1899 / 56 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Mar 1899 18:00:01 GMT) scan diff

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Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der Provinzial-Schulrath Klewe ist dem Provinzial- Schulkollegium in Koblenz überwiesen worden. j

Am Sgullehrer-Seninar zu Friedeberg N.-M. ist der bisherige ordentlihe Seminarlehrer Regen zu Drossen als

Seminar-Oberlehrer und Ez am Schullehrer-Seminar zu Königsberg N.-M. der bis-

herige ordentliche Lehrer an der Königlichen Blindenanstalt in Stegliß Hinze als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.

Königliche Akademie der Künste.

Die für die Wettbewerbe a. um den Großen Staatspreis auf den Gebieten

der Malerei und Bildhauerei, b. um die Michael Beer-Preise für jüdishe Bild- hauer und für Maler aller Fächer laut Bekanntmachungen vom 7. November 1898 festgeseßten Ein lieferungsfristen der Bewerbungen werden hiermit auf den 13. April verlegt. Die Zuerkennung der Preise erfolgt in Abänderung des Programms im Monat April. Berlin, den 4. März 1899. Der Präsident. H. Ende.

Tagesordnung für die Sizung des Bezirks-Eisenbahnraths zu Altona am Sonnabend, den 18. März 1899, Vormittags 11 Uhr, im Sißungssaale des Verwaltungsgebäudes.

I. Geshäfts8ordnungs-Angelegenheiten. 1) Wahl eines Vorsißenden für die Sißungen des Bezirks- Eisenbahnraths und eines Stellvertreters desselben. 2) Festseßung des Termins für die nächste Sißung des Bézirks:-Eisenbahnraths. Il. Geschäftlihe Mittheilungen 2c. 3) Druksachen des Landes-Eisenbahnraths.

ITI. Güterverkehrs-Angelegenheiten. 4) Antrag auf Aufnahme von Häuten und N rohen grünen und gesalzenen sowie getrockneten, in den dd I und in das Verzeichniß der bedeckt zu befördernden

IV. Fahrplan-Angelegen heiten.

5) Erläuterungen der im Entwurf zum Sommer-Fahr- plan 1899 enthaltenen wichtigeren Aenderungen.

6) Antrag, betreffend das Anhalten der Schnellzüge in Elmshorn.

Altona, den 1. März 1899.

Königliche Eisenbahn-Direktion. Taeg lihsbeck.

üter.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 6. März.

Seine Majestät der Ferlee und König sind am Sonnabend Abend aus Bremen hierher zurückgekehrt. Während der Fahrt nahmen Allerhögstdieselben den Vortrag des Staats- sekretärs des Reichs-Postamts von Podbielski L

Heute Vormittag hörten Seine Majestät den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklihen Geheimen Raths Dr. von Lucanus und hierauf diejenigen der Marine.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Rae und Verkehr, für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, ür das Seewesen und für Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr, für das Seewesen und für Justizwesen hielten heute Sißzungen.

Der kommandierende Admiral, Admiral von Knorr ist von Wilhelmshaven wieder hier eingetroffen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich pessische Geheime Staatsrath Krug von Nidda ist in erlin angekommen.

Nachdem der hiesige argentinishe Gesandte Carlos Calvo Berlin verlassen hat, werden die Geschäfte der Ge- sandtschaft bis auf weiteres durch den Legations-Sekretär Dr. Ricardo Seeber als interimistishen Geschäftsträger wahr- genommen.

Der Regierungs-Assessor Dr. von Strempel ist dem Königlichen Ober-Präsidium zu Posen und der Regierungs-Affessor Dr. jur. von Gottschall zu Leipzig der Königlichen Regie- rung in Bromberg zur weiteren dienstlihen Verwendung über- wiesen worden.

Der Regicrungs-Assessor von Sydow zu Görliß ist bis auf weiteres dem Landrath des Kreises Löwenberg, Regierungs- bezirk Liegniß, ‘zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.

Laut telegraphishecr Meldung an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Charlotte“, Kommandant: Kapitän zur See Vüllers, am 3. März- in Tanger ange- kommen und R, gane nach Lissabon in See zu gehen S. M. S. „Kaiserin Augusta“, Kommandant: Kapitän E See Gülich, ist am 4. März von Manila nah Kiautschou n See gegangen.

_ Seine Majestät der Kaiser und König verließen,

‘wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern Nachmittag um 3 Uhr den

Rathskeller und begaben Sih nah dem Bahnhofe, von wo um 3 E 10 Minuten die Weiterreise nah Berlin erfolgte.

An dem Frühstück im Rathskeller hatten u. A. theil- genommen: die Staatssekretäre, Staats-Minister von Bülow und Tirpiß, der Staatssekretär von Podbielski, der Chef des Zivilkabinets, Wirkliche Geheime A Dr. von Lucanus, der preußishe Gesandte bei den Hansestädten Graf Wolff- Metternich, der preußische Gesandte in Oldenburg Graf Henckel von Donnersmarck, der Ober-Baudirektor Franzius, der Vor- sizende des Aufsichtsraths des „Norddeutschen Lloyd“ Georg Plate und der Konsul Achelis.

Oesterreich-Ungarn.

Das ungarische Unterhaus hat am Sonnabend die Gesetzentwürfe, betreffend das diesjährige Rekrutenkontin- ent und die unveränderte ufrehterhaltung der ehrgesegnovelle für das laufende Jahr, angenommen.

