1874 / 109 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 May 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Innsbrucker Prämien - Anleihe. Keglevih' \che Prämien - Anleihe. Kroatisch-Slav onishe, Mährische, Nieder-Oesterreichische, Salzburgische, Ungarische Grundentlastungs-Obligationen. Mährische Propinations-Obli- ionen. Neuenburger Prämien-Anleihe de 1857. Nieder- ändischeStaats-Eis\ enbahnen-Betriebs-Gesellschaft, Obligationen. Oesterreichische Staats-Prämien-Anleihe de 1860. Ruf} is che Central - Bodenkredit - Pfandbriefe. Sachsen-Weim ari\che Staats-Anleihe de 1856. Süd-Norddeut \che (Reichenberg- Pardubigzer) Verbindungsbahn - Prioritäts - Obligationen. Un- garise Bodenkredit-Instituts-Pfandbriefe. i Die Allgemeine Verloosungs - Tabelle erscheint wöchentlich einmal und ist zum Abonnementspreis von 15 Sgr. vierteljährlih durch alle Postanstalten, sowie durch Carl Hey- manns Verlag, Berlin, 8. W., Anhaltsiraße 12 und alle Buch- handlungen zu beziehen, für Berlin au bei der Expedition Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 21/2 Sgr.

1869.

Nichtamtliches. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 9. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König trafen laut telegraphisher Meldung heute Vorwittag im besten Wohlsein in Frankfurt a. M. ein und sezten, nahdem Allerhöchstdieselben die Meldungen der Militärbehörden und des Polizeipräfidenten entgegengenommen, die Reise nah Wiesbaden fort. Se. Majestät wurden bei der Ankunft und Weiterreise von einem zahlrei versammelten Publi- kum mit den lebhaftesten Kundgebungen begrüßt. In Wies- baden kamen Se. Majestät um 103 Uhr an und fuhren darauf vom Bahnhofe unter den Hochrufen und Blumenspenden der Bevölkerung im offenen Wagen dur die reihbeflaggte Stadt nach dem Schlosse. -

Ihre Majestät die Kaiserin-Königin traf gestern um 5 Uhr in Karlsruhe ein und dinirte bei Ihren Kô- niglichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin. Die Ankunft in Baden erfolgte Abends; die Hofdamen, Gräfin Schimmelmann und Gräfin Brandenburg, sowie der dienft- E Kammerherr, Graf Matuschka, haben die Ehre, Ihre

ajestät zu begleiten. Z

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Rehnungswesen traten heute zu einer Sizung zusammen. a A

- t 57m E RESIIEE In der Woche vom 19. bis 25. April 1874 sind geprägt worden an Silbermünzen: 1,035,752 Mark 1-Markftüe; 220,725 Mark 60 Pf. 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 68,145 Mark 90 Pf. 10-Pfennigstücke; 14,299 Mark 60 Pf. 5-Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 29,430 Mark 16 Pf. 2-Pfennigstücke; 6425 Mark 85 Pf. 1-Pfennigstücke. Vorher wa- ren geprägt: an Goldmünzen : 819,369,060 Mark 20-Markstüe, 202,800,640 Mark 10-Markstücke; an Silbermünzen: 13,489,418 Mark 1-Markstücke, 4,516,414 Mark 40 Pf. 20-Pfennigstüe ; an Nickelmünzen: 1,605,106 Mark 10 Pf. 10-Pfennigstücke, 29,740 Mark 30 Pf. 5-Pfennigstücke; an Kupfermünzen: 265,708 Mark 60 Pf. 2-Pfennigstücke, 75,902 Mark 18 Pf. 1-Pfennig- ftücke. Mithin sind im Ganzen geprägt: an Goldmünzen: 1,022,169,700 Mark; an Silbermünzen: 19,262,310 Mark Pf.; an Nickelmünzen: 1,717,291 Mark 90 Pf. ; an Kupfer- münzen: 377,466 Mark 79 Pf.

Die in der gestrigen Sißung des Hauses der Abgeord- neten berathenen, von dem Abg. Dr. Wehren#fennig beantragten Zusagzartikel zu dem Gesehentwurf, betreffend die Deklaration und Ergänzung des Gesehes vom 11. Mai 1873, [lauten :

Art. 4. enn nach Erledigung eines geistlihen Amtes ein Geistlicher wegen unbefugter Vornahme von Amtshandlungen rechts- fräftig zur Strafe verurtheilt worden ift, so ist derjenige, welchem auf Grund des Patronats oder eines sonstigen Rechtstitels das Prä- jentations- (Nominations-, Vorschlags-) Recht zusteht, befugt, das s 7 wieder ‘zu beseßen und für eine Stellvertretung in demselben zu sorgen. A :

Art. 5. Die gleiche Befugniß steht dem Berechtigten zu, wenn die zur Wiederbeseßung einer Stelle feßge)ezte Frist abgelaufen und darauf die Einbehaltung der Staatêmittel verfügt ift.

Art. 6. Für eine Stellvertretung in dem erledigten Amte zu sergen, ist der Berechtigte auch dann befugt, wenn einem Geistlichen der U in dem Bezirke des erlcdigten Amtes versagt wor-

en ift.

Art. 7. Dem Berechtigten ist von dem Strafurtheil, von der Verfügung wegen Einbehalt:ng der Staatêmittel oder wegen Be- schränkung des Aufenthaltes amtlich Kenniniß zu geben. In Betreff der vor Verkündigung dieses Geseßes ergangenen Urtheile und Ver- fügungen ist jece Mittheilung sofort nach eingetretener Rechtskraft desselben zu bewirken. i L

Art. 8. Macht der Berechtigte von der ihm zustehenden Befugniß Gebrau, so kommen die Vorschriften des Geseßes vom 11. Mai 1873 zur Anwendung. Die daselbst dem geistlichen Oberen im Falle geseß- widriger Amtéübertragung angedrohte Strafe trifft in gleichem Falle den Berechtigten.

