1874 / 131 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 06 Jun 1874 18:00:01 GMT) scan diff

vinzialsynode zu betrahten. In diese is denn auh nach Er- ledigung der vorher erwähnten Punkte unverzüglih einzutreten. Die 88. 61 und 62 der Kirchen-Gemeinde- und Synodal-

Ordnung enthalten die nöthigen Bestimmungen für diese Wahl,

die durch weiße Stimmzettel zu erf haben diejenigen Kreis\ynoden festz und bet rufung zu bezeichnen , welhe nah §:B2-Der“

und Synodal-Ordnung befugt find, neben den jedem Wahlkreis

zustehenden zwei Abgeordneten noch einen dritten zur Provinzial- Synode zu entsenden. Bei der Wahlhandlung, welche kombi- nirte Kreis\ynoden vornehmen, hat nach Analogie von §. 50 1, der Kirhen-Gemeinde- und Synodal-Ordnung der im Ephoral- amt älteste Superintendent Vorsiß zu führen:

Außerdem hat der Evangelishe Ober-Kirchenrath es für rathsam erachtet, die Kreis\ynoden über die Fragen gutachtlih fich äußern zu lassen, welhe auf die durch das G.seß vom 9. März 1874 über die Beurkundung des Personenstandes 2c. erforderli werdénden Aenderungen der bestehenden kirchlichen Ordnung fih beziehen. Demgemäß sind die Konfistorien beauf- tragt, den Kreissynoden nachstehende Fragen vorzulegen :

1) Welche Veränderungen in der bisherigen Ordnung des kirhlihen Aufgebots erscheinen nothwendig oder zweckmäßig mit Rücksicht darauf, daß die Bedeutung, welche es bisher als Vor- bereitung der bürgerlich gültigen Eheschließung besaß, auf das im Civilehegeseß. §. 27 ff. geordnete bürgerlihe Aufgebot übergeht?

2) Welche Veranstaltungen find kirchliher Seits zu treffen, damit die fkirchliche Trauung der bürgerlih geshlos}senen Ehen als Sitte erhalten bleibe und alsbald (mit möglichst kurzem Inkervalle) dem Akte der bürgerlihen Eheschließung nachfolge ?

3) Sind mit Rücksicht darauf, daß von dem Inslebentreten des Civilehegeseßes an die Trauung sih immer nur auf ein rechtlich ion bestehendes Eheband beziehen wird, Aenderungen ir. den die Trauung betreffenden agendarishen Vorschriften begründet, und welche find diese Aenderungen ? (Vgl. das Formular für die kirhliche Eirsegnung der dur gerihtlihe Erklärung geschlossenen Ehen in den Aktenstücken aus der Verwaltung des Evangelischen Ober- Kirchenraths, 5. Band 3. Heft Seite 183 ff.).

4) Welche Veränderungen werden dadur, daß die Trauung aufhört die Form der bürgerlih gültigen Eheschließung zu sein, in den bisherigen Grundsätzen über Versagung der Trauung begründet ?

9) Sollen die Grundsäße, nah welchen fih die Kompetenz zur Trauung bestimmt, unverändert bleiben oder in der Rich- tung auf Uebereinstimmung mit den Normen modifizirt werden, welche das Civilehegeseß Sd 25, 26 in dieser Beziehung aufstellt ?

6) Welche kirhlihe Veranstaltungen find zu treffen, um nach dem Wegfall des bürgerlihen Taufzwangs die Kindertaufe in ihrer bisherigen Allgemeinheit zu erhalten?

7) Sind in Folge der ftaatlihen Uebertragung der Standes- buchführung an bürgerlihe Organe Veränderungen in der Ein- rihtung der Kirhenbücher zu treffen? Sind insbesondere Verein- fahungen derselben möglih und welche ?

Bei der Wichtigkeit der in vorstehenden Fragen berührten Punkte müssen hinter deren Behandlung alle übrigen Berathungs- gegenstände zurücktreten. Falls daher die Konsistorien beabsih- tigen, ihrerseits Vorlagen an die Kreis\synoden -zu bringen, fo werden dieselben nur insoweit Erledigung finden können, als die eingehende Berathung der vorstehenden Fragen dadur nicht beeinträchtigt zu werden braucht. Ueberhaupt sind die Konsistorien beauftragt, dahin zu wirken, daß auf den diesjährigen Kreis- \ynoden Alles vermieden werde, was die vorurtheilslose Grledi- gung der nächstliegenden Aufgaben, insbesondere den weiteren Aufbau der neuen Synodalordnung zu verzögern geeignet er- seinen fkann. Zu“ diesem Behuf hat der Evangelische Ober- Kirchenrath die Konsisterien daran erinnert, daß in dem Aller- höchsten Erlaß vom 10. September v. I. ausdrücklich erklärt ist, daß der Bekenntnißstand und die Union in den Provinzen und den Gemeinden durch die neue Ordnung in keiner Weise berührt wird. Es liegt demnach in der neuen Ordnung durh- aus tein Anlaß vor, die Bekenntniß- und Unionsfragen jeßt zur Verhandlung zu bringen. Am wenigsten find die Kreis- \fynoden nah“ ihrer verfassungêmäßigen Zuständigkeit dazu be- rufen. Demgemäß find alle Erklärungen, Bekundungen und Verhandlungen über Konfession und Union niht nur un- zweckmäßig, sondern durhaus unstatthaft. Diè Superintendenten als Vorsizende der Kreissynoden werden dafür verantwortlich gemacht, daß dieselber. unterbleiben.

Sind zur Zeit dés Zusammentritts der Kreis\ynoden bei den Konfsistorien noch Rekurse gegen Entscheidungen der Gemeinde- Kirchenräthe in Wahleinspruhs\achen anhängig, \o sind dieselben an die neuen Kreis\ynodalvorstände sofort nah deren Konstitui- rung zur Erledigung abzugeben.