Die Vereinigung der liberalen Partei mit der bisherigen oppositionellen Nationalpartei unter Führung des Grafen Apponyi ist am Sonnabend vollzogen worden. Von der aufgelösten Nationalpartiei haben nunmehr 22 Mit- glieder, darunter die Führer Graf Apponyi, Ferdinand Forman Arpad Szentivanyi, Graf Alexander Karolyi und

merih Hodossy, ihren Eintritt in den Klub der liberalen Partei angemeldet.

Großbritannien und Frland.

Agoncillo, der frühere Vertreter Aguinaldo's in Washington, traf, wie „W. T. B.“ meldet, in der Nacht zum Sonnabend von Skerryvore in Oban ein und seßte als- bald die Reise nah London fort.

Frankreich.

Der König von Schweden und Norwegen, Aller- höchstwelher am 3. d. M. in Paris eintraf und bei seiner Ankunft von dem General Bailloud im Namen des Präsidenten Loubet begrüßt wurde, hat sih, dem „W. T. B.“ zufolge, am Sonnabend nach Biarriß begeben.

JFtalien.

Die Deputirtenkammer seßte am Sonnabend die Debatte über Tagesordnungen, betreffend die politishen Maß- nahmen, fort. Wie „W. T. B.“ meldet, wurde von vielen Seiten der Schluß der langen Debatte beantragt. Mehrere Deputirte zogen ihre Tagesordnungen zurück. Unter roßcr Aufmerksamkeit erinnerte der Minister-Präsident B ¿eTlout daran, daß er die Kammer bereits gebeten habe, ohne irgend welhe zweideutige Nebengedanken für den Ein- tritt in die zweite Lesung der Vorlagen zu stimmen. Er wiederhole nun, daß ein solcher Beschluß die grundsägliche LAL ung zu den Vorlagen bedeuten müsse, nur mit der inshränkung, daß man dieselben verbessern oder erweitern könne. Der Minister - Präsident fügte hinzu: um die Sachlage ganz klar hinzustellen, erkläre er, daß die Regie- rung bezüglich dieses Beschlusses in dem von ihm dargelegten

Sinne die Vertrauensfrage stelle. Darauf wurde zur nament- .

lihen Abstimmung über den Uebergang zur zweiten Lesung in dem ausgesprochenen Sinne eines Vertrauensvotums für die Re- gierung geschritten. Dieselbe ergab die Annahme mit 310 gegen 93 Stimmen. Nach der Abstimmung über den Uebergang zur zweiten Lesung beshloß die Kammer, der Geschäftsordnung gemäß, die Bureaux mit der Wahl der Kommissarien zu be- aufiragen, welche über die zweite Lesung der politishen Ge- seße Bericht zu erstatten haben.

Wie verlautet, wird sich der Kontre-Admiral Greuet in Neapel an Bord des „Stromboli“ zur Abreise nach China einschiffen, um dort das Kommando über die italienische Schiffs- Division zu übernehmen.

Ueber das Befinden des Papstes liegen folgende Meldungen des „W. T. B.“ vor:

Ein am Sonnabend Abend 6 Uhr ausgegebenes, von den Aerzten Mazzoni und Lapponi unterzeichnetes Bulletin besagt: Der Papst blieb etwa zwei Stunden außer Bett, ohne Un- bequemlichkeiten zu verspüren. Temperatur 37, Puls 72, Athmung 22.

Nach den vorgestern Abend 9 Uhr im Vatikan aus- gegebenen Nachrichten war das Befinden des Papstes andauernd befriedigend; die“ Körpertemperatur war auf 37 Grad gz- blieben. Der Papst äußerte dem Kardinal Angeli gegenüber, er

ebe gern seine Zustimmung dazu, daß alle Zeitungsartikel Über seine Krankheit gesammelt würden; er habe es mit Ge- nugthuung empfunden, daß Alle nur mit Achtung von ihm gesprochen hätten. j

A N gestern Vormittag 10 Uhr ausgegebene Bulletin autet:

Die Nacht verlief ruhig ; der Papst hat mehrere Stunden ge- \{lafen ; alle Organe funktionieren normal ; man hielt es niht für nöthig, die operierte Stelle noWmals zu besihtigen. Gleich nah dem Besuch der Ae: zte hat der Papst das Bett zu verlassen ge- wünscht. Heute Abend wird kein Bulletin ausgegeben werden. Körpertemperatur, Puls und Athmung sind normal.

Mazzoni, Lapponi.

Die Körpertemperatur, welche in diesem Bulletin nicht angegeben ist, betrug 36,7 Grad, zeigte also ein Sinken, welches als das bcste Zeichen betrahtet wird. Lapponi äußerte sich einem Vertreter der „Agenzia Stefani“ gegenüber, er sei glüÆlih, die Heilung als gesichert betrahten zu können. Jn zwei oder drei Tagen dürfte die Veröffentlihung von Bulletins eingestellt werden. Der Papst blieb von 101/2 Uhr Vormittags bis 1 Uhr Nachmittags außerhalb des Bettes.

Nach den lezten Nachrihten von gestern Abend befand sih der Papst so wohl, daß Dr. Lapponi Nachmittags und Abends den Vatikan verlassen konnte und ers um 11 Uhr Abends zurückkehrte, um vorsichtshalber zur Ueberwachung die Nacht hindurch dort zu verweilen.

Spanien.

