1899 / 57 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Mar 1899 18:00:01 GMT) scan diff

Hongtong nach Ternate (Molukken) in See gegangen;

. M. S. „Bussard“, Kommandant: Korvetten - Kapitän

Mandt, is heute in Port Said angekommen und beabsichtigt, 3. d. M. na ibraltar in See zu gehen.

am 13. d. M. nah Gibralt S h

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern den ungarischen Minister- Präsidenten von Szell in einstündiger Audienz. Jm Laufe des Tages besuchte Leßterer den Minister-Präsidenten Grafen Thun und die österreichishen Minister.

Der böhmische Landtag sowie die übrigen Landtage der zweiten Serie, mit Ausnahme des tiroler Landtages, sind zum 14. d. M. einberufen worden.

Großbritannien und Jrland.

Jm T e erklärte gestern der Parlaments- Sekretär des Aeußern Brodrick, daß bei den Handelsvertraas- verhandlungen mit Deutschland und Belgien feine spezifischen Tarifabmachungen in Aussicht genommen seien. Obschon Lord Salisbury gern ihm gemachte Vorschläge erwägen werde, bedarf er doch nicht nothwendig des Nathes von Fachmännern. Der Finanz-Sekretär des Schaßamts Hanbury brachte eine Resolution ein, in der die Regierung zur Einbringung einer Vorlage zur Förderung der Entwickelung des Fernsprehwesens ermächtigt wird, damit England in dieser Beziehung auf die Höhe der Länder des Fesilandes gebracht werde. Die Regie- rung verlange hierzu zwei Millionen Pfund. Die erste Aus- dehnung solle auf London beschränkt sein. Die Resolution wurde vom Hause angenommen.

Frankreich.

In der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer be- antraate der Deputirte Allard, wie „W. T. B.“ berichtet, cinen Kredit von 200000 Fr. für die Hinterbliebenen der bei der Katastrophe in Toulon Getödteten zu gewähren. Der Minister - Präsident Dupuy gab seinem Mitgefühl an dem Unglück Ausdruck und unterstüßte den Antrag Allard's, welcher alsdann der Budgetkommission überwiesen wurde. Jn Beantwortung ciner Anfrage über den Zwischenfall in Maskat gab sodann der Minister des Auswärtigen Delcassé folgende Erklärung ab:

Vor etwa drei Wochen traf der englishe Resident in Bender- Buschin, welcher der indischen Regierung untersteht, auf einem Kriegs- \{ch:fff vor Maskat ein und forderte den Sultan auf, eine Konzession rückgängig zu machen, die er uns ertheilt batte, und wel§he das Zu- geständniß an Fcrankr:ih enthielt, ein Koblendepot an der Küste einer der zu Maskat gehöcigen Buchten anzulegen. Unter dem Druck der british2n Kanonen ersubte uns der Sultan, ihm die Konzeisions- Urkunde wieder zurückzuftellen, was wic natürli venweigerten. Da auf erklärte der Sultan die Konzession für annulliert. Das sind die Thatsachen. Die Regiz-rung der Republik fand si also einer dopp-lten Frage gegenüber, einer thatsächliwen und einer formellen. Welchen Vorrourf konnte min {ließli gegen uns erheben? Dur den Vertrag von 1862 übernahren Großbritannien und Frankreih die gegenseitige Verpflihturg, die Unabhängigkeit von Maskat zu respektieren. Frankreich hat heute ebensowenig als früher Luft, diese Unabhängigkeit im geringsten anzutasten. Frankreich hat dies stets gesagt und macht keine Schwierigkeit, es wieder zu sagen ; es beabsichtigt zweifellos ebensowenig als Großbritannien, sich auf Umwegen, dur Sonderverträge in Maskat eine bevorrehtete Lage zu schaffen und die Tragweite der Uebereinkunft von 1862 zu seinem Vortheil abzushroächen. Könnte die Bewilligung einer Kohlenniederlage tie geringste Beun- ruhigung rechtfertigen ? Großbritannien besißt seix langem eine Kohienniederlage in Maskat, wie könnte also der bloße Plan Frank- reichs, das zu thun, was Großbritannien ohne Verleßung der Ü-eber- einkunft von 1862 thun fonnte, eine Nichteinhaltung, eine Verleßung eben dieser Konvention bedeuten? Die Erörterung über diesen Punkt fonnte keine weitläufige sein. Die britishe Negierung hat auch nach erhaltener Aufklärung über die Thatsachen und unsere Absichten nit gezögert, anzuerkennen, daß die Rechte Frankreihs und Großövritanniens in Maskat identisch feien, wie au ihre Pflichten dieselben feien. Frankreih könne durchaus recht- mäßiger Weise dort seinerseits eine Koblenniederlage genau zu den Bedingungen haber, unter welchen Großbritannien dort die seinige errihtet habe. Wir haticn also Ret in der Sache behalten; es blieb jetzt nur noch die Frage des weiteren Vorgehens zu regeln. Auch hier konnte eine zufriedenftellende Lösung nicht zweifelhaft sein. Es wäre auch wirflich nicht mögli, daß in dem Augenblick, wo die beiden Regie- rungen in aufrichtig versöhnlihem Sinne über die Abgrenzung ihrer Be- fißungen in Afrika unterhandeln und ein Vertragsverhältniß als Garantie einer bvauernden Verständigung anftreben, weil die wesentlichen Interessen d?r beiden Nationen dadurch gewahrt fein werden es wäre wirklich nicht möglich, sage ich, daß in diesem Augenblick die britische Regierung den ebenso unkorreften wie eigenmähhtigen Eingriff seitens eines ibrer Beamten zulaffen könnte, der uns Anlaß zur Klage gegeben hat. Auch hat uns die britishe Regierung ihr aufrihtiges Be- dauern über den Vorfall zum Auvsdruck gebraht. So ver- hät es fich mit dieser Angelegenheit. Ih danke der Kammer, daß sie der Regierung Zeit gelassen hat, diefe Angelegenheit zu regeln, und daß sie, während einige, glückliberweise nur fehr wenige, Zeitungen ih auf die Nachricht von diesem Zwischenfall stürzten, um einen neuen Rückzug vorauezusagen, gleihîam als wollten fie si {on im voraus an der Demüthigung ihres Landes laben, durch ihr Scckweigen gezeigt hat, daß sie der Regierung Vertrauen \{enke. Sie sieht jeyt, daß fie niht weniger {nell und vollständig Genugthuung erlangte, wenn sie dieselbe auch ohne Lärm gefordert hat.

