1874 / 167 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 Jul 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Militär-Iustizbeamte. j Stuttgart, 4. Juli. v. Widenmann, Ober-Kriegsrath, uuter Ernennung zum General-Auditeur mit dem Rang der Direktoren von Landeskollegien die Stelle als Chef der Justiz-Abitheilung des Kriegs- Ministeriums übertragen. Sil{er, car. Kriegsrath, unter Beförderung zum Kriegsrath zum Rath der Justiz-Abtheilung des Kriegs-Ministeriums ernannt. Ebensperger, Auditeur der Garnison Stuttgart, die Genehmigung zur Anlégung der Uniform und der Abzeichen des Corps-Auditeurs ertheilt. Rapp, Justiz-Afsessor bei der Jntendan- tur des XIII. Armee - Corps, unter Ernennung zum Auditeur als Sekretär der Justiz-Abtheilung des Kriegs-Ministeriums kommandirt.

Beamte der Militär-Verwaltung. : Stuttgart, 8. Juli. Braun, Zahlmeifter im Train-Bat.

Nr. 13, der Abschied mit Pension bewilligt.

Die heut ausgegebene Nr. 29 der Allgemeinen Ver- loosungs - Tabelle des Deutshen Reihs- und König- lih Preußischen Staats-Anzeigers enthält die Ziehungs- liften folgender Papiere: Badische 35 Fl.-Anleihe de 1845. Burgshe, Iauershe, Kulmer, Markneukirner, Quedlinburger, Stettiner Stadt-Obligationen. Donau- Dampfschiffahrts-Loose. Erft - Niederungen, Meliorations- Genossenschafts - Obligationen. Freistädter, Mogilno'er, Osthavelländishe Kreis-Obligationen. Galizische Karl Ludwig-Bahn-Aktien und Prioritäts-Obligationen. Kurhess\i- #\ches Staats-Lotterie-Anlehen de 1845. Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Partial-Obligationen und Schuldscheine. Lombar- disch-Venetianishes Anlehen de 1859, Mecklenbur- gische Eisenbahn-Prioritäts-Obligationen. Meiningensche Landes-Kreditkafse-Obligationen. Russische 5prozentige Origi- nal-Inskriptionen 1. Serie 1798 und 1815. Schaumburg- Lippesche 4prozent. Rentkammer-Anleihe de 1863. Schwar z- burg-Sondershausenshe Rentenbriefe. Württember- gisher Kredit-Verein, Zéprozent. Obligationen Litt. (5. :

Die Allgemeine Verloosungs - Tabelle erscheint wöchentlih einmal und if zum Abonnementspreis von 15 Sgr.

vierteljährlich durch alle Postanstalten, sowie durch Carl Hey- manns Verlag, Berlin, 5. W., Anhaltstraße 12, und alle Buh- handlungen zu beziehen, für Berlin auch bei der Expedition Wilhelmstraße 32. Preis pro einzelne Nummer 21/4 Sgr.

Nichtamtliches.

Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 18. Juli. Ueber das Fest, welches der deutshe Botschafter in London, Graf Münster, zu Ehren Ihrer Kaiserlihen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen und der Kronprinzessin am Mittwoch veranstaltet hat, entnehmen wir der „A. A. C.“ Folgendes:

Der Kronprinz kam, begleitet von seinem Hofmarschall,

Graf Eulenburg, um 8 Uhr von Marlborough-House im Bot- \chaftshotel an, wo Se. Kaiserlihe und Königliche Hoheit vom Grafen Münster und dem Botschaftspersonal empfangen wurde. Eine halbe Stunde später traf die Kronprinzessin in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheit des Prinzen und der Prinzesfin von Wales ein und wurde beim Aussteigen aus der Hofequipage vom Grafen Münster, dessen Töchtern, den Comtessen Marie und Olga, fowie von dem Legations - Rath, Freiherrn von Brincken, empfangen. Unter den Gästen des Banketts befanden fih außer Ihren Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten die Prin- zesfin Louise und deren Gemahl, der Marquis von Lorne, der türkishe Botschafter, der Lordkanzler und Lady Cairns, der Herzog und die Herzogin von Manchester, der Herzog und die Herzogin von Wellington, der Herzog und die Herzogin von Sutherland, die Marquise von Salisbury, Graf und Gräfin Granville, der Graf und die Gräfin von Roßlyn,, der Premier- Minister Herr Disraeli, Herr Gladstone, das Gefolge des deut- {hen und englishen Thronfolgerpaares, sowie “der Legations- Rath, Frétherr von Brincken.

Die Abendgesellschaft, die sich dem Diner anshloß, war fehr zahlreih besucht. Unter den Anwesenden befand fich der Herzog von Edindourgh, der Erzbischof von Canterbury, viele Mitglieder des diplomatishen Corps und der hohen britischen Aristokratie sowie mehrere angesehene Angehörige der deutschen Kolonie. Die Sänger des deutschen Turnvereins trugen im Salon mehrere deutsche Lieder und Chöre vor und die Wiener Damenkapelle konzertirte. Der Kronprinz und die Kronprinzesfin beehrten das Fest bis nach Mitternaht mit Ihrer Gegenwart. Später erschzienen Höchstdieselben auf einem Balle des Herzogs und der Herzogin von Buccleuch.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrih Carl ist am Mittwoch Nachmittag bald nah Seiner Ankunft, welche auf dem Dampfer „Der Kaiser“ in Swinemünde erfolgte, am Bord der Dampfkorvette „Nymphe* in See gegangen. In Stettin stattete Se. Königliche Hoheit der Werft des „Vulcan“ am Mittwoch Vormittag einen Besuch ab, wo Höchstderselbe die beiden Panzerschiffe „Preußen“ und „Hansa“ besichtigte.

Ueber das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Albrecht und des neugebornen Prinzen ist gestern folgendes Bulletin ausgegeben worden:

Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Albreht hat die leßte Nacht sehr gut geschlafen, das allgemcine Befinden is ganz be- friedigend. Der Appetit stellt fich ein. Auch das Befinden des jungen Prinzen ist in jeder Hinsicht zufriedenstellend.

Hannover, den 17. Juli 1874. -

Dr. Martin. Dr. Schaper.

Das Staats - Minifterium trat heute zu einer Sißung zusammen.

