1874 / 199 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Aug 1874 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches.

Deutsches Ne ieh.

Preußen. Berlin, 25. August. Ihre Kaiser- Tihen und Königlihen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin haben mit Ihren Kindern gestern NaGmittag über Antwerpen die Rückreise nah Deutsch- land angetreten. Der Stadtrath von Sandown überreichte bei der Abreise eine Dank- und Beglückwünschungsadre}se, auf wehe der Kronprinz alsbald dankend erwiderte. Von

der versammelten Volksmenge wurden den Höchsten Herr-

schaften die herzlihsten Abschiedsgrüsse nahgerufen.

Der General der Infanterie und Direktor der Kriegs- Akademie von Ollech if von seiner Urlaubsreise aus dem Königreih Sachsen, desgleihen der Wirkliche Geheime Kriegs- Rath und Militär-Intendant des Garde-Corps Henry aus Hel- ggoland hierher zurückgekehrt. :

Am 22. d. M. entgleiste Nahmittags, ètwa um 3 Uhr, Turz vor Ankunft des Berlin-Eydtkuhner Tages-Cou- rierzuges auf Bahnhof Conigzz eine leere in der Rückwärts- bewegung begriffene Maschine mit 2 Achsen. Das Fahrgeleise wurde hierdurch gesperrt und konnte bis zur Ankunft des Courierzuges niht frei gemaht werden. In Folge dessen mußten die Passagiere des Courierzuges in einen neu formirten ZUg umsteigen, wodurch ein Aufenthalt von 23 Minuten in der Weiterbeförderung eintrat. Sonstige Betriebsstörungen find niht eingetreten.

Cöln, 22. August. Heute Vormittag find die Regimenter 40 und 65 zu den Herbstmanövern abmarschirt, mit alleini- ger Ausnahme der zum Festungsdienste bestimmten Wachtdetache- ments. Die Regimenter * werden morgen in der Umgegend von Brühl Ruhetag haben und demnächst in den Rayons Münster- eifel, Eusfirchen Quartiere beziehen. Auf der dort belegenen Arloffer Haide finden zuerst fünftägige Brigade-Exercitien, zum Theil unter Mitwirkung von Feldbatterien, statt, an welche sch die dreitägigen Feld- und Vorpostenübungen in gemishten De- tachements bei den Divisionen anschließen werden. Die Brigade-, Feld- und Vorpostenübungen der 28er und 68er werden auf der Sistiger Haide bei Schleiden unter Leitung des Brigade - Com- mandeurs General-Majors von Göben abgehalten, während die hier garnisonirenden Truppen durch den General-Major von Koblinski befehligt werden.

_ Bayern. München, 22. August. Die Mitglieder der beiden Gemeindekollegien werden \ich morgen Vormittag zu einer Besprehung über die hier abzuhaltende Feier des 2. Sep- tember versammeln. Das Comité für die Sedanfeier in Nürnberg hat das Festprogramm bereits festgestellt.

Sachsen. Dresden, 24. August. Heute Vormittag fand auf dem neuen Neustädter Friedhofe die U eb ergabe und Einweihung eines Denksteins statt, welher zum Andenken an die dort beerdigten Krieger aus dem Feldzuge von 1870 bis 1871 daselbst errichtet worden is. Zu dieser Feierlichkeit waren gegen 11 Uhr mehrere Compagnien Militär, sowie das hiesige Cadettencorps dorthin kommandirt und in Form eines Quadrats um das Denkmal aufgestellt worden. Nachdem sich be- reits gegen 105 Uhr das aus dem Königlich \ähsischen General- Major von Abendroth, dem Königlich preußishen Geheimen Re- gierungs-Rath Major a. D. von Drygalski und dem Ritter- gutsbesißer von Treskow bestehende Comité, welches die Errich- tung dieses Denkmals angeregt, sowie die Mitglieder des Neu- städter Kirchenvorstandes an Ort und Stelle eingefunden hatten, traf bald darauf der kommandirende General des XI. (Königlih \ächsishen) Armee-Corps, General der Infanterie Prinz Georg, ein, wie denn auch daselbst eine große Anzahl höherer Militärs, viele distinguirte Per- sönlichkeiten des Civilstandes, sowie ein zahlreiches Publikum, unter dem fi die hiefigen Militärvereine mit ihren Fahnen be- fanden, anwesend waren. Der Vorsißende des Comités, General- Major v. Abendroth, richtete eine ergreifende Ansprache an die Ver- sammlung. Nachdem sodann der weltlihe Vorsitzende der Kirchen- gemeinde zu Neustadt-Dresden, Gerihts-Rath Glöckner, Namens derselben den Denkstein übernommen und einen frischen Lorbeer- kranz auf denselben niedergelegt hatte, sprach der Garnifon- prediger Pastor Clauß die Weihrede. Den Beschluß bildete das Anstimmen eines Chorals, während gleichzeitig zunächst Prinz Georg, sowie viele der Anwesenden Kränze auf den Denkstein niederlegten, worauf derselbe von aus Unteroffizieren bestehenden Deputationen \ämmtliher Truppengattungen mit Guirlanden geschmückt wurde.

Was den Denkstein s\elb| anbelangt, nach den Zeichnungen des Königlihen Hofmalers Choulant aus dem Steinmez-Atelier des Hrn. Höfgen hervorgegangen. Er ähnelt in der Form einem Sarkophage, Serpentintafeln tragen die Namen der Entschlafenen, sowie die Widmung: „Den 1870—T71 in den Lazarethen gestorbenen deutschen Kriegern des Vaterlandes Dank und ehrenvolles Andenken.* Ein von Ser- pentin dem Eisernen Kreuze nahgebildetes Kreuz, umgeben von einem goldenen Eichenkranz in haut relief, bezeichnet die ‘große Zeit, deren Erinnerung auch hierdurhch gepflegt werden soll. Im Gries befindet fich die Gesammtaufschrift, während auf der Rück- seite die Worte verzeichnet sind: „Ob im Feld, ob im Lazareth, die Ehre ift das \{chönste Todtenbett.“

Württemberg. Stuttgart, 23. August, Bei Bur- [lafingen (im Bayerischen) haben am 20. August die Brigade -Uebungen der 3. und 4. Infanterie - Brigade {General - Major von Flatow und Oberst v. Triebig) begonnen und dauern bis 24. d. Mts.; sodann werden die Detachements-Uebungen und zuleßt am 29, d. Mts. die Exrer- chitien der ganzen Division (General-Lieutenant von Starkloff)

‘abgehalten werden. Das 2. Dragoner-Regiment beendigte am “21. seine Uebungen in der Nähe von Laupheim.