Das neue Kabinet ist, nach einer Meldung des „W. T. B.““, wie folgt, gebildet worden: Silvela Präsidium und R A Dato Inneres, Vill averde Finanzen, Duran Justiz, Polavieja Krieg, Marquis Pidal öffentliche Arbeiten und Kolonien, Gomez Jnaz Marine. Die neuen Minister leisteten gestern Vormittag der Königin-Regentin den Eid und traten darauf zu einer Sißung zusammen. Liniers wurde zum Präfekten von adrid, Rances

1 zum Unter-Staatssekretär des Staats-Ministeriums, Marquis

ema zum Unter-Staatssekretär des Jnnern und General Capdebon zum Unter-Staatssekretär des Krieges ernannt. Der Ministerrath anl dann, die Pensionen sämmtlicher früheren Minister aus Rücksichten der Sparsamkeit zu streichen. Die Cortes werden heute zu einer Sißung zusammentreten, um die Verlesung des Auflósungsdekrets entgegenzunehmen.

Jn Valencia, wo Diet der Dampfer „Cheriboz“ mit dem legten spanishen Truppentransport von Cuba eingetroffen ist, haben die in die Heimath entlassenen Soldaten wegen der Nothlage, in welcher sie sich befinden, Kundgebungen veranstaltet.

Velgien.

_ Der König hat, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern eine kleine Operation, welche eine Anshwellung im Gesicht nöthig gemacht hatte, glücklih überstanden. Das Befinden Seiner Majestät ist befriedigend. Allerhöchstderselbe gedenkt bereits morgen den neuernannten rumänischen Gesandten in Audienz zu empfangen, um dessen Beglaubigungsschreiben entgegen zu nehmen. Jn dem Befinden der Königin isst eine Verschlimmerung eingetreten. Nachdem . Allerhöchstdieselbe am Sonnabend Abend eine Krisis glücklih überstanden hatte, trat gestern Mittag eine neue Wh mit Fieber ein, sodaß wenig Hoffnung blieb, die hohe Patientin, Allerhöchstwelche mit den ebaateamenten versehen wurde, am Leben zu er- halten. Abends trat, nah einem von den Doktoren Thiriat und Stienon unterzeihneten Bulletin, eine leihte Besserung ein. Die Königin hatte eine bessere Nacht und konnie kurze

Zeit schlafen. Amerika.

Der Kongreß der Vereinigten Staaten hat sich am Sonnabend vertagt, nahdem der Senat und das Re- präsentantenhaus den Beriht der Kommission beider Nee Über die Fluß- und Hafenbill angenommen hatten.

n diesem Bericht wird der Paragraph, betreffend den Plan des Nicaragua-Kanals, bedeutend abgeändert und dem Präsidenten die Ermächtigung ertheilt, über alle für einen Kanal zwischen dem Stillen und dem Atlantishen Ozean in

Frage kommenden Routen, namentlich über den Nicaraguas- -

und Panama-Kanal Untersuchungen anzustellen, deren Resultat der Präsident dem nächsten Kongreß unterbreiten soll. Für diese Vorarbeiten wurde cine Million Dollars ausgeseßt, doch wurde für die Jnangriffnahme des Kanalbaues selbst noch nichts bewilligt. :

Asien.

Aus Bombay meldet das „Reuter’she Bureau“, daß Vasudev Chapekar und Ranade wegen der Ermordung der Brüder Dravid in Puna (\. Nr. 36 d. Blattes) zum Tode verurtheilt worden seien. Der Mitangeklagte Sathe habe als Helfershelfer zehn Jahre Gefängniß erhalten.

Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Peking vom gestrigen Tage: Es verlaute, das Tsung-li-Yamen lehne es ab, die Forderung des italienischen Gesandten, betreffend die Ueberlassung einer Schiffsstation an der Sanmun-Bay, entgegen- O Man lege von italienisher Seite diejem

orgehen feine große Wichtigkeit bei, da man wisse, daß die Forderung von der italienischen Regierung werde aufrecht erhalten werden, und man nicht daran zweifle, daß die Vérhand- lung darüber in der in China üblihen Weise verlaufen werde. Jnzwischen habe der bei der italienishen Regierung beglaubigte chinesishe Gesandte, der sh zur Zeit in London, wo er eben- falls beglaubigt sei, befinde, telegraphisch Befehl erhalten, si sofort nach Rom zu begeben, um mit der italienishen Regie- rung zu verhandeln.

Ein in Washington eingetroffenes Telegramm aus Manila meldet, daß eine bedeutende Streitmacht der Auf- ständischen, welhe sich mit den Jnsurgenten auf Guade- loupe zu vereinigen beabsichtigte, vorgestern durch ein amerikanishes Kanonenboot beschossen ‘und mit erheb- lichem Verlust zerstreut worden sei. Nachdem der deutsche Kreuzer „Kaiserin Augusta“ Manila verlassen habe, hätten die Vereinigten Staaten von Amerika den Schuß der Deutschen und deutshen Schußgß- genossen auf den Philippinen übernommen.

Afrika.

Aus Massowah berichtet die „Agenzia Stefani“, daß"

den aus dem Lager Menelifk’s bei Borumieda S a Berichten zufolge Nas Mangascha und Ras Sebath am 18. Februar Vormittags mit einem Stein am Halse vor Menelik erschienen seien. Der Empfang habe unter Entfaltung roßer Streitkräfte stattgefunden, Menelik sei von vielen Heer- fâhrern umgeben gewesen, unter denen sich der König Godgiam, Ras Makonnen, Ras Michael und Ras Olie befunden hätten.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die vorgestrigen Sißzungen des Neichs- tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage. ¿

Jn der heutigen (50.) Sißung des Reichstages, welcher der Kriegs-Minister , Generalleutnant von Goßler beiwohnte, stand zunächst die dritte Berathung des Geseß- entwurfs, betreffend die Einrichtung eines besonderen Senats für das bayerishe Heer bei dem Reichs- Militärgericht in Berlin, auf der Tagesordnung.