Art. 9. Wenn der Berechtigte innerhalb zweier Monate vom Tage des Emÿfanges der vorgeschriebenen Mittheilung für eine Stell- vertretung nicht sorgt, oder innerhalb Jahresfrist, von dem nämlichen Zeitpunkte an gerechnet, die Stelle nit wieder bescßt, so geht seine Befugniß auf die Pfarr- (Fitial-, Kapellen- u. #. w.) Gemeinde über. Die Gemeinde hat die in Art. 4, 5, 6 bezeichneten Befugnisse in allen Féllen, in welchen ein Präsentationsberechtigter nicht vorhanden ist.

ie Vorschriften des Art. 7 finden auf die Gemeinde entspreende Anwendung. Dieselbe ift insbesondere davon in Kenntniß zu seben, daß der Präsentationsbere{tigte innerhalb der geseßlichen Frift von seinem Rechte keinen Gebrauch macht.

Art. 10. Liegen die Vorausseßungen des Art. 9 vor, so beruft der Landrath (Amtmann) in Stadtkreisen der Bürgermeister, auf den Antrag von mindestens zehn großsiprige im Besiße der bürger- lien Ehrenrehte befindlichen, männlichen Gemeindemitgliedern, welche niht einem mitwählenden Familienhaupte untergeordnet sind, sämmt- liche diesen Erfordernissen entsprebende Mitglieder der Gemeinde zur Beschlußfassung über die Einrichtung der Stellvertretung oder über die Wiederbeseßung der Stelle. Zur Gültigkeit der Beschlüsse ist er- forderlich, daß mehr als die Häfte der Erschienenen dem Beschlusse

estimmt hat. Die näheren Bestimmungen über das Verfahren erläßt der Ober-Präfident. :

Art. 11. Kommt eine gültige Wahl zu Stande, so ist nah Maß- gabe des Art. 10 ein Repräsentant zu wählen, welcher die Uebertra- gung des Amtes an den gewählten Geistlichen auszuführen hat. Für das Verhalten und die Verantwortung des Repräsentanten gelten die Vorschriften des Art. 8.

Art. 12. Wird in den Fällen der Art. 4—11 vom Ober-Präfi- denten fein Einspruch erhoben oder der erhobene Einspruch von dem Gerichtshofe verworfen, fo gilt der Geistliche als recht8gültig angeftellt.

Nah dem Abg. v. Mallinckrodt sprachen die Abgg. Dr. Wehrenpfennig und Dr. Windthorst (Meppen) und der Staats-

Minister Dr. Falk.

nommen. Die vom Abg. v. Cuny beantragten Zusäße wurden zurückgezogen, nachdem der Staats-Minister Dr. Falk erklärt hatte, daß kein Grund zu folchen Anträgen vorläge. Schluß 4 Uhr.

In der heutigen (63.) Sizung des Hauses der Abgeordneten , welher am Ministertish der Staats-Minister Dr. Falk mit mehreren Kommissarien beiwohnte, begann das Haus die dritte Berathung des Gesetzes, betreffend die Vermal- tung erledigter katholischer Bisthümer. Gegen dasselbe \sprach der Abg. Reichensperger, dafür der Abg. Graf Bethusy-Huc ; bei Schluß des Blattes hatte der Abg. v. Wierzbinski das Wort.

In einem Regierungs-Kollegium war eine Meinungs- verschiedenheit darüber hervorgetreten, ob der Kreisausf\ chuß des Kreises oder die Bezirksregierung kompetent sei, über eine Beschwerde gegen eine städtische Polizeiverwaltung wegen Verweigerung einer besseren Regelung des Abfuhrwesens zu entscheiden. Der Minister des Jnnern ist der Ansicht beige- treten, daß die Bezirksregierung fih der Entscheidung über diese Beschwerde zu unterziehen hat. In dem Cirfular-Erlasse vom 11. d. M,., betreffend die Kompetenz der Kreisaus\hüsse zur Entscheidung von Beschwerden gegen Verfügungen der städtishen Polizeiverwaltung, hat der Minister des Innern darauf hingewiesen, daß nach den 79, 80 der Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 gegen alle von den städtischen Polizeiverwaltern im Landkreise kraft ihrer polizeili- chen Befugnisse getroffenen Anordnungen, sie mögen die im

. 135 besonders aufgeführten oder andere polizeiliche Angelegen- eiten betreffen, die Berufung an den Kreisaus\{huß stattfindet. Im vorliegenden Falle aber handelt es sh nicht sowohl um eine solhe Anordnung im Sinne der gedachten 88. 79 und 80 und ebenso wenig um eine derjenigen Verfügungen, welhe im 8. 135 der Kompetenz der Kreisaus\hüsse besonders überwiesen find, sondern lediglih um die Frage, ob die städtishe Polizei- Verwaltung anzuhalten sein möchte, im Interesse der öffentlichen Ordnung und Gesundheitspflege eine Polizeiverordnung zur an- derweitigen Regelung der Düngerausfuhr aus der Stadt zu er- lassen. Die Entscheidung hierüber fällt nah der Entscheidung des -Ministers in das den Bezirk3regierungen über die städtishen Polizeiverwaltungen zustehende Auffichtsreht, welches nah den Schlußbemerkungen in dem Cirkularerlasse vom 11. d. M. als durch die Vorschriften der Kreisordnung beseitigt niht an- gesehen werden kann. ;

Se. Durchlaucht der Herzog von Croy-Dülmen, Mitglied des Herrenhauses, ist aus Dülmen hier eingetroffen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath für Hamburg, Bürgermeister Dr. Kirchenpauer ift gestern Abend aus Ham- burg hier angekommen und im Hotel Royal abgestiegen.

Bayern. München, 7. Mai. Der König hat dem apostolishen Nuntius Monsignore Meglia, Erzbischof von Da- masfus, das Großkreuz des Verdienstordens der bayerischen Krone verliehen.

Die erste öffentliche Sizung der Kammer der Ab- geordneten wird auf Dienstag, den 12. Mai, Vormittags 10 Uhr, anberaumt wekden. Außer geschäftlichen Mittheilungen erfolgt in derselben Berathung und Beschlußfassung über den Bericht des Finanz-Auss{husses der Kammer der Abgeordneten betreffs. der den Ce onds zugewiesenen Staatseinnahßmen und deren Verwendung im Verwaltungsjahr 1870.

