1874 / 158 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 08 Jul 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Militäruniform zu tragen, verabschiedeten Offiziere. Bei jedem Ehrengeriht wird ein Ehrenrath gebildet. Derselbe Hat unter Leitung des Commandeurs als dessen Drgan die Geschäfte des Ehrengerichts zu führen. Das älteste Mitglied des Ehrenraths ift dessen Präses.

Der Spruth des Ehrengerichts kann lauten: 1) auf Unzuftän- digkeit, wenn das Ehrengeriht der Ansicht ist, daß der Fall fich überhaupt nicht zur ehrengerihtlichen Behandlung eigne, oder daß ein anderes Ehrengeriht das zuständige sei; 2) auf Ver- vollständigung der Untersuhung, wenn das Ehrengericht eine solche, um \sih eine bestimmte Ueberzeugung bilden zu können, für nöthig und mögli hält; 3) auf Fréisprehung, wenn das Ehrengericht dcx Ueberzeugung if, daß die dem Angeschuldigten zur Last gelegte Gefährdung oder Verleznng der Standesehre nicht stattgefunden habe; 4) auf Schuldig der Gefährdung der Standesehre unter Beantragung der Ertheilung einer Warnung, wenn das Ehrengericht der Ueberzeugung if, daß der Angeschul- digte durch das ihm zur Last fallende Verhalten nicht unwürdig geworden is, im Dienst belassen zu werden; 5) auf Schuldig der Verlezung der Standesehre unter Beantragung der Ent- laffung mit \{lichtem Abschied, wenn das Ehrengeriht der Ueberzeugung if, daß der Angeschuldigte in seiner Dienftstellung nicht belassen werden kann; 6) auf Schuldig der Verlegung der Standesehre unter ershwerenden Umständen unter Beantragung der Entfernung aus dem Offizierstande, wenn das Ehrengericht der Ueberzeugung if, daß der Angeshuldigte dem Offizierstande ferner anzugehören unwürdig geworden ift.

Auf Grund der Ermächtigung im 8. 33 des Geseßes über die fkirchliche Disziplinargewalt und die Errichtung des Königlichen Gerichtshofes für kirchliche Angelegen- heiten vom 12. Mai 1873 (Ges.-Samml. 1873 S. 2083) hat der genannte Gerichtshof in der Plenarfizung vom 23. April d. I. zur Ergänzung der Vorschriften in den §8. 26 bis 29 ebendaselbst folgende Plenarbe\schlüsse gefaßt: 1) Der Gerichts- hof hat das Recht, vor der die Einleitung der Voruntersuchung betreffenden Verfügung §. 27 den Antrag der Staats- behörde auf Amtsentseßung §. 24 in Beziehung auf seine rechtlihe Begründung zu prüfen und die Ablehnung dessel- ben in allen Fällen auszusprehen, in welhen dieselbe aus Rechtsgründen sih rechtfertigt; und 2) Nach Beendigung der ge- mäß §. 27 des Gesetzes vom 12. Mai 1873 eintretenden Vor- untersuhung find die Akten von dem Untersuhungsrichter dem auf Grund des Alinea 2 dieses Paragraphen zur Wahrnehmung der Verrihtungen der Staatsanwaltshaft ernannten Beamten vorzulegen, damit derselbe in Betreff der Frage: ob das Ver- fahren einzustellen sei? seinen Antrag ftelle und demnächst die Aftten an den Königlichen Gerichtshof für kirhlihe Angelegen- heiten einsende.”

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Die bei der Königlichen Generai-Kommission zu Cassel beschäftigten Gerihts-Afefsoren Blanke und Weddige sind in Folge ihrer Uebernahme in die landwirth- \chaftlihe Verwaltung zu Regierungs-Afffefsoren ernannt, und dem seither beim Kollegium beschäftigten Regierungs-Assessor Delius ist unter Ernennung ' zum Spezial-Kommissarius die Leitung der neu errihteten Spezial-Kommission zu Büeburg übertragen.

Der General-Major und Commandeur der 3. Garde- Infanterie-Brigade Knappe- von Knappstaedt hat sich zur Abhaltung der öfonomishen Musterung beim 3. Garde-Grena- dier-Regiment Königin Elisabeth nah Spandau und Wrießen a. Oder begeben.

Der Kaiserliche Minister-Refident in Santiago Lewen- hagen ift zum Vertreter der deutshen Interessen auf der im nächsten Jahre zu Santiago stattfindenden Internationalen Aus ftellung berufen und wird als Kommissar des Deutschen Reiches auf dieser Ausstellung fungiren. Derselbe wird bereits jeßt den deutshen Ausftellern auf deren Wunsch die erforder- Lasten näheren Mittheilungen über die Ausstellung zugehen afen.

: Bayern. München, 6. Juli. Wie bis jeßt bestimmt ist, wird fich der Prinz Dito demnächst von Nymphenburg nach Elbingeralp, wo die Königin-Mutter weilt, begeben.

In der zweiten Hälfte dieses Monats wird die Kaiserin von Vefterreich hier eintreffen und fich demnähst weiter nah Havre begeben.