Abg. Ur. Schädler (Pera, erflärt, daß er troß der danfken®- werthen Erklärung des Reichskanzlers, daß obne eine neue Verein- barung mit Bayern eine Aenderung des Gesehes nicht erfolgen könne, sich denno veranlaßt sehe, wegen der niht genügend gewahrten bayerishen Sonderrechte mit seinen engeren Freunden gegen das ganze

Gesetz zu stimmen. i : Die Vorlage wird darauf gegen die Stimmen der baye-

rishen und einiger anderen tglieder des Zentrums an- genommen.

Es folgt die Fortseßung der zweiten Berathung des Reichshaushalts-Etats für 1899 bei dem Etat für die Verwaltung des Reichsheeres, und zwar bei den ein- maligen Ausgaben. :

Zu Tit. 1, wona dén Unteroffizieren der Besaßungs- Lappen von Elsaß-Lothringen eine Zulage gewährt wird, ittet der

a7 Schrempf (d. kons.), auch den Mannschasten eine Zulage zu bewilligen. / Gestriheén werden, dem Antrage der Kommission gemäß, 135 (4 für Garnison-Arrestanstalten in Berlin;

000 M von 180000 S zur eiterung des Kriegs - Ministeriums; 100 000 von. 250 M

r eine Kavalleriekaserne in Pasewalk; 27 000 4 für ein shhaus beim Garnisonlazareth in Glogau; 24 050 M von 178050 M6 zu Neubauten auf den Remontedepots; je 100000 bei den Kasernenbauten in Kamenz und Zwickau. Für den Neubau eines durch Brand zerstörten Garnisonlazareths in Stuttgart werden nur 10000 ( für die Entwurfbearbeitung statt der gcforderten 147 000 #4 bewilligt. ; j Im außerordentlichen Etat werden bewilligt 10 Mill. Mark als fiebente Rate zur Vervollständigung der wichtigeren Festungsanlagen. i i Es folgt der Etat des E Pensions- fonds. Berichterstatter ist Abg. Müller- Fulda (Zentr.). Der Etat wird ohne Debatte genehmigt. 7 Bei Schluß des Blattes nimmt der Abg. Müller-Fulda ur Berichterstattung über den Etat des Reichs- nvalidenfonds das Wort. i

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (36.) Sißung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld beiwohnte, die zweite Berathung des Staats- haushalts-Etats für 1899 bei dem Etat der Handels- und Gewerbeverwaltung fort. :

An der Debatte betheiligten sih bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Gamp (fr. kons.), Dr. Barth (fr. Vgg.), der Minister für oa und Gewerbe Brefeld, sowie die Abgg. Graf von Kanißtz (kon).) und Dr. Sattler (nl.).

Nr. 9 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 3. März, hat folgenden Inhalt: 1) Marine und Schiffahrt: Betriebsordnung für den Kaiser Wilhelm-Kanal. 2) Konjulat-Wesen : Ernennungen; Exequatur-Ertheilungen. 3) Kolonial-Wesen: Ermächtigung zur Vornahme von Zivilstands-Akten im Schutzgebiete der Neu-Guinea- Kompagnie. Polizei-Wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem

NReichsgebiet.

Statistik und Volkswirthschaft.

Woßhlfahrts-Einrichtungen.

Die Firma Haniel u. Lueg in Düsseldorf hat, wie der „Köln, Ztg.“ geschrieben wird, anläßlih ihres am 1. März d. J. gefeierten % jährigen Betriebsjubhiläums einen Betrag von über 100 000 Æ im Interesse ihrer Beamten und Arbeiter verwandt : 50000 M find zur Gründung einer Beamten- Versorgunaskasse, 3000 (4 für eine Arbeiter- bibliothek bestimmt, der Rest ist zu Geschenken an sämmtlihe Beamte und Arbeiter benußt worden. Ferner bat der Kommerzien - Rath Haniel ein Kapital von 50000 Á gestiftet, dessen Zinsen zum Besten von Wittwen und Waisen verstorbener Arbeiter der Firma Haniel U. Lueg verwandt werden sollen.

Für die Arbeiter und Beamten des Hösh’\chGen Werkes in Dortmund hat, der „Köln. Ztg.“ zufolge, Frau Hösh bei der Se des Todestages ihres Gatten ein Kapital von 50 000 #4 gespendet. :

Gewinnbetheiligung.

Die Kaolin-Aktiengesellschaft in Karlsbad hat, der „Sozial-Korr." zufolge, vor drei Jabren die Betheiligung ihrer Arbeiter am erzielten Reingewinn eingeführt. Im abgelaufenen Jahre erhielten die. Aktionäre eine Dividende von 5 9/0, und der gleiche Prozentsaß wurde als Gewinnantheil für die Arbeiter festgeseßt. Den Gewinnantheil erhielten in diesem Jahre 238 männliche Arbeiter (je 10 Fl.), 77 weibliche Arbeiter (je 8 Fl.) und 4 Lehrlinge (je 1 Fl.). An 319 Arbeiter wurde somit ein Betrag von 3000 Fl. zur Auszahlung gebraGt. Die Porzellanfabrik Kahla im Altenburgishen bat gleihfalls die Betbeiligung ihrer Arbeiter am Geschäft8gewinn eingeführt. Bei Abs{luß der Rechnung für das Fahr 1898 wurde in diesem Sinne ein Betrag von 33 0003 A vertkeilt

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Krefeld wird der „Köln. Ztg.“ zum Ausftande der Sammetweber weiter gemeldet: Obgleih zu der Si urs der fozialen Kommission am Freitag weder Arbeitgeber noch Arbeit- nehmer erschienen waren, so glaubt die Kommission denno, ihre Vermittelung zu einer Beilegung des Ausftandes fortsezen zu müssen; Fie will nunmehr mit beiden Parteien getrennt unterhandeln.