Nath den Plänen für die neuen Forts bei Ingol- ftadt wird außerhalb Unsernherrn am rechten Donauufer ein großes Sperrfort der Donauthalbahn angelegt. Außerdem kom- men am linken Donauufer als weiter vorgeshobene Vorwerks- gürtel auf die Höhen von Stammham, Katharinenberg und Geimersheim je 1 großes Vorwerk, sohin auf dem linken Ufer 4 Werke mit dazwischen liegenden Feldwerken zu stehen. Die Bauten follen noch in diesem Jahre begonnen werden. Zur Verstärkung der Arbeitskräfte sind bereits 1 Major und 3 Haupt- leute vom Ingenieur-Corps nach Ingolstadt beordert worden.

8. Mai. (W.-T. B.) Gegen die Mitglieder des Aus- \chusses des katholischen Volfkfsvereins und gegen die Vorstände der hiesigen katholischen Vereine ist auf Geldstrafen erkannt worden, weil dieselben bei der Ankündigung von Vereinsversammlungen fich niht namentli unterzeichnet und dadurch gegen das Vereinsgeseß verstoßen hatten._

GS-2 Sachsen. Dresden, 8. Mai. Der Prinz und die Prinzessin Georg nebst Familie haben gesiern ihre Villa bei Hosterwiz bezogen. Der regierende Fürst Reuß j. L. Heinrich X[V. ist heute Vormittag wieder nah Gera abgereist.

Die Erste Kammer beendigte heute zunächst die Be- rathung des Etats des Kultus - Ministeriums und genehmigte dabei fast ohne Debatte die Anträge der Deputation, welche bis auf einige Punkte mehr formaler Natur mit den Beschlüssen der Zweiten Kammer übereinstimmten. Hierauf \{ritt die Kam- mer zur Berathung des Etats des Iuftiz - Ministeriums. Die Anträge der Deputation über die einzelnen Postulate, bis auf die Gehalte der Kassenbeamten bei den Untergerihten welche nach dem Regierungs - Postulate zur Bewilligung empfohlen wurden mit den Beshlüssen der Zweiten Kammer überein- stimmend, fanden ohne wesentlihe Diskusfion die Bewilligung der Kammer.

Die Zweite Kammer führte die Eisenbahndebatte zu Ende. Die nachgesuhte Konzesfionirung der Linien Zittagu- Reichenau, Mehltheuer-Plauen, Weischliß-Hof, Dresden-Tetschen und der erbetene Staatsbau der Linien Stolberg - Chemnig, Zwickau - Mülsen- Lichtenstein -St. Egidien, Waldheim - Rochliß, Wolkenstein-Iöhstadt, Löbau - Weißenberg - Weißwasser wurden, theils \{lechthin, theils zur Zeit abgelchnt. Die Ausführung der rechten Elbuferbahn Dresden - Tetshen und die Fortseßung der Bahn Wittgensdorf-Limbah nah Wüßtenbrand auf Staaté kosten wurden, erstere für eine \pätere, leßtere für eine der nächsten Finanzperioden der Regierung zur Erwägung empfohlen ; ebenso wurde die Regierung ersucht, die Herstellung einer Sekundärbahn Schwarzenberg-Cranzahl auf Staatskosten in Erwägung zu ziehen. Dur Annahme eines Antrags der Abgg. Schmidt und Dr. Ls wurde sodann weiter, gegen die Anficht der Majorität der

inanzdeputation, die Regierung ferner ‘ersfucht, dem nächsten Landtage über Herstellung einer normalspurigen Sekundärbahn oder au einer Hauptbahn Geithain-Lausigk-Liebertwolkwiß-Leipzig auf Staatskosten eine Vorlage zu machen. Zur Konzejsionirung empfohlen wurde nur die Linie Osftrau-Großbothen-Pegau zum Anschluß nach Weißenfels unter der Voraussetzung, daß die Konzession auch auf preußischem Gebiete erlangt wird. Die Linie Radeberg-Großenhain isst {hon gestern zur Konzesfionirung empfohlen worden. Betreffs der Linie Dresden - Schmiedeberg wurde beschlossen, die Regierung zu ersuchen, einem Konsortium, welchem für Erbauung einer Bahn Dresden-Dippoldiswalde-

Darauf wurden die 8 Artikel ange- |

Landesgrenze Konzession in Ausficht gestellt worden ist, eine Frist zur Beschaffung neuer Vorarbeiten für diese Linie bis zum 1. September 1875 zu gewähren. Eine Anzahl auf an- dere, oder hon genannte Projekte, z. B. Ebersbach-Herrnhut- Bernstadt-Görliß, Zwickau-Mülsen-Lichtenstein-St. Egidien, Neu- kirch-Bischofswerda, Wolkenstein-Iöhstadt bezügliche Petitionen wurden der Regierung theils zur Erwägung, theils zur bloßen Kenntnißnahme überwiesen. Zu der großen Mehrzahl aller ma Projekte fanden mehr oder weniger eingehende Diskusfio- nen ftatt.

Æürttemberg. Stuttgart, 7. Mai. Gestern Nachmittag um 3 Uhr traf der Kaiser Alexander von Rußland mit Extrazug hier ein. Um 24 Uhr stellte fich eine Ehrencompagnie vom Grenadier-Regiment Königin Olga mit Musik auf dem Perron auf; auf dem rechten Flügel nahmen die höheren Offiziere, worunter der kommandirende General v. Schwarßkoppen, die Divisions-Generale Frhrn. v. Reigzenftein und v. Starkloff, General v. Herhberg u. A. Aufstellung. Gegen 3 Uhr erschienen der König und die Königin, sowie die russishen und württembergishen am hiefigen Hoflager auf Besuch anwesenden Höchsten Herrschaften auf dem Bahnhof. Der König nahm den Rapport entgegen, besichtigte die Ehren- Compagnie, und präzis 3 Uhr fuhr der aus 24 Wagen bestehende Extrazug ein. Ihre Majestäten der Kaiser Alexander und der König Karl begrüßten sich aufs Herzlichste dur dreimalige Umarmung. Sodann gingen Beide Monarchen unter den Klängen der rufsi- \{hen Nationalhymne die Compagnie entlang, worauf die Be- grüßungen zwishen dem Kaiser und der Königin Olga, sowie den übrigen Höchsten Herr :ften stattfanden. Der König be- grüßte manchen Herrn aus der Begleitung des Kaisers, so na- mentlih den Reichskanzler Fürsten Gortschakcff dur herzlichen Händedruck, ebenio der Kaiser die Herren und Damen vom Stuttgarter Hof. Als die Allerhöchsten Herrschaften, im ersten Wagen der Kaiser, der König und die Königin von Württem- berg und der Großfürst Konstantin vom Bahnhof zum König- lichen Residenzshloß fuhren, wurden fie von der Bevölkerung mit Hochrufen begrüßt.