Baden, Karlsruhe, 22. August. Der Präsident des “Ministeriums des Großh. Hauses, der Iustiz und des Auswär- tigen, von Freydorf, if geftern von einem mehrwöchentlichen ‘Aufenthalt in England und Schottland hierher zurüdckgekehrt und hat seine amtliche Thätigkeit wieder aufgenommen.

Das Pr: für den am 6., 7. und 8. September l. I. zu Freiburg f. Br. stattfindenden 1%. Altkatholiken- ile Mét S ber, Ab 7 Ul [l

onnabend, 5. September, Abents 7 Ulr: Gesellige Zusammen- Funft in den Sälen der „Harmoniegesells{chaft“ (Grimd 18). Sonntag, 6. September, Morgens 84 Uhr: Gottesdienst in der Univ/ersitätskirche (Bertholdftraie); 10 Uhr: Erste Deicgirtensißung im Kaufhaussaale (Münsterplaß 24); Nachmittags 3 E: Erste sf- fentlie Versammlung in der Festhalle am Karlspla§ß; Abends 7 Uhr;

so ift derselbe

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Gesellige Zusammenkunft (wie jben). Montag, 7. September, Morgens 9 Uhr: Zweite Delegrtensizung; Nachmittags: Ausflug nah Altbreisach; Abends: Geselige Zusammenkunft. Dienstag, 8. September, Nachmittags 3 Ulx: Zweite öffentli Abends: Gesellige Zusammenkunf.

Sessen. Darmstadt, ?4. August. Das Ministerium der Justiz hat an die Stände inen Gesezentwurf über das Verfahren bei unfreiwilligen Gs von Mitgliedern eines Justiz-Kollegs in den Ruhestand gelangen lassen. Derselbe bildet nah dem „Fr. I.“ eir Ergänzung zum Art. 11 des neuen Geseßentwurfs über die Penfionirung der Civil-Staats- beamten, in welhem Artikel die einschlägigen Borschriften in ihrer Ausführung abhängig gemacht] werden von dem Erlaß cines Geseÿes über das dabei zu betbahtende Verfahren.

__ Me&lenburg. Schwerin, 24. August. Zur Ver- mählungsfeier wird den „Mel. Anz.“ aus Zarskoe-Selo, 20. Augufi, Folgendes geschrieben :

__ Am 16. d. Mts. begaben Sih Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, Se. Königlihe Hoheit der Großherzog und Ihre Hoheit die Herzogin Marit von Mecklenburg-Schwerin nah dem Kaiserlihen Schlosse Ropsha. Hier fanden am 17. Manöver ftatt, und am 18. wurde das Namersfest des Regiments Preobraschensky gefeiert. Das Fest wurde durch einen Gottesdienst eröffnet, an welchen fich eine Parade E Die Allerhôhsten Herrschaften besuchten darauf das Bivouak des Regiments und wurden von dem Offiziercorvs des- selben zum Dejeuner eingeladen. Mittags war Diner im Schloß, bei welchem auch die Offiziere ershienen, und am Abend g ein brillantes Feuerwerk das Fest. Am 19. kehrten die Allerhöchsten Herr- schaften nah Zarskoe-Selo zurück. Heute ist Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin mit den Großherzoglihen Prinzen und Gefolge im besten Wohlsein hier eingetroffen. Aller öchstdieselbe verließ am 17. Schwerin, traf Abends in Berlin ein und benußte am folgenden Morgen den Courierzug, um Königsberg zu erreichen, woselbst Übernatet wurde. Am 19. Mittags nahm ein Kaiserlicher Extrazug in Wirballen Ihre Königliche Ae! die Großherzogin mit Gefolge auf. Se. Königliche Hoheit der Großherzog war Seiner Hohen Gemahlin bis Divenskaja entgegengefahren und kehrte mit dem Exkrazug zurü. Auf dem Bahnhof in Zarskoe-Selo erwarteten Jhre Majeftäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst-Thronfeclger mit Gemahlin, Jhre Hoheit die Herzogin Marie und Ihre Hoheit der Herzog und die Herzogin Georg von Medcklenburg-Streliß sowie die jüngeren Söhne des Kaisers die Hohen Gäste. Nachdem man die Waggons véltafsen und das Empfangs- geräudedur(schritten, nahmen mehrere Wagen die Fürstlichen Herrschaften auf. Jm ersten vierspännigen Wagen fuhren Ihre S die Kaiserin, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin, Ihre Kaiserlihe Hoheit die Großfürstin Cesarowna und Jhre Hoheit die Herzogin Marie, im zweiten ebenfalls vierspännigen Se. Majestät der Kaiser und Se. ate N Hoheit- der Großherzog, im dritten zweispännigen Se. Kai- serlihe Hoheit der Großfürst Thronfolger und Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog, im vierten Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Wladimir und Se. Hoheit der Herzog Paul Friedri. Es folgten die Wagen mit den Herren und Damen des Gefolges. Der Weg ging durch den Park zum Schloß, das in wenigen Minuten erreicht wurde. Abends um 6 Uhr vereinigte eine Familientafel die Majestä- ten und die Fürstlichen Gäste. \

Sachsen-Weimar-Eisenah. Weimar, 24. August. Der Geheime Staatsrath Freiherr von Groß ift gestern von seiner Reise in das Eisenacher Oberland hierher zurückgekehrt. In Eisenach starb am 18. August der Direktor des dorti- gen Gymnafiums, Geheimer Hofrath Dr. Funkhänel.

