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Valerie. Die Kaiserin gedenkt bis Ende September dort zu bleiben und dann Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin in Baden einen Besuch abzustatten.
Die preußischen Kriegs\chiffe, welche zu Ehren des Kron- prinzen hier waren, haben Ryde, wo fie vor Anker lagen, ver- lassen, um nah Kiel zurückzugehen. Zum Geburtstag Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Charlotte waren die Stabs-Offiziere der 4 Schiffe zur Tafel befohlen; dann kamen alle Schiffe vor Sandown gefahren und salutirten.
Am 7. waren die Kronprinzlichen Herrschaften in Knole einem der \{önsten und interessantesten Landsiße Englands. Das Schloß datirt aus der Zeit des Königs Iohann, und JIa- cob I. hat es bewohnt. Der großartige Bau is im normänni- \{hen Styl. Es birgt viele historische Bilder von van Dyck, Rey- nolds, Gainsborough, \{chöne Gobelins 2c. Am Tage darauf waren Ihre Kaiserlihe uñd Königliche Hoheiten in London, be- suhten dort das britische Museum, die National: Gallerie, das indische Museum, beehrten die bekannte Pflegerin der Ver- wundeten Miß Nightingale und kehrten am Nachmittag - wieder nach der Insel Wight zurü.
— Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Hoheit die Herzogin von Mecklenburg-Schwerin, welhe heute Vormittag die Weiterreise nah St. Petersburg mittelst der Oftbahn angetreten haben, werden in Königsberg übernachten und dann direkt nah St. Petersburg weiterreisen. Begleitet werden Höchstdieselben von der Hofdame Fräulein von Wißleben, dem General-Lieutenant von Zülow, dem Hof-Mar- \{hall Baron von Stengelin, dem Kammerherrn von Hirschfeld, den Flügel-Adjutanten: Hauptmann Bronfart von Shellendorff und Hauptmann von Shrötter.
— Der General-Major und Commandeur der 11. Infan- terie-Brigade von Rothmaler hat \ich zu den Regiments- Besichtigungen des 3. Brandenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 20 und des Brandenburgischen Füsilier-Regiments Nr. 35 nah Wittenberg und Brandenburg begeben; der Brigade-Stab ri morgen zu den Herbstübungen der 6. Division von ier ab.
Sachsen. Dresden, 10. August. Nah aus Ostende eingetroffenen Nachrichten erfreut \sich der König des besten Wohlseins und nimmt die Bäder, vom Wetter begünstigt, regel- mäßig fort. Am 3. -d, M. folgte Se. Majestät einer Ein- ladung Sr. Majestät des Königs der Belgier nah Laeken. Zum Diner daselbsst waren die deutschen. Mitglieder der in Brüssel tagenden internationalen Konferenz, \ówie sämmtliche belgische Minister geladen worden. Am Abende desselben Tages begab sih Se. Majestät von Laeken nah Brüssel, nahm das Ab- steigequartier im Hause des am dortigen Hofe beglaubigten dies- seitigen außerordentlihen Gesandten und bevollmächtigten Ministers, Wirkl. Geh. Raths v. Fabrice, wohnte einer vom Herrn v. Fabrice veranstalteten Soirée bei und kehrte Dienstag
früh nah Ostende zurück. Am 5. fand bei Sr. Majestät zur
Feier des Geburtsfestes der Königin ein Diner statt, zu welchem die in Ostende anwesenden Sachsen Einladungen erhalten hatten. Der Aufenthalt Sr. Majestät in Ostende dürfte fh bis Mitte des Monats erstrecken.
Vaden. Karlsruhe, 8. August. Durch Ministerial- verfügung ift, entsprechend dem mit dem legten Landtag ver-
einbarten ergänzenden Kirchengeset, das the ologishe Konvikt
an der Universität Freiburg ge\chlo\\en worden, und wer- den von nun an auch die dort studirenden katholischen Theolo- gen gleich ihren Kommilitonen aus den anderen Fakultäten ein der Klausur nit unterworfenes Leben führen dürfen.
— 10. August. Das Ministerium des Innern hat fol- gende Verordnung erlassen:
Mit Allerhöchster Ermächtioung aus Großherzoglichem Staats- Ministerium vom 3. August d. J. wird auf Grund des Schlußsaßtzes des Artikels 4 des Gcseßes vom 19. Februar d. J., die Aenderung einiger Bestimmungen des Gefeßes vom 9 Oktober 1860, die recht- liche Stellung der Kirchen und kirchlichen Vereine im Staate betref- fend (Geseßes- und Verordnungsblatt Nr. IX.), verordnet, was folgt :
Den katholischen Geistlichen, welchen in diejem Jahre (zu einer Zeit, in weicher der Entwurf des oben angeführten Gesetzes bereits der landständischen Berathung unterzogen war) die Priesterweihe ertheilt wurde, ist die Befugniß zur öffentlihen Ausübung kirchliher Funktionen anmit entzogen.
Baden, 7. August. Der Gemeinderath hier hat be- schlossen, dem verewigten Bürgermeister Gaus ein Denkmal im Hofe des Rathhauses zu errihten, zu diesem Behufe einen Ausschuß niedergeseßt und fordert zu freiwilligen Beiträgen auf.
Hessen. Friedberg, 8. August. Der Großherzog gab zu Ehren seiner Schwester, der Kaiserin von Rußland, an ihrem heutigen Geburtsfeste eine Hoftafel im hiesigen Schlosse, wozu unter Anderen die Kaiserlih russische Gesandt- schaft am Großherzoglihen Hofe und der russishe Fürst Wia- \emsky geladen waren.
— Die Kaiserin von Rußland hat bei ihrer Abreise von Jugenheim wiederum, wie früher, 1000 Gulden für die aa dem Großherzoglihen Kreisamt in Darmstadt abgeben afen. :
Sachsen-Meiningen-Hildburghausen. Meinin gen, 9. August. In Sonneberg fand am 2. d. Mts. in Gegen- wart des regierenden Herzogs Georg und seiner Gemahlin bei dem \{hönsten Wetter das \ogenannte Lutherf est statt, welches die Einweihung des alten Judenbacher Wirthshauses bezweckte, das der Kaufmann Adolph Fleishmann in Sonneberg ange- kauft hatte und unterhalb des Schönbergs bei Sonneberg genau in seiner früheren Form und inneren Einrichtung wieder hat aufbauen lasen. Gegen 10,000 Personen hatten ih als Gâste eingefunden, — Tags darauf war daselbst die Einweihung des Kriegerdenkmals für die im Kampfe gegen Frankreich ge- bliebenen Söhne von Sonneberg.