Die Konfistorien haben dafür Sorge zu tragen, daß die Protokolle über die abgehaltenen Kreis\ynoden denselben unver- züglich eingereiht werden, und demnächst im Interesse der wichti- gen Anordnungen, die der Evangelishe Ober-Kirhenrath noh vor dem 1. Dftober d. I. zu erlassen hat, und der möglichst baldigen Einberufung der Prorinzialsynoden sowohl über das Ergebniß der Wahlen zur Provinzialsynode, als über die oben erwähnten gutahtlihen Aeußerungen der Kreissynoden ricet Zeit \{leunigst dem Evangelischen Ober-Kirchenrath zu

en.

Der Cirkular-Erlaß des Evangelishen Ober-Kirchenraths {ließt mit folgenden Worten: „Wir stehen mit Le E mentritt der neuen Kreissynoden an einem der éntsheidenden Wendepunkte, von deren Ausfall die gedeihlihe Weiterentwicke- [lung der neuen Synodalordnung abhängig is. Ie mehr wir beklagt haben, daß die Berufung dieser Kreis\ynoden viel län- ger, als wir ursprünglich annehmen zu dürfen glaubten, hat verzögert werden müssen, desto mehr erahten wir es für noth- wendig, daß die weiteren synodalen Stufen in möglichst kurzen Fristen auf einander folgen. Erreichbar aber i| dieses Ziel nur dann, wenn eine vorurthellsluse Beurtheilung der Lage, in wel- her unsere Lavydeskirhe \ich gegenwärtig befindet, all- genieiner, als bisher, zum Dur@Gbruch fommt, wenn die obwaltenden Mißverständnisse beseitigt und das geflis- sentlich verbreitete Mißtrauen überwunden werden, und wenn alle, denen nihcht blos an der Erhaltung, sondern an der \ynodalen Gliederung und an der Selbfländigkeit unserer Landes- kirche gelegen ift, mit Zurükstellung aller Sonderbestrebungen dazu mitwirken, daß der Ausbau der neuen \synodalen Ordnun- gen vollendet und sicher gestellt werde. Wir vertrauen dem öniglihen Konsistorium, daß es mit uns und unter dem Auf- gebot aller Kräfte diesem Ziel zuftrebt. Zugleih aber hoffen wir, daß alle Betheiligten uns bei der {weren Aufgabe, welche durchzuführen uns obliegt, unterstüßen und alle bewußten oder unbewußten Verzögerungen des begonnenen und bis hierher unter Gottes Gnade durchgeführten Werks beseitigen werden.“

Der General-Lieutenant und Inspecieur der Gewehr- fabriken Wolff - von Linger, welcher sih vor einiger Zeit in dienstlihen Angelegenheiten nah Westfalen und dem Harz be- gehn hatte, ist von dort hierher zurückgekehrt. j

Breslau, 5. Iuni. Es is für die Provinz Schlefien die Stelle eines Fabrikinspektors im Sinne des §.-107 und

. 132 der Gewerbe-Ordnung_ vom 21. Juni 1869, sowie des

. 11 des Geseßes vom 16. Mai 1853, betreffend einige- Ab- änderungen des Regulativs vom 9. März 1839 über die Be- \häftigung jugendliher Arbeiter in Fabriken, errichtet, und mit deren Wahrnehmung der Königliche Eihungs-Inspektor, Berg- Affessor Frief zu Breslau betraut worden. Der Fabrik-Inspek- tor Frief ist bereits in seine Funktion eingetreten.

Ems, 5. Juni. (W.T. B.) Se. Majestät der König von Sachfen wird zum Besuhe Sr. Majestät des Kai- sers von Rußland am Montag Morgen hier eintreffen und im „Englischen Hofe* Absteigequartier nehmen.

Bayern. München, 4. Iuni. (Alg. Ztg.) Die That- sache, daß der König der Fronleihnamsprozession anwohnen werde, hatte die Straßen der Stadt mit Zuschauern, zu denen die Bahn von auswärts ein großes Kontingent ge- liefert, diht gefüllt. Der Umzug, an dem fih die Prinzen des Königlichen Hauses, die obersten Hofchargen, die Staats-Minister, in starker Vertretung die Beamten und der Stadt-Magistrat betheiligten, dauerte zwei Stunden, begünstigt vom herrlichsten Wetter. Der König wurde bei der Fahrt zur Kirche und zurück von der Bevölkerung mit den lebhaftesten Hochrufen begrüßt. In herkömmliher Weise war der Hof und Stadtklerus, welcher die Prozession mitmachte, zu einem Diner in der Königlichen ‘Residenz versammelt. Der demselben präfidirende Stiftsdekan Enzler brachte der Sitte gemäß das Hoh auf Se. Ma- jestät aus. Nachmittags 4 Uhr begann das Galadiner, welches auf Befehl des Königs zur Nachfeier der Vermählung des Herzogs Karl Theodor mit der Herzogin von Braganza im Saale Karls des Großen in der Königlichen Residenz stattfand. Die Infantin von Portugal saß zur Rchten Sr. Majestät an der Tafel, zu der auch die Königlihen Prinzen Luitpold und Ludwig, Leopold und Adalbert mit Gemahlinnen, Prinz Arnulf und Herzog Ludwig, - ferner die obersten Hofchargen und die Königlichen Staats-Minister, sowie der Erzbischof, die General- Adjutanten v. d. Tann, Graf Rechberg, v. Ieeße, Präsident Graf Stauffênberg, die Kammerherren und das Gefolge der Hohen Herrschaften geladen waren. Nah dem reihen und glän- zenden Diner, das über 50 Gedecke zählte, und während dessen ausgewählte Musikstücke zum Vortrag kamen, war „Cercle“, wo- bei Se. Majestät der König mit den Gästen aufs Huldvollste fih unterhielt. L:

Der Finanzaus\chuß der Abgeordnetenkammer hat bezüglih der Nachweisungen über die den Centralfonds zZu- gewiesenen Staatseinnahmen und deren Verwendung im Verwaltungsjahre 1872 Bericht erstattet und den Antrag gestellt : den vorgelegten Rehnungsnahweisungen die Anerkennung zu ertheilen. Die Rehnungsresultate find folgende:

