1921 / 12 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Jan 1921 18:00:01 GMT) scan diff

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—— Die „Patris“ veroffentlicht einen Brief von Venizekos, worin er erklärt, daß er fich endgültig vom politischen Leben zurückziehe. i

Amerika.

_Næch einer Havasmeldung hat Urguia, der frühere Bezirkskommandant unter der Regierung Carranzas, sih mit Waffengewalt gegen die Regierung Obregons erhoben. Seine Truppen griffen die Regierungstruppen bei San Luis Potosi an, rourden aber unter Verlust von acht Toten zur Flucht gezwungen.

Asien.

Nach einer Hava3meldung aus Teheran veröffentlichen die ersischen Blätter den Text eines persisch-russishen Ahb- ommens, wonach die Sowjetregierung alle ihre Vorrechte und Rechte in Persien an die Teheraner Regierung abtritt. Weiter wird die Ankunft eines Vertreters der Sowjetregierung, Radowski, in Tehenan gemeldet.

Kunfi und Wissenschaft.

In der Gesamtsißung der Prenßishen Akademie für Wissenschaftenam 6. Januar sprah Herr Sh ucchhardt über Ausgrabungen in altgermanishenBurgenund Siedlungen, die er 1920 ausgeführt hat. Der Schloßberg bei Wißzen (Kr. Sorau) und der Palzbebbel bci Starzeddel (Kr. Guben) eraaben eine seßr starke Holzerdmauer und keinen freien Vurghof in der Mitte. Bei Vettersfelde an der Stelle des Goldfundes von 1882 fand {G ein Hans mit steinzeitliher und Lausiter Keramik, in Groß Lichterfelde, Carstennstraße 7, ein Haus mit römischen Münzen des 2. Jahrhunderts nach Christ. Jn all diefen Fällen, von der Steinzeit bis zur römischen, war der Hausbau völlig gleichartig. Auf dem Höhbeck bei Gar tow (Elbe) haben Herr SKucbhardt und Herr Koldewey das Castellum Hohbuoki Karls des Großen unter- sucht, die Ninamaner mit 3 Toren und das Innere aufgeklärt und fränkische, äcksische und wendishe Keramik der Zeit um 800 gefunden. Dicht beim Kastell wnrde auch das altsähsisGe Dorf jener Zeit mit einer kleinen Burg (,„Herenplag“) festgestellt. Herr Rubens las über die optishen Eigenschaften einiger Kristalle im langwelligen Spektrum nach gemeinsam mit Herrn Liebisch ausaeführten Untersuungen. Die neuen Beobachtungen bilden eine Ergänzung zu den beiden früheren gleihlautenden Ver- Sfentlihungen. Neu untersnGt wurden Wurzit, Zirkon, Nutil, Strontianit und Kryolith. Besonderes Interesse besien die NRe- flerionêmessungen am Nutil, welder unter allen bisher untersuhten Kristallen die hö{sten Dielektrizitätsklonstanten besißt. Diesen hohen Dielcktrizitätskonstanten, 89 bzw. 173, entsprehen außerordentlich große Werte des Neflerionsvermögens, welche für die lang: wellige Quedsilberdampffirahlung tatsähliß beobachtet worden sind, 644 bzw. 73,8 vH. E zeigt sich also auh an diesem extremen Beispiel eine gute Uebereinstimmung zwischen den Ergebnissen der optishen und elektrisclen Methode. Herr Haber andt legte eine Arbeit vor: Zur Physiologie der Zellteilung. Sechste Mitteilung. Ueber Aus- Töfungvon Zellteilungen durch Wundhormone. Das Wefen des Wundreizes, der mittels Zellteilungen zur Bildung von Wundkork und anderen Wundgerweben führt, war bisher un- bekannt. In vorliegender Mitteilung wird der experimentelle Nach- weis erbracht, daß die teilungsauslösende Wirkung des Wund- reïizes auf DAbbauprodukte der mechanisch wverleßten oder aetöteten Zellen zurüdzuführen is, die als Wundreiz- stoffe oder Wundhornone fungieren. Als Versuchsobjekte dienten die Koblrabiknolle, die Kartoffel und die Laubblätter verschiedener G1assulaceen. Ferner wird gezeigt, daß Teilungen in Haar- und Gpidermiszellen von Colens Rehneltianus und hybridus, Saintpanulia .ionantha und Pelargonium zonale häufig schon in den verleizten Zellen selbst eintreten, wenn diese am LÆben bleiben, die Fenachbarten Zellen aber überhaupt nit verleßt wurden. Auf Grund zieser Versuchsergebnisse wird u. a. versucht, die Entwicklungserregung der Eizelle bei künstlider und natürlicher Parthenogenesis sowie bei der normalen Befructung auf den Einfluß von teilungs- aulöfenden Wundhormonen zurüczuführen. Herr Eduard Meyer überreihte sein Werk: „Ursprung und An- fänge des Christentums“, Bd. 1, Die Evangelien ; Herr De Groot überreichte sein Werk: „Die Hunnen der vorhristlichen Zeit“; Herr von Harnack überreihhte sein Werk: „Marcion: das Evangelium vom fremden Gott* (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altcristlißhen Literatur, herau8çegeben von A. von Harnack und C. Schmidt, 45. Bd.)

Zu wissenschaftlichen Zweken wurden bewilligt: 10 800 für das „Tierreih“, 28 420 M, und zwar 8740 4 für das Deutsche Wörterbuch und 19 680 4 für das Deutshe Rechtswörter- buch, 9100 .46 für die Leibniz-Ausgabe, 8200 4 für das Wörterbuch der ägyptischen Sprache, 11 060 .( für die Politishe Korrespondenz Friedrichs des Großen, 7800 4 für den Nomenclator animalium generum et snbgenerum, 28 000.46 für die Arbeiten der Orientali- schen Kommission, 1800 4 für die Deutschen Geschichhtsquellen des 19. Jahrhunderts.

| Pariet D

Wohlfahrtspslege.

