1921 / 11 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 14 Jan 1921 18:00:01 GMT) scan diff

und außerdem zwei katholishe Hilfsarbeiter (Zuruf im Zentr.), Herren, von denen ich annehmen darf, daß sie sh des besonderen Vertrauens des katholischen Volksteils, vor allem der katholischen Lehrer erfreuen. Sie rufen mir zu: Hilfsarbeiter, vortragende Nâte! Wenn ich Ihnen mal eîne Gegenrechnung aufmaden wollte, wenn ih mal als Parteimann und nicht als Minister sprechen wollte, was ih nicht tun will, und Ihnen sagen wollte, wie verhältnismäßig viel s{lechGter als die Katholiken meine eigenen Parteifreunde, die Sozialdemokraten, im Ministerium und im Schuldienst vertreten sind, dann würde ein ganz anderes Bild heraus- tommen, dann wären nicht Sie, sondern es wäre die Linke, die zu Tagen bercdtigten Anlaß hätte.

- Herr Dr. Lauscher hat auch heute wieder, troßdem ich glaubte îim Auss{chuß schon genügend darauf geantwortet zu haben, geklagt, daß keiner der Leiterposten, der Direktorenposten, in den Abteilungen meines Ministeriums von Katholiken beseßt sei. Ich: habe {hon im Ausschuß darauf hingewiesen und wiederhole es vor dem Lande und hoffe, daß es auch dem fkatholisGhen Volksteile bekannt werden wird, daß ih sowohl die während meiner Minister- haft freigewordene Leitung der Abteilung für das höhere Sul- wesen wie auch die Leitung der Abteilung für das Hochschulwesen hervorragenden Katholiken angeboten habe. Beide Katholiken haben diesen Posten .abgelehnt. (Hört! hört! b. d. Sozdem.). Der eine hat es vorgezogen, nach der s{önen Heimat des Abg. Dr. Lauscher, nach Bonn, als Kurator zu gchen, was iG ihm übrigens durchaus nachfühlen kann, weil dort das Leben weit angenehmer - ift als in Berlin, und der andere Herr, der nach wie vor im Ministerium. tätig. ist, hat zu meinem Bedauern nah längerer Zeit gleichfalls den Posten, den ich ihm angeboten hatte, abgelehnt.

Ich darf übrigens darauf hinweisen, daß die Herren vom Zentrum und der katholishen Kirhe alle Ursache haben, auß mit der jeßt erfolgten Besezung dieser beiden leitenden Posten dur evangelische Herten zufrieden zu sein und daß sie diesen Herren gegenüber ebenso- wenig Anlaß zu irgendwelchen Paritätsklagen haben, wie. bei den N die die anderen Direktorenposten meines Ministeriums inne aben.

Wenn i alles zusammenfasse ih habe nur einiges wenige aus der Fülle dessen erwähnt, was ih erwähnen könnte; ich will meinerseits nicht länger reden, als die Nedezeit der Herren aus dem Hause beträgt —, so möchte ih als Dissident Herrn Dr. Lauscher sagen, daß gerade ich als Dissident zwar gewiß nicht dem Zentrum, wohl aber dem fkatholishen Volksteil gegenüber . das Wort wiederholen darf, daß Gretchen zu Faust sagt: „Jch habe \chon

soviel für Dich getan, daß mir zu tun fast nihts"

mehr übrig bleibt!“ (Große Heiterkeit im Zentrum. Hört! hört! links.)

Abg. O él z e (D. Nat.): Der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat auch heute wieder, wie in seinem Buche über „Staat und BLMAEE die Notwendigkeit betont, daß wir auf dem Gebiete der Volksbildung und der Wissenschaft über- haupt brüderlich gusammenstehen und eine Arbeitsgemeinschaft e müßen. Jch freue mich darüber, er fängt damit*an, von cinen engeren Gesinnungsgenossen etwas abzurüden. Leider verkennt er indessen doch vollständig die Psyche der deutschen

Studenten, so, wenn er den Antisemitismus, der da und dort

in ihr auftritt, auf materielle, Ursachen zurückführt. ‘Hier giit

bon dem Minister. der Saß: „Du gleihst dem Geist, dén du ‘be- -

greift, nicht mir“, Die deutshe Studentenschaft ist immer von vaterländischem Geist getragen worden. Dieses psycologische Phänomen des Antisemitismus ‘ist in der deutschen Studenten-- haft de8halb vorhanden, teil sie auf den Universitäten eine große Anzahl jüdischer Kommilitonen sieht, die ih dem deutschen- Geiste nicht anshlicßen können ‘oder wollen. Aus denselbèn váterländishen Erwägungen, die die Gesinnung -dêr deutschen Studenten nach 1813—1815 bestimmten, ‘sind . die heutigen deutshen Studenten Gegner der Revolution und der deutschen Republik. Jm Falle Mechterstedt hat der Minister, und zwär auf Grund recht einseitiger Zeitungsinformationen, sih sein unrichtiiges Urteil gébildet. Er hat sich eben Studenten nicht eingefühlt. (Unruhe und Zurufe links.) Auch die Geschworenen haben die Marburger Studenten von der Anklage des Mordes freigesprochen. (Lärm links.) Der Minister stellt die Absicht eines Abbaus der Universitäten in“ Abrede, gibt aber zu, daß schr einflußreihe und ernst. zu nehmende Kreise daran denten. Zu einem vielleiht verhängnisvollen Schlag gegen die Universitäten wird auch ausgeholt, wenn man die Kollegien- E vervierfacht. Dann würde allerdings der gärize Kreis des urgeriums, der jeßt allmählich der Proletarisierung anheim- og vom Universitätsbesuch ausgeschlossen werden. Jh will hoffen, der Minister eine solche Maßnahme ebenso abwehren wird, wie er im Ausschuß die Erhöhung des Schulgeldes, diese au3- nehmend hohe Besteuerung der Eltern, bedauert hat. Die aus=- ländischen Studenten dürfen den O auf den Universitäten nicht die Pläße wegnehmen und auch nicht bessergestellt sein, al3 diese. Kommt ein aus2ländisher Student mit einem Monats- wechsel von hundert Mark auf eine deutsche Universität, so hat er in Wirflichkeit 1200 M; da muß ein Ausgleich stattfinden, und -wenn es Lick auf dem Wege der Goldzahlung geht, dann- muß ein Dur(schnittsbeitrag zu den Generalunkosten erhoben werden. Auch muß der Aufnahme ein Examen vorhergehen. Die Bestrebungen, die fich durch die Errichtung der Arbeiter- atademie in Frankfurt sowie durch die Arbeiterkurse an den tech- nischen Hochschulen und an den Universitäten kundgeben, stellen uns bor ernste Aufgaben, an denen wir geën mitarbeiten werden, , aber man muß sih auch der großen Gefähren bewußt sein, die auf ‘diefen Gebieten drohen konnen. Mit Schulaufsicht3sämtecn dürsen nur erfahrene Schulleiter betraut ‘werden. Eine ganze Reihe der vom Minister Hänisch, bestellten Schulaufsihtsbeamten verfügen über die erforderlichen Erfahrungen nicht. Das Verbot der Entfernung der Geschichtsbücher aus den Schulen wird der Liebe und Verehrung unserer Jugend für unser Herrscherhaus Ubbruh niht tun können. Die Phylologen sollten mit den Juristen gleichgestellt werden. Bei dex Aer nuna der Seminare gu höheren Lehranftalten wünshen wir eine Gleichstellung der an ‘den Seminaren tätigen Lehrîräfte hinfihtli*ßG Besoldung und Amtsbezeißhnung. Der Wert der Präparandenanstalten darf nicht untershäßt werden. Der Ausspruch - des Ministers Hänisch, daß an die Stelle des Staatsmachtgedankens der nationale Kultur- as treten müsse, sei dahin zu variieren, daß wir gerade durch en Staat2gedanken zum nationalen -Kulturstaat gelangen müsen. Abg. Dr. Bouliy (D. Vp.): Jm Auftrage meiger Frak=- tion bedaure ih lebhaft, pas auch in diesem Fahre. meder der Kultusetat an die leßte Stelle geseßt ist und das: wir sowohl im Aus\{Guß äls im Plenum mit einer verkürgten Redezeit uns be- gnügen müssen, ‘die der Vedeutung des Etats keinerlei Rechnung irägt. Die Sorge um den Unterricht und Erziehung der Jugend