__ Nach der Erklärung des Ministers trat die Kammer in die Bcrathung des Budgets der Kolonialverwaltung ein.

Der sozialistishe Deputirte Fournière erklärt in cinem Schreiben an den Kriegs-Minister de Freycinet, er ziehe vorläufig die von ihm beabsichtigte Jnterpellation über einige neueren Veröffentlihungen Esterhazy's zurück, da unmittelbar bevorstehende Zwischenfälle über die Rolle des Generalstabes in dem Esterhazy: Zola-Prozesse Licht verbreiten würden.

Die vereinigten Kammern des Kassationshofs unter dem Vorsiy Mazeau’'s haben Ballot Beaupré, den Vorsißenden der Zivilkammer und Nachfolger Quesnay de Beaurepaire's, zum Berichterstatter in der Angelegenheit der Revision des Prozesses Dreyfus ernannt. Dem Vernehmen nah wird die Angelegenheit niht vor dem 10. April zur öffentlichen Verhandlung kommen.

Rußland.

Das „Journal de St. Pétersbourg“ schreibt, wie dem „W. T. B.“ p aus St. Petersburg gemeldet wird: „Wie wir erfahren, ist der Wirklihe Geheime Rath von Staal, Botschafter in London, zum Vertreter Rußlands bei der Konferenz im Haag designiert. Die Thatsache, daß diese wichtige Mission einer so hervorragenden Persönlichkeit anver- traut wird, wic es Herr von Staal, der Doyen der russischen Diplomatie, is}, beweist das ganz besondere Jnteresse, welches der Kaiser dem großen humanitären Werk entgegen- bringt, das jeßt der zivilisierten Welt vorgelegt wird. Da die Fragen, welche bei dieser Konferenz zur Erörterung

gelangen werden, sehr komplizierter Natur sind, werden mehrere Spezialdelegirte seitens der zuständigen Ministerien zur Ver- fügung des russishen Bevollmächtigten gestellt werden.“

JFtalien.

Wie „W. T. B.“ aus Rom meldet, beabsihtigen die Deputirten Bosdari und Santini, die Regierung Uber die leßten Nachrichten aus China bezüglih der Sanmun-Bay zu interpellieren.

__ Der Papst blieb gestern mehrere Stunden außer Bett. Die flüssige Ernährung wurde aufgegeben, und der Papst nahm gestern wieder die gewohnte Nahrung zu sich. Nachmittags um 5 Uhr statteten die Aerzte Mazzoni und Lapponi Seiner Heilig- keit einen Besuch ab und stellten fest, daß Blutzirkulation, Tem- peratur und Athmung reger a seien. Der Papst empfing ferner den Kardinal Rampolla und mehrere Prälaten. L E verblieb die vergangene Nacht niht mehr im

atifkan.

Spanien.

Die Cortes sind gestern aufgelöst worden. Jm Senat wollte, wie „W. T. B.“ berihtet, Graf Almenas sprechen, wurde aber durch Lärm daran verhindert. Silivela verlas sodann das Schließungs- dekret. Mehrere liberale Senatoren riefen: „Es lebe die Freiheit!“ Graf Almenas rief: „Es lebe die Armee! Es lebe die Marine!“ Die Sizung wurde unter großer Erregung ge- schlossen. Jn der Deputirtenkammer verlas der Schrift- führer das Königlihe Dekret, durch welches das neue Ministerium ernannt wird. Der Minister - Präsident Siloela verlas darauf das Dekret, durh welches die Cortes aufgelöst werden. Der Deputirte Abonez rief aus: „Nieder mit den Jesuiten !“, worauf Hochrufe auf die Republik und die greiheit laut wurden. Unter großem Tumult hob der Präsident die Sigung auf und ließ die Tribünen räumen. Nach der Sigzung traten die republikanischen Deputirten zusammen und beschlossen, eine thatkräftige republikanische Propaganda zu treiben und eine Koalition mit den Liberalen zu schließen.

__ Der Ministerrath hat die sofortige Bezahlung der den heimgekehrten Soldaten geshuldeten Soidrückstände beschlossen. Demgemäß ist der Kriegs-Minister beauftragt worden, Rech- nungen aufzustellen, welhe einem besonderen Ministerrath unterbreitet werden sollen, der die endgültige Entscheidung treffen wird. Der Ministerrath beschäftigte sich sodann mit der Auflösung des Kolonial-Ministeriums, welche vom Finanz-Ministerium durchaeführt werden soll.

Belgien.

Das gestern Abend ausgegebene Bulletin über ‘as Be- finden der Königin lautete, dem „W. T. B.“ zufolge : Der Zustand war während des Tages verhältnißmäßig zu- friedenstellend. Die Krankheit nimmt ihren normalen Verlauf. __ Nah einer Meldung von heute früh hatte die Königin eine gute Naht. Jn Allerhöchstderen Befinden ist eine merk- bare Besserung eingetreten.

Rumänien.

Die Deputirtenkammer hat, dem „W. T. B.“ zu- folge, gestern mit 74 gegen 2 Stimmen das gesammte Budget angenommen. Der Minisier - Präsident legte cinen Geseß- entwurf vor über eine Konvention mit Deutschland, betreffend eine direkte Eisenbahn- und Post: und Telegraphen-Verbindung zwishen Berlin und Konstantinopel, mit einem Kabel zwischen Constanza und Konstantinopel. Sämmtliche Bureaux der Kammer beschlossen die Dringlichkeit des Geseßentwurfs.

Amierika.