Gegen die Verunstaltung von OrtsGaften.

Die neuerdings entstandenen Siedlungen sind fast durchweg mit Neichs- und Staatsmitteln und unter der Aufsiht und Mitwirkun der Behörden erbaut. Dadurh war die Gewähr gegeben, daß sie Add einheitlihem Plan angelegt und arcitektonish einwandfrei durh- gebildet sind, und daß bei ihrer Planung auf eine Aupassung an die Land1chaft Bedacht genommen ist. Dieses einheitliche Bild gilt es, auch für die Dauer zu erhalten. Es muß eine Sicherheit dafür gegeben fein, daß bei nachträglihen Aenterungen, 3. B. an den Zäunen der Vorgärten, oder beim Ausbruch von Ladeufenstern und bei Herstellung von Anbauten, wie Ställen und Nebengebäuden, bei der Anbringung von Reklameschildern sowie bei späterer Erweiterung der Siedlung allzu grobe Abweichungen vermieden und der Willkür des einzelnen begegnet werden fann. Der Minister für Volkswohlfahrt erinnert daher in einem Erlaß an die Regierungspräsidenten an ‘die Vorschriften in dem Geseß gegen die Verunstaltung von Ortschaften und landschaftlich hervorragenden Gegenden vom 1%. September 1907 und im Wohnungs- gese voi 28. März 1918, die den Schuß gegen unshön wirkende Bauten bezwecken und eine ausreichende Bandbabe zur Erreichung dieses ZwedLes bieten.

Gesundheitswesen, Tierkraukheiten nnd Absperruugs- maßregeln.

Durch einen Bes(luß des Generalgouverneurs von Nieder - ländish-Indien vom 28. August v. J. veröffentlicht in Nr. 75 des „Java'schen Courants“ vom 17. September 1920 S, 1258 find die Befugnisse von Regierungsärzten zur Ausübung von D rivatvtusis nah rig but Dienstzeit auf eine feste Grundlage gestellt worden. Den NRegierungs- oder Militärärzten, die ohne holländische oder nteder- ländish-indisheApprobierung angenommen worden sind, wird nunmehr gewährleistet, dep sie na Ablauf von mindestens drei Jahren, wenn fie ehrenvoll entlassen sind und in ihrer Dienstzeit be- wiesen haben, daß sie zur Ausübung der Heilkuude geeignet sind, ärzt- lihe Praxis in ganz Niederländisch-Indien in vollem Umfang aüùs- üben können. Eine gleihe Bestimmung ist für die Negierungs- und Militärapotheker sowie für die Regierungs- zahnärzte erlassen. Deutsche Aerzte, die in den nieder ländisch-indischen Regierungsdienst eintreten wollen, brauchen fein besonderes holländisches oder niederländisch- indishes Aerzteeramen abzulegen. Es besteht Aerzte - mangel in Niederländish-Indien, insbesondere genügen zur Be- fämpfung der Pest, die auch in Batavia, Stadt und Hafen (Priok), auftritt, die vorhandenen Aerzte nicht.

Verdingungen,

Die - Reihstreuhandgesellschaft- versteigert, laut Meldung des ,„W. T. B.“, vom 2. bis 27. d. M. größere Restbestände, in der Hauptsahe Schrauben, Muttern, Splinte und P p Eisenwaren ihres Lagers in Leipzig, Reitßenheinerstraße, Ausstellung8gelände, öffentlih gegen Barzahlung. Versteigerungsbedingungen und Bestandslisten sind für 3 .4 bei der Lagerverwaltung, Le ipzig, und bei der Zweigstele Dresden der NeichstreuhandgeseUshast. Bismarlplaßz 1, erhältlich.

Theater und Musik.

Sghauspielhaus.

Goethes Shauspiel „Torquato Taffo* ging gestern im Schauspielhause in neuer Einfstudierung in Szene. Weber A Jahr-

in Berlin erschien, und in dieser Zeit hat es kaum die Zahl der Aufführungen erreicht, welche die Erzeugnisse der dramatischen Tages- literatur in wenigen Monaten zuweilen oerzcihnen. Aber gerade darum bedeutet jede Aufführung dieser klassischen Dichtung für den andâchligen Zuschauer ein festliches Greignis, weil sie verhältnismäßig nur felten im Spielplan erscheint. So war es auch gestern, und au der fkritishe Beurteiler darf freimütig bekennen, daß die Neu- einstudierung des Werkes von dem hohen Geiste erfüllt war, der die Dichtung beseelt. In der Hauptsahe war dies das Verdienst des Spielleiters Dr. Ludwig Berger, der, ohne daß ihm überragende fünstlerische Persönlich- keiten für die Darstellung zur Verfügung standen, das ganze Spiel so fein abgetönt und abgewogen hatte wie nur ein guter Dirigent fein Orchester. Von dem allein richtigen Gefühl geleitet, daß hier alles darauf ankomme, daß von der berrlihen Goetheschen Sprache nichts verloren gehe, hatte er zunächst die Bühne gestaltet, die einen breiten bis ins Parfett reichenden Vorbau erhalten batte, welcher dazu diente, die Sprecher den Zuhörern näher zu bringen und ihre Nede auf diese Weise zu verdeutlihen. Bei geöffnetem Vorhang sah inan im Hintergrunde einige Treppenstufen zu einer erhöhten, seitlich von s{lichten aufstrebenden Pfeilern und Vorhängen einge- rabmten Hinterbühne emporführen, die je nah Bedarf einen Dur{blick ins Freie oder auf eine abshließende Wand gestatteie. Der Maler Emil

