1874 / 119 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 May 1874 18:00:01 GMT) scan diff

des Artikels 45 der Reichsverfassung in seiner Sizung vom 11. Mai dieses Jahres an Stelle Betriebs - Reglements für die Eisenbahnen im Norddeutshen Bunde vom 10. Juni

1870 (Bundes-Gesehbl. für 1870, S. 419) und der Nachträge

zu demselben vom 22. Dezember 1871 (Reichs-Gesehbl. für

1871, S. 473) und 5. August 1872 (Reihs-Geseßbl. für 1872,

S. 360) ein neues Betriebs3-Reglement für die Eisen-

bahnen Deutshlands beshlossen, welhes mit dem 1. Juli

1874 in Kraft treten und durch das „Central-Blatt des Deut-

schen Reichs“ veröffentliht werden wird.

Im weiteren Verlauf der gestrigen Sißung des Her-

renhauses wurde eine Reihe von Petitionen erörtert. Die

Petitionen des Magistrats zu Gransee um Tilgung der 1806/7

entstandenen städtishen Schuld, des neumärkishen Kommunal-

Landtages wegen Uebernahme der neumärkischen Kriegsrests{huld, des Grafen v. Königsmark wegen Uebernahme der kürmärkischen Kriegsrestshuld Seitens des Staats, die Petition hannoverscher Gerichtsvögte um Erhöhung des Gehalts“ und der Wohnungszu- \hüfse und die Petitionen der -Kommunalbeamten von Salzwedel um Regulirung der Gehaltsverhältnisse der Gemeindebeamten und der rheinischen Land-Bürgermeister um Pensionserhöhung wurden dur Uebergang zur Tagesordnung erledigt.

Ueber die Petition des Bauernvereins zu Klein-Ruß wegen Bestrafung des Kontraktbruchs und Steuerung des Unwesens der Auswanderungs-Agenten beschloß die Versammlung die motivirte Tagesordnung, und die Petition - von Einwohnern Wiesbadens, dahin zu wirken, daß das Institut des Notariats im Bezirk des vormaligen Herzogthums Nassau eingeführt, auch diese sofort nach der Einverleibung erwartete wesentliche Ver- besserung des gesezlihen Zustandes dem Bezirke niht länger. vor- enthalten, sondern ohne Verzug im Wege proviforisher Ver- ordnung oder Gesetzes .dem Bezirke veriiegen werde, wurde der Königlichen Staatsregierung zur Erwägung überwiesen.

Demnächst nahm das älteste Mitglied des Hauses, Herr v. Frankenberg-Ludwigsdorf, das Wort, um dem Präsidenten Na- mens des Hauses für die Leitung der Geschäfte den Dank aus- zudrücken. Das Haus bestätigte denselben durch Erheben von den Pläßen. Der Präsident Graf Otto zu Stolberg-Wernige- rode gab hierauf eine Uebersicht über die geschäftlihe Thätigkeit des Hauses in der abgelaufenen Session und {loß die Sizung mit einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und 2 U6 in welches die Versammlung begeistert einstimmte, um

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Im ferneren Verlaufe der gestrigen Sizung des Hauses der Abgeordneten wurde die Wahl der Abgeordneten Staats- Minister Delbrück und Gutsbesißer Kette nohmals an die Ab- theilung zur \chriftlihen Berichterstattung zurückverwiesen. Schluß 2# Uhr.

Um 4 Uhr traten die beiden Häuser des Landtags zu einer gemeinschaftlihen Schlußsizung im Saale des Abgeordnetenhauses zusammen. Am Ministertische befanden \ich der Vice-Präfident des Staats - Ministeriums Finanz - Minister Camphausen, sowie die Staats - Minister Graf zu Eulenburg, Dr. Leonhardt, Dr. Falk, von Kameke und Dr. Achenbach.

__ Der Präfident des Herrenhauses, Graf Otto zu Stolberg- Wernigerode, übernahm den Vorsiß, ernannte zu Schriftführern vom Abgeordnetenhause die Abgeordneten Dr. Lieber und Sachse, vom Herrenhause die Herren von Voß und von Neumann und - ertheilte dann dem Vize-Präsidenten des ‘Staats - Ministeriums Finanz - Minister Camphausen das Wort, welher, während \ich die Mitglieder des Hauses von ihren Plägzen erhoben, folgende T ANe Botschaft verlas:

„Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, König von Preußen, haben auf Grund des Artikels 77 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 den Vice-Präsidenten Unseres Staats-Ministeriums Camphausen beauftragt, die gegeuwärtige Sißung beider Häuser des Landtages Un- sert Monarchie am 21. Mai dieses Jahres in Unserem Namen zu

1eßen. s egeben Wiesbaden, den 20. Mai 1874. Wilhelm.

Kraft des ihm ertheilten Allerhöchsten Auftrages erklärte sodann im Namen Sr. Majestät der Finanz - Minister Camp- Jansen den Landtag der Monarchie für geschlossen, worauf sich

ie Versammlung unter einem dreimaligen begeisterten Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König, ausgebraht von dem Erafen Otto zu Stolberg-Wernigerode, trennte.

Nath einem Bescheide der Minister des Innern und der Finanzen vom 24. v. M. is, wenn die Militärorganisation den Kreisen eine Mitwirkung beim Ersabgeschäfte dur gewählte Vertreter gestatiet, aus dieser Mitwirkung ein Anspruch an die Staatskasse auf Erstattung der dadurh entstehenden Kosten niht herzuleiten. Es muß vielmehr bei der Anordnung der Allerhöchsten Kabinets-Ordre vom 24. Juni 1819 und des gemeinschaftlihen Erlasses der beiden genannten Minister vom 23. September 1868, daß den Civilmitgliedern der Kreisersaßkommissionen entweder Vorspann oder der ent- sprechende Geldbetrag zu gewähren sei, vorläufig sein Bewenden behalten und event. den Kreisen resp. Städten überlassen blei- ben, den von ihnen gewählten Mitgliedern der Kreisersaßkom- missionen (§. 68 Nr. 2 der Ersazinstruktion vom 26. März 1868) eine weitergehende Entshädigung zu gewähren.