Auch Prinz August von Württemberg if gestern hier angekommen.

Abends wurde im Königlichen Hoftheater bei fefilih beleuh- tetem Hause die Oper „Lohengrin“ von Richard Wagner auf- geführt. “Als die Allerhöhsten und Höchsten Herrschaften um 7 Uhr in der großen Königlichen Mittelloge erschienen, wurde aus der Zuschauerreihe ein dreifahes Hoh auf das Hohe Braut- paar ausgebraht, welhes begeisterten Wiederhall fand. Die Seme b Herrschaften wohnten der Gala-Vorftellung bis zum Schlufe bei.

Der König hat gestern den Großherzoglih oldenbur- gischen Kammerherrn Freiherrn von Rössing empfangen, welcher aus Anlaß der Vermählung die Glückwünsche des Großherzogs von Oldenburg überbrachte.

General-Lieutenant Freiherr von Reißen stein, Com- mandeur der 26. (1. Königl. Württembergischen) Infanterie- Divifion feierte gestern sein 50jähriges Jubiläum als Offizier. Geb. am 18. März 1809, war er am 6. Mai 1824 freiwillig als Offiziers-Zögling in ein in Ludwigsburg garnisonirendes Regiment getreten. Von dem Offizier-Corps wurde dem Ju- bilar ein Ehrensäbel überreiht. Der Commandeur der in Stutt- gart garnisonirenden Infanterie-Brigade, General-Major von Herzberg, übergab denselben in feierliher Weise an der Spitze einer Deputation. Um 10 Uhr erhielt, wie bereits mitgetheilt, der General den Besuch des Königs, welcher ihm die Infignien des Grvßkreuzes des Militär-Verdienst-Ordens überreichte.

8§. Mai. (W. T. B.) Feute Mittag 1 Uhr hat im Beisein des Königs und der Königin, des Kaisers von Ruß- land, des Großfürsten Konstantin und aller übrigen Hohen Fürstlihen Gäste die feierlihe Vermählung des Herzogs Eugen von Württemberg und der Großfürstin Vera nach protestantischem Ritus im weißen Saale des Königlichen Refidenzshlo}ses und darauf nah griehishem Ritus in der griehishen Kapelle des Refidenzshlosses stattgefunden. Heute Nachmittag erfolgte die Abreise der Hohen Neuvermählten mittelst Separatzuges nah Friedrihshafen, wo dieselben einen 14tägigen Aufenthalt nehmen werden, um fihch darauf zu den a des Herzogs Eugen nach Karlsruhe in Schlefien zu begeben.

Zu Ehren des Kaisers von Rußland soll morgen eine Truppenrevue bei Cannfstadt abgehalten werden. Am Montag Abend wird der Kaiser von hier nah England abreisen.

Baden. Baden, 7. Mai. Gestern Abend 64 Uhr traf die Königin von Shweden mit ihrem zweiten Sohne Oskar, sowie Prinz Nikolaus von Nassau zum Besuche ihrer Schwester, der Fürstin Walde, hier ein und stiegen im Franzöfischen Hofe ab. Die Königin führt den Titel einer Gräfin von Haga. Der Großherzog und die Großherzogin haben Ihrer Majestät heute Nachmittag einen Besuch abgestattet.

8. Mai. (W. T. B.) Die Erste und die Zweite Kammer, deren Sißzungen dur den Reichstag unterbrochen worden waren, find heute wieder zusammengetreten.

Der Präsident des Ministeriums, von Freydorf, der bis jezt den Verhandlungen des Bundesrathes beigewohnt hatte, ist gestern von Berlin hier eingetroffen.

Das Gesegzblatt publizirt die landesherrlihen Verord- nungea über die Staatsprüfungen der Geistlichen.

Meckelenburg. Schwerin, 8. Mai. Gestern Abend fand zu Ehren des Großfürsten Wladimir und der Herzo- gin Marie ein Zapfenstreich ftatt, welcher fih von dem Arsenal aus in Bewegung seßte und zum Palais der Großherzogin-Mutter, wo die Großherzoglihen Herrschaften und die Hohen Verlobten zum Thee waren, seinen Weg nahm. Morgen Abend findet na voraufgegangener Cour im goldenen Saale des Großher- zoglihen Schlosses ein Hof-Konzert statt.

Anhalt. Dessau, 8. Mai. Der kommandirende General v. Blumenthal ift gestern hier angekommen, inspizirt heute die Truppen und Garnisonsanftalten in Defsau und wird dem- nächst über Zerbst nah Magdeburg zurückehren.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 8. Mai. Das Reichs - geseßblatt veröffentliht das Geseg vom 24. April 1874, be- treffend die Wahrung der Rechte der Besizer von Pfandbriefen, und das Gesez vom 24. April 1874, betreffend die gemeinsame Veriretung der Rechte der Besiger von auf den Inhaber lauten- den oder durch Indossament übertragbaren Theilshuldverschrei- bungen und die bücgerlihe Behandlung der für solche Theil- \huldvershreibungen eingeräumten Hypothekarrechte.

(W. T. B.) Die Gesetzentwürfe, betreffend die äußeren Rechtsverhältnisse der katholischen Kirche und die Beiiräge zum Religionsfonds behufs Deckung der Bedürfnisse

des Ten Kultus, find gestern vom Kaiser s\anktionirt

worden.

Pest, 7. Mai. Die „Pester Corresp.“ meldet: Heute Nach- mittags wurde ein zweiftündiger Ministerrath agten, welcher beschloß, den griehisch-nichtunirten Kirchenkongreß nah Carlowiß im Laufe des Sommers einzuberufen, dessen erste Aufgabe sodann die Wahl eines Patriarhen bilden wird.

Das Abgeordnetenhaus nahm Centralaus\{huß- berihte entgegen ; hierauf wurden die lezten Geseÿhvorlagen in dritter Lesung angenommen und Gesegze publizirt.

Das Subcomité des kirchenpolitischen Aus-

chusses berieth gestern über die Einführung der Civilehe. Sämmtliche Mitglieder, auch der Kultus-Minister, erklärten sh im Prinzipe für die Einführung der obligatorischen Civilehe. Der Justiz-Minister ward aufgefordert, den auf das Ehereht be- züglichen Theil des bürgerlihen Gesezbuches präferenter noch in diesem Jahre vorzulegen.