ist das einzige, was uns geblieben ist. Jm-gweiten Ausschuß der - ei s deutlich gezeigt, daß die süddeutschen

Reichs\chulkonferenz hat Staaten gegen ein einheitliches deutsches Kultu8ministerium sind. Solahñge dies der Fall ist, wünschen wir-die Erhaltung des preußi- chen Kultus8ministeriums und die Befolgung einer eigenen preus- Life Kulturpolitik, insbesondere auch wegen der hohen Bédeus - tung, die der ali preußische Geist für den Unterricht und die Er=- ziehung unjerer B hat. Von dem. Herrn Kultusminister wünschen wir eine Erklätung darüber, ob in dieser Beziehung bereits Verhandlungen mit den Reichsbehörden: gepflogen“ worden find und ob wix auf die Erhaltung des preußischen Kultus3-

in die Psyche des deutschen -

worten ich in meiner ersten Rede vergessen habe.

Un iformierung der

ministerums im vollen Umfange rechnen dürfen. Erwünscht wäre un3 au eine Erklärung des Minsters über die Stellung in der Kultuxpolitik den Provinzen gegenüber. Wir sind der Ansicht, daß, wenn in dieser Beziehung eine Lockerung eintritt, auch cin Aus- einanderfallen in politischer Hinsicht zu Lefürcten ist. Auf dem Gebiete der Schulverwaltung bestehen eine Reihe von Mißständen, die hier öffentlich festgehalten zu werden verdienen. Unsjere Stellung zu dem preußishen Kultusministerium ift dieselbe wie im vergangenen Jahre. Sie ift vielleicht noch etwas ktritischer deshalb, weil das Kultusministerium durch Abstozung Auder8=- denkender noch einheitliher geworden ist. Gang bejonders große Bedenken haben wir gegen die Beseßung von Stellen durch das Ministerium nah rein parteipolitishen Gesichtspunkten. Eine sozialistishe Schulpolitik lehnen wir unter allen Umständen ab. Der Redner behandelt im besonderen den Fall Spagier und steslt fest, daß in diesem Falle ein bewährter Schulmann ledigli wegen der Betätigung seiner. politischen Gesinnung einem revolu=- tionären Vollzugsrat hat weichen müssen. Wir fordern, daß kein Veáamter wegen der Betätigung seiner politischen Gesinnung aus dem Amte entfernt werden darf. Jn verschiedenen Erlassen werden die inneren und äußeren Verhältnisse der Schule in Angriff ge=- nommen, ohne daß man cinen einheitlihen Plan oder einen giel- bewußten Willen im Kultusministerium erkennt. Das sind ète Schwierigkeiten der Koalition. Der Paritätsstreit zwischen Herrn Lauscher und den Minister hat uns einen Blick hinter die Kulisscn gewahrt. Manche Erlasse des dp g sind dirékte ZBugeständ=- nisse an die sozialdemotratische Fraktion, wir bezeihnen sie" als fatastrophal. Die \chon jeßt erfolgte Einrichtung der weltlichen Schulen ist ein Bruch der Reichsverfassung. Wir bedauern ferner den Sedaneclaß und den Erlaß über den Gedenktag des 18. Ja- nuar. (Lachen links.) Kennen Sie die Verhältnisse än den höheren Schulen? Ob die Hohenzollern bei der Frage der Reich3=- ründung ausgeschaltet werden können, ist doch zweifelhaft. Wenn Braunschweig und Baden den 18. Januar unbedenklich \chulsrei lassen können, - kann auch der Eclaß für Preußen abgeändert werden. Die Auskunft des Staaissekretärs Becker über die Her=- ausgabe des Zukunftsbuchs für den Geschihtsunterriht befrie- digt uns nicht, was sagen die preußischen Geschichtslehrer dazu ? Man lesé nur den Artikel im gestrigen „Tag“ von Professor Below über erzwungene Geschicht8auffassung und dessen Buch über historishe Objektivität sowie das Buch des Professors Meißner über den neuen Geschicht8unterricht. Den Erlaß über die Teil nahme von Schülern über 18 Jahre an parteipolitishen Ver-