Die Wirksamkeit der auf den Schiffen zur See und in den Küstengewässern gebräuhlihen Noth- und Loot- sensignale hat durch die Zunahme des Gebrauchs von Pri- vatfignalen im Seeschiffsverkehr nit unerheblich gelitten. An der englishen Küste namentlich gewann mit dem wachsenden Schiffsverkehr im legten Jahrzehnt der Gebrau von Privatsig- nalen solche Ausdehnung, daß die häufig vorkommende Verwech- \felung der Noth-, Löotsen- und Privatfignale unter einander, insbesondere aber die Nichtbeachtung der Nothsignale, nicht felten Seeunfälle veranlaßte, welhe den Untergang der Schiffe, ihrer Besazungen und Passagiere, zuweilen sogar in unmittelbarer Nähe von Rettungs stationen und Schiffen, welche Hülfe leisten konnten, im Gefolge hatten. Solche Vorkommnisse forderten zur geseßlichen Fest- fiellung der von den Schiffen anzuwendenden Noth- und Lootsen- fignale, bezw. zur Sicherung der Wirksamkeit derselben dringend auf und gaben der britischen Regierung im Iahre 1872 Veranlas- sung, den Entwurf eines Lootsen- und Nothfignalsystems auf-

zustellen und den Regierungen der Seeñaaten mitzutheilen. Bei |

dieser Mittheilung gab fie dem Gedanken Ausdruck, es möge der Entwurf zur Einführung eines möglichs von allen Seestaaten anzunehmenden einheitlihen Systems solcher Signale führen. Das Reichskanzler-Amt ersuchte in Folge dessen die Regierungen der Bundes-Seestaaten um Aeußerung über die Zweckmäßigkeit der in dem Entwurf enthaltenen Signale und der Oen derselben an der deutshen Küste, und brachte einige auf Grun der eingegangenen Aeußerungen aufgestellte Abänderungs- vorshläge zur Kenntniß der britishen Regierung. Inzwischen hatte die leßtere ihren Entwurf, nachdem derselbe in einzelnen Punkten amendirt worden war, durch den Merchant Shipping Act, 1873, in Großbritannien eingeführt.

Bei dieser Sachlage war zu erwägen, ob die gleihmäßige unveränderte Annahme der von Großbritannien eingeführten Signale troß der gegen die Zweckmäßigkeit eines Theils derselben \sprehenden Bedenken, oder aber die Einführung eines besonde- ren verbesserten deutshen Signalsystems vorzuziehen \ein würde. Auf die dieserhalb von dem Reichskanzler-Amt an die Regierun- gen der Bundes-Seestaaten gerichtete Anfrage haben fi dieselben in ihrer Mehrzahl für die erstere Alternative entschieden. Der Reichskanzler hat ih dieser Ansicht anges{lo}sen und demgemäß dem Bundesrath einen den britishen Vorschriften entsprechend aufgestellten „Entwurf einer Noth- und Lootsen-Signalordnung für Schiffe auf See und auf den Küstengewäfsern“ auf Grund des Art. 4 Nr. 7 der Reichsverfassung zur Beschlußnahme vor- gelegt.

Das über das Befinden des Reichskanzlers, Fürsten von Bismarck, gestern ausgegebene Bulletin lautet: „Die Heilung der Verletzung \chreitet fort, die Bewegung des Handgelenks ist abermals etwas freier. Seit gestern können die Uebershläge weggelassen und dur einen Verband erseßt werden. Die an- firengende mündlihe und \chriftlihe Beantwortung der außer- ordentlih zahlreihen Theilnahmsbezeugungen is Sr. Durhlaucht von ärztliher Seite verboten worden. Dr. Diruff sen.“

Der Reichskanzler, Für| v. Bismarck, ist gestern Nach- mittag 1} Uhr zum ersten Mal wieder nach dem Salinenbade ant Derselbe wurde von allen Seiten enthufiastish begrüßt.

5 Aus den zahlreihen Kundgebungen der Theilnahme für den Reichskanzler, Fürsten von Bismarck, welche auch die

heut vorliegenden Zeitungen wieder enthalten, heben wir die-

folgenden hervor:

Der Kaiser von Oesterreich, der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, der Sultan, der Khedive und der Marschall Mac- Mahon, Präsident der französischen Republik, haben dem Fürsten von Bismarck Glückwunschtelegramme übersendet.

Der König von Bayern hat, wie die „A. A. Z.“ mittheilt, den Gencral-Adjutanten von der Tann beauftragt, dem Fürsten von Bismarck in Kissingen die Allerhöchste aufrichtige Theilnahme auszusprechen. :

Von Kommunalbehörden, welhe Glückwunschtelegramme nah Kissingen abgeschickt haben, sind noch zu erwähnen die zu Coblenz, Görlig, Birnbaum, Dessau. Von Vereinen und größeren Versammlungen find an den Reichskanzler Glückwun#\ch- telegrammée abgesandt worden; u. A. von den Bewohnern und Kurgästen Warmbrunns, dem Handwerker- und tehnishen Verein zu Liegnitz, aus Rawitsch, von den Badegästen in Iohannisbad und Misdroy, aus Lauterberg, Papen- burg, Hagen, Limburg, Düsseldorf, von dem deutschen Verein der Rhéinprovinz zu Bonn, aus Baden, Jena, von den Damen in Gera an die Fürstin v. Bismarck.

In Breslau hat im Hildebrandtschen Gartenetablifsement eine öffentliche Festfeier stattgefunden, bei welcher der „Fürst- Bismarck-Marsh“ vorgetragen wurde.

In Dortmund if eine Konkurrenz für eine Bismarck- hymne ausgeschrieben worden.