Die Bischofskonferenzen wurden gestern beendigt. Auf das Verlangen des Kultus-Ministers, das Defizit im Schul- fonds für die nähsten drei Jahre mit 40,090 bis 50,000 FL zu decken, wurde von den Bischöfen bereitwillig eingegangen. Das Resultat der Berathungen über den - Mittelshul-Gesecßÿ- entwurf wurde gestern in Form einer Denkschrift dem Kultus- Minister überreicht.

Großbritannien und Jrlanòd. London. 7, Mai. Die Königin if gestern in Begleitung der Prinzessin Beatrice nach Schloß Windsor ius woselbsi am 12. d. unter ihrem Vorsiß eine Kabinetsberathung stattfinden wird. Der

erzog von Nemours stattete gestern der Königin einen Besuch im Buckingham-Palast ab. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh wohnten gestern einem Diner bei, das ihnen zu Ehren der Marine - Minister Ward Hunt in der Admiralität gab.

Die Gräfin von Derby hielt gestern im Auswär- tigen Amt den zweiten diplomatischen Empfang ab, der von den Vertretern der auswärtigen Mächte, Pairs und Mit- gliedern des ‘Unterhauses sehr zahlreih besuht war.

Die französishe Regierung hat ihren Botschafter in London benathrihtigt, daß der Kriegs-Minister den projektirten Besuch der englischen Freiwilligen-Corps in Havre während der Pfingstwoche, um an dem Wettschießen der Mit- glieder der Societé Havraise de Tir Zheil zu nehmen, genehmigt habe.

9. Mai. (W. T. B.) In der gestrigen Sizung des Oberhauses rihtete Baronet Francis Napier Ettrick die An- frage an die Regierung, ob dieselbe mit den Erklärungen ein- verstanden sei, welche Lord Granville in seiner Depeshe vom 17. Oktober 1872 an den St Petersburger Botschafter Lord Loftus betreffs gewisser von Rußland bei seinem Vorschrei- ten in Central-Asien einzuhaltenden Grenzen abgegeben habe. Der Staats-Sekretär des Auswärtigen, Lord Derby, er- klärte, die russishe Regierung sei von \o friedfertigem, ver- \öhnlihem Sinne geleitet, daß er in der Angelegenheit keine Gefahr sehe. Derselbe ließ fih dann über die eigentlihe Grenz- frage weiter aus und fügte hinzu, das Minifterium adoptire zwar den Inhalt der gedachten Depesche Lord Granville's, müsse es aber ablehnen, fich darüber auszusprechen, was es in dem Falle zu thun gesonnen sei, wenn die in der Depesche erwähnten Voraussetzungen eintreten sollten.

Frankreich. Paris, 7. Mai. General Chareton, Berichterstatter der Armeereorganisations-Kommission, hat seinen Bericht über die Vorlage, welche die Kadres und die Kriegsschule betrifft, beendigt. Derselbe wird sofort nah Zu- sammentritt der Deputirten der Nationalversammlung zur Prü- fung unterbreitet werden.

Der Deputirte des Departements der Seealpen, B er- gondi, der sih dur einen Schuß das Leben nahm, wurde, wie sein Kollege Piccon, am 8. Februar 1871 gewählt. Bis zum Rücktritt des Hrn. Thiers gehörte er zu jener Gruppe De- putirten, die zwischen den beiden Centren \{wankten, seit dem 94. Mai jedo stimmte er fast bei allen wichtigen Gelegenheiten mit dem Kabinet Broglie. Die Vertretung der Alpes-Maritimes ift dur diesen Tod auf die zwei am 2. Juli 1871 erwählten republikanischen Deputirten, die Herren Henri Lefévre und Dr. Maure, zusammengeshmolzen. Durch den Rücktritt Piccons und den Tod Bergondi's is die Zahl der ledigen Stellen in der Nationalversammlung auf 10 gestiegen.

8. Mai. (W. T. B.) Tronchin Dumersan, einer der Direftoren der für das Iahr 1875 aus privater Initiative beabsichtigten allgemeinen Weltausftellung, ist gestern verhaftet worden. Die Veranlaffung der Verhaftung ift noch unbekannt. (Dieses Telegramm war gestern irrthümlih unter Spanien geseßt.)

Der Herzog von Broglie hat, wie „Soir“ ver- fihert, das Verlangen kundgegeben, daß für die Berathung des Geseyzentwurfs über die Errichtung einer Zweiten Kammer von der Nationalversammlung die Dringlichkcit an- genommen werde.

Spanien. Ueber die Kämpfe, deren Ergebniß der Entsaÿ Bilbao’s mar, lauten die amtlichen Rappoote wie

folgt: San Martin, 1. Mai, 44 Uhr Morgens.

Der Ober-Befehlshaber an deu Kriegs-Minister : Es ist 3 Uhr früh; ich komme eben von Montellano und der Venta del Arcnao zurück, habe die Truppen des Generals Laserna auf der Höhe Peña Lampa, auf den Bergen von Galdames, gelassen, nahdem ich den um 12 Uhr Mittags begonnenen Angriff um 3 Uhr unterbrach, um die Vorrückung des Angriffes abzuwarten, den der Marquis del Duero im Centrum machen sollte, und ihn wieder aufnahm furz vor dem Einbruche der Naót, als in der Richtung des dritten Corps am Wege von Galdames de Suso Feuer vernommen wurde. Um 10 Uhr Abends war die Höhe beseßt, und, den General Laserna daselbst zurücklassend, bin ich hicrher zurückgekommen, um den Vormarsch auf dieser Linie vorzubereiten und die Corps mit Proviant und Munition zu versehen, welche gegen Galdames operiren und den linken Flügel des Feindes umfassen follen. Dec Marquis del Duero begegnete ebhaftem Feuer bis zu den Höhen, welche er angriff. Die Division Ehague war auf der äußersten Rechten von der Höhe von Gueñes an. Die Verluste von Laferna's Corps sind nicht bedeutend. Auf der Linie von Somorrostro wurde viel gefeuert, dech geschah sonst nihts. Es war ein glänzender Tag, die Truppen führten sih ehrenvoll.