hundert ist vergangen,“ feitdem ‘es zuerst auf der: Königlichen Bühne

Pirchan hatte durch gef{chickte Ausführung der Gliede

und geshmackvolle Farbenwahl auch bei den Gewändern Lat : daß dem Schönheitssinn der Zuichauer Genüge geschah, Di gelorgt, schaftliche, franfhaft reizbare Natur des KLitelbelden wur, leiden, Lothar Müthel glaubhaft wiedergegeben, ohne daß der du Sorgfalt hätte vermissen lassen, welche die Behandlung der austler t der Verssprache erheisht. In der Rede Mak zu halten un N

zu steigern, wird er freilich noch_lernen müssen und au

besser abzuschäßen, die seinem Organ gezogen sind. Etwas aber do im ganzen edel spielte Johanna Hofer die Prinzessin Ju d sehr anmutig und auch mit Temperament Dagny Servaeg die Q Sanvitale. Dey Herzog Alphons gab ein neues Mitali tOton Schauspielhauses, Herr Laubinger, in würdiger, allerdings E det steifer Haltung, und dem Antonio verlieh Bruno Decarli dey eis männlichen Ernst des im Leben gefesteten Charakters. Die ate volle Aufführung fand mit Recht eimmnütigen, lebhaften Beisa pel

Im Opernhause wird morgen, Sonntag, „Arighh Naxos“, mit den Damen Maria Ivogún als Gast, Heckmanu-Y, f dorf, Marherr-Wagner, Merrem-Nikifh als Gast, Jäger." Guszalewicz und den Herren Kirchner, Zador, Henke, Syy O / „Philipp, Bachmann und Krasa beseyt, auf n

tusifalisher Leiter ist der Generalmusikdirektor Leg ih Anfang 7 Uhr. Am Montag wird „Die Fledermaus” mae Ivogün als Gast aufgeführt. In den übrigen autros, ind beschäjtigt die Damen von Catopol-Batteux, Mad O ley Herren Henke, Schügendorf, Sommer, Sto, Boettcher, Krasa Me falischer Leiter ist Dr. Karl Besl. Anfang 6L Uhr. “u

Im Schauspielhause wird morgen „Torquato A Lothar Müthel in der Titelrolle wiederholt. Anfang 7 ugo qu Montag sind „Die Sterne“ mit Albert Bassermann und Is Kraußneck in den Hauptrollen angeseßt. Anfang 7 Uhr. ut

Die Uraufführung von Karl Nößlers Lustspiel „Der 1 Hut findet in den Kammerspielen des Deuts gt

heaters am 21. Januar statt. Spielleiter ist Hubert Rev

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Mannigfaltiges.

Im amilien Teil der heutigen Nummer des Blattes i Preußen) eine Bekanntmachung des Magi Berlin, Kohlenstelle, vom 14. d. M. über die weitere Freigabe von Kohlen veröffentlicht.

Auf dem dem Reichs3fiskus (NeiGsdrutckte hörenden Grundstücke Alte Jakobstr. 106, wo sich n k noch die Geschäftösräume- mehrerer Privatfirmen befinden, die dur das Mieteinigungsamt Ee niht anderweit untergebraht werden fonnten, brach, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern gegen 114 lh Mittags ein größerer Brand in den Näumen der Firma Kal Bauer u. Co. aus. Die dacüber und tarunter liegenden Betriebs, räume der Neichsdrucerei haben anscheinend nur Wasser- schaden erlitten, fo daß größere Störungen im Betriebe de NReichsdruckerei nicht zu befürchten sind.

Ratibor, 14. Januar. (W. T. B.) Gegen die Wohnun des früheren Gemeindevorstehers in Gro Gorzüß, wurde ein Dynamitattentat verübt. Es wurde Dynamit . durch das Fenster in die Wohnung geworfen. Dur die Explosion wurde shwerer Sachschaden angerichtet, Personen wurden nicht verleßt. Am gleichen Abend wurde in Groß Gorzüß eine Dynamitladung in einSchanklokal geschleudeit. Von den anwesenden Gästen wurden mehrere verleßt, zwei bo ihnen erheblicher.

Bremen, 14. Januar. (W. T. B.) „Boe3manns Büro“ meldet: Der Dampfer „Susquehanna“ traf heute früh! 2 Uhr 45 Minuten mit Reisenden, Post und sonstiger Ladung auf der Bremerhavener Neede ein und legte Vormittags im Kaiser- hafen an. Die Reisenden wurden um 94 Uhr Vormittags nah Bremen weiterbefördert. Nach Löschung der Ladung geht der Daußfe nah Danzig.

__ Nom, 14. Januar. (W. T. B.) Wie aus Faenza gemeldet wird , haben dorti gestern abend zwei Erderschütterungen stattgefunden.

Buenos Aires, 14. Januar. (W. T. B.) Na eine Reutermeldurg hat die Negierung Truppen nah dem Gebiet vot Säáänta Cruz entsandt, da dort von Ausständigen und Banditen shwere Ausschreitungen gegen die dortigen Landwirte verübt wurden. Ein englisher Kreuzer is von Montevideo nach Mar del Plata abgefahren.

(Fortsehung des Nichtamtlichen in der Ersten

und Zweiten Beilage.)

Theater. Opernhaus. (Unter den Linden.)

Sonntag: 13. Dauerbezugsvorstellung. Ariadne auf Naxos. Anfang 7 Uhr.

Montag: 14. Dauerbezugsvorstellung. Dic Fledermaus. Anfang 6# Uhr.

