1874 / 99 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Apr 1874 18:00:01 GMT) scan diff

General-Major und Commandeur der 3. Feld-Artillerie-Brigade Weigelt.

Der Oberst und Abtheilungs-Chef im Kriegs-Ministerium Ribbentrop hat fich zur Inspizirung der in den westlichen Provinzen und in Elsaß-Lothringen gelegenen technischen Institute der Artillerie nach außerhalb begeben.

Stettin, 22. April. lihen Konfiftoriums der Provinz Pommern veröffentlicht folgende

Verordnung des Konsistoriums der Provinz Pommern, vom |

20. d. M., betr. Ausfeßung der Wahl der Deputirten zu den Kreis\ynoden:

Es ift zu unserer Kenntniß gekommen, daß in manchen Orten von den Gemeinde-Kirhenräthen bereits die Deputirten zu den Kreis- Synoden gewählt sind. Wir können dies Vorgehen nicht für ordnungs- mäßig erachten und geben deshalb, gestüßt auf einen Erlaß des Evan- gelischen Ober-Kirchenraths, den Herrn Vorsißenden auf, mit der Vor- nahme dieser Wahlen so lange zu warten, bis sie von uns dazu er- mächtigt fein werden.

München, 24. April. Ueber das Fest des

Bayern. Georg entnehmen wir der „Alg.

Ritterordens vom h. Ztg. Folgendes :

Zur Feier des Georgiritterfestes erschien Se. Majestät

der König heute nah Abhaltung des Ordenskapitels und |

längerem Cercle unter Vorantritt der Ritter des hohen Ordens, sowie der Königliten Prinzen Luitpold, Adalbert, Ludwig und Leopold um 12 Uhr in der alten Hoffapelle, be- grüßt von den Fanfaren des Musikorchesters. Die Kapelle prangte im festlihen Shmucke. Der Altar trug die reihen Silber- geräthe und war von einem rothsammetnen Baldachin überragt. Im Presbyterium befand fih unter einem blausammetnen, reich mit Gold gestickten Thronhimmel, Betstuhl und Thronsefsel für Se. Majestät. In der Mitte der Kapelle waren die Stühle der Königlichen Prinzen und der neu zu creirenden Ritter, denen sich die übrigen Ritter des hohen Ordens anschlossen alle mit hellblauer Seide überzogen. An den mit Gobe- lins bedeckten Wänden waren die Wappenschilder \sämmt- liher Georgiritter angebracht. Die altehrwürdige Kapelle aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts mit dem dunklen Tone bot in dem strahlenden Gold- und Farbenshmudck einen eigenthümlich \chöônen Anblick dar. Dieser Rahmen .war auf das Glänzendste

belébt durch die Gestalten der Georgiritter in altburgundischer |

Trâcht mit dem bis zum Boden reihendenden hellblausammetnen filbergestiften Talare, dem Unterkleide von weißem Atlaß und dem Rittershwert an der Seite. Ordensornat mit dem wallenden hermelinumsäumten Talar, dem Hermelinpallium und der \{wergoldenen Ordenskette. jestät die Königin-Mutter wohnte mit den Prinzesfinnen Gisela und Therese und vielen Damen der höchsten Aristokratie, sowie die hier anwesenden Diplomaten in den Seitenlogen der Kapelle der Feierlichkeit bei. unter dem Thronhimmel Plaß genommen, begann Hofprediger Dr. Ettmayr die Festrede, in der er Idee und Geschichte des Ritter- thums darlegte, nahwies, daß das Ritterthum eine persönliche Aus- geihnung, eine Würde gewesen, und Tapferkeit und Treue, wie Humanität und Idealität die Grundelemente des Ritterideals gébildet hätten und ferner ausführte, wie diese Rittertugenden auch in der Gegenwart in zeitgemüßer Weise geübt werden könnten und von dem Georgi-Ritterorden wirklich geübt würden. Darauf folgte das von dem Erzbischof unter- Assistenz des Stiftsdekan Enzler mit Kanonikern des Hofstiftes celebrirte Hochamt, wäh- rend dessen successive die Eidesleistung der neu zu creirenden Ritter vor Sr. Majestät, die Ertheilung des Ritterschlages durch Se. Majestät als den Großmeistér, die Ausrüstung mit Schild und Schwert durch die Königlihen Prinzen Luitpold und Adalbert als Großprioren, die Dekorirung mit den Ordensinfignien,

endlih die Ernennung von Commandeurs und Ertheilung des | ! unverzüglih in Angriff genommen, mit Rücksicht sowohl auf die |

Großkreuzes an die Königlichen Prinzen Ludwig und Leopold

durch Se. Majestät ftatifand. Die kirchlihe Feier {chloß mit | | tiven Reichsrathsgebäudes, als auch in Anbetracht der obwalten-

einem Tedeum und dem Königsgebet. Durch eine dichtgeshaarte Volksmenge bewegte ih darauf

der Zug der Ritter mit Sr. Majestät in den Banketsaal, dessen | zwei Langseiten mit alten Gobelins mit Darstellungen aus der |

Geschichte der Wittelsbacher behangen waren. ‘In den vier Ecken

des Saales waren aus alten Rüftungen Trophäen aufgebaut, gung und auf hohen, von Blumen umgebenen Piedestalen Schilde des | vom Abgeordnetenhause angenommene Gefeßzentwürfe in erster |

| Lesung den respektiven Aus\{chüfsen zu; sodann ward die Wahl | in den Ternavorshlag für eine Reichsgerichtsstelle vorgenommen. | | ments vom 24. Februar war die Sachlage in dem unter seiner

Georgiritterordens gestellt. An der dem Eingange gegenüber-

tiegenden \{chmalen Seite stand auf einer mit {weren Teppichen |

bedeckten Estrade die Tafel Sr. Majestät und der Königlichen Prinzen, über die fih ein mit Gold gestickter weißer Baldachin

Schild in den bayerischen Landesfarben.