Hauptquartier Portugalete, 1. Mai (Abends).

Der Ober - Befehlshaber an den Kriegs - Minifter. Heute Morgen um 8 Uhr marschirten die Truppen Laserna’'s von ten Bergen von Galdames hinab nach Portugalete, wo wenige Minuten vorher die ersten Schiffe un)eres Geschwaders an- gekommen waren, welche die über den Fluß gespannten Ketten zerbrahen und hier einliefen. In Portugalete quartierte die Division Palacios \ich ein, die übrigen Truppen blieben zwischen Nocedal und Seîtao. Um 12 begab ich mih nach Portugalete mit zwei Bataillonen und zwei Batterien; bald folgte mir der General Letona mit sechs Bataillonen, der Rest der Artillerie und die crste Proviant- u-.d Munitions-Colonne. In Somorrostro bleibt der Ge-

neral Andia mit dem Rest ter Streitkräfte, bis alles Material hier- her befördert ist, um dem Heere zu folgen. Die Division der Avant- garde nahm Quartier in Santurce, hier die Division Letona's, von der ein Regiment nach las Arenas hinübergegangen ist. In Mon- tellano blieb ein Bataillon mit Mundvorrath und Munition, welches gleihfalls hierherrüden soll. Die Colonne des dritten Corps blieb auf der Straße von Avellaneda; und der Marquis del Duero, von dem mir genaue Nachrichten fehlen, wird wohl nach Varacaldo hin- abmarschiren. Morgen, wenn aus Somorrostro Alles hier is und Nacricht vom dritten Corps eintrifft, werden die Operationen auf

j Bilbao fortgeseßt werden.

Portugalete, 2. Mai, 114 Uhr Morgens.

Der Ober-Befehlshaber an den Kriegs-Minister. Seit gestern Abend nichts Neues, als daß der Feind einige Kanonenshüfse vom Berge Aspe am reten Ufer des Flufses gefeuert hat, welche auf- hörten, als eines der dort liegenden Schiffe antwortete. Jch sende die Divisionen Laserna's mit zwei Kruppschen Vatterien auf das rechte Ufer, damit sie auf demselben nach Bilbao vorrücken. Das 3. Corps war gestern Abend auf den Höhen von Santa Agueda. Gestern wurde starkes Geshüßfeuer gegen Bilbao vernommen; heute noch

kein Schuß. Hauptquartier Portugalete, 2. Mai. Der Ober - Befehlshaber an den Kriegs - Minister. In diesem Augenblicke meldet mir cin Adjutant des Marquis del Duero, auf den Höhen von Santa Agueda und Baracaldo hätten diesem einige S S aus Bilbao die Nachricht gebracht, daß die Carlisten alle ositionen verließen und sich zurückzögen, und der Marquis del Duers marschire vor, um die Brücken von Burceña und Castrejana zu re- kognoësziren und überzuseßen. Jch lasse ibm sagen, daß er wo mög- lich mit seinem Corps nach Bilbao - marschire, wo ih wünsche, daß er zuerst einrückea foll; ih fahre fort, Truppen auf das rechte Ufer des Nervion zu schicken, damit sie auf diesem Wege nah Bilbao rüdcken. Meinen Glückwunsh Ihnen und der Regierung, für das Vaterland und für die Freiheit. : Portugalete, 2. Mai, 10 Uhr Morgens. Der Marine-Minister an den General-Sekcetär. Die Belagerung von Bilbao ist aufgehoben. Heute, am Jahrestage des ruhmreichen Kampfrufes für unsere Unabhängigkeit und des Angriffes auf Callao, ist die unbesiegte Hauptstadt von Biscaya wieder in Verkehr mit dem

liberalen Spanien getreten.

Madrid, 8. Mai. (W. T. B.) Der amt-lihen „Ga- ceta* zufolge hat Marschall Serrano auf eine bezüg- lihe Anfrage des Landwirthschafts - Ministers Becerra er- klärt, daß seine Absicht auf eine Versöhnung der versie- denen politishen Parteien gerihtet sei, und daß er in Kurzem über die Mittel zur Erreichung dieses Zieles fich \{lüssig machen werde. Dem Vernehmen nah fommen für die ander- weite Organisirung der Regierung drei verschiedene Kombinationen in Frage, entweder ein republifanisches Ministerium unter Castelar, oder ein Ministerium der Versöhnung unter Admiral Topete, oder ein aus konstitutionellen Elementen zufammengeseßtes Mini- sterium unter dem jeßigen Kriegs-Minister Zabala.

Nach Nachrichten aus Bilbao war die Stadt wieder ausreichend mit Nahrungsmitteln versehen. Es ging das Ge- rüht, der carlistishe Brigadier Velasco sei von seinen eigenen Soldaten getödtet worden. Der Carliftenführer Cucala ist in Folge seiner im jüngst gemeldeten Gefeht erhaltenen Wunden gestorben.

Marschall Serrano begiebt sich demnächst auf einige Tage nach Granada.

_ Der „Agence Havas“ vom 9. Mai wird von der \pa- nischen Grenze telegraphirt, daß die Carlisten mit einer star- ken Streitmacht in die Nähe von Bilbao zurückgekehrt find und die Straße nah Galacamo beseyt halten. Der General Concha hat seinen Vormarsch einsiweilen eingestellt, um Pro- viantvorräthe für die Armee zu erwarten.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 7. Mai. Die „R. W.“ meldet bezüglich einer Petition der Sektirer wegen Anlegung eigener Schulen, daß fie “darum gebeten haben, falls ihnen die Gründung eigener Shulen verweigert würde, möge man ihren Kindern für den Besuch der allgemeinen Schulen die Rechte der Andersgläubigen verleihen, wona sie von der Theilnahme am Religionsunterricht befreit wären.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 5. Mai. Der \chwedishe Reichstag ist in der vorigen Woche mit ge- meinschaftliher Abstimmung über solhe Sachen beschäftigt ge- wesen, in welcher. beide Kammern verschiedene Beschlüsse gefaßt hatten. Nah Verlauf von 10 Tagen wird der Reichstag vier Monate (den für die jährlichen Versammlungen als Norm fest- gesezten Zeitraum) versammelt gewesen sein, gleihwohl find mehrere sehr wihtige Gesezvorschläge, wie z. B. über das Bank- wesen, über das Forstwesen, über einige größere Eisenbahn- anlagen, über Elementarshulen für Mädchen, Ausbildung von Lehrern u. \. w. noch zu erledigen; außerdem werden noch einige gemeinschaftilihe Abstimmungen beider Kammern stattfinden ; man glaubt jedoch allgemein, daß der Schluß des Reichstages vor Pfingsten erfolgen wird.

