3) Im Sanitäts-Corps.
Dresden, 5. Juli. Dr. Michauk, Stabsarzt des Gren. Regts. Nr. 101, zum Ober-Stabsarzt 2. Kl., unter Verseßung als Regts. Arzt zum 2. Reiter-Regt., Dr. Weineck, Assist. Arzt 1. Kl. der Unteroff. Schule zu Marienberg, zum Stabsarzte, Dr. Lange, Assist. Arzt 2. Kl. des Inf. Regts. 105, Dr. Reichel, Assist. Arzt 9 Kl. des 1. Reiter-Regts. zu Assist. Aerzten 1. Kl. befördert.
Nichtamtliches. Deutsches Nei.
Preußen. Berlin, 15. Iuli. Se. Majestät der Kaiser und König sind gestern Nachmittags 2°/4 Uhr in Be- gleitung Sr. Majestät des Kaisers Franz Ioseph, Allerhöchstwelcher Seinem Hohen Gaste bis Strobl entgegengefahren war, in Is{hl eingetroffen. Der Kronprinz Rudolf in preußisher Uniform empfing mit dem Oberst-Hofmeister Fürsten Hohenlohe und dem Oberft-Hofmeister der Kaiserin, Freiherrn Nopcsa von Felsoe, die Beiden Kaiser im Hotel Elisabeth, das mit Blumen und Fahnen ges{chmüdckt war. Der Kaiser Franz Ioseph und der Kronprinz geleiteten Se. Majestät den Kaiser sodann in die für den Allerhöh- sten Gast bestimmten Appartements, wo der Graf und die Gräfin von Wimpfen Se. Majestät begrüßten. Eine außerordentlich zahlreihe Volksmenge harrte \eit mehreren Stunden in der Um- gebung des Hotels und den angrenzenden Straßen der Ankunft der Kaiser und empfing Allerhöchstdieselben mit enthusiastischen Kundgebungen.
Um 3 Uhr fand Galadiner statt, zu welchem 25 Personen Einladungen erhalten hatten.
Nach dem Diner machten Ihre Majestäten eine Rundfahrt am See bis Obertraue. Die beiden Kaiser fuhren in dem ersten Wagen, in dem zweiten fuhr die Kaiserin mit der Gräfin Schaafgotsche. Die Allerhöhsten Herrschaften kehrten Abends 9/4 Uhr von Hallstadt nach Ischl zurück. Vor dem Hotel Elisabeth, wo Se. Majestät der Deutsche Kaiser abgestiegen sind, spielte die Militärmusik, ringsum auf den Bergen brannten Freudenfeuer, und die einheimishe und in Ischl zusammengeströmte fremde Be- völkerung drängte sich um das Absteigequartier des Kaisers.
Heute Morgen statteten Se. Majestät der Kaiser Franz Ioseph Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser einen längeren Besuch ab. Der Deutsche Kaiser empfingen im Laufe des Vormittags den Fürsten Hohenlohe und Baron Mondel. Um 21/2 Uhr fand eine Hoftafel statt.
— Ueber den Empfang und Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers und Königs in München am 183. d. M. entnehmen wir der „Allg. 3.“ noch folgenden Bericht:
Die gegenseitige Begrüßung der beiden Majestäten in Kaufering war eine sehr herzlihe. Nah derselben bestieg auf die Einladung des Königs Ludwig der Deutsche Kaiser den bayerishen Königsprachtzug, der um 3 Uhr 30 Minuten in der rei mit Blumen und Gobelins, Fahnen und Wappen ge- \{chmüdckten Einsteighalle hier eintraf. Der Zug wurde erwartet von sämmtlichen Mitgliedern der Königlichen Familie, dem Oberst-Ceremonienmeister Grafen v. Moy, den Ministern des Aeußern und des Kriegs, dem Regierungs-Präfidenten, dem Stadt-Kommandanten und dem Polizeidirektor. Nach kurzer Vorstellung in dem eigens hergerihteten geshmackvoll deko- rirten Empfangssalon führte der Kaiser die Prinzessin Gisela, der König die Prinzessin Therese zur Familien- tafel in den Königssfalon, der mit Rosen, Guirlanden und Loor- beerkränzen, der Namenschiffre des Kaisers und der Kaiferkrone
j j - Aal Str aus frishen Alpenrosen verziert war. Während, d°anfanterte-
aus zehn Gedeen betden“ Saale war die Marschallstafel mit 36 Gedecken, in einem Salon gegenüber die Geheime Raths- tafel. Sowohl bei der Ankunft, als auch bei der Abfahrt um 5 Uhr wurden die beiden Fürsten von den zahlreihen Anwesen- den mit den lebhaftesten Hochrufen begrüßt. Se. Majestät der König begleitete den Deutshen Kaiser dann bis Zorneding.
— Ihre Kaiserlichen und KöniglichenHoheiten der Kronprinzund die Kronprinzessin besuhten amSonnabend in London die Ausftellung der Königlichen Kunst-Akademie und wohnten in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin von Wales einem glänzenden Gartenfeste bei, welches der Marquis von Salisbury auf seinem Landsize in Hatfield gab. Dann empfingen Höchstdieselben in Marlborough- House den Besuch des Herzogs von Connaught, des Herzogs von Cambridge, des Großherzogs von Mecklenburg-Streliß und des Fürsten und der Fürstin Teck.
Am Sonntag dejeunirten Ihre Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten bei dem Grafen Münster im deutschen Botschaftshotel und wohnten in Begleitung des Prinzen und der Prinzesfin von Wales, sowie des Herzogs von Connaught dem Gottesdienste in der Westminster: Abtei an.
Gestern hat Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales zu Ehren Ihrer Kaiserlihen und Königlihen Hoheiten in Chis- wid ein glänzendes Garienfest gegeben.