Schauspielhaus. (Am Gendarmen- marftt.) Sonntag: Nachmittags: Karten- erewelas 142. Vorstellung zum Besten der ärfishen Wanderbühne: Die Nabensteinerin. Anfang 24 Uhr. Abends: 12, Dauerbezugêvorstellung. Torquato Tasso. Anfang 7 Uhr.

Montag: 13. Dauerbezugsvorstellung. Die Sterne. Anfang 7 Uhr.

Opernhaus. Dienstag: Die Meister- singer von Nürnberg. Mittwoch: Amoretten. —Tanzszenen.— Bajazzi. Donnerstag: Die Gezeichneten. Freitag: Madame Butterfly. Sonn- abend: Ritter Blaubart. Sonntag: Die Frau ohne Schatten.

Schauspielhaus. Dienstag: Peer Gynt. Mittwoch: Torquato Tasso. Donnerstag: Die Sterne. Freitag : Torquato Taf}o. Sonnabend: Die Sterne. Sonntag: Vormittags: 4. Matinee: Stimmen der Völker. Nachmittags: . Die Nabensteiuerin, Abends: Die Sterne.

Deutsches Theater. Sonntag, Abends 8 Uhr: Cäsar und Kleopatra. Montag, Mittwoch und Freitag: Cäsar und Kleopatra. Dienstag: Der lebende Leichnam, Donnerstag :

Romeo und JFulia. Sonnabend: Neu einstudiert: Kabale und Liebe.

Kammerspiele.

Sonntag (24 Uhr): Frühlings Er- wachen. Abends 74 Uhr: Florindo. Hierauf: Der Abenteurer und die Sängerin. Montag, Mittwoch und Sonnabend: Florindo. Hierauf: Der Abenteurer und die Sängerin. Dienstag: Die dentschen Kleinstädter. ‘Donnerstag: Stella. Freitag: Zum ersten Male: Der pathetische Hut.

Großes Schauspielhans. Am Zirkus— Karlstraße—Schiffbauerdamm. Sonntag (24 Uhr): Danton. Abends 7 Uhr: Florian Geyer. Montag, Mittwoch bis Sonnabend: Florian Geyer. Dienstag: Danton.

Berliner Theater. Sonntag (3 Uhx): Der leßte Walzer. Abends 7 Uhr: Die spanische Nachtigall. Montag bis Sonnabend: Die spanische Nachtigall.

Theater in der Königgrätzer Straße. Sonntag (3 Uhr): Rausch.

Abends 8 Uhr: Salome. Monta bis Sonnabend: Salome. s

Deutsches Künstlertheater. Sonn-

tag (3 Uhr): Pygmnalion. Abends 74 Uhr: Die_ Scheidungsreise. Montag bis Sonnabend: Die Schei- Me (3 Uhr): Figli Sonnaben r): Fitlifiß der Simmelsshneider. /

Komödienhaus. Sonntag (3 Uhr): Der Herr Minister. Abends 71 Uhr: Die Sache mit Lola. Montag bis Sonnabend: Die Sache mit Lola,

Lessingtheater. Sonntag (3 Uhr): Frau Warrens Gewerbe. Abends 75 Uhr: Flamme. Montag bis Don- nerêtag und Sonnabend: Flamme. Freitag: Peer Gynt.

Kleines Schauspielhaus. Sonntag (3 Uhr): Der Weibsteufel. Abends Uhr: Reigen. Montag bis Sonn- abend: Reigen.

Volksbühne. (Theateram Bülow- pla8.) Sonntag (24 Uhr): Kabale und Liebe, Abends 7 Uhr: Das Käthchen von Heilbronn. Montag und Dienstag: Wallensteins Tod. Mitt- woh und Donnerstag: Kabale und Liebe. Freitag: Nach Damaskus, V. und TILL. Teil. Sonnabend : Das Käthchen von Heilbronn.

Mittwoch (25 Uhr): Vorstellung der Jugendvolksbühne: Wallensteins Tod.

Schillertheater. Charlottenburg. Sonntag (3 Ühr): Der Meineid bauer. Abends 74 Uhr: Der chemalige Leutnant. Montag: Don Carlos. Dienstag und Donnerstag: Der Biber- pelz. Mittwoch und Sonnabend: Der chemalige Leutnant. Freitag: Die gutgeschnittene Ecke,

Sonnabend (3 Uhr): Don Carlos.

Komishe Oper. Sonntag (34 Uhr): Der Raub der Sabinerinnen. Familie Hanuemann.

Montag bis Sonnabend:

Sarah, axonucefchen

Jungfrau.

Luftspielhaus. Sonntag (34 Uh):

Abends

Abends 74 Uhr: Baroneßchen Sarah. | 73 Uhr: Die schwebende Jungfrau. B Montag bis Sonnabend : Die schwebende

Deutsches Opernhaus. Sonniag,

Vormittags 11 Uhr: Volkskonzert. Nachmittags 23 Uhr: Die Fledermaus.

Der Postillion von Lonjumeau.

Dienstag: Siegfried. Mittwoch?

Wilhelm Tell. Donnerstag: Der

C Freitag: Oberon. onnabend: Lohengrin.

Ferdinand Lobe“ (Berlin).

Theater des Westens. Sonntag (34 Uhr): Die Frau im Hermelin. Abends 7} Uhr: Der Liebe goldne Zeit, Montag | Verlag der Geschäftsïtelle (M bis Sonnabend: Der ersten Liebe in Betilin. goldne Zeit.

Gänseliesel.

Theater am Nollendorsplaz. Sonntag Gz Uhr): Eva. (Operctte.) Abends Uhr: Wenn Liebe er- wacht... Montag bis Sonnabend:

Weun Liebe erwacht . 4. Vierteljahr 1920 im

bronn.

