß § 1024 a. a. O. mit einer Ordnungsstrafe bis zu 300 4 belegt werden.
Der- Termin für die Einlieferung der Lohnnachweisungen pro 1892 läuft mit dem 11. Februar d. I. ab. Abgesehen davon, L die rechtzeitige Einreihung der Lohnlisten nah den oben angeführten Bestimmungen im eigenen Juteresse eines _jeden Genofssenschafts- mitglieds liegt, erwahsen auch aus der Verfäumniß der Einsendung unnöthige Kosten, welche von der Allgemeinheit getragen werden müssen und daher zum theil den säumigen Mitgliedern ebenfalls zur Last fallen. Es sei deshalb hier an die Einreichung der Lohnnahweisungen erinnert und auf die Folgen einer etwaigen Versäumniß PltideWreten
Roheisenproduction in Deutschland.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief sh die Roheisenvroduction des Deutschen Reichs (eins{ließlich Luxemburgs) im Monat Dezen- ber 1892 auf 391 353 t; darunter Puddelroheisen und Spiegeleisen 148 743 t, Bessemerroheisen 23 220 t, Thomasroheisen 161 298 t, Gießereiroheisen 58 092 t. Die Production im Dezember 1891 betrug 387 918 t, im November 1892 396 936 t. Vom 1. Januar bis 31. Dezember 1892 wurden producirt 4793 093 & gegen 4452019 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
: Das Wirt hschaftsjahr 1892. - Die Handelskammer zu Barmen nahm in ihrer Sißung vom 20. d. M. den Bericht über die wirthschaftlihe Lage ihres Wirkungs- bezirks im Jahre 1892 entgegen. Einer Mittheilung der „Frkf. Z.“ über diesen. Bericht entnehmen wir Folgendes: Was die Lage von Industrie und“ Handel im Jahre 1892 anbelangt, so war der all- emeine Verlauf des Geschäfts in dem für den Bezirk wichtigftèn
Industriezweige der Tertilindustrie: Bänder-, Liten- und Besatartikel im großen _und - ganzen, dem Vorjahre ent- sprehend, ein wenig - günstiger. Die naghtheiligen Einflüsse,
dürfe zu dem Minister volles Vertrauen haben, daß er die Interessen
welhen das Wirthschaftsjahr 18391 ausgeseßt war, hatteir sih auch auf das Jahr 18N übertragen und CAdleseit sich niht nur anhaltend fortshreitend, fondern sie wurden ‘noch dur neu hirzu- getretene widrige Greignisse wie die Erhöhungen der franzö ischen, B und portugiesishen Cingangszólle und die Cholera- - eimsuhung nicht unwesentlich vershärst. Sowohl in der Band-
wirkerei als auh in der Riemendreherei- fehlte es besonders in der ersten Hälfte des Jahres an durchgrèifender Beschäftigung, und“ nur vereinzelte Artikel sahen ih von der Mode bevorzugt;
dabei - bewegten ih _die Preise von und Mohairgarn bis zum Herbst in stetig weihender Rich- tung. Die Folge davon war \tockender Abfaß zu unlohnenden Preisen und, rückwirkend auf die Arbeiter, Verkürzung der Arbeits zeit und öftere Entlassungen. Erfreulicherweise trat mit Oktober ein bemerkbarerer Umschwung ein. Unterstüßt dur einen rapiden, bedeu- tenden Preisaufgang der Garne, erholte und belebte si das Geschäft, es kamen fowobl vom Inlande wie aus dem Auslande größere-B& stellungen, die Mode griff in vermehrtem Umfange ein und wandte sich besonders den Damenbesaßartikeln zu, sodaß gegenwärtig ziemli volle Beschäfti ung vorherrsht und auch die Aussichten für das laufende Jahr als günstig bezeichnet werden. Ungünstig liegen au noch gegen- wärtig Herrenbefaßartikel.
baunwollenem, wollenem
, Natural-Verpflegungsstationen.
Die Verpflegungéstationen des Regierungsbezirks Lüneburg find infolge der jest ruhenden Bauarbeiten namentlich in der jüngsten Zeit erheblicher in Anspru genommen gewesen. Nur im Kreise Lüchow hat der Aud infolge des Eingehens der Stationen im Nachbarkreise Salzwedel abgenommen. Der segensreiche Einfluß dieser L wird fast durhweg empfunden, indem sie in Ver- bindung mit Po izeiverordnungen gegen das Almosengeben vor einer Landplage bewahrt, zu welcher die Bettelei sonst zweifellos au8arten würde. Doch wird immer von neuem über das Besorgniß erregende An- wahfen der Kosten geklagt. Hierdurh werden diejenigen Kreise, welche Stationen unterhalten, gegenüber denjenigen, welche fich ab- [ehnend verhalten, um fo empfindlicher getroffen,, als die mittellofen Wanderer, um der Polizei niht in die Hände zu fallen, wenn fie betteln müssen, zumeist nur die mit Stationen beseßten Gegenden
aufsuchen.
P
Hamburgs Kaffeehandel.