j Ttton A der auch cine Konzession an die sogialdemoktratische

Fraktion ift, sollte der Ministex zurückziehen. Was die Gesamt- politik betrifft, so hat der Minister anscheinend keine Vorstellung von der gewaltigen Unruhe, die dadur in die Schulen gekommen ist. ‘Es wird herumexperimentiert, aber unsere Bildung nicht ge- M Die wichtigsten Fragen kann ih wegen der beschränkten edegeit nicht besprehen. Bei dem numerus clausus handelt e3: sich 3. B. um die: Zukunft des Oberlehrerstandes; die Zurüdk- sebung der Philologen gegen die Juristen ist ein starker Schlag für die ersteren; über die großen Organisation8änderungen in den Provingialshulkollegien jollie uns die zugesagte Denkschrift bald zugehen; ih hätte auch gern über die neuen ‘Lehrpläne ge=- sprochen und über die Neugestaltung unsere? geren Schul=- wesens. Unter Zurückstellung des Hebammengeseßes und anderer unwichtiger Geseße hätten wir uns die leßten vier Tage aus- {ließli mit dem Kultusetat beschäftigen sollen. Daß die höheren Schulen noch immer mit dem Friedensetat arbeiten und 3. B. die Schüler- und Lehrerbibliotheken nicht ergänzen können, bedeutet eine Verarmung des Geistes. ir: bedürfen einer starken preußischen Kulturpolitit, gegenüber den Bestrebungen im Reiche, sic lahmzulkegen. :

Minister für Wissenshaft, Kunst und Volksbildung Haen is ch:

' Meine Herren! Fn einem Punkte bin ih mit Herrn Dc. Bocliy

durhaus einer. Meinung. Jch teile mit. ihm das Bedauern, daß

‘der Kultu3etat- auch diesmal. wieder an dên Schluß.-der -g2 uter... :

Etatberatung und an den S@hlüß' der ‘ganzen Tagüng der Ländes- versammlung geseßt worden ‘ist, so ‘daß wir die große Fullz der ivichtigen kuülturpolitishen Fragen, die während der leßten beiden Jahre in den Vordergrund des öffentlihen Fnieresses gerüdtt jind, nicht mit der notwendigen Gründlichkeit behandeln können.. Sic können mir glauben, daß auch ih das lebhafte Bedürfnis gehabt

_hätté, mih' am Schlusse dieser Tagung der Landesversammlung

einmal im Zusammenhange und ausführlih über die Grundsäße und. die Ziele der Kulturpolitik, die von dem ersten Kultusmini-

: sterium des Volksstaates betrieben worden ist, zu äußern. Jh

kann es zu meinem lebhaften Bedauern nicht tun, denn ih würde mich. den Herren Abgeordneten der Opposition gegenüber in Vorteil sehen, wenn ih, was dazu erforderlih wäre, ein oder zwei

Stunden reden wollte, während man mir nah den Beschlüssen des Hauptaus\chusses nur cine halbe oder gax nur eine Viertelstunde

lc.ng darauf ertvidern könnte. Licht und Schatten würden also nicht gleihmäßig verteilt sein. Fch habe diesem Mangel, ohne es allerdings voraus zu ahnen, dadurch abzuhelfen versuht, daß ih

‘in dem von einigen der Herren Vorredner bereits erwähnten

Buche „Staat und Ho&schule“ mih wenigstens über einen

wichtigen Te il der kulturpolitishen Arbeiten ausgesprochen habe.

Wie nun einmal die Geschäftslage des Hauses liegt, muß ih mi darauf beschränken, ganz kurz, telegrammstilartig, auf die wich-

tigsten Fragen, die an die Regierung gerichte? worden sind, zu

antworten: ; i Fch möchte zunächst auf cine Frage eingchen, die Herr Abg. Dr. Lauscher vorhin an mi gerichtet hat, und auf die zu ant- Herr Abg. Dr. Lauscher \prach davon, daß im Kultusministerium augen- bliflih der Lehrplan für die Grundshule aus- gearbeitet werde, und daß das geschehe, ohne daß die kirhlihen JFnstanzen' gehöri werden. Auch der Herr Abg. Dr. Boeliß hat im Laufe seiner Ausführungen Fragen dieser Art angeschnitten. Fch darf darauf mitteilen, daß es sich bei den Verhandlungen, die in den lebtèn Wochen im Kultusministerium | stattgefunden Haben, nur um erste und unverbindlihe Vorbespre- chungen gehandelt hat, ‘und daß selbstverständlich über die Fragen des evangelishen und katholishen Religionsunterrichts nichts entschieden wird ohne die sehr ernste Mitwirkung der Kirchenbehörden beider Konfessionen. JFch habe diesen Tatbestand auf seine Beshwérde dem Herrn Fürstbishof von Breslau schon telegraphisch mitteilen lassen. (Unruhe bei der Kommunistischen Partei.) i Herr Abg. Dr. Boeliß ist am Schlusse seiner Ausfüthcungen lebhaft dafür eingetreten, ministerium unter allen Umständen erhalten bleibe, und er- hat von mir eine Aeußerung darüber gewünscht, wie die preußische

: Regierung zu dem angeblich vorhandenen Plane stehe, die ge-

samte preußische Kultutpolitik mit einem Schläge auf da3 Reich zu überführen. Fch möchte dazu folgendes sagen: Selbstverständ- lih sind wir Anhänger des Grundsaßes, der ja auch in der Reich3- verfassung verankert ist, daß gewisse große, einheitliche. kultur= politisGhe Richilinien durch das Reich festgelegt werden; wir wünschen aber feine38wegs eine stumpfsinnige

durch das Reich, wenn irgendetwas bodenständig sein muß,

Nun würde ih es an sih keineswegs. für

dak das preußische Kultus-=

‘und iw anderen Gemeinden eingerichtet haben, zum

‘gesamten Kulturpolitik. Oberkirchenrat in Berlin, únd ih weise den Vorwurf,

so muß es die Kulturpolitik sein, und es if vorszy feine Aussicht oder auch gar keine Gefahr dafür vorhande s M die preußische Kulturpolitik und insbesondere - die preußiste | d politishe Verwaltung auf das Reih übernommen wird Qu entsprechend ist mir auch von einer Gefahr, daß das pre; Kultusministerium zu gunsten eines noch gar nitt bestehen Reichskultu8ministezriums aufjliegen Tönnte Herr Boelitz spra davon —, nihts bekannt. Jrgendwelche Beta lungen, haben in dieser Beziehung nicht stattgefunden. nbi

Meine Herren, dann noch ein paar andere Einzelheiten der Rede des Herrn Abg. Boeliß. Herr Abg. Dy. Bo dig dul davon, es sei ihm das Gerücht zu Ohren gekommen, daß ih J bei meinem {üngsteu Aufenthalt im Ruhrgebiet von einem so; demokratishen Pacteisekretär hätte begleiten lassen und A „im Lande herumgereist“ sei. Jch möchte ausdrüdlih leite daß ih bei meinem Aufenthalt im Ruhrgebiet in keiner Ves parteipolitish, sondern vein \{ulpolitisch tätig gewesen bin m in eine möglichst enge Lebeudige Verbindung mit den lot d ScHhulverwaltungen und den Lehrerorganisationen im Lande kommen; fo. habe ih mit einer Reihe von Behördén v handelt und in mehreren großen Lehrerversammlungen gesprohen eine Stande ha mit einem sozialdemokratishen Parteisekretär zu reisen, abe: uy sählich bin ih mit niemandem anders im Ruhrgebiet her, gereist als mit dem zuständigen Referenten meines Ministeri dem Herrn Geheimrat Menzel. Jch glaube, damit wird fen Abg. Boelit befriedigt sein.