— Nah der offiziel bekannt gemachten Uebersicht der Staats\huld- des Herzogthums Meiningen besteht die ältere Landes\huld nur noh “aus 325,625 &Sl., woran die Domänenkasse mit 110,061 Fl. parti- gipirt. Die neuere Landes\{huld, vorzugsweise durch Eisen- bahnbauten und die Landesvermessung entstanden, beträgt, infl. der unverzinslichen Kassenanweisungen und des sfogenannten Prämienanlehns, 6,141,521 Fl., theils 4x, theils 5 Prozent.
— Auf Veranlafsung des Reichstagsabgeordneten, Regie- rungs-Raths Dr. Kirchner hier hat sich gegen reichsfeindlihe Elemente für den Kreisgerihts-Bezirk Meiningen, unter großer Betheiligung, ein Reichsverein gebildet, dessen Zweck darin besteht, das Interesse der Bevölkerung an den öffentlihen Ange- legenheiten des Reiches und seiner einzelnen Theile in reihs- treuem und liberalem Sinne möglichst anzuregen und auf diesem
Boden den Bestrebungen der reihsfeindlihen Parteien, \o weit sie sih hier zeigen, ges{chlo}sen entgegenzutreten.
Anhalt. Dessau, 8. August. Der Herzog und die
M rzogin sind heute mit ihrer Familie zu ihrem Verwandten,
em Fürsten von Hohenzollern, zu einem längeren Besuch nah
Krauchenwies bei Sigmaringen abgereist. Die Abwesenheit der
hohen Herrschaften von Dessau dürfte sich auf 4 Wochen aus-
dehnen. — Der Erbprinz und Prinz Friedrich werden noh -
einige Tage in Dessau verweilen, dann aber ihren Eltern nah Krauchenwies folgen. — Der Herzoglihe Hof siedelt heute eben- falls von Wörliß nah Dessau über.
Elsaß - Lothringen. Mez, 10. August. Die Kreis- tage der sechs lothringishen Kreise Diedenhofen, Saar- gemünd, Forbach, Château-Salins, Saarbrück und Bolchen haben sih heute an den resp. Hauptorten der genannten Kreise konsti- tuirt, nachdem im Ganzen 43 von 54 Vertretern den Eid auf den Kaiser und die Reichsverfassung geleistet hatten.
Desterreich-Ungarn. Wien, 9. August. Die großen Schlußmanöver bei Brandeis an der Elbe, welhen Se. Majestät der Kaiser beiwohnen wird, beginnen den 9. Septem- ber und enden den 12. September. Zu denselben werden zwölf Infanterie-Regimenter und zwar Nr. 11, 15, 21, 25, 26, 35, 36, 42, 73, 74, 75 und 77, die Jäger-Bataillone Nr. 6, 12, 13, 14, 29, ein Pionier- und ein Genie-Bataillon, die Dragoner- Regimenter Nr. 1, 7 und 13 und das 11. Husaren-Regiment, das 1. und 4. Artillerie-Regiment nebst den sonstigen Mili- täranstalten, weiter die Landwehr-Batagillone Nr. 30, 31, 32, 33, 37, 46, 48 und 49 ausrücken. Die Leitung des Manövers führt Se. Kaiserliche Hoheit der Erzherzog Feldmar- \hall Albrecht. “ Sämmtliche Truppen werden zwei große Corps bilden. Das Kommando Über das Nord - Corps wird der kom- mandirende General von Böhmen F. 3. M. Baron Philippovich, jenes über das Süd-Corps der F. M. L. Graf Westphalen führen.
— Das Ministerium des Innern hat — wie Wiener Blät- ter melden — den Unterbehörden den Entwurf eines neuen Thierseuchengeseßes zur Begutahtung gegeben, welcher zwar den Standpunkt der Kontagiosität (Ansteckung) festhält und demgemäß strenge Präventivmaßregeln anordnet, dabei aber viel- fache Erleichterungen zuläßt, vorausgeseßt eine umsihtige, die Lokalverhältnisse würdigende Anwendung Seitens der Seuchen- Kommission und politishen Behörden.
Schweiz. Bern, 7. August. In seiner heutigen Sizung beshloß der Bundesrath anläßlih einiger bezüglihen An- fragen den Erlaß eines Kreis\chreibens an die Kantone, betref- fend die Auslegung des Artikels 54 der neuen Bundesver- fassung, welher von der „Eheschließung“ handelt. Auf die Frage, „welche Stellung weist der dritte Absaß des Artikels 54 der Bundesverfassung den in der Schweiz niedergelassenen Aus- ländern an, welche si hier verheirathen, insbesondere, wenn sie Staaten angehören, die mit der Schweiz in Vertragsverhält- nissen stehen, welche ihren Angehörigen die Gleihbehandlung mit den Einheimischen zusihern?® — ertheilt jenes Kreisschreiben folgende Antwort :
„In diejer Beziehung ift zu beachten, daß, wenn dec Art. 54 der Bundesverfassung für alle \{chweizerischen Kantone verbindli ist, er es nit sein kann für auswärtige Staaten, selbst wenn solche zu der Schweiz in Vertragsverhältnissen stehen.” Diese Staaten können so- nach die Anerkennung einer übrigens vorschriftsgemäß in der Schweiz abgeschlossenen Ehe *erweigern, wenn dieselbe nicht unter Beobachtung der vom Geseße des betreffenden Staates, z. B. der für die Fähigkeit aufgestellten Bedingungen, eingesegnet worden ist. Da also die Kan- tone innerhalb gewisser Schranken für die Folgen einer auf ihrem Gebiete abgeschlossenen unregelmäßigen Ehe verantwortlih werden Eönnten, so sivd fie au berechtigt, die ihnen nothwendig erscheinenden Maßnahmen zu treffen oder aufrecht zu halten, um 1hre Verantwort- lihkeit zu decken und den Abschluß von- Ehen Fremder auf ihrem Ge- biete zu verhüten, welche im Heimathlande der Eheleute nicht aner- kannt würden. “
Formen in dieser Richtung \chreibt der Bundesrath den Kantonen nit vor, wohl aber \{ärft er ihnen ein, daß dieselben so wenig kostspielig als möglih und namentlich die Gebühren auf das unbedingt Nothwendige beshränkt werden sollen.