Um Gewißheit darüber zu erlangen ob die bayerische Staatsregierung der Auss\pendung der heil. Firmung durch den Bischof Dr. Reinkens Pderuie bereiten werde oder nit, hat sich nach Mittheilung des „Deutschen Merkur“ der Ausschuß der altkatholishen Gemeinde in Kempten vermittelst Eingabe an die Kreisregierung von Shwaben und Neuburg ge- wendet, und hierauf den Bescheid erhalten: „Daß es der welt- lien Regierung nicht zukommen fönne, cinem Bischof * eine pofitive Erlaubniß zur Ausübung einzelner kirchliher oder gottes- dienstliher Funktionen zu ertheilen, daß daher, wenn der Hr. Bischof Reinkens nach Kempten kommen sollte, um dort die Firmung zu spenden, ihm von Seite der weltlihen Regierung kein Hinderniß in den Weg gelegt, im Gegentheil nah der be- stimmten Versicherung des Hrn. Staats-Ministers auch eine etwaige Reklamation des Bischofs von Augsburg hiergegen ab- gelehnt werden würde. Auch werde dem Magistrat Kempten behufs Fernhaltung etwaiger Störungen der öffentlihen Ord- nung Notifikation zugehen.“ Dieser Bescheid wurde dem Hrn. Bischof sofort mitgetheilt, und von demselben die Antwort ge- geben, daß er nunmehr Ende Juli oder Anfangs August zur Spendung der heiligen Firmung nah Kempten kommen werde, nachdem er zuvor noch S{hlesien und Ostpreußen besucht haben wird. 7 E Zis _ T7. Juli. (W. T. B.) Bei der Spezialdebatte über dieGewaährungeines außerordentlichen Militär- kredits lehnte die Zweite Kammer sämmtlihe auf Ableh- nung der vom Aus\husse genehmigten Pofitionen abzielenden

Anträge des Abg. Freytag ab; ferner wurde auch der Antrag

des Abg. Duerrshmidt auf Bewilligung von 350,000 Fl. zur Serftellung von Granatzündern nach preußishem Muster mit 88 gegen 63 Stimmen abgelehnt; dagegen der Antrag des Abg. Marquardsen, wonach die vom Aus\{huß zum Bau von Ba- raden auf dem Lehfelde beantragte Summe um 230,000 Fl. erhöht werden soll, sowie der Antrag des Abg. Schmidt, daß die vom Ausschusse zur Erneuerung der Festungs-Artillerie und zur Ergänzung des Belagerungsparkes vorgeschlagene Summe um 700,000 F. erhöht werde, angenommen.

___3n Folge dieser Abstimmungen stellt fih die für das M i- sitär-Retablissement bewilligte Summe im Ganzen auf 9,457,660 Fl., gegenüber dem von der Régierung geforderten

Betrage von 10,826,900 Fl. Hiervon sollen 9,379,160 Fl. aus !

den Kriegsentshädigungsgeldern, 78,500 Fl. aus dem Erlös von früheren Militärbeftänden bestritten werden. Der außerordent- lihe Militärkredit wurde in dieser Gestalt mit 136 gegen 13 Stimmen bewilligt.

Im Laufe der Diskussion hatte der Abgeordnete Freytag unter lebhaftem Beifall Seitens eines Theils der Patrioten- partei gegen die gestrigen Auslassungen des Abg. Mahr über den Fahneneid Verwahrung eingelegt.

Sachsen. Ueber die Ankunft des Kaisers Alexander von Rußland in Leipzig, Dresden und Pillnißt liegen folgende Berichte vor:

Leipzig, 7. Iuli. Se. Majestät der Kaiser von Ruß- land if diesen Vormittag kurz nach #12 Uhr - mittels Extrazugs auf der Thüringer Bahn hier angelangt. Auf Höheren Befehl hatten fich zum Empfange von Dresden der General- Lieutenant Senfft v. VPilsah und Oberst v. Welk, von hier Kreisdirektor 2c. von Burgsdorff, der Divisionär General-Major von Montbé, Vize-Bürgermeister Dr. Stephani, der Rektor und die Dekane der Universität in Amtstracht, der Kaiserlih rusfische General-Konsul Tom Have, der Kaiserliche Ober-Postdirektor und die Offiziere des hiesigen Regimentes zum Empfange auf dem Thüringer Bahnhofe eingefunden. Auch hatte fich der Kaiser- lich russishe Gesandte in Dresden, von Kogzebue, auf dem Bahnhof eingefunden. Zuerst begrüßten Se. Kaiserlihe Ma- jestät der ebenfalls hier anwesende Herzog von Sawsfen- Altenburg Hoheit und der Prinz von Oldenburg in herz- lihster Weise. Nachdem hierauf Se. Majestät alle anwesende Herren auf das Freundlichste begrüßt und fich eine Anzahl hatte vorstellen lassen, sezte der aus 50 Achsen bestehende Kaiserlich russishe Hof-Train mit Benußung der Verbindungsbahn die Fahri nah Dresden fort. Se. Majestät war von Weimar aus von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Sachsen-Wei- mar bis na Leipzig begleitet worden. Tie zum Empfange Sr. Majestät des Kaisers von Rußland auf dem Thüringer Bahn- hofe aufgestellte Ehrencompagnie des 107. Regiments mit der Regimentsmusik mußte auf Befehl noch vor der Ankunft Sr. Majestät wieder abziehen.

Dresden, 7. Juli. (Dr. I.) Se. Majestät der Kaiser von Rußland is heute Nachmittag 2 Uhr, zunächst über Leipzig von Weimar kommend, zu einem Besuche an unserm Königlichen Hofe hierselbfi eingetroffen... Im Leipziger Bahnhofe waren bereits gegen 32 Uhr Se. Majestät der König, begleitet von dem General-Adjutanten General-Lieutenant Krug v. Nidda und den Flügel-Adjutanten Oberst v. Dziembowsky und Major v. Minck- wiß, scwie Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg, begleitet von dem Adjutanten Rittmeister v. d. Planiß, zur Be- grüßung des Tb eingetroffen. Se. Majestät der König trug die Inhaberuniform Ihres Kaiserlichen rusfischzen Jäger-Regiments, Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg trug seine Uniform als kommandirender General des XIE. (Königlich Sächsischen) Armee-Corps. Auf dem Perron des Bahnhofes war eine Ehrencompagnie vom Schüßen-Regiment Prinz Georg Nr. 108 unter Haupmann Stein mit der Regimentsmusik aufgestellt, auf derem rechten Flügel die Generalität, das Kriegs-Ministerium und der Stab Yufstellung genommen hatten, während die aktiven Offiziere sch am linken Flügel der Ehrencompagnie be- fanden. Auch waren auf dem Perron der Kriegs - Minister General der Kavallerie von Fabrice, der Stadt - Kommandant General-Lieutenant Freiherr von Hausen und der Plaz-Major Hauptmann von Uslar-Gleichen, der Kreis-Direktor Wirkl. Ge- heimer Rath von Könnerigz, der Kaiserlihe Telegraphen-Direktor Schmidt, der General - Direktor der Staatseisenbahnen von Ts\chirshky, Polizei - Direktor Shwauß und Eisenbahn - Direktor Pöge anwesend.