In der Woche vom 28. Juni bis 4. Juli 1874 \ind ge- prägt worden an Goldmünzen: 1,638,880 Mark 20-Mark- ftüde, “Mark 10 - Markftücke; an Silbermünzen: 462,954 Mark 1- Markstücke; 144,368 Mark 20 Pf. 20-Pfennig- ftüde; anNickelmünzen: 118,724 Mark40 Pf. 10-Pfennigstücke ; 13,701 Mark Pf. 5-Pfennigftücke; an Kupfermünzen: 15,399 Mark 60 Pf. 2-Pfennigstücke; 16,314 Mark “64 Pf. 1-Pfennigstücke. Vorher waren geprägt: an Goldmünzen: 837,136,140 Mark 20-Markstücke, 202,953,620 Mark 10-Mark- ftüde; an Silbermünzen : 20,170,516 Mark 1-Markftücke, 6,092,846 Mark Pf. 20-Vfennigstücke; an Nitelmünzen: 2,692,727 Mark 10-Pfennigfstücke, 310,169 Mark 60 Pf. 5-Pfennigstüe ; an Kupfermünzen: 425,606 Mark 56 Pf. 2-Pfennigstücke, 172,060 Mark 56 Pf. 1-Pfennigstücke. Mithin sind im Ganzen geprägt: an Goldmünzen: 838,775,020 Mark 20-Markstücke, 202,953,620 Mark 10-Markstücke; an Silbermünzen : 20,633,470 Mark 1-Mark- stücke, 6,237,214 Mark 20 Pf. 20-Pfennigstücke; an Nickelmünzen: 2,811,451 Mark 40 Pf. 10-Pfennigstücke, 323,870 Mark 60 Pf. 5- Pfennigstüke; an Kupfermünzen: 441,006 Mark 16 Pf. 2-Pfennigstücke, 188,375 Mark 20 Pf. 1-Pfennigstücke. Ge- sammtausprägung: an Goldmünzen: 1,041,728,640 Mark; an Silbermünzen: 26,870,684 Mark 20 Pf.; an Nickelmüänzen: 3,135,322 Mark Pf. ; an Kupfermünzen 629,381 Mark 36 Pf.

Bayern. München, 16. Juïi. Die auswärtigen Mitglie- der des Landtages haben fih fast ausnahmslos mit den Abendzügen in ihre Heimath zurückbegeben. Von den 154 dermaligen Mitgliedern der. Kammer der Abgeordneten sind 46, demnach nahezu der dritte Theil, als Ersabßmänner einberufen denn seit der lezten Wahl im November 1869 find von den damals gewählten Abgeordneten 11 gestorben, und 36 find aus der Kammer wieder ausgetreten.

Sachsen. Dresden, 17. Juli. Der König wird sh am 21. d. M. ins Seebad Ostende und die Königin an dem- selben Tage zum Kurgebrauch nach Marienbad begeben.

Vom Gesez- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 9. Stück vom Iahre 1874 in der Ausgabe begriffen. Dasselbe enthält u. A. das Finanzgeseß auf die Jahre 1874 und 1875 vom 25. Juni d. I., das Geseß, vom 25. Juni d. I., einen zweiten Nachtrag zu dem Finanzge- seße auf die Jahre 1872 und 1873, vom 8. April 1872 be- treffend und das Gese vom 25. Juni d. I., den Antheil Sachsens an der französishen Kriegsfostenentshädigung betreffend.

Württemberg. Stuttgart, 16. Iuli. Dem Ver- nehmen des „St. A. f. W.* nah sind die Truppentheile auh in diesem Jahre wieder ermächtigt worden, eine Anzahl Leute insoweit fsolches die gegenwärtige Uebungsperiode und die anderweiten dienstlihen Interessen angängig erscheinen lassen zur Unterstüßung ihrer Angehörigen bei der bevorstehenden Ernte zu beurlauben. Von einer Kontrole darüber, daß die zur Aushülfe bei der Ernte Beurlaubten dêm Zwecke ihrer Beurlau- A auch wirklich genügen, if vorerst Umgang genommen worden,

Baden. Karlsruhe, 16. Juli. Das Geseßes- und Ver- ordnungsblatt Nr. 29 vom 15. d. M. enthält das Gesegz: die Kapitalrenten-Steuer betreffend.

Prinz Hermann von Sachsen-Weimar i| in Baden-Baden eingetroffen.

Samburg, 17. Juli. Der Königlih preußishe Gesandte Freiherr von Rosenberg hat sich heute auf seine, in der Pro- vinz Preußen belegenen Güter begeben. Seine Rüdckehr wird Anfangs September erfolgen.

Oefterreih-Ungarn. Wien, 16. Iuli. Die Königin der Niederlande ist am 15. d. M. nah vollendeter Kur von Marienbad abgereist.

Pest, 16. Juli. In der heutigen Sizung des Abgeord- netenhauses interpellirte Sram wegen Ausbaues der Alföld- Bahn. Hierauf fand die Spezialdebatte der rumänisthen Eisen- bahnkonvention statt. Nah Erledigung derselben wurde zur Generaldebatte über die Vorlage in Betreff der Temesvar-Or- sovaer Eisenbahn geschritten. Am Schlusse der Sizung wurde dieser Gesehentwurf von der Majorität angenommen.

Carlowig, 16. Juli. In der gestrigen Abendkonferenz des Kirchenkongresses wurde nah langer Debatte beschlossen, alle Wahlmodalitäten anzunehmen, namentlih eine Loyalitäts- adresse und eine Huldigungsrepräfentation abzufassen, aber den- noh bei der Wahl des Patriarhen für Stojkowic zu stimmen, obwohl defsen Bestätigung niht erfolgen dürfte. In Folge dessen beshloß die aus aht Mitgliedern beftehende Minorität, fich der Abstimmung zu enthalten.

__In der heutigen fast dreistündigen geheimen Sißung des Kirchenkongresses unter dem Präsidium Bkanovacski's wurden, nahdem der Kongreß einstimmig eine Loyalitätsadresse an die Krone beschlossen hatte, für den Ofner Bischof Arsen Stojkovics 63 Stimmen abgegeben; sieben anwesende Deputirte gaben die Acußerung ab, nit stimmen zu wollen. Der Königliche Kom- missär erschien hierauf und unterfertigte das Protokoll, welches Sr. Majestät unterbreitet wird. Bis nach erfolgter Entscheidung Sr. Majestät wird der Kongreß nicht tagen. :

__ Niederlande. Haag, 14. Iuli. Nach einem dem Kolo- niendepartement zugekommenen Telegramme des General-Gou- verneurs von Niederländish-Indien wurden, wie die neuesten Meldungen aus Atch in mittheilen, am 28. Juni nach einem anderthalbstündigen heftigen Gefehte der Kampoang Garuw, s\o- wie dessen stark besegzte Verschanzungen des Nachts von der Marine beschossen und nachher verlassen gefunden, worauf au Kotta Radja Bedil genommen und beide Plätze beseßt wurden. Die Stellung im Osten des Atchinflusses und die Fahrt auf diesem Flusse is in solher Weise nun- mehr gesichert. Niederländischerseits fielen 4 Mann, worunter kein Offizier, und wurden 38, worunter ein Kapitän und drei Lieutenants, verwundet. Vier Atchinesen wurden gefangen genommen, und außerdem hatte der Feind einen Verluft von 19 Mann an Todten und von vielen Verwundeten. Eine zahl- reiche Menge aus Pedir, Merdu und Groß-Atchin hatte si, wie weiter berichtet wird, versammelt, um der niederländishen Vor- postenkette gegenüber, welhe Meraska {üßt, eine Verschanzung aufzuwerfen. Durch das Feuer der Niederländer wurde jedoch diese Arbeit gestört. Ein niederländishes Kriegs\hif mit einem höheren Civilbeamten an Bord war nah Pedir und Telok- Semave abgefahren.

