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wirthshaftliche Disziplinen: 1) Einleitung in das landwirthschaftliche Studium (Hodegetik, Geschichte): Geh. Regierungs-Rath Or. Sett e- gaft. 2) Encyklopädie der Landwirthschaft: Dr. Drei. E: gemeine Ackerbaulehre: Derselbe. 4) Spezieller Pflanzenbau: Admi- nistrator Schnorrenpfeil. 5) Allgemeine Thierzucht: Dr. Crampe. s) Vergleichendes Exterieur der Hausthiere: Geh. Reg.-Rath Dr. Sett e- gaft. 7) Pferdezucht und Pferdehandel: Dr. Möller. 8) E! Dr. Crampe. 9) Wollkunde wit praktischen Uebungen : Derselbe. 10)Agro- nomische und zootehnishe Uebungen und Demonstrationen: Dr. Crampe. 11) Landwirthschaftlihe Buchführung: Rechnungë-Rath Schnetder. TV. Forstlihe Disziplinen: 1) Forsteinrihtungslehre: Oberförster Sprengel. 2) Forstbenußung: Derselbe. V, Naturwissenschaftliche Disziplinen: 1) Unorganische Experimental-Chemie: Prof. Dr. Krocker. 2) Chemie der Düngemittel: Derselbe. 3) Analytishe Chemie mit Uebungen in landwirthschaftlih - chemishen Arbeiten im Laboratorium: Derselbe. 4) Physiologishe Experimental-Chemie : Dr. Weiske. 5) Erxperimental-Physik : Ee Oer Dr. Pape. 6) Anatomie, Physiologie und “Geographie der Pflanzen: Professor Dr. Heinzel. 7) Krankheiten der Kulturpflanzen: Dr. Kirchner. 8) Uebungen im pflanzenphysiclogishen Laboratorium: Professor Dr. Heinzel. 9) Allgemeine und spezielle Zoologie: Professor Dr. Hensel. 10) Uebungen im zoologisch -zootomischen Laboratorium: Derselbe. 11) Zoologisches Colloquium: Derselbe. 12) Geognosie: Dr. Gruner. 13) Bodenkunde: Derselbe. 14) Uebungen und Demonstrationen im mineralogishen Museum: Derselbe. 15) Anatomie und Physiologie der Hausthiere: Dr. Möller. VI. Landwirthschaftlih-technische Ge- werbe: Dr. Friedländer. VIl. Thierheilkunde: 1) Seuthenlehre : Dr. Msller. 2) Geburtshülfe: Derselbe. 3) Veterinär-klimsche De- monstrationen : Derselbe. VIIT. Landwirthschaftliche Bau- und Ma- \chinenkunde: Baurath Engel. TX, Mathematik: Professor Dr. P ape.
Lehr hülfsmittel. Der Unterricht wird durch Demonstrationen, praktishe Uebungen und Exkursionen erläutert. Hierzu dient zunächst die gesammte Gutswirthschaft y deren technische Betriebsanlagen (Brennerei, Brauerei, Ziegelei) die technologishen Vorträge erläutern, ferner das Forstrevier. — Als weitere Lehrhülfsmittel dienen: die Versuchswirthshaft und Verjuchsstation , der botanishe Garten, die Anatomie, die Thierklinik, das zootehnishe Institut, das chemische Laboratorium, das pflanzenphysiologishe Institut, das landwirthschaft- liche Museum, das zoologishe Kabinet und zootomische Laboratorium, die Bibliothek und das Lesezimmer. | /
Prafktische Kurse und Prafktikanten-Station. Für die praktishe Erlernung der Spiritus- und bayerishen Bier-Fabrika- tion in besonderen Kursen ist Vorsorge getroffen. Zur Erlernung der praktischen Landwirthschaft is durch die mit der Akademie in Ver- bindung gebrachte Praktikanten-Station Gelegenheit geboten. An- gehende Landwirthe finden gegen Entrichtung einer Pension in dem Hause des Administrators in Proskau und des Wirthschafts-Inspektors auf dem Departement Schimniß Aufnahme, sie werden von ihren Lehrherren mit dem Betriebe der Landwirthschaft vertraut gemacht und in der Gutswirthschaft praktish beschäftigt.
Aufnahme der Akademiker. Honorar-Zahlung. Son- stige Einrichtungen der Akademie. Die Aufnahme erfolgt nach shriftlicher oder mündliher Anmeldung beim Direktor. Die Akademie verlangt von den Studirenden Reife des Urtheils und Kennt- nisse in dem Maße, um akademischen Vorträgen ohne Schwierigkeit folgen und daraus den rechten Nußen ziehen zu fönnen. Voraus- gegangene- wenigstens einjährige praktishe Thätigkeit im Landwirth- schaft-betriebe ist “ zum Verständniß der “ Vorträge erforderlich. Der Kursus ift zweijährig, der Studirende verpflichtet fich bei feinem Eintritt jedoch nur für das laufende Semester. Gegen ein monatlich zu entrihtendes Lehrhonorar können junge Land- wirthe, deren Verhältnisse ihnen den Aufenthalt an der Akademie wäyrend eines vollen Semesters niht gestatten, als Hospitanten zu- gelassen werden. Es beträgt das Eintrittsgeld 6 Thaler, das Studien- honorar für das erste Semester 40 Thaler, für das zweite 30 Thaler, für das dritte 20 Tholer, - für das vierte und jedes folgende Semester 10 Thaler. Beim Schluß eines jeden Semesters finden Abgangs- prüfungen ftatt. Um zur Prüfung zugelassen zu werden, muß der Studirende vier Semester auf der Akademie absolvirt haben. Die Zeit seines Studiums an einer ändern Hochschule kommt dabei in Anrechnung. Nähere Nachrichten über die Akademie finden fich in folgenden, durch alle Buchhandlungen zu beziehenden Schriften: Die Akademie Proskau, Berlin, 1872, 1V. Ausgabe; Der landwirthschaft- liche Unterricht, von H. Settegast, Breslau 1873.
Proskau, den -13. Juli 1874. Der Direktcr der Königlichen landwirthschaftlichen Akademie. Geheimer Regierungs-Rath Dr. Settegast.
Nichtamtliches.
Deutsches Ne ieh.
Preußen. Berlin, 4. August. Se. Majestät der Kaiser und König wohnten am Sonntag, dem 2. d. M,, in Gastein dem Gottesdienst in der evangelischen Kirche bei, Zum Diner hatte der Fürst Rohan Einladung erhalten.
