1874 / 114 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 May 1874 18:00:01 GMT) scan diff

hinter uns liegende Zeit betrifft. Was die vor uns liegende Zeit be- trifft, so wird die Regierung allerdings bemüht sein, den Eisenbahn- bau in diesem Jahre möglichst kräftig zu fördern. Denn während im vorigen Jahre meßrfahe Gründe geltend zu machen waren, mit dem Eisenbahnbau lieber in etwas zurücklhaltender Weise vorzugehen, da es ja an Arbeitëfcäften mangelte, jo haben wir um- gekehrt in diesem Jahre das Verhältniß, daß jener frühere Zustand niht mehr besteht, und daß wir unter Bedingungen werden baun lassen, die als günstig zu betraten sind. Die in der Kommission angegebenen Zahlen haben auch nur eine arbiträre Bedeutung. Schon seitdem hat sih das Verhältniß dahin etwas modifizirt, daß die Eisen- bahnverwoltung mir bereits zu erfennen gegeben hat, in der Lage zu fein, die früher angegebenen Beträge nicht unerheblich zu überschreiten. Dessenungeachtet, meine Poteen, braubt das auf die Annahme der gegenwärtigen Vorlage keinen Einfluß zu haben; ich kann Sie dessen unerahtet nur darum bitten, der Vorlage, wie es Ihre Kom- mission bereits einstimmig gethan hat, auch Jhrerseits Ihre Zustim- mung zu ertheilen.

M Hierauf ergriff der Handels-Minister Dr. Ahenbacch das ort :

Meine Herren! Sie wollen gestatten, daß auch ich einige Worte über den Eisenbahnbau an Sie rihte. Das Geseß, wodurch die 120 Millionen-Anleihe bewilligt, wurde am 11. Juni vorigen Jahres publizirt. Es hat dann zur Ausführung dieses Geseßes nothwendig erschienen, zum Theil befoudere Behörden einzuseßen, welche den Eisen- bahnbau leiten sollen. Der Allerhöchste Erlaß, der in dieser Be- ziehung Vorkehrung trifft, datirt vom 2. Juli 1873 und ist in der Geseßsammlung vom 16. Juli publizirt. Schon wenn sie diese Zeit in Betracht ziehen, werden Sie kaum erstaunen, daß mit dem Eisenbahn- bau namentlich im vorigen Jahre nicht hat vorgegangen werden können. Es war beinahe die Hälfte des Jahres abgelaufen, ehe allein diese vorbereitenden Maßregeln zum Abschluß gelangten. Es han- delte sich dann ferner darum, das erforderliche Personal heran- zuzichen, und erst im laufenden Etat sind diejenigen Positiönen definitiv bewilligt, welche nothwendig sind zur Herstellung der Ober- leitung des betreffenden Baues. Sie wollen dann ferner in Betracht ziehen, daß Sie mit jener Vorlage der Königlichen Staatsregierung eine große Zahl von Petitionen überwiesen haben, die fih darauf be- zogen, die Linien in ihren einzelnen Theilen näher festzustellen. Es war die Pflickt der Regierung, entsprechende Resolutionen dieses Hohen Hauses zu erwirken, welche Linien im Einzelnen den Vorzug verdienen. Mit die‘en Arbeiten, mit der Ausarbeitung der Spezialprojekte ist in keiner Weise gezögert worden, sondern man hat das Geschäft so an- gestrengt und fo eilig betrieben, als es überhaupt die Lage der Ver- hâltnisse gestattete. Richtig ist außerdem, was Seitens des Hrn. Abg. Richter hervorgehoben worden ist, daß das Hohe Haus folgende Resolution fast einstimmig angenommen hat : E \

Die Königl che Staatéregierung aufzufordern, Maßregeln in Erwägung zu nehmen, wodurch bei den öffentlicen Bauten die Heranziehung der bereits in bedenflich hohem Grade mangelnden landwirthschaftlihen Arbeiter vermieden wecden und die Ausführung dieser öfentlichen Bauten während der Erntezeit überhaupt auf das unerläßlich nothwendige Maß beschränkt werden kann. j

Ich habe in Folge dieser Resolution an die sämmtlichen Behör- den, die Eifenbahndirectionen wie die Regierungen, Anweisung ergehen lassen, nah Maßgabe der ersteren, soweit irgend thunlich, zu verfahren. Es ift also auch hier gesehen, was von dzm hohen Hause ausdrück- lih_ verlangt worden war. Wenn im Uebrigen der Hr. Abg. Richter meinte, die Bewilligung sei gewiss-rmaßen etwas verfrüht gewesen, so kann ih dies nicht zugeben, die Vorarbeiten für diese Linien waren foweit hergestellt, wie es überhaupt in solchen Fällen dem Herkommen und der Uebung entspricht, fie boten die Grundlage für die Bewilligung des Hauses. Jch kann weiter anführen, daß die Spzzialyrojekte soweit gefördert find, daß wir namenilih an einzelnen Stellen shon jeßt mit dem Bau begonnen haben. Ebenso ist die wihtige Stre von Nord- haujen nah Weßlar seweit gefördert, daß jeßt unmittelbar die landes- polizeiliche Abnahme der Linie bevorsteht. Ferner find bei der Mosel wichtige Strecken definitiv festgestellt, kleinere Bahnen, wie z. B. die F:\hbachthalbahn, find in vollem Bau begriffen, die Bahn von Welver nach Dortmund ist soweit gefördert, daß bereits an ihrer Herstcllung gearbeitet wird u. st. w. Es haben demgemäß feine Verzögerungen stattgefunden, sondern ih glaube, wir haben daëéjenige gethan, was wir thun konnten und nah Lage der Sache thun mußten. Ob die angemeldeten Summen vollständig ausreichen werden, lann man natürlih nit nach allen Seiten übersehen; ich meine die Summen, welche ih dem Hohen Hause angemeldet habe als Baub-cdarf für das laufende und das nächste Jahr. Darauf bezieht sih meine Bemer- kung; ob diese Summen hinreichen werden für die Bedürfnisse des Baues, kann mit voller Bestimmtheit niht auêgesprohen werden, und ih habe bereits, als ih einem der Herren cine Notiz darüber zustellte, gesagt, es seien dies ungefähre Angaben. So sind sie ja auch be- zeichnet werden, und ganz richtig ist, daß die Eisenbahnverwaltung wohl in der Lage sein wird, höhere Summen zu verwenden, als die- Jenigen, welche angemeldet worden sind.