__ Wenige Minuten vor 2 Uhr fuhr der Kaiserlihe Extrazug in den Bahnhof ein. Die Musik der Ehrencompagnie spielte die russishe Nationalhymne. Der Kaiser verließ den Salon- wagen, und die Beiden Monarchen, fowie au der Kaiser und der Prinz Georg begrüßten sich in der herzlihsten Weise. Hierauf nahm der Kaiser zunächst .den Rapport des Comman- deurs des Shüzen-Regiments Obersten v. Tschirshky und Bögen- dorf entgegen, begrüßte dann den Kriegs-Minister General von Fabrice, den Königlich preußischen General-Major von Werder, sowie seine ebenfalls auf dem Perron anwesenden Neffen, die jugendlihen Prinzen von Battenberg, und viele andere der an- wesenden distinguirten Personen, worauf Allerhöhstderselbe mit unsers Königs Majestät und Sr. Königlichen Hoheit dem Prin- zen Georg in dem Kaiserlißen Salonwagen zur Weiterfahrt nah Pillniz Pla nahmen und der Zug sfich 8 Minuten nah 2 Uhr wieder in Bewegung s\eßte.

__ Auf der Eisenbahnstation Niedersedliß, wo der Kaiser- lihe Ertrazug #3 Uhr eintraf, war eine Eskadron des Garde- Reiter-Regiments mit dem Trompetercorps als Ehrenwache auf- gestellt. Hier bestiegen die Allerhölhsten und Höchsten Herrschaften die bereitstehenden Hofiwagen und begaben sich, begleitet tis zur Elbe von der gedachten Kavallerie-Eskadron und sodann mittelt der fliegenden Fähre den Strom übersezend, nah Pillniz. Am Bahnhofe zu Niedersedliß hatte sh ein Theil der hier anwesen- den russishen Unterthanen aufgestellt und begrüßte ihren Herr- scher mit lebhaften Zurufen.

In Pillnig war eine Ehrencompagnie vom Leib-Gre-

nadier-Regiment Nr. 100 aufgestelt. Bei der Ankunft daselbft, welhe gegen 3/,3 Uhr erfolgte, wurde Se. Majestät der Kaifer, gelzitet von Sr. Majestät dem Könige, von Ihrer Majestät der Königin, sowie von Ihren Königlichen Hoheiten der Frau Her- zogin von Genua und der Frau Prinzesfin Georg empfangen, Allerhöhstwelch:, umgeben vom großen Dienste, Se. Kaiserliche Majestät erwarteten. __ Gegen 1/,4 Uhr findet daselbs im großen Saale des neuen Schlosses das Diner (in Civilkleidung) ftatt, an welchem Se. Majestäi der Kaiser, Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Königlihen Hoheiten die Frau Herzogin von Genua, Prinz und Frau Prinzessin Georg, die Frau Großherzogin von Mecklenburg- Strelis und Se. Hoheit Herzog Johann von Mecklenburg- Schwerin Theil nehmen und zu dem außer dem Kaiserlichen Gefolge auch der Kaiserli russishe Gesandte Geh. Rath von Kotzebue, die hier anwesenden Staats-Minister (Frhr. v. Friesen, General der Kavallerie v. Fabrice, Dr. v. Gerber und Abeken), sowie der frühere Königlih \ächsishe— Gesandte am Kaiserlich rusfischen Hofe Graf v. Seebah und der General-Direktor der fächsishen Staatseisenbahnen v. Tschirschky geladen find. Die Abreise des Kaisers von Pillniz wird Nachmittags gegen ¿6 Uhr erfolgen. Se. Kaiserliche Majestät werden fich von Niedersedlißz aus direkt nach dem Leipziger Bahnhofe begeben und dort kurz nach 6 Ukr über Großenhain, Cottbus, Guben 2c. die Weiter- reise zunächst nach Warschau fortseßen.

Im Kaiserlichen Gefolge befinden fich: Graf Adlerberg II.,

den.“ \{chwähenden Wirkung der Desinfektion, sprachen fih die meisten Delegirten im bejahenden Sinne aus, und es wurde auch in die- sem Sinne der Nuzten der Desinfektion in Verbindung mit an- deren sanitären Maßregeln einstimmig anerkannt. chung der einzelnen Desinfektionsmittel wurde bis zur Berathung der 22. Frage, welche die Mittel, Art und Dauer der Desinfek- tion behandelt, vershoben.

der Konferenz erledigt. über die Cholera-Quarantaine und die Einsezung einer inter- nationalen Seuchen-Kommission wurden über Antrag der deutschen Delegirten zwei Spezial-Kommissionen, bestehend aus je 5 Mit- gliedern, gewählt und zwar in die Kommission für das Quaran- tainewesen die Delegirten: Dr. A. in Berlin; Dr. Ritter v. Alber-Glanftätten, Präsident der öster- reichischen Me in Triest; Dr. H. van Kapelle, Divisions- Chef im König

Dr. Mariano Semmola, Universitäts-Profefsor in Neapel; und

Hauptquartiers ; Graf Shumwalow I., Chef der Gensd'armerie ; General Ryleyew, Adjutant ; die General-Majore Voeykow und Soltykow, à la suite Sr. Majestät des Kaisers; Oberst Graf Adlerberg, Adjutant; General-Major v. Werder, à la suite S. Majestät des Deutschen Kaisers 2c.; Geh. Rath Hamburger und Leibarzt Dr. Carell.