; — Ihre Kaiserlizen und Königlichen Hoheiten
der Kronprinz und die Kronprinzessin begaben Sich gestern von Sandown nach Ventnor, um von da aus Ihrer Majestät der Kaiserin von Oesterreih in Steephill Castle einen Besuch abzustatten, und wohnten darauf in Ryde einer Revue der Truppen und der Freiwilligen-Regimenter bei.
: — Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Carl kamen gestern Vormittag 10 Uhr von Pots- dam nach Berlin, besuchten, als am Geburtstage König Friedrich Wilhelms 11; , das Mausoleum zu Charlottenburg und machten dann eine Spazierfahrt durch den Thiergarten am Standbilde König Friedrih Wilhelm 111. und der Luisen - Insel vor- über, welche, wie alljährlih an diesem Tage, mit Guirlanden und hobhèn Topfgewächsen reich dekorirt waren. Heute Vor- mittag 9 Uhr hat Sich Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Carl nah Wesel und Schlangenbad begeben, während Se. Königliche Hoheit der Prinz Carl eine Stunde später nah Glinike zurückehrte. Im Gefolge Ihrer Königlichen Hoheit befinden Sich die Hofdamen Gräsin von Seydewiß und Gräfin von Schlippenbach, sowie der Kammerherr Graf von Brühl.
— Ihre Königlihen Hoheiten die Prinzen Friedrih Wilhelm und Heinrih, Söhne Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, find aus dem Séeebade Scheveningen zurückgekehrt und haben Sih am Montag Mötgen 8# Uhr von hier nah Potsdam begeben.
— Der Vorstand der evangelisch-lutheri\chen Konferenz innerhalb der preußishen Landeskihe hat mit Rücksicht auf die vollzogenen Wahlen zu den Provinzial-Synoden beschlossen, die Augustkonferenz zu vertagen.
— Der General - Lieutenant und General - Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs Graf von der Golßt ist von seiner Urlaubsreise hierher zurückgekehrt, desgleihen der General-Major und Commandeur der 1. Garde-Kavallerie-Bri- gade von Krosigk.
— Der Königlih dänishe Gesandte am hiesigen Hofe Kammerherr von Quaade, hat \sich auf Urlaub begeben.
Seine Vertretung hat der Legations-Sekretär von Krag über- nommen.
— Der Fürst Nicolaus Metscherski traf gestern früh aus Moskau hier ein und nahm im Hotel de Rome Wohnung.
— Der Kaiserlich russishe Finanz-Minister von Reutern hat am Sonnabend Nachmittag Berlin wieder verlassen und fih nah Carlsbad begeben.
— S. M. S. „Augusta“ if am 7. Juli cr. in Bahia dngekommen. An Bord Alles wohl.
S. M. Aviso „Pr. Adler“ ist am 381. v. Mis. in Wilhelmshaven außer Dienst gestellt.
Kiel, 3. August. (W. T. B.) Wie die „Kieler Zeitung“ meldet, ist das Kanonenboot „Nautilus“ auf 2 Jahre, das Kanonenboot „ Albatros“ auf ein Iahr in Dienst gestellt. — S. M. S. „Nymphe* und „Musquito“ sind heute Nach- mittag hier eingelaufen. j
Hannover, 3. August. Zur Feier des Geburtstages Ihrer Königlihen Hoheit der Prinzessin Albrecht \ah man gestern sowohl an öffentlichen, als au an vielen Pri- vathäusern Flaggen und Fahnen wehen.
Paderborn, 4. August. (W. T. B.) Der Bishof Martin ist heute Morgen um 8 Uhr vom Exekutions-Jnspektor und einem Gericht ‘diener des hiesigen Kreisgerihts zur Verbüßung der gégen ihn erkannten Gefängnißstrafe von 41// Monat ver- haftet und zu Wagen in das hiesige Inquisitoriatsgebäude ab- geführt worden. Der Bischof, bei welhem das Domkapitel ver- \fammelt war, legte gegen seine Verhaftung Protest ein.
Côln, 3. August. Nachdem des Kaisers und Königs Majestät befohlen haben, daß in den Kirhen Gedächtniß- tafeln für die Tapfern, welche in den leßten Kriegen auf dem Felde der Ehre gefallen sind, errichtet werden sollen, und zwar in ähnliher Weise, wie solches nach den Kämpfen von 1813 bis 1815 geschehen if, wird auf An3rdnung des Königlichen Gouvernements am Sonntag, den 9. d. Mts., Morgens 101/, Uhr, in hiesiger Garnisonkirhe zu St. Pantaleon in feierlihem Gottesdienste die fkirchlihe Einweihung dieser Tafeln erfolgen. Dieselben enthalten die Namen aller Krieger, welhe in den Kämpfen der Jahre 1864, 1866 und 1870/71 den Heldentod gestorben find, und zwar von nachstehenden Truppentheilen: 3. Westfälisches Infanterie-Regi- ment Nr. 16, Hohenzollerishes Füfilier-Regiment Nr. 40, 5. Rhei- nisches Infanterie-Regiment Nr. 65 (incl. Besazungs-Bataillon Jülich), Rheinisches Kürassier-Regiment Nr. 8 (incl. 2. \{chweres Reserve-Reiter-Regiment, früher 7. Reserve-Ulanen-Regiment), Westfälishes Fuß-Artillerie-Regiment Nr. 7, Westfälisches Pio- nier-Bataillon Nr. 7, Besazungs-Bataillon Deuß. Das Gou- vernement hat angeordnet, daß \owohl die neuen Tafeln als auch die aus den Kriegsjahren 1813 bis 1815 mit Eichenlaub bekränzt werden, um \o der Allerhöchsten Absicht, das Andenken der Tapfern zu ehren, nachzukommen.
Bayern. Nach §. 11 des nun verkündeten Finan z- geseßes vom 27. Juli 1874 für die 12. Finanzperiode, 1874 und 1875, sind die Bestimmungen des Art. 7 Abth. 2 des Ge- seßes über die Kapital-Rentensteuer vom 31. Mai 1856 und des S. 64 des Landtagsabschiedes vom 29. April 1869, wonach die im Ausland bereits besteuerten Kapitalrenten bisher in Bayern steuerfrei und blos umlagenpflihtig waren, vom 1. Ja- nuar 1874 an außer Wirksamkeit gesezt. Demnach sind von diesem Zeitpunkte an alle ausländishen Renten ohne Unterschied steuer- und umlagenpflichtig.