In der Diskussion über den Geseßentwurf, die Eisen- bahnanleihe von 50,600,000 Thir. betreffend, fragte der Referent Abg. Berger, ob Seitens des Reichskanzler-Amts bereits eine Entscheidung in dèr Tariffrage erfolgt sei. Der Handels- Minister antwortete:

__ Ich habe bei Gelegenheit der Kommissicnsverhandlungen aus- gesprochen, daß um die erste Hälfte des Mai eine Entscheidung in der Tariffrage bevorzustehen seine. Ih habe ferner damals hervor- gehoben, daß nach allen vorliegenden Anzeichen Seitens des Reichs ein Einspruch gegen die Tariferböhung auf Grundlage der Bestimmungen der Reichéverfassung nicht erfolgen werde. Jch bin heute in der Lage, meine damaligen Mittheilungen dahin vervollständigen zu können, daß allerdirgs unter dem 5. Mai dieses Jahres Seitens des Herrn Reichs- kTanzlers ein Antrag an den Bundesrath gestellt worden ist, worin un- ter anderm eine Beschlußfassung dahin gewünscht ift, :

daß vom Standpunkt des Reiches aus gegen eine den Durchschnitts- betrag von 20 Prozent jedenfalls nicht überschreitende Erhö- hung des Eisenbahntarifs unter der Vorausseßung nicht zu erinnern sei, daß gleichzeitig oder, sobald cs die erforderlichen Vor- arbeiten gestatten, das in der Denkschrift empfohlece Tarifsystem in seinen Grundzügen zur Einführung gelangt.

Eine Beschlußfassung des Bundesraths über diesen Gegenstand hat nun noch nicht stattfinden können, es sind auch noch bedeutende Drucksachen vorher fcrtig zu stellen, ehe diese Beschlußfassung herbei- geführt werden kann. Nach Lage der Dinge unterliegt es indessen nicht dem geringsten Zweifel, daß Seitens des Bundesraths der An- trag des Reichskanzlers Annahme finden wird; denn mix ist Niemand innerhalb des Kreises der verbündeten Regierungen bekannt, welcher gegen die beantragte Erhöhung Einspruch erheben würde. Es kann also jedenfalls die Angelegenheit als eine solche aufgefaßt werden, daß die Tariferhöhung mit Sicherheit in Aussicht steht. Es werden wahr- s in der nâhsten Zeit die desfallsigen Beschlußfassungen des

undesraths erfolgen. :

Was nun die Vorausseßung anbetrifft, daß ein in der Denkschrift empfohlenes Tarifsystem in seinen Grundzügen zur Einführung ge- lange, so ist in der ersteren ein ähnlihes Tarifsystem empfohlen, wie dies Seitens der süddeutschen Staaten bereits angenommen ist. Es ist dies ein System, welches zwischen dem bisherigen Klassifikations- system und dem sogenanuten Wagenraumsystem in der Mitte steht, ein System, welches si, so weit bekannt, ziemlich allgemein au der Anerkennung der betheiligten Eisenbahnverwaltungen erfreut. Jch glaube daher, daß, sobald die Vorarbeiten es gestatten, man auch dazu Übergehen wird, eine Vereinfachung des bestehenden Tarifsystems im - Interesse des Verkehrs und des Publikums herbeizuführen.

Ich habe meinen Standpunkt über diese Frage bereits in der Kommission ausgesprochen ; ich kann darauf E. Ih will in- essen mit dem Ausspruche nicht zurückhalten, daß ih meinestheils dic enigen Schritte, ju denen ich genöthigt war, nicht ohne ein ge- wisses Bedauern gethan habe. Die Lage unjerer Industrie ist in dem

gegenwärtigen Augenblicke keineswegs eine erfr-ulihe; sie bedarf der Schonung, sie bedarf der Rücksicht na allen Seiten hin, und ih be- klage es, daß gerade in einem folhen Augenblicke die Nothwendigkeit an uns herantritt, zu einer solchen Erhöhung überzugehen. Die Verhältnisse haben es indessen nit anders gestattet. Es ift zu erwarten, daß das eigene Interesse der Eisenbahnen sie dahin führen wird, daëjenige, was nothwendig ist, in einer möglichs milden Form zur Ausführung zu bringen. Jch hoffe, daß die Koxnkurrenz- und Verkehréverhältnisse im Allgemeinen dahin führen, diejenigen Säße in Anwendung zu brin- gen, welche in der That dem wirklihen Bedürfniß entsprechen. Hoffen wir alfo, e wenn diese Maßregeln eintreten, sie einestheils dazu dienen, den Verkehr zy erhalten und zu beleben, neuen Muth auf manchen Gebieten wiederzugeben, andererseits aber keine Schädigung unserer vaterländischen Judustrie herbeiführen.

In die Diskussion über den erwähnten Gesezentwurf griff der Handels-Minister nah dem Abg. Dr. Dohrn ein:

Meine Herren! Der Eindruck, welchen ih von den Reden gehabt habe, ift ein günstiger, und ih fann annehmen, daß das Hohe Haus der Vorlage gegenüber sich wohlwollend verhält. Allerdings haben einige Herren, wenn ich es so nennen soll, einen Kassandraruf erhoben. Diese Rolle - nehmen Sie mir es nicht übel ist im Allgemeinen jeder positiven Schöpfung gegenüber eine leichte. Jedesmal, wenn man bauen will, fann der Warner kommen und eine Zuk:mft in Ausficht stellen, die der Gegenwart nit entspriht. Jch glaube, wir find nun alle auf wirthschaftlihem Gebiete fo bewandert , daß wir wifsen, daß auf die guten Tage üble kommen, daß auf die Finanzfülle mitunter Ebbe und Leere folgt. Jch frage aber: können derartige Betrachtun- gen im Allgemeinen einer Maßregel entgegengehalten werden, welche die Interessen des Landes fördern, welhe nur Verkehrs3adern erschließ n will, welche beabsichtigt, den Wohlstand des Landes zu heben? Jch glaube niht. Ich glaube, es ift nicht zulässig, mit Rücksicht auf mög- liche Ereignisse der Zukunft, mit Rücksicht auf eine nit ausgescblossene Abnahme der finanziellen Zuflüsse u. st. w. die gegenwärtige Vorlage bemängeln zu wollen. Richtig 1st die Auführung des Hrn. Akg. Rich- ter, daß die Vorlage, welche die Reaierung gemacht hat, nicht mit der Tarifangelegenheit in unmittelbare Verbindung zu bringen ist. Sei- tens dec Königlichen Staatsregierung ist dies auch nit gesehen, da- gegen hat schon bei der ersten Berathung und bei früheren Gelegenhei- ten das Hobe Haus in verschiedenen Theilen sich dahin ausgesprochen, daß die Tariffrage mit dieser Vorlage in Verbindung zu bringen sei. Dies ist nun geschehen. Andererseits wird man zugeben müssen, day gerade die Umstände, welhe Seitens des Hrn. Abg. Richter angeführt find, wie beispiels- weise die Konkurrenz, möglicherweise s dem Resultate führen können, daß die Tariferhöhung nicht überall die finanziellen Erfolge hat, velche man vielleiht im ersten Augenblick für sie in Ausficht zu nehmen geneigt ist. Die Regierung fieht diese Angelegenheit auch vollkommen nüctern “an, und ich habe selbst bei Gelegenheit der Kommissionsberathung darauf hingewiesen, daß vermuthlich nicht überall von dieser Tariferhöhung Gebrauch gemacht werden könne, und ia dieser Lage befinden sich höchst wahrsheinl:ch auch einige un- serer Staatsbahnen. Es ist also keineswegs die Tariffrage mit dieser Vorlage derart in Zusammenhang gebracht worden, als wollten wir gewissermaßen durch - die Erhöhung der Tarife erst eine Unterlage gewinnen, um dem Hohen Hause den Gesetzentwurf zu empfehlen; dabei gebe ih zu, daß es l:ihter werden mag, bei der Ausficht auf eine Erhöhung der Tarife einer Vorlage zuzustimmen, welche die Finanzmittel des Landes erheblich in Anspruch nimmt.