U ŒW E D) Dre I, Seemslecr Mit glied des Staatsraths, ist vom König mit der Bildung eines neuen Ministeriums beauftragt worden.

Großbritannien und Jrianv. London, 16. Iuli. Der österreihishe Botschafter, Graf Beust, gab gestern ein Diner zu Ehren des Großherzogs von Mecklenburg- Streliß; des Herzogs von Cambridge und des Fürsten und der Fürstin Teck, bei welhem außer den genannten Fürstlichen Personen der niederländishe Gesandte, Graf von Bylandt nebst Gemahlin, der Herzog und die Herzogin von Buccleuh, der Marquis d'Ayeglio, die Marquise von Aidesbury und andere Mitglieder der hohe britischen Aristokratie zugegen waren.

In Chattam brannte in leßtverwihener Nacht die Speiseanftalt der Offiziere des Genie-Corps, ein großes Häuser- geviert, das einen Ballsaal und viele Speise-, Lese- und Billard- zimmer enthielt, vollständig nieder.

Eine soeben veröffentlihte Serie von Aktenstücken über die projektirte Abtretung der Fid\schi-Inseln an Groß- britannien enthält einen längeren Bericht des Commodore Goodmough und des Konsuls Layard an den Minister für die Kolonien, an dessem Schlusse cs heißt:

„Wir gestatien uns, Ew. Herrlichkeit zu versichern, daß wir keine Aussicht für diese Infeln erblicken können, falls Jhrer Majestät Res gierung es ablehnt, das Abtretungsanerbieten anzunehmen, sondern Ruin für die englischen Pflanzer und Verwirrung in der eingeborenen Regierung. Als eine Kron-Kolonie dcnken wir, daß Fidschi sicherlich eine gedeißlihe Niederlassung werden würde. Außer den von uns aufgezählten greßen Vorth-ilen des Bodens und Kutmas hat die geo- graphische Lage Kidsci's es zu cinem Plate dcs Rendezvous für die den Postdienst von Kalifornicn nach Neuseeland und Neu-Süd-Wales verrihtenden Dampfer gemacht. Mit der einzigen Ausnahm- der herr- lidzen Und fruchtbaren Insel Tariuni haben die Küsten Ueberfluß an sicheren und bewundernêwürdigen Häfen, die den Einwohnern wohl befannt find und nur der Fortdauer einer genauen Erforschung be- dürfen, um sie Fremden zugänglich zu machen.

*— Hr. George Bankroft, der frühere Gesandte der Ver- einigten Staaten am Berliner Hofe, ift vor Kurzem in London angekommen.

17. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sizung des Unterhauses brahte Sheridan zur Sprache, daß 2 eng- lishe Unterthanen in Aegypten von Arabern angegriffen worden seien, die ein Verwandter des Khedive angeführt haben solle. Der Unter-Staats-Sckretär im Departement des Auswär- tigen, Sir R. Bourke, erklärte, Leßteres sei unrihtig und seien die Schuldigen sfofort vor Gericht gestellt und zur Zwangsarbeit verurtheilt worden. Von Seiten Englands könne irgend ein weiteres Verlangen an die ägyptishe Regierung nicht gestellt werden. Der Unter-Staatssekretär der Kolonien, Earl of Carnarvon, machte die Mittheilung, daß die Regierung bereit sei, die Abtretung der Fid\chi-Inseln anzunehmen, aber ‘ohne jede Bedingung. Die von der Regierung der Fidschi-Inseln ge- stellten Bedingungen seien für England durchaus unannehmbar. Der Gouverneur von Neu-Süd-Wales sei beauftragt, den Be- wohnern der Fidschi-Inseln die Ansichten der englishen Regierung kundzuthun.

Frankreih. Paris, 16. Iuli. Das „Journal officiel ® bringt zwei Bekanntmachungen des Ministeriums des Innern, wovon die eine anzeigt, daß mit dem 4. Juli der Paßzwang zwischen Frankreih und Nordamerika abgeschafft ist : künftighin haben die Bürger beider Staaten nur einfach ihre

Namen abzugeben, wenn fie um dieselben befragt werden. Die !

zweite Bekanntmachung betrifft die Auswanderung und lautet:

_ Sten zu wiederholten Malen hat sich die Regierung veranlaßt gefühlt, die ländlichen Arbeiter auf die Gefahren eines Verdingens nach Nordamerika aufmerksam zu machen. Es wurden zu diesem Be- Hufe besondere Auskunftsvureaus zu Paris, in Havre, in Belfort so wie in allen Präfekturen und Unter-Präfekturen errihtet. Diese Maß- regel hat troßdem nit die gehofften Erfolge gehabt, denn täglich laufen bei der Regierung Repatriationëgesuhe von solchen Arbeitern und hauptsählich von Elsaß-Lothringern, die für Frankreich optirt haben, ein. Hauptsächlich kommen diese Gesuche aus der Gegend von Philadelphia, wo das Loos der verlockten Landbebauer ein sehr fläg- liches zu sein scheint, /

Der konstitutionelle Gesezentwurf des Dreißi- ger-Aus\chus#s\es, der am Montag von der Nationalversamm- Iung berathen werden soll, lautet wie folgt:

Art! 1. Mer Präsident der Republik, Marshall Mac Mahon, übt au ferner unter diesem nämlichen Titel die vollstreckende Gewalt,

welche ihm durch das Geseß vom 20. November 1873 übertragen was M É

, Urt. 2. Er ist nur für den Fall des Hochverraths verantwortlich. Die Minifter find solidarisch für die allgemeine Politik und individuell für ihre persönlichen Akte verantwortlich.