Maximilian k. zur Erinnerung der Stiftung des Georgi-Ritter- | Ordens dem Königlichen Hausschaß einverleibt wurde. Vor der- | selben ftand ein Pokal, welcher zu den werthvoUsten P |

rink- | | Geseßz tritt am 1. Januar 1875 ins Leben. Seiten zwei Tische für die Ritter mit kunftivollen Auffägzen | Gegenüber dem Königlichen Thron in einer |

des Königlichen Hauses, zählt und andere kostbare geschirre. Tiefer als die Königstafel standen zu deren beiden

moderner Arbeit. Nische, aus Palmen und Blumen emporsteigend, befand sich eine bronzirte Statue des h. Georg. Rechts und links davon war je ein Prunttish aufgestellt, mit dunkelrothem Sam- met drapirt, in Pyramidenform bis zu einer Höhe von 10 Suß empor . fteigend, welche berühmte Kunsigegenstände der Königlihen Schazkammer zur Schau brachten. Das Bankett begann mit einem von dem Stiftsdekan gesprohenen Gebet und entwickelte fih in dem vorgeschriebenen Ceremoniell mit den altherkfömmlihen „Gesundheiten“, deren erste Se. Majestät der König ausbrachte. Während des Mahles ftrömte zudrängend das Volk, dem der Anblick der Tafel gestattet war, durch das von der Leibgarde der Hartscbiere in ihrer reihen Gala-Uniform gebildete Spalier. Mit dem Bankett fand das diesjährige Haupt- fest des Georgi-Ritter-Ordens seinen Schluß.

s“ “7e R Sachsen. Dresden, 25. April. Gestern Nachmittag

gegen 6 Uhr find der Großherzog und die Großherzogin | von Sachsen mit Prinzessin-Tohter Marie zu einem Besuche | Ihre Königlichen | Hoheiten wurden bei der Ankunft im Bahnhofe von Ihren Ma- |

am hiesigen Königlichen Hofe hier eingetroffen.

jéftaten empfangen und nah dem Königlichen Palais am Taschen- berge geleitet, woselbst fie Wohnung genommen haben. Abends war Familientafel bei Ihrer Majestäl. Heute Mittag haben die Hohen Herrshaften mit unseren Königlichen jefiäten einen Ausflug nah Pillniß gemaht. Abends wird in den

Zimmern Ihrer Majestätein Konzert ftatifinden, zu welhem auch an |

die Gesandten und die Staats-Minifter, mit ihren Gemahlinnen,

| Sizungen wieder aufnehmen.

Das Kirchliche Amtsblatt des König- | Sißungen werden aus\ließlich Berichte der Finanzdeputationen

Se. Majestät felbst trug den | pen auf

Ihre Ma- | 991 Zeuner auf Se. Hoheit ein dreifahes Hurrah ausbrachte.

Unmittelbar nahdem Se. Majestät |

Einladungen ergangen find. Der hiesige Aufenthalt der ohen Gâste wird einige Tage - dauern. Morgen wird au der Herzog von Sachsen-Altenburg am Königlichen Hofe er- wartet: A

Die zum 27. April wieder einberufene Ständever- sammlung wird am Dienstag in beiden Kammern ihre Die Tagesordnung für die

bilden. ¿F

Baden. Karlsruhe, 24. April. Da der Shluß des Reichstags bevorsteht, so wird der badische Landtag in der nächsten Zeit feine im Monat Februar unterbrohene Thätigkeit wieder aufnehmen. Zu erledigen find noch die Geseßentwürfe

| Über 1) die Einführung einer allgemeinen Einkommensteuer ;

2) die Kapitalrenten-Steuer; 3) die Führung der Grund- und Pfandbücher in einigen Städten; 4) die Gebühren für die Ge- schäfte der Nechtspolizei-Verwaltung; 5) die Rechtsverhältnisse der Altkatholiken, sodann 6) der Initiativantrag über die Revifion der Verfaffung.

Zur Vorbereitung dieser Gegenstände find die Steuer- und Kirchengesez-Kommissionen auf den 1. Mai, die Verfafsungs- fommisfion auf den 4. Mai, die Budgetkommission auf den 6. Mai einberufen.

Am 8. Mai beginnen die Plenarfißungen der Zweiten Kammer. Wie man glaubt, wird der Landtag, dem übrigens von Seiten der Regierung wahrscheinlih noch einige weitere Vorlagen gemacht werden, seine Aufgabe in etwa 4 Wochen zu Ende führen.

=# Nach einer hier eingetroffenen Nachricht beabsichtigte die Königin von Shweden, am 4. Mai zu einem mehrtägigen Besuch ihrer hier weilenden Schwester, der Fürstin v. Wal- ded, hierher zu kommen und ihr Absteigequartier im „Franzöfi- schen Hofe“ zu nehmen.

Meckelenburg. Neustreliß, 21. April. Heute Nah- mittag ift die Großherzogin-Mutter von Shwerin hierher zurückgekehrt. Die Herzogin Caroline hat fch von dort nah Defsau begeben.

Braunschweig. Braunschweig, 26. April. Die öffentlihen und mehrere Privatgebäude waren am gestrigen Tage zu Ehren des Geburtstages des Herzogs beflaggt. Mittags fand eine große Parade der hier garnisonirenden Trup- dem S{hloßplaz statt, wobei der General-Major

Nachmittags fanden im Offizierklub \owie bei den Ministern Diners ftatt, und Abends hatten die Mannschaften des Herzog- lihen Husaren-Regiments in mehreren öffentlihen Lokalen Ball.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 24. April. Die LandtagSsabgeordneten des Herzogthums Coburg find zur

Berathung mehrerer Finanzangelegenheiten, namentlich des Etats |

für die Finanzperiode, auf den 5. d. M. einberufen worden.

Desterreich- Ungarn. Wien, 25. April. (Wien. Z.) Der Kaiser hat den Bau des vereinigten Reichsrathsge- bâudes genehmigt. Die Vorarbeiten find vollendet und die schon längere Zeit {chwebende Angelegenheit in ein solhes Sta- dium gelangt, daß; keit- Hinderniß gegen den Baubeginn besteht. Die :verfaßte# Plähe, von deù betheiligten Organen und Fah- männern zur Ausführung empfohlen, wurden auf Grundlage

| des beantragten apptoximativen Kostenübershlages genehmigt | und zwar im Hinblick auf die dem Herrenhause vorbehaltene,

inzwischen ertheilte Genehmigung der Geldmittel. Der Bau wird dringende Nothwéndigkeit der baldigen Herstellung eines defini-

den Verhältnisse, welche, den Allerhöchsten Anordnungen - ent-

sprechend, der Regierung Beschäftigung der arbeitenden Klasse, |

der Künfiler und Gewerbsleute zur Pflicht machen. Das Herrenhaus wies in heutiger Sizung mehrere

Die Geseßentwürfe, betreffend die Salzkammergutbahn und die

| Eisenbahnlinie Troppau-Neutitschein, wurden ohne Debatte in

\pannte, auf dessen Decke Krone, Scepter und Schwert ruhten. | zweiter und dritter Lesung genehmigt.