Oldenburg. Eutin, 21. August. Oer General?- Feld- marschall Graf von Moltke traf heute Morgen 114 Uhr mit seinem Recognoscirungs-Stabe von Neustadt zu Pferde in Eutin ein. Die Stadt prangte im \{önsten Flaggenshmuck. Vor s\einer irie im Großherzoglihen Palais wurde der General-Feldmarshall von dem in corpore versammelten Ma- gistrate unter Führung des Bürgermeisters Völckers bewill- fommnet und in die für ihn bestimmten Gemächer geleitet. Nach eingenommenem Diner im Hotel Stadt Hamburg machte der Generalstab sofort eine Recognoscirungsfahrt in die Um- gegend. Um 9 Uhr Abends wurde dem hohen Gaste von der Bürger- haft unter Leitung des Magistrats und unter Vorantritt des Kampfgenossenvereins ein imposanter Fadckelzug dargebracht. Das von dem Bürgermeister ausgebrahte Hoh auf den General- Feldmarschall fand lauten Wiederhall. Graf von Moltke spra dem Bürgermeister zur weiteren Mittheilung an die Einwohner- haft seinen Dank aus.

Anhalt. Dessau, 23. August. Wie der „Anh. St.- A. meldet, werden auch in Dessau zur Feier des Sedan- tages mancherlei Vorbereitungen getroffen. Die Einweihung des Kriegerdenkmals ist, da das Regiment, welches am 19. zunächst zum Brigade-Exerziren nah Quedlinburg ausrückte, um diese Zeit noch nicht zurückgekehrt sein wird, vershoben worden.

Lippe. Detmold, 24. August. Das Fürstliche Kabinets- Ministerium macht unter ‘dem 20. bekannt, daß dem Befehl des Für ften gemäß die Behörden des Landes auch in diesem Jahre ermächtigt find, am Tage der Sedanfeier die amtlihen Funk- tionen einzustellen.

Lübeck, 21. August. Mit dem Mittagszuge über Ham- burg kommend, traf heute die Königin von Dänemark vom Schloß Rumpenheim hier ein und verfügte \ich sofort an Bord des gestern zu ihrer Empfangnahme hier lls einge- troffenen Regierungsdampfers „Slesvig“, mit welhem dann alsbald die Heimreise nah Kopenhagen angetreten ward.

Versammlung ;

Desfterreich - Ungarn. Wien, 23. August. Wie tele-

graphisch gemeldet, präsidirte der Patriarch Ivacskovics zum erften Male in der am 19. d. Mts. stattgefundenen Sitzung des serbishen Kirhenkongresses in Carlowigz. Die Ansprache des Patriarhen an den Kongreß lautete nach dem „Pester Lloyd“, wie folgt: _ „Indem ich als Allerhö bestätioter und installirter Patriarch in diesem Kongresse den Patriarhen- und Präsidentenstubl einnehme, begrüß? ich den Kongreß als kirhlich-nationale Vertretung und dauke für die herzliche Gratulfation. Empfangen Sie, meine Herren, die Versicherung, daß i von dieser erzabenen Stelle aus als Leiter der Berathungen und Verhgndlungen denselben einen ruhigen und normalen Gang geben werde, daß ich mit Ihnen, meine Herren, zusammen in den Berathungen fo lange ausharren werde, bis sie zum Ziele geführt haben. (Lebhaftes Ziviorufen.)

__ Als dem Oberhaupte und Leiter der Kirhe werden mir immer die bestehenden Geseße den Pfad bezeichnen, den ich wandeln (lange anhaltendes, lebhaftes Ziviorufen) und von dem i nie und Niemandem zuliebe abweichen werde. (Lebhafte, anhaltende Ziviorufe).

_ Mein Ziel, - welches ich mit Ihnen anfstreben werde, - ist die Beförderung der religiösen, moralischen und kulturellen Ent- wicklung unseres Volkee, Ich werde unsere kirdlihen und fulturellen Institutionen, welche uns zur Grundlage unseres religiösen, moralischen und Ffulturellen Fortschrittes dienen sollen achten und bewahren (lebhafte Ziviorufe) und Sorge tragen, daß

ti

diese Falliintionen dort, wo sie nicht zweckmäßig wären, verbessert und vervollkommnet werden. Um dies Ziel zu erreichen, werde ih mich aller geseßlichen Mittel, - die mir zu Gebote stehen, bedienen. Mit dieser Versicherung und in der Hoffnung, daß der Kongreß meine Be- strebungen immer gerecht beurtheilen und unterstüßen wird (lebhaftes Ziviorufen), begrüße ich den Kongreß und durch ihn unser ganzes Volk, und wünsche zu dem künftigen vereinten Wirken den Segen des Allmächtigen.“ (Lebhaftes, anhaltendes Ziviorufen.)

24. August. (W. T. B.) Die „Wiener Abendpost“ meldet: Der öfterreihisch-ungarishe Legations-Rath Baron Gra= venegg in Madrid is beauftragt worden, der spanischen Re= gierung zu eröffnen, daß der Gesandte Graf Ludolf Kre= ditive erhält, welche denselben bei der Mng des Mar- \challs Serrano beglaubigen. Graf Ludolf erwartet in Paris das Einlangen dieser Kreditive und geht sodann auf seinen Posten nah Madrid.

Schweiz. Bern, 22. August. In Sachen des inter= nationalen Posikongresses, welher am 15. n. M. seine Verhandlungen hier eröffnen wird, hat der Bundesrath heute folgenden Beschlu þ gefaßt:

sl) Es ift die Vertretung der Schweiz auf dem Kongresse dem Chef des eidgenössischen Post - Departements, Hrn. Bundes -Rath Borel, und seinem Stellvertreter, Hrn. Bundes-Rath Näff, sowie Hrn. National-Rath Landammann Dr. Heer von Glarus (seiner Zeit shweizerisher Gesandter in Berlin) übertragen. 2) Bundes-Rath Borel wird den Kongreß behufs seiner Konstituirung eröffnen. 3) Die bundesräthlihen Delegirten sind ermächtigt, Hra. Ober-Post- sckretair Steinhäuslin und Ober-Postkontroleur Fuchs als Fachbeamte für die Sißungen des Kongresses und bezügliche Arbeiten beizuzichen. 4) Die Feststellung des Sefretariats ist Bundes-Rath Borel über- tragen, insofern der Kongreß nicht anders verfügt. Zu diesem Zweckte find ihm sowobl das Personal der Postverwaltung, als auch andere eidgenössishe Beamte zur Verfügung gestellt. 5) Das Post-Depar- tement ift ermächtigt, für die genügende Einrichtung des Sißungs- lokals und der Dependenzen für die Geschäftsbedürfnisse des Kon- grefses, seinem Kanzler und Bedienung die erforderlichen Anschaffungen zu machen und das geeignete Personal zu bestellen.“

Seitens ‘der Regierung der Ver. Staaten von Nord- amerika steht die Zusage der Theilnahme am Kongreß noch aus.