_Art. 3. Die gefeßgebende Gewalt wird von zwei Kammern geübt: der Deputirtenkammer und dem Senat. Die Deputirten- fammer wird nah dem Wahlgeseße- ernannt, welches die National- versammlung beschließen wird. Der Senat bestcht aus gewählten und aus ernannten Mitgliedern in einem noch näher zu bestimmenden Verhältnisse.

,__ Art. 4. Der Präfident der Republik hat das Ret, die Depu- tirtenkammer aufzulösen. Jn diesem Falle müssen die Wahlen binnen sechs Monaten stattfinden.

Art. 5. Wenn die vollstreckende Gewalt durch ten Ablauf der geseßlichen Frist oder durch den Rüdcktritt oder Tod des Marschalls Mac Mahon erledigt ist, so versammelt der Ministerrath die Depu- tirtenkammer und den Senat zu einem Kongreß, welcher über die ¿u ergreifenden Maßregeln zu befinden hat. Der Präsident der Re- publif hat allein das Recht, die Revision der Verfassungsgeseße zu

beantragen. 4

17. Juli, (W. T. B.) Die heutigen Abendblätter melden, der Minister des Innern, Fourtou, habe sein Entlassungsgesuch eingereiht, und sei dasselbe dur seine abweichenden Ansichten über die Haltung, welhe das Minifterium der Berathung der konstitutionellen Vorlagen gegenüber einzu- nehmen habe, herbeigeführt. Nach einem anderen Gerüchte wäre Fourtou mit den übrigen Mitgliedern des Ministeriums au darüber in Differenz gerathen, wie \sich das Ministerium den Bonapartisten gegenüber zu verhalten habe. Dem Vernehmen nah soll der Präsident Mac Mahon ‘das Entlafsungsgesuch Fourtou's niht angenommen, vielmehr wie bereits gemeldet die Absicht kundgegeben haben, vor dem Endergebniß der am nächsten Montag beginnenden Berathung über die konstitutio- nellen Geseßvorlagen betreffs etwaiger Veränderungen des Mi- nisteriums feine Entschließung zu treffen.

_— Nach einem der „Independance“ vom 17. Abends aus Paris zugegangenen Telegramme is das Entlassungsgesuch bis jeßt weder angenommen, noch abgelehnt. Es wird hinzu- gefügt, für den Minister seien bei Einreihung seines Entlassungs- gesuhs außer den aus der allgemeinen politischen Lage her- geleiteten Gründen auch Differenzen bestimmend gewesen, die zwischen ihm und dem Polizei-Präfekten Rénault beftänden.

In Deputirtenkreisen verlautet, es seien in dem Ministerium über die von demselben zu beobachtende Haltung und allgemeine Politik Meinungsverschiedenheiten zu Tage ge- treten. Die „Agence Havas“ meldet dem gegenüber, außer dem Rüdcktritie des Finanz-Minifiers Magne seien vor der am Montag stattfindenden Berathung des von der Dreißiger-Kom- mission ausgearbeiteten Geseßzentwurfs fkeinerlci Modifikationen des jeßigen Ministeriums zu erwarten.

Versailles, 17. Juli. (W. T. B.) Die National- versammlung hat den Antrag auf Konvertirung der Anleihe Morgan abgelehnt und ein Amendement André's in Erwägung genommen, wodur die Regierung ermächtigt wird, in das Budget von 1874 als außerordentlihe Einnahmen den Bctrag von 45 Millionen Francs einzustellen, die von dem dem Staate dur die Bank von Frankrei eröffneten Kredit übrig bleiben, und wodurch demnach das finanzielle Gleichgewicht in dem Budget

pro 1874 hergestellt wird. Ein Amendement Ravinel's, welches

behufs Deckung des Defizits die Regierung zu einer supplemen- taren Ausgabe von Schaßbonds ermächtigen wollte, wurde ab- gelehnt. In Folge der Inbetrahtnahme des André'\{hen Amen- dements wurde die Abstimmung über den Antrag Wolowski's auf Herabseßung der Amortisationsquote bei der Bank von Frank- reich von 200 auf 150 Millionen Francs auf morgen vertagt. Die Nationalversammlung genehmigte demnächst mit allen gegen eine Stimme die Vorlage betr:ff}s Verbesserung der Vertheidi- gungswerke an der Oftgrenze. Oberst Denfert fprach gegen diese Vorlage. General Chabaud La Tour trat für dieselbe ein und wies auf den rein defensiven Charakter der ganzen Vorlage hin, indem er in feiner Rede gelegentlich noch besonders hervor- hob, daß er über die friedlihen Abfichten der Nachbarn Frank-

reihs nicht den geringsten Zweifel hege. Am Schlusse der Sigzung erstattete die Budgetkommisfion Bericht und beantragte die Ablehnung des Amendements André, weil diejenigen 45 Mil- lionen Francs, die dasselbe zur Voraussezung habe, bereits in dem Liquidationskonto zur Verrechnung gelangt seien. Die Berathung der Finanzfra ge soll morgen fortgesezt werden.

Spanien. Madrid, 17. Iuli. (W. T. B) Dem „Im- parcial“ zufolge wäre eine neue Aushebung von 100,000 Mann aus den Aktersklassen zwischen dem 23. und 35. Lebens- jahre in Ausficht genommen.

Nah hier eingelangten Nachrihten haben die Carlisten an der Küste von Biscaya etwa 1600 Personen aufgehoben und die Absicht ausgesprochen, dieselben erschießen zu lasen, sobald ein Angriff Seitens der Regierungstruppen erfolgt.

Nath hier eingegangeñen Nachrichten hat in Lerida der Oktroiabgaben wegen ein Volksauflauf ftattgefunden, bei dem mehrere Personen verwundet wurden. Die Stadt ist mili- tärish beseßt worden.

_ Dänemark, - Kopenhagen, 15. Juli. Gestern Mittag wurde in einem Staatsrath die Ministerf rage ent- schieden, und die geftern Abend erschienene Nummer der Mini- sterial-Zeitung enthält bereits die Mittheilung der bewilligten Ab- \chiedsgesuche, wie die neuen Ernennungen. Von den verab- \chiedeten Ministern werden, wie es heißt, Graf Holstein und der frühere Kultus-Minister Hall von hier abreisen, ersterer nah seinem Gute Holsteinborg bei Skjelskör auf Seeland und letzterer nah Sandefjord, dem bekannten norwegischen Bade.