An der Mitte der Wand hing ein mit Lorbeer umwundener | d) Die Königstafel felbst | \chmüdckte unter anderen kostbaren Geräthen eine kunstvolle Silber- |

statuette des h. Georg über 15 Fuß hoh, welhe von König | D | zugewiesen wurden.

S VPest, 24. April. Im Abgeordnetenhause wurde die Notariatsvorlage erledigt mit Ausnahme einiger Paragraphen, welche dem Centralaus\{chusse behufs neuerlicher Berichterstattung

von Verlafsenschaftsangelegenheiten betraut werden kann.

erfährt der „Pester Lloyd“, daß die Verhandlungen der unga- Woche beginnen sollen.

Eisenbahnen bei eventueller Gewährung einer Garantie be-

möser Ar\chlufses zu verpflihten. Bindende Abmachungen seien

auch hierüber noch nit erfolgt. London, 24. April.

Ma- |

Großbritannien und Jriand.

der Königin ftatt. Ihre. Majestät kam in Begleitung ihrer

lihen Yacht „Alberta*

Commandeur des südlichen Militär-Diftrikts, empfangen.

jutanten, dem Marine-Minifter Ward Hunt, sowie den Lords der Admiralität,

herübergekommene Herzog von Edinburgh in der Uni- | form eines Schiffskfapitäns an. Der Inspektion der Truppen folgte

Betreffs Führung der Verlafsenschafts- | angelegenheiten wurde die fafultative Bestimmung des §8. 124 | beibehalten, wonach der Notar vom Gerichte mit der Führung | Das | Ungarn am 3. November 1873 abgeshlossene Handels- und | Shiffahrtstrafktat ist einem Telegramme an das Departe-

L ap t E arti A hei f 5 ¡ Betreffs der rumänischen Eisenbahnans\chlüsse | ment der auswärtigen Angelegenheiten zufolge am 15. d. M. in

| In Gosport bei Portsmouth fand geftern die Revue der aus | | dem Aschantifeldzuge heimgekehrten Marine-Brigade vor

nach dem Platze, wo die Marine-Brigade in |

Parade aufgestellt war. Dort {loß sich der Königin der von London | und ob man nicht besser ein Gesetz erließe, welhes den privaten

ein Vorbeimarsch derselben, Die Matrosen, die Pioniere welche die Straße: nah K angelegt famen zuerst, dann die Marine-Arxtillerie unter der Führung des Obersten Festing, und die leite Infanterie unter Oberst de Courcy. Nach dem Vor- beimarsch ließ sich die Königin die kommandirenden Offiziere vor- stellen- und spra diesen ihren Dank aus. Dem Oberften Festing hing Jhre Majestät eigenhändig das Komthurkreuz des Michael- und Georg-Ordens um. Dann trat die Königin mit ihrer Toh- ter und ihrem Gefolge die Reise nah S{loß Claremont an. Eine zahlreiche Zuschauermenge von Nahe und Fern wohnte dem vom s{chönsten Wetter begünstigten militärishen Schauspiele an und begrüßte die tapfere Brigade, die im Aschantikriege so wih- tige Dienste geleistet hatte, allenthalben mit lautem Jubel.

Die Königin hat das erledigte Großkreuz des St. Patricks- Ordens dem Marquis von Londonderry verliehen.

In Preston wurde gestern der zum General-Fiskal er- nannte Hr. Holfker ohne Opposition zum Parlamentsvertreter der Stadt wiedergewählt.

Frankreich. Paris, 25. April. Das Zuchtpolizei- gericht von Lyon sprach heute Urtheil in Sachen der 29 Per- sonen, die zuerst wegen Theilnahme an einer Verschwörung, \chließlih nur unter der Anklage, Mitglieder der Internationalen zu sein, vor die Gerichte gestellt wurden. Zwei derselben wurden zu je 5 Jahren Gefängniß und 50 Fr. Geldstrafe mit Unter- sagung der bürgerlißen Rehte während 5 Jahren verurtheilt; 25 erhielten Gefängnißftrafen von 3 Jahren bis 6 Monaten, und 2 wurden freigesprochen.

Spanien. Madrid, 25. April. (W. T. B.) Gegen- über anderweitigen Nachrichten über die Verproviantirung von Bilbao wird von der Regierung mitgetheilt, daß für einen Monat noch reihlich Lebensmittel vorhanden sind, und daß der Proviant bei einiger Einschränkung auch noh für einen zweiten Monat ausreichen wird.

Die Carlisten sind in einer Stärke von 18,000 Mann bei Balmaseda konzentrirt. Ihre Artillerie ist durch eine An- zahl von bisher vor Bilbao verwendeten Geschüßen verstärkt worden.

26. April. (W. T. B.) Nah aus Balmaseda vom 24. April hier eingetroffenen Nachrichten sind carlistishe Truppen- abtheilungen in der Stärke von etwa 2000 Mann bereits \eit 8 Tagen damit beschäftigt, die Uebergänge über den Fluß Cadagua unpassirbar zu machen. Dem General Velasco is mit 10 castilianischen und 3 afturishen Bataillonen die Vertheidigung dieser Uebergänge anvertraut.

Der vor Bilbao verwundete Géneral Primo di Ri- vera ift hier angekommen.

26. April. , (W. T. B.) Aus Santander wird ge- meldet, daß es gelungen if, das von den Carlisten zershnittene alte Telegraphenfkabel zwishen Bilbao und England wieder auf- zufishen und bei Sardiners (in der Nähe von Santander) zu verankern.

Italien. Rom, 21. April. (It. N.) Der König hat gestern Vormittag Herrn Antonini y Diaz in feierlicher Audienz empfangen und seine Beglaubigungs\chreiben als Ge- sandter der Republik Uruguay am italienischen Hofe entgegen- genommen.

Der Bischof von Orleans, Monseigneur Dupanloup, hat vergangenen Sonnabend eine lange Unterredung mit dem Papst gehabt. Gestern ist der Assistent des päpstlihen Thrones, Don Domenico Orsfini, Herzog von Gravina, im Alter von 84 Jahren gestorben. Er hatte die höchsten päpstlihen Aemter bekleidet und besaß Kardinalsrang.

Türkei. Belgrad, 26. April. (W. T. B.) Der Fürst Milan von Serbien hat seine Reise nach Konstanti- nopel, welche er morgen antreten wird, dur eine Proklamation angekündigt und den Ministerrath für die Zeit seiner Abwesen- heit mit der Regentschaft betraut.