Dex Abg. Boelitz Hat vou mir ausdrücklih eine Erllz

darüber gewünscht, daß kein Beamter der preußischen Unterridt

verwaltung, sei es ein Lehrer, ein Professor oder irgendein andaz Beamter, seiner politishen Betätigung wegen gemaßregelt werhey möge. Jh weiß nicht, wie der Abg. Boeliß zu einem derartig Verdacht kommt. Auf die Fälle Spazier und Olbrich, wo ez ih um alles andere eher als um politishe Maßregelung hand

- wird mein Referent, Geheimrat Rommel, antworten. Jh meiny

seits möchte ausdrüdlih feststellen, daß während meiner Ant dauer niemals ein Lehrer, Professor oder sonstiger dem Kultuk ministerium unterstellter Beamter wegen seiner BVetätigung in politischen Leben gemaßregelt, daß niemandem deswegen ‘auh m

ein Haar gekrümmt worden ist. Jch möchte darauf hintveis,

daß die berühmte lex Arons nicht dem neuen Volksstai zur Last fällt und daß ih es unter allen Umständen ablehna werde, mich damit zu beslecken, nun etwa eine lox Arons mit umgekehrtem Vorgzeichen in die Welt zu sen Die Serren dürfen überzeugt sein, daß der alten lex Arons kein neue lex Rocthe oder lex Eduard Meyer entgegengestell werden wird. 0

Herr Abg. Boelih hat weiter aus3gesproen, daß ih

parteipolitishe Rüdtsichten über die Jdeale der

deutschen Kulturpolitik gestellt Hätte. Das ift eint Behauptung. des. Abg. Boeliß, für die er den Veweis restlot schuldig geblieben i stff. Herr Boeliÿ Hat mit keinem Vort auc nur versucht, diese shwere Beschuldigung gegen den preußu schen Kultus3minister zu ‘begründeri;-ich stelle ‘das ausdrüdlid fest auch im Ausschuß ist in keiner. Weise ‘der Beweis geführt worde, daß eine Opferung-der-þreußischen fulturpolitischen Jdeale gege über: deù * porteipolitishen Rüdcksichten des Ministers statt gefunden habe. E : N ‘Auch hier ift: dexr Abg. Voelih wieder zurückgekommen auf dit Frage der weltlichen Schulen. Jh will im. Interesse del konfessionellen Friedens, den ih gerade während des Wahltampfed gewahrt sehen möchte, hier nicht noch einmal ausführlich auf dit Dinge ‘eingehen: ich verweise auf das, was ih im Ausschuß del Längeren darüber dargelgt habe. Herr Boeliß hat au heut wieder behauptet, die Einrichtung weltliGer Schulen sei be fassungswidrig. Wenn wir wirklich weltlihe Schulen eingeridid hätten, dann hätten wir in der Tat gegenüber dem unglüb seligen Sperrparagraphen der Reichsverfassung, gegen den i i Weimar vergeblich mit äußerster Kraft angekämpft habe, und ta dem ih \{weres schulpolitishes Unheil vorausgesagt habe, ät Vexrfassungsverleßzung begangen; aber wir haben keine weliliht Schulen eingerichtet, sondern wir haben nux, wozu wir das gut Recht haben, diejenigen Schüler und Lehrer, die von ihrem d fassungsmäßigen Recht Gebrauch gemacht haben, am Religionk unterricht entweder uicht teilzunehmen oder Religionsuntertiß nit zu erteilen, zu besonderen Shulflassen pdeti wo es angängig war, zu besonderen Su systemen zusammengefaßt. Das liegt durchaus l Rahmen der Reichsverfassung. Jh möchte weiter die Herren bin der Rechten und vom Zentrum darauf hinweisen, daß ih fic: diese Maßnahme mir vorher die Zustimmungder Reighe regierung eingeholt habe, die dazu berufen ift, über die Wahrung der Verfassung zu wachen und daß die Reichregierutg ausdrüdli erklärt hat, dicse Maßnahme stehe mit der Verfas in einerlei Widerspruch. Zu dieser Notmaßnahme bin O zwungen gewesen dur die bedauerliché Tatsache, die Ihnen G bekannt ist, daß die Reichsverfassung in Weimar in ihren i i und kirhenpolitishen Paragraphen weniger . nah sachlichen J fachlihen Gesichtspunkten als unter dem Druck gewisser E Notwendigkeiten des Tages '‘zustandegekommen ist und daß halb in den Kirchen- und Schulbestimmnungen der Reichsverfasi! sich alierlei Widersprüche befinden, für die unbedingt eine / läufige Notlösung gefunden werden mußte. Jh will n A noch einmal sagen, daß der::von evangelischer Seite m A béanstandete Ausdruck «Evangelishe Schulen ohne Religo" unterriht“ von mir oder von * irgendeiner nacgeordneten Hôrde niemals gebraucht worden is. Z Jch habe vor und während der Einrichtung solcher X

klassen, zu denen uns die Schulstreiks, „die besond Westen überall aufflammten, zwangen und die a Es um anderen ‘drohenden Schulstreiks vorzubeugen, in Teil df Schlesien ¿h habe vor und während dieser Verhandlun den in Frage kommenden kirchlichen JInstangen- mi in n dung geseßt. Jch bin“ selbst zum Erzbischof von Kln zum Breslauer Kardinal, habe mit den kirchlichen I Münster ‘und in Paderborn verhandelt, mit dem evange