Die Reise des Königs nach Jütland und Js- [and wird’ am Freitag angetreten werden, und zwar über Aar- huus, Viborg, Hald, Frederikshavn.

Unterm 9. Juli if dem Etats-Rath C. F. Tietgen,

Direktor der Privatbank, die Verdienstmedaille in Gold, ucbst |

Erlaubniß, dieselbe zu tragen, verlichen worden.

Im Rathhause zu Odense wurde am leßten Montag und Dienstag die Generalversammlung des dänischen Apothekervereins abgehalten. Der Verein zählt 153 Mit-

glieder und wird, einer Einladung von Rußland zufolge, einen |

Delegirten zum internationalen pharmaceutishen Kongreß zu St. Petersburg, welcher daselbs vom 12. bis 18. August tagen wird, absenden. Unter den Fragen, welhe hier zur Berhand- lung kommen werden und mehr als gewöhnlihe Bedeutung haben, is die Ausarbeitung einer internationalen Pharmacopôde zu nennen.

17. Juli. Gestern Abend starb hierselb| plöglih der Depatte- ments-Direktor im dänischen Marine-Minifteriuun Eßkild sen, ein Mann, gleich ausgezeihnet dürch die Ehrenhaftigkeit, Festigkeit und Energie seines Charakters, wie dur hervorragende amtliche Tüchtigkeit. Er gehörte in den Jahren 1864 und 1865 derjenigen Kommission als Mitglied an, welche na dem deutsh-dänishen Kriege, aus Preußen, Oefterreihern und Dänen bestehend, zu Kopenhagen zusammentrat, um die Entschädigungen für die Rheder, Latèungseigenthümer und Mannschaften der während des

| Krieges genommenen Schiffe festzuseßen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 17. Juli. (W. T. B.) Erzherzog Albrecht i gestern Abend um 81/2 Uhr von Zarskoje Selo naG Moskau Freist.

Amerika. Ueber die große Feucrsbrunf| in Chi- cago meldet ein Kabeltelegramm der „Times“ aus Phila- delphia:

„Das Feuer begann am Dienstag Nachmittag um 5 Uhr in einem hêl¿ecnen Gebäude in State - Street, nördli ven Twelfth- Street. Das ist etwa 409 Ellen westlißch vom Michigansee. Das Feuer brannte öosilich nach dem See und nördlich nach Van Buren- Street, sowie etwa eine halbe - Meile breit von Süden nch Westen. Der abgebrannte Distrikt dehnt sich westliG vom See- gestade im Umfange von 200—400 Ellen aus und bedcckt 60 Acres im nördlihen Theile. Circa 10 Ycres bedecken dafs- selbe Terrain wie der große Brand von 1871. Die zerstôr-

ten Gebäude waren im Allgemeinen aus Holz und klein, obne großen |

Werth, ausgenommen am Se-geftade, wo cinige {öne Wohnhsöuser und Hotels standen. Die niedergebranntcn Hauptstraßen sind Ma- difon Avenue, Wabash Avenue, State Harrisen, Van Buren, Tyler, Polk und Peak-Strects. Unter den cingeäscherten Gebäuden befinden sich das Postamt, die erste Baptiftenfirche, das Madison-Avenue- Hotel, das St. James-Hotel, dxs Continental-Hotel und das Adolphi- Theatre. Das Feuer wurde am Mittwoch Morgen bemeistert. Zwan- zig Häusergevierte find niedergebrannt und der ungefähre Verlust be- trägt 5,000,090 Dollars. Sechs Menschenleben sind verleren ge- angen.“

/ Einer New-Yorker Depesché der „Daily News* zufolze, ent- ftand das Feuer durch eine Explosion in einem Farktewaarenladcn. Da die Straßen eng, die Gebäude aus Holz waren und der Wind zur Zeit hoch ging, griffen die Flammen mit großec Schnelligkeit um sih. Das Herz der Stadt s{webte die ganze Nacht hindur in Ge- fahr. Sprißen wurden von allen benachbarten Städten gesandt. Viele hunderte von Familien sind durch die Brandkatastrophe obdachlos ge- worden. Außer dén obengedachten G-bäuden sind azch die Mctho- distenkirhe, die fkatbholische Marienkfirhe und zwei Synagogen ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer wüthete eiwa 12 Stunden

| rathe die | den Gefellshaft6interessen am besten zusageaden Weise zwei neue Se-

und vernichtete 60 Acres mit Gebäuden, meistens Wohnhäuser der \{limmsten Klasse.

Nach einem Kabeltelegramm des Reuterschen Bureaus wird der dur die Feuersbrunst verursachte Eigenthumsverlust auf nicht weniger als 4,000,009 Dollars und nicht über 6,000,090 Dollars geschäßt. Zweifünftel des Eigenthums sind versichert. Der ganze zerstörte Slächenraum besteht aus etwa 25 Häusergevierten, die in der Altstadt gelegen sind. Die dritte und vierte Avenue ist gänzli zerstört. Die Verluste, welche Geschäftéleute erlitten, sind nicht bedeutend, und es sind keine Falliments oder Geshäftéunterbrebungen eingetreten. Der Bürgermeister von Boston hat der Stadt Hülfe angeboten.

Ein vom 16. d. M. datirtes Kabeltelegramm aus Chicago meldet: Der durch den Brand am Dienstag verursachte Verlust ist nun auf 4,025,000 Dollars festgestellt worden, wovon 2,500,000 Dollars durch Verficherung gedeckt sind. Die Briefschaften im Poft- amte wurden geborgen, ehe das Feuer diefes Gebäude ergriff.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Privatdozent Dr. phil. Paul Robert Schuster in Leipzig ift zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät daselbst ernannt worden.