Nußland und Pol-n. St. Petersburg, 25. April, Nach der „St. Petersburger Zeitung“ wird \sich der Großfür| Wladimir Alexandrowitsch Donnerftag, den 30. April, nah Deutschland begeben. Die Weiterreise von Eydtkuhnen er- folgt Freitag, den 1, Mai, über Kreuz und Stettin nah Schwerin, wo derselbe am folgenden Morgen eintreffen wird.

Nach einem Bericht des Chefs des Amu-Darja-Detache-

Verwaltung stehenden Gebiete und im Chanat Chiwa voll- fommen ruhig. Der Chan von Chiwa sandte mit einem Schrei- ben an den Obersten Iwanow cinen Theil der von den Turk-

| menen vom Stamme der Iomuden eingezahlten Kontribution | und auch einen Theil der Habe, die den Dau-Karinschen Kir- | gisen beim leßten Raubzug der Turkmenen am rechten Amu-

Ufer abgenommen worden ift.

S{weden und Norwegen. Der zwishen Schweden-Norwegen

Stockholm, 22. April. und Defterreich-

Wien ratifizirt worden. In Folge dessen hört nun der bedeu-

rischen Regierung mit der österreihishen Staatsbahn nächste | tende Differenzzoll auf, welher für {chwedisches Eisen bei der

Einfuhr in Oesterreich-Ungarn eine erheblihe ©rmäßigung ge-

. H : L __ | währt, nämlich für Roheisen, für geschmiedetes und gewalztes

Die rumänische Regierung hat gegen Gewährung des zweiten | Anschlusses bei Kronstadt keine prinzipiellen Bedenken, ist jedo | durch die auf 18 Millionen Francs fixirte Garantiefumme für |

Eisen und für Stahl per Centner von resp. 42, 216 und 250 auf 25. 125 Und 126 De, Elf Kisten mit Goldbarren für Rehnung der Reichs-

S : 4 E : N : | zu ei Werthe von 1,026, K sind - \hränkt; immerhin wäre fie geneigt, fh zur Einhaltung eines | pan e E T an A MEONEE E VUN, M Maximaltermines zwishen der Eröffnung des Orsovaer und Tô- |

hagen in Malmö angekommen.

Christiania, 21. April. In der gestrigen Sizung des Storthings kam der Vorschlag der Regierung, betr. den Ein-

| kauf von Wäldern für Rechnung des Staats zur Behandlung.

jüngsten Tochter, der Prinzeffin Beatrice, an Bord der König- | an und wurde bei ihrer Landung vom | Admiral Sir R. Mundy, dem Commandeur en-chef in Ports- | mout!, und dem General-Lieutenant Sir Hastings - oge, | Zustand fein dauernder sei und man dürfe erwarten, daß beim

ann begab ih Ihre Majestät zu Fuß, umgeben von ihren Marine-Ad- | | zweifeln, ob ein Ankauf von Wäldern durch den Staat ein ge-

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l

Die Majorität des Comités hatte sch zu Gunsten der gefor- derten Summe von 16,000 Spd. ausgesprohen, während eine

| Minorität diesen Betrag bis auf 10,000 Spd. zu reduciren empfahl.

Von den Gegnern der Vorlage wurde geltend ge- macht, daß man \fich augenblickli in einer Krisis befände, da die hohen zeitweiligen Holzpreise einen außergewöhnlihen Holzexport zur Folge gehabt hätten. Es sei jedoch anzunehmen, daß dieser

Sinken der Holzpreise auch dem Aushauen der Wälder von selbs würde Einhalt gethan werden. Außerdem müsse man be-

nügendes Mittel sei, die Vernichtung derselben zu verhindern,

Eigenthümern gewisse Beschränkungen für den Betrieb auferlege. Sgließlih wurde nach längerer Debatte der Regierungs-

vorshlag angenommen und die geforderte Summe von 16,000 Spd. mit 69 gegen 40 Stimmen bewilligt.

Amerika. New-York, 25, April. die Thalebene von Onachilay, die Stadt Monroe und 27 große Plantagen unter Wasser gesegßt finden fi in der größten Noth.

Nr. 36 des Amts3-Blatts der Deutshen Reichs- Postverwaltung hat folgenden Inhalt: General-Verfügung vom 21. April 1874 Notirung der Portobeträge auf den Coupons der Post - Packetadressen. General - Verfügung vom 21. April 1874. Buittungen über Zeitungs - Abonnementsgelder. General - Verfügung vom 23. April 1874. Ausgabeftempel auf Postanweisungen. General- Verfügung vom 24. April 1874. Aufgabenuwmer bei den Sendungen mit Postvorshuß. General-Verfügung vom 23. April 1874. Behand- lung und Taxirung der Postsendungen nah Montenegro. Bescheidung vom 21. April 1874. Packetsignaturen.

Neichstags - Angelegenheiten, Berlin, 27. April.

Staats-Minister Dr. Leonhardt über die zu §. 24 des Reichs- preßgeseßes gestellten Amendements :

Meine Herren! Wenn der Hr. Abg. Marquardsen, indem er sein Amendement einbrachte, erklärt hat, daß dieses Amendement si der Zustimmung der verbündeten Regierungen erfreue, so weiß ih nit, worauf sich diese Behauptung füt. Die verbündet-n Regierungen

find folgender Meinung: Das Strafgeseßbuh enthält keine allgemei- | Es giebt im |

nen Vorschriften über Vergehen aus Fabrlässigkeit. / Strafgescßvuche nur cine einzige derartige Vorschrift; diese findet si

im §. 59. Alle Vergehen des Strafge}eßbuches, welche, aus Fahr- |

lässigkeit begangen, geahndet werden, stehen immer im bestimmten

Gegensaße zu d:m betreffenden Verbrechen oder Vergehen, infofern sie |

aus rehtswidrigem Vorsaß begangen werden. Demgeinäß steht die

Vorichrift des §. 24 niht im Zusammenhange mit dea Worschriften |

des Strafgeseßbuches Über rechtêwidrigen Vorsaß und Fahrlässigfeit. Die Vorschrift ist vielmehr eine solche, wie sie ouch fonst vorkommen, für welch2 der Gegensaß von rechtswidrigem Vorsaß und Fahrlässig- keit nicht in Betracht kommt. Wenn man sagt, das Vergehen des §. 24 ift ein Vergehen aus Fahrlässigkeit, fo wird ‘Fahrlässigkeit niht genommen als ein strafrechtlicher Begriff des Strafgesetz- buchs; es handelt sich vielmehr um einen sehr allgemeinen, einen theoretish- wissenschaftlihen Begriff. Wenn nun der Herr Abg. Marquardsen eingeschoben wissen wellte „wegen Fahxlässigkeit*, so haben die ver- bündeten Regierungen angenommen, daß damit auf diesen Reat, der absolut dasteht, diz allgemeine Vorschrift über fahrlässige Vergehen Anwendung finden soll, demgemäß die Vorschrift des §. 59 des Straf- gesezbuches, welche dahin lautet:

„Wenn Jemand bei Begehung einer strafbaren Handlung das Vorhandensein von Thatumständen nicht kannte, welche zum geseßz- lichen Thatbestande gehören oder die Strafbarkeit erhöhen, so sind ihm diefe Umstände nicht zuzurechnen. :

Bei der Bestrafung fahrlässig begangener Handlungen gilt diese Bestimmung nur insoweit, als die Unkenntniß selbst nicht durch Fahrläfsfigkeit verschuldet ift.“

In diesem Sinne aufgefaßr, haben die verbündeten Regierungen erklärt, daß fie das Arnendement des Herrn Abg. Marqguardsen nicht bekämpfen wollen, Dabei bemerke ih, daß meiner Ueberzeugung nach das Amendement nicht nöthig war, weil der §. 59 allgemein auf den Reat des §8. 24 Plaß greifen mte. Das konnte aber zweifelhaft sein, und mochte es wünscherêwerth erschzinen, wenn aus- drücklich ausgesprochen würde, daß die allgemeiren Grundsäße des Strafgeseßbuches über Fahrlässigkeit hier zur Anwendung kämen. Da- gegen ist ein anderes Amendement eingebraht worden, welches Ent- s\{uldigungêgründe nachließ, aber generell unter dem ganz unbestimm- ten Begriff von besonderen Umständen; dagegen haben die verbündeten Regierungen sich erklärt, indem fie davon ausgegangen sind, daß die besonderen Umstände nur insoweit in Betracht kommen könnten, als der §. 59 dies zuläßt.

Diesem allen nah konnten die verbündeten Regierungen unter feinen Umständen mit dem Antrage Lasker sich einverstanden erflären; dem Laskerschen Amendement würden sie immer das Stauffenbergsche vorgezogen haben, weil nah demselben do anzunehmen war, daß grund- säßlich die betreffende Handlung als eine strafbare anzusehen fei, wenn niht nahgewiesen wäre, daß ausnahmsweise besondere Umstände vor- liegen, welche die Strafbarkeit ausschließen.

Auf dieser Basis bewegt sih auch der neue Antrag. Ich glaube aber annehmen zu follzn, daß derselbe bei den verbündeten Regierungen keineëwegs mehr Beifall findet, wie der Antrag Stauffenberg.

Nacbdem die Anträge zurückgezogen sind, habe ih nichts weiter thun können, als dieses hervorzuheben. Die verbündeten Regierungen würden g: wünscht haben, daß a:1 Schlusse des ersten Absaßes statt der Worte: „wenn nit . . . . ausgeschlossen wird“, - gesagt wäre: ewenn nicht nach den Vorschriften des §. 59, Absaßz 2, des Straf- geseßbuches die Strafbarkeit auégeschlossen wird“

Als hierauf der Abgeordnete Dr. Windthorst von den ver- bündeten Regierungen Nachgiebigkeit gegen das Stauffenbergsche Amendement verlangte, entgegnete der Staats- Minister Dr. Delbrück:

Die eben von dem Herrn Vorredner gestellte Supposition habe ih mit der größten Entschiedenheit im Namen der verbündeten Regic- rungen zurückzuweisen. Jh habe daran zu erinnern, daß, was den 8. 24 anlangt, der jeßt in Fragz scht, der Wunsch der verbündeten Regierungen dahin ging, einmal in diesen Paragraphen ein Straf- minimum aufzunehmen, dann die leßten Worte des ersten Absatzes zu streichen, und drittens, im Eingange des zweiten Absatzes die nach- gelassene Strafvefreiung durch Nennung des Autors oder Vormanns auf den Drucker, Verleger u. f. w. zu beshränken, nit aber auf den Redac- teur auêzudernen. In dem Amendement, welches die Herren Abgeordneten Dr. Marquardfen und Genossen eingebracht haben, ist von diesen An- trägen, von den Wünschen der verblindeten Regierungen nur einer er- füllt, und zwar auch dieser eine, nämlich die Streichung der leßten Worte des ersten Absaßes, nur mit einer Maßgabe, nämlich mit Hin- zufügurig de- Worte: „wegen Fahrlässigkeit*, cine Maßgabe, mit welcher fich die verbündeten Regierungen einverstanden erklären können. Die verbündeten Regierungen haben also bei diesem Paragraphen auf zwei von ihren Anträgen verzichtet, und fie haben sich damit einverstanden erklärt, daß der dritte, in dem Amen- dement angenommene Antrag mit einer Beschränkung ange- nommen werde. Ich habe, als ih gestern meine Erklärung bei der Generaldisfussion abgab, das Stauffenbergeshe Amendement uo gar nicht gekannt, denn es lag noch gar nit vor. Ich habe, und wir haben unsererseits zu erwarten gehabt, daß burch das in einem großen Kreise aus dem Hanse diskutirte Marquardsensche Amendement die Sache abgeschlossen wäre; wir waren überrascht, als wir fanden, daß wir uns darin getäuscht hatten, und aus diefer Lage der Sache, an die ich nur zu erinnern brauche, folgt, wie ih glaube, unwidecleglih, daß es unsere Schuld nicht ist, wenn in dieser Be- zichung jeßt Schwierigkeiten entstanden sind.

…_ Bu S. 34 (Einführung des Gesegzes in Elsaß-Lothringen) nahm der Staats-Minister Dr. Delbrück nah dem Abg. Dr. Reichensperger das Wort:

(W. T. B.) Der |

Missis#ippi is abermals aus seinen Ufern getreten und hat | 1 Dezu st \ sern g h | er mitgetheilt hat, unter welchen Aeußerungen si, beiläufig gesagt, Tausende von Menschen be- | Lein? auf die Presse speziell bezieht, nit eingehen.