— In Betreff der neuen Schulordnung für Studien- orts find noch folgende Punkte aus derselben hervorzu- eben :
Die Studienanstalten haben den Zweck, die männliche Jugend auf der Grundlage höherer allgemeiner Bildung zu selbständigem Studium vorzubereiten und sie zu religis8- sittliher Tüchtigkeit zu er- ziehen. Zur Erreichung dieses Zweckes dienen außer den Mitteln religiôs - sittlicher Erziehung hauptsächlih das Studium der Sprachen und der Literatur des klassischen Alterhums, sowie die Pflege der deutschen Muttersprache. Eine vollständige Studienanstalt (humani sti- {es Gymnasium) umfaßt 9 Jahreskurse (Klassen), die fünf unteren Klaj}jen bilden die Lateinschule, die 4 oberen Jahreskurse d«.s Gymnasium. Lateinschulen können auch für fih und ohne unmittelbare Verbindung mit Gymnasialklassen besteben (ijolirte Lateinschulen). Die Anzahl der Schüler soll in den Klassen der Lateinschule 50, in den Klassen des E 40 nicht übersteigen. Haben sich für eine Klasse mehr Schüler gemeldet, so wird nah Bedürfniß entweder die Klasse in Parallelkurse- getrennt oder dem Klafselehrer ein Aushülfslehrer bei- gegeben. Lehrgegenstände der Studienanstalten find: 1) wissenshaft- lihe Fächer: a, obligatorishe: Religion, deutsche, lateinische, griechishe und französishe Sprache; -. philosophishe Propädeutik in Verbindung mit dem deutshen Unterriht, Arithmetik, Mathematik und Physik, Geographie und Geschichte; b. fafultative: hebräishe, englishe und italienishe Sprace; 2) Kunst und Fertigkeit: a, obligatorische : Kalligraphie und Turnen, b, fafultative: Zeichnen, Stenographie, Gesang und Instrumental- Musik, Schwimmen. Die Zahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden für die obligatorischen Lehrfächer beträgt in den 2 untersten Klassen der Lateinschule 25, in der 3. 26, in der 4. 27, in der 5. Lateinklasse und in den 4 Gymnasialklassen 28. Zwei Nachmittage in der Woche find vom Schulunterricht frei. Nur die Turnübungen und ausnahms- weise auch fafultative Lehrgegenstände können auf diefelben verlegt werden. An den 4 S Wochentagen ist der Unterricht auf Vor- und Nachmittag zu vertheilen.
— 4. August. (W. T. B.) Der hiesige Bürgermeister Erhardt hat ein Schreiben des Staäats-Sekretärs von Bülow erhalten, in welhem derselbe Namens des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck den herzlihsten Dank desselben für die ihm über- sendete Glückwunschadresse ausspricht. Zugleih wird die Ver- sicherung beigefügt; wie wohlthuend es dem Reichskanzler ge- wesen sei, gerade aus München solche Kundgebungen patriotischer Theilnahme zu empfangen. /
Sachsen. Dresden, 2. August. Der Staats-Minister v. Nostiyg-Wallwit i} gestern von seinem Urlaube wieder hier eingetroffen. Derselbe hat nebeo der Leitung der Geschäfte des Ministeriums des Innern während der Abwesenheit des Staats-Ministers Freiherrn v Friesen zugleih die Leitung der Geschäfte des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten übernommen.
Sachsen-Weimar - Eisenach. Weimar, 1. August. Die Regierung hat einige Bestimmungen zur Ausführung des Reichspreßgesegtzes getroffen, welhe im „Regierungsblatt“ veröffentliht werden. Dieselben beziehen sih wesentlih auf die Feststellung der zuständigen Polizeibehörden. Als die Polizei- Behörde des Ausgabeortes, bei welcher die sogenannten Pflicht- exemplare einzureihen find, find die Bezirksdirektionen anzusehen ; ebenso find die Bezirksdirektoren als diejenige Polizeibehörde
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bezeihnet, der unter Mitwirkung der unteren Inftanzen die Ver- fügung über Vollziehung einer Beschlagnahme von Druckschriften zusteht. Die bisherigen straßenpolizeilihen Bestimmungen über das öffenilihe Anshlagen und Anheften von Druckschriften blei- ben bestehen.
Sachsen - Meiningen - Hildburghausen. Die Regie- rung wird dem im Herbst zusammentretenden Landtag einen Geseß- entwurf über eine Gemeinde- und Kreisordnung vorlegen, welcher mit dem 1. Januar k. I. in Kraft treten \oll. Dieser Entwurf is den fstaatlihen und kommunalen Behörden zum Zweck einer gutahtlihen Aeußerung mitgetheilt worden.
Desterreich-Ungarn. Wien, 2. August. Der Kaiser wird sein Geburtsfest in I\{chl begehen und daselbst über den 21. vi als dem Geburtstage des Kronprinzen Rudolf, verweilen.
Großbritannien und Jrland. London, 1. August. Dem Hofjournal zufolge macht die Besserung in dem Be- finden des Prinzen Leopold Fortschritte. — Der Herzog von Cambridge if wiederum an der Gicht erkrankt. — Zu Ehren des Großherzogs von Mecklenburg-Streliß ga- ben gestern der Fürst und die Fürstin Teck ein Diner, bei wel- chem außer Sr. Königlichen Boyen die verwittwete Herzogin von Beaufort, sowie andere Mitglieder der hohen britischen Aristokratie zu- gegen waren. — Der südliche Flügel des Kenfington-Palastes, der frü- her von dem verftorbenen Herzog von Sussex und später von a Wittwe, der verstorbenen Herzogin von Inverneß, bewohnt wurde, wird einer durchgreifenden Reparatur unterzogen, um künftighin der Prinzessin Louise und ihrem Gemahle, dem Marquis von Lorne, als Residenz zu dienen.
— Die Königin hat den Marquis von Lothián zum Geheimsiegelbewahrer von Schottland ernannt. und Señor Antonio Maria Pradilla als General-Kon- \ul der Vereinigten Staaten von Columbia 'in Lon- don bestätigt. :
— Die offizielle „London Gazette“ enthält ein Königliches Dekret, welches die Konstituirung der Niederlassungen an der Goldküste und Lagos in eine getrennte Kolonie, die Kolonie der Goldküste genannt, verfügt und für die Regierung der- selben Fürsorge trifft. Kapitän George Strahan isst zum Gouverneur und Commandeur - en - chef der Kolonie der Gold- küfte, und Herr Charles C. Lee zum Administrator von Lagos ernannt worden.