Die Absiht der Berliner Bäckergesellen, die Lohnbewegung im Bêckergewerbe über Berlin hinaus auszudehnen und einen allge- meinen Ausftand in allen größeren deutshen Städten ins Leben zu rufen, ist, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, gescheitert. Jn verschie- denen Gegenden des Reichs haben dieser Tage Bälerversammlungen stattgefunden, in denen aus Berlin und Hamburg entsandte Agitatoren vor dem Zuzug nah der Reichshauptstadt im Hinblick auf den bevorstehenden Ausftand warnten und zu cinem Anschluß an die Berliner Bäckerbeweaung mahnten. Diese Aufforderung fand aber nur sehr gerirgen Anklang; in den meisten Versammlungen lehnten es die Gesellen ab, mit den in Berlin gestellten Forderungen an ihre Arbeitgeber heranzutreten, weil sie von einem Zusammen- gehen mit den Meiftern weit mehr E als von einem Ne,

Aus Barcelona meldet ,W. T. B.“: Die Arbeiter în den am Flusse Ter gelegenen Fabriken haben die Arbeit niedergelegt. Da der Auéstand ernsteren Charakter zu haben scheint, ist Gendarmerie zur Aufrechterhaltung dec Ordnung aufgeboten worden,

Kunft und Wissenschaft.

Der Verein der Künftlerinnen und Kunstfreundinnen bielt gestern Mittag unter dem Vorsiß der Frau Dr. Lessing im Viktoria-Lyce1m seine Generalversammlung ab. Der Verein, der gegenwärtig 275 Künstlerinnen und 460 Kunfstfreundinnen zu Mit- garen zählt, hat auch im Fergangenen Jahre eine érfolareide

bâtigkeit entfalten können. Der Minister der geistlichen 2c. An- gelegenheiten bewikligte einen Staatszushuß von 2400 4, die Stadt gewährte 3000 #ÆA speziel für die von Fräulein Hönerbah

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geleitete Mal- und Zeichenshule. Diese besuchen z, Zt.

350 Schülerinnen, von denen sich 36 für das Zeichen- [lehrerinzen-Exa2men vorbereiten. An der Schule, in der 15 Vor- mittags- und 9 Abendklassen eingerihtet sind, wirken außer der Direktorin 14 Lehrkräfte, von denen drei im vergangenen Jahre neu berufen sind. Vereinnahmt hat die Schule 41 614 (4, darunter 36452 an Schulgeld, obgleih 6818 Æ, die den Werth des ge- währten Freiunterrihts und der Vergünstigungen repräsentieren, nicht zur Erhebung gekommen sind. Bei der Vereinskonkurrenz erhielten erste Preis: Fräulein Gerresheim- Arnshof und Fräulein Bertha Schrader-

resden, einen zweiten Preis Fräulein Lilli von Werner, Aner- kennungen die Damen Henny Teppermann und Anna Kühn. Die gleichfalls eines rg a für würdig befundene Bewerbung des Fräulein Weiß konnte nicht berücksihtigt werden, da ihr Bild, entgegen den Bestimmungen, bereits früher ausgestellt gewesen ist. Für die nächst- jährige Konkurrenz wurde ein Interieur in Oel- oder Aquarell malerei als Aufgabe gestellt. Die Stipendien des Vereins erhielten von sechs Be- werberinnen die Damen Julie yon der Lage, Elise Göbler und Elsa Oebme. Die Darlehnskasse wette 6 Darlehen in Höhe von 950 4; zurückgezahlt wurden 2. Darlehen mit 250 4; ausftehen noch 15 mit 1900 A Die Pensionskafse, die mit dem Hilfsfonds zusammen über 98258 M verfügt, zählt 42 zahlende und 14 pensions-

berechtigte Mitglieder: 9 Mitglieder mehr als im Vorjahre. Die Pensionëtquote konnte wiederum eine Erhöhung erfahren. Die Weihnachtsmesse hat bei 13 500 4 Umsay abermals einen guten Erfolg gehabt. Dem Fräulein Helene Lobedan, welche 23 Jahre hindurch diese Messen geleitet hat, wurde anläßlich ihres NRücktritts seitens der Versammlung dur éine herzlihe Ovation der Dank für die langjährige Mühewaltung bezeugt. Zu Ehrenmitgliedern wurden gewählt Staats - Minister von Delbrück, Professor Köpving und Fräulein Sophie Dönner-Hamburg. Leßtere bat seit zehn Jahren die Mittel zur Verleibung eines Stipendiums ge- währt, das im Berichtsjahre Frl. Anna Fernow erhielt. Die Ver- sammlung beshloß, im nähsten Winter ein großes Fest zu veran- stalten ; die nähste große Ausstellung des Vereins foll erst im Winter 1900/1901 ftattfinden. Ein Antrag auf Umgestaltung der Sthul- kommission des Vereins fand nit die erforderlihe Mehrheit.

. Der auf der Tiefsee-Expedition befindlißke Dampfer „Valdivia“ i}, wie „W. T. B.“ aus Hamburg meldet, gestern bei den Seychellen angekommen. An Bord ift Alles wohl.

Bauwesen.