24. August. (W. T. B.) Der Regierungs-Rath hat für den Berner Jura noch zehn käatholishe Geistliche er- nannt. Drei von denselben sind Italiener, vier Franzosen, zwei Oesterreiher und einer Badenser.

Belgien. Brüssel, 25. August. (W. T. B) Dem „Moniteur'' geht über die Verhandlungen der hier tagen- den internationalen Konferenz eine Mittheilung zu, in welcher es heißt, daß die öffentlihe Meinung gut thun werde, die demnächst bevorstehende Publikation des offiziellen Wortlauts der Verhandlungen abzuwarten, bevor fie \sich ein Urtheil über diese Verhandlungen bilde. Die Analyse, welche ein aus= wärtiges Journal von_ den Verhandlungen der Konferenz ge- brat, sei unvollständig und gebe kein getreues Bild weder von den Arbeiten der Konferenz, noch von denjenigen der Kommission.

Großbritannien und Jrland. London, 22.- August.

Die Königin hat vorgestern in Begleitung des Prinzen Leo0o- pold und der Prinzessin Beatrice Osborne verlassen und fich nach Balmoral, ihrem Landfißze in den \ottishen Hoh- landen begeben, wo die Hohen Herrschaften gestern Nachmittag eingetroffen find. Dort wird der Hof bis November verweilen. - Der Prinz von Wales, der heute von Osborne, Insel

- Wight, in London erwartet wird, begiebt fich in Kurzem über

Berlin zu seiner Gemahlin nah Kopenhagen. Dahin ift auch die Königliche Schaufelyaht „Osborne* mit den Kindern der Prinzessin abgesegelt. Der Herzog und die Herzogin von Edin- burgh find vorgestern vom Kontinent nah England zurückgekehrt. Bei ihrer Landung in Folkestone wurden fie von der Einwohner- \chaft dieser Stadt festlich empfangen und der Bürgermeister überreihte ihnen eine Willkommenadresse der Korporation. Dann seßten sie per Eisenbahn die Reise nah London fort, wo fie im Budckingham-Palast abstiegen. Gestern stattete der Herzog dem Fürsten Carl von Rumänien in Claridge's Hotel einen Besuch ab.

Die Kaiserin von Oesterreich fuhr vorgestern, be- gleitet von ihrem Gefolge, aus und nahm die Hauptstraßen des Westendes sowie den Hyde-Park und Regents-Park in Augen=- hein. Gestern stattete Ihre Majestät dem Herzog und der Her- zogin von Edinburgh sowie der Prinzessin Louise (Marquise von Lorne) Besuche ab. Nachmittags machte die Kaiserin eine Spazierfahrt im Hyde-Park. Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh erwiderten den Besuch Ihrer Majestät im Laufe des Nachmittags. Prinz Alphonse de Bourbon (der Prinz von Afturien), der türkishe Botschafter Musurus Pascha, der bel- gische Gesandte sowie andere Mitglieder des diplomatischen Corps ershienen während des Tages in Claridges Hotel, um Ihrer Majestät ihre Aufwartung zu machen.

Der Fürst und die Fürstin Carl von Rumänien werden London Anfangs nähster Woche verlassen, um einen a avi Aufenthalt in dem ‘Seebadeorte St. Leonards zu nehmen.

Lord Henry Lennox, der Minister für öffentliche Arbeiten, hat eine Erholungsreise nah dem Kontinent angetreten.

Aus dem Auswärtigen Amt is ein Bericht über die Verhandlungen der in Gemäßheit des 12. Artikels des Washingtoner Vertrages niedergeseßten gemischten Kom- mission zur Prüfung der britischen und amerikanischen Schadenforderungen, die nicht aus der Alabama-Affaire entstanden, veröffentlicht worden. Der Bericht is von Hrn.

nry Howard, dem britischen Agenten bei der Kommission, ver- aßt und füllt ein Blaubuh von über 700 Seiten. Es ist aus emselben erfihtlich, daß der Kommisfion 478 britishe und 19 amerikanishe Forderungen überreiht wurden. Von den über- reichten 478 britishen Forderungen wurden 181 zugelassen, 8 zurückgezogen, 29 wegen Mangel an Iurisdiktion zurückgewiesen und 260 für unzuläffig erklärt. Sämmtliche amerikanishe For- derungen wurden für unzulässig erklärt. Man muß fich er- innern, bemerkt der Bericht, daß in den Fällen, wo günstige Zu- erkennungen gemacht wurden und in denen der Vereinigte Staaten-Kommissar anderer Meinung war, der britishe Kom- missar, obwohl er der Meinung gewesen sein mochte, daß die Zuerkennung unzulänglih sei, nihtsdestoweniger genöthigt war, dieselben zu unterzeihnen, um für die Reklamanten überhaupt eine Zuerkennung zu erlangen.

Der „Army u. Navy Gazette“ zufolge if Kapitän E. S. Howard an Stelle des Vize-Admirals Ryder zum Ma- E bei den verschiedenen Höfen Europas ernannt worden.

Frankreich. Paris, 24. August. (W. T. B.) König Ludwig von Bayern begiebt sich, nur vom Ober-Stallmeister Graf Holnstein begleitet, heute abermals nah Versailles, beab- fihtigt daselbst im Hotel des Reservoirs zu übernachten und auch den

morgenden ganzen Tag (seinen Geburtstag) in Versailles zuzu- bringen. Für den Mitiwoch hat der König einen Ausflug nah Fontainebleau in Ausficht genommen, auf welhem ihn der deutsche Botschafter, Fürst Hohenlohe, begleiten wird. Die Rück- reise nah München is auf nähsten Donnerstag festgeseßt.