Nach einem dem Londoner „Standard“ zugegangenen Telegramm aus Washington wird das Defizit des laufenden Jahres mit Einschluß des Sinking-Fund 203 000 000 Dollars überschreiten.

Wie „W. T. B.“ aus New York meldet, wird die

- Kommission, welche über die Fleisch lieferung für die

Armee während des Krieges eine Untersuhung anzustellen hat, sich nach Chicago, Omaha und Kansas City be- geben, um sich über die in den dortigen Schlachthäusern ge- übte Fleishschau zu unterrichten.

Asien.

Aus Peking meldet das „Reutershe Bureau“, daß der dortige italienishe Gesandte wegen der undiplomatischen, unhöflichen Art, in welcher die Forderungen Jtaliens, betreffend die Sanmun-Bay, abgelehnt worden seien, nicht weiter direft mit dem Tsung-li-Yamen rerhandeln werde. Der Gesandte kehrte gestern von Tientsin nah Peking zurü.

Dasselbe Bureau berichtet ferner aus Manila, der General Otis habe den Plan eines allgemeinen Angriffs fertiggestellt, welcher bezwecke, die Aufständischen nah allen Seiten aus den Dschungeln zu wver- treiben. Die amerikanishen Truppen seien unter dem Scharfschüßenfeuer der Auff*-dishen unruhig und nervös geworden und verlangten fo vcgierig, demselben Einhalt zu thun, daß der General Otis ihrem Wunsche nachgegeben habe. Nach dem Eintreffen aller Verstärkungen werde die gesammte mi V! van Truppenmacht, einschließlich der Flotte, 41000 Mann umfassen.

Das Washingtoner „Evening Journal“ veröffentlicht eine Depesche aus Manila, n2ach welcher sich am Sonntag Abend die Aufständishen unter dem Schuße der Dunkelheit bis auf kurze Entfernung den Vorposten bei den Wasserwecken von Manila ger ähert und plößlich ein Feuer auf dieselben eröffnet hätten. Der Kampf habe lange Zeit gedauert; zwei Ameri- kaner seien verwundet worden, von den Aufständischen seien 17 gefallen und viele verwundet worden. Die Aufständischen hätten fich zurücgezogen, jedoch den Kampf gestern in aller Frühe wieder aufgenommen.

Afrika.

Wie das „Reutersh2 Bureau“ aus Mombasa vom gestrigen Tage berichtet, sind dort Meldungen eingetroffen, wonach in mehreren großen Distrikten des british-ostafri- kfanishen Pirotektorats Hungersnoth ausgebrochen sei. Das Getreide auf den Feldern sei von Szuliiceen vor der Ernte vernichtet worden. Die Ortsbehörden und Missions- gesellschaften thäten ihr Aecußerstes, um dem Elend vorzubeugen, allein es gelte niht für unwahrscheinlih, daß ein Aufruf an das britishe Volk zur Hilfeleistung nothwendig sein werde.

Fische, auch Heringe .

Steinkohlen .

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Reihs- tages und des Hauses der Abgeordneten b in der Ersten Belage! / A PERS O

Der Reichstag ehrte in seiner heutigen (51.) Sißu welcher der Staatssekretär des Reichs-Justizamis Dr. Mi ebr ding beiwohnte, zunächst das Anderken des gestern in seiner E verstorbenen Abg. von Arnswaldt - Böhme Zentr.) in der üblichen Weise.

Erster Gegenstand der Tagesordnung war die erste Be- rathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die gemeinsamen Rechte der Besißzer von Schuld- verschreibungen.

__ Zur Einleitung der Dcbatte nahm der Staatssekretär des Reichs - Justizamts Dr. Nieberding das Wort. Bis zum Schluß des Blattes sprachen noh die Abgg. von Strom- beck (Zentr.) und Büsing (nl.)

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (37.) Sißung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld beiwohnte, die zweite Berathung des Staatshaushalts- Etats für 1899 bei den Ausgaben des Etats der nee und Gewerbeverwaltung fort.

Bis zum Schluß des Blatt:s nahmen der Abg. Dr. Arendt G A o ee für L E Gewerbe Brefeld, owie die agg. Frißen (Zentr.), Hoyermann (nl.), Dr. Hirsch (fr. Volksp.) und Krawinkfel (nl.) das T

Bei der heute vorgenommenen Ersaßwahl zum Hause der Abgeordneten im 2. Triershen Wahlbezirk (Witt- lich, Bernkastel) wurde, wie „W. T. B.“ meldet, Jägen- Trier (Zentr.) mit 207 von 222 abgegebenen Stimmen gewählt.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Der Verkehr auf den Wasserstraßen Berlins im Jahre 1898

zeigt gegenüber demjenigen des Vorjahres dem , Centralblatt dec Baus verwaltung“ zufolge sowohl hinsihtli des Durchgangsverkehrs als au bezüzglih ‘der Mengen der angekommenen und der abgegangenen ec erhebligze Steizerungen. Das Gesammtgewicht der durchgehenden Güter betrug 857998 b (gegen 754 376 i. I. 1897, 689285 t. J. 1896, 427587 i. J. 1891, 344707 i. J. 1887), das Gesammtgewiht der ange- fommen en- Güter 95060427 t (gegen 4782831 i. J. 1897, 4795 772 i. J. 1896, 4 777 073 i. J. 1891, 4228170 i. J. 1887) und das Geiammtgewiht der abgegangenen Güter 571 971 & (gegen 443196 i. J. 1897, 483 552 i. J. 1896, 396 668 i. F. 1891, 399 999 t. J. 1887). Die Zahl der durhchgehendez Schiffe belief si auf 4758 (gegen 4456 i, I. 1897, 4473 i. J. 1896, 4215 i. I. 1891, 4270 i. J. 1887), die Zahl der angekommenen Schiffe auf 51 006 (gegen 49 642 i. J. 1897, 71754 i. J. 1896, 46 599 i. J. _ 1891, 49168 i. J 1887) und die Zahl der abge- gangenen Schiffe auf 49 815 (gegen 48910 i. J. 1897, 71539 i. J. 1896, 45 754 i. F. 1891, 48935 i. F. 1887).