Man hat ferner eine Reihe von allgemeinen Fragen mit dem Entwurfe in Verbindung gebraht, die meincr Ansicht uach mit dera- selben in gar feinem Zusammenhange stechen. Es ist darauf hinge- wiesen worden, daß dieser Entwurf ein weiterer Schritt dazu sei, die Privateisenbahuen- zu verdrängen, sie zu ‘tôdten. Meine. Herren! Der Entwurf, welcher Jhnea vorgelegt worden, ist, wie bereits mebr- fach von Seiten einzelner Redner hervorgehoben wurde, das Resultat Ihrer eigenen Beschlüsse. Es bezieht fih zudem die Vorlage auf Landestheile, in welchem s{chwerlich die Privatindustrie, namentlich in den gegenwärtigen Jahren, dazu übergehen würde, solhe Anlagen zu schaffen und in das Leben zu rufen. Die Königliche Staatsregierung steht aber auf dem Standpuzkte, daß die Rentabilität der Eisen- bahnen nicht überall der allein leitende Gisihtspunft für den Bahnbau sein. kann; sie weiß, daß dieser Faktor von großer Tragweite ist, allein von ‘aussc{ließliher und allei- niger Bedeutung kann er bei der Herstellung des Staats-Eisenbahn- neßes nit sein, Auch dieser Gesichtépunkt ist der Regierung bei dieser Vorlage nicht fremd geblieben, wenn ich auch andererseits der Mei- nung bin, daß unter allen Umständen die vorgesch!agenen Linien auf den Wohlstard und die Blüthe einzelner Provinzen so einwirken wer- den, daß auch aus diesem Grunde der Staat niht ohne wesentliche finanzielle Vortheile bleiben wird.

Meine Herren! Die Frage, ob Staatsbahnen, ob Privatbahnen, steht gegenwärtig gar nicht 1in Streit. Meine persönliche Stellung zur Sache habe ich im vorigen Jahre kurz und gut hier klargelegt. Ich sagte ungefähr, daß ih keineswegs das Privateisenbahnwesen be- kämpfe, daß ih keineswegs dahin strebe, in der Hand des Staates das gesammte Eisenbahnwesen zu monopolisiren, im Gegentheile, daß ih anerkenne, wie man den Privateisenbahnen in Deutschland vieles Gute verdankt. Jch muß mi deshalb auch ausdrücklih dagegen ver- wahren, daß derjenige Entwurf, welher über die Konzessionirurg der Eisenbahnen eingebracht is, absihtlich oder unabsihtlih den Erfolg haben könnte, welchen einer der Herren Redner in Aussicht stellt, nämli die Privateisenbahnen todt zu machen. Der Geseßentwurf ist die Antwort auf Mißstände, die auf dem Gebiete des Eisenbahnwesens hervorgetreten sind, und er hat versucht, diese Mißstände zu beseitigen, er hat versucht, gewisse- feste Regeln bei Er- theilung der Konzesfion herzustellen. Es mag sein, daß bei dieser schwierigen Aufgabe der Entwurf manche Mängel und Lücfen zeigt, Sie mögen sie verbessern; aber daß im Ganzen die Grund- prinzipien dieses Entwurfs verwerflih seien, daß sie die angedeutete Tendenz haben könnten, das muß ih entschieden bestreiten. Aller- dings steht dieser Entwurf in einem sehr nahen Zusammenhange mit dem Resultate, welches die Eisenbahnuntersuhunge-Kommission gewon- nen hat, und ich kann fonstatiren, daß in vielen Punkten eine Ueberein- stimmung des Entwurfs mit derjenigen Ansicht besteht, welche die Unter- suchungs-Kommission ausgesprochen hat. Aber auch diese Unter- sjuhungs-Kommission stand keineswegs auf dem Standpunkte, ein einseitiges Syslem des Staatseisenbahnwesens zu befürworten. War- ten wir also ab, bis diese Fragen zúr Diskussion stehen. Jch aber werde alsdann nit verfehlen, denjenigen Standpunkt zu vertreten, der in dem Entwurf eingenommen ift. Um so weniger werde ih dies unter- lassen, als gerade diejenigen Besiimmungen, welhe der Hr. Vorredner anführte, Vorschriften find, die sih fast in allen Eisenbahngeseßgebungen großer Länder finden, wonach nämlich der Staat in einer bestimmten Zeit das Recht hat, die Privateisenbahnen zu erw-rben. Diese Bestimmung kommt sogar in den Geseßen solcher Länder vor, in denen man Staats- eisenbahnen zur Zeit gar nicht kennt. Wie also solche Folgerungen O R Vorschriften gezogen werden können, ist fnir überhaupt unerfind"ich.

„Meine Herren! Man ‘hat dann darauf hingewiesen, daß die Königliche Staatsregierung allerdings sehr getreu die eine Resolution des Hohen Hauses in der gegenwärtigen Vorlage zur Erfüllung bringe,

während fie die zweite Resolution, welche sich auf die Unt-rstüßung.

des Eisenbahnbaues durch Prämien bezieht, ihrerseits unberücksichtigt gelassen habe. Es ist hon bei der Kommissionsberathung hecvor- gehoben, daß die Frage, inwieweit beim Privateisenbahnbau mit Prämien zu - helfen gel wenn es sich näâmlich darum handle, allgemeine- Normativbestimmungen aufzustellen, sehr {chwierig sei. Die Königliche Staatsregierung hat sih indessen keineswegs Aufgabe entzogen, die aus jener Resolution folgt, und ich sprach son in der Kommission aus, daß ich es mir zur Aufgabe mache, au dieser Re- solution thunlichst zu entspreten, aber ich mußte doch darauf hin- weisen, daß, wenn es sich um irgendwie grö re Linien handelt, es nicht denkbar ift, daß diese Linien von den Provinzen in die Hanz

