1874 / 85 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Apr 1874 18:00:01 GMT) scan diff

igationen Ill, Emission (Russisch - Englische Anleihe de 1872). S Aen « Meinbrge afen Prämien-Anlehen. Sächsische unverzinslihe Kammer - Kreditkassesheine. Schaumburg- Lippesche Prämien-Anleihe de 1846. Venediger Prämien- Anleihe de 1869. Wiener Rudolf-Stiftung. : Die Allgemeine Verloosungs - Tabelle erscheint wöchentlih einmal und ist zum Abonnementspreis von 15 Sar. vierteljährlich durch alle Postanstalten, sowie durch Carl Hey- manns Verlag, Berlin, S. W., Anhaltstraße 12 und alle Buh- handlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 21/4 Sgr.

Nichtamtliches.

Deutsches Nei che j en. Berlin, 11. April. Se. Majestät der ¿E König nahmen im Laufe des gestrigen Tages den Vortrag des Civil-Kabinets sowie des General-Intendanten von Hülsen entgegen und empfingen mehrere hochgestellte i[itärs. i E Aa ließen Se. Majestät Sih vom Chef des Mili- tär-Kabinets Vortrag halten und machten eine Spazierfahrt im

offenen Wagen. | T

Gestern fand im Kaiserlihen Palais eine musi- kalisch-dramatische Abendunterhaltung ftatt, bei welcher die hier anwesenden italienishen und französishen Künstler mitwirften. Die Botschafter mit ihren Gemahlinnen waren zu dieser Soirée geladen. i ( S

eute empfing Ihre Majestät die Kaiserin -

xe mntbvae ititieder des hier tagenden chirurgishen Kon- grefses, und besichtigte die Ausstellung der Gesellschaft der Gar- tenfreunde Berlins. N :

Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit der Kronprinz- besuchte gestern Vormittag um 10 Uhr das Atelier de3 Bildhauers Schweiniz, empfing um 12 Uhr den Dber- Bürgermeister Hobrecht und später den Professor Dümichen von

Uniyersität Straßburg. ; j N Cs 94 Uhr begaben Sih Beide Höchste Herrschaften zur Soirée bei Ihren Majestäten.

Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zu-

sammen.

Der Bundesrath hat in seiner Sizung am 29. v. Mts. beschlossen, die verbündeten Regierungen einzuladen, bis zu weiterer Beschlußfassung des Bundesraths ihre Entscheidun- gen über allgemeine Erhöhungen der Eisenbahn-Gütertarife oder über durchgreifende Aenderungen des Gütertarif-Systems auszuseßen.

Im ferneren Verlaufe der gestrigen Sizung seßte der Deutsche Reichstag die Wahlprüfungen fort. Es wurden die Wahlen des Abgeordneten: Stumm (6. Wahlkreis des Reg. - Bez. Trier), Dr. Haenel (7. Schleswig - Holsteinscher Wahlkreis), Abeken (für den 2. Braunschweigischen Wahlkreis) und Dr. Brande (9. Wahlkreis von Hannover) für gültig er- klärt; die des Abg. v. Woedtke (7. Wahlkreis des Reg. - Bez. Stettin) beanstandet. Schluß 45 Uhr.

In der heutigen (29.) Sißung des Deutschen Reichstages, elder die Staats-Minister Dr. Delbrück Und Camphausen und andere Bundesbevollmächtigte beiwohnten, wurden zunächst die Wahlen der Abgeordneten Schmidt (Zwei-

s aufen Gegensaßze gegen enge und vaterlandslose Anschauungen win R vas in a agen des vaterländishen Heerwesens eine, die Weltstellung von Kaiser uyd Reich wahrende Auffassung, wie sie auch von dem Abgeordneten unsercs Wahlkreises dem Vernehmen nach vertreten werden wird, zu entsheidender Geltung gelange. Der Waffen- stand im übrigen Europa, die bewährte Einsicht von Kriegsbefehlshabern, auf welche unser dankbares Volk mit voller Zuversicht blickt, müssen nach unserem Dafürhalten, wo es sich um eine Aufstellung un- serer Kriegskräfte handelt, vorwiegend den Ausschlag geben, wenn niht das Geschick eines friedliebenden Volkes dem unberechenbaren Wogenspiele der Tagesereignisse preiégegeben werden oll! Die Qnier: zeichneten sprehen demna die bestimmte Ecwartung aus, daß der Hohe Reichstag die Militärfrage zu einem der Reichsregierung gu nehmbaren Abschluß bringen werde. Bei der klaren Einsicht und den über afle Erwartung glänzenden Erfolgen unserer deutschen. Kriegs- führung in dem leßten großen g mt unseres Volkes würden wir

udig auch zu den größten Opfern bereit sein! : ed a Haben Reichôtag. Oldenburg, den 9. April 1874.

Berlin. In Bremen liegt seit gestern folgende Adresse der dor-

tigen Reichstagswähler an den Reichstagsabgeordneten für Bremen auf: . ] ;

Die unterzeichneten Reichêtagäwähler der freien Hansestadt Bremen fühlen is gedrungen, Vie ihrer einmüthigen Ueber-

ng öffentli Ausdruck zu verleiben: S ; T x paß es ta erste Interesse und die oberste Pflicht des deutschen Volkes ift, für die Vertheidigung seiner Unabhängigkeit, feiner Ehre und seiner Sicherheit ausreichend Sorge zu tragen und fein Opfer i scheuen, welches zur Erreichung dieses Zweckes erforderlich erscheint ; 2) daz eine volle Beruhigung in dieser Beziehung, namentlich im Hin- blick auf die unberehenbaren Gefahren der Zukunft, nur gewährt wer- den kann durch eine feste, auf geseßliher Grundlage ruhende, don Einflusse der wechselnden Tagesströmungen entzogene Ordnung des dentschen Heerwesens ; 3) daß in einer solchen geseßlichen Ordnung eine Beeinträchtigung der dem Reichstage zukommenden Rechte ebenso wenig erblickt werden kann, wie in der geseßlihen Feststellung der GOEIR Reichsinstitutionen; 4) daß bei Bemessung der durch die MErees - nung geseßlih festzustellenden Leistungen vor allem das ee der deutschen Heere3verwaltung entscheiden muß, zu deren Sach ane, Weisheit und Gewissenhaftigkeit die Nation - volles Vertrauen hegen darf ; 5) daß daher alle Deutschen, denen das Wohl des Reichs an Herzen liegt, ohne Unterschied der politishen Parteiansichten, au, as dringendste wünschen müssen: es möge über die geseßliche Regelung des Heerwesens zwischen dem Bundesrathe und dem Reichstage eine Vereinbarung avf denjenigen Grundlagen erfolgen, welche nach dem Urtheile der Heeresverwaltung dem Vaterlande ausreichende Sicher-