: Vor dem Eintritt in die Tagesordnung der März-Versammlung des Berliner Bezirksvereins Deutscher Ingenieure ge- dachte der Vorsißende, Geheime Regierungs-Rath Riets chel, mit warmen Woktten des verstorbenen Geheimen Bauraths Veitmeyer, der vor wenigen Jahren erst aus Anlaß seines 70. Geburtstages zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt worden war. Der Verewigte hat bis in die jüngste Zeit dem Verein seine rege Theilnahme bewahrt und noch vor zwei Jahren einen sebr tnterefsanten Vortrag über Leucht- feuer gehalien. Unter den geschäftlichen Mittheilungen vom Vorstandstish ist die Einladung des an der Technischen Hodigule neu angestellten Lehrers der russishen Sprache zu fleißiger Benußung der gebotenen Gelegenheit, ‘die Sprache des großen Nachbarreiches zu erlernen, der Heryorhebung werth. Der bevorstehende 70. Geburtstag des Dezernenten für die Tehnishen Hohshulen im Ministerium der geistlihen 2c. Angelegenheiten, Geheimen Ober - Regierungs- Raths Dr. Wehrenpfennig, soll durch ein Festmahl ge- feier werden. Von dem Verein zur Förderung des Gewerbfleißes war, unter Aufforderung zur Unterstüßung seiner Be- \trebungen, ein Schreiben eingegangen, wonach dieser befreundete Verein bei dem Minister für Handel und Gewerbe sowohl wie beim Magistrat von Berlin wegen Vermehrung der tehnischen Mittel- \hulen, besonders in der Reichshauptstadt, vorstellig geworden ist. Den Vortrag des Abends hielt Ingenieur La sche von der Allge- meinen Elektrizitäts-Gesellshaft über „die Zukunft des Drehstrom- Motors“. Es liegen, wie der Redner ausführte, genügende Er- fahrungen vor, um heute bereits ein ershöpfendes Urtheil zu fällen, denn die genannte Gesellshaft hat 500 diefer Motoren seit längerer Zeit im Eigenbetrieb. Mit den Gleichstrom-Motoren theilt die jüngere Form die Vortheile der Ersparniß der Trans8missionen und bequemen ODisponierbarkeit der anzutreibenden Arbeits- maschinen. Jenen überlegen is der Drehstrom-Motor dadur daß der Nußteffekt in sehr weiten Grenzen der Belastung nahezu derselbe bleibt. Die Allgemeine Elektrizitäts-Gesellshaft baut im Wesentlichen zwei verschiedene Modelle diefes Motors : eines, das 140 und ein anderes, das 960 Touren in der Minute maht. Die

roße Geshwindigkeit des zweiten Modells erfordert naturgemäß die A oénbung von Vorgelegen und Uebertragung8mechanismen auf die meist erheblich langsamer laufenden Arbeitsmechanismen. Es würde in- dessen ein Vorurtheil sein, anzunehmen, daß hieraus eine Vertheuerung entspringe, vielmehr i\t das Gegentheil der Fall. Alle diese Motoren f Kurzschluß-Maschinen; nur wo ausnahméweife langsames An- ahren gefordert wird, verwendet man Motoren mit Schleif- ringen. Die erstere Ausführung hat den Vorzug, keine Be- dienung zu verlangen. In der \sich an den beifällig“ auf- genommenen Vortrag anschließenden Diskussion wurde noch ein besonderer, dem transmissionslosen elektrischen Antrieb beiwohnender Vortheil hervorgehoben, der \sich je länger desto mehr herausftellt, nämli die mittels der vorhandenen elektrishen Laufkrahne gegebene leihte Möglichkeit, die Arbeitsmaschinen von einem Tay zum andern, also etwa von einem zu {wach für eine bestimmte Arbeitsleistung erkannten Motor zu einem anderen zu translozieren. Zum Schluß wurde ein Antrag: Der Verein möge zu dem die Verhältnisse der iPatent-Anwälte regelnden Gesetz, welhes demnächst den Neichstay beschäftigen wird, Stellung nehmen, dadurch erledigt, daß der zur Berathung der Patentgeseßz- gebungsreform niedergeseßte Tin auch diese Angelegenheit in den Kreis seiner Berathungen ziehen fol. Die alsbaldige bestimmte Stellungnahme fand bei den stark auseinandergehenden Anschauungen niht genügende Unterstüzung.

In Stuttgart is, wie „W. T. B." meldet, der Hof-Bau- direktor Joseph von Egle heute im Alter von 80 Jahren estorben, Seine Hauptwerke find: das Polytehnikum in tuttgart (1860 bis 1863), der innere Umbau des nord- östlihen Flügels des Königlihen Sclosses daselbst (1864 bis 1867), die Baugewerkshule (1866 —1870) und die katholishe Kirhe in Tübingen (1876—1878). Ferner leitete er u. a die Restaurations- arbeiten der Frauenkirche zu Eßlingen und der Stiftskirche zu Utach. Auch als Fachschriftsteller war der Verstorbene mit Erfolg thätig.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) is die zweite englishe Post über Ostende vom 4. März ausgeblieben. Grund: Schlehtes Wetter auf See.

Bremen, 4. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Ems“, v. New York kommend, 3. März in Kane Delgada anger „Roland“, v. Baltimore kommend, 3. März Lizard passiert. „Oldenburg* 3. März v. Bremen in New Yo1k angekommen.

5. März. . T. B.) Dampfer „Preußen“, v. Ost-Asien kommend, 4. März Gibraltar passiert. „Barbarossa“ 4. März Reise v. Adelaide n. Fremantle fortges. „Trier", v. Brasilien kommend, 4. März auf der Weser angek. „Friedrih der Große“, v. New York kommend, 4. März Scilly passiert.