Das Staats-Ministerium trat heute zu einer Sizung zusammen. s
— Dem Reichskanzler Fürsten v. Bismarck find aus Veranlassung seiner Errettung aus Lebensgefahr zahlreiche Kundgebungen der Theilnahme und Beglückwünschungs-Tele- gramme aus dem Deutschen Reihe und dem Auslande zu- gegangen.
Se. Majestät der Kaiser und König haben, wie die „A. A. 3.“ mittheilt, am 13. d. M. in München während der Tafel durhch ein von dem Fürsten v. Bismarck selbst abgesandtes Telegramm von dem Attentate Kenntniß erhalten und Sich, ebenso wie der König von Bayern, sofort auf telegraphishem Wege nah dem Befinden des Reichskanzlers erkundigt.
Der König und die Königin von Württemberg haben, wie der „Württembergische Staats-Anzeiger“ meldet, dem Reichskanzler Fürsten Bismarck telegraphisch ihre aufrichtige Freude über seine Errettung aus der dringenden Lebensgefahr ausgesprochen.
Der Stadtrath von Dresden hat in seiner gestrigen Ple- narsizung eine von den beiden Vorständen der beiden städtischen Kollegien entworfene Beglückwünshungsadresse an den Fürsten von Bismarck, welcher Ehrenbürger von Dresden if, einstimmig genehmigt und demselben sofort telegraphisch übermittelt.
Auch der Rath der Stadt Leipzig hat, wie ein Extrablatt des „Tageblattes“ meldet, eine telegraphische Adresse an den Fürsten Bismarck folgenden Inhalts ge- richtet: „Mit tiefster Bestürzung haben wir die Kunde vernommen, daß Ew. Durchlaucht Leben durch Mörderhand wiederum in höchster Gefahr geschwebt. Wir danken Gott, daß
dasselbe erhalten und dadurch das Vaterland vor dem schwersten Unheil bewahrt “worden ist. Ew. Durchlaucht unsere Freude über Ew. Durchlaucht Rettung auszudrücken, drängt uns unser Herz, drängt uns die Liebe zum Vaterlande. Möge die Vor- LMler auch ferner ihre schüßende Hand über Ew. Durchlaucht alten !“
Der Minister-Präsident Minghetti hat im Namen dèr italienishen Regierung an den Fürsten Bismarck aus Ver- anlassung des gegen ihn gerihteten Attentats ein Beglückwün- \chungs-Telegramm abgesandt.
— Ueber das Befinden des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck erfahren wir aus Kissingen, daß derselbe in der ersten Naht nah dem Attentat ziemlih ruhig geshlafen hat. Die Wunde hat bisher glücklicherweise kein Fieber im Gefolge gehabt, und es iff Hoffnung vorhanden, daß sie {hon in einigen Tagen zugeheilt sein wird.
— Die Ansprache, welche der Reichskanzler Fürst von Bis- mar ck am 13. d. M. Abends in Kissingen vom Balkon seiner Woh- nung gehalten hat, als ihm von der Bevölkerung ein Fackelzug und eine Abendmusik dargebraht wurde, hatte nah authentischer Mittheilung, wie „W. T. B.“ meldet, folgenden Wortlaut:
„Meine Herren! Ih danke Ihnen für Ihre Theilnahme. Danken Sie mit mir Gott, daß seine Hand mich so sichtbar ge- \chügt hat. Weiter ein Wort ‘über die Sache zu reden, ge- ziemt fih niht mir — fie ist dem Urtheil des Richters über- geben. Das aber darf ich wohl sagen, daß der Schlag, der gegen mi gerihtet war, niht meiner Person galt, fondern der Sache, der ih mein Leben gewidmet. habe: der Einheit, Un- abhängigkeit und Freiheit Deutschlands. Und wenn ih au für die große Sache hätte sterben müssen, was wäre es weiter gewe- sen, als was Tausenden unserer Landsleute passirt ist, die vor 3 Jahren ihr Blut und Leben auf dem Schlachtfelde ließen ? Das große Werk aber, das ih mit meinen schwachen Kräften habe mit beginnen helfen, wird nicht durch folhe Mittel zu Grunde gerichtet werden, wie das is, wovor mich Gott gnädig- lih bewahrt hat. . Es wird vollendet werden dur die Kraft des geeinten deutschen Volkes. In dieser Hoffnung bitte ih mit mir ein Hoh zu bringen auf das geeinigte deutshe Volk und auf seine verbündeten Fürsten !““
— Aus Kissingen, 14. Iuli, theilt „W. T. B.“ mit, daß, dem Vernehmen nach, die angestellten Erhebungen ergeben haben, daß der am 13. d. M. in Schweinfurt verhaftete Geist- liche der Priester Hanthaler aus Tirol ist. Derselbe is am 14. d. M. in die Frohnveste in Kissingen eingeliefert worden.
— Wir wiederholen heut nachfolgende, in der gestrigen Nummer d. Bl. bereits abgedruckte Bekanntmachung:
Das Reichs kanzler-Amt bringt hierdurch zur öffentli- chen Kenntniß, daß dem Reichskanzler während seines Auf- enthaltes in Kissingen der schriftliche Verkehr, und namentli der geschäftliche, ärztlih untersagt ist. Wenn nichts destoweniger zahlreihe Schreiben unter der persönlichen Adresse des Reichs- fanzlers an denselben gerichtet werden, #o werden die Absender hierdurh benachrichtigt, daß alle refommandirten Sen- dungen unter Verweigerung der Annahme an den Absender zurücfgehen, die übrigen aber uneröffnet dem Aus- wärtigen Amte in Berlin zugehen, welches dieselben öffnet und, soweit nöthig, ressortmäßig vertheilt. Dienstliche Mittheilungen werden während der Abwesenheit des Reichskanzlers jederzeit, je nach ihrem Inhalte, an das Reichskanzler-Amt oder an das Aus- wärtige Amt zu richien sein. -Für Privatangelegenheiten des
Fürsten von Bigmar ¿s Her Serr az Drems in Berlin,
Schcevcigntape 62, mit Vollmacht ver Berlin, den 14. Juli 1874. Das 0% Me E ck.
en,
— Der General - Stabsarzt der Armee, Chef der Militär- Medizinal-Abtheilung im Kriegs - Ministerium und 1. Leibarzt Sr. Majestät des Kaisers und Königs, Dr. Grimm, ifst von Ems resp. Coblenz hierher zurückgekehrt.