ewähren. A E Wir gp den O Tibectan pen den Inhalt dieser Erkläruyg zur Kenntniß des Reichstages zu bringen. Die Adresse soll zwei Tage lang öffentlih ausliegen und be-

deckte sich \chon gestern mit zahlreichen Unterschriften.

In der Woche vom 22. bis 28. März 1874 sind geprägt worden an S Et ent 1,012,913 Mark 1-Markstüe; 204,285 Mark 20 Pf. 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 104,282 Mark 50 Pf. 10-Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 18,565Mark 52 Pf. 2-Pfennigstücke; 9719 Mark 51 Pf. 1-Pfen- nigftücke. Vorher waren geprägt: an Goldmünzen : 819,369,060 Mark 20-Markstücke, 202,166,750 Mark 10-Marfkftücke; an Silbermünzen : 9,914,486 Mark 1-Markstücke, 3,717,038 Mark 60 Pf. 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 1,233,782 Mark 80 Pf. 10-Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 208,495 Mark 20 f. 2-Pfennigstücke, 47,087 Mark 70 Pf. 1-Pfennigstücke. Mit p sind im Ganzen geprägt: an Goldmünzen: 1,021,535,810 Mar ; an Silbermünzen: 14,848,722 Mark 80 Pf.; an Nickelmünzen:

ucht war, und in welher Herc Justiz-Rath Fr. Forkel von hier (s Vorsigz führte. Dieselbe beschloß, auf der Basis liberaler Ortsvereine einen Landesverein ins Leben zu rufen, dessen weck es sein soll: i L j 3 1 2 va liberalen Elemeuten im LandeFèeine Parte: zu _orgas uisirea für gemeinsames, einheitlices Wirken in freiheitlihem Sinne, besonders bei den Wahlen zum Reichstage, zum Landtage und in die Gemeindevertretungen, als Gegengewicht hauptsächlich gegen die Be- strebungen der sozialdemokratischen Partei; 2) wichtige politische Tagesfragen zu besprehen, um gemeinsam Stellung zu denselben zu nehmen, geeigneten Falls auch durch Petitionen, Resolutionen u. dgl., der gewonnenen Ueberzeugung Auëdruck zu geben; 3) die politische und soziale Aufklärung im Lande zu fördern, sowie den vaterländischen

Siun der Bevölkerung zu beleben.“ Der vom Komite ausgearbeitete Entwurf der Statuten des

Landesvereins, sowie des Ortsvereins Coburg, wurde einstimmig genehmigt, der leytere alsbald für fonftituirt erklärt und der aus 5 Mitgliedern bestehende geschäftsführende Aus\huß des Wahlkomites beauftragt, die Vorstandscaft des Ortsvereins, mit welcher zugleich die Leitung des Centralvereins verbunden ift, unter Cooptation von noch 7 Personen zu übernehmen.

Anhalt. Das Herzogthum Anhalt befindet sihch in der Lage, der Verpflihtung zur Einlösung seiner Kassen- \cheine ohne Schwierigkeiten nahkommen zu können. Die jeßt im Umlauf befindlihen ca. 950,000 Thlr. vermindern fich dur die vom Reiche nah der Kopfzahl zu erhaltenden 203,000 Thlr. auf 747,000 Thlc.; da das Reih auf die Differenz einen un- verzinslichen Vorschuß bis zu 2/3 der Höhe des Betrages ge- währt, so würden für jezt nur noch 249,000 Thlr. Scheine baar einzulösen sein. Nach einem Landtagsbeschlusse find aber bereits 500,000 Thlr. zu diesem Zwecke überwiesen. .Die Staats\hulden- verwaltung hat demnach zur Deckung des obigen Vorschusses (binnen 15 Jahren) bereits eine ansehnlihe Summe zur Dis- position, und jteht eine Erhöhung derselben dur eine weitere Vertheilung von Kriegskosten - Entshädigungsgeldern noch zu

hoffen.

Desterreich-Ungarn. Wien, 10. April. (W. T. B.) Das Ge tars M bizrrin heute die Berathung der kon- fessionellen Gesezvorlagen. Sämmtliche dem Hause angehören- den Kirchenfürsten waren anwesend. Die Minorität der Kom- mission beantragte Uebergang zur Tagesordnung. In der Gene- raldebatte nahmen die Kardinäle Rauscher und Tarnoczi, Fürst Bischof Schwarzenberg, sowie Gasser und Wiery gegen die Vorlagen das Wort. Für dieselben wurde von Tshabuschnigg, Arneth, Neumann und Höfler eingetreten. Die Generaldebatte wird morgen fortgeseßt.

Der deutsche . Botschafter, Gene: al - Lieutenant von Schweinig tritt, wie die „Wien. Ztg.“ meldet, in den erften Tagen des nächsten Monats eine Reise nah Nordamerika an.