Hamburg, 4. März. (W.T. B.) Hamburg-Amerika -Linie Dampfer „Pennsylvania“ aestern in New York, „Bolivia“ in Punta Delgada. „Scotia* in St. Thomas, „Knight of St. George“ in Philadelphia, „Fürst Bismarck“ v. Genua kommend, „Pretoria“ v. Plymouth kommend, in Hamburg eingetr. „George“ Donnerstag v. Buenos Aires n. Genua, „Stratbgary“ v. Punta Delgada n. Baltimore, „Helene Rickmers“ v. Portland n. Hamburg abgeg.

London, 4. März. (W. T. B.) Union - Linie. Dampfer „Goorkha“ auf Heimreise heute in Southampton angekommen.

Castle - Linie. Dampfer „Braemar Casile*“ auf Ausreise gestern in Delagoa-Bay angek. „Avondale Castle“ Freitag Cana- rishe Inseln passiert.

Rotterdam, 4. März. (W.T. B.) Holland-Amerika- Linie. Dampfer „Werkendam“, v. Rotterdam n. New York, gestern Vormittag in New York angekommen.

5, März. (W. T. B) Dampfer „Maasdam“ heute y. New York in Rotterdam angekommen.

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Bizet's einaktige Oper „Djamileh“, welche seit längerer Zeit nit mehr auf dem Spielplan ershienen war, ging am Sonn- abend neu einstudiert in Scene, Das anmuthige orientalishe Stim mungsbild mit seiner ergreifenden Handlung und einschmei{chelnden Musik fand wieder den allgemeinen Beifall des vollbeseßten Hauses. Die Titel-

partie sang, wie früher, Fräulein Rothauser, welche vorzügli disponiert war und in Gesang, Darstellung und Erscheinung die ihren Herrn Harun leidenschaftlih liebende Sklavin ungemein fesselnd verkörperte. Den Harun selbst gat Herr Philipp, defjen frishe Tenorstimme an Glanz und Kraft immer noch zu gewinnen scheint; den selbstsüchtigen

aushofmeister Splendiano brachte Herr Lieban zu voller komischer

irkung. Als Almée führte Fräulein Urbanska ihren {chwierigen Tanz- part mit vollendeter Grazie aus. Dem Bizet’shen Werke folgte d’Albert’s musikalisches Lustspiel „Die Abreise“, das sih die Gurst des Publikums allmählich zu erobern sheint. Das zierliche Werk erweckt in der That bei mehrmaligem Anhöôren mehr Intereffe, als man ihm nah der Erstaufführung zuzutrauen geneigt war. Die Puntes der Instrumentierung und der musikalisch zum Ausdruck ommende echte Humor lasen die Mängel des Textes fast vergessen. Die Situationen, die an sich keinen besonderen Bübneneffekt erzielen würden, werden durch das Orchester so trefflich illustriert und ergänzt, daß man niht umhin kann, ih den Intentionen des Komponisten willig hinzuzugeben. Der Erfolg i} fceilih auch dem jeßt völlig einwand- freien Zusammenwi1ken der ausführenden Kräfte vor und auf der Bühne mit zu verdanken. Den Abend {loß das reich aus- gestattete Blumenballet „Vergißmeinniht“ gefällig ab.

Belle-Alliance-Theater.

Das historishe Schauspiel „Die Gräfin von Schwerin“ von Ernst Wichert ging gestern vor einem vollbeseßten und beifalls- frohen Hause zum ersten Mal in Scene. Die Handlung spielt am Anfang des dreizehnten Jahrhunderts im Schweriner Lande und hat die Lostrennung dieses Ostseegebiets von der dänishen Lehns- oberboheit und seine Wiedergewinrung für - das Deutsche Reih zum Gegenstande. Um diese geshihtlihe That bühnenwirksam zu gestalten, hat der Dichter sie als das Ergebniß mens{hlicer Leiden- haft und menschliher Schwachheit dargestellt. Das heiße Verlangen des däniszen Königs Waldemar nah der jungen Gemahlin des alten Grafen von Schwerin bildet den Mittelpunkt des Konflikts. Der beleidigte Graf bleibt Sieger auf dem Schlachtfelde... König Waldemar aber triumphiert auf dem Felde der Liebe. Die s{öne Gräfin, deren leidenschaftlihes Herz für den jungen König \{chlägt, während ihre Ehre sie zur Treue gegen den gréisen Gatten ver- pflichtet, büßt ihre Schuld mit dem selbstgewählten Tode. Diese drei Gestalten, welche als die Träger der Handlung im Vordergrunde der Dichtung stehen, sind in großen Zügen gezeichnet, und der Dichter hat mit Bedacht Licht und Schatten gleihmäßig auf sie vertheilt. Ueber dem Bemühen, neben die menschliche Shwäche gewissenhaft auch die guten Regungen der Menschenseele zu stellen, kommt aber die charafteristishe Gestaltung des Wesens der Personen zu kurz. Die rauhe Tugead des Grafen Schwerin, die gleißnerische Liebens- würdigkeit des Königs Waldemar und das heiße Temperament der Gräfin von Schwerin hätten wohl kräftiger herausgearbeitet werden können. In ‘der Scenenführung zeigt sich der Verfasser als der gewandte Bühnendichter, als den man ihn aus seinen früberen Arbeiten kennt. Die Shwursceneder Gräfin in der Blutkavelle, derAbschied von dem Gatten und das Liebesgespräh mit dem König Waldemar bieten dramatisch belebte Momente dar. Zur Verknüpfung der Handlung find mancherlei interessante Motive herangezogen worden; die mittel- alterlihe Romantik blüht an allen Orten: im Pilgergewande kehrt Graf Schwerin aus dem Morgenlande zurück; die Gräfin wird von dem vermummten König aus ihrer Burg geraubt; ein wild blickender Sarazene , ein ergebener Diener des Grafen, schreitet in malerischen Gewändern über die Bühne, und sein vergifteter Dolch ift die Todes- waffe der Gräfin. Diese Fülle von Anregung und Spannung ent- \chädigt daber E für den Mangel an Vertiefung und aus- reihender Begründung einzelner Scenen. Die Darstellung verdient lebhafte Anerkennung. Fräulein Grüning besißt den loaailéden Ton für romantishe Heldinnen; wenn sie ihm mehr Nuancen verleihen wollte, würde ihre Vortragskunst bedeutend genannt werden können. Herr LAllemand brachte den rauhen Ernft des Grafen Schwerin \chlicht zur Geltung. Herr Wedlich betonte in seiner Darstellung be- fonders den Troß und die Liebesleidenschaft des König Waldemar.

Im Königlichen Opernhause gelangt morgen Carl Maria von Webers Oper „Der Freishüß" mit den Damen Hiedler, Dietrich, Rothauser, Neinisch, Krainz, Pohl und den Herren Sommer, Mödlinger, Hoffmann, Bachmann, Knüpfer und Krasa zur Aufführung. Kapell- meister Dr. Muck dirigiect. Herr Ernst Kraus, der von feiner amerikanishen Gastspiel - Reise zurückgekehrt ift, wird am Freitag, den 10. d. M, seine künstlerishe Thätigkeit als Masanielo in Aubers Oper „Die Stumme von Portici“ wieder aufnehmen. Die für diefen Tag angeseßte Aufführung der Oper „Der Prophet“ muß wegen Erkrankung des Herrn Sylva auf kurze Zeit vershoben werden.

___ Im Königlichen Schauspielhause wird morgen Shake- speare’s Trauerspiel „Julius Caesar“ gegeben.

Unter dem Protektorat Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Elisabeth zu Hohenlohe-Schillingsfürst wird am Sonnabend, den 11. März, Abends 8 Uhr, in der Dreifaltigkeitskirhe eine geiftliche Musikaufführung zum Besten des Zweigvereins Berlin des Vaterländischen Frauenvereins stattfinden. Der Groß- berzoglich badishe Kammervirtuos Herr Florian Zajic hat sich bereit erklärt, das Konzert zu arrangieren; ihre Mitwirkung im Interesse des edlen Zweckes haben zugesagt die Damen: Frau Elsa - von Hanneken und Fräulein Martha yon Scheel, die Herren Kammersänger Feßler, Konzertsänger Heß und Organist Pfannshmidt. Eintrittskarten zu 3 und 2 A sind bei den Vorstands- mitgliedern des Vereins, Wilhelmstraße 77, vom 7. März ab, Nach- mittags von 3 bis 5 Uhr, ferner in der Hofmusikalienhandlung von Gd. Bote u. G. Beck, Leipzigerstraße 37, und bei Herrn Küster Schönfelder, Kanonierstraße 5, erhältlich. Í

Am nächsten Montag veranstaltet, wie {hon mitgetheilt, die \{chwedishe Sängerin Frau Anna Norrie unter Mitwirkung von Frau Ina Lange (Spinett und Klavier) im Saal Bechstein eine Historishe Musiksoiróe, in welher Werke aus vergangenen Jahrhunderten zur Aufführung gelangen follen. Um den historischen Charakter der Zeit za wahren, werden die Künstlerinnen in Rocsoco- kostüm auftreten.

Der Orgelvortrag des Herrn Musikdirektors Dienel in der Marienkirhe am Mittwoch, den 8. März, Mittags 12 Uhr, ver- \spriht Kompositionen von Seb. Bah (G-mo1l-Fuge, Andante für zwei Violinen, die Arie „Erbarme dih“ mit Violinbegleitung), Händel (Messias-Arie), Pergolese (Duett), Mozart (Larghe L Sar die von Herrn Otto Dienel, Fräulein Jetta Rintel, Fräulein Maria Burand, Herrn H. Spöndly, Herrn W. Garke und Herrn Ad. Bolte aus- geführt werden. Der Eintritt ist frei.

Mannigfaltiges.

Zur Errichtung eines Bis8marck-Archivs in Stendal hat sih ein Ausschuß gebildet, welcher folgenden Aufruf erläßt:

„Nachdem der Tod das deutshe Volk seines Bismarck beraubt hat, erwächst uns, den Ueberlebenden, die Aufgabe, alles zusammen- zubringen, was an Briefen und Urkunden von Tänze Hand vorhanden ist als Se seines großen Geistes und seines unermüdeten Wirkens im Dienfte des Vaterlandes.

Zur Ausführung dieses Gedankens haben die Unterzeichneten die Begründung eines Bismarck-Archivs beshlossen und rihten nun an alle Deutschen des In- und Auslandes die herzlihe Bitte, die nationale Sache dur reihlihe Beiträge zu unterstüßen, damit außer den für den Bau «eines würdigen Bismarck-Hauses nöthigen Geldern ein werbendes Kapital vorhanden sei, aus dessen Zinsen die im Privat- besiy befindlihen Schrifistücke von Bismarck's Hand im Original oder in Nglgw nten, wortgetreuen Abschriften erworben und die für die Instandhaltung und Verwaltung des Archivs nöthigen Summen bestritten werden können.

Mit dem Archiv soll eine Bismarck-Bibliothek verbunden werden, in der alle auf Bismarck und sein Wirken {fi beziehenden Werke des JIn- und Auslandes Aufftellung finden sollen, sowie ein Bismarck-