Se. Hoheit der Herzog von Sachsen-Altenburg traf am 6, Abends, mit dem Schnellzuge von Weimar kommend, auf der Thüringer Bahn in Leipzig ein und ist im Hotel Hauffe abgetreten.

Ihre Kaiserlihe Hoheit die Großfürstin Marie von Rußland mit Hohem Gefolge kam am 7. Juni Vor- mittags 11 Uhr auf der Thüringer Bahn von Frankfurt a. M. in Dresden ein und hat im „Hotel Bellevue“ Quartier genommen.

__— (V. T. B.) Eine Verfügung des Justiz-Mi- nisters an das Handelsgeriht in Leipzig ordnet an, daß die Insertion amiliher Nachrichten bis zum Schlusse dieses Jahres wieder, wie vorher, im „Leipziger Tageblatt* er- folgen soll.

Württemberg. Stuttgart, 4. Iuli. Das heute ausgegebene Regierungsblatt Nr. 18 veröffentliht folgende G e- setze: 1) betr. den Bau von Eisenbahnen in der Finanzperiode 1873—75, vom 19. Juni 1874; 2) betr. die Pensionsverhältnisse der israelitishen Volks\{ullehrer und Vorsänger, vom 23. Juni 1874; 3) betr. die Verwilligung der erforderlihen Mittel zu Vollendung des Retablifsements des Armeematerials im engeren Sinn, vom 18. Juni 1874; 4) betr. einen Nachtrag zum Finanz- geseß für die zwei Jahre 1873/75, vom 28. Juni 1874.

Baden, Karlsruhe, 4. Juli. Das Geseßes- und Verordnungsblatt Nr. 26 vom 2. d. Mts enthält u. A. das Geseg: die Abänderung einiger Bestimmungen des Gesehes vom 11. März 1868, die Rechtsverhältnisse der an anderen als an Volts\chulen angestellten Volks\chullehrer und der Ge- werbschul-Hauptlehrer betreffend.

Der Gemeinderath hat beschlossen, die Journalisten, welhe demnächst in Baden \ich versammeln werden, auf den 28. d. M. hierher einzuladen, denselben einige Festlichkeiten zu be- alen und die Zustimmung des Bürgeraus\{hu}ses dazu einzu-

olen.

Scfsen. Darmstadt, 4. Juli. Nach einer Bekannt- machung des Großherzogli Hessishen Ministeriums der Finanzen vom 27. v. M. ist die Großherzoglich hessishe Staats\chulden- Tilgun gskass\e ermähtigt und beauftragt worden, Großher- zoglih hessische Grundrentenscheine, welche bis zum 31. Dezember 1875 bei ihr präsentirt werden, nacträylich einzulösen. Vom 1. Januar 1876 an hört diese Ermächtigung auf, und verbleibt es bei der Bestimmung des Gesezes vom 26. April 1864 „die Einzichung der Grundrentenscheine und die Ausgabe eines neuen Staatspapiergeldes betreffend“, wonach eine Einlösung jener werthlos gewordenen Scheine niht mehr zulässig ist

6. Juli. An der am Sonnabend im Fürstenlager zu Auerbach stattgehabten Großherzoglihen Tafel haben, außer dem Großherzog, die russishen Majestäten und die übrigen zu Secheim 2c. residirenden Herrschaften, zusammen 12 Personen, Theil genommen.

f Jugenheim, 6. Iuli. Gestern Abend verließen der Herzog Eugen von Württemberg und Gemahlin den Heiligenberg nah 24 ftündigem Besuche.

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 6. Juli. Die Eltern der Erbgroßherzogin, Prinz Hermann und Ge- mahlin, weilen seit einigen Tagen zum Besuch hier am Erb- großherzoglihen Hofe.

Sachsen-Coburg-Gotha. Coburg, 6. Iuli. In der heutigen öffentlihen Sitzung der Landtagsabgeord- neten fam der Entwurf des neuen Schulgesezes zur Berathung. Die desfallsige Kommission \prach fich gegen die Einzelberathung dieses Gesehentwurfs und für die Ablehnung desselben aus. Nah längerer Diskussion zwischen ihr und den Vertretern der Herzoglichen Staatsregierung wurde indessen ein- stimmig beschlossen, auf die Einzelberathung des Gesehentwurfs einzugehen.

Gestern fand hier unter großer Betheiligung vieler, auch auswärtiger ähnliher Vereine und des Publikums die Fahnenweihe des hiesigen Militär-Vereins „Kame- radshafti Coburg“ statt, wobei der Konsistorial-Rath Müller die Weihrede hielt.

Desterreich -: Ungarn. Wien, 6. Iuli. Heute Abends 6 Uhr findet bei dem Kaiser im Lustshlofse zu Schönbrunn ein Diner ftatt, zu welhem die Mitglieder der internationa- len Sanitätskonferenz geladen find. Die fünfte Sißung der internationalen Sanitäts- konferenz fand heute unter dem Vorsiße des Präsidenten Freiherrn von Gagern statt. Es gelangte die 11. Frage: „Kennt man Deëinfektionsmittel, beziehungsweise Desinfektionsmethoden, durhch welche das choleraerzeugende oder choleraverbreitende Agens mit Sicherteit unwirksam gemacht oder doch mit Ausficht auf Erfolg geshwäht wird? Im Bejahungsfalle, welhe? zur Diskussion. Üeber den ersten Theil dieser Frage faßte die Konferenz nah längerer Debatte den Beschluß: „Man kennt bisher kein Mittel und keine Methode der Desinfektion, welche den Cholerakeim, der \sich an die Objekte des menshlihen und sahlihen Verkehrs heftet, sicher zerstören. Die Konferenz \sprach \ich übrigens nicht gegen die Möglichkeit aus, \olche Mittel und Methoden zn fin- Fn Betreff des zweiten Theiles der Frage, der ab-

Die Bespre-

Damit erscheinen die fahmännishen Vorfragen im Plenum Zur- Vorberathung der weiteren Fragen

Hirsch, Universitäts-Professor

ih niederländishen Ministerium des Innern;

Minifter des Kaiserlihen Hauses 2c, Vorftand des Kaiserlichen

Dr. Edward Seaton, Mitglied des Sanitäts-Rathes von London.