Thaliatheater. Sonntag (3 hr): |& / Das Gläeksmädel, XFommunalpapiere ,

Sonnabend: Mascottchen, Lose u, dgl.)

R L T Familiennachrichten.

Abends 7 Uhr: Tosca. Montag: |Ge storben: Hr. Kommerzienrat August S Tiemann (Bieten Hr. Justizut

A

Verantwortlicher Sriftleiter DirÉtor Dr. Torol in Tharlottenburd Verantwortlich für den Anzeiaentetl: Dei Vorsteher der Geichäftéitelte ersten Rechnungsrat Mengering in Bli

engerind

1 Druck der Nordteuri druerei utd

Mittwoh und Sonnabend (34 Uhr): | Vertagbanitalt Vorle" Wubeimitraht d ¿Fünf Beilagen

(eins{ließlid Börsenbeilaae

und Erste, Zweite, Dritte unt Viert? Zentral-Danteléreguiter-Beliage und eine Zusammenstellung der

„Deutsche!

Mittwoh, Donnerstag und Sonnabend | Reichs - und Preußischen S

(2 Ubr): Das Käthchen vou Heil-| ees beh rerhtlihes An

gebot behufs Kraftloserklärung e : gerufenen Wertpapiere (Staats:1 6 Rentenbrid L Abends | Aktien, Anteilscheine, Obligatio!" 74 Uhr: Mascottchen. Montag bis Pfandbriefe, Dhpothekenzertififath

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S Srste Beilage

m Deutschen Reich8anzeiger und Preußischen Staatsanzeiger

Le 12. E

Berlin, Sonnabend, den 15. Januar

1921

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Nichtamtliches.

(Fortseßung aus dem Haupiblatt.)

Preußishe Landesversammlung.

907. Sißung vom 13. Januar 1921. Na trag.

» vritfe Nede, die bei der Beratung des Haushalts es M inisteriums für Wissenschaft, Kunst und „[fsbildung und der dazu gestellten Anträge des Haus- “(gausschusses der Minister für Wissenschaft, Kunst und p (fóbildung Haent \ch gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut:

Meine Damen und Herren! Jh bin gezwungen, aus der Fülle der agen, die im Laufe der leßten drei, vier Stunden wieder an mich cistet worden sind, noch eine kleine Nachlese von Antworten zu 1, J will auch das so kurz machen wie icgend möglich.

Der Herr Abgeordnete Kilian hat fi lebhaft darüber beshwert, jj immer noch zahlreiße Schulen für Kasernenzwedle ¿nut werden. Sh teile das Bedauern ves Herrn Abgeordneten ian vollständig und kann ihm wie auch den anderen Mitgliedern ¿ Hauses mitteilen, daß mein Minisierium durch Verhandlungen t den zuständigen Instanzen, insbesondere mit der vorgeseßten phôrde der Sicherheitspolizei, dem Ministerinm des Innern, unab- sig bemüht ist, die Schulen möglich#t restlos vom Militär aller t frei zu machen und sie ihrem eigentliGen Zwedcke, dem Unter- htéwede, wiederzugeben. In einer Neihe von Fällen haben wir rfolg erzielt, zu meinem Bedàuern jedoch noch nit in allen Fällen- ie Herren dürfen aber überzeugt fein, daß unsere Beinühungen nah ser Nichtung hin unablässig weitergehen werden.

Aer Herr Abgeordnete Dr. Weyl Hat \ich mit den Maßnahmen hiftigt, die gegen die Aufführung des „NReigen“ im leinen Schauspielhause in Charlottenburg getroffen oden sind. Ich kann erklären, daß ih selbsiverständlih vor dem ament die volle verfassungsmäßige Verant- ortung für alles, was in dieser Angelegenheit ges{ehen is, auf

id persönlich nehme; ih bitte, die Angriffe nicht, wie dies in der

würde und da38 Neich diese Anstalt in eigene Ver- efercnten oder gar auf den Leiter der Hochschule für Musik ab- schieben, Nachdem ih dies voraus8geshickt habe, darf ih jedo

ese und au hier im Hause mehrfach geschehen i, auf meine

zufügen, daß ich persönli keineswegs mit allen in dieser Ans

legenheit unternommenen Schritten einverstanden gewesen bin, daß |

die Weiterführung der unglückseligen Prozeßaktion untersagt habe und ; ih nah wie vor der Meinung bin, der ih unzählige Male Ausdruck geben habe, daß ästhetisheFragen auss{chließlich vor n üsthetishes Forum, niemal38.aber vor ein

lraf- oder Zivilgeriht gehören. Der Herr Abgeord- | te Grebe hat sich mit dem Abbau der höheren Schulen ! schäftigt, E83 ist cine durch die Finanzlage, ja ich möchte sagen ! dur die Finanz;katastrophe des Staates erzwungene traurige | diwendigfeit, daß wir hier, wenn auch" nicht mit einem Abbau, so

ch mit ciner gewissen Nationierung, einem System von Zusammen-

jungen, in unserem höheren Schulwesen vorgehen müssen, und daß ! ir gezwungen sind, hier und da bestehende 2wergschulen zu *

seitigen. Im Gegensatz zu den Befürchtungen des Herrn Abgeordneten

rebe darf ih aber versidern, daß dabei mit äußerster Vor- |

ÿt und mit voller Schonung aller berechtigten nteressen vorgegangen werden wird. Es sind zunächst alle cbinzialschulkollegien aufgefordert worden, einen ins einzelne ge- den Bericht über alle Anstalten ihrer Provinzen einzureichen uud tprehend Vorschläge zu machen. Auf Grund dieser Berichte wird dst eine gemcinsame Konferenz in meinem Ministerium fstatt- den, und dann werden die Referenten die einzelnen Provinzen und tit bereisen, und nur nah sorgfättigster Prüfung aller lokalen Ver- ilinise wird an die Zusammenlegung von Schulen Herangegangen den, Es ist ganz selbstverständlich, daß nicht aus\{ließlih, wie der Herr Abg. Grebe befürchtete, der Grundsaß der nackten ZahHlen- Uigleit zugrunde gelegt wird.