—- Laut Telegramm aus Genf hat P. Loy son seine Ent- laf}ung als Pfarrer von Genf dem dortigen Staatsrathe einge- geben, der sie in seiner heutigen Sizung auch bereits genehmigt haben soll.
Großbritannien und Frland. London, 8. August. Der Herzog von Edinburgh wird dem Vernehmen nah in Kurzem Schottland besuchen, um das in Inverneß stationirte 99. Regiment, dessen Inhaber er ift, zu inspiziren.
— Ein Besuch des Premier-Ministers Disraeli in Ir- [and ift angezeigt. Er wird der Gast eines irischen Edel- mannes sein.
— Eine Anzaÿl französisher Offiziere, von denen einige den Sommermanövern der britischen Armee in Aldershot beigewohnt hatten, nahm dieser Tage mit Genehmigung des E das Arsenal’ in Woolwich in Augen-
ein.
— In Southsea kam es gestern wegen eines Wegerechtes zwischen den Einwohnern und der Polizei zu blutigen Reibun- gen. Eine starke Abtheilung Polizei intervenirte, um die Menge an der Demolirung einiger zeitweiligen Schranken, welche die Hafenlöschplaß-Compagnie zum Schutze ihres Eigenthums er- richtet hatte, zu verhindern. Dies war das Signal für einen allgemeinen Kampf, Steine, Ziegeln und Wurfgegenstände jeder Gattung, die am nächsten lagen, wurden gegen die Polizei ge- \{chleudert. Da si leßterer der bessere Theil der Einwohnerschaft anschloß, so entstand eîn höchst verzweifelter Kampf. Der 3000 bis 4000 Köpfe starke Pöbel wurde von der Polizei wiederholt an- gegriffen und mehrere Personen trugen dabei ernstlihe Ver- wundungen davon. Einige Konstabler wurden \{chwer verleßt.
Frankreich. Paris, 8. August. Einer Note des „Journ. officiel“ ‘zufolge haben sih, Dank den energischen Maßregeln, die Fortschritte der Epidemie unter den Soldaten von Vin- cennes plôöglih eingestellt.
— Der Kriegs-Minister hat, wie „Opinion Nationale“ meldet, die Absendung militärisher Missionen nah Deutsh- land, England, Oesterreih, Rußland und Italien angeordnet. Dieselben sollen den verschiedenen Herbstmanövern anwohnen ; die nah Wien, bestehend aus einem Obersten des Generalstabes, einem Escadron-Chef, einem Artillerie- und einem Infanterie- Hauptmann, is bereits abgereist, um den Uebungen im Lager bei Brandeis beizuwohnen.
— General Chanzy, der einen vierwöchentlichen Urlaub erhalten, ift in Marseille angekommen.
— Der Minister des Unterrichts hat eine Arbeit über die Lage und die Anzahl der Schulbibliotheken Frank- reis anfertigen lassen. Jm Iahre 1865 war die Zahl dieser
Bibliotheken 4833, im Ganzen 180,854 Bände umfassend. Jet besißt Frankreich, das Seine-Departement ausgenommen, 15,623 Schulbibliotheken, welche ihren Lesern 1,474,637 Werke zur Ver- fügung stellen fönnen.
— Morgen werden in allen Mairien die amtlichen Wählerlisten veröffentliht werden. Denjenigen Bürgern, die übergangen oder noh gar nie eingetragen worden sind, ift eine Frist von zwanzig Tagen gewährt, damit sie die nöthigen Schritte thun und ihre Beweise beibringen können. Die republikanischen Organe fordern alle Wahlberehtigten dringend auf, diese Ge- legenheit, der Partei so viele Kräfte als nur immer mögli zu- zuführen, nicht vorübergehen zu lassen. Sie heben hervor, daß diese Listen niht nur bei den nächsten Gemeindewahlen, sondern, was weit wichtiger is, bei den nächsten Generalraths- und wahr- sheinlih auch bei den Neuwahlen für die nächste National- versammlung dienen werden.
— Auf der Insel Martinique ist der republikanische Kandidat Gaudissart, ehemaliger Maire von Fort de France, zum Abgeordneten ernannt worden.
— 11. August. (W. T. B.) Die heutigen Morgenblätter bringen die Nachricht, daß Bazaine in der Naht vom Sonn- tag zum Montag “von der Insel St. Marguérite, wo derselbe detinirt war, entflohen is. Genauere Detailmeldungen liecen noch nit vor, es heißt, der Gefangene habe das Fort mittelst einer Leiter oder eines Seiles verlassen, und vermuthet man, es sei ihm gelungen, an Bord eines nah Italien gehenden Schiffes zu gelangen. Die Nacht, in der die Entweihung ausgeführt wurde, war fehr dunkel, und das herrschende Unwetter, sowie ein heftiger Wind unterstühten die Fluht. Die Journale fügen ihrer Meldung hinzu, die Regierung habe beschlossen , gegen die- jenigen, die bei der Flucht mithalfen, sofort und energisch vor- zugehen.
— Wie ein zweites Telegramm meldet, wird die Flucht Bazaine's durch eine Note des „Journal officiel“ bestätigt.
— Eine der „Republique française“ zugegangene Zuschrift des Justiz-Ministers erklärt die Nachricht, daß das gericht- lihe Verfahren gegen das Comité des „Appel au peuple“ eingestellt fei, für durhaus unbegründet. Vielmehr sei die Untersuhung im vollen Gange und werde der Prozeß seinen regelmäßigen Verlauf nehmen.
Îtalien. Rom, 5. August. (It. N.) Der Mi- nister - Präsident begiebt fich heute Abend von Rom nah Florenz und von dort nach einigen Tagen nah Turin, um am s. August dem Empfange der birmanishen Ge- sandt\chaft beizuwohnen. Hr. Minghetti wird bei die- sem Besuche in Turin mit dem Könige über die Auflös- sung der Kammer und die Neuwahlen berathshlagen. Der Zeitpunkt der leßteren ist noch nit festgestellt, man nimmt aber an, daß sie im Oktober stattfinden werden. Ein Circular aus dem Ministerium des Innern hat wenigstens den Präfekten und Unterpräfekten eingeschärft, sh im Monat Oktober nicht von ihren Residenzen zu entfernen.