— Gestern Morgen früh nach 2 Uhr hat auf dem Bahn- hofe Friedeberg der Ostbahn ein Zusammenstoß zweier Güterzüge stattgefunden. Durch denselben entgleisten \echs Wagen, welhe mehr oder weniger beschädigt wurden. Die Sperrung der Geleise führte eine Verspätung des um 6 Uhr 20 Minuten Morgens hier eintreffenden Eydtkuhnen-Berliner Courierzuges, sowie des um 10 Uhr 50 Minuten Morgens hier
einlaufenden Eydtkuhnen-Berliner Personenzuges um je eine
Stunde, und des um 9 Uhr 30 Minuten Abends von hier ab- gehenden Berlin-Eydtkuhner Personenzuges um 10 Minuten herbei. Die gesperrten Geleise waren gestern um 84 Uhr Mor- gens für den Betrieb wieder vollständig frei.
— S. M. Brigg „Undine“ is am 14. d. M. von Kiel nach Plymouth in See gegangen.
__ Cassel, 13. Juli. Nach Erledigung einiger Petitionen, über welche der Eingaben - Aus\huß berichtete, begründete der Abgeordnete Wiskemann in der heutigen Sizung des Kommu- nallandtages seinen Antrag, den vom Verwaltungsaus\{huß um 450 Thlr. geminderten Verlag der hiesigen Landesbibliothek wieder auf 2450 Thlr. zu erhöhen. Der Antrag fiel {hon bei der Ergänzungsfrage. Auf den Bericht des Hauptaus\chufses über die vom Verwaltungsaus\{chuß vorgelegte Dienftordnung nebst Normaletat beschloß die Versammlung, von der eingehen- den Berathung der Angelegenheit und einer definitiven Beshluß- nahme vorerst abzusehen und den Verwaltungsaus\huß zur einstweiligen Fortzahlung der den Beamten bewilligten höheren Gehalte zu ermächtigen. Abgeordneter Harnier begründete den Antrag des Hauptaus\{hu}ses in dessen Bericht über den Antrag des Abgeordneten Hubach und Genossen auf Abänderung des S. 12 der Verordnung vom 13. Mai 1867, betreffend die Ab- lôsung der Servituten 2c. Die Versammlung genehmigte den Antrag, womit die Sizung geshlossen wurde.
— 14. Juli. In heutiger Sizung berichtete der Abgeord- nete von der Malsburg zunächst über eine Petition, \fodann über eine Beschwerde des Vorstehers Quentin zu Haina gegen den Verwaltungsaus\{huß, deren Zurücweisung beshlossen wurde.
__ Auf Bericht des Abgeordneten von Hundelshausen beschloß die Versammlung, die Landarmenrehnung vom 2. Semester 1871 und vom Jahre 1872 für justifizirt zu erklären.
Auf den Antrag des Verwaltungsaus\husses wurden Die- sem die erforderlichen Mittel für die Vollendung der Korrektions- und Landarmenanstalt zu Breitenau zur Verfügung gestellt und derselbe zu einer Veränderung der Organisation des Landkranken- hauses zu Eschwege ermächtigt.
Der Landtags-Kommissar Ober-Präsident von Bodelshwingh \chloß hierauf den diesjährigen Landtag. Die Versammlung
trennte fich nah einem von dem Vorfißenden Sr. Majestät dem Kaiser und König ausgebrahten Lebehoch. #
Vayern. Müngshen, 12. Juli. Der Kronprinz Ru- dolf von Oesterreich is heute mit dem Abendpostzug um 6 Uhr 20 Minuten von hier wieder abgereist und hat fich in eigenem Salonwagen nah Rosenheim begeben, von wo aus die Weiterreise nah Salzburg und Lambach erfolgt. — Die Prin- zessin Gisela feierte heut im Familienkreis ihr atzehntes Geburtsfest.
— Wie nah der „Allg. Ztg.° nunmehr bestimmt «erscheint, wird keine förmlihe Schließung des Landtags, sondern nur eine Vertagung der Kammern erfolgen. Es ist möglih, daß beide Kammern \chon nächsten Donnerstag ihre leßte Sißung für diesmal halten können.
— Der Reichsrath Frhr. v. Frankenstein hat sein Re- ferat über die Beshwerde des Jesuiten Grafen v. Fugger nunmehr vollendet und beantragt, die Beschwerde als begründet zu erklären.
— 14. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sizung der Kammer der Reihsräthe wurde das gesammte Budget in wesentliher Uebereinstimmung mit den bezüglihen Beschlüssen der Zweiten Kammer und mit nur einigen unerheblichen Zu- säßen angenommen. Bei der hierauf folgenden Berathung des Gesezentwurfs über den außerordentlichen Militärkredit, wie der- selbe aus den Beshlüfsen der Zweiten Kammer hervorgegangen ist, wurden folgende Modifikationen beschlossen: Es wurden 90,000 Fl. für die Einrichtung der Zimmer für die Feldwebel, ferner ein Mehr von 200,000 Fl. für neue Truppen- und Train- fahrzeuge, 350,000 Fl. für Besh«ffung von Granatkartätschen, 70,000 Fl. für Räumlichkeiten zur Aufbewahrung von Kriegs- material, 50,000 Fl. - für die Pulverfabrik in Ebenhausen und \chließlich auh noch der Betrag von 7000 Fl. jährlih für dié Hinterbliebenen der Fürstin Berkeley, Wittwe des lezten Mark- grafen von Ansbach und Bayreuth bewilligt, den die Kammer der Abgeordneten abgelehnt Hatte.