Aus Anlaß eines Spezialfalles haben der Kriegs-Minister und der Minister des Innern die Bezirksregierungen unter dem 14. April d. I. darauf aufmerksam gemacht, daß nah den Beftim- mungen der Allerhöchsten Ordre vom 27. Dezember 1816 die durch die gewöhnlihen Garnison-Uebungen, insbesondere dur die Felddienstübungen der einzelnen Truppentheile verur- fachten Flurbeshädigungen niht aus dem Militär-Fonds zu vergüten sind, diese Entschädigungen vielmehr den betreffenden Truppen-Commandeuren zur Last fallen und daher die beshä- digten Grundbesißer sh mit ihren Ansprüchen, eventuell unter Mitwirkung der betreffenden Landrathsämter, an die gedachten Commandeure zu wenden haben.

Bei den Staatsarchiven sind im Jahre 1873 Im 525 amtliche Requisitionen und 714 Nahforshungen in historish-wissenschaftlihem oder familiengeshihtlichem Interesse erledigt worden. Neben den durch Erstattung gutachtliher Aeuße- rungen an die Staatsbehörden, durch Unterstüßung der mannig- faltigen Forshungen der Gelehrten, durh Vervollkommnung der Ordnung der Bestände, bedingten Arbeiten der Archiv- beamten is die wissenshaftlihe Thätigkeit nit vernah- läffigt worden. An urkundlihen Publikationen der Staats- arhive gehören dem Jahre 1873 an: die Fortsezung des „Pa- derborner Urkundenbuches‘/ bis zum Jahre 1240, der Abschluß des dritten Bandes des „Mittelrheinischen Urkundenbuches'!, und die ersten Abschnitte des „Regestenwerks des Erzstiftes Mag- aa bis 1029. Von selbständigen Darstellungen und Ab- handlungen, welche auf Grundlage des Materials der Staats-

_— In Ausfü hat der Bundesrat

find hervorzuheben: „Ehemalige Beziehungen des Hauses Zollern zum Reiche“; „aus der Zeit Joahims 11.“; die Unterhandlungen des Deutschen Reichs mit Frankreich wegen Restitution von Met, Toul und Verden“; „die Sorge König Friedrich Wil- helms 1. für die Archive der rheinisch-westfälishen Lande“; die franzöfishen und Pfälzer Kolonien zu Magdeburg zu Anfang des 18. Fahrhunderts“ ; „Handel und Industrie Schlesiens am Ende des 17. Jahrhunderts“ ; „der materielle E Shlefiens vor der Preußischen Besizergreifung“ ; „der Freiherr vom Stein und die Organisation der Erbfürstenthümer Münster und Pader- born“; „die Abkunft des Erzbishofs Dietrih von Magdeburg (1361—1367)“; „der Dompropst Johannes von Halberstadt (1341—1367)* ; „die ersten Jahre der Münstershen Stiftsfehde (1451—1452)‘; „zur Genealogie und Geschihte der Deutschen Piasten‘“'; „die Vertreibung Wladyslaw's Il. von Polen und die Blendung Peter Wlafts (1146);" „die Landesbe- amten der Fürstenthümer Shweidniß und Iauer* ; „Oftfriefische R 4 „zur Geschihte der Landsknechte des 16. Iahr-

underts*; „Studien zur Geschichte der Abtei Vreden“; „Schloß Bendsberg““. Ñ Zu anderweitigen Publikationen der Archivbeamten im Jahre 1873, zur ersten E des Urkundenbuhs zur Geschichte des Geshlechts von Schwerin, welches die Urkunden der Mecklen- burgischen Linien (1178—1523) und die Urkunden der Pommer- \{hen Linien (1251—1417) umfaßt, sowie zu der „Urkundlichen Geschichte der Stadt Stendal“ haben die Staatsarchive einen erheblihen Theil des Materials dargeboten.

Der General-Major und Commandeur der 61. Infan- terie-Brigade Stein- von Kaminski ist mit kurzem Urlaub von Straßburg i. E. hier eingetroffen.

Der Oberft und Inspecteur der 1. Pionier-Inspektion von der Chevallerie, welcher sh vor einiger Zeit zur Be- fihtigung des Ostpreußischen Pionier-Bataillons Nr. 1 und des Pommerschen Pionier-Bataillons Nr. 2 nah Danzig und Stettin begeben hatte, ist von dort hier wieder eingetroffen.

S. M. S. „Nymphe“ i|ff am 20. d. M. in Kiel außer Dienst gestellt.

Bayern. München, 20. Mai. Die Kammer der Abgeordneten hat heute. nah dem Berichte des Finanzaus- \{chusses über die Budgetvoranshläge der Postanstalten, Tele- graphen und andere Verkehrsanstalten die Positionen den“ Aus- \hußanträgen gemäß größtentheils ohne Debatte angenommen. Ein Antrag des Abg. Rußwurm betreffs Aufbesserung der Be- züge der Postboten wurde vou der Kammer abgelehnt.

Zur Ns noh weiterer Regierungëvorlagen für die Kammern (Wahlgeseß) wird noch vor Ende dieser Woche eine Sizung des Staatsrathes stattfinden.

Auf nächsten Freitag ist eine Sißung des Beshwerd e- Ausschusses der Kammer der Abgeordneten anberaumt, in der u. A. die Beschwerde der Freiherr v. Schatte'shen Guts- verwaltung wegen Verleßung konstitutioneller Rehte zur Be- rathung und der Bericht über die Graf Fugger'she Beschwerde zur Feststellung gelangen werden.

__— I&n der gestrigen Sißung des Ober-Medizinalaus- \{chusses ist auch das Referat über die Verhandlungen-der Aerztekammern von 1873 berathen worden. Der gegenwärtig versammelte Landtag dürfte die Einberufung der Delegirten zu einer Plenarversammlung des Ober-Medizinalaus\hu}ses voraus- sihtlih um einige Wochen gegenüber dem Vorjahre verzögern.