29. August. (W. T. B.) Zu Ehren des Königs von Bayern werden heute in Versailles von 11 bis 1 Uhr Vor- mittags die großen Fontänen springen. Nachmittags wird der König Groß- und Klein-Trianon und vielleiht, wenn es seine Zeit erlaubt, noch das Schloß St. Germain besuchen.

295. August. (W. T. B.) Der „Rappel“ meldet, der

Minifter des Innern habe den Prä fekten eine Spezial- |

insiruktion zur Nachachtung zugehen lassen, in welcher Bestim- mungen getroffen find, um den Verkauf von Waffen an die Carliften zu verhindern.

Spanien. Madrid, 24. August. (W. T. B.) Ge- ere. Pavia hat sein Hauptquartier nah Teruel verlegt.

Nah hiér vorliegenden Nachrichten fährt Puycerda fort, den Carlisten energischen Widerstand zu leisten, die Re- gierung hat ansehnlihe Truppenverstärkungen zur Hülfe dorthin abgehen lassen. Ebenso bestätigen die aus den Provinzen eingegangenen Meldungen, daß die Loosziehung und Re- krutirung zu der neuen Aushebung an allen Orten in der größten Ordnung ihren Fortgang nimmt.

Die Pariser legitimistishen Abendblätter vom 24. mel- den gerüchtweise aus carlistisher Quelle, daß Puycerda in Brand geschossen sei. Denselben wird weiter aus Bayonne vom 24. berichtet, daß Sagasta und Cotoner aus dem Ministe- rium auszutreten beabsihtigten. Außerdem sei ein Wechsel im Ober-Kommando der Nordarmee wahrscheinlich. Eine Bestäti- gung- dieser Nachrichten bleibt abzuwarten.

Nah einer in London eingegangenen telegraphischen Mit- theilung des englishen Konsuls in Bilbao haben die Carlisten mehrere, an der Küste zwishen Bilbao und San Sebastian befindlihe Leuchtfeuer auslöschen lassen.

Santander, 24. August. (W. T. B.) Die deutschen Kriegs\chiffe Albatros“ und „Nautilus* sind hier ein- getroffen.

Italien. Rom, 19. August. (It. N.) Ende dieses Monats erwartet man die Kronprinzessin Margaretha in Monza zurück, wo fie mit ihrem Gemahl den September und Oktober zubringen wird.

Die Ruhe und Ordnung ist nun auch in derRomagna überall wieder hergestellt. Die Behörden fahren indessen fort, noh einzelne Hausfuchungen vorzunehmen, verdächtige Individuen zu verhaften und die revolutionäâren Vereine aufzulösen. Von Neapel schreibt man der „Italie“: Die Urheber der revolutionären, wir wollen dahingestellt sein lassen, ob republikanischen oder inter- nationalen, Bewegung in der Romagna unterhalten auch in unseren Provinzen Verbindungen, das beweisen die Aufftands- versuche, die hier und da gemacht worden find. In Corato in der Provinz Bari , in Castel del Monte auf der Grenze des Basilikats, und in der Provinz Barletta tauchen bewaffnete Banden auf. Ueberall machten fich aber Karabinieri und Bersaglieri zu ihrer Verfolgung auf und nöthigten fie, fich bald wieder aufzulösen. In Santa Martina Molfetta wurden Kisten mit Gewehren und Munition ausfindig gemacht. Zum .Glück waren Civil- und Militärbehörden überall auf ihrer Hut und thaten ihre Pflicht und Schuldigkeit. So wurden die Aufstandsversuhe überall unterdrückt und werden bald vergessen sein mit Ausnahme von denjenigen, welche im Gefängniß fißen und hinlänglih Zeit@laben werden, über die Folgen ihrer Verwegenheit nachzudenken. In Neapel ist trotz der beunruhigenden Gerüchte, welhe in Umlauf geseßzt worden waren, die Ruhe und Ordnung keinen Augenblick gestört worden, und es find auch keine Anzeichen vorhanden, welhe Störungen derselben für die Zukunft befürchten lassen. - Von Savona wird berichtet, daß Karabinieri, Polizeisoldaten und Truppen- abtheilungen seit einigen Tagen die benachbarten Berge und Ortschaften Nachts durchstreifen. :

Die „Gazetta dell’ Emilia“ \{chreibt: Die Instruktions- rihter haben bei der großen Anzabl von Verhafteten, welche ihnen dieser Tage übergeben worden find, alle Hände voll zu thun, und tägli finden noch neue Verhaftungen ftatt. Aeußer- lich ift die Ruhe überall wieder hergestellt, die Internationalen sorgen aber durch Ausstreuung immer neuer Gerüchte über die bevorstehende „soziale Liquidation“ , daß die Unruhe in den Ge- müthern des leihtgläubigen Volkes forterhalten wird. Die Civil- und Militärbehörden müssen deshalb wahsam sein und überall Augen und Ohren haben. Allnähtlih dur{hftreifen Kavallerie- piquets die Umgegend der Revolutionsheerde, wie Bologna, Tlorenz u. \. w., und Infanterie-Patrouillen suchen die Eisen- bahnen ab, und auf der Eisenbahn von Brindisi nach Bologna und auf der Aretiner und Beneventer Bahn hat jeder Zug seine Bedeckung von Karabinieri und Linientruppen. Auf Anordnung der Instruktionsbeamten find in der Provinz Lucca,” in Massa, Carrera und auf der gangen Küste Liguriens bis nach Genua hinauf, auch in Fossombrone, in der Provinz Pesaro und au in Bologna neuerdings wieder zahlreihe Verhaftungen vor- genommen worden.

In Perugia ift am 20. nach kurzer Krankheit die Prinzessin Maria Bonaparte Valentini, Tochter Lucien Bonaparte's, gestorben.