Allerdings gibt es Schulen mit weit weniger als 100 SGülern

Eerta bis Oberprima zusammengenommen, die ganz un-

thâliniémäßig hohe Kosten verursachen; diese können nicht '

e aufreht erhalten bleiben. Aber im vgs der rein mehanisGe Grundsay der

allgemeinen wird

) die Nüdsichten auf die Verhältnisse zu Nachbarsulen derselben d und nabe gelegener Orte. Es liegt keineswegs in der Absicht Unterridtéverwaltung, nun etwa die kleinen Städte von höheren len ganz zu entblößen. Jh weiß sehr wohl, daß manhe dulen, Gymnasien und au) Realanstalten gerade in kleinen Orten : Ußerordentlih bedeutungsvolle historische Vergangenheit haben, d 0erade ihre Weiterexistenz auch heute noch im Interesse , Staats und des Squlwesens liegt. Also, meine Damen und e Sie dürfen davon überzeugt sein, daß von irgendeiner | ‘slürzung, von irgendeiner Nichtberüclsichtigung irgendwie eler berechtigter Interessen bei dem Abbau der höheren Schulen

0 die Rede sein wird. / n zwei verschiedenen Seiten, und zwar von dem Herrn “ellen Grebe und von dem Herrn Abgeordneten Dr. Weyl 2 die Frage der staatlihen Bildungsanstalt in ilde, der früheren Kadettenanstalt, zur Sprache gebracht id e Damen und Herren, ih habe im Ausschuß mehrfach aus- u arüber gesproden und darf mi infolgedessen hier auf , 7 nz wenige Bemerkungen beschränken. Es sollte in t naddem die früheren Kadettenanstalten, insbesondere die erfelde, bom Reich der pädagogischen Verwaltung ih unter- h uédrüdlih : nur der pädagogischen Verwaltung s ‘eußischen Unterricßteministeriums unterstellt worden waren, von ble ersu gemacht werden, in Lichterfelde eine Reform- * nah modernen Grundsäßen ins Leben zu rufen.

nadckten ; thlen inaßgebend seinz es werden vielmehr au die Nücksichien auf ; hislorishe Bedeuturg einzelner, au kleiner Schulen in Betracht | ogen werden, ebenso auch die Nücksihten auf die Lage der Schulen

Dieser Versu ist, wie iG rund heraus zugebe, geschGeitert. Er ist keineswegs und das möchte ih hier mit aller Entschiedenheit feststellen an der Unfähigkeit und Ungeshicklihkeit des in der Oeffentlichkeit zu Unrecht so viel angefeindeten Leiters, des Studien- direftors Dr. -Carsen gescheitert. Wenn man nach Gründen für das Scheitern dieses Versuches suchen will, so möchte ih in erster Linie darauf hinweisen, daß Herr Dr. Carsen gezwungen war, mit einem Schülermaterial zu arbeiten, daß fast aus\{ließlich dem Bestande der alten Kadettenkorps mit ihren Traditionen entnommen war, und daß es hier natürlich doppelt und dreifah {wer war, mit dem pväda- gogishen Neformversuch zum Ziel zu kommen. (Zuruf des Abg. Dr. Weyl: Also ein Versuch am untauglihßen Objekt!) Gut, nennen Sie es so.

Zweitens darf ih darauf hinweisen, daß in die SMülershaft von außen her besonders durch eine maßlose nationalistische und antisemitische Agitation systematisch Unruhe und Mißtrauen gegen den neuen Leiter hineingetragen worden ist, und diese nationalistishe und antisemitis@e Verhezung, sowie auch die Presse, die dort verbreitet worden ist, glaube i, sind vor allem daran \{chuld, wenn das Fehlshlagen dieses Versuches festzustellen ist. End- lich, meine Herren, kommt in Frage, daß der Verwaltungsapparat viel zu

kompliziert war. Es war zur Verwaltung der Lichterfelder Anstalt und der |

übrigen staatlichen Bildungsanstalten eine sogenannte Oberleitung ein- gesetzt worden, an der nit weniger als8 —acht, meineHerren— Ministerien des Neichs und Preußens beteiligt waren. (Hört, hört!) In diesem Verwaltungsapparat hat das preußishe Unterrichts- ministerium nur eine einzige Stimme, und es ist in wichtigen und enutscheidenden Fragen mit seiner Auffassung völlig allein geblieben. Unter diesen Umständen mußte zu unserem lebhaften Bedauern der Versuch aufgegeben werden, und ih darf sagen, daß, wenn die preußische Unterrihtsverwaltung nicht in der Lage sein soll, aus Lichterfelde eine wirkli} moderne Neformschule zu machen, sie dann kein Interesse daran hat, diese Anstalt fürderhin überhaupt noch weiterzuführen. Eine Kadettenanstalt im alten Geiste will und kann ih nicht leiten. Es wäre mir nichts erwünschter, nichts lieber, als wenn ich möglichst bald von der Bürde der Verwaltung dieser Anstalt befreit

waktung zurücknähme.