[ genommen werden, ehe Sie einen neuen Organiêmus für die Pro vinzen geschaffen Haben, und ehe die neuen Organe \ich einigermaßen in die neuen Verhältnisse eingelebt haben. Unsere Provinzen werden, wenn die neue Verfassung hergestellt ist, eine Reihe groß:r Aufgaben zu lösen haben, und es wird wahrschein- lih nicht wohlgethan sein, fie ia erster Linie gerade mit diesen Ange- legenheiten zu befassen, zumal die Mittel der Provinzen sehr wesentlih durch ein jolhes System in Anspruch genommen werden würden. Handelte es sich aber um Bahnen vollständig lokaler Natur, so er- wähnte ih {on in der Kommission, daß in denjenigen Landestheilen, wo Handel, Wandel ‘und Industrie blühen, solche Lokalbahnen von selber zu Stande kommen, für andere Landestheile dagegen habe ih darauf hinweisen müssen, daß vielfach nit einmal der Chausseebau dur Prämien herzustellen sei, sondern daß dort Staats- hausseen angelegt werdeo müssen. Warum? weil die Kreise nicht genügend prästationëefäh:g find, um die Ausgaben zu tragen. Wenn die Sache so liegt, wenn nicht einmal die Chausseen vielfach durch Prämien hergestellt werden können, so werden Sie für solche verkehrsarme Geg-nden nicht zu erwarten haben, daß wesentliche Summen aus Kreismitteln hergegeben werden, um Eisenbahnen zu bauen. Jh lasse dies aber dahingestellt sein; auch hier liegt die Sache derart, daß man die Wirksamkeit der neuen kommunalen Or- gane abwarten muß, ehe man mit solchen Bestimmungen hervortritt. Jm andern Falle würde die Aufstellung von Normativbestimmungen ein reines Stück Papier bleiben, eine Offerte, die von feiner Seite acceptirt wird. 1 tishen Erfelg haben, und können wir das nicht erreichen, so unterlassen wir besser für jeßt darüber den Versu. Ich verkenne dabei nicht die Bedeutung der Sache, und ich wiederhole, daß ih derselben meine volle Aufmerksamkeit schenken werde.

Nun sagt der Hr. Abgeordnete Richter gegenüber der gegen- wärtigen Vorlage: jede Provinz hat sich beliebig eine Bahn bestellt, die wird ihr gegeben. So steht die Sache doch nicht. Abtgesehen von der Resolution des Hauses muß ih mein:stheils doch hervorheben, daß wir etwas planmäßiger vorgegangen sind. Ich habe die sämmt- Ebers Ober-Präsidenten aufgefordert, Berichte zu erstatten über diejenigen Linien, welche in den einzelnen Provinzen mit Rücksicht auf den Ver- kehr und auf die allgemeinen Verhältnisse der betreffenden Landeëtheile wün¡henswerth ershienen. Zch bin nun allerdings mit einem sehr reichen Segcn auf Grund diejes Reskripts erfreut worden, in dem, wenn ih nicht irre, uicht weniger als 174 Linien angegeben werder. Von diesen 174 Linien haben wir eine große Zahl ausgeschieden und die- selben zunächst auf 79 vermindert, die in drei Klass-n eingetheilt worden find. Diese Arbeit war eine solde, welde mit mehrfachen Wünschen aus dem Haufe im Zusammenhang steht. Man verlangte nämlich, wir sollten bezüglich des Eisenvahnbaues einen Plan aufstellen. Aus den vielen Projekten haben wir für die östlichen Provinzen die vorgeschlagenen Linien gerade als diejenigen nach forgfältiger Erwä- gung auêgewählt, welche zunächst ins Auge zu fassen seien. Nicht dem Zufalle verdanken Sie also die Vorlage, sondern fie ist in der That das Resultat reiflicher sahgemäßer Prüfung, welche von allen Unterlagen begleitet war, die bei einer solhen Prüfung wünschenswerth erscheinen. Jh bin bereit, den Herren, wenn Sie es wünschen, die Aften aufzulegen und Ihnen zu zeigen, wie wir vorgegangen sind, zu beweisen, daß wir niht oberflächlich gehandelt haben, daß wir nicht vorgegangen find auf Grund von Bestellungen, sei es von der einen oder von der anderen Seite. Jh meine daher, wenn die Sache in dieser Weise überlegt ist, wenn es fich um Bahnen handelt, die in der That nach den gemachten Vorschlägen in erster Linie zu berücksichtigen waren, jo scheint es mir; liegt aus diesem Grunde für das Hohe Haus kein Bedenken vor, unseren Anträgen Folge zu geben, und dies um so weniger Bedenken, als, wie ih wiederhole, die Regierung auch den Grund für si hat, dáß das Hohe Haus selbst ein derartiges dringliches An- finnen an die Regierung stellte. Wir waren aufgefordert, in der nâchsten Session unsere Vorlage einzubringen, und ich hielt es auch für gerecht, daß die nächste Session von den Absichten der Regierung dem Lande Kunde gab, und daß kein Zweifel mehr bestehen konnte über dasjenige, was geschehen follte. Nun ist es richtig, wir haben große Aufgaben vor uns auf dem Gebiete des Eisenbahnbaues. Selbst wexkn wir weitere Pläne und Projekte in die Hand nehmen wollten, so würden wir dadur gehindert feiv, daß wir in der That bereits ein sehr auêgedehntes Pentum vor uns haben. Wir find deshalb {on thatsächlich nit in der Lage, großen ‘neuen Projekten, wenn es sih um Neubau handelt, in der nächsten Zeit entgegenzutreten. Wir müssen uns an dasjenige halten, was Sie uns bewilligt haben, und was wir Ihnen jeßt vor|chlagen. Es ift dies eine Aufgabe, deren Erledigung Jahre erfordern wird. Diese uns gestellte Aufgabe werden wi- zunächst zum Abschluß zu bringen haben.

Meine Herren! Jh will darauf nit hier eingehen, die Gesichts- punkte zu widerlegen, welche gegen die Vorlage dahin vorgebracht find, daß man zuerst Vizinalwege oder Kanäle herzustellen habe. Meine Herren! Jch bin ein Freund von Kanälen und glaube dies auc hinlänglih bewiesen zu haten; das aber wird keinem Zweifel unterworfen sein, daß, wenn man den Verkehr einzelner Landestheile heben will, diesen viel fiherer durch Eisenbahnen, als durch Kanäle geholfen wird zumal wenn Landestheile in Frage find, in denen vielleiht fieben Monate im Jahre die Kanäle zugefroren sind, und hon hierdurch der Verkehr stocken würde, ganz - abgesehen von der - weiteren Frage, ob der Wasserreihtham fener Ge- gend derartig ist, daß die Kanäle gespeist werden können, um einen größeren Verkehr zu ermöglihen. Diese Fragen müssen mit erwogen werden, und wenn wic- endlich die Gegenden selbst darüber befragen wollten, was sie vorziehen, Eisenbahnen oder Kanäle, so würde voraussfihtlich Niemand im Zweifel sein, wie die Antwort lauten möchte. Wenn nun zugleih gesagt worden ist, es komme bei den Kanälen auf die Rentabilität gar nicht an, so bitte ich doch, wenigstens ein klein wenig dieje Gunst auch den Eisenbahnen zuzuwenden. Stellen wir uns au die Auf-