In die Kommission zur Berathung der Fragen über die | Einseßung einer internationalen Seuchen-Kommission wurden | gewählt die Delegirten: Se. Excellenz Dr. Freiherr v. Lenz, | Kaiserlih russisher Staatsrath; Dr. Markowig, Mitglied des | obersten Sanitäts-Rathes und Professor in Bukarest; Dr. I. } Kierulf, Chef der Sanitäts-Direktion im Königlichen Ministerium des Innern in Christiania; Hektor Catinelli, Königlich ungari- | her Sektions-Rath der Seebehörde in Fiume, und Dr. I. E. Polak (Hekim Baschi), Delegirter für Perfien.

Ferner wurde beschlossen, nähsten Mittwoh und Freitag | mit den Sißungen auszuseßen, um den beiden vom Ministerium | des Aeußern delegirten Beamten: Hof- und Ministerial-Sekretär | Dr. Adolf Plason und dem Hof- und Ministerial-Concipisten | Ritter von Malfatti zur Abfassung der auf Grund stenographi- | {her Aufzeihnungen redigirten umfangreichen Protokolle die nöthige Zeit zu gewähren. Die nächste Sizung findet morgen | ftatt, in welcher die allgemeinen Fragen über das Sanitätswesen | zur Berathung gelangen. |

Die im Reichs-Volks\{hulgeseß vom 14. Mai 1869 an- geordente Reform des Lehrerbildungswesens hat durch das soeben | erlafsene „Organisationsfstatut der Bildungsanstalten | für Lehrer und Lehrerinnen an öffentlihen Volks- | schulen in Oesterreich“ ihren definitiven Abschluß gefunden, | und gleichzeitig mit diesem bedeutungsvollen Reformwerke wurde | durch die Ausarbeitung von Normal-Lehrplänen für Volksschulen | eine zweite, im Reichs-Volksschulgeseße vorgesehene, die BVolks- \hule auf feste Grundlagen stellende Reform erfüllt. 4

Fürft Karl von Rumänien trifft, der „Oester. Badezeitung* zufolge, mit seiner Gemahlin am 17. Juli in Franzensbad ein. | f

Die „Triester Ztg.“ vom 4. d. M. schreibt: Den einge- troffenen Nachrichten zufolge dürfte Sr. Maj. Korvette „Helgoland“ am 10. Iuni Port Louis auf Mauritius (im indishen Dcean) verlassen haben. Der Besuh von Bourbon wird wahrscheinli unterbleiben, weil die Korvette gezwungen war, ihren Aufenthalt in Port Louis über die beabsichtigte Zeitdauer auszudehnen, um die Reparaturen am shadhaft gewordenen Destillirapparate, fowie | den Wechsel des Fokmastes vorzunchmen. i

7. 3w)i. (W. T. B.) Der Erzherzog Albrecht ist heute nah Warschau abgereist, um dort den Kaiser von Ruß- ; land auf seiner Durchreise zu begrüßen, und wird voraussfichtlich ; längere Zeit in Rußland verweilen. |

Prag, 7. Iuli. (Prag. Abendbl.) Das Ergebniß der gestrigen Wahlen in der Städtegruppe ist bisher noch nicht zissermäßig be- kannt, da in vielen Bezirken das Skrutinium erst heute stattfindet. Nichtsdestoweniger läßt sich schon jeßt, troßdem die Wahlbetheiligung im Ganzen und Großen weit \hwächer war, als

wurde, ein namhaftes Erftarken der verfassungstreuen Minori- täten konstatiren.

Krakau, 6. Iuli. Nach einer Wiener Meldung des „Czas“ ist die österreihisch-russische Konvention, betreffend die Regelung der Vermögensverhältnisse der Krakau-Kielcer Diöcese, am 21. Juni in Warschau von dem General-Konsul Brenner und Ober-Finanzrath Szlachtowski österreihisher- und dem General-Lieutenant Gieczewicz, sowie den Staatsräthen Markus und Osten-Sacken russischerseits definitiv unterschrieben, am 28. Juni vom Grafen Andrassy im Namen Sr. Majestät ratifizirt und zum Austauscheder Ratifikation nah St. Petersburg gesandt worden. Mit der Durhführung dieser Konvention wird öster- reichischerseits Ober-Finanzrath Szlachtowski betraut.

Pes, 6. Iuli. Die gestrige Debatte im Abgeordneten- hause über den israelitischen Schulfonds war sehr erregt. Der Bericht und Beshlußantrag des Kultus-Ministers wurden mit 115 gegen 110 Stimmen zurückgewiesen. Der Beschlußantrag Koloman Tisza's wurde ebenfalls mit 112 gegen 110 Stimmen abgelehnt

Heute wurde die Generaldebatte über das Wahlgeseß fort- ;

geseßt. Auf illoyale und unpatriotishe Aeußerungen Csanady's und Babes', welche vom Präsidenten, als gegen die pragmatische Sanktion verstoßend, mit einem Ordnungsruf\ gerügt wurden, antwortete am Schlusse der Sizung Minister Szapàry unter allseitiger Zustimmung, indem er derartige Auslassungen energisch zurückwies.

Agram, 6. Juli. Banus Mazuranic reist heute nah um für die ausgearbeiteten Gesehartifkel die Königliche zu erwirken. Der Mollinary 1st

Peft,

Genehmigung zur Einbringung im Landtage Landes - Kommandirende F3M. Baron auf Berufung nah Pest abgereist.