— Das Hofjournal meldet, daß Herr E. F. S. Pigott an Stelle des ausscheidenden Herrn Donne zum Königlichen Bühnencensor ernannt worden ist.
— Temple Bar, das alterthümlihe City-Thor, das feit geraumer Zeit Spuren von Verfall zeigte, hat nun einen bedenk- lihen Riß erhalten, in Folge dessen es nöthig wurde, das Mittelthor zu \{chließen und ein hölzernes Gerüst zur Stüßung des Mittelbogens zu errihten. Das Thor wird wahrscheinlich in Kurzem ganz abgeträgen werden.
— Aus Manchefter wird geschrieben: Die hiesigen Behör- den haben es für nöthig erachtet, die Einwohner zu ermahnen, die Vergeudung von Wasser zu vermeiden, da, falls die Dürre länger anhalten sollte, es nothwendig werden würde, die Zufuhr, die bis jezt ungeshmälert ift, zu beschränken.
— Das militärische Ballon-Comité in Woolwich richtet neuerdings feine Aufmerksamkeit auf die beste Methode, einen Ballon auf dem Schlachtfelde zu füll n. Man if zu der Entscheidung gelangt, daß Kriegs-Ballons sich als werthvolle Hülfsmittel für eine im Felde stehende Armee erweisen dürften. In einer Höhe von 200 Ellen kann die ganze Landschaft an einem klaren Tage über einen Radius von ca. 40 englischen Meilen übersehen werden. j
— 3. August. (W. T. B) Im Unterhause beantwor- tete der Präsident des Handelsamts, Sir Charles Adderley, heute eine Interpellation von Anderson, betreffend den Erlaß eines Reglements über die Benußung bestimmter Segelstraßen Seitens der Seeschiffe, und erklärte, die Regierung habe die Frage, ob es \ich empfehle, zur Verringe- rung der Gefahr des Zusammenstoßes von Schiffen solhe Vor- schriften zu erlassen, lebhaft in Erwägung gezogen. Obgleich eine \folhe Maßrege! unverkennbar mit großen Schwierigkeiten ver- bunden sein werde und \sich kaum erwarten lasse, daß ein Ein- vernehmen der Mächte über die Festseßung von obligatorischen Routen herbeigeführt werden könne, werde die Regierung der Frage nichts destoweniger au ferner ihre ganze Aufmerksamkeit zuwenden.
— Das englische Mittelmeer-Geschwader wird laut Telegramm aus Malta am 4. August von dort nah Barce- lona abgehen.
Die Kirchendisziplinar-Bill wurde in dritter: Lesung angenommen. — Hierauf gab der Sekretär im Departement für Indien, Lord G. Hamilton, eine Darlegung des indischen Budgets. Nach derselben betrugen in dem Rechnungsjahre 1872—73 die Ausgaben 50,638,386 Pfd. Sterl, die Einnahmen nur 50,219,486 Pfd. Sterl. Im Rechnungsjahre 1873—74 be- trugen die Ausgaben 55,122,738 Pfd. Sterl., die Einnahmen nur 49,478,745 Pfd. Sterl., während im Rechnungsjahre 1874 bis 75 die Ausgaben fih auf 54,935,000 Pfd. Sterl., die Ein- nahmen auf 48,984,000 Pfd. Sterl. bezifferten. Das für die ge- daten. 3 Iahre sich herausstellende Defizit von 12,013,899 Pfd. Sterl. wurde hauptsählich durch die Hungersnoth herbeigeführt, zu deren Linderung 6,500,000 Pfd. Sterl. direkt verausgabt wurden, während die Kosten für die aus Anlaß derselben aus- geführten öffentlihen Arbeiten fich auf 10,339,000 Pfd. Sterl. beliefen. Lord G. Hamilton gab zu, daß die leztgedahten Aus- gaben sehr hohe seien; {lug aber gleihwohl vor, für die näh- sten vier Jahre weitere 12 Millionen zum Bau von Eiscnbahnen und Herstellung besserer Kommunikationen zu verwenden. Der- selbe hob dabei hervor, daß dem Umsichgreifen der Hungersnoth dur die angewencketen Mittel wirksam gesteuert werde, und spendete den bezüglihen Anstrengungen des Vize - Königs hohes Lob.
Rÿde, 83. August. (W. T. B.) Die Kaiserin von Oesterreich hat gestern der Königin sowie dem Prinzen und der Prinzessin von Wales in Dsborne einen Be- such abgestattet. ‘
Frankreich. Paris, 31. Juli. Das „Journal officiel“ veröffentliht das Dekret, welches die auf den 17. August an- beraumten Generalrathss\sißungen so lange vertagt, bis die vorzunehmenden Neuwahlen begonnen haben.
— Der Marschall-Präsident wird am 1. September nach Sch{hloß Sully gehen und dann das Elysée in Paris beziehen.
— Bei Fontainebleau if ein Lager errihtet; im Sep- tember werden Manöver im Lager von Chalons abgehalten
werden. — Zum Feldlager bei Compiègne if das Feld \{hon vom Genie ausgewählt worden. Es liegt auf dem reten Ufer der Dise, vom Plateau von Margny bis nach Goudun. Wenn größere Truppenmassen zugetheilt werden, \o wird fi ein Theil auf dem linken Ufer, zwishen dem Flusse und dem Walde etabliren.
— 1. August. Das amtliche Blatt theilt die Ernennung des Herrn Barthelemy Saint Marc Girardin, Unterpräfekten von Corbeil, und des Herrn Henri Pretavoine, bisherigen Sub- chefs im Ministerium des Innern, zum Kabinetshef im Ministerium des Innern und zum Adjunkten des Kabinetschefs in demjelben Ministerium mit. Die Eruennung des Hrn. Louis Passy zum Nachfolger des Hrn. Lefebure, Unterstaats\ekretär im Finanz-Ministerium, wurde gestern angezeigt. i
— Die {hon telegraphisch erwähnte Note des „Journal officiel“, betreffend den Hirtenbrief des Erzbischofs von Paris, lautet wörtlich:
„Die Blätter beschäftigen fich seit mehreren Tagen mit dem Hirtenbriefe, den Se. Eminenz der Kardinal-Erzbishof von Paris an die Gei"lichkeit und an die Gläubigen seines Sprengels gerichtet hat. Die Regierung hat die Ve: öffentlihung dieses Briefes mit Be- dauern wahrgenommen. Es wäre zu wünschen, daß die Blätter ihn nit länger zum Gegenstand ihrer Polemik machen wnden.“
— Durch ein Geseß vom 6. September 1871 war die Stadt Paris ermächtigt worden, während der Jahre 1871 und 1872 Kassenscheine in einem Betrage von nicht über 60 Millionen auszugeben. Seitdem wurde diese Ermächtigung auch auf die Jahre 1873 und 1874 erstreckt, und jet kommt die Verwaltung der Stadi behufs Ausgleihung ihres Budgets um die Bewilligung ein, die Ziffer der im Jahre 1875 zu emit- tirenden Kafsensheine auf 60 Millionen zu erhalten. Ein in diesem Sinne lautender, von dem Minister des Innern einge- reichter Entwurf ist zur Prüfung an die Budgetkommission ver- wiesen worden.
Versailles, 3. August. (W. T. B.) Die National- versammlung genehmigte heute. das Budget für das Mini- sterium des Ackerbaues und des Handels, sowie der öffentlichen Arbeiten. Betreffs der neuen Ringbahn um Paris wurde regie- rungss\eitig auf Befragen erklärt, man sei im Augenblicke noch mit Prüfung diescs Projeïtes beschäftigt. Hinsichtlih der von der Versammlung beschlossenen Reduktion der Amortisationsquote bei der Bank von Frankreih von jährlih 200 Millionen auf 150 Millionen Frcs. bemerkte der Minister für öffentliche Arbei- ten, Caillaux, die bezüglihen Verhandlungen mit der Direktion der Bank seien eingeleitet, und hoffe er, dieselben demnächst zu einem befriedigenden Abschluß zu führen.
— Der Nationalversammlung ist von der Regierung ein Gesetzentwurf vorgelegt worden, in welhem ihr Ermächtigung ertheilt wird, mit den Gemeinden zu unterhandeln, um mit ihrer Unterstüßung den Bau der neuen Kasernen zu sichern. Wie aus dem dem Geseßzentwurf voranstehenden Bericht hervor- geht, belaufen fih die Koften für diese Kasernen auf 114 Mil- lionen. Diese Summe soll theils durch die Zuschüsse der Gemeinden, durch Vorschüsse, welhe die Gemeinden machen, und die der Staat i: 12 Jahreszahlungen zurückerstattet wird, und theils durch die dem Kriegs-Ministerium zur Verfügung stehenden Hülfsquellen aufgebraht werden. Die Summe, welche die ver- schiedenen Gemeinden als Zuschüsse bewilligten, beträgt 31 Millionen, die Vorschüsse, welche sie machen werden, betragen 57 Millionen, so daß für den Staat nur 26 Millionen bleiben, von denen bereits 16 Millionen gedeckt sind. Was die Vorschüsse der Depar- tements oder Gemeinden anbelangt, so follen dieselben, Kapital und Zinsen, in 12 Iahren, jährlich 6,430,000, zurückbezahlt werden. 1875 werde aber noch nicht belastet werden, da die Arbeiten drei Jahre dauern sollen und man vor der Hand noch Mittel habe. Der Gesetzentwurf selbst lautet:
Art. 1. Während der Dauer der parlamentari\chen Vakanzen wird der Präsident der Republik ermächtigt: 1) die Konventionen zu billigen, welhe zwischen dem Staat und den Departements oder Ge- meinden zur Sich rung der Kajernirung der Armee abgeschlossen wer- den; 2) die zu diesem Zweck von den Departemental- oder Gemeinde- räthen besclossenen Anleihen oder außerordentlichen Hülfêquellen jeder Art zu billigen ; 3) die betreffenden Unleihen sind stempelfrei; 4) die im Art. 1 vorgesehenen Beschlüsse werden im Ministerrath gefaßt und von den Ministern des Innern, des Kriegs und der Finanzen ge- gengezeichnet werden.
Ftalien. Rom, 31. Iuli. (It. N.) Der Herzog und die Herzogin von Aofta, welche Leßtere noch immer leidend ist, befinden sich noch auf dem Schlosse in Moncaliori.
— Die Veröffentlihung des Hirtenbriefs des Erz- bishofs von Paris ist den italienishen Blättern unterfagt worden.
— Auf den Shiffswerften der ligurishen Kü ste herrscht große Thätigkeit. Allein am Strande von Sestri Po- nente wird an 40 Fahrzeugen gearbeitet. Der Absay der ita- [ienishen Schiffe im Auslande trägt nicht wenig zur Blüthe dieses Geschäftszweiges bei. Gegenwärtig halten fich mehrere deutsche, norwegishe und französishe Rheder in Sestri Ponente auf, um der Konstruktion der Schiffe, welche für ihre Rehnung gebaut werden, beizuwohnen.
Spani-n. Madrid, 3. August. (W. T. B.) Vom Ministerrathe is heute beschlossen worden, 12,000 Mann zur Verstärkung uach Cuba abzusenden. A i
— Dem Vernehmen nah hätten die Carlisten einen Geistlichen in der Diözese Vittoria erschießen lassen.
Rußland und Polen. St.- Petersburg, 1. Augusi® Der Grzherzog Albreht von Oesterreih i gestern Abend mit der Warschauer Bahn von hier abgereist. :
— Seit dem vorigen Sonntag, den 26. Iuli, liegt die Panzerfregatte „Swjetlana“, kommandirt von dem Groß - fürsten Alexei Alexandrowitsch, auf der Rhede von Re- val. Gestern follte dieselbe wiederum nah Kronstadt abgehen. Auf dem Schiffe befindet sich auch der Großfürst Ssergei Alexandrowit\ch. :
— General-Adjutant Pos\siet, der neu ernannte Minister der Kommunikationen, hat, wie die „Börse“ meldet, am 29. v. M. die Beamten seines Ressorts empfangen. Wie verlautet, wird der Minister u. A. auch alle russishe Eisenbahnen persön- lih besihtigen. — Demselben Blatt zufolge begiebt sih der seit-
* herige Minister der Kommunikationen, Graf Bobrinski, mit
Urlaub auf seine Güter : :
— Der Finanz-Minister Staats-Sekretär v. Reutern ist am 29. Juli mit der Warshauer Bahn von hier abgereist. Wie die „Ruff. St. P. 3.“ hört, wird dersclbe etwa 6 Wochen in Urlaub von hier abwesend sein. Nah der Rükkehr des Finanz- Ministers soll dann die Frage zur Entscheidung kommen, nah welhem System der weitere Ausbau des Eisenbahnneztzes bewerkstelligt werden soll. j
— Zur Vermittelung des unmittelbaren Austausches von Nachrichten zwishen den Chefs des transfaspishen und
des Amu-Darja-Bezirks über die Lage der Dinge in den beiden genannten Rayons is} der „Turkestanschen Zeitung“ zu- folge gegenwärtig ein regelmäßiger Verkehr zwischen Krassnowodsk und dem Amu-Darja-Bezirk her- gestellt worden. Dieser sehr zweckmäßige und nothwendige Verkehr findet alle zwei Wochen einmal ftatt und wird dur besondere, aus Krafsnowodsk entsandte Tschaparen unterhalten, zu denen man zuverlässige und uns ergebene Turkmenen wählt. Je häufiger, \chreibt die „St. Pet. Ztg.“, zuverlässige und treue Boten durch die Steppen nah Chiwa entsandt werden, die ein persönlihes Interesse an redlicher Psflichterfüllung haben, da fie eine Remuneration erhalten, desto häufiger und mehr werden genaue Nachrichten zu erlangen sein, und man, wird beständig die Stimmung der Turkmenen kontroliren können, die in den Steppen des Amu-Darja no- madisiren.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 30. Iuli. Prinz Alexander der Niederlande, welher am Sonn- abend Abend in Christiania ankam und im Hotel Victoria ab- stieg, ist Tags darauf über Bolkefjô nach Thelemarken abgereist.
— Der norwegish-\{chwedische Gesandte in Wien, Graf C. E. Piper, hält sih gegenwärtig in Stockholm auf.
— Die Einladung zu einer Versammlung nordischer Seeversicherungs- Gesellschaften soll großen Anklang gefunden haben. Unter den zur Behandlung kommenden Fragen werden genannt: 1) Sollten sich die Versicherungs- Gesellshaften in Dänemark, Norwegen und Schweden niht über die Annahme eines gemeinschaftlihen Systems für Seeversiherung einigen? 2) Sollte der Grundsaß nicht aufgestellt werden, daß Agenten der verschiedenen Gesell- schaften, welche in dem betreffenden Orte niht zu Hause gehörig find, genau den Bedingungen und Prämien der Gesellschaften des Ortes zu folgen haben? 3) Sollte man nicht bei den re- \pektiven Regierungen um s\härfere Bestimmungen hinsfichtlih der Seetüchtigkeit der Fahrzeuge, der Kompetenz der Kapitäne und der Verantwortlichkeitspfliht in Havariefällen antragen? Würde es nicht vortheilhaft sein, gemeinschaftlihe Havarie-Agen- ten für die nordischen Gesellschaften in verschiedene Küstendistrik- ten Europas anzuftellen ?
Amerika. Washington, 3. August. (W. T. B.) Schaßsekretär Bristow hat den Verkauf von 5 Millionen Gold pro August d. I. an ‘eordnet. — Nach dem vom Departe- ment für Landwirthschaft erstatteten Berichte ist die Qualität der Winterfrüchte 4 Prozent über, diejenige der Sommer- früchte 4 Prozent unter dem mittleren Durchschnitt.
Afrika. Aus der Capstadt wird unterm 6. Iulï ge- meldet: Das Parlameni tagt noch immer. Die Voluntary-BVill zur Aufhebung der Staatsunterstüßung für religiöse Zwecke wurde bei der zweiten Lesung verwo: fen. Ein Sonderaus\{huß von Mitgliedern des Hauses is ernannt worden, der eine Maß- regel für die Anordnung einer billigeren Vertheilung der Staats- unterstüßung für Religion entwerfen soll. Die Eisenbahn-Bills haben die zweite Lesung ohne irgend welche Opposition passirt ; doch erwartet man, daß in der Comitéberathung eine ernstliche Meinungsverschiedenheit betreffs der vorgeshlagenen Routen, welche die Linien einshlagen sollen, entstehen dürfte. Die Regie- rung bekämpft die Einfuhr von Kulis aus Indien und China. Die Regie-ung beabsichtigt ‘vier Brücken über den Orangefluß zu bauen. Eine Bill ist zur Annahme gelangt, welche dem früheren Sprecher Sir C. Brind eine JIahrespenfion von 1000 Lstr. be- willigt.
Coursbuh der Deutschen Reichs-Postverwaltung, 1874 August, I. Abtheilung, Verlag der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Deer), ist soeben ausgegeben. Dasselbe enthält die Eisenbahnverbindungea in Deutschland und der österrei- cish-ungarischen Monarchie und Uebersicht der bestehenden Rundreise- Touren mit Angabe der Billetpreise, bearbeitet im Coursbureau des Kaiserlichen General-Postamts, und umfaßt die bis zum 1. August eingetretenen resp. mit demselben Tage eintretenden Aenderungen in dem Gange der Eifenbahnzü e. Ferner: Abtheilung IL, August, enthaltend die bedeutenderen Eisenbahnrouten in Europa, außer Deutschland und Oesterreich, ferver Postverbindungen in Deutschland und den angrenenden Ländern, Dampfschiff - Course, Reisetouren zwischen mehreren Hauptorten Europas, Verzeihmÿ der Bade- und Kurorte in Deutschland und den angrenzenden Ländern nebst Nach- richten über die Reiseverbindung dieser Orte, Reisetouren zwischen Berlin und den bedeutenderen Bade-Orten, Tarif für Couri:r- und Extraposten, Wegemaße, Münzvergleichungs-Tabelle, Zusammenstellung der Bestimmungen über Benußung der Telegraphenlinien und Ge- bührentarif 2c. Beigelegt find 2 Karten.
Statistische Nachrichten.