_ Pest, 8. April. Die nächste Sizung des Unterhauses findet am 18. April statt. -

Á,

Großbritannien und Jrland. London, 9. April. Der Prinz von Wales wird am 26. d. M. von Sandring= ham nach London zurückehren. / ;

Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh werden im Auguft einer Einladung des Herzogs von Abercorn, Irland zu besuchen, folgen. Der große Ball, den der Lord- mayor dem Fürstlihen Paare am 29. d. in- der ägyptischen

1,338,065 Mark 30 Pf.; an Kupfermünzen: 283,867 Mark 93 Pf. » s us wyHU- Der H Fen stein, erblihes Mitglied des Herren-

brücken) für den 4., Dr. Zinn für den 6. Wahlkreis der Rheinpfalz, Graf s Grensian ür den 2. Wahlkriggtrler" füeben 2. braun- fr. »gqt Zahltreis, Friderih fac den 9. badischen Wahl- kreis, Koh für den 3. braunshweicais{cn Wahlkreis und Struck- mann (Osnabrück) für den 4. hannovershen Wahlkreis für gültig erklärt. Bei Schluß des Blattes wurde über die Wahl des Fürsten Lichnowski für den 8. Oppelner Wahlkreis diskutirt.

Für das dem Reichstage vorliegende Militärgesegz liegen heute wiederum zahlreihe Kundgebungen vor, nämlich aus Neuhaldensleben, Linden, Münder, Neumünster, Schleiden, Geldern, Lennep, Solingen, Düsseldorf, Königs-Steele, Hamma a. d. Sieg, St. Goar, Rheda, Hörde, Hamm, Osnabrück, Dort- mund, Lauterbach, Lippstadt, Löbau 2c.

In Königsberg cirkulirt die nahstehende Adresse an den Reichstag und findet E Unterschriften :

„Die unterzeichneten Bewohner Königsbergs sprechen ihre Ueber- zeugung dahin aus, daß die geseßlihe und dauernde Feststellung der Sriedenspräfenzstärke unseres Heeres ein unabweisbares und durch die politische Lage gebotenes Bedürfniß ift. Sie vertrauen, daß ‘unser sieggekrönter Kaiser in Uebereinstimmung mit den dur die glorreihsten Erfolge bewährten militärischen Autoritäten in diesem Bezuge nur diejenigen Forderungen erheben werden, welche ebensowohl mit dem finanziellen Wohle des Landes überall vereinbar, als durch die nothwendige Rücksiht auf die Unab- hängigkeit und den Schuß des deutschen Vaterlandes durchaus bedingt sind. Sie fordern daher die Abgeordneten zum Deutschen Reichstage auf, das vorliegende Militärgeseß auch in Bezug auf §. 1 desselben nur im Einverständniß mit der Staatsregierung zu votiren und hier- dur einem unheilvollen Konflikte vorzubeugen, welcher nur den Feinden des Vaterlandes willkommen sein würde.

In München fand gestern Abend unter zahlreichfter Betheiligung eine Versammlung der liberalen Partei ftatt, in der etwa 1000 Personen anwesend waren. Der Be Dr. Vecchioni eröffnete die Versammlung und verlas die folgenden Resolutionen, die vom Staatsanwalt Wülfert motivirt wurden :

1) Angesichts der französishen Rachegelüste und der enormen Rüstungen, sowie der politischen Lage Europas überhaupt, ist es für Deutschland eine Pflicht der Selbfterhaltung, auch mit den schwersten Os eine allen Möglichkeiten gewack\ene Armee herzustellen und zu erhalten. 2) Eine Reduktion der Friedenspräsenzziffer von 401,0C0 Mann ift deshalb nur in so weit anzustreben, als die tech- nishe Ausbildung, die Kriegstüchtigkeit und die Stärke des Heeres dadur nicht gefährdet wird. 3) Die Feststellung der Friedens- präsenzziffer kann, um die Stabilität und die Festigkeit der Heeres- organisation zu sichern, auch auf längere Zeit selbst über die Dauer dieser Legislaturperiode hinaus bewilligt werden. 4) Die Feststellung ohne bestimmte Zeitgrenzen jedo ist als theilweise Entäußerung des wichtigsten Konstitutionsrehtes unstatthaft und durch keinerlei politische oder sachliche Erwägungen geboten.

Der Reichstagsabgeordnete Stenglein erläuterte darauf die Stellung der nationalliberalen Partei des Reichstags zum Militärgeseß, Und wurden fodann die beantragten Refolutionen fast einstimmig angenommen. Die Versammlung trennte \ih mit stürmischen Hochrufen auf Kaiser und Reich.

Aus Oldenburg wird uns Folgendes mitgetheilt: Von mehreren Bürgern der Residenz if eine Adresse an den Reichstag entworfen, die in verschiedenen Lokalen zur Unterzeihnung für die Wähler ausgelegt is und ih rasch mit zahlreihen Unter- schriften bedeckte. Die Adresse lautet :

hauses, ist am 7. d. Mts. in Folge eines Hirnschlags in beinahe vollendetem 73. Lebensjahre auf Schloß Wittgenstein verstorben.

Der Kaiserlih deutsche General-Konsul zu Warschau, Legations - Rath Freiherr von Rechenberg, i hier einge- troffen.

S. M. S. „Augusta*® isst vorgestern von Plymouth in See gegangen.

Bayern. München, 9. April. Der König hat heute an die Wittwe des verstorbenen Akademie-Direktors Wilhelm von Kaulbach ein theilnahmvolles Handbillet gerichtet.

Leopold mit Gemahlin am nächsten Sonnabend von der S Reise nah Italien wieder hierher zurück- kehren.

Sachsen. Dresden, 10. April. Wie das „Dr. J.“ vernimmt, wird am Geburtsfeste des Königs (23. April) in den Paradesälen des Königlichen Schlosses Abends eine Affsemblée stattfinden, zu welcher für die am Königlichen Hofe vorgestellten einheimishen und fremden Damen und Herren An- sage ergehen soll. Vorstellungen finden bei dieser Gelegenhéit nicht statt.

Vaden. Karlsruhe, 9. April. - Der Großherzog und die Großherzogin, sowie der Erbgroßherzog, die Prinzessin Victoria und der Prinz Ludwig Wilhelm haben heute die Residenz verlassen, um fihch zu mehrtägigem Aufenthalt nah Schloß Mainau zu - begeben, und gedenken nächsten Montag wieder hierher zurückzukehren.,

Sachzjen - Weimar - Eifenach. Weimar, 10. April. Der Fürst Reuß j. L. Heinrich Rv. if gestern Abend wieder von hier abgereist.