Christiania, 3. Mai. Auf Veranlassung des Zollcomités im Storthing ist in diesen Tagen eine Uebersicht über die Zoll- einnahmen sämmtliher norwegischen Zollstatione : innerhalb der Jahre 1854 bis 1873 herausgegeben worden. Die Gesammt- Zoll-Intraden des Reihs belaufen fich darnach 1873 auf 3,640,500 Spd., während fie im Jahre 1854 2,318,000 Spòd. betrugen. Diese Steigerung kann man in vier verschiedene Gruppen eintheilen: die erste umfaßt die Jahre 1854 und 55 mit einem Betrage von ca. 24 Millionen Spd. 1856 tritt dann eine Steigérung bis zu ungefähr 24 Millionen ein, und darnah beginnt eine Reihe von Jahren ungefähr bis zum Jahre 1862, wo die Einnahmen bis auf ca. 3 Millionen gehen, wäh- rend fie von 1862—1871 auf der Summe von ca. 3 Millionen stehen blieben, mit einer einzigen Ausnahme im Jahre 1866, wo fie 34 Millionen betrugen. Die 4. und legte Gruppe endlih wird gebildet dur die beiden Jahre 1872 und 73, wo cin ver- hältnißmäßig starker Aufshwung bis zu 3,307,000 resp. 3,640,000 Spd. eintrat.

Dänemark. - Kopenhagen, 6. Mai. Nach der ver- öffentlihten Rehnungsablage über Einnahmen und Aus- gaben in Island vom 1. April 1872 bis zum 31. März 1873 betrugen die Einnahmen 104,118 Rdl., worunter 49,006 Rdl. als Zuschuß aus der Staatskasse, und die Ausgaben 77,306 Rdl. ; es entstand also ein Ueberschuß von 26,812 Rd[.

Amerika. Aus Ottawa wird unterm 6. d. M. gemel- det: Das Haus der Gemeinen hat die Etats angenommen. Die Session des Parlaments des Dominion wird am 283. d. M. ver- tagt werden.

Asien. Indischen Blättern zufolge wird demnächst eine neue birmanishe Gesandtschaft nah Europa kommen. Dieselbe steht unter der Führung des Kin-woon Mengyee oder Ministers für auswärtige Angelegenheiten. Ihr Hauptzweck ift, einen neuen und modifizirten Handels- und Freundschaftsvertrag mit der französishen Republik zum Abschluß zu bringen.

Aus Japan wird der „A. A. C.“ unterm 27. März |

gemeldet: Die japanische Regierung beschäftigt fich mit großem Eifer und in sehr eingehender Weise mit der Revifion der Ver- träge mit dem Auslande. Im Süden ist man mit der Paci- fikation beschäftigt. Bon den Hauptleitern der unterdrückten Rebellion ist nur Einer festgenommen worden. In der Nacht vom 12. März brach in Yokohama eine verheerende Feuersbrunst aus, bei welcher ein werthvolles Häusergeviert, die „Bank-Buil- dings“, mit einem Schaden von 150,000 Dollars abbrannte. E E Gesandte nahm seinen bleibenden Wohnfig in eddo.

Die Nr. 19 des „Justiz-M inifterial-Blatt für die Preußische Geseßgebung und Rechtspflege“, herausgegeben im Burau des Justiz-Ministeriums, hat folgenden Inhalt : Personal- Veränderungen, Titel- und Ordens-Verleihungen bei den 2 tibebôr- den. Das Recht der väterlichen Gewalt in Preußen.

Statistische Nachrichten.

Die Zeitschrift des Königlich sächsischen statistischen Bureau, XIX. Jahrgang, 1873, enthält in Nr. 10—12 (Oftober- Dezember): Die während des Jahres 1872 im Königreich Sachsen vorgekommenen Blatterntodeéfälle, mit einigen Bemerkungen vom Her- auêgeber. Bericht über die Viehzählung im Königreih Sachsen am 10. Januar 1873, vom Herausgeber (Schluß). Die Michaeliêmesse in Leipzig im Jahre 1873. Betriebsübcrfichten der Königlich sächfischen Staats- und der in Staatsverwaltung befindlichen Privateisenbahnen von den Monaten Oktober, November, Dezember und vom ganzen Jahre 1873. Uebersicht der Resultate aus den Beobachtungen auf den metereclogishen Stationen im Königreih Sachsen für das Jahr 1872, mitgetheilt vom Professor Dr. C. Bruhns in Leipzig.

__— In Marienbad waren bis zum 6. d. M. 135 Parteien mit 180 Personen zum Kurgebrauche eingetreffen. Jn Leplig- Schönau zählte man bis zum 4. Mai 179 Kurparteien mit 236 Personen und mit Einschluß der Touristen und Pasfsanten im Gapzen 4248 Fremde. Von der Franzensbader Kurlist e wurde am 5. d. M. die erste Nummer ausgegeben. In derselben sind 26 Kur- parteien mit 34 Personen verzeichnet.

Die im „Pester Lloyd“ veröffentlihten Rückblicke auf die Entwickelung der ungarischenVolkswirthschaft im Jahre 1573 find jeßt als Separatabdrudck, h.rausgegeben von Dr. Karl Mandello, (Budapest, 1874) erschienen. Die Aufsäße betreffen: I. Allgemeine Charafteriftik. IL. Die Börse. ITI1. Die privilegirte ôsterreichishe Nationalbank. IV. Zollpolitik. F. Verkehräwesen : 1) Allgemeine Uebersicht, 2) die Entwickelung des ungarischen Eisen- bahnwesens bis zu Ende des Jahres 1873, 3) Eisenbahnpolitik, 4) Eisenbahubau, 5) Eisenbahnbéetrieb, 6) finanzielle Ergebnisse, 7) Schiff- fahrt und Wasserbau, 8) Straßen. V1. Gescbäftêgang: 1) Getreide, 2) Delsaaten, 3) Mehl, 4) Tabak, 5) Hülsenfrüchte, 6) Hanf, 7) Felle, 8) Spiritus, 9) Rohe Häute, 10) gearbeitetes Leder, 11) Schafwolle, 12) Zwetschfen, 13) Schweinefett, 14) Speck, 15) div-rse Produkte, 16) Borstenvieh. Beigefügt sind zwei graphische Tabellen über die Getreides, Mebl- und Kleiepreise in Pest im Jahre 1873.