- Troß aller Calamitäten, von welden der Kaffeehandel in den leßten Jahren betroffen wurde, hat er in den leßten Jahren eine ständige“ Steigerung erfahren und in verflossenen Jahre eine. bisher niht dagewesene Höbe erreicht, wie folgende Uebersicht über die
„Zufuhr im lezten Jahrzehnt ausweist. Es- betrug
L E die Zufuhr die Zu- (+4) oder im Jahre e E Abnahme (—) Mill: Pfund Mill. Pfund
130 S 198 — IBSED A 176 — 2 1800 C S 192 ENZ1O TOSOR E 201 +— 9 188 176 — 25 1S8G E 197 — 21 1B S 204 + ‘7 180 E 212 +— 3 189 250 — 38 1892 E 263 — 13
_ Daß die Lage des Kaffeemarktes keine fehr günstige war, geht ichon daraus bervor, daß der Lagerbestand mit 23,4 Mill. Pfund in - Jahre 1892 erbeblih höher war als sonst. N Die Preise stellten ih inden leßten Jahren wie folgt: *E3- galten für Real ord. Santos- für Real ord. Rio-
S Kaffee s Kaffee im Jahre Ende Ende Ende Ende Januar Dezember Januar Dezember 1800 E50 34 77 81 1300 è 82 832 81 82 A 03 72 83 63 ISIN A 73 80 71 T
Der Werth der S ee-Cinfubhr an Kaffee betrug in den legt- genannten vier Jahren 153 bezw. 170, 196 und 210 Millionen Mark.
Naa len in Schweden.
Nach dem Bericht über -die Gre der Postsvarkassen in Schweden wurden im Jahre 1892 7712780 Kronen “(gegen 74389542 Kronen im Jahre 1891) eingelegt und 5 073 857 Kronen (4731 650 Kronen) abgehoben, sodaß 2638 923 Krorten (2757892 Kronen) mehr eingelegt als abgehoben wurden. Seit Errichtung der Postsparkafsen am 1. Januar 1834 * und - bis - zum Schluß des “ Vorjahres betrugen die Einlagen - (mit Ein- {luß der niht abgehobenen Zinsen) 38 835 492 Kronen und die Ab- bebungen 19 932 507 Kronen und es verblieb mithin ein Bestand von 18 302.985 Kronen. Von dieser Summe waren verzinslich angelegt: 6 324 843 Kronen in Obligationen der Reichs - Hyvothekenbank, 10458 015 Kronen in Communal-Anleihen, 2 626 146 Kronen direct als Communal-Darlehen gewährt, 261 115 Kronen bei der Reichsbank Pes und 276 013 Kronen von den Postanstalten noch nit ein- geliefert.
Zet Zur Arbeiterbewegung.
Aus Burg: wird der „A. Br.- u. H.-Ztg.“ berichtet, daß die Sociäldemokraten über einen dortigen Gastwirth und Bierverleger den Boycott verhängt haben, weil er Bier aus einer Brauerei in Schönebeck vershänkt, die von Magdeburg aus in Boycott erklärt ist. Wie der „Köln. Ztg.“ aus Lüttich berichtet wird, ist auf der Zehe „Horley “ in Tilleur ein Ausstand ausgebrochen.
Der Ausstand der Hasplerinnen in den Webereien in- Roubair ist, wie demselben Blatt aus Lille gemeldet wird, ‘beendigt. Die Ausständigen nahmen, als die O sich ‘anschickten, neue Arbeiterinnen zu werben, zu “den alten Bedingungen \{leunigst die
Arbeit wieder auf. (Vgl. Nr. 17 d. Bl.)
Theater und Mußk.
Neues Theater.
Ein neues Schauspiel „Baronin Ruth“ von Robert Misch fand’ gestern Abend bei seiner ersten U prung, eine recht freundliche Ausnahme. Das Stück behandelt den häufig, besonders von französi- schen Schriftstellern bearbeiteten Stoff der reichen Shwiegereltern aus niederem Stande, deren Vermögen der nershuldete Baron zwar zur Aufbesserung seiner Verhältnisse gern aunimmt, die er aber wegen ihrer an die Herkunft erinnernden UÜmgangsformen nicht in feinem Haufe zu sehen wünscht, wenn er - darin feine Standesgenossen gefell- {chaftlih versammelt. Die junge Frau, die sehr bald fühlt, daß auch sie ihrem Gatten nicht genügt, muß denn auch die Entdeckung machen, daß sie an ihrer besten Freundin aus der Pension nur eine Nebenbuhlerin besißt, mit der ihr Mann den früheren Verkehr aub nach der Che fortseßt. Ein Russe, ‘ den - das junge Paar auf der Hochzeitsreise kennen gelernt hat,
! i l wird Hausfreund in moralisch bestem Sinne, dur{shaut das falshe Spiel des Barons, entlarvt ihn mit seiner Geliebten und verlobt fich
mit dessen Schwester, die in uneigennüßiger Weise bei feinenr guten Werke ihm beigestanden hat. Wenn man auch nicht fagen lann, daß der Verfasser in seinem Werke -von neuen Gesichtspunkten ausgegangen ist, fo E man ihm, abgesehen davon, 4 er in der Auseinanderseßung manchmal zu breit wird, doch zugestehen, daß er es verstanden hat, den Gegenstand ges{mackvoll zu behandeln. Die Charaktere sind lebenswahr gezeichnet und die Handlung ist ansprehend und stellenweise auch recht spannend. Das vom MNegisseur . Herrn Hachmann gut eingeübte und mit
prachtvollen Decorationen versehene Stück wurde in einzelnen