Die Unterhandlungen der italienishen und englishen Regierung über Herabseßung des Briefportos sind, den „Ital. Nachr.“ zufolge, im Hinblick auf den bevorstehenden inter- nationalen Postkongreß ausgeseßt worden.

Aus Neapel wird berihtet, die Regierung hat ein Rundschreiben an die Präfekten gerichtet, in welhem sie diesen anempfiehlt, den Personen, welche, um ihre materielle Lage zu verbessern, aus ihrer Heimath in die großen Städte zu ziehen gedenken, kund zu thun, daß sie ihre Lage dadurch nur vershlimmern, traurigen Enttäushungen und fiherem Elende entgegengehen würden.

Die Tess\ iner Blätter enthalten \{limme Berichte über die Wasserverheerungen vom 14, und 15. ds. Dieselben haben hauptsählich das untere Thal des Tessin, von Biasca abwärts, betroffen, aber auch die Nebenthäler der Verzasca und des Kreises Gambarogno nicht vershont. Am \chwersten hat jedoch die Gegend unterhalb Bellinzona bis zum Ton aggiore gelitten. Auf megreren Punkten if die Straße vollständig un- pratikabel geworden, theilweise selbst für Fußgänger, weite Strecken Bodens wurden mit Shlamm, Geröll und Felsblöcken von enormer Größe übershültet, die Ortschaften Magadino, Vira und Piazzogna befinden sich in trostlosem Zustand, eine Anzahl

Häuser æœurden zerstört, ein solhes mit sämmtlichen Einwohnern, .

7 an der Zahl, fortgerissen,

Türkei. Scutari, 25. August. (W. T. B.) Wegen des \chlechten Ausfalls der Ernte ift die Ausfuhr von Ge- treide aus Albanien durch eine Verfügung der Pforte ver - boten worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 19. August. Der \{wedis{ch - norwegische Gesandte in Paris, Freiherr G. N. Adelswärd, isst hier Montag Abend mit dem Dampfschiffe „Svithiod* von Lübeck angekommen.

__— 24. August. (W. T. B.) Von autliher Seite wird mitgetheilt, daß die Regierung von Schweden und Norwegen die \panishe Regierung anerkannt hat. Dem \chwedischen Vertreter in Madrid werden noch in dieser Woche seine neutn Kreditive zugefertigt werden.

Christiania, 19. August. Prinz Arnulphvon Bayern fam unter dem Namen eines Grafen von Elpen am Sonnabend voriger Woche, begleitet von dem Adjutanten Graf Bothmer hier an und wurde von dem deutschen General-Konsul Redlich am Bahnhofe empfangen. Der Prinz nahm sodann im Hause des General-Konsuls Redlih ein Dejeuner ein und besichtigte in dessen Begleitung die bemerkenswerthen Punkte der Umgegend, namentlich das NKöniglihe Iagdschloß Oskarshall. Am nächsten Tage nahm der Prinz, dem wegen Abreise des General-Konsuls mittlerweile der Konsulats - Sekretär, Lieutenant Martens, zur Begleitung beigegeben wurde, an einec von dem Hof-Iägermeifter Gjerdrum zu Nydal axrangirten Hasen- jagd Theil, von welcher derselbe am Montag zurückehrte, im Viktoria - Hotel dinirte und am Dienstag Morgen Christiania verließ, um fich weiter nah Thelemarken und von da nah Ber- gen zu begeben. Von Bergen aus wird der Prinz an der Küste Norwegens entlang bis zum Nordkap hinaufgehen und dann von Alten nah Haparanda die sogenannte Ueberlandroute machen. Von Haparanda kehrt er dann zu Schiff nah Stock- holm zurück.

Dänemark. Kopenhagen, 20. August. Der König hat vor seiner Abreise der Insel Island ein Legat von 4000 Thlr. d. R.-M. verliehen, mit dessen Zinsen in 10 Antheilen Isländern, die sich durch Ackerbau, Viehzucht oder in der Fischerei auszeichnen, aufgeholfen werden soll.

Amerika. Peru. Die peruanishe Legation in London hat aus Lima das folgende, vom 13. d. M. datirte offizielle Telegramm erhalten: „Vollkommene Ruhe herrscht in der Republik. Der Kongreß eröffnete mit einer Majorität für die Regierung.“

Asien. Briefe, die in Konstantinopel von mehreren Orten in Kleinasien eingegangen find, L Mittheilungen über die daselbst herrshende Hungersnoth. Die „A. A. C.“ giebt nachstehende Auszüge daraus: „Ungefähr 200 Dorfbewohner, von denen 80 oder mehr hülflos krank find, bleiben noch in Marfowan. Sie liegen in dert Moscheenhöfen und Ziegeleien, Sie find alle aus der Region von Yozgat und Angora und

- Muselmänner. Darstellungen ihrer Lage sind der Lokalregierung

gemacht worden, aber mit welchem Resultat, ift niht bekannt. * „Krankheiten haben ihr Werk in Yozpat begonnen. Von 2500 oder mehr Personen in den Baracken dieser Stadt sind viele sehr krank und 25—30 fterben täglich.* „In Cesarea ist Mehl nur in sehr geringfügigen Quantitäten zu haben und die Preise steigen. Die Ausficht auf ‘die Zukiénft is in der That limm.“ :

c Japan. Aus Shanghai wird unterm 22. d. M. gemeldet: „In Nagasaki wüthete in der Naht vom 20. d. M. ein heftiger Orkan, der an der Küste wie auf dem Meere vielen Schaden anrihtete und beträhtlihen Lebensverluft unter der eingeborenen Bevölkerung verursachte.“ Der britische Gesandte in Yeddo hat dem Auswärtigen Amte die Anzeige erstattet, daß die japa- E Regierung den Reis-Export vom 1. d. Mts. ab verbo- ten hat.