__ Auf Grund offizieller Nachweise des russischen Zolldepartements giebt die „Moskauer Zeitung“ über S und Verminderung der Ausfuhr Rußlands für das Jahr 1873 im Verhältniß zum Vorjahc folgende Daten:

_ Eine Vermehrung der Ausfubr hatte bei folgenden 21 Ar- tifeln „stattgefunden: Roggen um 33,260,233 Rubel, Flachs um 9,440 684 R, Holz um 7,562,550 R., Hafer um 7,118,187 R., Hanf um 4,494,787 R., verschiedene Sorten von Getreide außer Weizen, Gerste, Roggen, Mais, Erbsen, Hafer, Mehl um 3,632,569 R., Lein- saat um 3.364,597 R., Mebl um 1,483,166 R., Mais um 1,311,867 R., kleines Vieh um 1,275,086 R., Rohleder um 1,109,604 R., Ecbsen um 971,818 R., Feti und Talg um 506,891 R., Schweins- borsten um 460,1 67 R., Pferde um 378,043 R., Honig und Syrup um 374,176 R., Gerste um 347,276 R,, Eisen um 324,198 R., Spi- ritus und Kornbranntwein um 157,373 R., Roßhaar um 95,527 R., Lumpen um 72,371 R.

Eine Verminderung der Ausfuhr war in folgenden 19 Artikeln zu konstatiren: Segeltuch um 3383 Rubel, Leinöl um 28,845 R., Leinwand um 74,124 R., Knochen um 84,806 R., Stricke und Taue um 105,404 R., Pottasche um 128,506 R., Werg von Hanf um 187,769 R., Butter um 217,830 R., Webereien nah Maß um 218,134 R., Tabak um 257,278 R., Webereien nach Gewicht um 312,838 R., bearbeitetes Lcder und Juchten um 434,959 R., großes Vieh um 570,065 R., Werg von Flachs um 592,011 R., Garn von lags und Pant u O “a A E R., Pelz- werk um 1,687, Wolle um 4477, „Wei 27 E E

D'e Ausfuhr hat somit im Jahre 1873 zugenommen um 77,741,050 Rubel, abgenommen in anderen Artikeln i 38,916,469 R. Allgemeines Resultat: Zunahme der Ausfuhr um 38,824,581 R. Ueberhaupt ist in Rohproduften eine jährlich stetig zunehmende Auéfuhr zu bemerken: so erreihte im Jahre 1873 die Getreideausfuhr die ungeheure Höhe von 1554 Millionen R.

i Kopenhagen, 6. Mai. Es existiren jeßt in Dänemark 53 Volkshoch\chulen, von denen 19 nur von männlichen, 4 nur von weiblichen und die übrigen 30 von männlichen und weiblihen Schülern abwejelnd besuht werden. Die Anzahl der Eliven sämmtlicher Volfkshoschulen war im vorigen Sommer 3135, nämlich 2132 mänr- lihe und 1003 weibliche.

__ Kunst, Wissenschaft und Literatur,

__ Heidelberg, 4. Mai. Der hiesige Sloßverein hat eine die Wiederherstellung der Heidelberger Scchloßruine be- treffende Eingabe an die Großherzoglihe Domänen-Direktion in Karls- ruhe gelangen lassen. Es ist demselben hierauf von der genannten Stelle die vorläufige Mittheilurg zugegangen, daß man von den in der leßten Versammlung des Schlcßvereins gefaßten Beschlüssen Kenntn1ß genommen habe und nun darüber zunächst das Gutachten der Großherzoglichen Baudirektion einholen werde, worauf dann dem Verein weitere Benachrichtigung zukommen selle.

Paris, 7. Mai. Das „Journal officiel" veröffentlicht das Dekret, welches Hrn. Franz Lenormant, ehemaligen Unter-Biblio- thekar des Instituts, zum Professor der Alterthumskunde an der National-Bibliothek ernennt. Bekanntlich hatte der Minister Beulé diefe Stelle.

Der jebt veröffentlichte Jahresbericht des physikalishen Vereins zu Frankfurt a. M. für 1872/73 enthält u. A. eine Zusammen- stellung der Hauptergebnisse der meteorologischen Beobachtungen Lu Frankfurt a. M. im Jahre 1873. Danach betrug die mittlere Jahrestemperatur 8,3180 R. und war der wärmste Tag im Jahre der 23. Juli mit 20,60° R., der käiteste der 30. Des ens mit —3,77° R. Die höchste beobachtete Lufttemperatur war

,5° R. am 8. August, die niedrigste —6,5° R. am 2. Februar. Der mittlere Barometerstand betrug 334,4875 Par. Linien und wurden der höchste am 19. Februar mit 343,12 P. L, der niedrigste am 20. Fanuar mit 321,29 P. L. beobachtet. Die mittlere W'ndrichtung des Jahres war 8W 12e 49‘ WSW, die mittlere Wiudstärke des selben 1,433. Es betrug die Anzahl der Tage mit völlig heiterem Himmel 49, derjenigen mit heiterem Himmel 107, mit trübem Himmel 119, mit b.d-cktem Himmel 90, mit Regen 141, mit Schnee 6, mit Regen und Schnee 5, mit Höhenrauch 2, mit Gewitter 27, mit Sturm 18, mit Hagel 2, mit Nebel 28, mit Reif 24, mit Treibeis auf dem Main 1, mit Schneedecke um 12 Uhr Mittags4 Der mütlere Dunstdruck des Jahres um 3 Uhr Nachmittags war 3,433 Par. Linien; der höchste wurde am29.Juli mit 7,31P.L., der niedrigsteam 1.Februar mit 1,11P.L. be- obachtet. Die mittlere relative Feuchtigkeit betrug 67,63 % ; die höchste becbachtete man am 16. März mit (8,8 %, die niedrigste am 15. April mit 31,0%. Der mittlere Wassergehalt der Luft in-Grammen per