Die Bruttoeinnahmen betrugen im Jahre 1872: 117,328,684 Fl. Für Erhebung, Verwaltung und Betrieb wurden verausgabt 36,646,846 Fl., für den eigentlichen Staatsaufwand 73,188,748 F[., zusammen 109,835,595 Fl. Es verblieb sonach ein Aftivrest von 7,493,089 Fl. Der Hauptabshluß der Rechnungen für 1872 ergiebt aiten 128,881,606 Fl. Einnahmen (Verlagskapital 8,310,000,

estand der X. Finanzperiode und zurück 3,242,922 Fl, der XI. Finanzperiode 117,328,684 Fl.) und 110,952,797 Fl. Ausgaben, so daß sih ein Aktivrest von 17,928,808 Fl. ergiebt. Dieser Aktivrest zerfällt in das Verlagskapital zu 8,310,000 Fl, den eigentlichen Aktiv? rest zu 9,618,808 Fl. Außer diesen Aktivbeständen gehen auf das Jahr 1873 noch weiter über: 1) an Einnahmsrückständen in Summa 392,045 Fl., 2) an Guthaben 91,676 Fl.; Gesammtbetrag aller Aftiv- bestände 18,372,930 Fl. Im Jahre 1872 hat sih gegen das Vorjahr die allgemeine Staatss{chuld um 33,759,635 Fl, gemindert, -die Eifen- bahnîchuld um 18,709,970 Fl. gemehrt, die Grundrentenshuld um 995,937 Bl. gemindert. Die der Pensions-Amertisationsfasse zur ir tas Pensionen haben sich ebenfalls um 141,330 Fl. ge- mindert.

Sachsen. Dresden, 5. Iuni. Die Zweite Kammer beschloß heute ohne Debatte mit allen gegen eine Stimme, bei ihren zu dem von der Ersten Kammer abgelehnten Gesezentwurfe über die Ober-Rehnungskammer gefaßten Beschlüssen stechen zu bleiben. Sodann wurden die für den Umbau des Seminars zu Nofen im außerordentlihen Budget geforderten 46,000 Thlr. bewilligt. Eine längere Debatte knüpfte sich an den Bericht der 1. Deputation über den zweiten Theil der auf verschiedene Aen- derungen in der Einrihtung der Landes-Immobiliar-Brand-Ver- fiherungsanstalt bezüglichen Vorlage. Dieselbe bringt zur vor- läufigen Kenntniß der Stände die Grundzüge der von der Regierung in Berücfsihtigung eines ständishen Antrags vom vorigen Landtage beabsichtigten Reform der orga- nishen Einrichtungen der Landesanstalt, welche insbesondere auf die vollständige Beseitigung des theilweise zur Zeit noch der Klassifikation zu Grunde liegenden Unterstüzungsprinzips gerichtet sein wird. Der Deputationsanträag: das zur Einsicht vorgelegte neue Klassifikationswerk für die Brandverfiherungs- Anstalt als den frühern ständischen Anträgen in der Hauptsache entsprehend zu bezeihnen, wurde \{ließlich mit allen gegen eine Stimme angenommen. Ebenso beshloß die Kammer, die Re- gierung zu ermächtigen, die durch das Behörden-Organisations- geseß und die neuen Gemeinde-Ordnungen nothwendig werdenden Abänderungen des Geseßes-vow 23. August 1862 bis zu Ver- abschiedung eines neuen Gesehes über die Landesanstalt im Ver- ordnungswege zu treffen. Auf eine mit mehr als 800 Unter- schriften versehene Petition, über welche von der 4. Deputation durch Abg. Richter (Baseliß) Bericht erstattet worden ist, beschloß die Kammer, die Regierung zu ersuchen: das Mandat vom 16. April 1831, Abth. 4 unter 1. dahin abzuändern, daß die Einstellung von Musik und öffentlichen Lustbarkeiten a. beim Tode des Königs von 3 Wochen auf 10 Tage, þ. beim Tode der Königin, einer verwittweten Königin und des Kronprinzen, tvenn. er das 21. Lebensjahr zurückgeiegt hat, von 8 Tagen auf 5 Tage beschränkt werde, unter der Vorausseßung, daß in beiden Fällen Musik und’ öffentliche Lustbarkeiten erst am zweiten Tage nach der feier- lihen Beiseßung der Leiche wieder ihren Anfang nehmen dür- fen. Mit diesem Beschlusse hatte sich die Regierung bereils der Deputation gegenüber einverstanden erklärt. Schließlich erledigte die Kammer noch einige andere Petitionen.

Heute Vormittag hat die feierlihe Einweihung der neuen Kirche det russishen Gemeinde stattgefunden. Derselben haben die Staats - Minister, die obersten Hofchargen, die Spigzen der Königlichen und der städtischen Behörden, erat zahlreihe eingeladene distinguirte Privatpersonen beige- wohnt.

Württemberg. Siuttgart, 4. Juni. Die Kammer der Standesherren hat am 3. d. Mtz:. in beinahe fünf- ftündiger Sizung den Entwurf des Gesetzes, betreffend den Bau von Eisenbahnen in der Finanzperiode 1873-75, be-

n D demselben mit allen Stimmen ihre Zustimmung aden. Karlsruhe, 4. Juni. Der Hauptartikel des von der Zweiten Kammer am 1. d. M. mit wenigen Abände- rungen nah den mit der Regierungsvorluge Üübereinstimmenden Kommisfionsvorschlägen einstimmig genehmigten Gesetzes über die Kapital-Renten steuer lautet: „Der Ertrag aus Ka- pitalvermögen, sowie Renten und sonstige derartige Bezüge, soweit diese Erträgnisse niht unmittelbar der Grund-, Häuser-, Gewerb- oder Klassensteuer des Großherzogthums unterworfen find, unterliegen nah Maßgabe der folgenden Bestimmungen der Kapital-Rentenfteuer.“ j

Sessen. Darmstadt, 5. Juni. Der Großherzog hat den Ober-Gerichtsrath Görz von Mainz zum Ersten Prä- sidenten der Zweiten Kammer für die Dauer des gegen- wärtigen Landtags ernannt.