— (W. T. B.) Der Abgeordnete Freitag brachte heute in der Sizung der Abgeordnetenkammer eine In- terpellation über die Mittheilung der „Augsb. Allg. Zeitung“ ein, daß die Regierung von Schwaben und Neuburg erklärt habe, sie werde der Firmungsreise des Bischofs Reinkens nah Kempten nicht entgegentreten. Der Interpellant richtete die Anfrage an den Kultus-Minister, ob derselbe die Auffassung der Regierung von Schwaben und Neuburg theile, und erklärte, daß die Gestatiung der Reise im Widerspruche mit der Ent- scheidung des obersten Gerichtshofs stehe, daß Reinkens nicht als katholisher Bischof anzuerkennen sei. Der Kultus - Minister er- widerte auf die Interpellation, die angeregte Frage sei schon oft behandelt worden. Der Erzbischof von München habe schon im Jahre 1872 die Regierung ersucht, die Firmungsreise des da- maligen Erzbischofs der Kirche von Utreht nicht zu gestatten, und nach der Firmungsreise des letzteren dieserhalb Beschwerde erhoben. Die damals von der Regierung angegebenen Gründe seien auch heute noch von Bestand. Die Regierung fönne eine \olche Firmungsreise weder erlauben noch verhindern, sie sei nicht verpflichtet, ja nicht einmal berechtigt, den weltlihen Arm der Kirche in einem Konflikt zu leihen, welcher dur ein, in Miß- atung des Königlichen Placets- proklamirtes neues Dogma ent- standen sei. Zwischen dem Utrechter Erzbischof Loos und dem Bischof Reinkens bestehe für die Regierung kein Unterschied, des- halb müßten beide Angelegenheiten au in gleicher Weise behan- delt werden. Die Entscheidung, daß Reinkens in Bayern als Bischof nicht anerkannt werden könne, sei rüsihtlih der Form der bischöflichen JIurisdiktion abgegeben worder, welche ihm allerdings niht habe bewilligt werden können. Der Minister erklärte \chließlich, er vermöge nit einzusehen, weshalb die Re- gierung ihre unveränderte Stellung zu dieser Angelegenheit dem Regierungs - Präsidenten von Schwaben und Neuburg auf Be- frager nicht mittheilen sollte. — Nah Erledigung dieser Inter- pellation verhandelte die Kammer über die an sie gel 1ngte Rü- äußerung der Kammer der Reichsräthe betreffs des Finanzgeseßes. Der Antrag der Kammer der Reichsräthe, 7000 Fl. für Lord und Lady Cravon, die Hinterbliebenen der Fürstin Berkeley, zu bewilligen, wurde nah längerer Debatte mit geringer Majo- rität angenommea.
Württemberg. Friedrihshafen, 12. Iuli. Der Prinz Wilhelm von Württemberg und der Prinz Peter von Oldenburg sind heute zum Besuche Ihrer König- lihen Majestäten hier eingetroffen, haben der Königlihen Tafel beigewohnt und Abends Friedrichshafen wieder verlassen.
Baden. Karlsruhe, 13. Juli. Der Erbgroßherzog und die Prinzessin Victoria sind heute früh von der Mainau wieder nah Karlsruhe zurückgekehrt. -
— Am 8. Juli hielt der badische wissenshaftliche Predigerverein seine Jahresversammlung im Saale des Gasthofs „zum weißen Bären“ in Karlsruhe. ]
— In den Tagen vom 15., 16. und 17. August findet in Offenburg das badishe Landesfeuerwehr - Fest statt. Außer Berathungen, Proben 2. wird die Besichtigung der auf- gestellten Löschgeräthschaften und Feuerwehr-Utensilien eine Haupt- aufgabe des Feuerwehrtags sein und die Feier selbst mit einem Ausflug nah Triberg mittelst der Schwarzwald-Bahn \chließen,
Hessen. Darmstadt, 14. Juli. Die Erste Kammer der Stände tritt am 21. Juli zu einer Sizung zusammen. Auf der Tagesordnung steht die Berathung und Abstimmung über: 1) die Vorlage Großherzoglichen Ministeriums der Fi- nanzen, den Nachtrag zu dem Hauptvoranshlag der Staats- Einnahmen und Ausgaben des Großherzogthums Hessen für die Jahre 1873, 1874 und 1875 und - die weitere Erhöhung der Beamtengehalte betreffend; 2) den Antrag der Abgeordneten Buff und Freiherrn von Rabenau, denselben Gegenstand be-: treffend; und 3) besondere Vorlagen, Anträge und Petitionen.
Meeklenbnrg. Schwerin, 14. Juli. Eingetroffener Nachricht zufolge iuieb der Großherzog am 17. d. Gn St. Moriz abreisen und gedenkt Se. Königliche Hoheit am 21. d. M. Mittags in Raben steinfeld einzutreffen.
Braunschweig. Braunschweig, 15. Juli. (W. T. B.) Nach einer heute veröffentlichten amtlihen Verordnung wird die Rehnung nach Reichsmark für das Herzogthum Braun- \chweig vem 1. Januar 1875 ab eingeführt.
__ Oesterreich-Ungarn. Wie. 14, Juli, (W. T. B) Fürst Milan von Serbien wird, wie die „Oesterreichiscge Correspondenz“ meldet, morgen von hier abreisen und \fich nach dem Pyrenäenbade Eaux bonnes begeben.
a S Reichsgesezblatt enthält die Verordnung der Minister des Handels und des Innern vom 21. Juni d. JI., be- treffend die Einreihung des Hufshmiedgewerbes unter die kon-
zessionirten Gewerbe ; ferner die Verordnung des Handels-Ministers vom 5. Iuli d. I., betreffend die Beiziehung von Beifigern aus.
dem Seeschiffer- und Handelsftande zu den Berathungen der Seebehörde.