Der sogenannte Lokalverkehr, der die angekommenen und die abgegangenen Güter umfaßt, betrug 5632398 t (gegen 5 226 027 i. I. 1897, 5279 324 i. J. 1896. 5 173741 i. J. 1891, 4583 769 i. J. 1887). Er ist mithin gegenüber demjenigen des Vorjahres um 406 371 t oder 89/0 gestiegen.

Die Zahl der angekommenen Personendampfer ist von 6454 auf 4821 zurüdckgegangen, die der Schleppdampfer von 9867 auf 10610 und die der Güterdampfshife von 719 auf 864 mit 598566 t Gütern gestiegen. Die Anzahl der Segelschiffe betrug 34711 (davon 3264 unbelaven) mit 9 C01 861 t Gütern und 5 353 440 & Tragfähigkeit. Unter den abgegangenen Schiffen befanden ne 4821 Perfonendawpfer, 10 620 Schlerpdamvfer, 857 Güterdampf- chiffe, belaten mit 48 621 t Gütern, und 33517 Segelschiffe (davon 27 978 unbelader) mit einer Tragfähigkeit von 4934524 t, beladen mit 523 350 Gütern. Unter dea durchgehenden Schiffen waren 150 Schleppdamyvfer, 1 Güterdampfshif und 4607 Segelschiffe (davon 10 unbeladen) mit 857 898 t Gütern.

An Flößen sind dur{ge fahren: 46 mit einem Tonnengehalt von 3838 & (gegen 70 mit 9249 t i. J. 1897, 33 mit 7022 t t. J. 1896), angekommen: 50 mit 4732 t (gegen 32 mit 1482 t und 63 mit 3633 & in den beiden Vorjahren).

unter den unter den angekommenen abgegangenen zu Berg zu Thal zu Berg zu Thal Tonnen Tonnen Tonnen Tonnen Düngemittel e 270 5 197485 - 20 722 Robe und Brucheisen . 34 936 620. - 737 1 825 Andere unedle Metalle . 19 598 6 702 2628 7 702 Verarbeitetes Eisen . 99 571 14 488 2 025 6 935 Zement, Traß, Kalk . . 29536 125 339 1 083 2 561 Erde, Lehm, Sand, Kies 153465 937 974 56189 130449 Weizen und Spelz 32 844 2 388 1 925 2 446 Rott e s 07406 8 871 8 529 4 360 Ge eo es 44 455 12 528 836 3 619 e ita o eide 0 USTA9: 12/398 652 4 467 Anderes Getreide und Hülsers

pet 6 6e et LDO E 1434 5 359 6015 Obst, frisches und getrecknaetes 11348 231 57 101

Harte Siämme (Nutz-,

Bau-, Schifféholz) . 13 852 2 633 225 195 Harte Schnittwaare . 24 501 1 358 592 1 899 Harte Brernholzscheite 10 140 760 —- 120

23 848 410 210 DDD

Weiche Stämme .

Weiche Schnittwaare. . 168719 9 003 2 331 3 407

Weiche Brennholzscheite . 69428 43387 948 3510 11 681 809 412 71397 833049 7720 38913 31266 22475 414 15959 68 151 1 309 6 825 7 024 56 220 20 961 1176

139228 32114 6 283 2 873

371592 8371 702 3580 10054 14 468 8 683 290 985

418 223 4078 27348

An Gütern befanden sich

Mebl und Müßhlenfabrikate Zuckter, Melasse, Syrup . Le Oele und Fette . etroleum V t Ca Steire und Steinwaaren

Braunfokblen Moauersteine , Thonröhren .

i Dawhziegel, ¿iw 11499606 Im- Ganzen sind zu Berg 2977596 t, zu Thal 2082 831 t Güter angekommen und zu Berg 175259 t, zu Thal 398713 t Güter abgegangen.

Zur Arbeiterbewegung.

In Düren kündigten, der „Rhein.-Westf. Ztg.“ zufolge, am Sonnabend sämmtliche Arbeiter und Arbeiterinnen der Leinen- weberei Carl Büdlers u. Cie., über 250 Personen. Dieselben waren bei der Firma wegen Einführung eines einheitlihen Lohntarifs und Fallenlassens des sogenannten Kartensystems vorstellig geworden, Ion niht mit dem erhofften Erfolge.

us Valenciennes wird der „Köln. Ztg.“ gemeldet: Ein

unter den Porzellanarbeitern von Saint-Amand aus-

ebrochener Ausftand droht einen größeren Umfang anzunehmen. Die ahl der Ausftändigen beträgt bereits 1200.

Kunst und Wissenschaft.

Im Kunstgewerbe-Museum .sind, wie {on angekündigt, seit heute die Ergebnisse der Forshungsreisen ausgestellt, welhe Dr. Friedri arre in den Jahren 1895 bis 1898 in Klein-Asien und Persien unternommen bat. In erster Reibe waren es die Bauten der mohamedanischen Periode in ihrer Blüthezeit (X1V. bis XVI. Jabrhundert), die von ihm photographisch auf- genommen wurden. Diese Aufnahmen, mehrere hundert an Zahl, wurden nachträglih vergrößert und ermöglihen nunmehr ein ein- gehendes Studium der Architekturen. Or Sarre's Reiseaenosse, Regierungs-Baumeifter Bruno Schulz hat genaue Aufmessangen und Dur@{zeihnungen angefertigt. Auf Grund diefer Aufnahmen sowie mitgebrahter Materialp: oben konnten ganze Flächen der mit farbigen Fliesen inkcustierten Façaden in wirkliher Größe dargestellt werden. Von der „blauen Moschee“ in Taebris und der Grabmosh:e des Schah Safi in Ardebil bekommt man auf diese Weise eine lebendige Anshauung. Sehr bemerkent- werth ist auch die Sammlung persisher Fliefen mit Lüftre- glanz, welhe Dr. Sarre aus dem Orient mitgebracht hat; Metallarbeiten, Stoffe, Teppiche und altorientalische emaillierte Gläser von größter Seltenheit reihen sich ihnen an. Die Aus- tellung bietet ferner Aufnahmen obigen verwandter Architekturen von Professor Eduard Jacobsthal, wie des Maufoleums des Mabmud Pascha in Konstzntinopel und der „grünen Moschee“ in Brussa. Pro- fessor Jacobsthal bat die dort angewendete Technik in Berlin ein- aeführt und Proben derselben ausgestellt. Auch die Aufnahmen des Regierungs - Baumeisters Breslauer betreffen fartiz inkrustierte Architekturen. Besonders wichtig sind erdlih die Aufnahmen von Dr. Sarre in Tagh-i-Bostan, wo fassanidishe Felsengräber (aus der Zeit um 630) die entscheidenden Dokumente für die Geschichte der mittelalterlihen Seidenweberei enthalten. Von dort hat Dr. Sarre vollftändige Abformungen mitgebracht, neben welhen aus den Samm- lungen des Museums Seidenstoffe mit ihnen verwandten Mustern ausgestellt find. Die Ausstellung, welhe den ganzen Lichthof füllt, wird cinige Wochen dauern.