In der Sißung des Deutschen |

j 5. d. M. erkl desbevollmächtigte | „¿; i Pa of ; n Reichstages am 25. d. M. erklärte der Bundesbevollmächtigte | reiht, ein Preßgeseß, wie es vorgelegt ist, nit vorgelegt haben und

| Tôönnen die Streichung,

ven rubl;

Meine Herren! Ich werde dem Herrn Vorredner nit auf ein Gebiet in der Diskussion folgen, welch:8 si bei Nr. 4 vis ire Mis Tagesordnung von selbst und, wie mir scheint, an der rihtigen Stelle im weitesten Umfange eröffnen wird. Ich werde also auf die viel- fachen Bezugnahmen auf Aeußerungen des Herrn Reichskanzlers, die

úur Peierdes, M bemerken : i E D

Vie Auédehnung des vorliegenden Geseßes auf Elsaß-Lothringen würde zunächst, wenn i mi so ausdrücken soll, gar nit "ae, weil in dem Text des Geseßes auf Geseze Bezug genommen ist, die in Elsaß-Lothringen nicht gelten. Das ift jedoch ein nebensächlicher

Punkt, der ja, wenn die Sache rihtig wäre, erledigt werden könnte, | der aber jedenfalls ín der triften Lesung und beim Schlußparagraphen |

sehr {wer zu erledigen ist. Die Hauptsache ift Folgendes: Der Herr Vorredner hat in Beziehung auf die Prefjz bemerkt, Elsaß-Loth- ringen tände unter der Diktatur. Jn Wirklichkeit steht Elsaß-Lothringen in Beziehung auf die Prefse unter der französischen Pceßgeseßgebung. Weil Elsaß-Lothringen unter französischer Preßgeseßgebung steht, kann ih auch namentlich aus dem Umstande, daß dieses Geseß in Elsaß- Lothringen nit cingeführt werden würde, kein Motiv sehen, daß, wie der Herr Vorredner zu meinen scheint, die Elfaß-Lothringer ihre Kinder na Frankreich \chicken; denn in Frankreich leben fie genau unter dem- selben Prefzgeseße wie zu Hause. Das französische Preßgeseßz giebt der

| Verwaltung Mittel in die Hand, weiche das heute bis zum Schlusse bera-

thene Preßgeseß ihr nit giebt, es giebt Mittel in die Hand, welche die Ver- waltung bei dem gegenwärtigen Zustande der Verhäitnifse in Elsaß-Lothrin- geR absolut nit entbehren fann. Der Fürst Reichskanzler, welcher, wie der Herr Vorredner hervorg-hoben hat, diz Verantwortlichkeit für die Rerwal- tung dieses Landes trâgt, würde seinerseits und soweit fein Einfluß

einem Preßgeseße, wie es aus Ihren Beschlüssen hervorgegangen ist,

| entschieden zu widerspreben haben, wenn dabei vorausgeseßt würde, es

sollte dieses Geseß auf Elsaß Lothringen Anwendung finden. Er würde das mit feiner Verantwortlichkeit für vollkommen unvereinbar halten. Die verbündetcn Regierungen ihrerseits theilen diese Ansicht, auch sie n : welche der Herr Vorredner beantragt hat, bestimmt nit annehmen.

Bei der dritten Berathung des Gesezentwurfs, betref- fend die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchen- amtern, kam der Abg. von Mallinckrodt noch einmal auf die badischen Verhältnisse zurück, worauf der Großherzogli badische Bundesbevollmächtigte Ministerial - Präsident von SFreydorf erwiderte :

Hochgeehrte Herren! J nehme in dieser Sache, in welczer ih, der ich zur Verth idigung des vorliegenden Gefeßzentwurfs zunächst nicht berufen bin, „in zweiter Reihe stehe, sehr ungecn zum dritten Male das Wort; ih bin aber dur die Behandlungsweite der Frage, wie sie anderseits gewählt wurde, zum dritten Male provocirt. Es giebt Beyauptungen, welche, wenn sie in einer öffentlihen Versamm- lung ausgesprohen und denn darum ist es ja den Herren sehr häufig auch nebenbei zu thun in der Presse weiter verbreitet werd-n, unmöglih unwidersprochen von dem zufällig anwesenden Vertreter einer Regierung bingenommen werden können.

Der Herr Vorredner hat einigen Bundeëräthen und darunter auch dem Vertreter von Baden vorgeworfen, es sei mit \{lechtem Material gefohten worden, Meine Herren, ih habe mich auf eine offentliche Urkunde berufen, welche- in unseren Archi- : welhe außerdem in öffentlihen Blättern abge- druckt worden ist. Jch habe die Urkunde allerdings nicht bei mir, aber ich kann sie jeden Tag wieder zum Abdruck bringen. Der Herr Abgeordnete hat behauptet, * die betreffende Thatsache sei wohl einmal von der badischen Regierung aufgestellt, aber fofort widerlegt worden. Meine Herren! Die badische Regierung hat in dieser Sache keine Behauptung aufgestellt, sie hat, als der Bischof vorgab, die badische Geseßgebung sei in Widerstreit mit dem kanonishen Nechte und mit den Pflichten, die ihm sein Gewissen auferlege; einfach die Urkunde zum Abdruck gebracht, worin: dex Bischof den Eid auf das Geseß und die Verfassung abgelegt hat. “Œs Pai mir au gar nit darauf an, mich auf den Eid zu berufen und zu behaupten, der Eid jei nit gehalten worden, sondern ich habe gesagt, daß neben dem Eide der Bisbof noch erklärt habe, nat seiner Ueberzeugung fei die badische Geseßzebung gar nicht in Widerstreit mit dem kanonischen Rechte, und die Schlußfolgerung, daß der Bischof, welcher später die Geseße Badens nicht beachtet hat, seinen Eid gebrochen habe, gehört dem Herrn Vorredner an. Jch habe diesen Ausdruck niht gebraucht. Ein Wortbru, meine Herren, wenn er vorgekommen ist, wird einen anderen nicht rechtfertigen.

_ Der Herr Abgeordnete sagte, cs sei auch auf der anderen Seite gesündigt worden, es sei das Konkordat gebrochen worden, es habe ein Vertrag vorgelegen, und der sei nihcht in Geltung gekommen. Meine Herren, es ist allerdings ein Konkordat verhandelt und abgeschlossen worden vom verantwortlichen Minifter, unterzetchnet aber mit dem Borbehalte der ständischen Zustimmung. Diese ständische Zustimmung Uit nit ertheilt worden, und damit fiel das Konkordat von selbst. Das ift der Wortbruch bezüglich des Konkordats, ein Bruch, zu dem konstitutionelle Regierungen manhmal dur die Konstitution selbst genöthigt werden. -

Der Herr Abgeordnete sagte, ein bei jener Gelegenheit ge- gebenes Versprechen sei nicht gehalten worden.