Herr Abg. Dr. Weyl fragte dann, .wo #ich der Haushalt der Gebäude und Anstalten befinde. Der steht im Neihshaushalt. Das preußische Unterriltsministerium war nur der pädagogishe

Treuhänder des Reichs. J bedaure lebhaft, daß der Versuch, hier | | etwas Neues, Grundlegendes zu schaffen, gescheitert ist. (Zuruf des ; Abg. Dr. Weyl.) Ueber die Weiterbeshäftigung der '

Lehrkräfte, die ih eingeseßt hatte, ist im Hauptauss{huß aus- führlich gesproŒen worden. Ich möchte daher auf diefe Personal- fragen hier nicht noh einmal eingehen.

Meine Damen und Herren, ich muß leider eiwas in bunter

Reihe antworten. Herr Abg. Kleinspehn hat hier einen Erlaß | vorgelesen, der |

des Evangelischen Oberkirchenrats sh mit dem Verhalten der Kirche bei einem möglicherweise eintretenden Ableben der früheren Kaiserin beschäftigte: IchG brauche nit auf diese Materie einzugehen, nachdem der Erlaß inzwischen durch den Evangelishen Oberkirhenrat und durccheinen andern Erlaß erseyt und damit aus der Welt geschafft worden ist.

Dann ift der Herr Abg. Dr. Weyl auch hier wieder, wie im Ausschuß, auf die Nußbharmachung städtischer Kranken- anstalten für die Ausb' ldung des jungen medizini- schen Nahwuchses zu sprechen gekommen. Jh habe im Aus- chuß bereits hervorgehoben ich habe es auh in meinem Buch „Staat und HoŸschule“ des näheren auseinandergeseßt —, daß ic grundsäßlich mit der Auffassung des Herrn Dr. Weyl einverstanden bin, daß die städlishen Krankenhäuser in weit höherem Maße als bisher der Ausbildung der jungen Mediziner und der Fortbildung der älteren Mediziner nußbar gemacht werden sollen. Von dieser Auffassung aus is au mein Verhalten in der Frage der Errichtung der Düsseldorfer Akademie bestimmt ge- wesen, mit der wir seit der Auss{hußberatung ein paar tüchtige Schritte wêiter gekommen sind. Von dieser Auffassung ist ebenso mein Verhalten in der Frage der Errichtuug der Akademie für foziale Medizin in Charlottenburg bestimmt. Weiter habe ih nach den Ausführungen des Herrn Abg. Dr. Weyl im Aus- \ch{uß in Begleitung von Professor Dr. Shloßmann das Auguste Viktória-Haus in Berlin besuht und dort die besten Ein- drücke bekommen. Die einleitenden Schritte sind unternommen, um auch diese ausgezeichnete Anstalt der Ausbildung der jungen Mediziner nußbar zu machen. Es ist also nicht nur bei leeren Worten geblieben, sondern es sind au zum mindesten die ersten Schritte in der von Jhnen gewünschten Bahn getan. (Abg. Dr. Weyl: Es dauert zu lange!) Es dauert mir selbst zu lange! (Abg. Dr. ; Weyl : Inzwischen geht Ihre Ministerlaufbahn zu Ende! Heiterkeit.) Endgültig, Herr Dr. Weyl, wird die Frage der Benußung städtischer Krankenhäuser für die Ausbildung8zwecke des medizinischen Nachwuchses erst geregelt werden können mit der Umgestaltung des ganzen medizinischen Unterrichts überhaupt. Das ist eine Arbeit, in der wir mittendrin stehen, und von der ih hoffe, daß sie noch im laufenden Jahre zum Abschluß gelangen wird. :

Nun noch einige Bemerkungen mehr allgemein- politischer Natur! Die Herren Redner der Unabhängigen und der KommunistisGen Partei haben, die Unabhängigen in höflich konzilianten Worten, die Nedner der Kommunistishen Partei, be- sonders natürlich Herr Hoffmann, in gröberek und kloßigerer Tonart, mir zum Vorwurf gemacht, daß die ganze Schul= politik des ersten sozialistishen Kultus- ministers in Preußen stockreaktionär sei. Jch zitiere das Wort, das der Herr Abg. Kleinspehn zu meinem tiefen Bedauern hier gebrauht hat. Insbesondere haben die Hexren Hoffmann und Kleinspehn mir zum Vorwurf gemacht,

daß ih der willenlose Sklave des Zentrums fei, eine Behauptung, die in merkwürdigem Gegensaß zu der Nede von Dr. Lauscher steht, die wir heute vormittag gehört haben. Aber Herr Abg. Kleinspehn, gestatten Sie mir einmal die eine Bemerkung ! Habe etwa i ch s{chuld an dem Wahlausfall, der im Februar 1919 diescs Parlament zusammengeseßt hat? Habe i ch {huld daran, daß die Unabhängige Partei jede Regierungsbildung gemeinsam mit der Mehrheits\ozialdemokratie abgelehnt. hat, daß infolgedessen die Bildung einer Koalition zwishen Sozialdemokratie, Demokratie und Zentrum notwendig wurde? Ich habe {hon bei einer andern Gelegenheit vor reihlich einem Jahre in diesem Haufe gesagt, daß die Ehe zwischen Zentrum und Mehrheits\ozialdemokratie ganz gewiß keine Liebes- heirat, fondern eher von beiden Seiten eine Art Vernunftehe war, die aber durch den Zwang der Verhältnisse geboten war, diz auch geboten war (Abg. Dr. Weyl; Karpfen und Kaninchen !) Herr Abg. Dr. Weyl, auf diese merkwürdige ¿oologishe Kaninchen- bypothese, von der Sie in anderem Zusammenhange vorhin {on ausführlih gesprochen haben, möchte ih nicht nochmals zurückfommen. Ich weiß nicht, weshalb Sie mich zum Versuhskaninhen machen wollen, das sich nach Ihrem Zwishenruf sogar „gepaart“ haben foll. Nein, Herr Dr. Weil, ih {enke es mir, auf diese zoologischen Ab- normitäten einzugehen.