A. F. Die März - Sigung der Gesellschaft für Erd-

funde wurde von dem Vorsißenden, Geheimen Regierungs-Rath, Pro-

fessor Freiherrn von Ribthofen mit einem Ntkrolog auf den um die eographishe Forschung verdienten russishen General Annenkoff er- ffnet. Für den im September in Berlin stattfindenden inter- nationalen geographischen Kongreß hat Seine Könialihe Hokbeit der Prinz Albrecht von Preußen bereitwilligst das Protektorat über- nommen. Von der Expedition der Herren Dr. Fulterer und Holderer, die bekanntlich von Kashgar aus in östlicher Nichtung Mittel - Asien durchquert hat, fiad briefliheze Nachricht:n, von Anfang Januar datierend, vom Yaingtsekiang eingetroffen, welcher in den ersten Tagen des Jahres glücklich erreiht worden ist. Die Theilnehmer an der Expedition sind zur Zeit nah Europa unterweps, sodaß baldige mündliche Berichterstattung über die erreihten Erfolge zu hoffen ist. Die deutsche Ticfseeforshungs- Expedition an Bord ter Valdivia* befand sich nah den legtenNachrichten im Indischen Ozean, bei der Scyhellen-Inselgruppe, wo die Zoolozen sih besonders reichlicher Ausbeute erfreuten. Den ersten Vortrag des Abends hielt Dr, Karl Oesftreich über seine im Herbst vorigen Jahres in Albanien und Nord-Macedonien ausgeführten Reisen. Nach seinen Erfahrungen auf diefer Forshungêreise, die von Saloniki nah Ueéëküb, dem Zentralpunkt Macedoniens, von dort über Mitrowitza nah Nowi- bazar und wieder zurück nach Ueskfüb ging, und in ihrer Fortseßung jenseits des 2400 m hohen Schar Daah Ober - Albanien mit den Städten Prisrend, Dschakowa und Ipek berührte, giebt es in Europa kaum ein Land von gleih verworrenen geologischen und ethno- grapbishen Verkbältnissen, wie die jeßt foviel genannten Länder Macedonien und Albanien. Schon die Namen sind mehr oder weniger willkürliG gewählt. Macedonien héäißt ursprünglich nur das Küstengebiet amn Busen von Saloniki. Wieviel oder wie wenig vom Das noch Macedoni-n zu nennen ist, bleibt Jedermann über- afen, denn eine offizielle Benennung giebt es nicht. Ebenfo ist der Name Albanien doch nur arwendbar auf die verhältnißmäßig engen, von Albanesen bewohnten Gebietstheile Die große Mebrzahl der Bewohner des Landes nernt sich selb „Bosniaken“. „Arnauten“ beißen die Bekenner des Islam, gleihviel welden Volkeftanmes. Die geologischen Verhältnisse des Landes sind {wer entwirrbar. Im Norden \tceihen von NW. nah SO. die boënish-dinarishen Alpen. Sie stoßen im auf Alp-ngcbiete, die im Grunde nur aus Trümmern bestehen und die Spuren der zerftörenden Wirkung einer Faltung in der Urzeit von der Merkwürdigkeit zeigen, daß die Schichten eine andere Richtung einhalten als die Gipfel. Bei 1einen von Ueskfüb aus unternommenen, fleineren und größeren Aut flügen fand der Vortragende das hochragende Gebirge des Schar Dagh aus einem Plate2u älterer Formation von 850 m Höhe und darauf gethürmten Gipfeln von Schiefer- und Kalkgestein von 2000 m Höhe bestehend und bis zu 1100 ja 1500 m Erhebung, felbst auf der Nordfeite gut bewaldet. Nördlih des Schar Dagh sind zwei becken- artige Hohebenen mit Binnenseen in das Gebirge eingesenkt: das südlichere durh den Oct Prisrend, das nördlihe durh Dschakowa und Ip-k bezeichnet ; leßteres war bis 1766 Sih des Patriarchats der serbischen Kirche. Diese beiden aus Weide: und Ackerland bestehenden, im Gegenfaß zu weiten Strecken karstartigen Charakters des Gebirges keineswegs unfruchtbaren Hochebenen sind der eigentlihe Siß der Albanesen, von dem nördlih gelegenen Montenegro getrennt durch ein rauhes Gebirge, in desen unteren Theilen Gestrüpywald mit Laubwald abwehselt Die Paßhöhe in der Richtung nah Montenegro liegt bei 1700 m inmitten fahler Kalkfhohlandschaft. Hiec, im eigentlichen Dber- Albanien sind Bürgetkrieg und Blutrache in Permanenz eiklärt. Jn leßter Zeit noch war der Bazar von Dschakowa 6 Monate lang wegen Bürgerkrieges geschlossen. Diefen Zuständen entsprechend, trägt alle Welt Waffen. jedes Haus und Gehöft ift unfriedigt und befestigt, sei es dur Flehtwerk und Verhaue, fei es durch Steinmauern mit Stießscharten darin. Es konnte nit fehlen, daß bei solher Stim- mung der Bevölkerung au der Vortragende der Verdächtigung seiner Absichten und gelegentlihen Feindseligke ten niht entging, als er von Dschakowa aus das in fruchtbarer und {öner Gegend gelegene römifch-fatholisde Kloster Detshau mit Kirche aus dem 14, Jahrhundert und später als er Ipek besuchte, wo er bei einem fatholishen Priefter freundlihste Aufnahme und Schuß fand. Ersicht- lich befserte sih aber die Haltung des Volkes gegen das Ende seines Aufenthalts, was der Bortragende dem Cintréffen und den Eindrücken der Nachrichten über die Reise Seiner Majestät des Kaisers zu- \{chrieb. Außer dem eigentlihen Albanien sah Dr. Destreih auf seinem ersten Vorstoß von Uesküb nach Norden au Mitrowißa, wo der deutshe Leiter eines Dampfsägewerks ihm Gasifreund- schaft gewährte, Prishtina mit dem Grabe des Sultans Murad 1., das berühmte Amselfeld, auf dem die serbische Unabhängigkeit 1389 gegen die Türken verloren ging, und das bereits in öôsterreihisch Boësnien gelegene Nowibazar inmitten einer an- muthigen, der ältesten Tertiärzeit angebörigen G-birgslandshaft. Bet diesem mehrfachen Durchkreuzen des Landes trat dem Vortragenden so ret entgegen, wie zu der vorher geschilderten geologischen und ethnographischen Zerklüftung sih noch die merkwürdige Unregelmäßig- keit der Wasserläufe gesellt, die nah drei Setten: zum Adriatischen und zum Aegäishen Vieer sowie zur Donau, Abfluß haben und häufig auf langen Strecken unterirdisch sind. ;

Der zweite Vortrag des Abends hatte die Erläuterung des Gemäldes einer Steinkohlenlandschaft durch Dr. Potonió zum Gegenstand. Der Gedanke, aus den reichen Ueberresten der Stein- ktoblenflora ein Vegetationsbild jener sernen Tage der Entwickelung unseres Planeten zu konstruieren, T nit neu. Gr ist im Jahre 1844 in Wien durch Unger und später in Dresden von sahkundiger Hand ausgeführt worden. Seitdem sind aber eine Menge neuer Thatsachen bekannt geworden, welche das Bild noch treuer zu zeichnen erlauben. Dies hat zur Herstellung des großen und ansehnlichen, far- bigen Gemäldes den Anlaß gegeben, das im Original der

interessanten Erläuterung durch einen hierfür besonders befähigten | Interpreten als Grundlage diente. Das Bild zeigt eine Moorland- schaft elwa detjeznigen äußerlihen Charakters in der Vertheilung von Land* und Wasser, wie er heute in den Sümpfen von Florida vor- liegt. Als Oertlichkeit hat man sih die Oa oates zu denken, welche die Steinkohblenflöte, sei es Nieder- oder Oberschlesiens, sei es Westfalens oder der südlihen Rheinprovinz bildeten. Daß es zumeist Wasser- oder stark wasserbedürftige Pflanzen waren, ist zweifellos. Doch sind die hier gezeigten Vertreter diefer Vegetation keineëwegs die ältesten bekannten, sie gehören vielmehr fchon der sogenannten früheren Flora, der mittleren Steinkohlenzeit an, als die Natur {on ret vielseitig in ihren Darbietungen war, freilih bei weitem nit fo vielseitig und wahrscheinlih au niht fo farbenprächtig, als sie es spâter gelernt hat und sich uns heute darstellt. Das Gemälde zeigt links eine Waldpa1tie, in der Mitte ein \tagnierendes Wzfser, darin eine Vegetation mächtiger, gelblicer Schachtelhalme, rechts wieder einen lihten Wa'd mit den deutlihen Kennzeichen des Urwaldes, morschen und gestürzten, den Boden bedeckenden Stämmen. Lichter a!s unsere Laubwälder ershezinen beide Waldbilder, deren rechtes im Vecgleih zu dem linken die trockaere Standpunkte bevorzugenden Gewächse wiedergiebt, liter hon deshalb, weil es ein Charafteristikum der Steinkohlenflora ift, daß ihre Revräfentanten die rispenartige Ver- ¿weigung unserer Waldbäume nah allen Seiten noch nicht fennen, sondern eine zweitheilige Gabelung, sowohl in Wurzeln wie Zweigen und Aesten, mitbin eine mebr fächerartige Entfaltung vorziehen. Un- ¿w-ifelhaft ist das gegenwärtige Verbäitniß unserer Gewäthje zu Licht und Luft das befsere, die Natur hat allmählih das Zweckienlichere vorzuziehen gelernt. Fast alle diese Gewächse dec fünftcn Stein- kfohlenflora gehô:en den Kryptozamen an, mit denen verglihen wir die Gewächse mit deutliher Sam?2n-Hervorbringung als einen Fortschritt der Natur betrachten. Allen voran stehen die Farn-Gexächse, die wir in der gemäßigten Zone nur noch von krautartigem Wuchs kepnen, die in den Tropen aber auch heute noch in baumartiger und riesenhafter Entwickelung vorkommen. In der Steinkohlenflora sind dreierlei Formen von Farn zu unterscheiden : Stauten, Bäume und fletternde Farne. Leßtere Form findet sich niht mehr lebend, sie ist in unseren Urwäldern durch die Liane u. a. erseßt. Daß fie zur Steinkohlenzeit mächtig war, erläutert das Gemälde, auf dem man auch cine Anzahl in Blatt-Focrim und -Fiederung bekannter Farne, nur in kolossalen Abmefsungen wiedererkennt. Aehnliche Betrad)- tungen legt das Gebüsh von Schahhtelhalmen in der Mitte nahe. Unter den Waldtbäumen, deren Geshleht zwar ausgestorben ifi, die wir aber nach ihren aufgefundenen Resten und Stämmen bis zu 30 m Länge sehr genau kennen, ift den Sigillarien und Stigmarien auf dem Gemälde ein hervorragender Plaß angewiesen: erstere fo genannt, weil ihre fossilen Stämme die Narben der wahrscheinlih zylindrishen oder kantigen Blätter so diht nebeneinander zeigen, daß fie, durch den Druck abgeplattet, wie Siegel aussehen, leßtere durch ihre sich horizontal gabelnden Wurzeln als rihtige Sumpf- gewähse gekennzeichnet. Nh einem grünen RMasengrunde unter den Waldbäumen sieht man sich auf dem Bilde des Stein- koblenwaldes vergeblich um. Die monocotyledonen Gräser hatten noch niht das Licht der Sonne erblickt. Dafür s{wimmt auf dem Wasser ein grüner Teppich eines Sumpfgewächses niedrigster Daseinsform. Ganz fehlen die höheren Gewächse auf dem Bilde ebensoroenig wie in der Steinkohlenflora. Was aber aus der Gattung der Gymnospermen, der nacktsamigen Gewächse, schon vorhanden ist, die Cordataceen, hat mit unseren Nadelhölzern nur entfernte Verwandtschaft; am nächsten steht ihnen die bekannte chinesishe Konifere „Gingko“ mit fäâcherartig verbreiterter Nadel. Aber unzweifelhaft ist, daß sowobl Blüthen wie Früchte dieser den Uebergang zu bôheren Gewächsen bil- denden Gattungen in der Steinkoble fünfter Flora gefunden werden find. In sehr bezeihnender Weise hat der Künstler dem Gemälde einen Wolkenhimmel gegeben, feine grelle Sonnenbeleuhtung; denn erstecer mag der Wasserbedeckung des Erdreichs der Regel na besszr entsprochen haben. Ueber die Fauna der Sieinkohlenzeit ift zu wenig bekannt, um diesen stillen Wald damit beleben zu können. Auch bedurften diese Gewächse der Befruchtung dunch Insekten noch nicht.