Nach den. Aufstellungen des Kaiserlichen statistishen Amts betrug die Gesammtproduktion der im deutschen Zollgebiet g e- legenen Salzwerke, Salinen und Fabriken, welche Salz als Nebenprodukt gewinnen, an salinischen Erzeugnissen aller Art im Jahre 1873 11,290,000 Ctr. und zwar in: Preußen (4s Werke) 5,231,355 Ctr., Bayern (7 W.) 993,820 Ctr., Württemberg (6 W.) 1,467,894 Ctr., Baden (3 W) 483,360 Ctr., Hessen (3 W.) 740,657 Ctr, Mecklenburg (1 W.) 50,084 Ctr., Thüringen (9 W.) 1,274,342 Ctr., Braun'chweig (1 W ) 112,116 Ctr., Anhalt (3 W.) 215,744 Ctr., Elsaß-Lothringen (6 W.) 720,656 Ctr. Im Einzelnen wurden gewonnen: 2,502,098 Ctr. Krystall- und anderes Steinfalz, 7,569,090 Ctr. Siedesalz, 997,245 Ctr. Soole, 63,483 Ctr. Mutter- lauge und Badesalze, 1434 Ctr. Viehsalz-Lesteine und 156,650 Ctr. Pfanneostein und sonstige Abfälle. Die Ges{ammtproduftion hat die- jenige des Vorjahres um rund 590,000 Ctr. übertroffen, und zwar wurden an Krystall» und anderem Steinsalz ca. 200 000 Ctr. oder 8 Proz. mehr als in 1872 gefördert, während dle Menge der produ- zirten Soole die des Vorjahrs um ein volles Dritttheil übertraf. Dagegen blieb die Herstellung von Siedesalz um 70,400 Ctr. oder nahezu 1 Prozent hinter dem Produftionsquantum von 1572 zurü. Der gesammte Absatz der deutschen Steinsalzwerke, Salinen 2c. umfaßte im Jahre 1873 eine Menge von 11,590,000 (tr. gegen 10,936,000 Ctr. in 1872, und find hiervon 10,480,000 Ctr. (1872: 10,151,000 Ctr.) im deutschen Zollgebiet verblieben, während die übri- gen 1,100,000 Ctr. (1872: 785,000 Ctr.) nah dem Zollauslande, na- mentlich nach: Rußland (338,000 Ctr.), Oesterreich (196,000 Gtr.), deutschen Zollausschlüssen (322,000 Ctr.), den Niederlanden (75,000 Ctr.), Scþweden (72,000 Ctr.), Dänemark (33,000 Ctr.), der Schweiz (36,000 ECtr.), Frankreich (15,000 Ctr.), Belgien (14,000 Ctr.) ab- eseßt worden sind. — Der Verbrau ch von Salzprodufkten im deut- chen Zollgcbiete belief sich im Jahre 1873 auf 11,328,500 Ctr. und war um ca. 700,000 Cir. oder fast 7 Prozent höher als in 1872; von der Verbrauchsmenge find 10,268,800 Ctr. durch die inländische Produftion und 1,059,700 Ctr. durch ausländisches Salz gedeck wor- den. Deutsches Salz wird fast aus\cließlich in den Provinzen Bran- denburg, Schlesien, Sacsen, Hannover und Hessen-Nofsau, im König- reich Sachsen, sowie in Württemberg, Hessen, Mecklenburg, Thüringen, Oldenburg, Braunschweig und Anhalt gebrauht. Pommern
und Posen, Bayern und Baden haben zwar nicht unerheb- liche Mengen fremden Salzes importirt, doch ftellen die- selben nur einen kleinen Bruchtheil des Verbrauchs an deutschem Salze dar. In der Rheinprovinz dagegen wurde reihlich der fünfte Theil des Jahresbedarfs vom Auslande (169,190 Ctr.), hauptsächlih von Frankreich, gedeckt, während Schleswig-Holstein und Elsaß-Lothringen mehr als den vierten Theil ihres Bedarfs vom Auslande (37,746 Ctr. bez. 120,868 Ctr.) bezogen. Vorherrshend war der Verbrauch außer- deutshen Salzes nur in der Provinz Preußen und in Luxemburg. Ostpreußen versorgte sich beinahe auss{ließlich (302,861 Ctr.), West- preußen mit } seines Bedarfs vom Auslande (217,506 Ctr.). Luxem- burg erhielt etwa 95 Prozent seines Bedarfs vom Ausland (95,216 Ctr.) Der Verbrauch an Speisesalz im deutschen Zollgebiet berech- net sih für 1873 auf 6,612,660 Ctr. oder durchsuittlich 16 Zoll- pfund auf den Kopf der Bevölkerung, jedo weihen die einzelnen Ge- biete von diesem Durchschnitt erheblich ab. In den nordöstlichen Ge- bietstheilen (Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommera, Posen, Sgiesien, Kö-igreih Sachsen und beiden Mecklenburg) betrug der Salzverbrauch pro Kopf 15,1 Pfd., in den nordwestlichen Gebietstheilen (Provinzen Sachsen, Schleëwig-Hoistein, Hannover, Westfalen Hessen- Nassau und Rheinland, Thüringen, Oldenburg, Braunschweig, Anhalt und Luxemburg 16,6 Pfd., endlih in den südlichen Gebietstheilen (Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen und Hohen- zollern) 17,5 Pfd.
Was die fiskalische Bedeutung, welche dieser Salzverbrauh im Jahre 1873 gehabt hat, betrifft, so belief sich die Einnahme an Eingangszoll von fremdem Salz auf 1,728,043 Thlr. (1872: 1,35 ?,163 Thlr.) und die Steuer für das einbcimische in den Speisegebrauh übergegangene Salz auf 11,253,291 Thlr. (1872: 11,047,932 Thlr.), zusammen auf 12,981,334 Thlr, Diesem Betrage treten an Frei- \hreibungen für privative Rechnungen 59,921 Thlr. hinzu, während an gezahlten Ausfuhrvergütungen 20,673 Thlr. in Abzug zu bringen sind. Cs stellt sih hiernach der Ertrag der aufgekommenen Salz- abgaben für 1873 auf 13,020,582 Thlr. (566,848 Thlr. mehr als in 1872) und berechnet sich für den Kopf der Bevölkerung des deutschen Zollgebiets von 40,678,000 Bewohnern auf 96 Sgr. Eine abgabenfreie Verwendung von Salz hat zu land- wirthschaftlihen und gewerblihen Zwecken stattgefunden. Zur Fütterung des Wiehs wurden im J. 1873 1,725,724 Ctr., im F 1872 1,602,241 Ctr. abgabenfrei verabfolgt, somit 1873 mehr 123,483 Ctr. Als Düngesalz sind 48,941 Ctr. gegen 55,540 Ctr. in 1872 abgegeben worden. Die Menge des zu gewerblichen Zwecken steuerfrei verabfolgten Salzes betrug im J. 1873 2,005,564 Ctr., und hat diejenige des Vorjahrs (1,934,019 Ctr.) nur um ein Weniges übertroffen. Die bei Weitem ausgedehnteste Verwendung findet das Salz in den Fabriken, welche Soda bereiten. Jhr Salzbedarf um- faßte 1,563,361 Ctr. gegen 1,560,559 Ctr. in 1872. Außerdem sind noch in größeren Mengen abgegeben an: andere chemische Fabriken 160,310 Ctr. (1872: 91,425 Ctr.), Färbereien und Farbefabrikent 58,754 Ctr. (1872: 39,478 Ctr.), Seifen- und Stearinkerzenfabriken 70,010 Ctr. (1872: 69,086 Ctr.), Glashütten und Glasfabrifen 49,908 Ctr. (1872: 44,477 Ctr.), Gerber und Häutehändler 33,895 Ctr. (1872: 28,975 Ctr.).