Vom Kriegs-Ministerium wurden zur Ministerial- Bekanntmachung vom- 30. Dezember 1873, „betreffend die Vor- \hriften bezügli der; Beschaffung und Erhaltung des kriegs- mäßigen Pferdebedatfes der Armee“ unterm 5. Mai l. J. besondere Ausführung inmurfgen erlassen. Hiernach find die verschiedenen Mobilmachungsvorarbeiten derart zu bethätigen, daß der Vollzug zu jeder Zeit und unter allen Umständen ge- fihert ift. Als Pferde - Ergänzungsrayon wurden dem I. Armee-Corps ‘die Regierungsbezirke Ober- und Niederbayern, dem Il. Armee - Corps die übrigen sech3 Regierungs- bezirke zugewiesen. Die ersimalige Pferdemusterung (Vormuste- rung) findet zwischen 10. Oktober und 20. November l. I. statt. Die Seitens der Kreisregierungen dem Staats-Minifterium des Innern über das Ergebniß dieser Vormusterungen einzureihenden Verzeichnisse find bis 1. Dezember l. J. in Vorlage zu bringen. Nah der getroffenen Uebergangsbestimmung find für den Fall, daß vor dem 1. April 1875 die Mobilmachung Allerhöchst verfügt werden sollte, die Augmentationspferde aus\chließlich im Wege des freien Ankaufs und der Lieferung zu beschaffen. Erst bei einer Mobilmahung nah dem genannten Zeitpunkte hat die Landgestelung nah Maßgabe der Ministetialbekanntmachung 2. vom 30. Dezember 1873 und der Ausführungsbestimmungen zu derselben einzutreten.

Württemberg. Stuttgart, 19. Mai. Heute hielten beide Kammern-Sißung. Die Erste nahm das Berggeseß in Berathung, das die Zweite Kammer s{hon im leßten Landtags- Abschnitt berathen hatte. Sie nahm verschiedene Fassungsände- rungen vor, dahér das Gesez nochmals an die Zweite Kammer zurück muß. Leßteré berieth das Eisenbahnbaugesez und wird die Berathung voraussihtlih morgen zu Ende bringen. Von dem Abg. Pfeiffer. wurde eine Interpellation an den Minister' des Innern in der Notenbankfrage vorgelegt. Pfeiffer wünschte Aufschluß darüber, welche Sritte seither, d. h. seit dem leßten Beschluß der Kammer in der Sache die Regierung bei der Notenbank gethan habe, und mit welhem Erfolg.

- 20. Mai. Heute genehmigte die Kammer die Jnangriff- nahme der Bahn Stuttgart-Böblingen mit direkter Verbindung des Stuttgarter Hauptbahnhofes mit der Hasenberg-Haltstelle und erledigte das Eisenbahngesez.

Sessen. Darmstadt, 20. Mai. (Fr. I.) Die Zweite Kammer wird in der Woche nah dem Pfingstfest; und zwar wahrscheinlih am 28. d. M. zusammentreten. Als Gegenstände der Berathung bezeihnet man, abgesehen von dem Nachtrags- Budget und der Theater-Vorlage, eine Reihe von Gegenständen, über welche die gedruckten Berichte hon vorliegen, so nament- lih das neue Beamten-Pensions-Geseß, das Geseh über die Mo- difikation des bisherigen Civildiener-Wittwen-Institut - Gesehes, das Geseß über die Theilnahme der Beamten an Erwerbs- Genossenschaften, die Vorlage wegen der Rheinkorrektion zwischen Mainz und Bingen, den Antrag der Abgg. Dumont uad Dechsner auf Errichtung einer Handels-Akademie in Mainz, den Antrag des Abg. Heidenreih wegen Ee der Waldftreu aus Gemeinde-Waldungen in Flähenloosen, den Antrag der Abgg. Goldmann, Küchler, Heinzerling und Edinger auf Aufhebung des Oktrois, den Antrag der Abgg. Kreim und Genossen auf es einer Unterftüßungskasse für verunglückte Feuerwehr- leute. Hierzu kommen Dora E noch eine Anzahl Pe- titionen u. f. w., bezüglih deren die Berichte noch vor dem Zu-

arcive von Archivbeamten in diesem Zeitraum verfaßt worden,

haite fh heute zum Empfange der Höhsten Herrschaften fesi i e zum ange en festl geschmüdckt. Auf dem Bahnhof war eine enwache des Dra- goner-Regiments aufgestellt. Der Herzog Wilhelm war erschie- nen, die Hohen Verwandten zu isen. Der General von Rauch, Commandeur der Brigade, General von Stückradt, Oberst von Arnim, der Stadtkommandant Oberst von Holstein und mehrere Offiziere aus Parhim erwarteten ebenfalls den Hohen Besuch, außerdem die Chefs der Behörden und die Geist- lihkeit. Als der Zug vorgéfahren und die Höchsten Herrschaften den Waggon verlassen hatten, gingen der Großherzog mit dem Großfürsten Wladimir unter den Klängen der russi- \chen Hymne die Front entlang, nahmen den Rapport entgegen und fuhren dann aufs Schloß, wohin bald auch die Standarte zurückgebraht wurde. Nachmittags machten die Höchsten Herrschaften eine Umfahrt durch den Ort und durh den Park. Um 6 Uhr war Galatafel im goldenen Saal. Als es dunkelte, begann die Illumination des Bassins, der Kaskaden und des Orts. Die Höchsten Herrschaften, welhe eine Zeit lang vom Balkon herab der Beleuchtung des Kirhenplaßes mit benga- lischen Flammen zugesehen hatten, fuhren \päter unter dem Jubel der Bevölkerung durhch die Straßen.