Das Programm. der heut beginnenden Petrarca-Feier in Avignon ift folgendes: Sonnabend, den 18. Juli: Absendung einec Deputation der Minnesänger nach Vaucluse, wo dieselben von den fran- zösischen und italienishen Dichtern empfangen werden. Abends 8 Uhr wer- den Wappenherolde die Stadt durchreiten und den Beginn des Festes an- zeig-n. Abends 9 Uhr Rückehr der Minnesänger, die von den Civil- behörden feierlich empfangen werden. Aufstellung der Büste Petrarca's. Feierlicher Zug sämmtlicher Deputationen vom Bahnhofe nach dem Stadthause. Miiitärmusiken und zllgemeine Illumination. Alsdann großer musikalischer Zapfenstreich uud Fackelzug. Sonntag, den 19. Juli, 8 Ubr Morgens: feierliches Hocamt auf dem Plate vor der päpstlichen Burg. Weihe der Prämien. Sämmtliche Behörden, Deputationen u. f. w. werden -diefem feierlihen Affe beiwohnen. Nachmittags 4 Uhr: große historishe Kavalkade, welhe den Triumphzug Petrarcas nach dem Kapitol darstellt. Abends 9 Uhr: Galavorstellung im Stadttheater. Volksfest. Wiederholte allgemeine Illumination und elektrische Er- leuhtung der päpstlihen Burg. Montag, den 20. Funi, Morgens 9 Ubr: großartiges Sängerfest, von einer- großen Anzahl provznzalisher Sängervereine veranstalte. Um 4 Uhr: spanishes Stiergefecht, Fischerstehen auf der See, Farandoltänze auf allen öffentlichen Pläßen. Abends: großes venetianishes Fest auf der Rhone, Feaer- werk, Musik 2c. :

Verkehrs-Anstalten.

Stettin, 13. Juli. Das Postdampfschiff des Baltischen Lloyd „Ernst Moriß Arndt“, Kapitän C. Felberg, ist heute nah einer 147 tägigen Reise von New-York wohlbehalten Hier eingetroffen.

Wien, 18. Juli. (W. T. B) In der heutigen außer- ordentlichen Generalversammlung der österreichischen Staats-Eisenbahngesellshaft wurde nach Anhörung des Berichis des Verwaltungérathes nachstehender Antrag des leßteren einstimmig zum Beschluß erhoben: Die Generalversammlung er- theilt im Sinne der Beftimmungen des §8. 34 der Statuten und unter Aufhebung der Beschlüsse 3a und 3b der außerordent- lihen Generalversammlung vom 6. Mai 1872 dem Verwaltungs- Vollmacht, für Rechnung des alten Neßes in der

rien von Obligationen zu emittiren, und zwar: a. cine neue Serie dreiprozentiger Obligationen in einer Anzahl, deren gesammte Jahres- interessen sammt der Amortisationsquote ciner Million Guldea (Sil- ber) oder 2,500,000 Fres. gleichfommen; b. eine neue Serie fünfpro- zentiger Obligationen bis zum Belaufe des Nominalwerthes von 16

| Millionen Gulden (österr. Währung in Silber).

Die Einnazmen sämmtlicher Staatsbahnen Schwe- dens in den 5 ersten Monaten dieses Jahres haben betragen 9,948,815 Rdl. ; folgende Privatbahnen haben in gleicher Zeit an Ein- nahmen erzielt: Gefle-Dala 470,737 Rdl., Köving-Hult 295,360 Rol, Schwed ishe Crtral 267,957 Rdl., Udderalla-Wenersberg-Herrljunger 209,120 Rdl. u. \. w.

New-York, 15. Juli. (Per transatlantishen Telegraph). Das Postdawmpfschiff des Baltischen Lloyd „Franklin“ Kapitän E. Deh- uicke ist heute mit Passagieren und Ladung wohlbehalten hier einge- troffen.

Der Hamburger Postdampfer „Hammonia* is gestern

| Abends 6 Uhr hier eingetroffen.

Aus dem Wolff'shen Telegraphen-Böreau.

Kissingen, Sonnabend, 18. Juli, Mittags. Das heute über das Befinden des Reichskanzlers Fürsten Bismarck ausgegebene Bulletin lautet: Das Allgemeinbefinden ist durch eine besser verbrachte Nacht gekräftigt, von der Anshwellung des Gelenkes is nur noch ein unbedeutender Reft vorhanden, die Heilung der Wunde schreitet in befriedigender Weise fort. Gestern wurde wieder ein Soolbad genommen unter Anwendung eines impermeablen Schußtverbandes der Wunden. Dr. Diruff sen.

Der Minister des Innern, Graf Eulenburg, ist aus Wies- baden hier eingetroffen und hat heute Vormittag dem Fürsten Reichëkanzler seinen Besuch abgestattet. Die bis gestern ein- getroffenen Glückwunsch - Telegramme betragen nahezu tausend.

Der Klopstockverein in Quedlinburg.

Zur Feier des 150jährigen Geburtstag3 Klovpstockzs am 2. Juli hat der Klopstockverein, der sit Ende 1872 iu Quedlinburg konstituirt hat, einen Bericht über seine bisherige Thätigkeit veröffent- liht. Derselve hat sich die Aufaabe gestellt, den noch vorhandenen handschriftlichen Nachlaß Klopftocks in Urschriften oder in zuverlässigen Abschriften, alle G.sammut- und Einzelausgaben seiner Werke, alles, was über ihn in unserer eigenen und in fremden Litera- turen e:sdienen ift, in einer Sammlung zu vereinigen, die der Stadt Quedlinburg, als dem G-burtsort des Dichters, übergeben wer- den sollte, mit der Verpflichtung, sie den Forschern zur Benußung offen zu halten. :

Troß der kurzen Zeit seines Bestehens sind, wie die „Magd. Ztg." mittheilt, dem Vereine ansehnlihe Summen zur Erreichung seines Zweckes zuflossen. Se. Majestät der Kaiser sandten einen Bei- trag von 100 Thalern, Ihre Majestät die Kaiserin 200 Mark, der Großherzog von Oldenburg, der Herzog von Anhalt, die

erzogin ven Anhalt - Bernburg, die Grafen Otto und

otho zu Stolberg - Wernigerode gaben gleichfalls ansehn- liche Geldgeschenke. Die Universitäten Königsberg, Bonn, Tübingen und Rosto unterstüßten das Uaternelhmen des Vereins mit einer Gesammtsumme von 63 Thalern. Der Senat der Hansestadt Ham- bura, wo der Dichter 33 Jahre seines Lebens verbraht hat, spendete 200 Thlr. Aus derselben Stadt ging dem Vereine noch eine unver- hoffte, weil nit direkt erbetene, G-ldunterstüßung zu Theil. Ein Mitglied des Vercins, der durch seine im Hamburger Schriftsteller» Lexikon erschienen Klopsteck-Biographic bekannte Hamturger Hr. Cropp hatte es bewirft, daß dem Vereine von Seiten der Bürgermeister Kellinghusenshen Stiftung ein Beitrag von 150 Thlr. eingehändigt wurde. Dazu kamen noch einige andere nicht unbeträchtliße Sum- men ven Göênnern und Mitgliedern des Vereins, fo daß \sihch das Vereinsvermögea Ende Juni auf 1056 Thlr. 10 Sgr. belief, wovon in Folge des Ankaufes von Büchern, Ausgabe füc Kopialgebühren

u. \. w. uur 182 Thlr. 7 Sgr. in Wegfall kamen, fo daß also ein Kasfenbestand von 874 Thlr. 3 Sgr. bleibt.

Von Originalen von der Hand Klopstocks besißt der Verein nur ein einziges, die ihm von Seiten des Quedlinburger Magistrates überwiesene Ode: „Zwcy Johanniswürmchen®, geschrieben im Juli 1801, welche dem Geh Regierungë-Rath v. Schulß in Magdeburg zur hundertjährigen Geburtstagsfeier des Dichters im Jahre 1824 für die Stadt Quedlinburg vom Domherrn Dr. Meyer in Hamburg, der sie von Klopstocks zweiter Frau erhalten, geschenkt wurde, und eine:n glzihfalls zu diesem Tage dem genannten Herrn übermachten Exem- plare seiner Schrift, „Klopstocks Gedächtnißfeier, Hamburg 1803“ v-r- geheftet ist, Da die Preise, welche von den Autogcaphenhändlern für Manuskripte gefordert wurden, \sih zu hoh stellten, und da getreue Kopien den Zwecken des Vereins eben so wohl entsprechen, so sah sib der leßtere genöthigt, vom Ankauf dèr angebotenen Autographen Ab: stand zu nebmen uad sich mit der Abschriftnahme der von den Händ- lern zu diesem Zwecke für einen bei Weitem geringeren Preis über- lassenen Manuskripte zu begnügen. So gelangte der Verein theils gegen Vergütigung an die Händler, welhe die Autogzraphen über- sandten, theils durch die Freundl'chkeit dec Besißer zu beglaubigten Abschriften von einer Reihe zum Theil unaedruckter Autographen, unter deaen Briefe Klopstocks an Goschen, an Claudius, an Haller, an den Markgrafen Karl Friedrich von Baden hecvorzuheben sind. An- dere Hoffnungen auf die Erlangung neuer bisher uo uabenußter handschriftlcher Quellen zu einer Biographie Klopstocks gingen leider niht in Erfüllung. E

Was die gedru@&te Literatur betrifft, so hat der Verein im Ganzen ungefähr 125 Bände zusammengebcacht. Jhr werthvollster Bestandth-il rühct aus dem Nachlasse des im vorigen Jahre veritor- benen Professors Bosse in Cöthen her, der seit langea Jahren unaus- geseßt sich dem Studium Klopftocks gewidmet und als Früchte seines Fleißzes seit 1811 verschiedene sehr werthvolle P-oaramme Klopsteck- her Studien, die sih alle ebenfalls in dem Nachlasse vorfanden, ver- öffentlicht hatte. Aus seinem Nachlasse geht hervor, daß der Verstor- bene si: eine fritishe Ausgabe wenigstens einiger Werke Klopstock3

| Kcreidezeihaung ausgeführt, zum Geschenk.

zum Ziel gefeßt hatte; denn außer einer durchsckossznen und mit vielen Iichriftlihen Anmerkungen von Vetterlein und Bosse versehen-:n Ausgabe der Odenerkläcung des Ersteren fanden sich 23 Hefte mit groß: m Samnmelfleißze und großer Afkcibie guszeführten Studien, Erklärungen und WVariantensammlungen besonders zu dem M-sfias und zu den Oden. Vornehmlih des lehtz- teren hatte Bosse seine Sorgfalt gewidmet und eine kritische Auszabe derselben {hon so weit vorbereitet, daß dem fünftigen Herausgeber, nachdem er sich in das Borliegende eingearbeitet, nicht allzupiel mehr zu thun übrig b!eiben dürfte. Auch in den Besiß einer Reihe von Portraits, Kiopstock und seine Angehörigen darstellend, ist der Ver- ein gelangt. Von der in Meß lebenden Nichte Klopstock:, Frau Cämmerer, erhielt der Verein zwei sehr feine M-daillon-Portraits, in Die Zeichnungen stellen die Eltern der Frau Câmmerer, Victor Ludwig Christian Klopstock (geb. 1744, geft. 1811 als Großherzoglih badisher Kommerzien-Rath aus Hamburg) und Anna Marie Hundt (geb. 1755, gest. 1811) dar.

Durch die Bemühungen des Ober- Bürgermeisters Brecht in Quedlinburg kam der Verein in den Besiß einer sehr werthvollea, 43 Nummern umfassenden Sammlung von Bildnissea Klopstocks, zum großen Theil in Kupferstihen und Lithogravhien bestehend. Endlich hat Hr. Konsul Meyer in Berlin dem Vereine noch dié Schnupf- tabafsdose geschenkt, welhe Kiopstock im täglihen Gebrau hatte, und welche von seiner Wittwe dem Domh-rrn Meyer überlassen wurde. Auf dem Deckel der sonst. so einfachen Dose befiadet sich das mit Sauvberkcit auf Elfenbein gemalte Bildniß der Charlotte Corday, welcher er bekfanntlich auch in seiner Ode „Mein Jrrthum“ ein Denk- mal gesetzt hat. j

Der Klopstockverein wird auchß, nachdem die von ihm ver- anstaltete Sammlung von gedruckten und ungedruckten Materialien zur Geschichte des Dichters und seiner Werke der Stadt Quedlinburg übergeben ist, seine Thätigkeit nicht einstellen. Ec wird vielmehr weiter wirken, und zwar mit der bestimmt aus8gesprochenen Absicht, die Werke Klovstocks und zwar zunächst die Oden in einer kritisch sichern und abshließenden Ausgabe zu veröffentlichen.