Schweiz. Bern, 2. Juli. Behufs Ausführung des Bun teste vom 26. Iuni d. I., welher den Sig des Bundesgerichts nah Lausanne verlegt, hat bereits in die- ser Stadt unter Vorsig des Bundesraths Ceresole eine Bera- thung stattgefunden, an der die Waadtländer Nationalräthe Berney, Delarageaf und Ruchennot, sowie der Waadtländer Regierungs-Rath Ian, Syndikus von Lausanne, und Muni- zipalrath Gaulis, als Delegirter der dortigen Gemeinde, theil- nahmen. Laut Vernehmen wurde für die Wahl des Plaßes, auf welchem das Bundespalais, welches das Bundesgericht auf- nehmen soll, Einreichung der Baupläne und vollständige Aus- führung des ganzen Baues ein Termin von 3 Iahren ange- nommen. Bis dahin s\oll das alte Kasino in Lausanne dem eidgenössishen Tribunal als provisorische Heimstätte dienen.

Am 1. d. M. sind zwischen dem Bundespräsidenten und dem belgischen Geschäftsträger Hubert Dolez die Ratifikations- urkunden zu dem am 13. Mai 1874 abgeschlofsenen \chwei- zerisch- belgischen Auslieferungsvertrag ausgewechselt ‘worden. Der Vertrag tritt mit dem 20. d. M. in Kraft.

_— 3. Juli. Bundesrath Borel, der Chef des eid- genössishen Postdepartements , ist vorgestern nach Berlin abgereist, um mit dem deutschen General-Posftdirektor Stephan in Gemeinschaft die Vorbereitungen zu dem internatio- nalen Postkongreß zu treffen, welher im September d. I. bchufs Gründung eines europäisch-amerikanishen Poftvereins in der \{weizerishen Bundesstadt Bern abgehal- ten werden soll.

7 Sul (Q. T. B) De schweizerische Gesandte in Berlin, Oberst Hammer, wird die Schweiz auf dem internatio- nalen Kongresse in Brüssel vertreten.

Großbritannien und Jrian®“. London, 5. Juli. Die Prinzessin Amalie von Schleswig-Holstein ist zum Besuch ihres Bruders, des Prinzen Christian, in Windsor eingetroffen. : / n g Herzog de la Rochefoucauld-Bisaccia gab am Sonnabend ein Abshiedsdiner, bei welchem der Prinz

mit Rücfficht

i itati i nati Fraktionen erwartet | Z N auf die Agitationen der beiden nationalen Frafttio | -Sgulen von Versailles.

Bülow, mit seiner Gemahlin, die Fürstin Lign- und mehrere Mitglieder E hohen englischen Aristokratie zugegen waren. Dur

das Hinscheiden der Gräfin von Clarendon |

7 | | j | |

ist die Familie des Lord Odo Russell, britischen Botschafters in |

Berlin, in tiefe Trauer verseßt worden.

| jüngste Tochter der Verblichenen.

Von den 12 Kabinets-Ministern haben aht, darunter Herr Disraeli, der Earl von Malmesbury, der Earl

| von Derby und Sir Stafford Northcote, die Einladung | des Lordmayors von London zu dem am 22. Iuki im Mansion- | ] | zipiell als Strafe zu adoptiren und die Regierung zu ersuchen, Fox Maule Ramsay, Graf |

house stattfindenden ministeriellen Bankett angenommen.

7. Juli. (W. T. B.) von Dalhousie, vormaliger Kriegs-Minister unter Palmerston, ist gestorben.

Frankreihch. Paris, aus Deputirtenkreisen Meinungsverschiedenheit bei

8: Juli: weiter den

(W. T. B.) Wie verlautet, dauert die verschiedenen

Lady Rufsell ist die |

Gruppen |

der republikanishen Partei über die von ihnen der Inter- |

pellation Brun gegenüber einzunehmende Haltung fort, | und Ver- |

jeßt |

und finden unausgeseßt weitere Besprehungen handlungen ftatt. Namentlih \oll das linke Centrum entshlofsen sein, nicht mit ider äußerften Rehien zu stimmen, weil dasselbe hofft, daß es ihm gelingen könnte, zu bewirken, daß das rechte Centrum später mit ihm auch für den Antrag Périer auf definitive Errichtung der Republik votiren werde.

Von unterrihteter Seite wird bestätigt, daß der Mar- \chall-Präsident eine Demission des Ministeriums, falls dasselbe eine Niederlage erleiden sollte, nicht annehmen werde.

Laut dem „XIX. Siècle“ hat der General Lepasset

auf Befehl des Kriegs-Ministers eine Compagnie Jäger zu Fuß |

nach Luchon gesandt, um die Ausflüge der Carlisten auf das französishe Gebiet zu verhindern. Versailles, 6. Iuli. Heute fand hier das feierliche

Leichenbegängniß des am lezten Sonnabend verstorbenen | Deputirten und früheren Ministers de Goulard statt. Die | Zipfel des Leichentuches trugen der Präsident der Nationalver- |

fammlung, Buffet, Märtel, einer der Vize-Präsidenten, die Mi-

nister de Cissey und de Fourtou, de Franclieu, #o wie ein Ge- | Der Marshall Mac Mahon hatte fich dur einen seiner Adjutanten, den Obersten de Broye, | Die Zahl der der Leiche folgenden Deputirten | | betrug ungefähr 400, worunter viele Mitglieder der Linken. | Einige derselben, wie Barodet, verließen

neralrath seines Departements.

vertreten lassen.

kunft an der Kirhe. Im Leichenzuge \elb| befanden sih viele Pariser und Versailler Geistliche, unter anderen der Obere der Brüder der chrisiliben Schulen und der Obere der Brüder der Zwei Schwadronen Kürasfiere bildeten die militärishe Escorte. Der kirhlihen Feier stand der Bischof von Versailles vor. Nachdem dieselbe beendet, wurde die Leiche nach dem Versailler Kirchhofe gebracht.