Sachsen - Teimar -: Eisenah. Eisenach, 4. Juni Unter dem Vorfiß des Landesbischofs. Dr. Wilhelmi von Wies- baden ist heute die deutsch-evangelische Kirchenkonferenz eröffnet worden. Angemeldet und bereits fast vollzählig einge- troffen find: Für Preußen: Generalsuperintendent Dr. Brückner, Ober-Konfistorial-Rath Dr. Dorner und Ober-Konsistorial-Rath Hermes aus Berlin, Landesbishof Dr. Wilhelmi aus Wies- baden, Generalsuperintendent Godt aus S{hleswig, Professor Dr. Dove aus Göttingen. Für Württemberg: Prälat Dr. v. Kapff und Ober-Konsistorial-Rath v. Schickhardt aus Stuttgart. Für Baden: Prälat Dr. Holhmann aus Karlsruhe. Für Braun- \{chweig: Abt Dr. Ernesti aus Wolfenbüttel. Für Sachsen-Wei- mar: Geheimer Kirchenrath Dr. Hesse und Geheimer Justiz - Rath Vollert aus Weimar. Für Mecklenburg- Streliß: Konsistorial - Rath Dr. Ohl aus Neustreliß. Für Dessau: Superintendent - Teihmüller aus Dessau. Für Schwarzburg - Rudolstadt: Generalsuperintendent Leo aus Rudolstadt. Für Waldeck: Konsistorial - Rath Sethramm aus Arolsen. Für Lübeck: Senior Lindenberg_- aus Lübe. Bayern, Hessen, Mecklenburg - Shwerin, Sachsen - Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Oldenburg, Lippe, Reuß, Hamburg und Bremen haben keine Vertreter hierher geshickt. Für das König- reich Sachsen war der Ober-Hofprediger Dr. Kohlschütter aus Dresden angemeldet, der auch die Predigt in der Wartburgs- Kapelle in dem heutigen Eröffnungs-Gottesdienste übernommen hatte. Er ist indeß durch Krankheit am Erscheinen verhindert worden, und in Folge dessen wird der Geh. Kirchenrath Dr. Hesse aus Weimar die Predigt halten. In der ersten Sihung wird man fih-zunächst mit der Wahl eines ñeuen Vorsißenden und wit der Feststellung der Tagesordnung beschäftigen. Als Ge- genstände der Verhandlung liegen vor: 1) Eine neue Aufnahme der kirhlihen Statistik; 2) die Zulaffung von Synodalabgeord- neten zur Konferenz; 3) die Abnahme der Theologie Studiren- den; 4) die Herstellung von Synodalverfassungen in den zur Konferenz -verbundenen E: 5) Mittheilungen über die Berichtigung der lutherischen Ia den Stand des allgemeinen Kirchenblattes und der Konferenzkase.

Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meiningen,

2. Juni. Gestern ist die Prinzessin Marie, von Berlin kom-

mend, in ihrer Sommerresidenz Bad Liebenstein eingetroffen, hat

eute Vormittags ihre Großeltern hierselb besuht und ift bends nach Bad Liebenstein zurückgekehrt.

Der Divifions-Commandeur General-Major von

Blumenthal hat vor Kurzem die beiden hiesigen Bataillone

inspizirt; {päter sind von dem Brigade-Commandeurx von

- Biber stein, welher gestern Abend wieder abgereist ist, an meh-

reren Tagen Inspektionen vorgenommen worden, und am 9. d. M. wird zu demselben Zwecke der Corps-Kommandant General der Infanterie von Bose hier eintreffen.

Desterreich - Ungaru. Wien, 6. Juni. (W. T. B.) Der Minister des Innern hat sämmilihe liquidirende Banken und die bei ihnen fungirenden Regierungs-Kommissare aufgefordert, sofort über den Stand der Liquidationsmasse Nath- weisung zu ertheilen und die Regierungs-Kommissare gleichzeitig angewiesen, auf die thunlihste Beschleunigung bei Abwickelung der Liquidationen hinzuwirken.

Schweiz. Bern, 3. Iuni. Auf der heutigen Tages- ordnung des Ständerathes stand der Geschäftsberiht des Bundesrathes und des Bundesgerihtes über das. Iahr 1873 nebst der Staatsrehnung des laufenden Jahres. Ohne weitere Bemerkungen fand der Geschäftskreis des politischen Departements gemäß dem Antrage der Kommission Genehmigung. Eine län- gere Debatte veranlaßte der Geschäftskreis des Departements des A bei welchem die Kommission drei Postulate stellte, nämlich: f

«Den Bundesrath einzuladen, 1) die fordérlichen Maßnahmen zu treffen, um möglichst rasch die Herstellung der Einheit in Maß und Gewicht herbeizuführen; 2) der Bundesversammlung befördertich Bericht und Antrag vorzulegen, in welcher Weise vorzugehen sei, um

j die Frage der baulichen Erweiterung der für das Polytechnikum in

Fürid und den Bundeëfiß in Bern-nothwendigen Räumlichkeiten zum bschluß zu bringen, nnd endlih 3) die erforderlichen Bestimmungen und Anordnungen zu treffen, um das Departement des Innern mit Bezug auf die Handhabung der Viehgesundheitspolizei zweckentsprehen- der zu orgarisiren, als bis jeßt der Fall gewesen.“

Diese Posftulate fanden \sämmtlih unwesentlih verändert Annahme. Auch der Geschäftskreis der Iustiz- und Polizei- A mib -de-BA Difoh erhebliche SOEE erledigt. Muth- maß wird der Geschäftsberiht noch die morgende Sizung des Ständeraths ausfüllen. E s Ms i

Im Nationalrath isst der Gesegentwurf, betreffend

das Pfandrecht an Eisenbahnen, eute bis zu dem Art. 26 vor- -

gerückdt, Auch heute wurden von der Redaktion des Ständerathes bedeutend abweichende Beschlüsse gefaßt. Jedenfalls wird die Erzielung der Uebereinstimmung beider Räthe über dieses Gesetz noch viel Mühe und Arbeit tösten. t —- Die seitherige Regierung des Kantons Bern ist vom Großen Rathe mit großer Mehrheit (im Durchschnitt mit einem Mehr von ca. 200 gegen nur 30 Stimmen) für eine neue Amtsperiode von 4 Iahren in corpore bestätigt worden.