_—_— Ubveber die neulihen Verhaftungen in der Villa Buffi bei Rimini berichtet die „Opinione“:
„Der italienishen Regierung war die Figeie gemacht worden, daß neue Ruhestörungen auf verschiedenen Punkten der Halbinsel ver- sucht werden follten, besonders in der Romagna und in den Marken, wo die vergangenen Monat in Szene geseßten Brot- und Getreide- frawalle nur als Vorläufer ernster Ereignisse betrahtet werden konn- ten. Am 2. August sollte ein Kongreß von Republikanern und Futer- nationalen in Ferrara abgehalten werden, und in Imola fand dieser Tage eine sehr zahlreih besuchte Versammlung von Mitgliedern von Vereinen statt, welche mit den zu Recht bestehenden Einrichtungen un- zufrieden sind und sie mit Anwendung von Gewalt abändern wollen. Ein an- derer Kongreß von Jnternationalen und Vertretern der Alleanzso, universale republicana follte in einer Stadt der Romagna abgehalten werden, und einige dieser Repräsentanten erhielten das Mandat, auf Beschleu- nigung der revolutionären Schilderhebung zu bestehen. Die Regie- rung verfolgte die Spuren einiger dieser Vertreter uxd so konnte sie in der Villa Buffi die ganze Gesellshaft aufheben, welhe aus Ankona, Ravenna, Pesaro, Neapel und anderen Städten zusammen gekommen war. Eine Beilage des „Neptuno* von Rimini veröffent- licht eine Art von Protest, welcher von allen Gästen der Villa Buffi unterschrieben ist, die Herren selbst wurden nah Spoleto ins Gefäng- niß abgeführt.
— Die mit der Liquidation der rômischen Klostergüter beauftragte Kommission hat bis jeßt 97 Klöster in Besiß genommen und den“ Mönhen und Nonnen 2129 Pensionsbriefe zum Jahresbetrage von 984,882 Frs. zu- gestellt. An Bäcker, Schlächter, Mauerr, Zimmerleute u. g. hat die Kommission für Rehnung der Klöster 746,769 Frs. und für Kapitalien und Interessen, welche die religiösen Körperschaften \{huldig waren, 63,910 Frs. ausgezahlt. Die Pfarrer der Kirchen, welhe mit den aufgehobenen . Klöstern verbunden sind, erhielten 21,600 Frs. und für den Kirchendienst im Allgemeinen etwa 164,000 Frs. ausgezahlt. In der Stadt Rom und seinem Weichbilde wurden von der Kommission 693 Kapellen mit weltlihem Patronatsrecht in Befiß genommen, deren Grund- eigenthum auf 3,070,802 Fres. ges{häßt wird und wovon bereits 892,743 Fres. liquidirt sind. Mit der Besigzergreifung und dem Verkauf dieser Klostergüter ging die Konversion der Güter von den noch beibehaltenen christlihen Körperschaften im italienischen Staate Hand in Hand. Im Ganzen wurden für 12,269,352 örcs. Klostergüter verkauft, und da fie nur auf 9,939,559 Fres. ges{häßt waren, wurden 2,329,792 Frcs. über den Taxations- werth erzielt. Außerdem beschäftigt fh die Liquidations-Kom- mission noch mit der Ordnung der in den Klöstern vorgefunde- nen Bibliotheken.
— 10. August. (W. T. B.) Der Iesuitenpater Theiner ist heute gestorben. Z
__ Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. August. Die Eisenbahn von Karlskrona nah Wexiòóò wurde gestern vom König in feierliher Weise eröffnet. Um 52 Uhr kam der Festzug mit dem Könige und der Königin nebf| glän- gendem Gefolge an. Es wurde von den auf der Rhede liegen- den Kriegsschiffen salutirt, während mehrere Musikcorps spielten. Das Wetter war Vormittags regnerish, klärte sich aber gegen Abend auf und wurde \{chön. Der König eröffnete die Bahn mit den Worten: „Ich erkläre hiermit die Eisenbahn Karlskrona- Wexiò für eröffnet und übergebe sie dem allgemeinen Verkehr. Ich \{hließe mich ganz und gar der vom \{chwedishen Volke ge- fühlten Freude über die dur Vollendung dieser Bahn mit dem übrigen \{hwedis{en Eijenbahnneze hergestellten Verbindung an. Hiermit sei die Karlskrona-Weriöbahn der allgemeinen Benußung eröffnet!“
— Die \chwedi\che Panzerflotte is mit dem Panzer- kanonenboot „Berserk* das dritte der fünf Fahrzeuge dieser Art, welche auf der, mechanishen Werkstelle bei Motala bestellt worden sind, vermehrt worden. Von den beiden Panzerkanonen- bôten, welhe auf dem Stapel standen, als vor einiger Zeit das heftige Feuer auf der Motala-Werfte ausbrach, und welche man
für total vernichtei hielt, ist das eine als in brauhbarem Zu- stande befunden, das andere aber kassirt worden.
— Ueber die norwegische Staatsraths3-Abtheilung in Stockholm theilt die „Post och Inr. Tidn.“ Folgendes mit: „Nachdem die Funktionszeit des Staatsraths JIohansen als Mit- glied der genannten Staatsraths-Abtheilung abgelaufen is, hat Se. Majestät ihm befohlen, nah Christiania zurückzukehren, um in die norwegische Regierung einzutreten und das Marine- und Post-Dcpartement zu übernehmen. Staatsrath Segelcke hat die Weisung erhalten, als Mitglied der Staatsraths-Abtheilung in Stockholm einzutreten. Staatsrath Selmer wird bis auf Wei- teres den Chefsposten im Armee-Departement übernehmen.“
Christiania, 4. August. Durch Königliche Verord- nung ist eine Kommission, bestehend aus Zollbeamten und Kaufleuten, niedergeseßt, welche die norwegischen Zolltarife revidiren soll und über etwaige Veränderungen in denselben ihr Gutachten abgeben wird. :
— Die nordische Lehrerversammlung, deren Theil- nehmer fich allmählih in Christiania versammeln, is die zweite ihrer Art. Die erste fand statt im Jahre 1870 zu Gothenburg. Morgen werden die Sizungen ihren Anfang nehmen. Bei dieser Versammlung wird besonders die Gemeinsamkeit der Volks- \chule und ihrer Jnteressen in den drei Reichen hervortreten und zur Frage kommen.