rechtigte Jnteressen dex Kirche niht genügend gewahrt nods

: ch für dieses Gebiet aufs entschiedenste zurück und bitle, seien, M das Kultusministerim im Wahlkampf jedenfalls mit miÓ e rechtigten Vorwurf gütigst gu verschonen. (Schr s hei den Kommunisten.) - | ape err Abgeordnete Oelze hat in einem Teil seiner ährungen Hohscchulfrageu berührt und seine Freude Ausf ausgesprohen, daß ih in meinem Buche „Staat und N ‘mi sharf gegen den Abbau der Hochshulen aus- N dr! tte. Jh daxf die Erklärung, daß ih einen Ab- e Hohshulen auf das lebhasteste bes- I n und ihm den entshiedensten Wider- E entgegenseßen werde, auh hier wiederholen. tan ¡it mir davon überzeugt ist, daß die Genesung unseres Volkes er ret furchtbaren politishen, militärishen, wirtschaftlichen, finanziellen, geistigen und moralischen Zusammenbruch, in dem vir heute stecken, nur von innen heraus kommen kann, tur von den Kräften der deutshen Seele, des deutschen Geistes, des deutschen Gemüts, der deutshen Kunst und Wissenschaft, wird sih auf das äußerste dagegen wehren, daß ohne gwingendste Not- pendigkeiten an unseren Vildungseinrihtungen irgendwie ab- gebaut werde. Jh werde zu solchem Abbau nicht die Hand bieten.

Ueber die von Herrn Abgeordneten Oelze angeregte Frage der drohenden Erhöhung der Kolleggelder kann ih mi im Augenblick noch nit üußern, da diese Frage sih noch im Stadium der Erwägungen innerhalb des Staatsministeriums und der Regierungen dér einzelnen Länder befindet. Der Herr Abgeorditete Oelze darf aber überzeugt sein, daß ich als. Minister für Vissenschaft, Kunst und Volksbildung pflichtgemäß au ch auf diesem Gebiete die Jnteressen der Hochschule und der an der Hochshule Studierenden, von denen ich schr genau weiß, daß es sich zum großen Teil um proletarische Cxistenzen handelt, mit allem Nachdruck vertreten und {vahren werde. Jch glaube, daß Herr Oelze mit dieser Erklärung zufrieden sein kann, E

Meine Damen nund Herxen, auf das Ausländer- studium werde ih in diesem Zusammenhange nicht eingehen. Jch verweise auch hier auf das, was ich im Ausschuß darüber des näheren dargelegt habe. Jh will nur sagen, daß selbstverständlich die deutschen Studierenden, wenn: es sih um ein Entweder—Oder handelt, den ausländishen unter allen Umständen vor- anzugehen hahen. Jch warne aber entschieden vor einem hermetishen Abschluß der deutschen Universitäten gegen studierende Ausländer, gerade auch im FJuteresse des deutschen Volkes. Herr Oelze weiß so gut wie ih, daß gerade die Wissenschaft ohne ständige internationale Beeinflussung, ohne gegenseitige internationale Befruchtung und Wèechselwirkung niht fruhtbac wirlen kaun. Herr Oelze weiß au, daß gerade auf den Be- zichungen zu den östilihen Ländern im wesentlihen handelt es'sih ja unit Studierende aus diesen Ländern in hohem Maße die wirtshaftliche Zukunft Deutschlands beruht, und daß wir gar nichis Schlimmeres tun. können, ‘als ich wiederhole es auédrücklih gerade die östlichen Ausländer hermetish bon Nutshland und Preußen fernzuhalten ‘und fie damit zwangs- läusig in ‘andere Länder und auf deren Hochschulen treiben. Jh

mödte dem Hexrn Abgeordneten :Oelze sagen. —-ih glaube, ich. H

häbe im Ausschuß hon darauf verwiesen —, daß die englische Untérrichtsvernialtung sth" die ‘deikbar größte Mühe ‘gibt, ‘den Strom, dex, Ausländer, die infolge des Krieges. und . seiner Nach-- wehen sino nicht entshließèn können, -zum Studium: ‘nah Nutshland zu gehen, nah :Engländ ziehen. Auch in dieser Bziehung können wir von unseren bisherigen Feinden lernen. (Abgeordneter Oelze: Aber nicht die Galizier!)

/ Nicht die Galizier, sagen Sie. Seien Sie ‘überzeugt, daß gerade bie Galizier und die galizischen Juden ih, meine Herren, ih bin weder Philosemit noch Antisemit —, daß gerade die östlichen Juden man mag gegen sie noch so viel einzuwenden haben dazu beigetragen hâben, den wirtschaftlichen Einfluß des Deutsch- ums im Osten und in der Welt zu stärken, und während des Rricges hat sih die alte deutsche Regierung des Einflusses der olen Juden auch in sehr hohem Maße zu bedienen gewußt. (ehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Jch erinnere nur an

den bekannten Aufruf, der glei im ersten Kriegsjahre von Hindens-

burg und Ludendorff erlassen wurde: „An die libben FJidden in Paulen“, worin sie dringend aufgefordert wurden, sich dér deutschen Sathe gegen die zaristishe Knechtschaft dienstbar zu machen. (Abg. Lelze: Das war cin shöner Reinfall!) Der Reinfall fällt aber dann Hindenburg und Ludendorff und nicht mix zur Last.

„Es ‘würde also so ‘unklug wie möglich sein, von allen anderen Oesihtspunkten hier einmal ganz abgesehen, den östlichen Juden die preußischen Universitäten hermethish zu verschließen. Daß nicht länder mit ungenügender Vorbildung auf unsere Hohshulen kommen, dafür ist gesorgt. Jeder Ausländer muß sich bot seiner Zulassung einer gewissen Prüsung und insbesondere einer rüfung über seine Kenntnisse der deutschen Sprache unterziehen, und es ist angeordnet worden, daß die Vorbildung, die die aus- lindischen Studenten haben, der Vorbildung der deutschen Studenten dleihzukommen hat. Fch glaube, damit sind alle Vorbedingungen fetroffen, um die Befürchtungen hinfällig zu machen, die mehrfach seitens dex Universitätskreise an mi herangebraht worden sind, daß durch da3 Ueberhandnehmen der Ausländer das ganze wissen- lhafttidhe und geistige Niveau unseres Universitätsbetriebes fich \enten würde. ; Der Abgeordnete Oelze ist dann auf die in meiner und des fern Finanzministers Gegenwart aus der Taufe gehobener Ar- „clterakademie in Frankfurt zurückgekommen, eine Gründung, für deren Zustandekommen das Verdienst in erster Ana niht mir, sondern dem Herrn Finanz- minister gebührt, wie ih hier ausdrücklich feststellen möchte. Jh offe öUbersihtlich, daß diese Arbeiterakademnie in Franksurt, wie e [hon an Ort und Stelle ausgesprochen habe, die Anbahnung «e Versöhnung ¿wishen Akademikerwelt und Arbeiterschaft, die ih Un bereits als Vorbedingung für den Wiederaufstieg des M bezeichnet habe, fördern wird. Die Gefahr, daß die Arbeiter- Qn tmie zu einer Schnellbrutanstalt, wie e3 der Abgeordnete Oelze pa hat, herabgedrückt werden könnte, ist an- sich nicht ganz von Hand zu weisen. Die Unterrichtsverwaltung jedo wird be-

sein, in dem mit dea Gewerlschaften abzuschließenden Vet=- d o den Saßungen, in der Auswahl der Lehrpersonen usw. fh iherheiten dagegen zu schaffen, daß diese Arbeiterakademie