abe, wenn irgend möglich rentable Bahnen herzustellen, o ist es doch perp billig, daß man nit deshalb absolut gegen eine Bahn ift, weil niht mit apodiktisher Gewißheit die Rentabilität in Aussicht gestellt werden kann. Was die Vizinalwege betrifft, so glaube ib, wäre es nunmehr nicht an der Zeit, nachdem Kreis- und Provin- ial-O:ganisation unter wesentlicher Mitwirkung des erften Herrn

edners ernstlich ins Werk geseßt wird, nahdem die Regierung mit der Absicht umgeht, die Provinzen gerade speziell auch des Wegebaues wegen zu dotiren, die neue Aera dadurch zu eröffnen, daß aus Staats- mitteln großartige Wegebauten hergestellt werden. Jh muß sagen, das würde eine vollständige Umkehr auf dem Gebiete der Organisa- tion sein, ein Weg, der nah Lage der Dinge überhaupt nicht mehr beschritten werden darf. Meine Herren, ih glaube also nicht, daß diese Einwendungen der Vorlage entgegeng: stellt werden fönnen. Auf das- jenige, was’ im Uebrigen gegen einzelne Bahnen angeführt ist, gegen- wärtig einzugehen, halte ich nicht an ‘der Zcit, es mag, wenn erforder- lich, bei der -Spéezialdisfusfion auf diese Punkte zurückgefkommen wer- den; das aber will _ich noch hervorheben, daß wir bei Feststellung der gegenwärtigen Vorlage wesentlich auch den Gesichtspunkt festgehalten haben, welehen der a Abg. Richter hervorhob, nicht blos nämlich Lokalbahnen herzustellen, sondern solche Bahnen, welche geeignet sind, allgemeineres Interesse zu erregen. Sie haben eben gehört, wie von einer Seite gerade wegen diejer Qualität eine der vorgeschlagenen

Bahnen angegriffen ist; angegriffen in Bezug auf ihre Fähigkeit, ein Mittelglied zu sein in einem größeren Ersenbaßnivsiera, Man hat opponixt gerade wegen dieser Möglichkeit , eiue solche Verbindung für die Zukunft herzustellen, es liege darin ein Engagement für die Zu- kunft, eine Verbindlichkeit, welche das Haus son jeßt eingehe. Die Bahnen, welche vorzuschlagen find, haben indessen - eine selbständige Bedeutung und dienen auch jeßt {on tem allgemeinen Ver-

man weitere Gesichtspunkte in's Auge fassen will, au die Grundlage . bilden zu einer -greßartigen Ausdehnung unserer Eisenbahnlinien.

Jch bitte also, meine Herren, schenken Sie auch bei der Abstimmung der Vorlage dasjenige Wohlwollen, was ich bereits aus der Debatte entnehmen zu können glaubte. Jch bittz Sie, nehmen Sie die Vor-

- [age an!

ir wollen aber Einrichtungen treffen, welhe prak-

kehröinteresse. Es sind - aber einige unter ihnen, die, wenn

Gegen den Abg. Richter (Hagen), welcher zu §. 3 be- hauptet hatte, die Provinz Pommern s\olle den Löwenantheil von dieser Anleihe davontragen, m der Regierungs-Kom- missarius, Ministerial-Direktor Weis haupt, das Wort:

Meine Herren! Gestatten Sie mir zu Nr. 3 einige Worte. Es ist von dem Herrn Abg. Richter behauptet worden, daß die Pro- vinz Pommern bei der Vorlage ganz besondere Berücksichtigung ge- funden habe, daß sie den Löwenantheil davontrage. #

Meine Herren! Eine kurze Erörterung wird Jhnen den Beweis liefern, daß dies in keiner Weise der Fall ift. Í E

Es handelt sich hier um die Ausführung von 94 Meilen Eisen- bahn, darunter allerdings 50 Meilen ad Nr. 3. Diese 50 Meilén

liegen aber keine8wegs blos in der Provinz Pommern, sondern zum f

allerdings geringeren Theil auch in den Provinzen Posen und West- preußen, also der vermeintliche Löwenantheil kommt auch diesen Pro- vinzen zu Gute. / |

Betrachten Sie nun die Summen, um die es sich handelt. Peranschlagt sind diese 50 Meilen zu 18,500,000 Thaler, dos sind 370,000 Thaler pro Meile, es verbleiben demna von dem gesammten 50,600,000 Thalern noch 32,100,000, welche auf 44 Meilen kommen. Es fkostet demnach jede Meile der übrigen Bahnen 720,000 Thaler, also mehr als das Doppelte der Bahn, die in Pommern, Posen und Westpreußen gebaut werden soll. Wir bauen also mit demselben Gelde in den genannten Provinzen zwei Meilen, mit dem wir in den übrigen eine Meile bauen. :

Meine Herren! Wenn von Pommern in erster R-ihe hier die Rede gewesen ist und von dem Hrn. Abg. Richter darauf hingewiesen wurde, welhe bedeutende Zinszushüsfse jährlich Seitens der Staatsregierung aufgewendet werden müssen, um den Ka- pitalien, die dort zur Verwendung gekommen find, eine

enügende Rente zu . geben, so möchte ich doch darauf aufmerk- Fan machen, daß das pommershe Gebiet keineswegs für Eisenbahn- anlagen so undanfbar ist, als es darnach den Anschein haben möchte. Als die erste Hinterpommersche Bahn von Stargard nach Colberg und Cöslin vor 12 Jahren eröffnet wurde, war die Jahres- einnahme 12,000 Thaler pro Meile. Jeßt, meine Her- ren, haben wir eine Einnahme vou 36,000 Thalern, also nahezu das Dreifahe zu verzzihnen, und wenn Sie die Statistik in die Hand nehmen, so werden Sie sehen, daß fein Jahr gegen das andere zurückbleibt, sondern daß ein stetiges Fortschreiten bemerkbar ist. Es ist dies eine sichere Bürgscha3ft dafür, daß in absehbarer Zeit wenigstens die âltece Strecke eines Zinszuschusses nicht mehr bedürfen wird, namentlich dann, wenn durch eine angemessene Regelung der Tarife die Kosten des Betriebes sich auf ein angem-\senes Verhältniß zur Einnahme reduziren werden. Etwas anders steht es mit den neu er- öffneten Bahnstrecken Cöslin-Stolpe-Danzig, aber au dort sind wir bereits zu einer Einnahme von 20,000 Thlrn. gekommen und spricht dies jedenfalls dafür, daß Pommern nit weniger, wie die anderen rovinzen in der Lage ist, die Ausgaben für ein Eisenbahnneß im t der Zeit einigermaßen zu rentiren.