Dänemark. Kopenhagen, 8. August. (H. N.). Der Kronprinz empfing heute in besonderer Audienz den -am hiesigen Hofe akkreditirten Ministerresidenten der Vereinigten Staaten, Hrn. Cramer, welcher jeßt von seiner Urlaubsreise zurücgekehrt ist. ##Æ E
— Nah einem Briefe aus Thorshavn vom 25. Iuli ift der König an diesem Tage daselbst angekommen. Als der König mit Gefolge sich in der Königs\chaluppe dem Lande näherte, stimmte die zahlreihe Volksmenge, welche fich am Strande und auf den Dächern der Häuser versammelt hatte, in das Lied: „Willkommengruß der Färinger an König Christian IX.“ ein, verfaßt von dem Propsten Pram Gad zu einer alten farôerishen Volksmelodie. Bei der Brücke, wo die Beamten der Insel und die Kommunenvorsteher der Stadt Thorshavn sich versammelt hatten, trat der König in Admirals- uniform mit dem Prinzen Waldemar nebs Gefolge ans Land und wurde von dem Amtmann mit folgenden Worten empfan- gen: „Allergnädigster König !- Mit ungetheilter Freude hat die Bevölkerung der Färöer-Inseln den Hohen Besuch Ew. Viajestät entgegengeschen. Unter den färöerischen Unterthanen Ew. Ma- jestät herrscht nur eine Stimmung treuer Ergebenheit und tief- gefühlter Loyalität, deshalb kann ih im Namen aller Färinger Ew. Majestät ein herzlihes Willkommen entgegenrufen.“ Ein neunmaliges donnerndes Hurrah folgte dieser Anrede, worauf- der König, sihtbar bewegt, mit herzlihen Worten dankte. Bei der ganz -in der Nähe der Brücke errichteten Ehrenpforte hielt der Schullehrer Andreas Christian Lüßen mit klarer und kräftiger Stimme eine. Rede an den König, als er aber ein Hoch für Se. Majestät ausgebracht hatte, stürzte er todt zur Erde, gerade in dem Augenblicke, als das Hurrahrufen aufhörte. Er wurde in eines der am nächsten liegenden Häuser hineingetragen, wo deb König sih einige Zeit bei ihm aufhielt, während zwei Aerzte sich vergebens bemühten, ihn wieder ins Leben zurück- zurufen. Nah diesem traurigen Vorfalle seßte der Zug sich nach der Wohnung des Amtmannes în Be- wegung, wo der König mit Prinz Waldemar _Auf- enthalt zu nehmen gedachte. Ein Dampfschiff mit Engländern und Amerikanern, welhes unterwegs nah Island war, kam gleichzeitig mit dem dänishen Geschwader in Thorshavn an. Beim Paîssiren des Königsschiffes entfaltete das Dampfschiff den Dannebrog. Am Sonntage, ‘ den 26. Juli, wohnten der König und Prinz Waldemar dem Gottesdienste in der hübscen, ge- räumigen Kirche Thorshavns bei, sie mahten darauf einen Aus- flug auf der Insel und dinirten am Bord der Fregatte, wo sämmtliche Beante 2c. der Inseln \sih der an ihnen ergangenen Einladungen zufolge eingefunden hatten. Am 27. Juli sollte die Abreise von Thorshavn stattfinden.
Amerika. Aus Philadelphia wird der „Times“ unterm 5. d. M. per Kabel gemeldet: Der Dampfer „Patrick Rogers“ brannte heute auf dem Dhioflusse bis zum Wasser- \piegel nieder, wodurch 20 Menschen ums Leben kamen
. — Aus New-York wird unterm 7. ds. per Kabel ge- meldet: Die demokratische Partei ist bei den Wahlen in Nord- Carolina erfolgreih gewesen, indem fie zwei Sihe im Kongreß gewann. In Wilmington is es zwishen den Weißen und Schwarzen zu Reibungen gekommen. Die Kandidaten der bür- gerlihhen Rechte-Partei haben in Tennessee eine Niederlage er- litten.
— (A. A. C.) Aus Buenos Ayres wird unterm 9. Juli gemeldet: Die Julifeste werden hier mit großem Glanz gefeiert. Die Grenzschwierigkeiten, die mit Brafilien, Paraguay und Chili existirten, sollen durch ein Schiedsgericht beigelegt werden. Die Vollendung des brasfilianishen Telegraphenkabels nah Europa hat große Befriedigung verursaht. Die erste Sektion der Salto und Santa Rosa- Eisenbahn wurde bis Itapeby eröffnet. Der Vereinigte Staaten-Gefandte “hielt am 4. d. einen zahlreih be- \suhten Empfang in seiner Legation. Freundschaftliche Reden wurden zwischen dem amerikanishen Gesandten und dem Prä- sidenten der Republik ausgetauscht.
— Der Herzog von Aosfta ift, wie ein Kabeltelegramm aus Rio de Janeiro meldet, am 7. d. M. in Buenos Ayres
. angekommen.
— Die Western und Brasilian Telegraphengesellschaft in London hat die Anzeige von der Vollendung und Eröffnung der Land-Telegraphenleitungen, die Rio Grande do Sul mit Montevideo verbinden, erhalten. Somit ift die telegraphische Verbindung zwishen Europa, dem La Plataflußgebiet und der Westküste von Südamerika hergestellt.
Afien. Der „Times“ wird aus Bombag unterm 7. d. telegraphirt: „Verheerende Uebershwemmungen haben fast die ganze Grenze von Sindh heimgesucht. Städte und Dörfer sind zerstört worden. Jacobabad is} gefährdet. Die gesammte Grenz- besazung errichtet Dämme. Die Heftigkeit des Monfun hat hier nahgelassen. Eingeborene Korrespondenten melden, daß der Emir von Afghanistan von Cabul nach Candahar und Herat zu reisen beabsichtigt. Abdul Rahman beunruhigt, wie verlautet, die Grenze des Orxus.“
Afrika. Ein Telegramm aus Cagliari meldet nach einem Briefe in dem „Avenire de Sardeyne“, daß in Tunis eine Verschwörung entdeckt wurde, die den Sturz des Premier- Ministers und dessen Ersezung durh den Kasmadar bezweckte. Ein Prinz von Geblüt sollte zur Theilnahme an dem Komplott bestohen werden, und dieser enthüllte dasselbe dem Bay. Zwei Europäer sind in die Affaire verwielt.
Genetishe Skizze des Lehrstoffes für den Unter- richt in der Terrainlehre, im militäri chen Planzeichnen und im Aufnehmen auf den Königlichen Kriegsshulen nach der Borschrift vom 20. Mai 1859 über die Methode, den-Umfang und die Eintheilung des Unterrichts auf diesen Lehranstalten, ist soeben in einer neuen Ausgabe veröffentlicht. „Dieselbe ist im Verlage der Königl. Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) zu dem Preise von 4 Sgr. erschienen.
Neichstags - Angelegenheiten.
An Stelle des verstorbenen Grafen Cajus zu Stolberg-Stolberg ist am 7. August der Graf Edgar von Hompesh, Bruder des Abgeordneten Alfred Graf von Hompesh-Rurih, zum Reichstags- Abgeordneten für den 1. Wahlkreis de? Regierungsbezirks Trier (Daun, Prüm, Bittburg) gewählt worden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Berlin, 11. August. Das Königliche Opernhaus eröffnete gestern seine Vorstellungen nah den Ferien mit dem Ballet „Aladin“. Am Mittwoch soil „Flick und Flock“, am Freitag Na folgen. Im Königlichen Schauspielhause werden die orstellungen nah den Ferien am Sonnabend, 15. August, mit Shakespeare's „Was ihr wollt“ beginnen,
_— Die Seitens des Berliner Bezirksverbandes des deut- schen Lehrervereins zur Hebung der Volksschule veranstalte Lehr- und Lernmittel-Aus stellung wird am 15. d. Mts. in der „alten Münze“ (Werderschen Markt 9, 1 Treppe) offiziell eröffnet werden, und ist dieselbe alsdann an Wochentagen von 2—6 Uhr Nachmittags und Sonntags von 11—3-Uhr gegen ein Eintrittsgeld von 5 Sgr. zu besichtigen.
— Die Nrn. 29—31 der Zeitschrift „Kunst und Gewerbe“, Wochenschrift zur Förderung deutscher Kunst-Industrie (8. Jahrgang), herausgegeben vom N Gewerbemuseum zu Nürnberg, redigirt von Dr. Otto von Schorn, haben folgenden Inhalt: Drei deutsche Nationaldenkmäler (Schluß folgt). — Die nationale Hausindustrie. Von- Carl Albert Regnet (Fortseßung)... — Nürnberg : Silberner Kelch. — Wien: Der Jahresbericht des K. K. s. Mujeums. — Für die Werkstatt: Dampfmaschine mit gleihförmigen Gang. — Kleine Nachrichten: Ernennung. Unterstüßung des K. K. s. Museums. Die Statue Heinrichs des Löwen in Braunschweig. Das mantuanisch2 Onyrxgefäß. — Erklärung zur Beilage: Bronce-Arbeiten aus dem 16. Jahrhundert. — Drei deutshe Nationaldenkmäler (Schluß). — Die nationale Hausindustrie. Von Carl Albert Regnet (Fortießung). — München: Die Glasmalerei-Anstalt. — Berlin; Deutscher Patent- d, uß:Verein. — Wien: Der steiermärkishe Verein zur Förderung der Kunstindustrie. — Jerusalem: Ein Palästina-Museum. — Für die Werkstatt: Spannbock zum Sägenschärfen. — Kleine Nachrichten: Der Schöne Brunnen zn Nürnberg. Ausstellung. Das hessische Kriegerdenkmal. Alterthümer aus Ephesus. — Erklärung zur Bei- lage: Abbildung einer in Leder gepreßten Buchdeckelverzierung aus dem 16. Jahrhundert. — Werthvolle Erzeugnisse der Keramik. — Die nationale Hausindustrie. Von Carl Albert Regnet (Schluß). — Dresden : Industrie-Avsftellung. — Weimar: Ausstellung von Hand- eihnungen alter Meister. — Hamburg: Die Gewerbeschule für
ädchen. — Für die Werkstatt: Wiedergewinnung von Gold. — Kleine Nachrichten: Die Kgl. Kunstgewerbeschule zu München. Deutsche Architektenversammlung. "Fund. — Inhaltsübersicht der Zeitschriften. — Erklärung zur Beilage: Abbilduug eines silbernen und vergoldeten Weiakännchens, Treibarbeit aus dem 17. Jahrhundert.
— Die Nr. 150 (Juni) des Notizblattes des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissenschaften zu Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen Vereins (des No- tizblattes des Vereins für Erdkunde III. Folgè, XIIL, Heft) hat fol- genden Inhalt: Zahl der Hunde und Ertrag der Hundesteuer im Großherzogthum Hessen im Jahre 1873. — Uebersicht des Schiffs- und Güterverfkehrs im Rheinhafen von Mainz im Jahre 1873. — Zusammenstellung der aus dem Großherzogthum Hessen nah den Ver- einigten Staaten von Nordamerika 1872/73 exportirten Waarén. — Nebersiht des Verkehrs auf den Schiffbrücken beziehungsweise flie- genden Brücken bei Mainz, Worms, Gernsheim, Oppenheim und Kostheim im Jahre 1873. — Sterbefälle und Todesucsachen im Mai 1874, — Meteorologische Beobachtungen im Mai 1874, — Monat- liche Durchschnittspreise der Fruhtmärkte im März und April 1874. — Angelegenheiten der Großherzoglichen Centralstelle für die Landes- statistik (Fort ebung).
— Der Geheime Archiv-Rath und Vorstand des Herzoglich sachsen- coburg-gothaishen Haus- und Staatsarchivs Dr. A. Beck ist am 7. d. M. an einem Unterleibsleiden im 61. Jahre verschieden. Seine auf den genauesten Forschungen in den Archiven ruhenden geschichtlichen Werke haben feinen Namen weit über die Grenzen seines Heimaths- landes in der gelehrten Welt bekannt gemacht. Johann Friedrich der Mittlere, Ecnst der Fromme, Ernst Il., Geschichte des gothaischen Landes (leßtere noch nicht vollendet) sind seine bekanntesten S{hriften.
Ländwirthschaft.
Das Herbstrennen zu Hoppegarten ist auf die Tage Freitag, den 16, Oktober, Sonntag, den 18. Oktober und Montag, den 19, Oftober, verlegt worden. Dies Herbstmeeting wird dadurch ein ganz befonderes Interesse erregen, daß sich die Pferde des Gradißtzer Gestüts wieder an der Konkurrenz betheiligen werden.