I einer solchen Art Schnellbrutanstalt entwickeln könnte.

“Jh werde der Sache nage

Es ist dann sowohl von Herrn Abgeordneten Oelze als von Herrn Abgeordneten Boelih die Frage der Gleichstellungder Philologen mit den Furisten angeshnitten worden. Jh habe bereits in einer Erklärung, die ih dieser Tage an die „Frank- furter Zeitung“ gesandt habe, festgestellt, daß die Unterrichtsver- waltung sich während der ganzen Auseinanderseßungen über die Besoldungsreform- die denkbar größte Mühe gegeben hat, daß an dieser Gleichstellung festgehalten werde. Wenn dies nicht in vollem Maße gelungen ist, so bedauert das niemand mehrals die Unterriht3verwaltung und der Unterrichts8- minister. Jh daxf ganz allgemein sagen, daß der wiederholt gegen die Unterrichtsverwaltung erhobene Vorwurf, daß sie sih zwar mit regstem Juteresse und mit wärmstem Herzen der Volks- hullehrer und der Volksschule, aber nicht in derselben Weise der

berlehrer und der höheren Schulen angenommen habe, völlig irrig ist; wir bemühen uns vielmehr mit besten Kräften, auch den wirtschaftlichen und geistigen Jnteressen der höheren Schulen und aller, die an ihnen tätig sind, zu dienen.

Meine Damen und Herren, \{ließliG möchte ih noch eine Bemerkung richtigstellen, die der Herr Abg. Oelze in seine Rede eingeflohten hat. Er hat auf eine angebliche Aeußerung Bezug genommen, die ih in meiner Frankfurter Rede getan haben

soll. Nat einem Bericht, den ih u. a. in der „Deutschen Tages-

zeitung“ gefunden habe (Zuruf rechts: Au in der „Frankfurter Zeitung“!), soll ih in Frankfurt am Main am vorigen Freitag in der großen Lehrerversammlung gesagt haben, daß in der neuen Schule die Autorität nihts mehr zu suhen habe (Widerspruch des Abg. Oelze) daß in dexr neuen Schule nicht mehr Autorität, sondern Vertrauen herrschen sol. Jn Wahrheit habe ich einen solhen Unsinn natürlich nicht gesagt, sondern ih habe ausgeführt, daß in dec neuen Schule, in der Schule des Volksstaats alle Be- zichungen, also sowohl die Beziehungen zwischen der Schulver- waltung und der Lehrerschaft als auch die Beziehungen zwischen Schule und Elternhaus und endlih die Beziehungen zwischen den Schülern und den Lehrern nicht mehr aufgebaut sein dürfen auf dex Autorität der blinden Unterordnung, auf der Autorität des Kadavergehorsams8, sondern auf einer Autorität, die erwachsen scin müsse auf gegenseitigem Verständ- nis und gegenseitigem Vertrauen. Wenn es mir und der Unterrichtsverwaltung gelungen sein sollte, in einem ge- wissen Umfange diesen Geist des Vertrauens, diesen Geist des gegenseitigen Verständnisses in den leßten zwei Jahren in unser gesamtes Schulleben einzuführen, dann ist die Wirksamkeit des ersten Unterrichi8ministeriums im Volks\staat n iht vergeblidch