Nr. 62 des „Amts-Blatts der Deutschen Reichs-P o stt- verwaltung" hat folgenden Inhalt: Generalverfügungen vom 22. August 1874: Beförderung von Beilagen und regelmäßigen Neben- blättern zu den durch die Post debitirten Zeitungen; vom 19. August 1874; Empfangs - Anerkenntnisse über die von den Eisenbahn - Post- transporten abgelieferten gewöhnlichen Packete, und Führung der Reise- journale der Eisenbahn-Postshaffner ; Bescheidung vom 21. August 1874: Bestrafung des Vorstehers ciner Postanstalt wegen Vernachlässigung seiner Amtspflichten. Beigelegt sind: Berichtigungen Nr. 719 bis 813 zur Postdienst-Jnstruktion (Ausgabe von 1872), einschließlich des Poft- handbuchs (Sammlung der auf das Postwesen des Deutschen Reichs bezüglihen Geseße und Reglements 2c.).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der König von Bayern hat die Ludwigs-Medaille Abtheilung für Wissenschaft und Kunst =- dem Ses Hof- Schauspieler Ferdinand Lang und dem Königlichen Hofmusikus K. Bärmann und Abtheilung für Industrie dem Kaufmann und Fabrikbesißer J. M. Gerdeissen in München und dem Besißer einer plastischen Kunstanstali in Nürnberg, C. Wilh. Fleishmann, - ver- liehen. Die von Sr. Majestät für die Höhen O berammer- gaus bestimmte Kreuzigungs -Gruppe wird der vorge- rückten Jahreszeit wegen in diesem Jahr nicht mehr zur Auf- stellung gelangen, pra der Transport der einzelnen Figuren, sowie der Sotckeltheile erst mit dem Beginn des nächsten Frühjahrs ausge- führt werden. Wegen der kolossalen Dimensionen des ganzen Werkes wird die Ueberführung nah Oberammergau, zumal an den unzugäng- lichen Standort, eine äußerst s{hwierige und kostspielige. Die Figuren des gekreuzigten Heilandes, der Maria und des Johannes find mit dem” Piedestal vollständig fertig gestellt, während an dem Sockel- theil, dessen Vierecke vier Cherubine zieren, die leßte Hand vom Pro- fessor Halbig angelegt ist.

Am 19. ftarb im Bade Ilmenau der Professor an der Universität Jena Dr. jur. R. Hermaun.

Der Kaiser von Desterreih hat unter dem 13. August d. I. die von dem Professoren-Kollegium der Kaiserlih Königlichen Akademie der bildenden Künste in Wien vorgenommene Wahl der nachbenannten Persönlichkeiten zu Ehrenmitgliedern der Kaiser- lihen Akademie der bildenden Künste in Wien bestätigt:

1) Die Maler: Jules Adolphe Breton in Courrières (Pas de Calais), Franz Deffreger in Bozen, Thomas Fald in London, Joseph Ritter v. Führih, Kaiserlich Königlicher Professor in Wien, Franz Lenbah in München, Hans Makart in Wien A U derzeit in Berlin, und Emil Waukers in Brüffel; 2) die Bildhauer: Rein- hold Begas, Professor in Bcrlin, Paul Dubois- in Paris, Giovanni Cavaliere Dupré, Professor in Florenz, Morel Ladeuil, Cifeleur in London; 3) die Medailleure: Wilhelm Kullrich, Hofmedailleur in Berlin, Christian Sc{hnißspahn, Professor in Darmstadt, Karl Schwenzer, derzeit in Wien, Joseph Tautenhayn in Wien; 4) die Kupferftecher: Hugo Bürkner, Professor in Dresden, Aloisio Tommaso Cavaliere Juüvara in Rom, William Unger, Professor in Wien; 5) die Architekten: Martin Gropius, Professor und Direktor der

Königlichen Kunstshule in Berlin, Christian Hansen, Vhaikrnth und Professor an der Königlichen Akademie der s{önen Künste in Kopen- hagen, Richard Lucä, Direktor der Bauakademie in Berlin; 6) den Kunstfreund: Simon Freiherr v. Sina zu Hodos und Kisdia, Kaiser- lich Königlichen Wirklichen Geheimen Rath in Wien.

In Belfast nahm am 19. der 44. Jahres-Kongreß der Britischen Association zur MLEF Uns der Wissenschaft unter dem Vorfiß des Professors Williamson unter sehr zahlreicher Betheiligung seinen Anfang. Dieser Verein, der gegenwärtig 359 Mitglieder zählt, war in 1830 gegründet worden, um der wissenschaft- lichen Forschung einen ftärkeren Impuls und eine systematischere Rich- tung zu geben, den Verkehr britisher Gelehrten untereinander und mit dem Auslande zu fördern, eine aligemeinere Aufmerksamkeit für die Zwecke der Wissenschaft, sowie die Beseitigung irgend welcher Nachtheile, die ihren Fortschritt hemmen dürften, zu erzielen. Der E Kongreß wird in sieben Sektionen: mathematishe und phyfishe Wissenschaft, chemishe Wissenschaft, Geologie, Biologie, Geographie, volfswirthschaftlihe Wissenschaft und Statistik der me- chanishen Wissenschaft repräsentirend, tagen. Die erste Sißung fand in der Ulfter Hall statt und wurde von Professor Tyadall, dem nenen E ueR der Association, mit der üblihen FJnaugurationsrede eröffnet.

Gewerbe und Handel.

, Die „Zeitshrift für Gewerbe, Handel und Volks- wirthschaft, Organ des Obershlesishen berg- und hüttenmännishen Vereins“, redigirt von Dr. Adolf Franßz u Beuthen O.-S., enthält in Nr. 32: Spezialkarte des obersle- isen Industriebezirks. Schlesisher Freikuxgelderfonds in den Jah- ren 1863—73. Tariferhöhung der Oberschlesishen Zweigbahn. Der Oberschlefishe Knappschaftsverein. Produktion, Handel, Ver- kehr (Oberschlesische Zweigbahn im Jahre 1873. Differentialtarife. Inländishe Schienenlieferungen. Aus Westfalen. Saar- brüder Kohlenverkehrs - Erweiterung. Ein Kohlengrubenbesißer ist niht Kaufmann. Von der deutsch - russishen Grenze. Handels- verträge mit der Türkei Vom s{ottishen Eisenmarkt). Anzei- gen. Beilagen: a. Statistik des Schlesischen Freifuxgelderfonds. Vom Königlichen Ober - Bergrath Althans. b. Die Knappichafs- kassen. Ein freiwilliger Beitrag zu dem Referate des Hrn. Dr. Eras für den volkswirthshaftlihen Kongreß zu Crefeld über ÄArbeiter- Pensionskassen.