Im Verein für deutshes Kunstgewerbe wird morgen, Mittwoch, Abends 8# Uhr (im Künstlerhaufe, Bellevu-ftraße 3), Herr Dr. F. L Sponsel aus Dreéden einen Vortrag halten über „die Entstehung des Zwingers zu Dresden und die Taze seines Glanzes“. Der Vortrag wird durch Ausftelung von Abbildungen des Zwingers und der einst dort gefeierten Hoffeste erläutert werden.

Die französische Akademie der Wissenschaften wählte, wie „W. T. B.“ vom gestrigen Taze aus Paris meldet, den Direktor des geodâtishen Instituts, Gegeimen Regierangë-Rath, Professor Dr Helmert in Potsdam zum forrespondierenden Mitgliede.

Theater und Musik.

Fonzerte.

Im Königlihen Opernhause fand auf Allerhöchsten Befehl gestern Abend ein großes Konzert zumBesten der , Mildwida“, E zur Untersiüßung armec Musifer-Wittwen und Waisen, tatt. An erster Stelle gelangte die im Oratorizaftil gehaltene Ton- dihtung „Die Auferweckung des Lazarus“ von dem in leter Zeit viel genannten italienischen Abbate Don Lorenzo “2 wt hier zum ersten Mal zum Vortrag. Der dem Evangelium Sohannis entnommene Text vertheilt sich außer auf dzn Chor auf vier einzeln aufiretende Personen, nämli dzu erzählenden Evan- gelisten, Christus, einen Diener und Martha, die Schwester des Lazarus. Der rein orchestrale Theil des Werkes nimmt einen sehr breiten Raum in An'ipruch; nah eixer langen, polyphonen Einleitung finden sich noch mehrere ausgedehnte Zwischensptele, welhe die Reden der Solisten unterbrechen und die verschiedenen Chorftrophen trennen. Der kurze Faden der Dae O wird dadurch etwas verlängert, verliert aber, auch in der musikalishen Bearbeitung, an Wirkungéskraft. Die Musik an sih au zeugt von einem musikali| fein gebildeten Geist, der nit nur mit Fleiß und Erfolg die alten und modernen Meister von den alten italienisch:n Kirhenmusikern bis zu Wagner studiert hat, sondern der auch cine reihe \{chöpferishe Kraft und Erfindungsgabe besigt. Der Eir fluß Richard Wagner's tritt natürlich besonders deutlich in der Orchestration der Zwischensäßze hervor, während den Chôren ihr araltzristishes Gepräge durch die Anlehuung der kompositorishen Arbeit an die alte italienishe Kirchenmusik verliehen wird, Die Et findungsgabe des Komponisten ift in der Behandlung der Solostimmen und der Chöre zwar nicht zu verkennen, dürfte si aber später noch zu höherer Blüthe ent- wickeln, Aus der gesammten Musik spricht eine fromme, gläu- bige Seele zu dem Hörer, die eine weihevolle Stimmung weckt und aufrecht erhält. Als Solisten wirkten Frau Herzog und die Herren Sommer, Hoffmann und Mödlinger mit und füh1ten ihre Partien bei bester Disposition mit glänzendem Gelingen durch. Auch der Overnchor leistete wieder in Bezug auf Reinheit, Sicherheit und Klangschönheit Vor- züglihes. Herr Kapellmeister Dr. Muck dirigierte das Werk mit fünstlerishem Verständniß, feinfühlig und mit großer Sicherheit ; ibm is der Erfolg wesentlich mit zu verdanken. Den zweiten Theil des Konzerts füllte neben Beethoven's „Eroica“-Symphonie, welche von Herrn Kapellmeister R. Strauß dirigiert wurde, die „Freishüß“-Ouverture und Richard Wagner’'s Kaitsermarsch aus. ährend des Huldigungs-Schlußchors hatte sih das ganze Haus erhoben. Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohnten dem Konzert bis zu Ende bei. y