Braunschweig. Braunschweig, 11. April. Die „Ses.- und Verord.-Samml.* veröffentliht ein Gesetz, die Diäten und Reisekosten der Landesversammlung be- treffend vom 28. März 1874. Nah demselben erhalten die Abgeordneten täglih 10 Mark, die am Ort der Versammlung wohnenden 5 Mark Diäten, der Präfident 6 Mark mehr. Für die Meile der Hin- und Rückreise werden 1,5 Mark vergütet. Ein anderes Gesez von demselben Datum, den bäuerlichen Grundbesigz betreffend, hebt die landesgesetzliche Geschloffen- heit des bäuerlichen Grundbesißes im bisherigen Sinne auf und verleiht den Eigenthümern eines Bauerngutes die Befugniß, über dasselbe unter Lebenden u ‘d von Todes wegen frei zu verfügen.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 6. April. Im Hinblick auf das bei der lezten Reihstagswahl hervorgetretene Bedürfniß einer festen und dauernden Organisation der liberalen Partei, insbesondere gegenüber der Rührigkeit der Sozialdemo - kratie, hatte das hiefige Reihstags-Wahlkomite der vereinigten liberalen Parteien zum Abschlusse seiner Thätigkeit die Grün- dung eines liberalen Landesvereins für das Herzog- thum Coburg in die Hand genommen und zu diesem Zwecke auf heute Nahmittag in den Rathhaussaal eine öffentlihe Ver- sammlung berufen, die aus Stadt und Land sehr zahlrei be-

Nah hierher gelangten Mittheilungen wird Prinz

alle des Mansion-House giebt, wird sich vorausfihtlich zu einem Läugéndeit este aestalten. Es find bereits an 1000 Einladun- 5--- 9 vcultlben ergangen. Das Mansfion-House wird an die-

sem Abend in derselben Weise wie der Kaiserliche Palast in St. Petersburg am Hochzeitsabend erleuchtet sein.

Frankreich. Paris, 9. April. Das „Journal officiel“ bringt das Dekret, welhes den Departements der Sarthe und der Seine-et-Dise die volle Entshädigung für die den Deutschen gezahlten Steuern gewährt. Dieselbe wird in zehn Annuitäten geleiftet werden.

Spanien. Madrid, 10. April. (W. T. B.) Von den Regierungstruppen find bis zum 9. d. 50 Ge- \hüße in den Verschanzungen von San Pedro de Abanto in Position gebracht worden. Neue Truppenverstärkungen haben Miranda verlassen und sind nah Santander abgerückt.

Ein. Telegramm aus Bayonne. meldet, daß der Pfarrer Santacruz am 9. April nah Belgien abgereist ift.

Santander, 9. April. (W. T. B.) Die Generale Manuel Concha, Echaque, Reina, Yzquierdo, Mar- tinez Campos verlassen in diesen Tagen Santander und be- geben fih nach Castro. Ein Regiment Carabiniers, welches hier eingetroffen war, is ebenfalls nah Castro abgerückt. Die Nordarmee hat seit dem 27. März 20 Geschüße zur Ver- stärkung erhalten. Die Operationen werden vorausfihilich am | Montag wieder aufgenommen werden. |

Türkei. Konstantinopel, 10. April. (W. T. B,) Gestern Morgen find von den Hassunisten dem: Vertreter der Regierung die Schlüssel zur Heilandskirche übergeben worden,

Nußland nnd Polen: (Monats-Uebersicht für März.) Seit der Abreise des Kaisers von Oefterreih find be- merkenswerthe Hofereignisse bis jezt niht weiter zu verzeihnen gewesen. Mit dem Eintritte der ftillen Zeit ruhen die Feftlich- keiten aller Art, und dafür richtet sich die Aufmerksamkeit auf die bevorstehende Reise des Kaisers (im Mai) nah Deutschland und nach England. Einen levhaften Wiederhall fand in Rußland die sympathishe Aufnahme, welche dem Herzoge und der Herzogin von Edinburgh in Berlin, in Brüssel und dann in England felbft zu Theil ward.

Von Angelegenheiten der auswärtigen Politik liegen für den Augenblick vor Allem dreierlei Verhandlungen vor, die besonders rekapitulirt zu werden verdienen: der Schriftenwehsel zwischen dem Lord Granville und dem Fürsten Gortschakow - über die mittelasiatishen Angelegenheiten, die Publikation des am 1. No- vember 1873 abgeschlossenen Postvertrages mit Frankreih und die vorbereitenden Schritte zur Anbahnung eines neuen Grenzzollvertrages mit Oesterrei. Der Werth der leßtgenannten beiden Angelegenheiten liegt in der Förderung eines leihteren Grenz- oder Korrespondenzverkehrs. Der Postvertrag mit Frank- reih ward in St. Petersburg abgeschlossen, und fixirt zwischen Rußland und Frankreih den Portosaß von 50 Centimes für einen frankirten Brief von 10 Gramm Gewicht, und von 70 Centimes für einen unfrankirten, und bei refommandirten «Briefen eine Gebühr von 25 Centimes. Ueber die Verhandlun- gen mit Desterreih sind nähere Andeutungen noch nit officiell bekannt, do werden, wie es scheint, die Pourparlers in St. Peters- burg geführt werden.

Der Briefwechsel zwischen Lord Granville und dem Fürsten

Gortschakow konstatirt das fortdauernd gute Einvernehmen zwischen

Rußland und England. Jndefsen hielt die englishe Regierung es für nöthig, am 7. Januar sich über die Befürchtungen des Emirs von Afghanistan für den Fall auszusprechen, daß die Räubereien der Turkmenen Rußland zu einem Zuge gegen Merw zwingen könnten. Der Fürst Gortschakow erklärte am 21. Ja- nuar, daß von einem Zuge gegen Merw gar niht die Rede ge- wesen, daß im Uebrigen der Emir von Afghanistan, defsen Gebiet gar niht im Bereiche der russischen Politik liegt, durch seinen

Einfluß das Seinige dazu beitrager möge, damit die an seinen

Grenzen wohnenden Turkmenen Rußland gegenüber fich ruhig

verhielten.