Niederlande. Haag, 3. Iuni. Der ruffishe Gesandte am niederländischen Hofe, v. Stolipine, is gestern von hier nah Baden-Baden abgereist.

Zu den in dem Telegrawme des General - Gouver- neurs von Niederländish-Indien aus Buiienzorg voin 31. Mai mitgetheilten Meldungen des Obersten Pel hat man einige Erläuterungen zur Klarstellung der Bedeutsamkeit

der betreffenden Thatsachen erhalten. Wie diese näheren An- aben konstatiren, waren die Atchinesen zwar aus ihrer passiven tung wieder herausgetreten; fie unternahmen aufs Neue An- e auf Kotta Radja, d. H. auf die niederländishe Nieder- assung in dem Kraton, auf Penajong, den Punkt, wo früher das Hauptquartier des Expeditionscorps war und jezt ein Fort tet ist, und auf Maraska, den westlich vom Kraton, im Lande der 25 Mukim gelegenen Kampong des mit den Nieder- ländern befreundeten Häuptlings Tuku Nek. Die Atchinesen N bei diesen mißlungenen Angriffen \{chwere Verluste erlitten. Feind scheint den Westen aufgegeben zu haben; er hat sih nun auf mehreren östlih, im Bezirke der 26 Mukim, befindlichen Punkten eingenistet, dort, wo \ih bisher überhaupt noch wenig Neigung zur Unterwerfung gezeigt.

Großbritannien und Jrlatd. London, 4. Iuni. Der Herzog und die Herzogin von Hamilton find von ihrer Hochzeitsreise in Aegypten nach ihrer englishen Residenz Glenham-House, Suffolk, zurückgekehrt, wo fie wäzrend der Londoner Saison verbleiben werden. N

Der Lordmayor von London, Alderman Lusfk, gab gestern, dem Beispiele seines Vorgängers, Alderman Sir Sydney Waterlow folgend, den Lordmayors von York und Dublin, den Lord Provosts von Edinburgh, Glasgow und Aberdeen, und fast \sämmtlihen Mayors oder Bürgermeistern der Städte- des ganzen Vereinigten Königreiches ein glänzendes Bankett in der ägyptishen Halle des Manfion-House. Die Provinzial-Mayors, eiwa 170 an der Zahl, erschienen bei der Gelegenheit alle in ihren Amtsroben und Ketten. Den landes- üblihen Toasten folgte der Toast des Lordmayors auf ?die ¿„Municipalitäten des Vereinigten Königreiches,“ den die Lord- mayòrs von York und Dublin sowie der Lord Provost von Edinburgh in geeigneten Reden beantworteten.

6. Juni. (W. T. B.) Lord Dunsany inter- pellirte geftern in der Sißung des Oberhauses die Regierung über die Suezkanal-Angelegenheit. Graf von Derby beantwortete die Interpellation und erklärte, die Stellung Eng- lands zu der Frage sei durchaus nicht unklar. Die Befugnisse und Obliegenheiten der Suezkanal-Compagnie und die Vorschrif- ten über die Benußung des Kanals seien in der Konzessions- Urkunde bestimmt ausgesprochen und festgestellt. Die Regierung werde jede annehmbare Propofition, durch welche die gegenwär- tigen Streitigkeiten beseitigt und künftige verhindert werden könn- ien, unterstüßen. Die europäischen Kabinete würden aber nicht darin willigen, daß der Kanal von der englishen Regierung angekauft und der Betrieb einer internationalen Kommission unterstellt würde. Ueber die wichtige Frage der Neutralisirung des Kanals im Kriegsfalle erklärté Graf Derby fich nicht aus- lassen zu können.

Der „Kölnischen Zeitung“ “wird aus London gemeldet,

. daß die katholische Universität zu Michaelis eröffnei und

zunächst nur hundert Studirende zugelassen werden sollen. Das dem Direktorium zugegangene betreffende Breve des Papstes, in welchem der Universität auch der Segen desselben ertheilt wird, \oll mit einem Hirtenbriefe des Episkopats demnächst in den katholischen Kirchen verlesen werden. Der Kardinal Cullen r von der Kurie angewiesen, ein Konzil der katholischen

irche Irlands einzuberufen, wobei ihm anheimgegeben ift, den Zeitpunkt des Zusammentritts des Konzils selbst zu be- flimmen. -

Frankreich. Paris, 5. Juni. (W. T. B.) Das linke Centrum. hat beshlossen, _ jeden Antrag auf ein Zusammen- gehen mit dem rechten-Centrum fo lange von der Hand zu weisen, bis das rechte Centrum die Republik als definitive Re- gierungsform acceptirt haben werde.

Henri Chevreau (Minister unter dem Kaiserreiche) hat die ihm von der bonapartistishen Partei des Departe- ments der Rhone angebotene Kandidatur um einen Sig in der Nationalversammlung angenommen.

Dem Vernehmen nah steht die Unterzeihnung des Vertrages über die neue türkische Anleihe morgen bevor.

6. Juni. (W. T. B.)- Der Deputirte Melville Bloncourt if wegen seiner Betheiligung an der Pariser Commune in contamaciam zum Tode verurtheilt worden.