Heute früh brachte der Gesangverein einen Morgengruß dar. Gegen 10 Uhr war ein Gottesdienst in der kleinen griechishen Kapelle über dem Erbgroßherzoglihen Mausoleum, welche zu diesem Zwecke E worden war. Ein Geistlicher der griehis{h- fatholishen Kirche war dazu herüber gekommen, auch wirkte der Schloßchor mit. Doch verftattete der enge Raum eine Theil- nahme im weiteren Kreise niht. Um 11 Uhr begaben s\ich die Fürftlichkeiten (der Erbgroßherzog war auch am Abend noh eingetroffén), auf den Exercirplag. General von Rauch führte die beiden Regimenter vor. Im Gefolge des Großherzogs \ah man viele fremde Offiziere, Perleberger Ulanen und Wandsbecker Husaren. Ein Dejeuner mit Tanz auf der Offiziermesse beschloß die Reihe der Festlichkeiten. |

Desterreich - Ungarn. Wien, 21. Mai. Aus Pola, 16. d. Mts., wird der „Triester Ztg.“ geschrieben: Die Abreise Sx. Majestät Korvette „Friedrich“ nah den oftasiatishen Ge- wässern is am 16. d. M. erfolgt. Die Abwesenheit der Korvette dürfte zwei Jahre dauern und is selbe bestimmt, auf der Rück- reise den Weg über |Süd- und Nordamerika zu nehmen, um zur Zeit der Ausfellung in Philadelphia einzutreffen. Die derzeit auf den Werften von Triest ihrer Vollendung entgegengehende Korvette „Donau“ wird die Ausstellungsgüter der österreihi- schen Industriellen dorthin bringen und dann Korvette „Friedri“ in ihrer Station in Oft-Asien ablösen, während Korvette „Friedri“ nach der Ausstellung die Güter wieder nah [¡Oesterreih zurückehren wird. Zunächst geht die Korvette durh den Suez-Kanal über Aden, Ceylon, Singapore, Saigon nah Shangai, um den dort zur selben Zeit eintreffenden Ministerrefidenten für China, Herrn v. Schäffer, mit Feierlichkeit in Japan, China und Siam ein- zuseßzen. Von Yokohama foll die Korvette nah Singapore zu- rückehren, wohin die weiteren Weisungen folgen werden. Höchst wahrscheinlich wird auf der Rückreise Australien angelaufen, um dann entweder über das Kap der guten Hoffnung ihren Abschluß zu finden oder aber durh Umschiffung von Kap Horn die Tour um die Welt zu \{ließen. - Korvette „Minerva“ wird nach attägiger Erprobung der neuen Mannschaft eine sechswöchentlihe Kreuzung im adriatishen Golf unternehmen.

Pest, 20. Mai. Im Abgeordnetenhause interpellirte Trauschenfels den Finanz-Minister wegen gleichzeitiger Sicherung des Kronstädter Anschlusses mit der Konzessionsertheilung für Temesvar-Orsova an die Staatsbahn. Ghyczy wollte die Interpellation fofort beantworten. Nachdem jedoch nah dem

Beschlüsse gefaßt werden sollten, wurde die Beantwortung ver- tagt. Kiß interpellirie - wegen gesehwidrigen Gébrauches der deutshen Sprache bei den Gerihten in Siebenbürgen. Der Minister des Innern legte die Wahlgeseßnovelle vor, welche den Titel le: Abänderung und NEMER des Geseßartikels 5 vom Jahre 1848 und bat dringend, daß die Verhandlung noch in dieser Session . erfolge. Hierauf wurde der Änlehensgeseßz- entwurf in dritter Lesung angenommen und dem Oberhause übermittelt.

Im Oberhause wurde nah einer - kurzen Debatte über die Zulässigkeit der dringlichen Behandlung der Anlehensvorlage beshlofsen, die Verhandlung morgen vorzunehmen.

Heute Nachmittags fand auf- der Margarethen - Insel das Festdiner statt, welhes die ungarische Delegation zu Ehren der österreihishen Delegirten veranstaltet hatte.

21. Mai. Die ungarishe Delegation hat den Etat für das Heer definitiv genehmigt und die Petitionen be- trefffs der Ausrüstung des Heeres dem Reichs-Kriegs-Minister zur Berüsichtigung zu überweisen beshlossen. Bei der Bera- thung des Etats für das Ministerium des Auswärtigen richtete der Delegirte Zsedenyi die Anfrage an die Regierung, ob dur eine Publikation der bekannten, bei Beginn des deuts{ch-franzö- sishen Krieges vom Grafen Beust erlassenen Neutralitätsdepesche die freundschaftlichen Beziehungen zur russischen Regierung mög- liher Weise gestört werden könnten. Graf Andrafsy sprach sein Bedauern über die gegen den Grafen Beust gerichteten Angriffe des Interpellanten aus und fügte hinzu, es hätten damals nur Vorverhandlungen stattgefunden, dieselben würden sicher, wenn sie zum Abschluß gelangt wären, vor einer bindenden Unterzeihnung der ungarischen Regierung mitgetheilt worden sein. Die damaligen Beziehungen der betreffenden Staaten zu éinander seien in ihren Grundzügen jedem Staatsmanne bekannt gewesen. Die Veröffentlihung der gedachten Note habe die Beziehungen der österreichish-ungarischen Regierung zu den auswärtigen Mäch- ten durhaus nit alterirt, auch Detail-Publikationen, wenn solche später etwa erfolgen sollten, würden darin nihts ändern. Die Erklärung Graf Andrassy's wurde beifällig aufgenommen und \{ließlich der Etat für das auswärtige Departement in Ge- mäßheit der Aus\chußanträge genehmigt.

Das Oberhaus hat das Änleihegeseß, nahdem dasselbe vom Finanz-Minister kurz motivirt worden war, mit allen gegen eine Stimme angenommen.

__ Schweiz. Bern, 18. Mai. Der Bundesrath beschäf- tigte sich in seiner heutigen Sihung mit Feststellung und Gene migung der Verhandlungs-Gegenstände für die Bundes- versammlung, welche am 28. d. M.“ behufs Entgegennahme des Ergebnisses der Volksabstimmung über die Bundesrevision außer- ordentlih zusammentreten und dann am 1. Juni ihre ordentliche . Sommersesfion eröffnea - wird. Als Tractanden, welche eine Folge der Annahme der. revidirten Bundesverfassung sind, bemerkt man auf der 32 Nummern zählenden Liste: die Botschaft be-

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sammentritt der Stände zum Druck gelangen.

treffend Begehren um Volksabstimmung über Bundesgeseße und

Bundesbes{lü}e (Referendum), die Botschaft über die Organi-

sation der Bundesrechts

gestrigen Beschlusse fn der heutigen Sizung keinerlei meritorishe -

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nô\fishe Militärorganisation. Außerdem noh die wih- elen E nba oniinin der Geschäftsbericht des Bundes- rathes und die Staatsrechnung von 1873, die abi drs A träge mit dem Deutschen Reiche, England, Belgien und Portugal, die Botschaft über die Militärpensionen, ein Zusaßvertrag zur Münzkonvention vom 23. Dezember 1865, die tsverhältnisse des Frachtverkehrs und die Spedition auf Eisenbahnen, ein Ge- seh, betreffend Entschädigung für Tödtungen und Verleßungen auf den Eisenbahnen und anderen vom Bunde konzedirten Transportanstalten und eine Motion dées Altbundesraths Dr. Dubs, D, daß neue Eisenbahnkonzessionen und Er- neuerungen ablaufender Konzessionen, sowie Bewilligungen von Konzessionsübertragungen und Fusionen nur unter der Bedin- ung ertheilt werden sollen, daß die betreffenden Gesellschaften Finnen einer vom Bundesrathe festzusezenden Frift auf alle ihre noch inne habenden Prioritätsrechte Verzicht leisten.