— Der Jahresbericht der Handelskammer zu Cöln sagt über das Gallisiren der Weine: Ain meisten zu beklagen ist die über fast alle Winzer der Mosel und viele der Nahe und Pfalz hereingebrochene Wuth des Gallisirens, die im Jahre 1873 wirkli ershreckende Pro- portionen angenommen hat. Ungezuckerte Naturweine sind augenblick- lich fast an der ganzen Mosel nicht mehr zu finden. Würde den Weinen uur ein Zusaß von wirklih- gutem Traubenzucker gegeb.n, so fände wenigstens, außer Einbuße des beliebten Bouquets, keine besondere Seel blecbtebüng stait. Aber das Zuckern O Hand in Hand mit bedeutendem Wasser- und ordinärem _Spritzusaß, ah- gesehen von anderen Künsteleien. Das Gemisch läßt man auf den Trestern nachgähren und scheut sich niht, es alsdann „Wein“ zu be- nennen. Allein die Mosel-Dampfboote beförderten im vorigen Herbste von Coblenz die Mosel hinauf 80,000 Ctr. ordinären Kartoffelzucker, während weitere Quantitäten durch Kähne und Schiffe zur Mosel gekommen sein dürften. Nah dem Oberrhein wanderten auch erhebliche Mengen dieses Zuckers, und durch das angedeutete Verfahren erklärt es sih, daß mantte Keller heute noch mehr 1873er aufzuweisen haben, als der Herbst hinein lieferte. Nur eine reichliche gute Lese kann diesem Unfuge steuern, namentlich wenn der Kartoffel- zucker mit der gleihen Steuer belegt wird wie der Rübenzucker.
— Die Ernte auf den englischen Kanalinseln ist günstiger, als seit den leßten 20 Jahren ausgefallen. Der Ertrag über- steigt den Durchschnitt um ein Beträchtliches.
Gewerbe und Handel.
Die „ZeitsGrift für Gewerbe, Hanel und Volks- wirthschaft, Organ des Oberschlesishen berg- und hüttenmännishen Vereins“, redigirt von Dr. Adolf Franß u Beuthen O.-S., enthält in Nr. 30: Aus\chußsißung des Oberschle- Lichen berg: und hüttenmännischen Vereins. — Zur Eisenbahntarif- Frage. — Produktion, Handel, Verkehr (Jahresbericht der Handels- kammer zu Gleiwitz; Zur Bankreform; Kohlenbrände, Kohlentarife; Oesterr. - ungar. Montanindustrie; Deutsch - österr. Handelsvertrag; Tarifsäße für Holz). — Anzeigen.
Nr. 31 enthält: Amtliches. — Zur Eisenbahntarif-Reform. — Literatur (Berg- und hüttenm. Ztg. ; Revue universelle ete.; Dinglers polytechn. Journal; Prakt. Maschinen-Constructeur; Mittheilungen des Gew.-Ver. für Hannover; Ztschr. des Vereins deutscher Jn- genieure; Annalen des Deutschen Reichs; Vierteljah1shefte zur Sta-
tistik des Deutschen Reichs; Ztschr. des Kgl. preuß. Statist. Bureaus; Ztschr. d. Kgl. bayer. Statist. Bur. ; Ministerial-Rath Dr. G. Mayr, Gutachten über die Anwendung dec graphischen und geographischen Methode in der Statistik; Neues lausiß. Magazin; Mittheil. d. Ver. ur Wahrung der gemeinsamen wirth. Interessen in Rheinland und estfalen; Jahresbericht des Vereins für die bergbaulichen Interessen zu Dortmund; Reinhold Shwamkruth und Ferd. Bischoff, Atlas des Bergwesens ; Handbuch für den Eisenbahn-Güterverkehr des Deutschen Reichs; Entwurf cines Reichs-Eisenbahngesezes; Adolf Lipp, Karte der russischen Zuckerfabriken; Dr. Rob. Simson, Statistische Tafel der Steinkohlen-Transportverhältnisse der Oberschlefishen Eisenbahn). — Produktion, Handel, Verkehr (Vom schottischen Eisenmarkt. Aus Belgien, Frankreich). — Anzeigen. : : e
Als Extrabeilage zu Nr. 30/31 is} ausgegeben: Statistik des Schlesischen Freicuxgelderfonds. Vom Königlichen Ober-Bergrath Althans (S. 5—12). Schluß folgt mit Nr. 32.
— Dem Deutschen Fischereiverein wird die erfreuliche Thatsache gemeldet, daß der Lachs namentlich im Osten der pom- merschen sowie der preußischen Küste fih zahlrei vorgefunden habe, und daß z. B. in Kleinkuhren nah gewissenhafter Aufzeichnung von einer einzigen Fischerfamilie 2200 Stück gefangen seien. Rechnet man die von anderen Personen dort gefangenen, auf 800 geshäâßten Exem- plare hinzu, so ergiebt sich eine Summe von 3000, welche, das StüÆ zu durchs{chnittlich 15 Pfund à 10 Sgr. angenommen, einen Ertrag von 15,000 Thalern ausmaht. Wie dem Verein ferner aus Pom- mern mitgetheilt wird, sind im dieëjährigen Frühling in den Gewässern des Camminer Boddens Laichbleie und Laichhechte in solhen- Massen gefangen worden, daß ein großer Theil gar niht mehr zum Absatz ge- langen konnte, vielmehr als werthlos weggeworfen werden mußte.
Dres den, 10. August. (W. T. B.) Nahch dem hiesigen „Bör- sen- und Handelsblatt“ weist die demnächst ersheinenende Seme stra l- bilanz des Chemnißer Bankvereins einen Bruttogewinn von circa 50,000 Thalern auf, so, daß bei nur glei günstigen Er- trägnissen im 2. Semester cine Jzhresdividende von 6% würde: zur Vertheilung kommen können.
Paris, 5. August. Die Zahlungs-Einstellungen im offenen Markte (Coulisse), die bis jeßt bekannt geworden, sind sehr empfind- lih für die Zwischenhändler der Börse. Folgendes sind die größten Beträge darunter: Adolph Levy mit 2,50 !,000 bis 2,600,000 Fr., Athelson Waill mit 450,000 Fr., Bosc mit 800,000 Fr., Souriques (befannter Spekulant und finanzieller Pamphelist), einer der stärksten Prämienzieher, mit 850,000 Fr. Die erwähnten Bankerottisten bieten 90 Prozent, Levy sogar nur 35 Prozent, d. h. die Makler hoffen. so- viel aus den guten Geschäften der Masse herauszusclagen.