An dem Diner, welches am 4. von dem Marschall- Präsidenten zu Ehren des 'deutshen Botschafters gegeben wurde, nahmen außer dem Fürsten Hohenlohe und dem ge- sammten Personal der deutshen Botschaft noch der englische Botschafter Lord Lyons, der russishe Botschafter Fürst Orloff und die Gesandten von Belgien, Italien, Dänemark und der Schweiz Theil. Der Minister des Auswärtigen, Herzog von Decazes, war ebenfalls gegenwärtig. ae 011

Versailles, 5. Iuni. (W. T. B.) Die mit der Vor-

berathung der Postkonvention mit den Vereinigten Staaten von Nordamerika beauftragte Kommission der Nationalversammlung hat fich für die Genehmigung- dieser Kon- vention ausgesprocheñ. wesende Herzog von Décazes erklärte, daß die gedahte Konven- tion eine Art von Uebérgangsstadium von dem gegenwärtigen rein fiskalishen Postsysteme zu einem neuen freifinnigeren Systeme bilden solle. Zugleich mate derselbe die Mittheilung, daß Frankreich an dem am 15. September d. J. in Bern zu- fammentretenden internationalen Postkongresse Ae werde. j In der heutigen Sihung der Nationalversammlung wurde der Gesezentwurf, betreffend die Errichtung einer medi- zinishen Fakultät in Lyon und einer solchen in Bordeaux, in Erwägung genommen, ferner eine weitere Vorlage, nah welcher 1 die Entdeckung eines Mittels zur Nachweisung des Alkohol n Mischungen jeder Art ein Preis von 50,000 Frcs. ausgesetzt werden soll. Der Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herzog von Decazes, brachte einen Géseßentwurf ein, durch welchen die Postkonvention mit Nordamerika in mehreren Stücken noch weiter ergänzt wird.

Spanien. Ein Telegramm aus Oran , 5. Iuni meldet : Eine \panishe Fregatte und ein spanischer Avisodampfer haben heute 500 Sträflinge, welche nah der Belagerung von Cartagena hierher entkommen waren, an Bord genommen und nah Ceutà geführt. Der Werth des von den Sträflingen in Cartagena ge- plünderten, hier aufgefundenen und gleihfalls von den Schiffen an Bord genommenen Privateigenthums wurde auf 200,000 Fres.

geschäßt. j ;

Ftalien. Rom, 30. Mai. Die Deputirteukammer genehmigte gestern das Definitiveinnahmebudget für 1874 mit 1174 Mill. ordentlihe und 1344 Mill. außerordent- lihe Einnahmen, ausschließlich der Einnahmen von den Kirchen- gütern, welche zu ca. 56 Mill. angenommen wurden, zusammen also etwa 1364; Mill. Frcs. Danach fam der Gesezentwurf, Demzufolge für Hafenbauten in Neapel, Castellamare, Salerno,

Der in der Kommissionsfizung an=-

Girgenti, Palermo und Venedig 5,835,000 Frcs. verwendet wer- den sollen, zur Verhandlung und Annahme.

Die Kommission der Deputirtenkammer über die Eisenbahnkonventionsvorlage-: trat heute zusammen und \sprach fich für den Ankauf der römischen Eisenbahnen aus, mißbilligte aber die von der Regierung mit der Südbahngesell- \haft abgeshlossene Konvention über den Betrieb derselben. Sie will ihre Arbeiten beschleunigen, um den Beriht noch vor Schluß der Kammerverhandlungen vorzulegen, damit er auf alle Fälle als Dokument dienen kann. j

Cardinal Falcinelli is, wie telegraphisch gemeldet, gestern früh verschieden, nachdem er seit einigen Tagen schon die Sprache verloren hatte. Er war am 10. November 1806 in Assifi geboren und trat 1825 in den Benediktinerorden und zwar in das Kloster S. Paolo fuori mura ein, dessen Abt er 1850 wurde. Im Jahre 1853 zum Erzbischof von Forli er- nannt, ging er 1858 als apostolisher Nuntius nach Brafilien und verblieb daselbst, bis er in gleicher Eigenschaft im Jahre 1863 nach Wien verseßt wurde.

Ein Dekret bewilligt den höheren und Subaltern- offizieren, welhe sich hier in Garnison befinden, als Ent- schädigung für die hohen Hausmiethen vom 1. Juli: ab 300 Fr. Zulage jährlih; desgleichen erhalten die Subalternoffiziere zu Turin, Mailand, Florenz, Neapel und Palermo zu demselben Zweck 120 Fres. j

“_— 9. Juni. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ ist der Pap st zwar fieberfrei und hat gestern eine Messe celebrirt und heute Vormittag mehrere Personen in öffentliher Audienz empfangen; sein Kräftezustand ist aber sehr \{chwach und gering.

Die „Voce della verità* erklärt, daß fich die Kleri- kalen jeder Theilnahme an den bevorstehenden politischen Wahlen enthalten würden.

Numänien. Bukarest, 6. Iuni. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer beshchloß gestern die Konvention mit Desterreih-Ungarn, betreffend den An\schluß der rumäni- nijhen Bahnen an die ungarischen, mit 75 gegen 34 Stimmen in Erwägung zu ziehen, nahdem von dem Minister- Präsidenten Katargi die Kabinetsfrage gestellt worden war.

Ein neueres Telegramm von demselben Tage meldet : Die Deputirtenkammer hat das ungarish-rumänische Eisenbahn- anshluß-Projekt mit einer Majorität von 43 Stimmen ge- nehmigt.

Nufßland und Polen. St. Petersburg, 4. Juni. Der Großfürst Wladimir Alexandrowitsch is am 1. Juni in Zarskoje-Sselo eingetroffen.

Der neue Modus für die Ertheilung von Eisen- bahn-Konzessionen soll, wenn die „M. Ztg.“ recht unter- rihtet ist, seine Existenz bereits beschließen, und werden Süb- \friptionen auf Eisenbahn-Aktien, wie die jüngst erlebten, nit mehr stattfinden. - Hierüber soll nah dem genannten Blatt eine definitive Entscheidung bereits erfolgt sein und gegenwärtig die Frage von der zweckmäßigsten Art des Eisenbahnbaues, ob un- mittelbar vom Staate selbst oder durch Privatunternehmer, eifrig ventilirt werden.

Schweden und Norwegen. Christiania, 1. Juni. Der Regierungsvorshlag, im Departement des Innern einen Bureauchef für landwirthschaftlihe Angelegen- heiten anzustellen, ist von der Majorität des Gage- und Pen- fions-Comités zur Nichtbefolgung empfohlen: Ebenso wurde die Anstellung eines besondern Beamten für das Forstwesen vorläufig als nicht nothwendig erachtet.