Niederlande. Haag, 19. Mai. Der König empfing am Vormittage des 16. d. M. das diplomatische Corps in feierliher Audienz. Die Gesandten des Deutschen Reiches, Oesterreih-Ungarns, des Königreichs Sachsen und Italiens über- reihten dem Könige eigenhändige Beglückwünschungsschreiben ihrer Souveräne anläßlih seines 25jährigen Regierungs - Jubi- láums, ebenso der französishe Gesandte ein Beglückwünschungs- schreiben des Präsidenten der französishen Republik. Das diplo- matishe Corps wurde sodann au von der Königin und von dem Großherzoge und der Großherzogin von Sachsen- Weimar in Audienz empfangen. Die Umfahrt, welche der König und die Körtigin, die Königlichen Prinzen und der Groß- herzog und die Großherzogin von Sachsen - Weimar am Abende des 16. dur die in practvollster Illumination strahlende Stadt machten, währte drei Stunden. :

Vliessingen, 22. Mai. (W. T. B.) Der Kaiser von Rußland ist heute gegen 5 Uhr Morgens hier eingetroffen. Er wurde vom König und den Königlichen Prinzen empfangen und von denselben nah Rosendaal begleitet. A S

Velgien. Brüssel, 21. Mai. (W. T. B.) Der russische Gesandte Graf Bludoff und der Flügel-Adjutant des Königs, General Baron Chazal, sind dem Kaiser Alexander von Rußland entgegengereist. Der König begiebt sich zum Empfange des Kaisers nah Antwerpen.

Großbritannien und Jrland. London, 20. Mai. Gestern Morgen um 10 Uhr begab sich der Kaiser von Ruß- land in Begleitung des Großfürsten Alexis, des Herzogs und der Herzogin von Edinburgh und seines militärischen Ge- folges nah Aldershot, um eine Revue über die Trup- pen im dortigen Standlager abzunehmen. Sechs Regi- menter Kavallerie, 6 Batterien Artillerie, drei Compagnien Pioniere und 24 Bataillone Infanterie, im Ganzen etwas über 14,000 Mann, nahmen unter dem Kommando des Herzogs von Cambridge an den Operationen Theil. Bei seiner Ankunft auf dem festlih geschmückten Bahnhofe wurde der Kaiser von dem General Sir Grant Hope, Commandeur en chef des Stand- lagers, und einer Ehrenwache empfangen, während Prinz Arthurs Husarenshwadron ihn nah dem „langen Thale“, wo die Revue ftattfand, geleitete. Drei Prinzen des Königlichen Hauses führ- ten dem Kaiser die Truppen vor: Der Herzog von Cambridge als Generalissimus der britishen Armee, Prinz Arthur im Adjutantenstabe, und der Prinz von Wales an der Spiße der Jäger-Brigade, deren Chef er ist. Der Thronfolger trug dunkle Jäger-Uniform mit dem Stern und Bande des St. Andreas- Ordens. - Dem Vorbeimarsch der Truppen \{loß sich ein Man- nôzer und Scheingefeht an, das der Kaiser und die anwesenden russishen Generale mit großer Aufmerksamkeit verfolgten. Unzählige Menschenmassen wohnten dem von leidlihem Wetter begünstigten militärischen Schauspiele an und begrüßten den russishen Mon- aren überall da, wo man seiner ansihtig werden konnte, i enthusiastisher Weise, Der Prinz und die Prinzessin von Wales sowie der Prinz Christian von Schleswig-Holstein waren eben- falls zugegen. Nach beendigtem Manöver kehrte der Czar mit feinen Begleitern nah dem Buckingham-Palast zurück, wo am Abend ihm zu Ehren ein Hofball stattfand.

Dem Balle wohnten außer dem Kaiser und dem Groß- fürsten Alexis cer Prinz und die Prinzessin von Wales, der Herzog und die Herzogin - von Edinburgh, Prinz Arthur, die Prinzessin Louise mit ihrem Gemahl, dem Marquis von Lorne, der Herzog von Cambridge, Prinz und Prinzesfin Christian, Fürst Teck, Prinz Eduard von Sachsen-Weimar, Graf Gleichen, Prinz Ludwig von Battenberg, die hier weilenden indischen Hoheiten, fast sämmtliche Mitglieder des diplomatischen Corps, die Kabinets-Minister, -die S der Civil- und. Militärbehör- den, sowie ein großer Theil Der Aristokratie bei. Der Kaiser eröffnete den Ball mit der Prinzessin von Wales. :

Heute gegen 11 Uhr fuhr Se. Majestät in Begleitung des Großfürsten Alexis nah Woolwich zur Besichtigung des dor- tigen Arsenals und Abnahme einer Artillerieparade. Die Straßen von Woolwih waren festlich geschmück und mit Menschen angefüllt. Am Bahnhofe wurde Se. Majestät von dem Prinzen von Wales, dem Herzog von Cambridge, dem Herzog von Edinburgh, Prinz Arthur und den Spihen der Mi- litärbehörden empfangen und nah dem Arsenal geleitet, wo er die hbauptsächkihsten Gegenstände von Interesse in Augenschein nahm. Nach einem Dejeuner in der Artilleriekaserne, bei welchem au die Prinzessin von Wales und die Herzogin von Edinburgh erschienen, fand die Artillerie-Revue* statt, an der 16 Batterien mit über 100 Geshüßzen Theil nahmen. i |

Telegraphisch wird aus London, 21. Mai, gemeldet: Kaiser Alexander und der Großfürst Alexis haben, vom Prinzen und von der Prinzessin von Wales, sowie von dem Herzoge und der Herzogin von Edinburgh begleitet, London heute Mittag verlassen und find um 1 Uhr in Gravesend einge- troffen. Der Kaiser empfing noch den Mayor von Gravesend in Audienz, begab \sich sodann aver alsbald an Bord seiner Korvette und fuhr auf derselben nach Vlissingen weiter.