Wenn die badische Regierung versprochen hätte, eine Gesetzgebung zu erlassen, welche zu den Zwecken des Herrn v. Mallinckrodt und seiner Partei paßte, so würde ste allerdings ihr Versprechen nicht gehalten haben, die Regierung hat aber versprochen, eine Geseßgebung zu geben, welche den Ansprüchen des Staates und der Kirche, den Ansprüchen aller Konfessionen gerecht würde, und dieses Wort, meine Herren, ist in vollem Maße gehalten.

Landtags- Angelegenheiten.

Elberfeld, 27. April. (W. T. B) Der Beigeordnete der Stadt Barmen und Vertreter derselben im Herrenhaus, Kommerzien- O Can Eng e!ls, ist, wie die „Elberfelder Ztg.* meldet, gestern gestorben.

Statistische Nachrichten.

In Karlsbad waren bis zum 20. April bereits 445 Parteien mit 599 Personen zum Kurgebrauche eingetroffen.

Die Zahl der Todesfälle in Paris, während der am 17. April beendeten Woche, betrug 853, oder jährlich 2,4 % der Bevölkerung ; in London, während der am 18. April beendeten Woche, 1339, oder 2,1 % jährli; während der am 11. April beendeten Woche in München 161, oder 4,7 % jährlich (darunter 12 Todesfälle in Folge der Cholera); in Brüssel 81, oder 2,3% jährlich; in Amsterdam 136, oder 2,6 % jährlich; im Haag 52, oder 2s % jährli; in Wien 376, oder 3,0% jährlich; in Kopenhagen, während der am 9. April beendeten Woche, 114, oder 3,0 % jähclih; während der am 9. April beendeten Woche in Rom 159, oder 3,34 jährlih; in Turin 128, oder 3,1% jährlih; während der am 28. März beendeten Woche in New-York 525, oder 2,7 % jährlich; in Philadelphia 273, oder 1,9 % jährlich; in Bombay, während der am 24. März been- deten Woche, 283, oder 2,3 % jährlih; in Kalkutta, während der am 7. März beendeten Woche, 233, oder 2,7% jährlich.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

_Berlin, 27. April. Der Organist Otto Dienel wird am Bußtage Nachmittag präc. 5 Uhr in der Marienkirche sein zweites Konzert zum Besten der Lutherstiftung für Waisen des Berliner Lehrer standes geben. Dasselbe wird durch Fr. Professor f pen au. die eine umfangreiche Kantate von Bach singen wird, Du onzertmeister Stahlkneht, Hrn. Putsch und andere Kräfte unterstüßt werden.

Aus den Sibungen der historischen Vereine im Mo- nat März d. J. Verein für die Geschichte der Mark Brandenburg in Berlin: Geh. Hofrath Schneider über die Dienstänweisung für den Pes des Berliner Schlosses vom Jahre 1603; Archivrath Dr.

assel über die politishen Tendenzen des Königs Friedri IL. von Preußen bei Beginn seiner Regierung, insbefondere über die außer- ordentlihe Sendung des Obersten Camas nach Paris (im Juli 1740). Verein für die Geschichte Berlins: Magistr.-Sefkretär Ferd. Meyer über „Gsß von Berlichingen“ in Berlin; Regiftrator Dr Ÿ recht über die Lebensgeschichte Georg Hossauers (geb. 1794), des Reformators der Metallindustrie in Berlin; Geh. Hofrath Schneider und Geh. Reg.-Rath Dr. Frhr. v. Ledebur über eine Ruppiner Urkunde v. A: 1327, einen darin genannten Zeugen, sowie über den damals üblien Modus bei Anfertigung von Urkunden; Verlesung einer vom Sanitäts- Rath Dr. J. Beer verfaßten Geschichte der Prenzlauer Straße in Berlin ; Dr. Brecht Uber die angesehene Familie Wins in Berlin; Geb. Hofrath Schneider über den Reliquienhandel des Kurfürsten Griedrich Wilhelm von Brandenburg; Mittheilungen einiger Sinuge- dichte aus Peukers „wohlklingenden und lustigen Pauke* v. J. 1671. HOistori]he Gesellschaft in Berlin: Böhm über Franfkreihs Prä- tensionen unter Ludwig XI1V. und ihre Abwehr in der deutschen Pu- blizistif von 1667 - 1672, Verein für die Geschichte Pots- dams: Geh. Reg. - Rath v. Ledebur üter zwei Potsdamer Ur- funden und deu Brand in Potêdam im F. 1536; Lehrer Bohse über einen Streitfall ¿zwischen dem Königlichen Polizei-Direftorium in Pot» dam und dem Königlichen Amte daselbst i. J. 1770; Geh. Hofrath Schneider über den „spanishen Mantel“, wie er als Folter resp. Haft- und Schandwe:kzeug im Amte Potsdam seiner Zeit im Gebrauch war jowie über das „Pcanger stehen“ in Potsdam und übec den chemaligen Schandpfahl an der Paddenbrücke; Ders. über den Buben'streich eines französi]chen Offiziers gegen eine Bürgerêtohter in Potëdam zur Zeit der französischen IJuvasior in Potsdam i. J. 1807 und seine Be- strafung; Derî. über cinen Briefwechsel zwischen der Kaiserin Elisa-