Das Lagthing hat einstimmig den Beshluß des Odels- things in der Stirafgeseysache und das Storthing verschie- dene Regierungsvorshläge über Kontrabßirung einer Anleihe zu mehreren Eisenbahnanlagen angenommen. Zur Kongs- vingerbahn- find 218,000 Spezies, zur Hamarbahn 6170 Spezies, zur Chriftiania-Drammenbahn 70,300 Spezies, 152,300 Spezies zur Drammen-Randssjordbahn und fernere 71,000 zur Chri- \stiania-Drammenbahn bewilligt worden. Das Storthing hat ferner genehmigt, daß die Merakerbahn breitspurig gebaut wird,

jedoch unter der Bedingung, daß die daran \stoßende Eisenbahn

auf \{chwedischem Grunde dieselbe Spurweite bekommt.

Dänemark. Kopenhagen, 8. Iuni. Der Kron- prinz feierte heute seinen 31. Geburtstag. Zur Feier des Tages is eine Anzahl öôffentliher und privater Gebäude mit Flaggen geshmückt. Eine größere Festlichkeit findet nicht statt. Die Königliche und Kronprinzlihe Familie macht einen Ausflug nach Schloß Friedensburg und wird Abends wieder nach Schloß Bernstorff und Charlottenlund zurückerwartet.

Aus Anlaß der 1000 jährigen Jubelfeier der K o- [lonisirung Islands ift eine allgemeine Studentenversamm- lung berufen worden, um einen Beschluß zu einer Adrefse an die Igländer zu fassen.

Asien. Japan. (A. A. C.) Aus Yokohama wird unterm 283. April ‘gemeldet: -Yiento, der Leiter der Saga-Rebellion, ist ent- hauptet und dessen Kopf öffentlich ausgestellt worden. Die Expedition nah Formosa soll nach Corea dirigirt und“ verstärkt werden. Die Eisenbahn zwischen Osaka und Kobe is noch niht ganz vollendet, doch glaubt man, daß der Kaiser der am 1. Mai er- folgenden offiziellen Eröffnung beiwohnen werde. Zu Nitta zer- störte ein Feuer 221 Häuser, und viele der ihrer Heimstätten Beraubten find seitdem Hungers gestorben. Ein zur Formosa- Expedition gehöriges Truppen-Corps von 1000 Mann hät dié e ant verlassen. Zu Gifu zerstörte eine Feuersbrunst 400

äuser. E Kalkutta, 5. Iuni. (W. T. B.) Die Regierung hat eine mit 4 Prozent verzinslihe Anleihe von 21/4 Millionen Pfd. Sterl. zur Zeihnung ausgeschrieben.

Australien. Sandwichh-Inseln. (A. A. C.) Nah

Daten aus Honolulu bis zum 9. Mai kam die Hawayische Le-

gislatur am 30. April zusammen. Der König hielt eine An- rede an fie, in welcher er über große und außerordentliche Kosten der-Regierung klagte, verursaht durch die Entfernung der Aus- fätigen nah Molokai, das Begräbniß zweier Souveräne und die Wahl der Nachfolger. Er sprach_sih zu Gunsten eines E R, mit den Vereinigten Staaten, aber gegen jede

btretung von Land aus. Er befürwortete die Unterstüßung der Dampferverbindung zwishen San Francisco und Auftralien und die Errichtung einer Kommission für die Kodifizirung der Gesehe des Königreichs. . Die Legislatur stimmte gegen das Konstitutions-Amendement für Theilung des Hauses, eine früher von König Lunalilo empfohlene Maßregel.

Die Nr. 23 des „Justiz-Ministerial-Blatts für die Preußische Geseßgebung und Rechtspflege,“ herausgegebea im Bureau des Justiz-Ministeriums, hat folgenden Inhalt: Allge-

meine Verfügung vom 1. Juni 1874, betreffend die Zulassung s{hwe- dish-norwegischer Staatsangehöriger zur Eheschließung.

Statistische Nachrichten. In der leßten Woche vorigen ? Monats wurden in Stockholm 69 neue Erkrankungen an den Blatttern angemeldet (in der vorher- gehenden Woche 117) und 22 Todesfälle (31), am exanthematischen Typhus beziehentlich 31 (44) und 12 (6), Vom: Beginn der Krankheit bis- zum 29. Mai wurden 3899 Blatternfälle mit 829 Todesfällen und 677 Typhusfälle mit 121 Todesfällen angemeldet.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Berlin, 6. Juni. Ueber die Festlihkeiten zur 300jähr i- gen Jubiläumsfeier des Gymnasiums zum Grauen Kl oster wird mitgetheilt: Na dem vorläufigen Festprogramm soll am 3. Juli (Freitag) ein Schülerfest im Freien außerhalb Berlins stattfinden und nah der Aut der Schüler und ihrer Lehrer von dem betreffenden Bahnhofe aus ein Fackelzug sih nah dem Gymna- sialgebäude in der, p erla begeben. An den Abenden des 30. Juni und 1. Juli findet eine Aufführung des Oedipus Tyranneos in der Ursprache im großen Hörsaale der Anstalt statt; xm 2. ist der Haupt- festtag mit Redeakt in der Nifkolaikirhe. Der Tag wird miteinem Festmahle beschlossen; am 3. ist Schülerfest und Fackelzug. Nach dem leßteren findet ein Kommers ftatt; ebenso am 1. nach Aufführung des Oedipus Begrüßung der Fremden in dem Lokale der Reichshallen.

Der Historiker Professor Rudolf Usinger an der Univer- sität Kiel, der fih nach Bremen begeben hatte, um an der Versamm- lung des dort in der Pfingstwoche tagenden „Hansischen Geschichts- vereins“ theilzunehmen, ist daselbst nah kurzem Krankenlager am 31. Mai gestorben.