“a In der gestern abgehaltenen 8. Sißung der inter- nationalen Sanitäts-Konferenz ershienen zum ersten Male die in Wien eingetroffenen Delegirten aus der Türkei: Dr. Bartoletti, General-Inspektor des Sanitätswesens ; Ali Bey, Mitglied des Sanitätsrathes in Konstantinopel; aus Aegypten : Se. Exc. Colucci Pascha, Präsident des General-Sanitätsrathes ; de Régny Bey, Sekretär dieses Rathes, und aus Frankreich: Dr. A. Fauvel, General-Inspektor der Sanitätsbehörde. Zur Vorlage gelangte der Kommissionsbericht über die See- Quarantäne. Derselbe \{chlägt im Wesentlihen vor, von dem bisherigen Systeme der See - Quarantäne abzu- gehen und dafür das System einer strengen Revision für die aus infizirten Häfen anlangenden Schiffe einzuführen. Vor Er- öffnung der Debatte ersuhte der Delegirte Dr. Bartoletti um einen Aufshub der Verhandlungen aus dem Grunde, damit
ch die neu eingetroffenen Delegirten eine genaue Einsicht in den Kommissionsbericht verschaffen können. - Nach einer längern De- batte entschied sich die Versammlung über Vorschlag des italie- nishen Delegirten Dr. Semmola, erst in der morgen statt- A ag Sizung in die Verhandlungen über die Vorlage ein- ugehen. 5 If, 14: Juli. eingetroffen.
Prag, 13. Iuli. Der Fürst und die Fürstin von Schaumburg-Lippe find mit der Prinzessin Hermine, dem Erbprinzen Georg und dem Prinzen Otto vorgestern Abends zur Kur in Karlsbad eingetroffen.
Pest, 13. Iuli. In der heutigen Sißung des A bgeord- netenhauses beantwortete der Handels-Minister Bartal die Interpellation Paczolays betreffs der Aufhebung der Getreide- Importzölle Bei - der Abstimmung wurde die Antwort des Ministers mit 91 gegen 90 Stimmen nicht zur Kenntniß ge- nommen. Simonyi wünschte hierauf die Verhandlung ; die Majorität lehnte jedoh eine Entscheidung hierüber ab. Nach einer längeren Debatte über Steigers Antrag, daß die Eisenbahn- vorlagen in der Generaldebatte junctim verhandelt werden sollen, wurde die separate Verhandlung beschlossen. Der Referent Polya motivirte die Vorlage. Der Verkehrs - Minister Zichy detaillirte die Genesis der Vorlage und die Vortheile des Tömöser Anschlusses. Die Verbindung mit Plojesti sci auf beiden Seiten bereits gesihert. Betreffs der Tömöser Linie werde er im Herbste eine Vorlage einbringen. Die von der Stadt Pest verlangten Bahnhoferweiterungen werden erfolgen, hierfür \ollen aht Millionen verwendet werden. Die Regierung werde auch eine möglihs| günstige Lösung der Docksfrage und der Frage der Differentialtarife anstreben. Zahlreiche Redner find noh vorgemerft.
Carlowiß, 14. Iuli. (W. T. B.) Der serbishe Kirchen - fongreß ist heute’ nah Beendigung der Verifikationsarbeiten fonftituirt worden.
Belgien. Verviers, 14. Juli. (W. T. B.) Bei der heu- tigen Ersagwahl zur Deputirtenkammer an Stelle des verstorbenen liberalen Abgeordneten David wurde der klerikale Kandidat Simonis mit 1464 Stimmen gewählt. Der liberale Kandidat Demonty erhielt 1371 Stimmen.
Großbritannien und Jrlano. London, 13. Juli- Der Großherzog von Mecklenburg-Streliß is zum Be- suche des hiesigen Hofes in London angekommen und im St. James Palast abgestiegen. Gestern machte Se. Königliche Ho- heit der Königin auf Windsor seine RYufwartung.
— Das Parlament wird, dem „Observer“ zufolge, wäh- rend der ersten Wochen des August prorogirt werden.
_— Am Sonnabend wurde auf dem Parlamentssquare eine Statue des Grafen Derby durch den Premier-Minister Disraeli feierlih enthüllt.F
— Die fkriegsrechtlihe Prozedur gegen den Kontre-Admiral Randolph wegen unnüger Gefährdung zweier Schiffe des von ihm befehligten fliegenden Geshwaders im Mai a. e. hat nach dreitägiger Verhandlung ‘am Sonnabend mit einer Freisprehung ihren Abschluß gefunden. Das Kriegsgericht fand, daß nah Inbetrachtnahme aller Umstände die Schiffe nicht nachlä}sig gefährdet wurden, und daß, wenn die Befehle des Ad- mirals ftrikt ausgeführt worden wären, der „Narcis\us‘' und der „Endymion“ niht auf den Strand gelaufen sein würden.
— Ueber London entlud st|{ch am Sonnabend ein sehr \{chweres Gewitter, das mit nicht unbeträchtlihem Verlust an Menschenleben und Eigenthum verknüpft war. Sechs oder sieben Personen, die un:er freiem Himmel arbeiteten, wurden vom Bliß getödtet, und ein Wolkenbruch hatte zur Folge, daß große Strecken von Eisenbahngeleise fowie die Erdgeschosse der Häuser in einigen Vorstädten übershwemmt wurden. Das General- Postamt in der City, die St. Lukaskirche in Homerton und das Militärgefängniß in Woolwih wurden durch Bligzeinschläge be- \chädigt. ,
— Die Orangisten von Schottland begingen den Jahrestag der Schlacht von Boyne (12. Juli) in Glasgow und Greenock durch öffentliche Versammlungen, in “denen Reden gegen die Regierungsvorlage zur Aufhebung des Patronats in der Kirhe von Schottland und gegen den Papismus gehalten wurden.