Was nun die viel bekritelten Häfen an der Küste von Pommern betrifft, so bin ih allerdings nicht iín der Lage, Namens der Staats- regierung eine Garantie dafür zu übernehmen, daß dort Anlagen ge- schaffen werden, in welchen große Handelsflotten mit großem Tiefgang si bergen können; soviel steht aber fest, daß man dort fehr wohl gut brauchbare Häfen herstellen und unterhalten kann, wenn man ähnlich ver- fährt, wie es in den anderen Ländern der Fall ist, wenn namentlich diejenigen Häfen in Betracht gezogen werden, die vorhin bereits ge- nannt worden sind: Dover, Calais, Dieppe u. f. w.; es wird also eine fortdauernde gute Unterhaltung und Verbesserung des Molenbaues nothwendig sein; dies wird aber dahin führen, daß die Küsten mit Häfen versehen werden, die den Bedürfnissen des Landes in ange- messener Weise entiprecen. : A

Meine Herren! Ich habe die Ehre gehabt, Jhrer Kommission eine Karte von Frankrei vorzulegen, auf welcher ih die Häfen nach- gewiesen habe, die dort vorhanden sind; ih habe insbesondere den Be- weis beigebracht, daß dort in Entfernungen von 8 bis 12 Meilen brauchbare Häfen eristiren, und mit dem Hinterlande dur Eisenbahnen verbunden find. Dagegen haben wir in Pommern ein Litorale von 40 Meilen, welches jeder folchen Verbindung entbehrt. Jch glaube nicht, daß dieser Zustand aufrecht erhalten werden kann. Es handelt sih hier niht um die pommerschen Küsten, sondern um den preußischen Küsten sobald als mögli die nöthigen Verbindungen mit dem Hinterlande zu geben. Indem wir auf diese Weise unsere Handelsflotte unterstüßen, und ihrer Ausbildung behülflih sind, unterstüßen wir gleichzeitig die Kriegsmarine; denn die Han- delsflotte bildet die Pflanzshule für die Marine. Aber das ist niht allein der Grund, welcher die Staatsregierung bestimmt hat, die Vorlage einzubringen, ein zweiter liegt in der Aufforderung, welche in der Resolution enthalten ist, die an die Staatsregierung gerichtet ist, indem es darin heißt: es soll die Erweiterung des Staats-Eisenbahn- neßes in einer Weise eintreten, wodurch die wirths{af!liche Entwicke- lung sämmtlicher Landestheile befördert wird. Nur gerade hier liegt eine ganz besondere Veran!afsung zur Entwickelung der Landestheile vor, und wir folgen nur “dem Rufe, der an die Staatêregierung ergangen ift, indem wir diesen Theil der Vorlage einbringen. Be- trahten Sie übrigens die Linien in ibrem Laufe, fo wird Ihnen auf- fallen, daß sie in den besten und direktesten Verbindungen mit dem Hinterlande stehen, nämlich mit Schlesien und dem Kohlen - Revier und in den gesicherten Foriseßungen der \le- sischen Linien mit Oesterreih. Wenn nun auh der Verkehr mit Oesterreich kein lebhafter sein wird, fo bilden derartige Verbin- dungen den Keim zu größerer Entwickelung. :

Ih mache ferner darauf aufmerksam, daß aus der Karte, die Ihnen mitgetheilt ist, hervorgehen wird, wie in diesem Augenblick in den ôftlihen Theilen der Monarchie fast nur Parallelbahnen existiren. Sie haben eine Linie an der Küste entlang, Sie haben die Ostbahn, Sie haben die neue Linie über Posen, Thorn nah Insterburg und außerdem eine Verkehrverbindung durch eine osft- westlihe Wasserstraße. Alle diese Linien liegen nahezu pa- rallel mit einander; es fehlt aber fast gänzlich an Verti- kalverbindungen, und diese müssen geschaffen werden, um von einem Bahnneß zu dem anderen übergehen zu können. Die vorgeschlagene Linie erfüllt diese Aufgabe in jolhem Maße, sie verbindet die \chlesi- sen und von Posen ausgehenden Bahnen mit dec Ostbahn, der pom- merschen Centralbahn, die hoffentlich doch auch noch zu Stande fom- men wird, wie mit der Bahn an der Küste.

Ich darf mich zum Schluß an die Bemerkungen wenden, welche der Hr. Abg. Kantak gegen die Richtung der Bahn gemacht hat. Jch betone zunächst, daß die Staatsregierung die Zusagen, welche sie in der Kommission gegeben hat, vollkommen aufrecht hält, Zusagen, die dahin gehen, daß die Bahn keineswegs abhängig gemacht werden soll vou dem Betrieb der Stargard-Posener Bahn, also von einer Privat- bahn, die allerdings unter Staatêverwaltung steht; sondérn daß die Absicht dahin geht, die Züge in den Central-Bahnhof zu Posen ein- zuführen, resp. von dort ausgehen zu lassen. Wenn derselbe

err Redner un, sofern ih recht verstanden habe, das mendement Hundt von Hafften befürwortet, wonach die Bahn über Rogasen geführt werden soll, und eine derartige Ein- (ierun in die Vorlage beantragt, so muß ih mi dagegen aus- rechen.

Es unterliegt noch einer speziellen Untersuhung, welche Orte von der Bahn berührt we: den sollen; so weit sich jedo bis jeßt übersehen läßt, wird die Bahn in ziemli direkter Richtung auf Schneidemühl n werden können und müssen. Die Bahn durch Pofen elbst zu führen, muß die Staatsregierung von der Hand weisen, weil eine solche Lage mit bedeutenden Kosten verknüpft fein würde, und gerade bei dieser Bahn in erster Linie Dekonomie angezeigt erscheint. Ob dies gerade 2 Millionen Thaler oder etwas weniger kosten würde, darauf kommt es weniger an; wenn aber naturgemäß eine Eiscabahn von Posen nach Warschau dur G geführt wird, wenn ferner in derselben Weise eine Bahn von

sen nah Bromberg dereinst hergestellt wird, so würde dies einer

Dur@hschneidung Posens von der in Rede fteheaden pommerschen Linie nür hinderlich sein. Schon atis diesem Grunde muß es die Staatsregierung von der Hand weisen, die Bahn durch Posen zu bauen, um, wie beantragt, Rogasen zu berühren; ob leßteres dessen- ungeachtet geshehen wird, steht dahin, jedenfalls bedarf es noch wei- terer Erwägung und Prüfung bei den speziellen Vorarbeiten. -

Zu S. 3 erklärte der Handels-Minister Dr. Achenbach in Betreff des Richtershen Antrags, den jährlih zu verwenden- den Betrag in den Staatshaushalts-Etat aufzunehmen :

Speciell von meinem Standpunkt als Handels-Minister würde nichts Wesentlihes gegen einen folchen Vorschlag zu erinnern sein, weil, wenn Sie durch dieses Geseß mir eine bestimmte Summe zum Eisenbahnbau zur Verfügung gestellt haben, ih damit die“ Frage, ob die Eisenbahn gebaut werden soll, für geseßlih erlediat und dieses Haus für verpflichtet eraht-, unbedingt die Mittel parat zu stellen, welche nothwendig find, um den dur dieses Geseh festgestellten Zweck zur sahgemäßen Ausführung zu bringen. Auf der andern Seite ift freilich nicht sehr viel mit der Annahme eines solhen Antrages erreicht; denn a wie es mögli ist, da diejenigen Summen, welche dieses Gefeß für 1874, 75 und 7 als auszugebende präcifirt, nicht ausgegeben werden, alsdann als erspart auf das foigende Jahr übergehen, und im folgenden Jahre Verwendung finden, ebensowohl ist es möglich, daß eine Summe, die in dem Etat steht, eben so gut unausgegeben bleibt, nach den allgemeinen Bestimmungen auf das nächste Jahr Übertragen wird und in diesem zur Verwendung gelangt.