Der Verstorbene, Marc Thomas Eugene de Goulard, wurde zu Versaillcs im Iahre 1806 geboren und begann seine politishe Laufbahn als Deputirter während der Jahre 1846 bis 1848. Aus den Wahlen vom 8. Februar 1871 ging er als Vertreter des Departements der Oberen-Pyrenöen hervor, nahm als französischer Bevollmächtigter an den Frankfurter Konferen- zen Theil und wurde am 10. November desselben Jahres als Gesandter Frankreihs nah Italien geschickt, wo er Herrn von Choiseul-Praslin crsezte. Aber {hon am 6. Februar des fol: genden Jahres ward er an die Spitze des Handels-Ministeriums berufen und vertauschte diefes Portefeuille am 5. März provi- sorisch, am 23. April definitiv mit dem bisher von Herrn Pouyer- Quertier geleiteten Finanz-Portefeuille. Unter feinen Auspizien vollzog sih die s{hwierige Budgetdebatte des Jahres 1873 und die großartige Finanzoperation, die dem Staate die Mittel zur Abtragung der Kriegsentshädigung an Deutschland an die Hand gab. Kurz vor dem Rütritte des Heern Thiers hatte Herr de Goulard sein Portefeuille niedergelegt und widmete seine fernere Thätigkeit der Fraktionspolitik. Offiziell gehörte er dem reten Centrum als Mitglied an. Sein Tod vermehrt die Zahl der [eerstehenden Siße der Nationalversammlung bis auf 13.

7 li (V. S. V) Die Nationalversamm- lung bcendigte heute die Berathung des Munizipal-

wahlgeseßzes, und wurde die Bestimmung, wonach ein ziwei- |

jähriges Domizil zur Erlangung des Wahlrechts genügen foll, angezommen ; dagegen fand der Artikel, welcher den Familien- vätern ein doppeltes Stimmrecht bewilligt, nitt die Zustimmung der Versammlung. Die Annahme des Gesezes im Ganzen er- folgte darauf mit 462 gegen 234 Stimmen. Der Deputirte Daguenet legte alsdann den Bericht der Fnitiativ-Kom- mission über den Antrag Larochefoucauld, betref- fend die Wiederstellung der Monarchie, vor. Der Be- riht bezeihnet den Antrag als verfassungswidrig und ver- langt dessen Verwerfung. Die von mehreren Deputirten beantragte Verlesung des Berichts wurde von der Versammlung niht genehmigt, und kann in Folge dessen die Diskussion des Antrages Larochefoucauld niht mit der Erledigung der, Inter- pellation Brun verbunden werden, wie von vielen Seiten ge- wünscht wurde, um eine Einigung der Linken und der äußersten Rechten zu verhindern. Die Versammlung trat darauf in die Berathung der Frage ein, ob eine Diskussion der Interpel- lation Brun noch heute stattfinden fol. Nachdem die erste Abstimmung zweifelhaft ausgefallen war, wurde beschlossen, die Interpellation auf die morgige Tagesordnung zu seßen. Die gemäßigte Rechte, das rechte Centrum und wahrscheinlich die Bonapartisten werden für die Regierung stimmen. Auch von einem größeren Theile des linken Centrums wird dies in parla- mentarishen Kreisen angenommen.

Spanien. Madrid, 7. Juli. (W. T. B.) Der Ge- sandte beim päpstlichen Stuhle Lorenzana wird morgen nach Rom abreisen. Zabala hat eine Verstärkung von 14 Bataillonen Kerntruppen erhalten. Man erwartet demnächst einen neuen Zusammenstoß.

Kon 2. Juli. L N) Gestern hat die der römischen Klostergüter ernannte Kommission das Kloster der Minori Riformati in Fiumicino und das der Trinitarier del Riscatto in Santa Maria hinter dem Vatican in Besiy genommen und gleichzeitig die Obern der religiösen Häuser, welche sich mit dem Jugendunterricht be- schäftigen, ersucht, ihr baldmöglichst die nöthigen Dokumente vor- zulegen, um sie rechtzeitig prüfen zu können, ob fie die genügende Befähigung besißen, den Unterricht fortzusezen.

Der Senator Borsani hat seinen Bericht über den neuén Strafgeseßentwurf beinahe fertig, und die Mit- glieder der Centralkommission werden Ende dieses Monats zu-

Italien. zur Liquidation

und die Prinzesfin von Wales, der dänische Gesandte, Graf

sammentreten, denselben anzuhören. Dem Beschluß der Mehr-

den Zug bei der An- |

heit der Kommission entsprehend, wird Hr. Borsani vorschlagen, daß die Todesftrafe prinzipiell aufgehoben, in praxi aber in den Provinzen, wo fie bisher noh gesezlih besteht, für gewisse Ver- brechen beibehalten wird. Die Bagnos will die Kommisfion auf- heben und nur noch so lange beibehalten wissen, bis sie durch die Strafe der Deportation nach fernen Inseln ersezt werden. Der Artikel 15 des Gesezentwurfs, welcher die Deportation als Supplementärstrafe betrachtet, deren Anwendung dem Ermessen der Richter überlassen bleibt, ist von der Kommission abgelehnt worden. Dagegen hat dieselbe beschlossen, die Deportation prin-

die zu ihrer Einführung nöthigen Vorkehrungen zu treffen.

In Forli haben am 29. v. M. Unordnungen statige- funden. Das Volk, namentliGh waren die Frauen ftark vertreten, erbrah und plünderte mehrere Kornmagazine und einer der Aufrührer wurde von einem Polizisten dur einen Pistolenschuß verwundet. Ein Kornhändler mußte sich von der Straße in ein Haus flüchten und wurde vom Volke unter To- desdrohungen darin belagert, bis er von Carabinieri erlöft wurde. Die letzteren haben zahlreihe Verhaftungen vorgenom- men. In Florenz haben die Cigarrenmacherinnen die Arbeit eingestellt.

4. Juli. Der Minister-Präfident Min ghetti ist am Mitt- woh von Tegernsee kommend in Bologna eingetroffen und hat am folgenden Tage seine Reise bis Florenz fortgeseßt, wo er einige Tage verweilen wird, um \ich mit einigen höhern Beamten des Finanz-Ministeriums zu besprechen.