Srankreich. Paris, 12. Juli. Der Marschall- Prä- sident wird, wie „La Presse“ vernimmt, in den nächsten Tagen ein Dekret, betreffend die Mobilmachung der Seearmee, erlassen. Dieses Dekret zerlegt das franzöfische Küstenland in fünf Re- gionen mit den Hauptorten Cherbourg, Brest, Rochefort, Lorient und Toulon; in diesen Häfen hätten sich im Falle der Mobil- machung die dienstpflichtigen Mannschaften zu gestellen.
Versailles, 14. Juli. (W. T. B.) In der Budget- kommission ist der Antrag Jouvenel, die 6prozentige Anleihe (Morgan) zurückzuzahlen, abgelehnt worden. |
— ‘(W. T. B.) Fn der heutigen Sitzung der Natio- nalversammlung wurde die. beantragte B estewerung des Salzes in geheimer Abstimmung mit 362 gegen 256 Stimmen abgelehnt. Darüber, ob dieses Abstimmungsresultat den Rücktritt des Finanz-Ministers Magne zur Folge haben wird, ist durhaus nichts bekannt. . :
— (Monatsübersicht Junt.) Die Nationalver- sammlung in Versailles hat im vergangenen Monat mehrere sehr stürmische Sizungen abgehalten. N
Ganz besonders zeichnete sih in dieser Beziehung die Sizung vom 9. Juni aus, in der Herr Gambetta, in Beantwortung eines von Hrn. Rouher gegen ihn gerichteten Angriffes, die Bonapartisten als „Elende“ bezeihnete. Die Aufregung, welche dadur in Versailles erzeugt wurde, pflanzte sich bis nah Paris fort, wo es an der Eisenbahnstation St. Lazare zu den heftig- sten Auftritten kam. Hr. Gambetta erhielt einen Faustshlag,
Der japanische Gesandte Sano ist hier
mehrere Deputirte wurden insultirt und arretirt, die bewaffnete Macht mußte einschreiten, um die Ruhe h-rzustellen, und wäh- rend mehrerer Tage wurde die Eisenbahnstation stark mit Trup- pen und Polizisten beseßt, um ernsthaften Zwischenfällen vorzu- beugen. In Folge dieser energishen- Maßregeln wurde vollstän- dige Ruhe auch in wenig Tagen wieder hergestellt. Mehrere Zeitungen, nämlich Pays (bonapartiftish), XIX. Siècle und Rappel (radikal), welhe das Kammerereigniß und die Scenen in St.Lazarein leidenschaftlicherWeise besprochen hatten, wurden von der Regierung auf 14 Tage suspendirt. Die erfte Veranlafsung dieser Aufregung war ein gedrucktes Dokument gewesen, welches von einem Mitgliede der Linken in Versailles verlesen worden war, und die Existenz eines bonapartistischen Agitationscomité's zu konstatiren beabsichtigte. Herr de Fourtou, der Minister des Innern, beruhigte die dadur erregte Bestürzung, indem er eine strenge polizeilihe Untersuchung und die Unterdrückung aller po- litishen Comité's, ob bonapartistisch, ob republikanish, versprach. Dessenungeachtet wurde das Ministerium am 12. Juni von Herrn de Maleville in derselben Angelegenheit interpellirt. Herr Bethmont tadelte die Haltung des Kabinets und verlangte ein Mißtrauensvotum. Nach lebhafter Debatte ging jedoch die Kammer mit 370 gegen 318 Stimmen einfach zur Tagesord- nung über.
Am 15. Juni legte Herr Cafimir Perier der Kammer eiu Projekt vor, welches darauf hinzielte, die Republik als defi- nitive Staatsform von Frankreih zu erklären. Dringlichkeit für dieses Projekt wurde mit vier Stimmen angenommen. Das Mini- sterium stimmte mit der Minorität. Der Bericht über das Projekt Casimir Perier, welhes dem Dreißiger Aus\{huß überwiesen wurde, is im Monat JIuni noch nicht zur Vorlage gelangt. — Gleichzeitig mit demselben wurde dem Dreißiger Aus\{huß das Projekt Lambert St. Croix überwiesen, welches, vom reten Centrum ausgehend, die Konstituirung des sogenannten persön- lihen Septennats beabsichtigt. — Die Proposition des Herzogs von Larochefoucauld-Bijaccia, die Monarchie wieder herzustellen, wurde einfah an die Commission d’initiative überwiesen. — Der Herzog von Larochfoucauld-Bisaccia, welcher bis daklin den Posten eines französischen Botschafters in London bekleidet hatte, reite in Folge der Niederlage, welche seine Proposition erlitten, seine Entlassung ein, die vom Marshall Mac Mahon ange- nommen wurde.
Am 29. Juni, bei Gelegenheit der Diskussion über die Neu- wahlen des aufgelösten Generalrathes von Marseille, erklärte Herr de Fourtou, der Minister des Innern, daß dieselben gleih- zeitig mit den allgemeinen Wahlen der Generalräthe stattfinden sollten. Die Kammer erklärte fich damit einverstanden.
Am 30. Iuni wurde das Ministerium von Neuem inter- pellirt. Der Marquis de Franclieu (äußerste Rechte) beklagte sh über cinen Artikel des Figaro, der den Marschall Mac Mahon gewissermaßen als Diktator hinstelle und die S ouveränität der Kammer verkenne. Der Minister des Innern verweigerte, fich in eine Diskussion über diese Frage einzulassen, und der Marquis de Franclieu zog dieselbe darauf wieder zurü.