Ich möchte also vor allen Dingen feststellen ; wenn der erste sozial-

| demokratische Kultusminister in Preußen gezwungen war, eine Koalitions-

politif mit dem Zentrum zu machen, fo trifft daran, wenn von einer Schuld die Rede ist, aus\schließlich die preußishen Wähler dice Schuld, die dieses Parlament gewählt haben; und es wird Sache der preußischen Wähler sein, am 20. Februar anders zu entscheiden. (Zuruf rechts.) Meine Damen und Herren, die Zusammenfezung des Hauses und die sich daraus ergebende Zusammenseßung der Regierung ist vêklig unab- hängig von dem Willen des Kultusministers. Daran, daß wir keine fozialistische Schulpolitik und Kulturpolitik in Preußen und Deutschland treiben können, sind in leßter Linie diejenigen \{huld, die in freventliher Weise die Arbeiter ge- spalten und damit ohnmächtig gemacht haben. Das möchte id ein für alle Mal gesagt haben, Herr Abg. Kleinspehn: Es find nicht die Herren, die mir nahestehen, sondern es sind Ihre politishen Freunde, die im Neih und in Preußen bei den ersten Wahlen nah der Revolution sozialistische Parlamentsmelrheiten und damit sozialistishe Regierungen und eine sozialistische Kulturpolitik verhindert haben.

Herr Abg. Adolf Hoffmann hat in der drastishen Weise, die ihn ziert, erklärt, der Abg. Wildermann habe mir alle meine politischen Zähne ausgebrochen. Ach, ih glaube, Herr Abg. Hoffmann verkennt da das Verhältnis, in dem ih die Ehre habe, zu dem Herrn Abg. Wildermann zu stehen, durhaus. So ist unser Verhältnis wahr- haftig nicht!

Es ist im übrigen niht richtig, meine Damen und Herren, daß ich, wenn ih au gewisse politische Nücksicßten auf die Mekr- beitsverhältnisse dieses Hauses und infolgedessen au auf das Zentrum nehmen muß, wie die Herren behaupten, der willenlose Sklave des Zentrums fei. Was dagegen richtig ist, Herr Abg. Kleinspehn, t, daß id mit vollem Bewußtsein und durchaus freiwillig bei meiner S@hul- und Kulturpolitik Rückficht nebme auf den großen katholischen Volksteil, den wir dank unferer unglüdseligen konfessionellen Zersplitterüng in Preußen nun cinmal haben. Ich treibe die Kulturpolitik für ganz Preußen nicht so, als wenn ih sie allein für Groß Berlin zu treiben bätte. Es wäre unverantwortlih, wenn ih das tun wollte, ih würde dann meine Pflicht als Kultusniinister für das ganze Preußen in der s{hlimmsten Weise vernahlässigen.

Aber, meine Damen und Herren, wenn au in der Tat, wie ih ohne weiteres zugebe, infolge der ungünstigen politischen Kon- stellation, wie sie die leßten Wahlen zu diesem Hause geshaffen baben, wenn infolge der Schwierigkeiten, die die traurige Finanzlage des Staates uns auferlegt, wenn infolge der Hemmungen und Bin- dungen, die durch die Neihsverfassung, insbesondere durch das unglück- selige Schul- und Kircenkompromiß und den Sperrparagraphen meiner SHulpolitik auferlegt sind, wenn auch, fage ih, zweifellos dur alle diese Hemmungen von innen und außen einer kräftig forts{Greitenden SqMhul- und Kulturyolitik in dem Sinne, wie ih fie als Scezialist gern treiben mößte, arge Zügel und HemmsBuhbe angelegt sind, fo möchte ih mir doch meine Arbeit, so möchte ih mir doH das Wenige, was allen diesen Hemmnissen zum Tro wirkli erreicht worden ist, nicht von Ihnen verkleinern lassen, und es ist ganz unridtig, meine Damen und Herren, wenn behauvtet wird, in diesen zwet Jahren sei gar niGts erreißt worden. (Zuruf im Zentrum.) Sie sagen: viel zu viel; nein, viel zu wenig, aber immerhin etwas ist es, Herr Abgeordneter Brus. (Zuruf.) Schön, Herr Abgeordneter Kleinspchn! Ich will Ihnen aus dem Stegreif nur einige wenige Dinge nur stiGwortartig nennen, die do) immerhin den Zuständen der früheren Zeit gegenüter cinen bedeutsamen Fortschritt darstellen.

Meine Damen und Herren, wie kange Yat z. B. die gesamte Lehrershaft und. die gesamte Linke dieses Hauses und dic Linke im Volke draußen für die Beseitigung der geist- lihen Orts\chulaufsicht gekämpft. Sie ist erst gelungen, unter dem ersten soziaklistishen Kultueminister. (Abg. Kleinspehus Formell, tatsächlich ist sie noch da!) Nein, fie ist nicht mehr da Und wenn wir heute troß der Verkleinerung des preußisden S gebiets, troß der Finanzkatasirophe, in der wir mitten drin stehen, immerbin {on 550 bis 600 faGlich vorgebildete.haupt- amtlichGe Kreis\chulräte in Preußen haben, dann ist au das ein Fortschritt, den ich mir niht von Jhnen verkleinern laffen möchte. Ih möhte mir auG nit das Gese über die Schul- „vorstände und Schuldeputationeu von Jhnen- ver- YTleinern lassen. Gewiß, ich weiß ebenso gut wie Sie, daß dieses Geseg keineswegs in der Form zustandegekrmmen ist, wie ih es eingebracht hatte, und wie es von der Unken dieses Hauses gewüns@t wurde. Sie selbst wissen aber, daß daran die Ver: