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gekommen seien. Redner empfiehlt eine Erfindung eines Herrn von Reibniß, die von dem Waffenfabrikanten Dreyse angekauft und in der belgischen Armee in Gebrauch sei und die sich auch dur große Billigkeit auszeihne. Redner warnt zum Schluß vor einem an- aris „Pulverring“, der sih gebildet habe, um hohe Preise zu erzielen. :
Generalmajor von der Boeck: Es soll keineswegs behauptet werden, daß die zur Zeit im Gebrauch der Armee befindlihen Platz- patrone niht verbesserungsfähig sei; sie hat sich aber im Großen und Ganzen durchaus bewährt; daß Ver- lezungen bei diesem Geschoß ab und zu vorkommen, ist nicht zu vermeiden. Bestimmungen über die Entfernungen, auf welche nicht mehr mit Plappatroxen geschossen werden darf, haben auch bei früheren derartigen Geshossen bestanden und werden immer bestéhen müfsen. Wenn Herr Bebel von der verbältnißmäßig großen Anzahl von Verleßungen und selbst Tödtungen dur Playpatronen gesprochen hat, so möchte ih dem gegenüber bemerken, daß wahrscheinlih darin. au alle durch Plazpatronen herbeigeführte Selbstmorde und sonstige Unglüdsfälle in der Armee einbegriffen sind. Jh kann die Zahlen im Moment niht kontrolieren, möchte aber glauben, daß ein großer Theil der in der Armee vorkommenden Selbstmorde durch derartige Geschosse ausgeführt werden. Herr Bebel hat dann die Srage aufgeworfen, warum nicht eine Patrone, welhe {on vor Jahren durch die Gewehrprüfungs- kommission geprüft worden sei, die Reibniß’sde, Annahme gefunden habe, da der bekannte Waffenfabrikant Dreyse sih über diese Patrone fehr günstig ausgesprochen habe. Die Angelegenheit if unter anderem in die Oeffentlichkeit gekommen durch einen Artikel in dem dritten Hefte — ih glaube vom 25. Oktober vorigen Jahres — des „Inter- nationalen Techauislen Couriers“, wo diese Patrone genau beschrieben is. Herr Bebel hat hervorgehoben, daß schon im Jahre 1892 die Gewehrprüfungskommission sh mit der Frage der Platpatronen eingehend beschäftigt und einen Wettbewerb für derartige Ferrer auêgeschrieben habe. Das ift richtig. Dieser Wettbewerb wurde geschloffen, nahdem die Versuche der Gewehrprüfungskommission ergeben hatten, daß die Hülse der vershossenen \charfen Patrone nochmals zu Platpatronen ver- werden fonnte, was vorher nicht möglich war. Unter den infolge dieses Preisausshreibens sehr zahlreich eingegangenen Mustern und Vorschlägen zu Playtpatronen befand sich nicht ein einziges, welches bei gleih guten Eigenschaften für Gebrau und Lagerung annähernd so billig herzustellen gewesen wäre, wie die Plaßpatrone 88, welche sh gegenwärtig im Gebrauch der Armee befindet. Unter den vorgelegten Mustern befand sich auch die von Herrn Bebel erwähnte Reibniß'she Patrone, die damals in Spandau von der Gewehrprüfungskommission und Munitions - Fabrik einer eins gehenden Prüfung unterzogen worden i. Sie wurde aber abgelehnt, weil bei den Versuchen in 33 9/9 der Fälle, Theile der Hülse im Ge- wehr s\tecken blieben (eine Folge der Theilung der Hülse) und Lade» bemmungen sowie Gefährdung des Mannes beim Schuß hervorriefen. Was die Kostenfrage anlangt, die Herr Bebel auch erwähnt hat, so bafiert seine Rechnung darauf, daß diese Patrone 100 mal oder wie Herr Bebel gesagt bat 2 bis 300 mal verwendet werden fkann. Die Versuhe haben aber damals ergeben, daß diese Voraussezung unrihtig war. Die Reibniß’she Hülse kann niht öfter gebrauht werden als die der jeßigen Patrone, d h. dreimal Unter diefer Vorausseßung stellen fic die Kosten für 1000 Reibnig’sche Patronen auf etwa 5,15 M böber als 1000 der gegenwärtiz im Gebrauch der Armee befindlichen Patronen. Die Heeresverwaltung hatte somit weder aus technischen noch aus finanziellen Gründen Veranlassung, diese Patrone anzunehmen. Herr Bebel ist dann in Verbindung mit dieser Angelegenheit noch- mals zurückgekommen avf die Ringbildung gegenüber den Bedürfnissen der Heereéverwaltung an Pulver und sonstigen Munitionsgegenständen ; er hat daraus den Schluß gezogen, daß die Hecresverwaltung durch solche Manipulationen ihre Munition viel zu theuer bezahlen müsse. Herr Bebel kat - bekanntlih diese Angelegenheit bereits 1896 hier vor- gebracht; damals ift dieselbe besonders bezüglih des Pulvers hier ein- gehend besprohen worden und ih kann nur wiederholen, was damals gesagt ift. Eine Ausbeutung der Heeresverwaltung dur Privat- 1abrifen findet nah dieser Richtung keineswegs ftatt; aber die Heran- ziehung der Privatindustrie zur Herstellung von Munitionsgegen- ständen für die Armee ist nöthig, weil der große Bedarf, besonders bei Einführung des rauchlofen Pulvers, in den Staatsfabriken allein nichi rechtzeitig hergestellt werden konnte, ferner, weil an einzelnen Pulversorten Patente haften, deren Erwerbung schr koft- spielig wäre, endli, weil wir aus Rücksiht auf die Véobilmachung die Privatindustrie unbedingt gebrauhen. Solche NRingbildung — wenn sie überhaupt bestanden bat — hat nicht bewirkt, daß wir unsere Munition zu theuer bezahlt haben. Die Preise find durhaus nicht so, daß wir sie als zu hoch bezeichnen müßten ; selbstverständlich find sie in den eigenen Fabriken niedriger, aber bei den Preisen der letzteren müssen entsprechende Beträge der Beamtengehälter, Zinsen und Amortisation des Kapitals binzugerechnet werden, und dann ift der Unterschied nit groß. Die Dur(&schnittékosten für Pulver beispielsweise in den leßten 8 Iakßren von 1890/91 bis 1897/98 waren für Preußen, eins{ließlich Württemberg, Sachsen und Bayern zusammen 12,33 Millionen, da- von entfallen auf die in Privat- und Staatsfabriken hergestellten Stoffe 8,98 Millionen, auf die, welhe nur Prizatfabriken her- ftellen 3,35 Millionen. Von den erwähnten 8,98 Millionen ent- fallen auf Staatsfabriken allein 7,70 Millionen oder 860% der ge- sammten Lieferung. Die Selbstkosten des für 1897/98 vom Staat gefertigten Pulvers betrugen pro Kilogramm 5,50 bis 6 Æ, den Privatfabriken sind 7 bis 8 A bezahlt worden; rechnen wir unferem Preis noch die Beamtengelder, Zinsen und Amortisation hinzu, so ift die Differenz keine übermäßig große. Es trifft also niht zu, daß dur Ringbildungen unter den Lieferanten für Pulver und Munitions- gegenftände die Einführung der Reibniß’shen Playpatrone bei uns hintertrieben worden fei; ih fann nur wiederholen, daß nah ein- gehenden Versuchen sich ergeben hat, daß die Reibniy’she Patrone in Bezug auf Verwendungsfäbigkeit und Koften hinter der augenblicklich im Gebrauch befinolihen Plaßpatrone zurüdcksteht.
Abg. Bebel erklärt, er bleibe dabei, daß ein Ring der Pulver- und Patronenfabriken bestehe.
Die laufenden Ausgaben des Militär-Etats werden im übrigen ohne Dcbatte bewilligt.
Um 61/, Uhr wird die weitere Berathung des Militär- Etais, einmalige Ausgaben, bis Montag 1 Uhr vertagt.
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 35. Sigßung vom 4. März 1899.
Das Haus seßt die zweite Berathung des Staats- Ha Etats für 1899 bei den cinmaligen und außer- ordentlihen Ausgaben des Etats der Eisenbahn- verwaltung fort. i
Zur Umgestaltung der Eisenbahnanlage in Hamburg werden als fernere Rate 4 000 000 (6 gefordert.
Abg. Mohr (b. k. F.): Die Eirftellung dieser Position hat so- wohl in der Presse, wie in der Bevölkerung Hamburgs eine große freute hervorgerufen. Hamburg hat stets Glück gehabt mit seinen
ünschen bei der Regierung in Berlin. Bei Altona ift das anders. Ich möchte nur an die Anlage des Hafens erinnern. (Präsident von Krôöcher weist den Redner darauf hin, daß diese Sache nicht zum Titel gehöre.) 5
Abg. Graf von Moltke (fr. kons) äußert einige Wünsche in Bezug auf den Harburger Vorortverkehr, bleibt aber im übrigen auf der Fournaliftentribüce unverftändlih.
Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen:
erkennung, die er den Beamten der Eisenbahnverwaltung, welche bei der Vorbereitung und beim Abschluß . des Vertrags mit Hamburg thätig waren, gezollt hat. Die Verhandlungen sind ja allerdings sehr \chwierig gewesen, und auch meinerseits kann ich nur bestätigen, daß die betheiligten Beamten mit aller Pflihttreue und aller Vorsicht diese Verhandlungen geführt baben.
Was nun speziell die Frage betrifft, die der Herr Abg. Graf Meolike hier angeregt hat, so möchte ih bemerken, daß die Ausführung dieser Linie ja noch in der Zukunft steht, daß es sih zunächfi nur darum gehandelt hat, die Führung dieser Bahn durch die Stadt Hamburg feftzustellen, da das nothwendig war, weil wir innerhalb der Stadt uns nach den Bebauungsverhältnifsen rihten mußten. Für die Weiterführung im freien Gelände ift bisher eine feste Trace noch niht gelegt worden, und wir würden daher auh noch in der Lage sein, die Anreguna des Herrn Grafen Molike eventuell in Er- wägung zu ziehen und die Prüfung daraufhin vorzunehmen.
Zur Herstellung besonderer Vorortgleise der s{hlesishen Bahn vom Schlesischen Bahnhof zu Berlin bis Erkner wird eine fernere Rate von 150 000 H, zum Grunderwerb für den Ausbau der Berlin-Görlißzer Bahn auf der Strecke von der Berliner Ringbahn bis Gränau und für den Ausbau der Anschlußbahn von Rixdorf nah Niedershöneweide-Johannisthal wird eine fernere Rate von 1 000000 # gefordert.
Abg. Ring (kons.) befürwortet den Bau einer Linie Lichter- felde—LTrebbin und wünscht Auskunft über die Verwendung der in der zweiten Position ausgeworfenen Mittel.
- Ministerial-Direktor Schroeder ertheilt die gewünschte Aus- kunft, bleibt aber auf der Journalistentribüne unverftändlih.
Nach einigen weiteren Bemerkungen des Abg. Gold- \chmidt (fr. Volksp.) über den Görlißer Bahnhof werden beide Positionen bewilligt.
Zum Grunderwerb für die Herstellung des zweiten Gleises auf der Strecke Schönholz—Tegel sind als erste Rate 500 000 #6’ ausgeworfen.
bittet um Anlegung eines zweiten und dritten Geleises auf der Eisenbahnstrecke Berlin—Kremmen. Die Petition wird der Regierung als Material überwiesen und die Etatsforderung selbst bewilligt.
Bur Erweiterung des Bahnhofes Neisse werden als erste Rate 200 000 M gefordert.
Abg. Nadbyl (Zentr.) fragt an, ob der Bau \{chon bis zum August vollendet werdsten könne, und spricht die Stun aus, daß eine befsere Verbindung zwishen Neifse und Liegniß hergestellt werde.
Ministerial. Direktor S chroeder erwidert, daß der Bau möglichst beschleunigt werden foll.
Die Abgg. Dr. Porsch und Hohei sel (Zentr.) bringen einzelne Beschwerden über die Beschaffenheit von Haltestellen zur Sprache, werden aber vom Präsidenten von Kröcher und vom Berichterstatter M öl ler (nl.) darauf aufmerksam gemacht, daß diese Beschwerden zum Ordinarium gehörten.
Der Titel wird bewilligt.
Zum Umbau des Oberschlesishen Bahnhofes und der an- schließenden Stadtverbindungsbahn in Breslau werden als fernere Naten 2000 000 M gefordert.
Abg. Nadbyl bâlt es für wünschenswerth, daß in den Zentral- bahnhof auch die Freiburger Bahn einmünde, font müßten die Passagiere mittels Droshke nach dem Freiburger Bahnhof fahren. Unbillig sei es, ‘daß die Stadt Breslau die Kosten für die Untier- führungen tragen folle. Der Staat beziehe aus der oberschlesischen Bahn fo enorme Einnahmen, daß er diese Kosten sehr gut auf sich nehmen könne. Hoffentlich führten bie Verhandlungen zu einem für Breslau günstigen Resultat. Redner fragt noch an, ob glei bei dieser Gelegenheit eine Verbindung zwischen der rechten Oderuferbahn und dem Zentralbahnhofe bergestellt werde.
Ministerial-Direktor Schroeder: Die Einstellung dieser Position hat si verzögert, weil erst festgestellt werden mußtz, ob die Mittel ausreihen würden. Wir hoffen aber, im Sommer mit dem Bau beginnen zu können. Die Verbindung der Freiburger Bahn mit dem Zentralbahnbof ift nit beabsihtigt. Zu der Unterführung foll Breslau nur 130 000 Æ beitragen, ein geringer Beitrag im Ver- bâltniß zu der Leistung des Staats. Es handelt sih hier um eine Verpflihtung ter Stadt. die seit dem Bau der Verbindungsbahn be- steht. Der betreffende Stadttheil war früher überhaupt nicht bebaut.
Abg. Nadbyl bält diesen Grund nicht für durchs{chlagend. Die Eisenbahn habe doch den Zweck, dem Verkehr entgegenzukommen.
Abg. Im Walle (Zentr.) weist zur Geschäftsordnung darauf bin, daß es früher gestattet gewesen sei, auch beim Extraordinarium spezielle Wünsche vorzubringen.
Bei den Ausgaben zur Erweiterung des Bahnhofs Cassel- Oberstadt (fernere Rate 800 000 4) wünscht
Abg. Stackmann (nl.), daß die Städte Bodenfelde und Mündgn durch eine Bahn mit der Weser verbunden würden.
Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen:
Meine Herren! Wenn sich wirkli®G in dem Wahlkreise des Herrn. Abg. Stackmann der Glaube follte verbreitet haben, als wenn die Staatsregierung aus fisfalisWen Rücksichten den Wasserstraßen- verkehr unterbinden wollte, so würde das namentli in diefem Kreise doch allzu wunderbar sein, da ja die Staatsregierung für die Kanali- fierung der Fulda ganz außerordentliche Mittel aufgewendet hat. Es würde aber um so mehr wunderbar ‘sein, da ja im ganzen Lande be- kannt ift, daß wir demnächst mit einer Vorlage für Kanalbauten in der Höhe von Millionen an den Landtag berantreten werden.
Darin hat der Herr Abgeordnete recht, die Verbindung der beiden sogenannten Häfen Bodenfelde und Münden mit dem Staatsbahn- hofe ist ein altes Petitum. Wir sind auch wiederholentlich der Er- wägung nabe getreten, ob die Staatëregierung in der Lage sein würde, diesem Petitum zu entsprechen.
Was nun Münden anbetrifft, so liegen die örtlihen Verhältnisse in Münden für eine Verbindung so außerordentlich ungünstig, wie ja Herr Abg. Stackmann gewiß selber weiß — der Staatsbahnhof liegt bo oben auf dem Berge und die Weser fließt unten —, daß man damals zu der Ueberzeugung kam, daß mit vernünftigen Kosten eine derartige Verbindung überhaupt nicht auszuführen ist. Möglich ift ja alles, roir können au eine Jungfraubahn bauen, aber für die Aufs- wendung ganz außergewöhnlicher Kosten würde hier absolut keine Ver- anlassung vorliegen. Die patriotishen und wirthschaftlihen Gründe, die der Herr Abgeordnete vorgeführt hat, kann ih als \tihhaltig nicht an- erkennen. Wer sih davon überzeugen will, daß diese Gründe nicht allgemein getheilt werden, der brauht bloß in die Stadt Caffel zu gehen. Die Stadt Cassel glaubt ihrerseits diesen Verkehr übernehmen zu können und dazu viel mehr berechtigt zu sein als Münden oder Bodenfelde. Sie hat sich dieserhalb in große Kosten gestürzt und hat einen städtishen Hafen angelegt, der für den Umschlagsverkehr jeden- falls geeigneter ist, als die Einrihtungen in Münden und Bodenfelde
jemals werden können.
Ich danke zunähst dem Herrn Abg. Grafen Moltke für die An-
Eine Petition von A. Borsig und Genossen in Tegel _
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Es is kein Zweifel daran, daß die Staatsregierung die Ver- bindung mit Münden und Bodenfelde nicht herstellen wird. Sie hat sih aber bereit erklärt, * einer Kleinbahn den Ans{hluf, zu gestatten, also eine Anshlußbahn nach dem Hafen an der Weser bei Bodenfelde zuzulassen. Diese Erklärung is auh von hier aus bereits an die Provinzialinstanzen ergangen. Das - ist auch der einzig richtige Weg, wenn die Interessenten für einen derartigen Umschlagsplaß — das sind Zuckerfabriken, Steinbrüche und verschiedene andere Inter- essenten — zusammentreten und die verhältnißmäßig niht hohen Kosten zusammenschießen. Man wird fich dann noch darüber ver- tragen müssen, wer den Betrieb übernehmen wird. Das wird vor- aussichtlih in ziemlich glatter Weise verlaufen. Wie aber der Ans{hluß
in Münden hergestellt werden foll, das is mir einstweilen noch
räthfelhaft. Aber vielleiht finden die Herren einen Weg, auf dem das mit vernünftigen Kosten auszuführen is. Jh glaube, daß damit
im großen Ganzen dem Wunsch Rechnung getragen ist, die Hetstellung -
einer Anshlußbahn auf Kosten der Interessenten von Station Boden- felde nah der Weser auszuführen.
Abg. Sittart (Zentr.) fragt den Minister nah dem Stande der Verhandlungen über dez Umbau des Babnhofs in Aachen.
Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen:
Meine Herren! Auf die Ausführungen des Herrn Abgeordneten kann ih zunächst erwidern, daß wir mit der geseßlihen Vertretung der Stadt Aachen, auf Grund des Planes, der hier im Hause vorgelegt worden ist, und für den die Kosten mit 6 Millionen und so und so viel bewilligt worden find, einen Vertrag geshlossen haben. Die Stadt Aachen war mit der Ausführung dieses Planes durhaus einverstanden. Sie hatte damals die Anregung, den Bahnhof Templerbend zu verlegen, ab- gewiesen. Jett neuerdings hat sih nun innerhalb der Stadt Aachen eine Strömung gebildet, die gegen diesen ursprünglihen Plan Einwendun- gen erhoben hat, und die Vertreter der Stadt Aachen sind bei mir gewesen : der Ober-Bürgermeister, einer von den Beigeordneten, dann aus dem Stadtrath verschiedene Persönlichkeiten und der Stadt-Bau- rath, und hatten mir ausgeführt, daß sie ihrerseits auf dem Vertrage ständen, aber doh die Bitte an mich rihteten, untersuchen zu lassen, ob, beziehungsweise mit welhen Kosten die Verlegung des Bahnhofs Templerbend in das Süsterfeld könne ausgeführt werden.
Zweitens haben fie mir die Bitte vorgetragen, es möchte doh Fürsorge. getroffen werden, daß am Bahnhof Marschierthor nah Mög- lihkeit der Güterverkehr seinen Play finden könne.
Was den leßteren Punkt betrifft, um den hier gleih abzuthun, so habe ih den Herren erklären fönnen, daß wir bereit wären, soweit und so lange es überhaupt an dem betreffen- den Punkt ausführbar sein möchte, auch“ den Güterverkehr, namentlih den Wagenladungsverkehr, dort zuzulassen. Jh muß dabei bemerken, daß Aachen bis jeßt folgende Bahnhöfe hat: erstens den Rheinischen Bahnhof, den Hauptbahnhof für den Perfonenverkehr,
namentlich au für den internationalen Verkehr für die Stadt Aachen
außerordentlich günstig gelegen; zweitens den Bahnhof Marschierthor, der bisher hauptsählich die Züge der Aahen-Maastrihter-Bahn auf- genommen hat, aber au dem Durchgangsverkehr nah dem Rheinischen Bahnhof und nach Templerbend dient; drittens den Bahnhof Templerbend, der ursprünglih von der Bergisch-Märkishen Bahn ge- baut und betrieben wurde; endlih einen großen neu angelegten Güter- bahnbof, Rothe Erde, der hauptsählich dazu bestimmt ist, den Mafsen- güterverkehr für Aachen zu bewältigen und Aachen Gelegenheit zu geben, Anschlüsse an industrielle Etablissements dort zu erlangen.
Meine Herren, wer Aachen kennt, weiß, daß es eine ganz bergige Stadt ift und in der Stadt selber von industriellen Anshlüfsen kaum die Nede sein kann, wie denn auch auf dem Bahnhof Templerbend überhaupt nur ein Anschluß hat bewerkstelligt werden können an eine Wagerbauanstalt. Geradé dafür ist der große Bahnhof Rothe Erde mit Aufwendung ganz außergewöhnlich hoher Kosten seitens der Staats-Eisenbahnverwaltung angelegt worden.
Nun stehen wir also so, daß wir mit der Stadt Aachen einen förmlihen Vertrag abgeschlossen haben und in der Lage waren, auf Grund dieses Vertrages nun die Bahnhofsumkbauten zu vollziehen. Jh glaube, daß es schon seitens der Staats-Eisenbahnverwaltung ein großes Entgegenkommen gewesen ift, wenn sie sich bereit erklärt hat, wenigstens die Frage der Ver- legung des Bahnhofes Templerbend nah dem Süsterfelde zu unter- suhen. Aber gegen diese Verlegung ist in der Stadt auch eine starke Gegenströmung entstanden, wie ich das auch nicht anders voraus- geseßt habe. Ein Theil der Stadt Aachen wird dadur in seinen Interessen nicht unerheblih verleßt, und hat erklärt, daß sie mit Hand und Fuß dagegen wären und garniht vom Templerbend weg wollten; das ist ganz natürlih. Diejenigen, die jeßt bei Templer- bend liegen und dort ihre Interessen haben, würden ja in diesen Interessen erheblih geschädigt werden, wenn wir ein ganz Stück wit dem Bahnhof Templerbend ‘hinausgehen.
Ich habe den Vertretern der Stadt Aahen auch meinerseits glei meine Bedenken nicht zurückhalten können, daß durch eine Ver- legung des Bahnhofs Templerbend nach Süsterfeld voraussichtlich den Interessen der Stadt Aachen niht würde gedient sein, namentlih niht nah der Richtung, daß die Zufuhrwege nah diesem Bahnhof sih besser gestalten lassen als nah dem alten Bahnhof.
Mit den Zufuhrwegen steht es in Aachen fo, daß infolge der Geländeverhältnisse, selbs bei Hauptstraßen, z. B. bei der Kasino- straße, ein Gefälle von 1: 19 vorkommt, eine der anderen Hauptstraßen nah dem Marschierthor hat sogar ein Gefälle von 1:11; die Leute sind mit ihrem Fuhrwerk also hon an starke Steigungen in Aachen gewöhnt. Durch die geplanten Umbauten werden nun soldhe Stei- gungen absolut niht herbeigeführt, sondern die Steigungen find sehr viel günstiger.
Die Direktion Köln ist meinerseits beauftragt worden, die Ver- legung des. Bahnhofs Templerbend nah dem Söüsterfeld zu unter- suchen und wenigstens einen oberflählihen Kostenanshlag zu machen. Den Herren Vertretern der Stadt Aachen habe ich darüber gar keinen Zweifel gelassen, daß die Mehrkosten gegen das genehmigte Projekt allerdings der Stadt Aachen zur Last fallen würden. Eine Antwort habe ih darauf nicht ethalten, habe sie auch im Moment natürlichher- weise nicht erwartet.
(Schluß in der Zweiten Beilage.)
zum Deutschen Reichs-A
M 36.
(Schluß aus der Erften Beilage.)
Um nun aber durch diese Strömungen und Untersuhungen die Fertigstellung des Umbaues nah Thunlichkeit nicht hintanhalten zu
lassen, habe ich au den Vertretern der Stadt Aachen gesagt, daß ih
nun bis zu dem Punkte hier, wo sh die Wege eventuell scheiden würden bei einer Verlegung des Bahnhofes Templerbend, schon jeßt mit den Umarbeiten vorgehen würde.
Es ift sehr zu bedauern, wenn in den städtishen Vertretungen nicht nur, fondern au in allen möglihen Vereinen, die sich ad hoc bilden, derartige Bahnhofsfragen hin- und hergezogen werden. Ich habe noch niemals erlebt, daß ein Vortheil für die Siadt selber er- wachsen ist. Das wird auch in Aachen nicht der Fall sein, davon bin ih fest überzeugt. Durch folches Vorgehen kommt nur eine große Erregung in die Gemüther, die Leute stehen sich wie Hund und Kate gegenüber in Wahrung ihrer Interessen, und \{ließlich wird die Fertigstellung der Anlage erheblih verzögert. Um das möglichst hintanzuhalten, habe ih gesagt: bis zu dem Punkt, wo die Sache nit streitig ist, wollen wir uns nicht aufhalten lassen, sondern mit dem Erweiterungsbau beginnen. Jh glaube, daß es uns gelingen wird, auch bezügli der anderen Fragen mit der Stadt Aachen noh zu einem beiderseitig befriedigenden Standpunkt zu gelangen. Denn die Stadt Aachen hat — das muß ih anerkennen — in ihrer amt- lihèn Vertretung der Staatsregierung gegenüber ein durhaus loyales Verhalten bisher gezeigt.
Abg. Westermann (nl.) empfiehlt dringend den Umbau des Bahnhofes in Dortmund. Zur Trennung des Personen- vom Güter- verkehr sei im westlichen Industriebezirk der Bau einer größeren Zahl von Umgehungsbahnen unentbehrlich. Namentlih würde eine Um- gehungslinie Hamm—Osterfeld den Massenverkehr vom Induftriebezirk ablenken.
Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen:
Meine Herren! J erlaube mir, den Herrn Abg. Westermann darauf aufmerksam zu machen, daß auf die von ihm bezüglich des Bahnhofs Dortmund gestellte Frage in dem Baubericht auf Seite 197 bereits eine Antwort gegeben ist. Es steht da:
Bei der landeépolizeilichen Prüfung des Entwurfs hat sich die Nothwendigkeit ergeben, ihn in einzelnen Theilen zu ergänzen. Es werden dadur Mehrkosten entstehen, deren Feststellung noch nicht abgeschlossen ift. Inzwischen aber sind hon Vorkereitungen getroffen, um den Bau des Bahnhofs Dortmund in der allernäthsten Zeit, wenigstens theilweise, in Angriff nehmen zu können. Eine Mehrforderung von Geldmitteln war: in diesem Jahre nicht erforderli, da im vorigen Jahre zu diesem Zwecke Naten bereits in Höhe von 1 Millionen Mark eingestellt worden sind.
Was nun die zweite Frage des Herrn Abgeordneten betrifft, wie die Staatsregierung sh zu dem mehrfach angeregten Entwurf einer Linie Hamm—Osfterfeld tellt, so bedaure ih, hierauf eine Antwort heute nit geben zu können. Es finden dieserhalb Erwägungen statt, die aber noch nicht zum Abschluß gekommen sind. Das aber kann ih ihm heute hon fagen, daß: weder der Westfälischen Landes-Eisenbahn- gesellschaft noch der Dortmund-Gronau-Erscheder Eisenbahngesellschaft
‘ eine dahin gehende Konzession ertheilt werden wird.
Abg. Winter meyer (fr. Volksp.) bittet den Minister um Be- rüdcksihtigung der Wünsche der Stadt Wiesbaden hinsihtlich der Er- weiterung ihrer Bahnhoféanlagen, für die 2 Millionen Mark in den Etat eingestellt sind. \
Abg. Wallbrecht (nl.) empfiehlt den Bau einer Linie von Her- ford nach Minden.
Ministerial-Direktor Schroeder theilt mit, daß die Erwägungen darüber noch nit abgeschlossen seien.
Abg. Mü dke (Zentr.) hält eine shnellere Verbindung der s{chle- sischen und posenshen mit den russishen Grenzbezirken für nothwendig.
Bei den Ausgaben für den Dispositionsfonds zum Er- werb von Grund und Boden für Eisenbahnzweccke (5 Millionen Mark) fragt
Abg. Daub (nl.), wie weit die Vorarbeiten für eine Novelle zum Enteignungsgesey gediehen seien.
Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen:
Meine Herren! Jch kann nicht in Aussiht stellen, daß im Laufe der gegenwärtigen Session eine Novelle zum Enteignungsgeseßz vor- gelegt werden wird. Die Materie ist so außerordentlich spröde und \chwierig, daß die Versuche, die seitens der Staatsregierung bis jeßt gemacht worden sind, nicht zu einem greifbaren Resultat geführt haber. Dahingegen is es möglich gewesen, im Verwaltungswege vielfa Kürzungen des Verfahrens herbeizuführen, die sich auch im Lauf der leßten beiden Jahre durhaus bewährt haben.
Es ift ganz richtig, daß, wenn die Sache in die Hände von Parteien kommt, die alle Mittel anwenden, um den Schluß des Enteignungs- verfahrens hinauszuschieben, das Verfahren Jahre lang dauern kann. Es ift aber auch das Verfahren an sib jedenfalls vielfach dadur verlängert worden, daß die Sch? in die Selbstverwaltungsinftanzen hineingelegt worden ist, die ja, wie der Bezirks-Aus\{uß, niht immer versammelt sind, sondern nur periodishe Sißungen haben. Es wird erwogen werden, ob rach der Richtung hin weitere Abkürzungen, sei es im Verwaltungswege, sei es im geseßlihen Wege, herbeigefüh werden könnten. y
Damit ist das Extraordinarium erledigt.
Der Bericht über die Bauausführungen und Beschaffungen der Eisenbahnverwaltung während des Zeitraumes vom 1. Vk- tober 1897 bis dahin 1898 wird auf Antrag der Kommission durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt, nahdem “ Abg. Krawinkel (nl.) eine s{hnellere Ausführung der Bauten empfohlen hat. ;
Es folgt die zweite Berathung des Gesehentwurfs wegen des Ankaufs der Bernsteinwerke der Firma Stantien u. Becker zu Königsberg i. Pr.
Die Kommission fhlägt vor, dem Geseßentwurf zuzu- stimmen und die Staatsregierung aufzufordern:
a. bei Betrieb des Bernsteingeschästs die Ambroid-Fabrikation, soweit sie auf unlauterem Wettbewerbe beruht, zu bekämpfen; b. die
Zweite Beilage
Berlin, Montag, den 6. März
Fabrikation von Bernsteinwaaren in Deutschland dadurch zu heben, daß die Bildung von Genossenschaften begünstigt wird und soliden Genossenschaften wirthshaftlihe Vortheile gewährt werden.
Die Abgg. Gamp (fr. kons.) und Genossen beantragen: die Staatsregierung zu ersuchen, mit der Firma Stantien u. Beer über die Abtretung des Bernstein-Museums ungesäumt in Ver- handlungen zu treten und im Falle des Erwerbes des Museums dasselbe in bisheriger Weise weiterzuführen, dagegen, wenn der Er- werb nicht angängig sein sollte, für die baldige Beschaffung eines angemefsenen Ersaßes für dieses Museum Sorge zu tragen.
Abg. Graf zu Limburg-Stirum berichtet über die Ver- handlungen der Kommission. Die Schwierigkeiten der kaufmännischen Leitung des Unternehmens, seine Rentabilität, die Gefahren des unlauteren Wettbewerbes der Ambroidfabriken, der Verkehr der Staatsverwaltung mit den Kunden seien dort eingehend erörtert worden. Der Antrag Gamp habe der Kommission zwar nit vor- gelegen, würde aber dort wahrscheinlich angenommen wo:den sein.
Abg. Gamp (fr. konf.) erklärt, daß er nothgedrungen der Vor- lage zustimme und auch für die Resolvtion der Kommission stimmen werde. Seinen Antrag empfiehlt er mit dem Hinweis auf den engen Zusammenhang des Museums mit dem ganzen Unternehmen. Diefes Museum habe zunächst wissenshaftlihe Zwecke. Der Bernstein enthalte die Neste der Flora und Fauna aus grauer Vorzeit in einem Erhaltungs- zustande und in einer Mannigfaltigkeit, wie si: sonst nirgends vor- kämen. Außerdem verfolge das Museum merkantile und gewerbliche Zweck?. Es feien Kunstweike aus Bernstein aus den ältesten Zeiten aufzest:llt, und das Museum enthalte ein reihes Musterlager. Viel- leiht fônne der Staat an die Generosität des Geheimen Kommerzien- Raths Becker appellieren, damit derselbe das Museum dem Staat oder der Provinz überlasse uno so seinen Namen verewige. Anderen- falls müsse ein Auëweg geschaffen werden durch Verwendung der Uebersüfse aus dem ganzen Unternehmen.
Minifter für Handel und Gewerbe Brefeld:
Meine Herren! Ich glaube davon absehen zu können, dem bohen Hause die Annahme dieser Vorlage noch durch eine eingehendere Dar- legung der Gründe, die: sie veranlaßt haben, zu empfehlen, da ja die Vorlage in diesem hohen Hause eine so wohlwollende Beurtheilung gefunden hat. Jch beschränke mich deshalb darauf, für die freundliche Aufnahme, welhe die Vorlage gefunden hat, dem hohen Hause meinen Dank auszusprechen und zugleich die Stellung der Regierung zu den Anträgen, wie sie in der Budgetkommission und heute von dem Herrn Abg. Gamp gestellt worden find, hier darzulegen.
Was die Anträge der Budgetkommission betrifft, so kann sich die Regierung mit ihnen nur vollständig einverstanden erklären. Es wird ihre Aufgabe sein, wie bisher die eigentlihe Ambroidfabrikation, soweit wie möglih, fih selbst vorzubehalten, wenigstens nicht der fremden Konkurrenz das Material dazu zu liefern. Wenn die fremde Konkurrenz das Material im wesentlihen bisher niht bloß durch die anderweitigen Arten der Bernsteingewinnung, sondern zum erheblichen Theil auch im Wege des Schmuggels, der unerlaubten Abgabe der Bernsteinabfälle seitens der Fabrikanten erhalten hat, so wird es, ebenso wie es bisher von dem Unternehmer geschehen ist, Aufgabe der Regierung sein müssen, darüber zu wachen, daß diese unerlaubte Ab- gabe nicht weiter stattfinden kann. Das ift die nothwendige Vor- bedingung für den Geschäftsbetrieb. Die Regierung wird aber zu gleicher Zeit auch die Aufgabe haben, dafür zu forgen, daß den Fabrikanten hierdurch nicht eine unnöthige Belästigung verursacht wird, wie sie bisher in niht gerechtfertigter Weise wiederholt statt- gefunden hat. Sie wird dafür sorgen müssen, daß überall nah Billigkeit und Gerechtigkeit verfahren wird, und daß den Fabrikanten dasjenige Material, was sie für einen ordnungsmäßigen Betrieb noth- wendig haben, zur Verfügung gestellt wird.
Was den zweiten Antrag betrifft, so glaubt die Regierung fich damit einverstanden erklären zu können, daß fie thunlichst darauf hin- wirken foll, die inländische Fabrikation zu fördern. Jeßt ist die in- ländishe Verwerthung des Bernsteins gegenüber der ausländischen er- beblih zurückgeblieben. Es beruht dies wohl zu einem großen Theil in der Eigenart des bisherigen Geschäftsbetriebes und in der That- sache, daß es ein Privatunternehmen gewesen is. Wir werden aber auch die Pflege des ausländishen Verkehrs keineswegs unterlafsen können ; denn daraus ist zu einem großen Theil die gute Reütabilität bisher erwachsen; aber es wird unsere Aufgabe sein, die inländische Verwerthung des Bernsteins zu fördern, die inländischen Fabrikanten zu unterstüßen und sie darauf hinzuweisen, in welher Weise eine ver- besserte, vervollkommnete Art der Verwerthung des Bernsteins mög- lih ist. Daß man dabei vorzugsweise Genossenschaften berüdcksihtige, mögen das Genossenschaften zum Einkauf von Rohstoffen fein oder zu irgend welchem anderen Zwecke, das entspricht ja der Wirthschafts- politik, die die Regierung hon bisher verfolgt hat, und die sie gewiß auch künftig festhalten wird.
Von einer großen Bedeutung für die Verwerthung des Bern- steins ist nun das Bernsteinmuseum, defsen der Herr Abg. Gamp in seinem Antrage erwähnt hat, das er gern dem Staat und der Pro- vinz dauernd erhalten möchte. Seinen Darlegungen über die Be- deutung des Museums für wissenschaftlihe Zwecke, für gewerblich- technische Zwecke, auch für die merkantile Seite der Sache, also für die Ausbildung derjenigen Arten und Gebrauchsgegenstände unter den Bernsteinfabrikaten, die vorzugsweise marktgängig sind, kann ih nur voll beistimmen. Das Museum is in dieser Beziehung von großem Werthe, und die Regierung wird es unter allen Umständen sih an- gelegen sein lassen, wenn das Museum niht vom Staat oder der Provinz erworben werden könnte, dafür zu sorgen, daß etwas Aehnliches an die Stelle gesezt wird. Jch glaube, die Hoffnung, das Museum dem Staat oder der Provinz zu erhalten, nicht völlig aufgeben zu können. Die Regierung unterhandelt darüber mit dem Herrn Becker. Vorläufig scheint er die Absicht, das Museum an einen Dritten zu verkaufen, aufgegeben zu haben; wenigstens ist mir ein Telegramm mitgetheilt worden, das er an seinen hiesigen Beauftragten gerichtet hat, und das folgendermaßen lautet:
Museum wird nicht verkauft. Behalte mir vor, es entweder in Königsberg oder in Berlin zur Besichtigung des Publikums zu halten.
Damit is} vorläufig wenigstens etwas erreiht. Daß man im übrigen dem Herrn Becker zumuthen soll, das Museum unentgeltlih
nzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
1899.
dem Staate zu überlassen, das \cheint mir doch bei einem Werth- objekt von mehr als einer Viertelmillion etwas zu weit zu gehen. Sollte Herr Becker aus eigner Entschließung dazu übergeben, einen solchen Schritt zu thun, so wäre das gewiß ein hochherziger, patriotischer Akt, der die volle Anerkennung verdienen würde sowohl seitens des Staats wie feitens der Provinz; es würde allseitig mit großem Danke anzuerkennen sein. Eine direkte Zumuthung ibm aber zu machen, würde man doch Bedenken tragen müssen. Ich glaube also, die Hoffnung ausdrücken zu können, daß es gelingen wird, das Mu- seum, das ja immerhin das Eigenthum des Herrn Becker verbleiben kann, seinen Namen tragen kann, wenigstens dem Lande oder der Provinz zu erhalten, sei es, daß es in Berlin, fei es, daß es in Königsberg belassen wird. Die Regierung würde für die Unter- bringung desselben selbftverständliÞh das Nöthige zu thun bereit fein.
Abg. Kreth (konf.) erklärt, daß feine Fceunde {weren Herzens für die Vorlage stimmen würden. Es werde außer- ordentlih \chwer sein, jemand zu finden, der eine solche Geschäftsgewandtheit besie, aber auch wenige, die so wenig \frupulôs in den Mitteln seien, wie Herr Becker. Die Aus- beute und Rentabilität sei um fo zweifelhafter, als es sich um einen Artikel handle, der der Mode unterworfen fei. Der Vertrag mit Hzrrn Beckec sei ja mit der größten Subtilität aufgestellt, aber Herr Bedcker fei geradezu ein Genie, und er werde hon Mittel und Wege finden, sich aus den Schlingen des Vertrages zu ziehen und dem Staat ein Schnipphhen zu s{hlazgen. Troßdem bleibe nihts übrig, als dem Vertrage zuzustimmen.
Abg. Dr. Krause (nl.): Der Bernstein hat bisher einen enormen Ettrag abgeworfen, er ift durchaus kein Modeartikel, sondern in der ganzen Welt begehrt und verspriht auch in der Zukunft einen guten Absaß. Auf die unerquicklihen Erörterungen der Vergangenheit gehe ih nicht ein. Der Abg. Graf Limburg-Stirum sagte in der erften Lesung, wir würden über diefen Vertrag garnicht zu sprehen brauchen, wenn hier niht früher en „(chône Reden“ gehalten worden wären. Worin liegt denn der Mißerfolg / jener „s{önen Reden“? An die Stelle eines rücksihtslosen Monopolinhabers soll der Staatésbetrieb treten. Niemand hat sih über den Privatbetrieb so scharf geäußert wie ih, und wer den Finger in die Wunde gelegt hat, brauht ih niht saaen zu laffen, er babe hier \{chóne, unnüße Reden gehalten. Diesen Vorwurf muß ih zurückweisen. Jch versprehe mir von der Staatsverraltung einen stärkeren Schuß des Handwerks und nament»- lih der kleinen Fischerdörfer, die früher unter dem Bernftein-Privat- monopol zu leiden hatten.
Abg. Ehlers (fr. Vgg.): Ich kann der Vorlage nicht so freund- li zustimmen wie der Vorredner. Ich bewundere den Muth, mit dem die Staatsregierung an die Sache berangebt. Sollte meine pessimistishe Auffassung widerlegt werden, um fo besser. Die Firma Stantien u. Becker hat das Monopol eigentlich erst geschaffen. Sie hat auch den Absaß im Auslande erweitert. Jh möht: be- zweifeln, ob die Fabrikation aus dem Auslande ins Jnland gezogen werden kann.
Die Abg. Pleß (Z?ntr.) und Dr. Krieger (fr. Volkép.) erklären ih tcet ihrer Bedenken für die Vorlage.
Abg. von Rievenhausen (kons.) erwartet, daß die Regierung die inländishe Industrie nah Möglichkeit hüßen werde.
Der Gesehentwurf, die beiden Resolutionen der Budget- kommission und der Antrag Gamp werden angenommen.
Schluß 41, Uhr. Nächste Sißzung Montag 11 Uhr. (Etats der Handels- und Gewerbeverwaltung und der Bau- verwaltung.
Handel und Gewerbe.
Tägliche Wagengestellung für Kohlen und Koks
an der Ruhr und in Oberschlesien.
An der Ruhr sind am 4. d. M. geftellt 15 116, nicht reht- ¡eitig gestellt keine Wagen.
In Oberschlesien sind am 4. d. M. gestellt 5133, niht reht- zetitg gestellt keine Wagen.
Konkurse im Auslande. Bulgarien.
Das österreihish-ungarische General- Konsulat in Sofia hat unterm 1. d. M. über die Großhandlungsfirma Pinchas Abr. Tagger den Konkurs eröffnet. Passiva 150 000 Fr., Aktiva 50 000 Fr. Masseverwalter: Rechtsanwalt Dr. Feuerstein in Sofia.
Das österr :ichisch - ungarishe Konsular - Gericht zu Rustshuk hat über das V?:rmögen der offenen Handelsgesellihaft Senft u. C o. zu Rustshuk den Konkurs verhängt.
Das Kreisgericht in Rustshuk hat über das Vermögen der Handels- firma Br. Jyan u. Maria S. Dragoew zu NRuslshuk den Konkurs verhängt. E
Das Kreisgericht in Widdin bat über das Vermögen des Kauf- manns Angel Losarow in Widdin den Konkurs verhängt.
Das Kreisgericht in Tirnowa hat über das Vermögen der Handels- firma Br. A. Kostow in G. Orechowa den Konkurs verhängt.
Berlin, 4. März, Marktpreise nah Ermittelungen des Köatglichen Polizei-Präsidiums. (Höchste und niedrigste Preise.) Per Doppel-Ztr. für: *Weizen 16,20 4; 15,30 A — *Noggen 1450 M; 13,80 Á — *Futtergerste 13,40 #4; 12,90 # — Hafer, gute Sorte, 15,40 4; 14,90 G — Mittel-Sorte 14,80 46; 14,20 5; — geringe Sorte 14,10 4; 1350 # — NRichtstroh 3,82 4; 3,32 4 — Heu 6,90 4; 4,20 A — **Erbsen, gelbe, ¿zum Kochen 40,00 4; 25,00 4 — **Speisebohnen, weiße 50,00 4; 25,00 „46 — **éinfen 70,00 4; 30,00 A — Kartoffeln 6,00 46; 4,00 6 — Rindfleisch von der Keule 1 kg 1,60 4; 1,20 « — dito Bauchfleisch l kg 1,20 A; 1,00 A — S(weinefleish 1 kg 1,60 4; 1,20 M — Kalbfleish 1 kg 1,60 4; 1,00 4 — Hammelfleish 1 kg 1,60 #; 1,00 A — Butter 1 kg 2,60 4; 2,00 « — Eier 60 Stü ,00 A; 2,40 A — Karpfen 1 kg 2,20 4; 1,20 G — Aale 1 kg ,00 4; 1,40 A — Zander 1 kg 2,60 4; 1,09 «A — Hechte 1 kg 00 4; 1,00 A — Barsche 1 kg 1,80 4; 0,90 « — Schiele
2,80 4; 1,20 A — Bleie 1 kg 1,40 4; 0,80 « — Krebse 60 Stück 12,00 4; 4,00 4 * (Frmittelt pro Tonne von der Zentralstelle der preußishen Land- wirthshaftskammern — Notierungsftele — und umgerehnet vcm Polizei-Präsidium für den Doppelzentner. ** Kleinhandelspreise.
Ausweis über den Verkehr auf dem Berliner Swlachtviebmarkt vom 4. März. Zum Verkauf fstanden|: 4122 Rinder, 1130 Kälber, 8123 Schafe, 7163 Schweine. Markt- oreise nach den Ermittelungen der Preisfestseßungs-Kommission : Bezahlt wurden für 100 Pfund oder 50 kg Shlachtgewicht in Véark (bezw, für 1 Pfund in Nfg): Für Rinder: Ochsen: 1) vollfletscia, ausgemästet, höchften Schlahtroerths, höchstens 7 Jahre alt, 62 bis 66; 2) junge fleishige, niht ausgemästete und ältere ausgemästete 57 bis
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