Man fönnte hö{stens sagen, daß, wenn die bewilligte Summe gar nicht ausgegeben werde, das Haus eine gewisse Konkurrenz dabei habe, ob im.nächsten Jahre so viel, wie beabsihtigt, ausgegeben wer- den jolle. Jch habe unter der zuerst angedeuteten Vorausseßung als Handels-Minister zwar kein s{werwiegendes Bedenken. Ob und in wie weit aber durch eine solhe Bestimmung nicht die Einrichtung unseres Etats verdunkelt und in dem Etat durch die Aufnahme fol- cher Ausgaben Verwirrung angerihtet wird, das vermag ih augen- blicklich nit zu übersehen.

Dem Hause der Abgeordneten if folgender Entwurf eines Gefezes, die Theilung des Wahlbezirkes 5 des Regierungsbezirks Oppeln betreffend, vorgelegt worden :

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König ven Preußen 2c. verordnen, mit Zustimmung der beiden Häuser des Landtages Unserer Monarchie, was folgt: j

8. 1. Aus dem durch das Geseß vom 27. Juni 1860, betreffend die Feststellung der Wahlbezifke für das Hâus der Abgeordneten (Geseß-Sammlung S. 357) festgestellten Wahlbezirke 5 des Regierungs- bezirfs Opyeln Kreis Beuthen werden zwei Wahlbezirke ge- bildet. Dieselben, beziehentlich die Wahlorte und die Zahl der in jedem Bezirke zu wählenden Abgeordueten werden hierdurch festgestellt,

wie folgt: A j nza er ge Wahlbezirke. Ls | geordneten. 5a, Kreis Beuthen Kreis Tarnowiß | Beuthen 1 Í Kattowiß 1

5b. s Kattowitz reis Zabrze E ;

S. 2. Das gegenwärtige Geseß tritt bei der ersten nah dessen on stattfindenden Neuwahl des Hauses der Abgeordneten in Kraft.

Urkundlich 2c.

Dém Haufe der Abgeordneten ist Seitens des Finanz-Ministers ein Rechenschaftsberiht über die Ausführung der Ge- jeße vom 13, März 1873, betreffend ep rrordem es Tilgung von Staatsschulden, und vom 5, Juni 1873, betreffend die auf Gruud des Neichsgeseß:s vom 8. Juli 1872 zur Ueberweisung an Preußen gelangenden Geldmitteln zur Beschlußfassung vorgelegt worden.

Wahlorte.

Statistische Nachrichten.

In dem 36. Jahrgang (1874) des S chulz\henAdreßbuch es de3 Deutschen Buchhandels (Leipzig, Verlag ‘von Otto Aug. Schulz) find im Ganzen 4369 Firmen nag gewiesen, davon beschäf- tigen sich 1074 nur mit dêm Verlags-Buchhandel, 173 mit dem Ver- lags-Kunsthandel, 95 mit dem Verlags-Musikfalienhandel, 118 mit den Sortiments-Kunsthandel, 146 mit dem Sortiments-Musikalienhandel, 86 mit dem Antiquariats-Handel und 2608 allgemeinhin mit dem Sortiments-Buch-, Antiquar-, Kunst-, Musikalien-, Landkarten-, Pa- pier- und ckchreibmaterialien-Handel; doch befinden sich unter leßteren viele, welhe ebenfalls schr bedeutenden Verlag besißen. Von den auswärtigen Handlungen balten 1439 Auslieferungêlager in Leipzig ; 796 Sortiments-Buchhandlungen nehmen unverlangte Neuigkeiten an, wogegen 2303 ihren Bedarf davon selbst wählen. Der gesammte Verkehr aller dieser Firmen konzentrirt sich auf 7 Haupt-Kommissions- plâße mit 214 Kommisfionären, wovon auf Leipzig 104 (mit 4034 Komittenten), Berlin 34 (312 Kommittenten), Stuttgart 17 (569), Wien 32 (475), Prag 15 (94), Pest (Buda-Pest) 7 (74) und Zürich 5 (mit 92 Komnmittenten) kemmen. An neuen Eiablissements waren im leßten Jahre 256 erstanden. Von den oben angeführten 4369 Firmen mit 124 Filialen (in 1085 Städten) kommen 5573 (in 755 Städten) auf das Veutsche Reich, 5 (in 1 St.) auf Luxemburg, 553 (in 185 St.) auf Defterreih, 485 (in 117 St.) auf die übrige# Staaten Europas, 74 (in 24 St.) auf Amerika, 2 auf Asien (Yeddo und Tiflis) und endlich 1 auf Auftralien (Tanunda). Daß Leipzig der Haupt-Stapel- und Kommisfions-Plaß des deutschen Buchhandels ift, ergiebt \ich schon aus diesen Zahten. C V

Von der Gesammtzahl der 214 Buchhandlungs-Kommissionäre befinden \ich in Leipzig 104, d. i. 48,65 %, von der Gesammtzahl der 5650 Kommiitenten treffen auf die Leipziger Kommissionäre 71,39 % ; der Umfang des Leipziger Kommissions-Geschäfts ist in beständigem Wasen, wie daraus hetyorgeht, das die Leipziger Kommissionäre im SFahre 1833 1045, 1860 2391, 1872 3716 und 1873 4034 Kommittenten zählten.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Paris, 12. Mai. Der französische archäologische Kon- greß wird seine 41. Sibung am 1. Juni in Toulouse eröffnen und am 6. ließen.

(A. A. C.) Der Kaiser von China hat die Anfertigung einer Sammlung chinesischer Gedichte von der frübeften Zeit an befohlen. Die Sammlung wird in 200 Bänden veröffentlicht wer- den. Der Kaiser besißt, wie man fagt, eine Bibliothek von mehr als 400,000 Bänden. E

Verkehrs: Anstalten.