Während in Bezug auf den Hof und das gesellshaftliche Leben hier eine stille Zeit eingetreten, zeigte sh unterdessen die legislatorishe Thätigkeit der Staatsgewalt außerordentlich regsam. Es handelte \ich um die Ausführungs-Verordnungen, welche zur vollständigen Realifirung der allgemeinen Wehrpfliht nothwendig wurden. Zunächst mußte die Kontrolirfähigkeit der nit zu den steuerpflihtigen Ständen gehörigen militärpflihtigen jungen Leute fichergestellt werden. Die Steuerpflichtigen und Nichtprivilegirten find durch ihre „Revisionslisten“ leicht zu übersehen: die Privile- girten dagegen müssen ihre Eintragung in die Stammrollen bei bei den verschiedenen Einbcrufungsbezirken ers bewirken, und zwar in kürzester Srist; es darf Niemand mehr zum Staats- dienst oder zu einem Wahlposten zugelassen werden, ohne Nach- weis der geschehenen Eintragung bei einem Einberufungsbezirk, sei es in einem solchen, wo er ein Immobil befißt, oder in einem solchen, wo er domizilirt. Endlih wurden am 19. März die Bestimmungen über die Art und Weise, wie die Anmeldung und die Annahme zu dem Freiwilligendienste zu geschehen hätte, publizirt.

Ein anderes Gesezprojekt, welches seiner endgültigen Redak-

tion entgegengeht, ift das über Einführung der behördlihen

Civilsiandsregister bei den Sefktirern der Staatskirhe. In einer

unserer früheren Uebersichten haben wir die Dringlichkeit der

Ueberweisung der Civilftandsregister für die Sektirer an die welt-

lihen Behörden \{chon eingehend beleuhtet, indem für mehrere

Millionen Menschen, welhe auf andere Weise gültige Familien-

papiere nicht erlangen können, nur auf solhem Wege der er-

wähnte Uebelstand zu beheben ist. Doch soll die Wohlthat des betreffenden Geseßes nur auf olche Séektirer sih beziehen, die einen Revers darüber ausstellen: 1) daß sie als Seftirer (als

„Raskolniki“ oder „im Raskol*) geboren find; 2) daß fie die

Institution der Ehe überhaupt anerkennen.

Die Staats\{hulden Rußlands bestehen nah dem „Regie- rungs-Anzeiger“ aus folgenden Hauptposten: Unfundirte Kredit- billets 566,086,395 Rubel; Schulden des Kriegs-Ministeriums 443,931 Rubel; Schulden, die aus den geistlihen Angelegenhei- ten Polens entspringen 164,853 Rubel; Schulden auf das große Buch 96,756,000 holländishe Gulden, 34,103,200 Pfund Sterling, 136,883,370 Nubel in kflingender Münze und 903,291,968 Rubel in Papier. Summa Summarum beziffert fich nach dem rRegierungs-Anzeiger“ die Totalsumme der Staats- \hulden Rußlands am 1. Januar auf 1,514,063,007 Rubel, dazu 96,756,000 holländishe Gulden und 34,103,200 Pfund Sterling. Ein Triennium früher, am 1. Ianuar 1870, betrugen die Staatsschulden aber 1,554,134,815 Rubel, 101,183,000 holländishe Gulden und 35,687,400 Pfund Sterling. Die Reichskontrole-Behörde konstatirt für das Triennium 1870—1872 somit eine Abnahme der russischen Staatsschulden um 54,325,432 Rubel,

Es tagt in St. Petersburg eine Versammlung der Vertre- ter der ländlihen Banken. Es handelt fich um Durhführung einer einheitlihén Taxation der Grundftücke behufs Realisirung eines Hypothekenrehts, wie es den modernen Anschauungen und Bedürfnissen entspricht.

In Betreff der Presse find Maßregeln gegen einige Blätter zu konstatiren, weil dieselben einigen gehässigen Artikeln Raum gegeben, welche dazu dienen konnten, das Publikum gegen ein- zelne Theile der Bevölkerung und gegen befreundete Regierungen zu erbittern.

Bei „Berichtigungen“ wurde in leßter Zeit die Oberpreß- verwaltung viel von folhen in Anspruch genommen, denen aus irgend einem. Grunde von den Redaktionen die Aufnahme der eingesandten Rektifikation (fei es mit Recht, sci es mit Unrecht) versagt ward. Die Oberpreßverwaltung mahnt diejenigen, die in solhen Fällen sich über die Redaktionen beklagen zu können glauben, fih nicht an fie, sondern an die kompetenten Gerichte zu wenden.

Eine große Tragweite hat die offizielle Darlegung der Un- ruhen, welhe es in einigen Dörfern der griehisch-unirten Didzese Chelm in Polen, gegeben. Die Darlegung hält sfih blos an die thatsählihen Fakta, ohne sich auf eine Billigung oder Miß- billigung des Verhaltens der bei den Vorgängen betheiligten Geistlichkeit einzulassen. Der Administrator der griechisch-unirten Diözese Popiel bemühte \ih, die griechish-unirte Kirche, die auf dem Boden des Florentiner Konzils steht, und deren Ri- tualien in diesem Sinne dur zahlreiche päpstlihe Bullen wie- derholt bestätigt wurden, von den fkatholisch-ultramontanen Zu- thaten, die sih inzwischen eingeshlichen hatten, zu reinigen. Jm Gouvernement Lublin ging diese Purifikation des Kultus ohne Störung vor \ich, im Gouvernement Siedlec erhob fh unter 226 Gemeinden in 22 von ihnen Widerspruch, und in 3 Ge- meinden steigerte sich der Widerspruch bis zur Gemwaltthat gegen Unbetheiligte. Das Militär, welches in den drei leßterwähnten Gemeinden vorging, hatte die Ordnung wiederherzuftellen, ohne fih in die religiöse Frage zu mischen. Eine Interpellation, welche der Papft versuchte, wurde im Hinblick darauf, daß es zwischen Rußland und der Kurie keine diplomatische Verbindung giebt, höflih abgelehnt und Se. Heiligkeit auf den „Regierungs-An- zeiger“ verwiesen.