— Das vierzehnte Heft der „Statistishen Nachrichten für das Großherzogthum Oldenburg“, herausgegeben von dem Großherzoglichen statistischen Bureau, enthält die Ergebnisse der Nolfszählung vom 1. Dezember 1871. Dasselbe behandelt auf 177 Seiten, darunter über 100 Seiten Tabellen, in 9 Abschnitten folgende Themata: Organisation und Auéführung der Volkszählung — die Bevölkerung im Allgemeinen und ihr Verhältniß zur Boden- fläche. — Das Geschlecht der Bevölkerung. — Die Wohnun- gen und Haushaltungen. — Die Staatsangehörigkeit der Bevölkerung. — Der Geburtsort der Bevölkerung. - Das Alter und der Familienstand. — Die Konfessionsverhältnisse. — Die Berufévertheilung der Bevölkerung. — Das Material des Heftes ift noch unter der Leitung des bisherigen, inzwischen in den Reichsdienst Üübergetretenen Vorstandes des {tatistischen Bureaus, jeßigen Direktors Béecker, aus den Zählungslisten entnommen worden, während die Bearbeitung durch den neuen Vorstand Dr. Paul Kollmann erfolgte und zwar in dem Umfange, als es die einmal abgeschlossene Extraktion der Thatsachen zuließ. Besonders eingehend ist der Ab- schnitt über die Bevölkerung im Allgemeinen und ihr Verhältniß zur Bodenfläche behandelt worden. Wir entnehmen diesen Ausführungen, daß die zur Zeit der Zählung ortsanwesende Bevölkerung des Großherzogthums sih auf 314,777 Personen belief. Von diesen entfielen auf das Herzog- thum Oldenburg 244,296 oder 77,01%, das Fürstenthum Lübeck 34,353 oder 10,91%, das Fürstenthum Birkenfeld 36,128 oder 11,8%. Eine durchgreifende Nückwirkung auf wirthshaftliche und rechtlihe Verhält- nisse hat die Beschaffenheit des Bodens. Zwei scharfe Gegensäte zei- gen sih hier: die Marsch und die Geest. Es kommen im Herzogthum auf die Marsch 70,486 Bewohner oder 28,85%, cuf die Oldenbur- gishe Geest 111,299 oder 45,56%, die Münstershe Geest 62,5911 oder 25,59%. Bei einem Flächeninhalt von zusammen 113,736 Quadratmeilen beträgt die relative Bevölkerung pro Quadrat- meile im Herzogthum 2556, im Fürstenthum Lübeck 3721, im Fürstenthum Birkenfeld 4041 Einwohner. Unterscheidet man auch hier Marsch und Geest, so kommen in der Marsch bei einem Ge- sammtumfange von 20,218 Qu.-M 83486 Einwohner auf die Qua- dratmeile, bei der Oldeaburger Geest bei 37,208 Qu.-M. je 2991, bei der Münsterschen Geest bei 38,137 Qu.-M. je 1639 Einwohner. Da- für umfaßt aber auch das Unland in der Marsh nur 7,60, in der Oldenburger Geest 45,06, in der Münsterschen Geest 59,61 %, die Kulturfläche entsprechend 92,40, 54,94 und 40,39 % der Gesammtfläche.
— Nah einer Bekanntmachung des Herzoglichen Appellationsge- rihtes in Altenburg, betreffend die Strafrechtpflege im Herzog- thum Sachsen-Altenburg während des Jahres 1873, kamen bei den Staatsanwaltschaften in Altenburg und Roda 824 Anzeigen vor, einschlieplich 126 unerledigt aus dem Jahre 1872 überno1nmenen. Davon wurden 22 sofort zurückgewiesen, 150 anderen Behörden abge- geben, 202 nicht, weiter verfolgt, während bei 231 Vorerörterungen veranstaltet, resp. beantragt wurden. Hiervon waren am Schlusse des Jahres nur 18 unerledigt. Voruntersuchungen wurden von der Staats- anwaltschaft 390 beantragt, von denen 107 wieder eingestellt wurden, und 80 unerledigt in das Jahr 1874 übergingen. Förm- lihe Anklagen erhob die Staatsanwaltschaft 236. Haupt- verhandlungen wurden abgehalten über 623 Personen oder über 0,438 Proz. der B-rvölferuñg; verurtheilt wurden 563. Vor dem Gerichts- hofe selbst wurden 34 Fälle verhandelt, von denen 5 mit Frei)prehung, 1 mit Verurtheilung zum Tode, 15 mit Verurtheilung zum Zucht- haus, 13 zum Gefängniß endeten. Die Kriminalgerichte erkannten in 218 Sachen, in 16 auf Freisprehung, 19 auf Zuchthaus, 152 auf Gefängniß. Unter den Verbrechen und Vergehen sind hervorzuheben 1 Mord, 1 Kindesmord, 5 Meineide, 3 vorsäßlihe Brandstiftungen, 1 Körperverleßung mit tödtlichem Ausgange, 5 Urkundenfälschungen, 2 betrügerishe Bankerotte, 1 Raub, 42 einfahe Diebstähle, 20 \hwere Liebstähle, 39 Diebstähle im Rückfalle und 12 Hinterziehungen der Militärpflicht.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das Mai-Juni-Heft von „Carl Heymanns Literatur- blatt für Rechts- und Staatswisjsenschaft" hat folgenden Inhalt: 1. Ein literarises Jubiläum. T1. Bibliogcaphie. IIL. Kritik. IV. Geseßgebung. V. Neu erschienene rechts- und Fantdilcaait liche Werke. VI. Künftig erscheinende rehts- und staatswissen]chaft- liche Werke. VII. Aus anderen Gebieten. VIIT, Notizen und Ver- mischtes.
— Von dem fkürzlich im Verlage der Pfeffer schen Buchhand- lung in Halle erschienen Werk: „Der Preußische Gemeinde- Vorsteher“ (Preis 14 Thlr.), welches cine systematische Zusammen- stellung aller für die Amtsführung dieses Beamten erlassenen Gesebe, Verordnungen 2c. bietet, ist bereits eine zweite Auflage nöthig ge- worden, welche in Kürze fertig vorliegen wird. j