gewesen. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) 4 : Ein Regierungskommissar bestätigt, daß m Breslauer Fall von einer Maßregelung keine Rede sein fônne. Abg. Kleinspehn (U. Sog.): Die Koalitionspolitik der Recht5sogialisten mit dem Zentrum hat die i gehabt, daß im Kultusministerium nit die Spur von sozialiftischem Geist zu entdecken is. Wir erkennen den guten Willen des Ministers an, aber er hat nicht die Kraft, sich durchzusezen. So hat die recht3- sogialistishe Koalition3politik auf dem Gebiete der Kulturpolitik zu einer vollständigen Pleite geführt. Die allgemeine Entsitt= lihung des Volkes ijt eine Folge des von den reaktionären Parteien vevschuldeten Krieges. Die Bischöfe blasen erneut zum Sturm gegen die weltliche Schule. Unter dem Regime des Sozialisten aenis zit _noch jurmer. die. Lolts sle das Stiefkind und die fatholishe Sue dás Hütschelkind. Daß dié Kirche bie Wieder- aufrihtung- des alten: Regimes er trebt,- exgibt. sich schon aus einem Erlaß des Evangelischen Oberkirchenrats, x jeßt schon geshmadck- loserweise-Vorbereitungen gur. .Tvauerfeier für die noch cht verstorbene frühere Kaiserin trifft. Hat der Minister ivgend etwas unternommen, ‘um eine solhe monarchishe Aktion zu ver- hindern? Die Kirche war immer der Hort der Reaktion. Die Avbeitenden wenden. sich in immer. größeren Massen von dem in der Vergangenheit wurzelnden Evangelium ab. ] i ‘Abg: Adolph Hoffmann (Kom.): Der Minister befindet si in der Lage des Yauberkünstlers, der în die Weinflasche steigen will. Er will, aber er kann nicht. Dieser Lamdesversamnmrlung, -die sich schon in der je befindet, wird ein solcher Etat präsentiert, der mit halbstündiger Redegeit an einem Lage dur gema ne wérden soll. Herr Haenish hat das Lob des Herrn Laus red ich verdient. Er’ hat für das Zentrum wirkli enua getan, kein Zentrum3minister hätte so viel tun fönnen. enn das Reich3= fultusmintsterium fommt, dann hoffe ich, daß es nit von preußî- chem Geist erfüllt wird. Das preu ische Schulgeschicht8buch müßte Ünast beseitigt sein. Es trieft von Lügen und Hohenzollern=- legenden. Jm Kultu3ministerium if Zentrum Trumpf. Milliarden werden für die Reich8wehr, hunderte von Millionen r die Sipo und für die Hohen ollernabfindung ausgegeben; da kann freilich für den deutshen Wiederaufbau auf dem en von Wissenschaft, Kunst und Volksbildung nichts übrig bleiben! Die Kirche ist drauf und dran, die Beibehaltung der konfessionellen Schule im Gegensas ur Reich3verfassung durchzuseßen; die Schule if das Fundame ban Zukunft. Herr Haenis ist ein Minister von Zentrums Gnaden. Seine eigene Fraktion hat nur mit gegen 49 Stimmen ihn ermächtigt, auf seinem E gu bleiben. Für den „Aufstieg der Tüchtigen“ darf er nur oweit sorgen, als es dem Zentrum gefällt. Jm" Endkampf werden die rbeiter auch dafür zu sorgen haben, daß die Unglaublichkeiten verschwinden, die fich im Kultusressort unter einem sog. sozialistischen Minister abge- pielt haben. Gerade auch um mich zu hindern, das hierher ge- Prcine Hapitel von Schmach und Schandé vorzutragen, Hat man die Redegeit beschränkt! Jn händliher Weise haben si Studenten zu Spißeldiensten, auch 3. B. gegen den roten Soldaten- bund hergegeben. (Zurufe vets.) Sie (vecchts) sollten doch froh sein, daß wir die Revolution in unseren Armen aufgefangen haben |erlertei). Herr Hæaenisch hat auch seine Beschuldigungen gegen die Marburger Studenten gurücgezogen. Die urüdztieherei ift ihm zur Gewohnheit geworden, die politischen Zähne, die er früher noch hatte, hat ihm ja der Staatssekretär Abg, Wildermann längst aus8gezogen. (Große Heiterkeit.) Jn der ftudentischew Spihel- gentrale Berlins sind . große Únterschlagungen, j gew von Studenten, speziell vom Herrn Viertimpel, s Hecr Haenisch nichts davon? Art. 149 der Reich3versassun erläßt die Teil- Bagure am Religionsunterricht und M id gen n ae e immu or L h e der Trennung von Kirche und issen d M L eien on: u reten Menschen müssen die Ki erzogen m E l rirciieriuemn ist nur dec Minister neu, alles andere ist alte Garnitur und Urquell der Reaktion! Unfer Ruf lautet immer wieder . . . (Viekfache Zurufe recht3: Moskau! Jn dem an- dauernden großen Lärm gehen die leßten Worte des. Nedners unter.) . i L A ekretär Dr. Becker: Ueber den Spiveldienst an der M Li haben wir. nur aus e aa Nen tale | i Handelt. sich um eine rhei etwas erfahren. Es hande| L Q inder diele” ArboiltgemeinsGaft mit_ der Universität keinerlei Zusammenhäng, Anläßlich: der bedauerlichen Untershlagungen an der Berliner Universität ist alles geschehen, tvas geschehen konnte; die disgiplinarische und die staats anwaltschaftliche Untersuhung sind im Gange. Als Vertreter der E Klassen kann man die heutige Studentenschaft

wirft : . (Sehr richtig!) En großer Teil davon wirt ns Zte, ‘ala Handarbeiten fein ‘Brot, Selbsivev:

j gestellt hat, im zu morden!)

ständlich gibt es in der Studenfkenschaffk noch viele Elemente, die ih mit der neuen Staatsordnung noch nit absinden fönnen, aber ee Ville if vorhanden und die Jugend wird sich s{ließlich mit den neuen Mon vertraut machen und wie früher zu ihrem Vaterland stehen. Auch das Vérhältnis zwischen Arbeiter- {aft und Studentenschaft hat sich allmählich gebessert; als der Minister der Studentenschaft der Universität Fvankfurt seine Er- wartung aussprach, daß sie sich auf den Boden des neuen Vater- landes stellen werde, erhielt er lebhaften Beifall. Mit beider- seitigem Verständnis wird die Kluft zwischen Arbeiterschaft und Studentenschaft überbrückt werden. Z :

Abg. Ha ck e (Soz.): Während in den Volksshulen der Geist der fkollegialen Schulverwaltung herrscht, besteht bei den höheren Schulen noh die Allmaht des Direktors und darauf beruht die Macht der höheren geheimen Schulbürokratie. Auch die höheren Schulen müssen demokratisiert werden. Der wichtigste Beschluß des Palau usses ist die Erhebung der Seminare zu höheren Schulen. Die Kontfessionalität der Sculen ist eine Verleßung der Reichsverfassung, und daher werden. wir für die Erhebung der Seminare zu höheren Schulen nur dann stimmen, wenn die pari- tätishe Grundlage dafür gewahrt ist. L : bg. Grebe (Zentr.) bringt eine Reihe von Spezialwünscheu an den Unterrichtsminister vor und tritt besonders für eine “s fim der s{chwierigen Lage der Anwärter für das höhere Schulwesen ein.

Abg. Dr. Gottschalk (Dem.) wendet sich gegen den Abbau der höheren Lehranstalten. Die Gymnasien haben vor allem den Gedanken der selbstlosen Hingabe an die Sache verbreitet. Wohl aber sind auch wir dafür, daß in die höheren Schulen ein neuer Geist einziehen muß. Wir fordern füx alle Unterrichtsanstalten Gleihberehtigung. Hinsichtlih der höheren Lehranstalten muß das Bedürfnis mehr als bisher berücksihtigt werden. Das Gymnasium muß auch auf das flache Land hinaus. Die höheren Mädchenshulen waren bisher ebenfalls ein Stiefkind unserer höheren Üntecrichts8verwaltung. Das Lyzeunm muß bestehen bleiben. Mit allem Nachdruck werden wir uns für die Gleichstellung des Philologen mit dem Furisten einsezen. Der Regierung ist der Vorwurf nicht zu ersparen, daß sie an den höheren Schulen mit Der eng nicht rechtzeitig genug ein esegt hat. Daher die Ueberfüllung der akademishen Berufe. llergrößten Wert legen wir darauf, daß die Religion Lehrfach an den höheren Schulen bleibt. Wir wollen unsere Kinder niht in Knecht3- gesinnung erziehen, sondern zur nationalen Selbstachtung. Jn den neuen Geschihtslehrbüchern muß die N mehr berüdcksihtigt werden. Den Hohenzollern muß dieselbe Gerechtigkeit ewährt werden, wie den Hohenstaufen. Wir wünschen etnen Bolksfeiertag, der ein Tag sein soll des allgemeinen Gottesfriedens. (Beifall.) ir stimmen dem Antrag der Volkspartei zur Feier des 18. Januar durchaus zu. Mit dem Gottesfrieden ist es aber niht vereinbar, wenn bei der Tannenbergfeier gesprochen wurde von der „papiernen Verfassung“ und von der tfommenden Ab- rechnung mit den Wnksparteien. Wir haben noh einen festen und sicheren Besiß in unserer deutshen Fugend. Sie wird das Rüst- zeug sein für den Wiederaufbau des Vaterlandes. (Beifall.)