Die „Gazetta“ v-n Messina macht bekannt, daß die Regierung jedem, welcher ihr zur Verhaftung eines der berüch- tigten Banditen Leone, Pasquale, Rocca, Rinaldi und Capraro verhilft, ohne Unterschied der Zeit und Personen 25,000 Franken auszahlen läßt. Der Minister des Innern hat befohlen, der betreffenden Publikation die größtmöglihe Verbreitung zu geben und fie auf allen öffentlihen Pläßen Siciliens anschlagen zu lasen.

Türkei. Konstantinopel, 4. Iuli. (T. N.) Der dritte Sohn des Sultans is, aht Jahre alt, mit dem Rang eines Kapitän-Lieutenants in die Kriegsmarine eingetreten.

Die Stadt Tenedos ift fast gänzlih niedergebrannt.

Im Ministerium des öffentlihen Unterrichts ift eine Kommission zur Berathung und Berichterstattung über Reformen des Elementarschulwesens zusammengetreten. Dieselbe besteht aus dem Mustephar (General-Direktor) des Mi- nisteriums Salih Effendi, dem Vize-Präsidenten des Rathes Selim Effendi, den Räthen Aristofles und Fardih Effendi, dem Professor Djeoded Effendi und dem Museums-Direktor Dr. Dethier.

8. Juli. (W.-T. B.) Dem Vernehmen nach hat der Sultan in der vergangenen Woche den Khedive durch ein sehr verbindlihes Schreiben dringend ersucht, im Laufe des Som-

mers in Konstantinopel einen Besuch abzustatten.

Nußland und Volen. St. Vetersburg, 5. Juli. Der Großfürst Konstantin Nikolajewitsch ift am 2. Juli von feiner ausländishen Reise nah St. Petersburg zurück- ekehrt.

s a Aus Krassnoje-Sselo wird dem „Ruf. Inv.“ ge- fhrieben, daß durch Tagesbefehl Sr. Kaiserlichen Hoheit des Höchstkommandirenden der Garde und der Truppen des St. Petersburger Militärbezirks eine Frage ihre Lösung gefunden hat, die in militärischen Kreisen ftets viel debattirt wurde. Es handelt fich um das Schanzzeug, das einzelne Infanteristen bei Uebungen und Märschen stets mit fich zu tragen hatten. Seine Kaiserliche Hoheit hat nunmehr bestimmt, daß diefe Geräth- schaften zur Mitführung dem Train zu übergeben sind. Wie die „Petersb. Gaseta“ meldet, werden zu den Manövern in Kras\s\noje-Sselo 10 preußische und 4 öfterreihishe Offiziere erwartet. i

Im Ministerium des Innern soll nach Dee M. 3. der Plan ventilirt -werden, als Vorbedingung zum Eintritt in dén Gemeindewahldien| die Fähigkeit, zu lesen und zu schreiben, aufzustellen. Ebendaselbst is man auch zur Bear- beitung eines Projekts über ein Normalstatut für alle exiftiren-

| den und noch zu eröffnenden Klubs geschritten, welhe hinfort

alle die Bezeihnung „Offentliche Versammlung“ führen sollen. Auqh wird eine besondere Kommission in verschiedene Theile des Gouvernements St. Petersburg abkommandirt werden, um die Ursachen ausfindig zu machen, warum sch in diesem Gou- vernement so viele Abgabenrücstände aufhäufen. E

Vie die „Börse“ meldet, hat das Minister-Comitè in seiner Sizung vom 18. Juni das vom Minister der Kommunli- fationen vorgestellte Projekt verworfen, wonach das ganze Net aller projektirten Eisenbahnen für Rechnung _ des Staates gebaut werden sollte. Nah Mittheilungen desselben Blattes find 22 Wegebau-Ingenieure von hier auf die Strecke der zu erbauen- den Uralbahn abgereist, um die abgesteckte Linie zu verisi- ziren und den Plan für Ausführung der Arbeiten zu entwerfen. Die „M. Z.* hat gehört, daß das Ministerium der Kom- munikationen Terrainuntersuhungen zu einer B ahn von Kutno, einer Station der Warschau-Bromberger Bahn, über Slupze nah Posen angeordnet habe.

Dänemark. Kopenhagen, 3. Juli. Prinz Alexan- der der Niederlande unternahm heute in Begleitung des Königs einen Ausflug nah Shloß Frederiksborg, wo dejeunirt wurde. ï :

_— Unterm 22. Iuni ist der Kronprinz Dscar Gufiav

Adolf von Shweden-Norwegen, Herzog von Wermeland, zum Ritter des Elep hanten-Ordens ernannt worden. Unterm 25. Iuni is ein besonderes Königliches Ko n- \sulat für die Lewards-Inseln errichtet worden mit Siß in Antigua, und is der bisherige dänische Vize-Konsul in An- tigua F. Melchertson zum Königlichen Konsul daselbs ernannt worden.

Die Feier des 4. Iuli, des Iahrestages hat mit dem Bau des Ge- bâudes für die JIubiläums-Ausstellung in Fairmountpark, Philadelphia, begonnen. Die große Brücke über den Missisippi in St. Louis, die neun Millionen Dollars kostet, wurde eben- falls mit einer imposanten Feier eröffnet. Der Bau der Brücke nahm 5 Jahre in Anspruch. : ,

Dem „National-Crop-Reporter“ von Indianopolis zu- folge beträgt der Flähenraum des mit Baumwolle bestellten Bodens 151/5 pCt. weniger als der von 1873 und die Be- \chaffenheit der Lde ist 12 pCt. unter dem Durchschnitt, befsert aber ras.

N A Iuli. (W. T. B.) Zum Schuße der Ansiedler in den Grenzgebieten sind Truppen abgeschickt worden,

Amerika. eier d der amerifanischen Unabhängigkeit,