Die rein geschäftlihen Sißungen der Kammer wurden mit Diskussionen über das Wahlgeseß, das Munizipalwahlgesez und das Munizipal-Organisationsgeseß ausgefüllt. Die fkonserva- tive Aus\hußmajorität erlitt bei Gelegenheit der Diskussion über die Munizipalgeseze erheblihe Niederlagen. Sie haite untec Andern das Alter der Wahlberechtigten auf 25 Iahre festgestellt und den Höchstbesteuerten außergewöhnlihe Prä- rogative eingeräumt. Die Kammer verwarf dies, indem fie am 10. Iuni das Amendement Lafayette annahm, welches
| das Alter der Wahlberehtigten auf 21 Jahre feststellt, und
indem fie die den Höchstbesteucrten von der Kommission zuge- standenen Rechte durch Annahme des Amendements Bardoux am 18. Iuni abrogirte. Die Majorität des Ausschusses ließ darauf ihr Projekt fallen. Dasselbe wurde zunächst von der Minorität und in leßter Instanz von Hrn. Paris aufgenommen. Die Minorität folgte nämlih dem Beispiel der Majorität, nah- dem die Kammer der Regierung auf fernere zwei Iahre das Recht zugestanden hatte, die Maires zu ernennen. Herr de Fourtou hielt bei dieser Gelegenheit eine Rede, in der er die Kabinets- frage ftellte.
Jules Ianin, ein bekannter Schriftsteller und Kritiker, starb am 20. Juni in Passy bei Paris. Hr. Janin war Mitglied der französishen Akademie. Der Graf von Paris und Hr. John Lemoinne, leßterer ein Redacteur des „Journal des Débais“, werden als die muthmaßlihen Nachfolger des Hrn. Jules Janin bezeichnet.
Die Regierung zeigte auch im vergangenen Monat große Strenge gegen alle Uebergriffe der Presse. Die „Republique française* vom 2. Juli veröffentlicht eine Liste von 44 republi- kanischen Zeitungen, welhe im Laufe der leßten Monate von der Regierung des Marschalls Mac Mahon mit verschiedenen Strafen belegt worden sind.
Am 28. Iuni fand eine große Revue statt. Der Marschall Mac Mahon hat in Folge derselben einen Armeebefehl erlassen, in dem er die Haltung der Truppen lobt und die Hoffnung aus- spricht, daß die Armee, mit ihm vereint, Ruhe und Ordnung in Frankreich aufrecht erhalten werde. t i
Die Polizei hat mehrere öffentliche Lokale geschlossen, die in dem Verdachte standen, bonapartistischen und republikanischen Verschwörern a!s Versammlungsorte zu dienen.
Die Zahl der Selbstmorde in Paris nimmt bedeutend zu. Jm Monat Juni wurden 67 Selbstmorde und 91 Selbstmord- versuche konstatirt. ] -
i E dchtige Deputirte, Hr. Meloil-Bloncourt, ist wegen seiner Betheiligung an der Kommune 1n contumaciam zum Tode verurtheilt worden. 0
Der Geburtstag des Generals Hohe (24. Juni) is dur ein republifkanishes Banquet in Versailles gefeiert worden. Die Hrn. Jules Favre und Gambetta haben bei dieser Gelegenheit zu Gunsten der Republik gesprochen. Der Marshall Mac Mahon wird in derselben als Nachfolger des Hrn. Thiers und als „Zweiter Präsident der Republik“ bezeichnet 1
Der Maler Courbet, der wegen seiner Betheiligung an der Kommune vor einem Kriegsgerichte zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden war, is nun von dem gewöhnlichen Gerichts- hofe in Paris verurtheilt worden, die Kosten zur Wiederher- stellung der Vendôme-Säule zu tragen.
anien. Santander, 14. Juli. (W.T. B.) Das Haupt- Ea des Ober-Generals Zabala befindet sich in Lo- groño! General Moriones hat \ih in Folge der unter den Truppen ausgebrochenen Krankheiten ebenfalls mehr nach dem Ebroflusse hin zurückgezogen. Eine Wiederaufnahme der Operationen im Felde ist vor Ablauf von drei Wochen fast nicht möglich. — Der Generalstab und das Hauptcorps der Carlisten ist in Biscaya eingerüt. Die Schiffahrt auf dem Nervion ift durch die Carlisten aufs Neue ernstlih bedroht.
—- Nach einem Berichte der Eisenbahn-Direktion von Pampeluna haben die Carlisten während des Jahres 1873 19 Stationen und 49 Häuser verbrannt, 9 Brücken, 400 Kilometer Telegraphenlinien und eine große Anzahl von Eisen- bahnwagen zerstört und mehrere Bahnbeamte im Dienst er- mordet. Die Telegraphenlinie zwishen Madrid und dem Norden ist unterbrochen.
Italien. Rom, 11. Jaïi. (It. N.) Die Prinzessin Margarethe wird in der nähsten Wohe nah Bad Shwal- bac reisen.
— Der Minister - Präsident Minghetti ist nah Rom zu- rückgekehrt.
— Das Gerücht, daß der Minister des Innern Cantelli die interimistishe Verwaltung des Unterrichts - Ministeriums niederlegen und Hr. Bonghi Unterrichts - Minister werden soll, ift eben so unbegründet, wie das andere, daß er nah Sicilien zu gehen gedenkt, um die dortigen Verhältnisse an Ort und Stelle kennen zu lernen.
— Gestern hat der Deputirte Alippi dem Sekretariat der Deputirten-Kammer den Bericht über die von vielen Deputirten vorgeschlagenen Zusäße zu dem Expropria- tionsgeseße vom 25. Iuni des Iahres 1865 eingereiht. Wie in der lezten Kammersizung beschlossen wurde, wird der Bericht noch während der Vertagung des Parlaments gedruckt und ver- theilt werden.
— 14. Juli. (W. T. B.) Auf dem internationalen Kongresse in Brüssel wird Italien durh den dortigen italienishea Gesandten Blanc und den Obersten Lanza ver- treten sein.
Türkei. Konstantinopel, 14. Iuli. (W. T. B.) Dem „Levant Herald“ zufolge is der Entwurf, betreffend die Errihtung einer Reihsbank, vom Ministerium ge- nehmigt, und wird das Dekret, welches der Banque imperiale ottomane die im Entwurfe enthaltenen neuen Gerechtsame und Privilegien ertheilt, demnächst veröffentliht werden.