Frankrei. Paris, 20. Mai. Das „Journal officiel“

veröffentliht eine Verordnung des Ministers des öffentlichen tir des Kultus und der \{hönen Künste, welche eine Spezial-Ausftellung von Produkten der Staäatsmanufakturen von Séèvres, der Gobelins und von Beauvais für das laufende Jahr : Das Datum der

in den Räumen des Jndustriepalastes festsett. Eröffnung is noh zu bestimmen.

Wie der „Electeur Finistère“ meldet, ist in Brest eine Untersuchungs-Kommisfion unter dem Vorsize des Flotten-Majors, des Contre-Admirals d'Arlés zusammengetreten, um über die

Eceignisse ein Urtheil zu \prechen, die an Bord der „Virginie“

während ihrer vorleßten. Reise nah Neu-Caledonien vorgefallen

caftel hat eine Erklärung veröffentlicht, in welcher er die Nah- can Â. seiner angeblichen Absicht, die Wiederherstellung der Monarchie beantragen zu wollen, als jeder Begründung enibeh- rend bezeihnet. i

Prinz Ludwig, Infant von Spanien, ist gestorben.

als wahrscheinli bezeihnet: Herzog Decazes, Auswärtizes und ani bes Konseils; Goulard, Inneres; Herzog von Audiffret-Pasquer, Minifter ohne Portefeuille; Cifsey, Krieg ; Montaignac, Marine; Tailbaud, Iustiz; de Lavergne, Aerbau ; Cézannie Tavan, öffentlihe Arbeiton; Cumont , Unterricht ; Matthieu Bodet, Finanzen. Eine offizielle Bestätigung der Liste liegt noch nit vor.

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21. Mai. (W. T. B.) Der Deputirte de Bel-

Der jüngste Sohn des Herzogs von Montpensier,

Der „Agence Havas“ wird folgende Ministerliste

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es heißt, d Regen sehr nothwendig ist. Anzeichen von s H N iti treit der Lebensmittelzufuhr find nicht vorhanden. Eine h Da die Unterstüzungsmaßregeln derselben Einhalt gethan haben, und die Lage der Bevölkerung hat sich nit verschlimmert. Selbsi in den \{limmsten Theilen von Tirhut hat sich eine wesentlihe Besserung in der Lage: der Bevölkerung bemerklih emacht. ee S tadtarbeit zu ersezen. In der lezten Woche des April erhielten 2,190,000 Personen Unterstüßung von der Regierung, do steigt die Anzahl der Unterstüßungsbedürftigen allenthalben. Neue Hungertodesfälle sind nicht gemeldet worden, ihre Ge- sammtzahl beträgt noch immer 22.

ige Hungersnoth wird nicht verspürt,

Allenthalben wird versucht, die täglihen Ablöhnungen

Ein Telegramm vom 22. Mai früh meldet: Goulard hat bis jeßt von verschiedenen Persönlichkeiten der gestern mit- getheilten ministeriellen Kombination eine definitive An- nahme noch nit erreihen können. Für die Uebernahme des Präsidiums des Konseils ist neuerdings an Stelle von Decazes auch Audiffret-Pasquier in Frage gekommen. Wegen Uebernahme des Unterrichts-Portefeuilles haben auch Verhandlungen mit Wadding- ton statigefunden. Gestern war bei dem Herzog v. Decazes eine Zufammenkunft der meisten- für das Ministerium in Ausficht genommenen Persönlichkeiten, die jedo ein bestimmtes Resultat niht ergab. In Folge dessen fand ebenfalls gestern Abend noch eine Konferenz bei dem Marschall-Präfidenten ftatt, an welcher Buffet, Decazes und Audiffret-Pasquier theilnahmen. Versailles, 21. Mai. (W. T. B) Die National- versammlung verhandelte heute über die Vorlage, nah wel- er diejenigen jungen Leute, die zwar einer fremden Nationa- lität angehören, aber in Frankrei geboren find und der Mi- litärdienstpfliht in ihrem Heimathlande niht Genüge leisten, zur Aushebung für das französishe Heer heranzuziehen find. Die Versammlung beshloß, die Vorlage an den Staatsrath zurück zu weisen. Die Sizung verlief im Uebrigen ohne bemer- fenswerthen Zwischenfall.

Spanien. Barcelona, 21. Mai. (W. T. B.) Die Carlisten sind bei Villabella, unweit Tarragona, von den Regierungstruppen geshlagen worden, fie haben in dem Gefechte 61 Todte verloren.

Portugal. Coimbra, 17. Mai. Dreihundert Studenten und namhafte Einwohner haben in einem Meeting gegen die Propaganda der Jesuiten in den benachbarten Dörfern protestirt.

Ftalien. Rom, 21. Mai. (W. T. B.) In der heu- tigen Sitzung der Deputirtenkammer trat der Minister- Präsident Minghetti für den Geseßentwurf, betreffend die Nullität der nit registrirten Akte, mit großer Entschiedenheit ein und er- klärte, daß das Ministerium das Eingehen auf die artifelweise Berathung des Gesezentwurfes zur Kabinetsfrage mache. Die Kammer lehnte darauf den Antrag des Ausschusses, in eine Spezialberathung des Gesezentwurfes, betreffend die Nullität der nichtregistrirten Akte nicht einzugehen, mit 190 gegen 179 Stim- men ab.