Abg, Dr. R it ter (D. Nat.): Die Zeit des Fntellektuali3mus neigt sih ihrem Ende zu. Wir brauchen die Pflege des Gemein- afts Hubls, Die Schule muß im engsten eten mit

em Elternhaus die Schüler zu lebendigen Gliedern der Volks- emeinschaft machen. Bei der Bewilligung von Staatszuschüssen für rivatshulen sollte auf die Eigenart der Shulen möglichst

üd la enommen werden. (Bei C : g. Dr. T h aer (D. Vp.): Bei der Kunstpflege muß berück- chtigt werden, daß Kunstwerke, auch ohne unfittlich zu sein, ent- li end wirken können. Von diesem Gesichtspunkt aus muß auh das Vorgehen des Ministeriums egen das Theater der Frau Eyssldt unterstüßt werden. Fn der Marburger Studentenfrage hätte der Minister sich seine Aeußerung vorher besser überlegen sollen. Es ist bedauerlich, daß er sih so vergessen hat. Wir sollten bis zu den Rechtssozialisten einig sein in- der wärmsten Anerkennung und im Dánk an. die akademische Jugend, die sich zur Verfügung _ dás Vatérkand zu shühen. (Abg. Kläußner; Um Ein Abbau Beit E würde sür unser olk nicht erträglich sein. (Beifall. i i A

Tae Dr. O (U. Soz.): Diese Besprehung mit kurzer Redezeit ist eine Farce des Parlamentarismu3; auch ih kann nur einige Schlagwörter vorbringen. Herr Haenish bemüht sich für seine Politik um den ‘Erfolg aller Parteien, bei der Rechten und dem Zentrum hat er Erfolg, wenn aber die Wahlen anders ann wird man auch ihn zum Teufel jagen. Und dann wird ex dem Sozialismus keine Dienste mehr erwiesen haben. Das Ministerium. hat recht wenig getan, die Klust zwischen Arbeitern und Studenten zu überbrüden. Das Aergernis kommt von oben. Die Studenten fühlen sich als Vertreter der Reaktion. Dex Minister sucht es allen recht zu machen und seßt sich damit wischen zwei Stühle wie ein früherer nationalliberaler Minister. Ba eymond bet vor 50 Jahren gesagt, die Studenten seien die Leibwahe der Hohenzollern; die Hohenzollern sind .ver- chwunden, die Leibwache ist geblieben. Auf den Schulèn wtrd die ohenzollernlegende noch immer gelehrt, das ist die Folge des Schulkompromisses, der Minister . tut nichts dagegen. Er hat sogar die Gerichte in Anspruch Fttommen, um die Aufführung eines bestimmten Stückes am Staatstheater zu verhindern, er will also hinten herum die Zensur wiedereinführen. enn au dem Minifter die politischen Bade ausgerissen sind, seine Mit- arbeiter haben noch Haare auf den Zähnen. Wenn au Studenten nicht aus dem Kapitälismus stammen, fo find sie doch kapitalistish gesinnt. Die Lichterfelder Kadettenanstalt sollte in eine moderne Schule umgewandelt werden, es ist aber nur eine Strammstehshule daraus geworden und der Erzeuger dieses Versuchskaninchens ist der Minister. (Große Heiterkeit.) Was Gele die vielen Offiziere und Erziehung8damen dort? Die medizinishen Fakultäten wöllen keine Verbindung mit den Krankenhäusern, sie nehmen die Studenten für sich in Anspru und gönnen anderen Herren die Kolleggelder nicht. Der Ee ollte auch den Privatdozenten die wir Bali Leben8smöglich- P gewähren. Wissenschaft und rbeitershast müssen zu]

engehen. i

bg ilian (U. Soz. links): Die deutschnationale Ge- innung der U Beer has kann der Minister nit bestreiten. Die großen Städte werden dadur geschädigt, daß die staatlichen Zuschüsse zu ihren Schulen von einer bestimmten Frequenz ab- hängig gemacht werden. Die Streiks der Schulkinder müßten in einer Republik von vornherein dadurch verhindert werden, daß die Ursagen der Mißstimmung beseitigt werden. Ein monate- langer Schulstreik brach aus, weil ein Lehrer wegen seiner sozialistischen Gesinnung verseßt wurde. Anstatt den Eltern einen maßgebenden Einflu i dexr Bexufung von Lehrkräften zu ge- ibren, erfolgt die Verufung der Lehrer zum größten Teil gegen ihren Willen. Wir us der Ueberzeugung, des unter einem rehtssozialistischen Kultusminister eine Tee ulpolitik nicht durchgesührt werden wird. Jn Rußland hat der A für das Schulwesen Großes geleistet. Wir sind allerdings der Meinung, daß die Menschen in erster Linie denken lernen follen. Dann werden sie auch Glauben gewinnen, und zwar den Glauben, den das Proletariat der ganzen Welt teilt, den Glauben an die Unüberwindlihkeit der Arbeiter, an den Sieg der proletarischen Revolution übex die bürgerlihe Gesellschaft. (Lachen rechts.) : :

Gegen 614 Uhr wird die Sißzung bis 7 Uhr abends aus« geseßt.

Präsident Leinert eröffnet die Siyung wiedor um 7 Uhr 20 Minuten. |

Frau Sto ffel s (Zentr.): Gegen eine Schulpolitik auf sozia- ristischer Gli die eine Verlegung derx KeiGüverfassung bes deuten würde, ae {wir ‘entschiedenen Einspruch. B rist« liche Eltern die Erziehung ihrer Kinder in konfessionellen hulen wünschen, solange muß die Möglichkeit bestehen bleiben, daß fin

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