Dieser Monat brachte au die Publikation der Statuten der Gesellschaft zur Ausbeutung der Naphtaquellen bei Baku. Diese Ausbeutung war früher ein Monopol der Krone, indessen so wenig erfolgreih, daß man im europäishen Rußland mehr Petroleum aus Pennsylvanien als Naphta vom Kaukasus

verbrauchte.

Jm Einklang mit dem neuen Eifenbahngesez \chrieb die Regierung die Zeichnungen für die Fastowshe und für die Orenburger Bahn aus. Die Zeichnungen erfolgten in so fkolos- salem Maßstabe, daß in St. Petersburg und in Moskan allein die geforderte Summe um das 35 fache überzeihnet ward.

_ Das seit 1858 bestehende Eisenbahn-Komite ift nah Rück- tritt seines BVorsizenden, des Grafen Stroganow, aufgehoben, und die Geschäfte, die ihm oblagen, dem Minister-Komite (Ko- mite der versammelten Minister unter Zuziehung noch zur Theil- nahme an defsen Sitzungen besonders autorisirter Personen) übertragen worden. i __ Zum S{hluß bringen wir (freilich nach dem „Golos*) eine, Zusammenstellung der Summen, welche die russishe Regie-

vorgeshofsen hat, um das Eisenbahnnez in Rußland in einem so großartigen Maßstabe auszudehnen, wie das geschehen ist. | Ausgaben der Regierung: 1) Erbauung der Re- glierungsbahnen und Ausgaben zur Kontrolle des Eisenbahn- wesens 71,294,056 Rubel, 2) der Kaiserliche Eisenbahntrain 141,169 Rubel, 3) Deckung für die Papiere von Privat-Eisen- bahngesellshaften 165,985,230 Rubel, 4) Vorschüsse für Priva:- Eisenbahngesellshaften mit kurzer Frist 10,669,311 Rubel, 9) ähnlihe Vorschüsse mit langer Frist 27,354,006 Rubel, 6) Anfertigung von Material für Privatbahnen, Kosten für Auffindung und Eutdeckung von mineralishem HSeizmaterial 12,237,012 Rubel, 7) Zinszahlung für Obligationen der Privat- bahnen 11,931,877 Rubel, 8) Ausgaben bei Realisirung der Werthpapiere 2,433,016 Rubel, 9) Obligationen der Nikolai- bahn, welche die Regierung für \ich behielt 11,498,538 Rubel, s FAursdifferenzen 2,897,835 Rubel, Summa 316,442,050 ubel.

Il. Deckung für diese Ausgaben und Vorschüsse: 1) Aus der zweiten Prämien-Anleihe 42,746 Rubel, 2) Rest des realisirten Verkaufs der Obligationen der Nikolai- (St. Peters- burg-Moskauer) Bahn 1. Emission 23,832 Rubel, 3) Realisi- rung der Obligationen der Nikolaibahn 2. Emission 68,729,102 _ Rubel, 4) fonsolidirte Eisenbahn-Obligationen : a) 1. Emisfion 73,982 021 Rubel, b) 2. Emission 71,422,063 Rubel, c) 3. Emission 77,600,697 Rubel, 5) Obligationen der Charkow-Asow-Bahn 439,429 Rubel, 6) Obligationen der Ry- binsk-Bolagoje-Bahn 2,188,714 Rubel, 7) von der Moskau- Kursker Eisenbahn-Gesellschaft als Entschädigung für abgetre- tene Aktien 10,952,681 Rubel, 8) Rückzahlung an Privatbahn verabfolgter Darlehen mit kurzer &Srist 10,822,991 Rubel, 9) Rückzahlung an die Moskau-Smolensker Bahn wverabfolgter Darlehn 763,999 Rubel, 10) Rüczahlung anderer Darlehn 9,389,177 Rubel, 11) Entschädigung für abgetretencs Betriebs- material von Privatbahnen 3,031,919 Rubel, 12) Zinsen von Depositen 1,999,767 Rubel, 13) Günstige Coursdifferenzen (im Jahre 1869 und 1870) 3,052,234 Rubel, Summa 330,431,372 Rubel. Die Ausgaben und Vorschüsse für die Eisenbahnen

ivaren demnach reihlich gedeckt; denno ist es bei der Größe der Summen, um die es ih handelt, leiht erklärlih, warum die Kontrole über das Eisenbahnwesen seit dem vorigen Jahre fo sehr nahdrücklih reorganisirt wurde.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. April. In Anlaß des von der \{chwedischen Reichsbank gefaßten Be- \chlu}ses, norwegische Goldmünzen nur unter pari anzu- nehmen, hat die Direktion des Handelsvereins in Christiania beschlossen, die Regierung zu ersuhen, dem jet versammelten Storthing einen Gesezentwurf über Anschluß an die- Münz- konvention vorzulegen.

Auf Antrag des Univerfitätskanzlers hat der König be- \{lo}sen, daß unter Vorsiß des Erzbischofs Sundberg ein aus zwei Professoren der philosophishen Fatultät und einem Pro- fessor jeder der anderen Fakultäten “beider Universitäten (Lund und Upsala) bestehendes Komite niedergeseßt werden soll, Dieses Komite, welches vor Ablauf dieses Semesters in Upsala zusaminentreten wird, oll Vorschläge, betreffend die Beseßung der Prefefsor- und Adjunktftellen, sowie betreffend die Verände- rungen der Universitäts-Statuten, welche in dieser Veranlassung nothwendig oder zweckmäßig erscheinen sollten, ausarbeiten und zur Vorlage bringen.

7. April. Die Bürgerrepräsentanten der \chwedischen Hauptstadt - wählten gestern mit 85 Stimmen den Minister des Aeußern, Grafen Björnftjerna, zum Mitglied der Ersten Kammer an Stelle des Freiherrn Bildt. Professor Rofsander erhielt 4 Stimmen.

Dänemark. Kopenhagen, 8. April. Heute, am Ge- burtstage des Königs, sind die öffentlihen Gebäude und zahlreihe Privathäuser, sowie die Schiffe im Hafen und auf der Rhede mit Flaggen geschmüdckt. Vormittags is Cour für die drei ersten Rangklafsen auf Schloß Chriftiansburg, wo der König verschiedene Deputationen empfangen wird, die ih vorher angemeldet haben.

Das Budget für das Finanzjahr vom 1. April 1874 bis 31. März 1875 erhielt noh an dem Tage, an welchem es im Landsthing berathen wurde, am 31. März die Sanktion des Königs und ift sofort im Druck erschienen. Der Finanz- Minister hat in Folge dessen das vorläufige Bewilligungsgeseßz als unnöthig zurückgenommen.

Amerika. New-York, 10. April. (W. T. B) Meh- rere Hundert der hiesigen angeszhensten Deutschen haben dem seitherigen deutshen General-Konsul Dr. I. Röf ing eine glän- zende Abschiedsfeier bereitct, an welcher au der frühere Gou- verneur Salomon und der Mayor der Stadt Theil nahmen.

Telegraphishe Nachrichten aus Bolivia via Valparaiso und Buenos Ayres bestätigen die Kunde von dem Tode des Präsidenten Ballivian. Sennor Frias wird als Vorfißender des Senats sein. Nachfolger.

(A. A. C.) Die neuesten Nachrihten aus Buenos Ayres reichen bis zum 4. v. Mts. und lauten sehr befriedigend im politischen Sinne, da sie ein friedlihes Einvernehmen zwischen der argentinishen Republik und Brafilizn andeuten, während fie kommerziell \{lecht find, indem mehrere große Falliments einge- treten find und Geld fehr begehrt ist. Ueber die Frage betreffs der Möglichkeit eines Krieges mit Brasilien verlautet, daß der jüngste Schriftwehsel zwishen Sennor Tejedor, dem argentinischen Minister für Auswärtige Angelegenheiten, ‘und dem brafilianischen Gesandten in Rio derart sei, um die Grundlosigkeit der jüng|t vorherrshenden Besorgnisse darzuthun. Es i in der That amtlich bekannt, daß nah Sennor Tejedors Ansicht nun keine Ursahe vorhanden ist, die eine der beiden Nationen rechtfertigen würde, Feindseligkeiten zu be- ginnen, und daß, weit entfernt von einer folchen Absicht, die Alliirten (Brasilien, die argentinishe Republik und Uruguay) übereingekommen sind, den von General Mitre neulich in Para- guay abgeschlossenen Vertrag zu acceptiren, wodur das einzige materielle Element der Unfreundlichkeit beseitigt wird. „Buenos Ayres“ heißt es „beabfichtigt keinen Krieg und will keinen haben, selbs wenn Brafilien, anstatt demselben ebenfalls abge- neigt zu sein, geneigt wäre ihn zu provoziren. *

Mexiko. General Santa Anna is in der Hauptstadt an- gekommen und hat dem Präsidenten Lerdo seinen Besuch abge- stattet. Da Santa Anng si gegenwärtig in ärmlihen Verhält- nissen befindet, so beabsichtigt er, eine Petition an den Kongreß zu richten und denfelben um Bewilligung einer Pension oder Resti- tution seines Privateigenthums zu bitten, welhes der Staat früher mit Beschlag belegte. Herr Forte, der Ingenieur der Inter-Oceanic-Railway, is mit den Vermessungsarbeiten der

rung in den Jahren 1869—1873 aufgebracht, beziehungsweise

Sirecke von der Stadi Mexiko nah Queretaro beschäftigt.

___ Asien. Penang, 10. April. (W. T. B.) Die Nieder- | [länder haben mehrere athinesische Häfen als dem Handel geöffnet erklärt.

Austrauen. Aus Melbourne wird dem eReuterschen Bureau“ unterm 7. d. gemeldet: Die Herrschaft der Fid\ chi- Inseln ift von König Cacobau förmlih an England abgetreten worden, und Herr Bayard, der britische Konsul, hat die Ab- tretung vorbehaltlich der Ratifikation seiner Regierung angenom- men. Der Staats\haz von Fidschi soll, wie man sagt, insol- vent sein. Die Ausgaben beliefen fih während der lezten zwei Jahre auf 124,000 Lítr., während die Einkünfte im nämlichen Zeitraum nur 42,000 Lftr. betrugen. Die Regierung pon Fid\hi war außer Stande, die Zinsen der Anleihen, die sie kon- trahirt hatte, zu zahlen. Vorbehaltlich der Entscheidung der britishen Regierung if eine interimistishe Regierung gebildet worden.

Nathrihten aus Honolulu melden, daß die Erwählung des Prinzen Kalukua als König der Sandwich-Inseln zu einem ernstlihen Kravalle Anlaß qab. Die Anhänger der Königin Einma überfielen das Volksvertretungsgebäude, mißhandelten mehrere der Volksvertreter, zertrümmerten Pulte und Stühle und seßten das Gebäude in Brand. Einer der mißhandeiica Volksvertreter ift seinen Verletzungen erlegen. Amerikanische und britishe Marinetruppen wurden gelandet und zerfireuten die Aufrührer. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten dankte im Namen seiner Regierung den Marinetruppen für den ‘rver ra Dienst. Der König ist noch immer mit Ermordung edroht.

_Die Nr. 32 des „Amts-Blatts der Deutschen Reichs- Postverwaltung“ hat folgenden Jnhait: General-Berfügungen vom 20. März 1874: Bücherzettel; vom 6. April: Aufkleben der övrelmarken; vom 5. April: Anwendung der vorgeschriebenen Bezeich- nung bei den an Soldaten gerichteten Packeten; vom 7. April: Korrespondenzverkehr mit den Fidji-Infeln.