Nr 33: Gutachtliche Aeußerungen über Tariferhöhung der Ober- slesishen Zweigbahn. Zur Eisenbahn-Tarifreform T. Literatur Zeitschriften. Benno Weber, Einige Ursachen der Wiener Krifis).

um volkswirthschaftlihen Kongreß. Produktion, Handel, Verkehr (Aus Oberschlesien. Vom Berliner Kohlenmarkt. Ein- und Ausfuhr Oesterreichs im 1. Semester 1874. Tariferhöhung der österreihishen Bahnen. Rußlands Eisen- und Kohlenverkehr. Aus Belgien. Aus Frankreich. Großbritanniens Hande!sverkehr im Juli 1874. Berichte aus Middlesbro’on Tons und Glasgow). Anzeigen.

Der Dresdener Gewerbeverein hat beschlossen, im nächsten Jahre eine \ähsische Gewerbe- und Industrie-Ausftel- lung in Dresden zu veranstalten. Die Vorbereitungen für dieselbe, mit welchen die Organe des genaunten Vereins gegenwärtig lebhaft beschäftigt sind, find bereits im besten Zuge, so daß die Einladungen zur Betheiligung, welchen ein vollständiges Programm mit Situations- plan der Ausstelungsräume beigegeben wird, {hon jeßt ausgeschickt werden konnten.

In Manthester starb kürzlich der Ingerkeur Sir William Fairbairn im Alter von 83 Jahren. Er erfand viele Verbefse- rungen für Fabriksmaschinen. Großen Ruf erwarb er ih durch die mit Stephenfon zu Stande gebrachte Ueberbrückung der Menai-Straßz-. Er veröffentlichte zahlreiche tehnische Abhandlungen, war Mitglied vieler Akademien und wissenshastliher Vereine und wurde dur mehrere Verdieustmedaillen ausgezeichnet. Im Jahre 1862 wurde er zum Baronet erhoben.

Verkehrs-Anstalten.

Triest, 24. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Ves a* ist mit der ostindisch-chinesishen Ueberlandpost heute Nachmittag 14 Uhr aus Alexandrien hier eingetroffen.

Aus dem Jahresberichte der Großen Russischen Eisen- bahngesellschaft für das Jahr 1873 ist ersichtlih, daß in diesem Jahre von allen der Gesellschaft gehörigen Bahnen 34,901,239 Rubel eingegangen find. Aus dieser Summe wurden Ausgaben im Betrage von 17,917,339 Rubel gedeckt, so daß als reiner Gewinn eins{!ließlich der Uebershüfse des Vorjahres und der Courserböhungen (160,235 Rubel) 17,144,435 Rubel blieben. Hiervon kam Bruttoeinnahme auf die St. Petersburg - Warschauer Bahn 9,200,243 Rubel; Ausgabe 6,799,567 Rubel, reiner Gewinn 2,494,653 Rubel. Im Vergleich mit dem Jahre 1872 stieg die Bruttoeinnahme um 405,051 Rubel, und die Ausgaben verminderten fich um 1,338,928 Rubel, fo daß fich der reine Gewinn um 1,768,161 Rubel erhöhte. Auf der Nischnei-Nowgoroder Bahn ging eine Bruttoeinnahme ein von 5,685,422 Rubeln, verausgabt wurden 2,811,012 Rubel (42 Pro- zent) als reiner Gewinn blieben 3,899,878 Rubel 192 Kopeken. Der Reingewinn von beiden Bahnen konnte die von der Regierung garan- tirte Summe nicht erreichen, weshalb die Regierung ein Defizit von 271,194 Rubel zu decken hatte. Die Bruttoeinnahme auf der Nico- laibahn betrug 19,015,573 Rubel, die Ausgaben 8,306,759 Rubel (44 pCt.) Der Reingewinn 10,749,599 Rubel. Jm Vergleich mit dem Vorjahre stieg die Bruttoeinnahme um 2,244,068 Rubel, die Reineinnahme um 1,699,169 Rubel.

New-York, 22. August. Der Dampfer des norddeutschen Lloyd „Weser * ist hier eingetroffen.

Königliche Schauspiele. Mittwoch, den 26. August. Opernhaus. (153. Vorstellung.)

Fantasca. Großes Zauber-Ballet in 4 Akten nebft einem Vor- \piel (12 Bildern) von P. Taglioni. Musik von P. Hertel. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise. i

Schauspielhaus. (154. Vorstellung.) Die Hochzeitsreise. Lustspiel in 2 Akten von R. Benedix. Hierauf: Die Dienst- boten. Lebensbild in 1 Akt von Benedix. Anfang 7 Uhr. Mittel-Preise. i

Donnerstag, den 27. August. Opernhaus. ftellung.

Schauspielhaus. (154. Vorftellung.) \ches Gedicht in 6 Abtheilungen von Goethe. 7 Uhr. Mittel-Preise.

Es wird ersucht, die Meldekarten (sowohl zu den Opern- haus-, wie zu den Schauspielhaus-Vorstellungen) in den Brief- kasten des Opernhauses, welcher fich am Anbau desselben, gegen- über der Katholischen Kirche, befindet, zu legen.

Dieser Briefkasten ist tägli für die Vorstellungen des fol- genden Tages nur von 10 bis 12 Uhr Vormittags geöffnet.

Meldungen um Theater-Billets im Bureau der General- Intendantur oder an anderen Orten werden als nit eingegan- gen angesehen und finden keine Beantwortung.

Die in den Königlichen Theatern gefundenen Gegenstände können von den Eigenthümern innerhalb 4, Wochen bei den Hauspolizei - Jnspekloren Schewe (Opernhaus) und Hoff- meister (Schauspielhaus) in Empfang genommen werden, Erfolgt die Zurückforderung der betreffenden Sachen in der angegebenen Frift nicht, fo werden dieselben den Findern ohne Weiteres ausgehändigt.

Keine Vor-

Fausi. Dramati- Anfang halb