Türkei. Die „Pester Korrespondenz“ meldet aus Bel- grad, daß der Fürst Milan von Serbien am Freitage dort wieder eintreffen werde/ Das Blatt bezei chnet die durch die Reise des Fürsten nach Konstantinopel erzielten Resultate, ob- gleich die Angelegenheit, betreffend die Veste Zwornik, noch nicht erledigt worden sei, als befriedigend, da durch dieselbe das ge- störte Einvernehmen mit der Türkei hergestellt und von leßterer der bisher von Serbien“ vergeblich verlangte Anschluß der ser- bischen Bahnen an die türkischen bei -Nish bewilligt worden sei. Pera, 21. Mai. (W. T. B.) Jn. dem. jüdishen Quar- tier von Galata hat eine große Feuersbrunst stattgefunden, durch_welche 143 Familien (680 Personen) obdahlos geworden find.

Nusland und Polen. St. Petersburg, 20. Mai. Die Thätigkeit der Eisenbahntelegraphen stand bis jeßt unter der alleinigen Auffiht des Ministeriums der Kom- munifationen. Wie nun die „R. S. P. 3.“ hört, hat dieses Ministerium s\elbst| den bisherigen Modus unzweckmäßig gefun- den und vorgeschlagen, die Beaufsichtigung der Eisenbahntele- graphen derartig zu organisiren, daß dem Ministerium des Innern die Kontrole der allgemeinen, dur die Eisenbahntelegraphen beförderten Korrespondenz, dem Ministerium der Kommunikationen dagegen die Kontrole der dienstlichen Korrespondenz, sofern fie die Exploitation der Schienenwege betrifft, zustehen soll. Dieses Projekt sol vom Ministerium des Junnern ein aufgenommen sein, und es bliebe demnach nur noch übrig, in Bezug auf dle Einzelheiten des neuen Beaufsichtigungsmodus eine Verständigung zwischen beiden Ministerien zu erzielen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 18. Mai. U Ramme ca des \{chwedischen Reichstages haben die Anträge des Bewilligungs-Aus\husses, betreffend die Be- rechnung verschiedener indirekten Abgaben für ‘das Budgetjahr, angenommen. Die Zollintraden sfiguriren in dem Antrage mit 19,500,000 Kronen, die Postintraden mit 3,400,000, die Stem- pelpapierabgabe mit 1,880,000, die Branntweinsbrennereiabgabe mit 12,000,000 und die Abgabe für Rohzuckerfabrifation mit 6000 Kronen. h

Dänemark. Kopenhagen, 19. Mai. Einer Mitthei- lung in „Nästved Avis* zufolge, gedenkt der König im Juli das Uebungslager bei Hald in der Nähe von Wiborg in Jüt- land zu besuchen, um ih später ücer Frederikshavn nah Is- land zu begeben: Der Kronprinz soll diesen Sommer das Uebungslager zu Hald kommandiren, wird also bereits in Jüt- land zugegen sein, wenn der König dort ankommt. Vorher werden der Kronprinz und die Kronprinzesfin, wie es heißt, einen fürzern Aufenthalt auf Beckaskog in Schonen nehmen. :

‘Die Königin von Shweden und Norwegen ift von ihrem Besuche in Neuwied heute über Kopenhagen nah Stocholm zurückgekehrt. Die Königin kam hier in Begleitung ihres Sohnes, des Herzogs von Gothland, heute Vormittag mit dem Eilzuge aus Korsôr an und wurde am Bahnhofe vom Könige, der Königin, dem Kronprinzlihen Paare, der Prinzessin Thyra fowie vom Bruder des Königs, dem Prinzen Johann empfangen. Die Mitglieder der hiesigen hwedisch-norwegischen Gésandtschaft hattèn fih ebenfalls am Bahnhofe eingefunden. Die Hohen Rei- senden setzten bre Reise um 11 Uhr mit einem Extrazuge nah Helsingör fort. j

Amerika. New-York, 21. Mai. (W. T. B.) Henry Rochefort ist in San Francisco eingetroffen.

Asien. Ueber die Nothlage in Bengalen liegt heute

Die Nr. 10 dez „Armee-Verordnungs-Blatts“, her-

ausgegeben vom Kriegs-Ministerium, hat folgenden Inhalt: Reichs- Militärgeseß. Voin 2. Mai 1874.

Nr. 21 des Justiz-Ministerial-Blatts für die Preu- ishe Geseßgebung und Rechtspflege, herausgegeben im ureau des Justiz-Ministeriums, hat folgenden Juhalt: Erkenntniß

des Königlichen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 10. Avril 1874. Anordnungen, durch welche nach §. 13 des Ge- seßes vom 11. Mai 1873 die einer kirchlichen, der Borbildung der

Geistlichen dienenden Anstalt gewidmeten _Staatsmittel einbehalten S ir die Anstalt geschlossen wird, können im Rechtswege vor den ordentlichen Gerichten. nicht angefohten werden. Das Recht der väterlihen Gewalt in Preußen. (Vom Geh. Justiz-Rath Dr. Stölzel. Fortsctzung).

Statistische Nachrichten. R traßburg, 19. Mai. Jm Winterhalbjahr betrug die Za der L der Ars Universität immatrikulirten Studenten 564 und der zum Hören der Vorlesungen Berechtigten 36, im Ganzen also: 600. Jm gegenwärtigen Sommerhalbjahr ist die Zahl der immatri- fulirten Studenten 631, und der zum Hören der Vorlesungen Berech-

tigten 30, im Ganzen also 661. 5

London, 20. Mai. Nach den Angaben des statistischen Bureaus beläuft sih die Bevölkerung des Bereinigten Königreichs in 1874 auf 32,412,010 Personen. Davon kommen auf England und Wales 23,648,000, auf Schottland 3,462,916 und auf Irland 5,300,485. Die Einwohnerzahl der großen englishen Städte um Mitte des Jahres 1874 schäßt obige Quelle wie folgt: London 3,400,701; Liverpool 510,640; Glasgow 508,109; Manchester 355,339; Salford 133,068; Birmingham 360,892; Dublin 314,666; Leeds 278,798; Sheffield 261,029; Edinburgh 211,691; Bradford 163,056; Newcastle-upon- Tyne 135,437; Hull 130,996; Portsmouth 120,436; Brighton (inkl. Vorstädte) 109,319; Leicester 106,202; Sunderland 104,378.