Rumänien. Bukarest, 15. Juli. (W. T. B.) Die Kommunalwahlen sind hier, ebenso wie im ganzen Lande, entschieden im regierungsfreundlichen Sinne ausgefallen. — Fürst Carl verläßt heute Sinai. ® i t 3 Sh
Kußland und Polen. Warschau, 8. Iuli. Der General-Gouverneur v. Koßebue hat unterm 19. Mai d. I. an die katholischen Diözesanbehörden des Königreichs Polen fol- genden Erlaß gerichtet:
„Nach aus verschiedenen Gegenden des Landes erhaltenen durch- aus zuverlässigen Mittheilungen hat die Regierung Gründe, die Geistlichkeit zu tadeln, daß sie zu unmittelbaren und mittelbaren politishen Zwecken die sogenannten Ablaßgottesdienste benußt, bei denen sich zahlceihe Geistliche versammeln und an das Bolk Pre- digten halten über Verfolgungen und Bedrüdckungen, welche die fatholishe Kirche und Geistiichkeit von Andersglaubenden und welt- lichen. Personen, die darauf ausgehen, den fatholischen Glauben zu verderben, erleiden sollen; daß die Geistlihen Gebete abhalten lassen für die Feinde, welche den fatholishen Glauben erniedrigen wollen, und ihre Parochianen zu Brüderschaften einshreiben, die von der Re- gierung nicht ane:fannt find; daß solche uit wachscndem Eifer und mit einex alle Grenzen der Mäßigung überschreitenden Erregtheit ge- haltenen Predigten in den Gemüthern des \{chlichten Volkes fanatischen Haß gegen Andersgläubige und falsche Meinungen über Bedrückung der Geistlichkeit erzeugen, während doch die rômisch - katholische Kirche im hiesigen Lande der vollständigen Freiheit ihres Kultus und des vollen Schußes der Geseßze \ich erfreut; endli, daß solche Predigten auch auf Kirhhsfin gehalten werden. Aus den angeführten Gründen hat der Herr Minister des Innern durch Eclaß vom 16. April d. J. arg-ordnet, daß die Geist- lichen bei Extrahirung von Pässen den Kreischefs genau anzugeben haben, nah welcher Parochie und auf wie lange Zeit sie zur geist- lien Aushülfe reisen wollen, und daß die Ertheilung solcher Pässe aufs Aeußerste beshränkt werde; ferner, daß an Atlaßgottesdiensten nur Geistliche aus demselben Decanat, unter keinen Umständen aber aus einem andern Decanat oder wohl gar aus einer andern Diöcese sich betheiligen und Predigt:n nur innerhalb der Kirche, nicht aber auf Kirchhöfen halten dürfen. Die Diöcesanbehörde wird hiervon mit der Verpflichtung benachrichtigt, sih streng nach diesen Anord- nungen zu richten und die ihr untergebene Geistlihkeit mit den nôthi-
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gen Weisungen zu versehen.“
Schweden und Norwegen. Stockholm, 10. Juli. Die militärishen Feldübungen am 7. d. M. erhielten ihren Abschluß. König Oscar erließ folgende Proklamation an die Truppen:
„Da Ihr nun, nach beendigten Feldübungen, in Eure respektiven Garnisonéöórter zurückfehrt, so nehmet Eures Königs Dank entgegeu für den ausgezeichneten Eifer, die Ausdauer während der Märsche, sowie tas nie sih verleugnende Pflichtgefühl, welches Ihr in der ver- flossenen Zeit an den Tag gelegt habt.
Im Hauptquartier Falköping, den 7. Juli 1874.
Oscar.“
Nach Beendigung der Manöver traf dann, wie vorher be- stimmt, der König mit dem Prinzen Alexander der Niederlande auf dem Gute Nääs zusammen, wo der Empfang ein festlicher war. Darauf reiste König Oscar nach seinem Land- fiß Sofino bei Helfingborg und Prinz Alexander, wie kürzlich berihtet, nach Stockholm. M /
Christiania, 7. Ju Die Königin-Wittwe I 0- fephine schenkte gestern, am Todestage Königs Dècar L, die Summe von 20,000 Kronen an den anläßlih ihres Jubiläums im ganzen Lande zur Stiftung eines Legats gesammelten Fond. Dieser beträgt jeßt 54,000 Kronen oder 13,500 Spezies, die in der Christiania-Sparbank niedergelegt find. Ihre Majestät hat gleichzeitig die Herren Konsul Thomas Heftye, Affor Lövenskjold und Staats-Minifter Stang ersucht, ihre Vorschläge zur An- wendung des Legats vorzulegen.
Dänemark. Kopenhagen, 14. Juli. (W. D:-D) Wie offiziell gemeldet wird, ist das neue Ministerium fol- gendermaßen zusammengeseßt: Fonnesbech Minister - Präsident und Finanz - Minister, Baron Rosenörn - Behn Minister der auswärtigen Angelegenheiten, General-Direktor Tobiesen Minister des Innern, Klein, Justiz-Minister, Commandeur Raen Marine- und interimistisher Kriegs-Minister, Etats-Rath Worsaac Unter- richts-Minister.
Amerika. 11. ds. per Kabel gemeldet:
(A. A. C.) Aus New-York wird unterm „Die anae Le H enz bahngesellshaft in Weehawken wurden während eines heftigen O ai Blite getroffen. Das dadur entstandene Feuer brennt noch immer, und der angerihtete Shaden wird auf 800,000 DoVars geschäßt.“
New-York, 15. Iuli. In Chicago ist gestern Nach- mittag .um 5 Uhr eine Feuersbrunst ausgebroen, dur welche bis jet vier Quartiere in Asche ge‘egt find. Das Feuer brach an der Kreuzung der Zwölften und der Harrisonstraße aus und hat fich von da bis zur Kakestraße ausgedehnt. Die Baptisten- firhe, das Postamt, vier Hotels sind durh das Feuer zerstört.