beth von Rußland und König Friedri Il. von Preußen, die Russen in der preuß. Garde betreffend, vom J. 1745. Alterthumsgefell- schaft in Elbing: Gerichts-Rath Kaminski über die alten Handels- wege nach dem Baltischen Meere, sowie über die Frage, ob die Phô- nizier die Ostsee besucht haben. Alterthumége}sellschaft Pruissia in Königsberg: Hauptmann v. Streng über Pfahlbauten am östlichen Ende des Aryê-Sees in Preußen; Hauptmann Wulff über die Wehr- bauten im alten Preußen; Ders. über die Kriegführung der alten Preußen. Geschichts- und Alterthumsverein zu Erfurt: Dr. Boxr- berger über den Erfurter Dialekt. Historisher Verein für Nieder- sachsen in Hannover: Landrath v. Münchhausen über einen Teppich des Klosters Marienberg bei Helmstedt aus“ dem 15. Jabrhun- dert, der ein sehr lebhaft ausgestattetes Jagdrevier darstellt. Hanauer Bezirksverein für hesfishe Geschichte und Landesfkunde: Dr. R. Sucier über die im Sommer 1873 zu Mittelbuchen bei Hanau aufgedeckten fränfishen Gräber. Verein für Geichichte und Aiter- thuméfunde in Franffurt a. M.: Dr. Euler über den Bremer Bürger- meister Jos. Smidt (f 1857) und sein Gedenkbuch: Ders. über Kriegks Deutsche Kulturbilder, inébesondere über dessen Abtheilung: „Goethe als Rechtsanwalt ;* Ders. über den Dom zu Bamberg ; Dr. Steiß über neuaufgefundene Drucke der „Frankfurter Artikel®* vom Jahre 1525. Verein für Chemnißer Geschichte zu Chemniß: Dr. Sammter über die Verdienste des Königs Johann von Sachsen um geshihtlihe Forshung; Dr. Scholge über Chemniß im siebenjährigen Kriege. Historischer Verein für das Großherzogthum Hessen zu Darmstadt: Dr. W. Franck über die Geschichte der Gartenkunst des regelmäßigen Stils, mit besonderer Rücksicht auf Hessen; Hofrath Dr. Schäfer über im Dom zu Mainz gemachte Entdeckungen.

_— In zweiter verbesserter Auflage erschien vor cintger Zeit bei Sriedrich Regensberg in Münster: „Der Holz- und Stein- bau Westfalens in seiner kulturgeschichtlihen und systematischen Entwickelung“, nach den Quellen und erhaltenen Monumenten dar- gestellt von Dr. J. B. Nordhoff. Die vorliegende Schrift be- spricht das geschichtliche Auftreten und den Gebrauch der beiden üb- lichsten Baumaterialien in Westfalen. Sie legt die inneren, volks- thümlicen, oft mit dem religiösen und politishen Lebeu eng verwach- senen Motive für die Verwerthung des einen oder anderen Baumate- rials fulturgeshich-lich dar und verfolgt sodann systematish die For- men und Formenwandlungen der verschiedenen Bauwerke bis zu dem Zeitpunkte, wo diese feste Typen im Grund- und Aufriß annehmen. Dabei ift auch die allgemeinere Geschichte berüsihtigt, welhe dem BVilde der lokalen Bauentwickelung manchen ergänzenden Zug und zu- gleich einen passenden Rahmen und Hintergrund verleiht. Zunächst wird das Holz als Baumaterial und zwar die Holzbauten der Land- häuser, der städtishen Bürgerhäuser und der Kirchen betrachtet; dann folgen im 2. Abschnitt die Steinbauten: die Burgen und die Sta-.t- festen nah der geschichtlißen Entwickelung ihrer Bausysteme; den Schluß bilden die Steinbauten der Kirchen und Bürgerhäuser. Die jauberen Ecläuterungstafeln, welche dem Werke beigegeben sind, brin- gen mit geringer Ausnahme Originalzeichnungen.

Hr. Edwin Troß in Paris hat die bisher gänzlih un- bekannte Original - Ausgabe des vierten Buches von Rabelais, jenes berühmten französishen Satirikers (f 1553), entdeckt, welches betitelt ist: Le quart livre des faictz Heroiques du noble Pantagruel. Conposé par M. Françóis Rabelais, Docteur en Medicine et Calloier des Isles Hieres. À. Lyon, L’an mil cing cens quarante huict. In 16, 48 feuillets non chiffrés Weder die Ausgabe noch der Text, den sie enthält, waren bis jeßt von den Bibliophilen citirt; fie umfaßt nur einen Prolog und 11 Kapitel, während die Ausgabe von 1552 einen längeren Prolog, eine Dedikation an Odet Kardinal de Chastillon und 60 Kapitel enthält. Die Ein- leitung der neu aufgefundenen ersten Ausgabe ist eine ganz andere, und der Text des Buches ist schr verschieden von dem bekannten. Der fostbare kleine Band war mit einem Exemplar der guten Ausgabe des Rabelais, Valence 1547, 3 Parties, zufsammengebunden. Er ist in den Besiß eines Pariser Bibliophilen, des Hrn. J. de R, Üüber- gegangen.

Rom, 20. April. Von den vielen Bibliotheken, welche außer der vatikanishen in Rom bestehen, und die den aufgehobenen Ktöstern gehört haben, werden nur drei beibehalten: Die Casanatense in der Minerva, die Angelika in St. Agostino und die Alessandrina in der Sapienza (dem Universitätëgebäude), Die Casanatense entbält 150,000, die Angelifa 100,000 und die Alessandrina ungefähr 60,000 Bände. Aus den Büchern der 40 Bibliotheken der aufgehobenen Klöster will man nun etwa 600,000 auswählen und 100,000 Bände der Casanatense und ebenso viele der Angelifa und 60,000 der Alefsan- drina noch einverleiben, so daß diese drei Bibliokheken zusammen 570,000 Bände stark würden. Es blieben dann aber immer noch über 300,000 Vände unterzubringen. Die Liquidations - Kommission hat daher vor- ge\chlagen, dieie dem Munizipium zur Bildung einer Gemeindebiblio- thek zur Verfügung zu stellen. Dieser würde nah dem Beispiel der venetianishen Marciana alles zugewiesen werden, was die Stadt vor- zugsweise betrifft, z. B. die Geschichte der Stadt Rom, ihre Topo- graphie, Chrouologie, Geseße, Monumente, Lebensbeschreibungen und Werke berühmter Römer x. Das musikalishe Archiv der Väter Filippiner, welches viele sehr werthvolle und noch nicht herausgegebene Werke berühmter Meister, wie Palestrina, enthält, soll ebenfalls dieser städtischen Bibliothek einverleibt werden, und sie würde auf diese Weise sehr reich und interessant werden.

Die „Wien. Z.“ enthält folgende Bekanntmachung: Nachdem wir erst in der „Wiener Zeitung“ vom 26. März d. J, die Entdeckung eines Planeten, der wahrscheinlich als 136. Asteroid zu gelten hat, durch; Hrn. J. Palisa, Vorsteher der Kaiserlich König-

lihen Marine-Sternwarte zu Pola, meldetcn, ist es demselben Astronomen am 21. April gelungen, an einem Sterne 11. Größe wieder einen Planeten zu konstatiren, der mit früher bekannten Himmelskörpern dieser Art bisher nicht zu identifiziren war und daher einstweilen, bis nämlich weitere Beobachtungen und darauf gegründete Rechnungen die Frage bestimmt zun entscheiden in den Stand setzen,