Von der zweiten vervollständigten und verbesserten Auflage der Geschichte der Handelskrisen von Max Wirth (Frankfurt a. M. J. D. Sauerländers Verlag, 1874), deren erste Abtheilung wir in Nr. 300 des Jahrgangs 1873 d. Bl. angekündigt haben, ist jeßt die zweite Abtheilung ershienen. Dieselbe enthält den XII. Ab- 1chnitt des Wers, „Geldklemme von 1863 und 1864 in Frankrei“, den XII1. „Die Krifis von 1866 in London“, den XIV. „Der \{warze Freitag im September 1869 zu New-York“, sodann die Krisis von 1873, die sehr eingehend erörtert ist (S. 433—702). Wir werden äuf den Inhalt des Buchs noch zurückommen.

Am 1. d. Mets. starb in Jena im 76. Jahre der O.-A.-G.- Rath Professor Dr. G. Chr. Schüler.

Die schweizerischegeschichtsfor\chende Gesellschaft versammelt sich am 28. und 29. September in Solothurn.

Landwirthschaft.

Wien, 5. Juni. (W. T. B.) Nah dem offiziellen Be- rihte über den Saatenstand in der zweiten Hälfte des Monat Mai hat der Gang der Witterung im Allgemeinen einen zufriedenstellenden Stand der Saaten in beiden Reichshälften zur Folge gehabt. Nur die nordöstlichen Länder und Landestheile zeigen Ausnahmen hiervon und zum Theil Ausnahmen von Bedeutung und weiter Erstreckung.

Gewerbe und Handel.

Berlin. Hr. Heinri Quistorp beabsichtigt, im Interesse der Aftio- nâre der beiden Kommandit-Gesellschaften auf Aktien, der Vereins- Bank, Quistorp & Co. und der Westend - Gesellschaft, H. Quistorp & Co., denselben Propositionen zu unterbreiten, und ersuht durch Cirkular die Betheiligten, ihren Besiß von Aktien der beiden Gesellschaften, unter Angabe der Stückzahlen nebst Nummern- verzeichnissen, bald schriftlich bei ihm anzumelden. /

Liegniß, 5. Juni. (W. T. B.) Weiterer Meldung zufolge war der hiesige Wollmarkt mit 2535 Centnern befahren; hiervon waren 1200 Ctr. feine Dominialwollen, 850 Ctr. mittlere Dominial- wollen, 485 Ctr. Rustikalwollen. Bis auf ‘einen Posten hochfeiner Wolle wurde Alles verkauft. Die Wäsche war größtentheils gut, Die S stellten sich für feine Dominialwollen auf 68—74, für mittlere

ominalwollen auf 60—66, für Rustikalwollen auf 56—63 Thlr. Letztére wurden demnach wie im vorigen Jahre bezahlt, während Dominialwollen einen Preisabshlag von 3—5 Thlr. erlitten, Die hres erschienenen Käufer waren meist vom Rhein uád- aus der ausiß.

Frankfurt a. M, 5. Juni. (W. T. B.) Heute sind hiér die Vertreter von 40 Handelskammern und wirthschaftlichen Vereinen zusammengetreten und haben fich zu der Erklärung ge- einigt, daß a. eine Echöhung der Eisenbahntarife bis nah gesh-he- hener genügender Begründung zu vertagen, und daß die Frage der Tarifsäße nur in Verbindung mit einer Reform des Tarifsystems zu behandeln, daß b. an den Bundesrath das Erfuchen um vorherige Veröffentlichung des gesammten bezüglichen Materials zu richten fei, und daß c. bei den Untetsuhungen über die Tarif-rhöhungöfrage die Vertreter des Handels, der Industrie und der Landwirthschaft ebenfalls gehört werden möchien. Die vorstehende Resolution sokl zur Kenntniß des Reichskanzler-Amtes gebraht und der am 12. d. M. in Düsseldorf zusammentretenden Delegirtenversammlung als Antrag un-

terbreitet werden.

London, 5. Juni. (W. T. B.) Der Strike der Kohlen- arbeiter in Sommerset ist im Wege gütlicher Vereinbarung beendigt. i

Verkehrs-Anstalten. i

Breslau, s. Juni. (W. T. B.) Jn der heutigen außer- ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Dber- schlesishen Eisenbahn-Gesellshaft wurde der Antrag des Vorsißenden des Verwaltungsraths auf Beschaffung von Geldmitteln in Höhe von 5 Millionen Thalern vehufs Baues eines Bahnhofes und Anlegung eines weiteren Geleises, sowie zur Erweiterung des Be-

triebsparkfes genehmigt. ;

Bam -

Aus dem Wolff'\hen Telegraphen-Büreau.

Antwerpen, Sonnabend, 6. Juni. Der Postdampfer „Ernst Moriß Arndt“ des baltishen Lloyd is mit Passagieren und voller Ladung heute von hier nach New - York abgegangen.

London, Sonnabend, 6. Iuni, Mittags. Das von dem Kardinal Cullen auf Anordnung der Kurie einzuberufende Konzil der katholischen Kirche Irlands \oll sh, wie des Weiteren gemeldet wird, vornehmlich mit dem Geseße beschäftigen, durh welches die Papstbullen für ungeseßlih erklärt worden sind, sowie mit den Beziehungen der Klöster zu dem Staate und mit dem Ge- seße, betreffend die Rechtsverhältnisse der Jesuiten in Irland.

Königliche Schauspiele. i : Sonntag, 7. Juni, sind die Königlichen Theater geschlossen. Montag, 8. Iuni. Opernhaus. Keine Vorstellung. Sauspielhaus. (146. Vorstellung.) Was Ihr wollt ! Lust- \piel in 4 Akten von Shakespeare. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise. Dienstag, 9. Iuni. “Opernhaus. (138. Borjielung.) Der Freishüß. Oper in 3 Abtheilungen. Musik von C. M. von Weber. Agathe: Frl. Kindermaun, vom Theater in Zürich als legte Gastrolle. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise. Schauspielhaus. Keine Vorstellung. Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Winuterbühnue. h: Sonntag. Gesammtgastspiel des Herzoglich Mei- ningenshen Hoftheaters. Zum lehten Male: Julius Câsar, Trauerspiel in 5 Abtheilungen von Shakespeare. Montag. Auf Verlangen: Was Ihr wöllt!