—, Die Nr. 15 des „Centralblatt für das Deutsche Reich‘, herauêgegeb en im MReichékanzler-Amt (Berlin, Carl Hey- manns Verlag), hat folgenden Inhalt : 1) Allgemeine Verwaltungs- sahen: Verweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. 2) Münz- wiesen: Uebersicht über die Auéprägung von Reichsmünzen. 3) Zoll- und Steuerwesen : Bundesrathsbesluß, betr. die Erhebung der Ueber- gangéabgaben von Bier; Kompetenz des Untersteueramts zu Sieg- burg ; Verzeichniß der den Diriktivbehörden und Hauptämtern zur Kontrole der Zölle und Verbrauchs\teuern beigeordneten Beamten; 4) Militärwesen : Bundesrathsbeschluß, betreffend Ausführung des Ge- jebes vom 23, Februar 1874, 5) Postwesen: Bekanntmachung, betr. Postdampfichiffo-rbindungen mit Dänemark und Schweden: Korre- \pondenzverkehr mit Aegypten und Nubien ria Brindisi; Eröffnung der Eisenbahn Finnentrop-Attendorn; Postverkehr mit Süd-Australien via Triest ; Postverbindung mit Konstantinopel ; Eröffnung der Eisen- bahn zwi\chen Schmalkalden und Wernshauscn. 6) Konsulatwesen : Ernenaungen. /

Landtags- Angelegenheiten.

Berlin, 11. April. Dem Herrenhause ist folgender Ent - wurf eines Gefezes zur Ergänzung des Gesegzes vom 6. Mai 1869 über die juristischen Prüfungen und die Vorbereitung zum höheren Justizdien ste vorgelegt worden :

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c. verordnen mit Zustimxung beider Häuser des. Landtages für den ganzen Umfang Unserer Monarchie, was folgt :

_ §. 1. Deutsche, welche in Elsaß-Lc ‘ringen die nah den dortigen Geseßen vorgeschriebene erste, zum Eintritt in den höheren Justizdieuft befähigende Prüfung bestanden haben, fönnen mit Genehmigung des Justiz-Minifters zur Vorbereitung für den Jusftizdienst und die Zurück- legung der großen Staatéprüfung in Preußen zugelassen werden.

S. 2. Auf die nach den 88. 6 bis 8 des Geseß2s vom 6. Moi 1869 den Referendarien vorgeschriebene Vorbereitungszeit kann die bei den Gerichten, der Staatsanwaltschaft, den Advokazten, Anwälten Und Notaren in Elsaß-Lothringen zurüdckgelegte Zeit der Beschäftigung mit Genehmigung des Justiz-Ministers in Anrehnung gebracht werden.

L 3. Der Justiz-Minister hat die zum Vollzuge dieses Gesetzes erforderlichen näheren Anordnungen zu treffen.

Urkundlich 2c.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

2 BeEtlin 41. April. Der Oeldruck-Verein Germania, welcher in sein fünftes Vereinsjahr getreten ist und sih die Aufgabe gestellt hat, bedeutende Kunstwerke berühmter Meistec auf dem Wege des Delfarbendrucks zu vervielfältigen und zu verbreiten, hat si durch seine Leistungen einen sehr weiten Absaßkreis, bis na Amerika und Australien hin, erworben. Neuerdings ist der Verein dadur ausgezeichnet worden, daß der Protektor des Vereins, Se. König- ihe Hoheit der Prinz Friedrich Carl, den Dirigenten d selben, Herrin C. Siber, zu Seinem Hoflieferanten ernannt hat.

Unter dem Titel „Das Raths silberzeug der Stadk

Lüneburg“ h.t das Deutsche Gewerbe-Museum hierfelbft eiu Verzeichniß der in jener Kollektion enthaltenen Kunstgegenstände, welche im genannten Museum ausgestellt sind, veröffentlicht. Das 2. Heft (Februar - März) der „Altpreußischen Monatsschrift," herausgegeben von Rudolf Reicke und Ernft Wichert (Königsberg, Ferd. Beyer, vormals Th. Theiles Buch- handlung), hat folgenden Inhalt: 1, Abhandlungen: Preußische Regesten bis zum Ausgang des dreizehnten Jahrhunderts. Herausge- geben von Dr. M. Perlbac. (Fortseßung.) Das Bernstein-Regal. Von Dr, jur. Wilh. v. Brünneck. Klinger über die Jesuiten. Von G. W. Schweitzer. Il. Kritiken und Referate: Fr. Strehlke, zur Tert- fritif von Goethe's Werken. G. H. F. Nesselmann, Thesaurus linguae Prussicae. Von Pierson. Sißung des anthropologischen Vereins zu Danzig. Verein für Geschichte und Alterthumskunde Ermlands. Alter- thumsgesellschaft zu Elbing. II, Mittheilungen und Anhang: Zur Entstehungsgeschichte der Revolutiones des Kopernikus. Von M. Curße. Die Pfahlbauten bei Arvys gehören der Steinzeit an. Von Balduhn. Ueber das sogenannte ununterbrochene preußische Erbrecht (jus hereditarium perpetuum). Von Carl Lohmeyer. Universitäts- Chronik 1874 (Nachtrag und Forts-ßung). Altpreußische Bibliographie 1873 (Nachtrag und Fortseßung). Periodische Literatur 1873/74.

Nordhausen, 8. April. Der Zweigverein des Harzer Ge-

schichts- und Alterthumsvereins beabsichtigt, hier ein städtishes Mu- seum einzurichten.

Tübingen, 9. April. biesigen Universität neuerrihtete Ordinariat für Augenhcilkunde in Verbindung mit der Vorstandschaft der an der Universität zu er- rihtenden Staatsklinik für Augenkranke ift dem außerordentlichen Professor Dr. Nagel in Tübingen ubertragen worden.

Die Nr. 13 u. 14 der Zeitschrift „, Kunst und Gewerbe, Wochen-

schrift zur Förderung deutscher Kunst-Industrie“ (8. Jahrg.), herausg. vom bayerischen Gewerbemuscum zu Nürnberg, redigirt ven Dr. O

Das in der medizinischen Fakultät der

v. Schorn (Verlag der Friedr. Koraschen Buchaudlung in Nöurn- berg), hat folgenden Inhalt: Dié Mctallarbeiten der Japanesen.