Kopenhagen, 18. Mai. Die seeländishen Eisenbahnen haben in eli Jahre 2,314,792 Personen gegen 2,288,868 im vor- hergehenden Jahre befördert; anßerdem waren 1721 Stück Atonne- mentskarten ausgestellt. Es sind im Ganzen 30,000 mehr als in 1872 befördert worden. Auf der Bahn zwischen Klampenborg und Kopen- hagea wurden außer ‘den Abonnenten 9,034,497 Personen befördert. Zwischen Kopenhagen und Helsingör 85,763, zwischen Kopenhagen, Masnedsund und Vordingborg 30,126. Die Eiñnahme für Personen- beförderung war 1,100,926 Rdl. 53 Schilling und für Extrazüge 2c. 5096 Ndl. 49 Sch. Das Totalgewiht der beförderten Güter war 3,810,038} Centner, davon 72,602 Centner Passfagiergut. Die Ein- nahme des ganzen Gütertransports betrug 606,131 Rdl. 4 Sch.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin, 22. Mai. Im Königlichen Schauspielhause fand g:ftern zum Besten der Unterstüßungskasse des Vereins „Berliner Pcesse

eine Vorstellung statt, bei welber auch hervorragende Mitglieder des Friedrih-Wilhelmstädtishen und des Wallnertheaters mitwirkten. Die Ouverture zum „Oberon“ leitete einen von Jul. Rodenberg gedichleten, von Hrn. Becndal gesprochenen Prolog ein, der dem Dank der Presse ge- gen Diejenigen Auédruck gab, die zur Förderung des wohlthätigen Zwecks, ' dem die Vorstellung gewidmet war, alle Räume des Hauses dicht beseßt hatten. Hierauf eröffneten die Königlichen Hofschauspieler die Darstellung mit einem neuen einaktigen Lustspiel von Paul Lindau „ÎIn diplomatischer Sendung.“ Das kleine Stück spielt in der Kriegs- zeit des Jahres 1870; die Heldin desselben ist die Gattin eines fran- zösischen Offiziers (Hortense Brouillac, Frl. Keßler), die ihren Gatten als todt betrauert, währcnd er sich als Kriegêgefangener in Magdeburg befindet. Jhr diese freudige Nachricht in schoneüder Weise beizu- bringen, ift die diplomatifhe Sendung, nah welcher das Stück be- nannt und die dem „Doktor Jller" (Hr. Liedtke) zugefallen ist. Das harmlose Lustspiel gefiel durch den fließenden Dialog und die treff- liche Darstellung, namentli des Hrn. Liedtke. Es folgte hierauf das Opernpersonal des Friedrih - Wilhelmstädtishen Theaters mit der unterhaltenden fomischen Oper „Der Schaufspieldirektor“, von L. Schneider, mit „Mozartsher Musik, in welcher besonders Frl. v. Csepcsanyi reihen Beifall erntete. Eine neue Festpolonaise mit Chorgesang, von Hrn. R. Bial und von diesem selbst dirigirt, die dacapo verlangt wurde, führte dann die Koryphäen des Wallnertheaters und die Berliner Posse „Ein Stündchen auf dem Comtoir“ mit ihren Couplets in die ihr fremden Räume des Schauspielhauses ein. Indessen fühlten fih die Hrrn. Helmerding und Formes, Hr. A. Neumann vom Friedrich-Wilhelmstädtischen Theater, der sie unterstüßte, und Frl. Wegner au auf diejen Brettern so heimish und wußten das Publikum in ihrer guten Laune so mit sih fortzureißen, daß sie den rückhaltlofeften vollsten Beifall ernteten. In noch bsherem Grade, als der wohlverdiente Beifall, den das Publikum gestern Abend sämmtlichen Darstellern spendete, muß sie, wie die Königliche General-Intendantur das Bewußtscin befriedigen, den gut: n Zweck, dem die Vorstellung diente, über Ecwarten gefördert zu“ haben. Deun troß der hohen Preise und des verlockenden rühjahrs- wetters war das Haus ausverkfauft, -und Viele hatten, weil sämmiliche Billets vergriffen waren, auf den Besuch der Vorstellung verzichten müssen.

Bremen, 19. Mai. Gleih nach_ Pfingsten wird hier die Fahresversammlung des Hansischen Geschichtsvereins stattfinden. Eine Anzahl Hamburgisther Geletrter hat den Antrag eingereid#t, day die Versammlung über Zweckmäßigkeit und Gestaltung eines Vereins zur wissenschaftlichen Erforschung der niederdeutschen Sprache in Berathung treten wolle, defsen Auf- gaben etwa wie nachstehend si{ch bestimmen ließen: j

8. 1. Der Verein seßt sih zum Ziele die Erforschung der nieder- deutshea Sprache in Literatur und Dialekt als Ausdruck des ehe- maligen und gegenwärtigen niederdeutschen Volfslebens. F. 2. In Verfolg dieses Zieles richtet der Verein fein Augenmerk zunächst und unfer andern auf: a. Eine alle Arten und Abartea der Dialekte um- fassende, phyfiologisch begründete Darlegung der Laute, die zur Wortbildung dienen. - b. Die vergleichende Beobachtung der Lautverhäitnisse,; der Formenlechre und déèr Saßbildung der zeitgenöjsishen ODialekte. c. Hebung des Wortschaßes sowohl des lebenden, als des in Namen erstarrten und Ver-

leihung desselben mit dem der andern germanfschen Sprachen und Dialekte. d. Geschichte des Wandels in der Aussprache des Nieder- d-utschen. e. Beobachtung des Kampfes des Hochdeutschew mit den niederdeutshen Dialekten und das Resultat diefes Kampfes sowohl fürs Niederdeutsche als fürs Hochdeutsche. f. Geschichte.der nicderdeutschen Literatursprache von ihren altsächsishen Anfängen bis zu ihrem Unter- gange. g. Veröffentlichung niederdeutscher Sprachdenkmäler, soweit fie der Literatur im éngern Sinne angehören und des schriftniederdeutshen

sein sollen. Die „Virginie“ war das Fahrzeug, auf dem Rochèé-

fort nah Neu-Caledonien geschaft wurde.

das Wochentelegramm des Vice-Königs von Indien vor, worin

Woertxorrathes, resp. Förderung des mittelniederdeutshen W örter-

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