_ Nishnij-Nowgorod. Der „R. St. P. Z.“ wird berichtet, daß der Hand el dieses Jahr {hwach ist. -Sei es, daß das \chlechte Wetter einwirkt — sei es, daß, wie versichert wird, ein heftiger Man- gel an Arbeitshänden fühlbar wird, sei es, daß die großen Verluste des vorigen Jahres nahwirken — oder daß alle diese Ursachen zu- sammenwirkea, jedenfalls mache der kolossale Handelspunkt keineswegs den Eindruck, als ob wie sonst Millionen von Rubeln im Verkehr
stehen. Verkehrs-Anstalten.
Die Nr. 62 der „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen“ hat folgenden Inhalt: Verein deut- scher Eifenbahnverwaltungen: Eröffnung ter Berlin-Görlißer Halte- stelle Charlottenhof und der Breslau-Schweidniß-Freiburger Bahn- strecke Breslau-Raudten. Projekt einer Oberharzbahn von Scharzfeld Über Lauterberg und Elbingerode nach Blankenburg, von Reitemeier. Vereinsgebiet: Deutsches Reich, Verhandlungen wegen Erlaß gleich- mäßiger Eisenbahn-Frachttarif-Vorschriften. Berliner Stadteijenbahn, Konzession. Hainichen-Roßweiner Eisenbahn. O-fterreichish-Ungarische Korrespondenz: Tariferhöhung; ungarische Bahngeseße; amtlicher Be- rit des öôsterreichischen Handels-Ministeriums; Grubenkarten; Objekt- höhe; Lebensmitteltarifirung; Lieferungszeitvertheilung ; ungari)che General- Inspektion; galizisher Verkehr; Börsenbericht. Dux-Boden- bacher Bahn, Betrieböresultate im L. Semester 1874. Ausland: Dberitalienische Eisenbahn, Schiedsgericht. Literatur : Karmarsh & Heeren, Techniscbes Wörterbuh. Das Braunkoh!enbecken von Aussig bis Komotau. Offizielle Mittheilungen über Eisenbahneinnahmen im Monat Juni 1874, Marktbericht. Eisenbahnkalender. Offizielle und Pcivatanzeigen.
— Am 7. August fand“ die Abnahme der Saal-Unstrut- Eisenbahn dur die Behörden statt. Die Betriebs-Eröffnung wird im Laufe dieser Woche vor sich gehen.
— Dem Geschäftsberichte der Düsseldorfer Allgemeinen Versicherungs-Gesellshaft für See-, Fluß- und Landtrans- port, die, wie wir bereits mitgetheilt, ein- Dividende von 36% ge- währt, entnehmen wir folgende Einzelheiten: Die Gesammt-Ver- fiherungssumme betrug ca. 251,000,000 Thlr. Davon sind rückver- sichert, bez. der Tieler Ge'ellschaft übershrieben 141,000,000 Thlr. Die Einnahme an Prämien- und Policegeldern betrug pro 1873 967,407 Thlr, im Jahre 1872 nur 507,788 Thlr. Die Netto- Schädensumme für eigene Rechnung der Gesellshaft (bezahlte und shwebende Schäden zu\ammengerechnet) ergiebt ca. 757% der Netto- Prämien-E-nnahme, gegen ca. 72 % im Vorjahre. Die Rüeversiche- rungs-Prämien betragen einschließlich der an die Niederländische Allg. Vers.-Gesellschaft in Tiel vertragsmäßig zu zahlenden Prämienantheile (ca. 56,000 Thlr. pro 1873) 243,713 Thlr. oder ca. 43% der Prâä- mien - Einnahme. Die in den letzten Jahren allerorts neu entstandene Konkurrenz hat ein bedeutendes Herabgehen der See- prämien-Säße, fowie auch so manche ungünstige Veränderung in den Versich rungs-Bedingungen herbeigeführt. Aus diesen ungün- stigen Verhältnissen erklärt es sich, daß die Seeversicherungen aus 1873, troßdein sie beinahe °/;4 des gesammten Geschäfts ausmahten, nur einen geringfügigen Ueberschuß ließen. Die Flußversicherungs- Geschäfte dagegen lieferten einen bcfriedigenden Gewinn. Das Land- Transport-Versicherungsgeshäft per Eisenbahn war, wie in den leßten Jahren durchgängig, nicht günstig. Die von der vorigen General- versammlung ertheilte Genehmigung zum Abschlusse von Gesellschafts- verträgen, betreffend die Verficherung von Werth)endungen, hat die Verwaltung veranlaßt, dem bereits seit einig-n Jahren bestehenden Interuationalen Verband zur Tuansport-Versicherung von Post- uad Eisenbahn-Werthsendungen als Mitglied beizutreten. Dieser Verband, welcher gegenwärtig aus 15 Gesellschaften besteht, betreibt die Ver- sicherung von Werthsendungen uater Solidarhaft der betheiligten Ge- jellshaften und nah gemeinschaftlich aufgestellten Grundsäßen. Die Resultate waren bisher befriedigend.
Southampton, 10. August. (W. T. B.) Der norddeutsche Lloyddampfer „H ohenzollern “ ist heute hier eingetroffen.
New-York, 10. August. (W. T. B.) Der norddeutchse Lloyddampfer „Amerika“ ist heute hier eingetroffen.
Aus dem Wolff'schen Telegraphen-Büreau.
Barcelona, Montag, 10. August. Die Carlisten wurden am 7. d. M. bei einem von ihnen auf Molins de Rey versuchten Sturme zurückgeschlagen und zum Abzuge nah Villafranca genöthigt, das sie jegt mit einem Angriffe bedrohen. Die Re- gierungs-Generale Lopez, Dominguez und Bedoya sind in Bar- celona eingerückt. — Die Zollstelle in Perthus is in' die Hände der Carlisten gefallen.
Königliche Schauspiele.
Mittwoch, den 12. August: Im Opernhause. (144. Vor- stellung.) Flick und Flo. Komisches Zauber-Vallet in 3 Akten und 6 Bildern von P. Taglioni. Musik von Hertel. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise.
Donnerstag, den 13. August: Keine Vorstellung.
Die Oper und das Schauspiel haben Ferien.