München, 12. Mai. Der Kammer der Abgeordneten wurde ein Geseßentwurf vorgelegt, welher nach Erfüllung der erforderlichen Vorausseßungen die Staatsregierung ermächtigt, die Ausführung fol- gender 5 Vizinalbahnen zu übernehmen. Der dafür nöthige Be- darf wird für die Vizinalbahn: Neustadt O E ehteus auf 933,000 Fl., Dombühi-Feuchtwangen auf 646,000 Fl., Biesenhofen- Oberdorf auf 430,000 Fl., Aibl rg-Au auf 456,000 Fl. und Sinzing- Mittelalling auf 212,000 Fl., sonach- auf den Maximalbetrag von 2,677,000 §l. festgeseßt, wovon je die Hälfte aus dem Vizinal-Eisen- bahnbaufonds und der Een nabe D zu entnehmen ift. Ferner wurde der Entwurf eines Gefeßes: Die Ausdehnung der bayerishen Osftbahnen betreffend, eingebraht. Art. 1 lautet: Die Staatsregierung is ermächtigt, die im Art. 1 Lit. f. des Geseßes vom 29. April 1869 für - den zur

erstellung einer Eisenbahn von einem Punkte ‘der Weiden- yreuther Bahn zu einem Punkte der Amberg-Nürnberger Bahn vorgesehenen Betrag eines Bay- und Einrichtungskapitales zu 4 Mil-

[ionen Fl. eingeräumte Gewährleistung eines jährlichen Zinsenertrages von % behufs Deckung des durch die Detailprojektirung ermittel- ten Mehraufwandes von 2,291,000 Fl. auf den Betrag von 2,629,100 Fk. auszudehnen. Artikel 2: Für den Fall der Herstellung einer Eisenbahn von Landshut nach Landau a. J. durch die Königlich privilegirte Aktiengesellschaft der bayerischen Ostbahnen ift die Staatsregierung ermächtigt, die Gewährleistung eines jährlihen Zinsenertrages vou 43 % für das Bau- und Einrichtungskapital dieser Bahn bis zum Marximalbetrage von 6 Millionen Fl. in der Art zu übernehmen, daß die Zinsengewährschaft mit dem Tage der Betriebseröffnung auf dieser Bahnstrecke beginnt und mit dem 31. ¿Dezember 1904 erlischt.

St. Petersburg, 13. Mai. Die neuen Eisenbahnen find nach der „Finanz-Revue* den bekannten Konzessionären zuge- fallen, welche sich unter einander in der Weise verständigt haben, pas Hr. Poljakow die Fasstowo'sche Linie, Hr. Kronenberg die Weichsel- bahn, Hr. Warschawski die Orenburger und Hr. Gubonin die Ural- bahn übernimmt.

Uebersiétht der Haupt-Eisenbahn-Verbindungen Berlins

durch Courier- und Schuellzüge. Erscheint auf Grund der neuesten amtlichen Angaben.)

Berlin, 15.-Mai 1874. Amsterdam. | 10. Ab.*

10. Ab. * 12. 30 Nm. * 12. Mitt.E

8 30 f 18. 45 Tr. F Basel, e 30 Ab. * 10. Ab. *

über Oberhausen oder Salzbergen.

Abgang nach. …. Ankunft in.

Abgang nach.

Ankunft in über Eisenach resp. 6 4fr* 6. 4 rft

Kreiensen. 5. 42 Nm. * 7. 10 Ab.© 9. fr. + 110. Ab.*® | ETEMES, 5 Mt |

über Stendal oder iz 46 Nm. +'6. 45 fr. « .-22 Ab. F}

8. 45 fr. f [11 Ab.®

13. 30 Nm. + 6. 35 fr. 8.45 fr.} |9. V.+F

E

Brüssel. Ib O D

.( über Cöfn oder Gladba. 5. fr. + |5. fr. +7

S E 3. 3 Nm.* 3, 3 Nm.*® 9. V.}f

Ankunft in Hanuover.

Abaang nah . Ankunft in.

Abgang nach .

Abgang nach . 4 Breslau.

Ankunft in

Abgang nah . 5 fr.+ | Cöln. f S E D über Stendal oder I H D Ne Kreiensen. 8. 20. Ab.+ E

(9. 15. Ab.f+ 8. fr. © . 45 fr.* [10.45 Ab.*® 20 Ab:*® [9 50 V.® 8. 15 Ab. f |3.45Nm.® 12.15 fr: 7 17.30 Ab

8. 30 fr.* [8. 45 fr. F 7. 30 Ab.* [10 Ab.*

8. 8. Ab.*® 8.15. Ab.+ 7. 25 fr.* ‘9. 40 V.* S. 45 fr. f 8. 30 fr.® 10 Ab* [7 30 Ab,* 3. 15 N. + |3.15Nm.* 2. 20 N* |2.20Nm*

0. Ab. * [10. Ab. # 2. 50 N. * [12.25 N“

1

1

2. 30 N. f |11. 30Ab.* Hamburg. 8. 15 Ab. + |4. 45 fr. *

2. 3

1

Ankunft in.

Abgang nach . Ankunft in Abgang nach . Ankunft in Abgang nach .

Danzig. Dresden.

E S über Eisenach resp. Ankunft in Kreiensen.

Abgang nach .

Ankunft n. Eisenach.

Abgang nah. Haag.

Ankunft in über Oberhausen oder

Salzbergen.

Abgang nah. . Ankunft in. 9 Av. 7 |4. 49 [r. 7 Abgang nach. . 2. 30 ‘N. f [11.30 Ab.* : 2. 9 Ab. f |9. 26 B. ® : d 8. 45 fr.* {10,45 Ab.“ ; Königsberg i. Pr. (9 26 Ab * 11. Ste i 52. 30 N. f [11.30 Ab.® / er Kiel oder Fridericia. 110. 40 V. F 10.30 Ab ©

[f 30 fr. * [7. 30 Ab.®

Ankunft in. Kiel,

Abgang nat. Ankunft in.

Abgang nach. Ankunft in.

Abgang na.

Kopenhagen.

i Leipzig. 2.

Ankunft in .

j

|

| über Sn resp. j

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Abgang nah .

über Ostende.

Ankunft M. G 3 Abgang nach. Lübeck. Arkunît in. .

Abgang nach .

| - - London. F |

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direkt oder über Hamburg

Ankunft in. Regensburg.

Abgang nach.

7. . 18. s Münen. 2 über Nürnberg oder i: L Ti ¿ ; 8. 45 fr. +7 [9 V. F [12 Mitt.{f

10. Ab * j 10. 15 Vm.7/10. 15 B.F

10.15 V.{+ 9. 5 Ab.*# |

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Arkunft in... „(über Gladbach oder Csln.

Posen. über Kreuz oder

Frankfurt a. d. O.

Abgang nah Ankunft in.

Abgang nah Ankunft in. Abgang nach. Ankunft in

Prag.

St. Petersburg. 10.45 Ab.®

8. 45 fr.® Nachm

Vorm.* Abgang nach. Ankunft in... Abgang nach. Ankunft in.

J 4 4 s Bli L | / 1 4

Stettin.

Stockholm. über Kopenhagen.

Straßburg. über Eijenach oder Kreiensen.

Triest.

über Breslau, Dreêden oder Görliß.

Warschau.

11. 30 A.* 2. 30 N. 21 fr.® 8. 21 fr.

Ankunft in

Abgang nah. Ankunft in ….

Abgang nah. Ankunft in.

Abgang nach .

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Wien. über Breslau, Dresden oder Görliß.

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