Am Montag vergangener Woche gab die Sängerin Fräulein Hedwig Meyer im Beethoven-Saal ein Konzert mit Unter- stüßung des vortheilhaft bekannten Violinisten Herrn van Veen. Mit flangvoller Stimme und temperamentvollem Vortrag brachte sie Lieder von Schubert, Shumann und Brahms zu Gehör, von denen ihr „Du bist die Ruh!“ von Schubert ganz befonders gelang, sodaß

lebhafter Beifall erfolgte, der au den Leistungen des Vio- linisten in hohem Maße zu theil wurde. “In der Sing - Akademie vecanstalteten an demselben Tage die Damen Julie und Ilse Müllerhartung einen Vortrags- abend. Die Erstgenannte bewährte in Liedern von Schumann, Séubert, Cornelius, Richard Strauß u. A. die Vorzüge ihrer Ge- sangskunst, welhe sowohl auf dem Gebiete rihtiger Stimmbehand- lung als auch auf dem sinnentsprehender Vortragsweise liegen. Ihre Schwester Fräulein Ilse Müllerhartung steuerte, wie {hon bei früheren Gelegenheiten, einige Deklamationsstücke zum Programm bet, unter denen eine Novelle in Versen von Adalbert von Hanstein be- fonders fesselte und zu deren Erfolg auch die stilgerehte Sprchwzise der Vortragenden nit wenig beitrug. Das zahlreich anwesende Publikum spendete beiden Künstlerinnen lebhaften Beifall. E

Das Böhmische Streichquartett hat E einen größeren Freundeskreis in der musikalishen Welt Berlins erworben, wie der vollbeseßte Beethoven-Saal am A bewies, wo die dritte dieswinterlihe Abonnements-Soirée der trefflichen Quartett- Genossenschaft stattfand. Das Programm enthielt das Kaiser- Quartett von Haydn, das Quartett in D-mo1l voz Schubert und „Aus meinem Leben“ (Quartett in E-moll) von Smetana. Nament- lih gelangte das [cßtgenannte Werk mit einem Feuer und einer Präzision zu Gehör, welhe das Publikum hier in Begisterung versetzte. Jn der Sing: Akademie gab an demselbzn Tage Herr Günther Freudenberg einen Klavierabend, dessen Programm lediglich darauf angilegt war, die virtuose Fertigkeit des Konzert gebers glänzen zu lassen. Die „Fantaisis orientale“ von Balakirero, ein musikalish reizloses, aber an tehnishen Schwierigkeiten außer- ordentlih reiches Werk, spielte der Pianist mit ahtunggebietendem Körnen. Mehr Genuß bereiteten aber die kleineren Stüde, wie Ee d’Automne“ von Schüit und „Contes d’Ayvril“ von Widor.

Unter Herrn Wilhelm Handwerg's Leitung hatte am Mittwoch der „Berliner Liederkranz“ sein dietjähriges öffent- liches Konzert, das 67. seit seinem Bestehen, im Apollofaale des „Deutschen Hofes“ (Luckauerstraße) veranstaltet. Mit allen seinen Chorleiftungen erntete er ungetheilten Beifall, so mit dem Pilgerhor aus „Tannhäuser“ von Richard Wagner und mit einem Walzer-Idyll des im vergangenen Jahre verstorbenen Komponisten von Weinzierl, „Fcühlings- zauber“ betitelt, in welchem einzelne besonders hübsch crdahte und in der Ausführung auch besonders geluzgene Stellen wiederholt werden mußten. Der Königliche Kammermusiker Herr Emil Pr ill spielte eine Flôten-Phantasie aus der Oper „Rogujeda“ und eine fehr an- sprehende „Caprice orientale“ von Arthur Bird, von diefem selbst am Klavier begleitet, während an dem erstgenannten Stück Fräulein Elfriede Handwerg sih als tüchtige Begleiterin betheiligt batte. Die gute Akustik des gewählten Konzertraums kam allen Vorträgen auf das beste zu statten; nur die Stimme der Solistin Frau Carla Sund wollte an diesem Abend niht ausgiebig genug ers scheinen, woran wohl Indiétposition Schuld war.

Am Donnerstag veranstaltete die bekannte Violiniftin Fräulein Irene von Brennerberg im Beethoven-Saale ein Konzert mit dem vom Kapellmeister Rebi&ek geleiteten Philharmonischen Orchester. Für Aufgaben wte das D-dur-Konzert von Beethoven fehlt der Künstlerin das rehte Stilgefühl und die Tiefe der Auf- fassung. Die Art ihrer Begabung und ihres Könnens weisen sie mehr auf Aufgaben leihteren Stils hin, in welhen ihre mit einer gewissen Anmuth geübte Fertigkeit, ihr kleiner, aber doch recht süßer Ton zur Geltung kommen können, so in der „Fauft“- Phantasie von Wieniawsky und in den Zigeunerweisen von Sarasfate. Mit den leßtgenannten Stücken erntete sie denn au den lebtaften und woblverdienten Beifall des zahlreih erschienenen Publikums. Ein junger Wiener Pianist, Herr Hermann Klum gab ebcnfalls am Donnerstag im Saal Bechstein einen Klavierabend, welchen er mit den felten gespielten „Six Bagatelles“ (op. 126) und dem Andante in F-dur von Beethoven eröffnete, denen er Werke von Chopin, Schumann, Brahms, Lescetißky, Lamberg und S@ütt folgen ließ. Der Künstler bekundete eine weiche, fast weiblihe Art des Anschlags und Vortrags, die zwar zu Anfang recht angenehm berührte, im Laufe des Abends aber den Wunsch nah kcäftigeren Accenten aufkommen ließ, bie ihm nit gegeben zu sein scheinen. Sieht man von diefem Mangel ab, so leistet Herr Klum sehr Beachtenswerthes, und, wo am Plate, kann sein zarter singender Ton eine tiefe Wirkung autüben.

In feinem dritten Abonnements-Konjert fang dec Chor der Sing-Akademie am Freitag einen Cyclus Bahh’scher Kantaten, den der Direktor dieses Gesangsinstituts, der unermüdlihe Bach-Forscher, Herr Professor Blumner zusammengestellt hatte, und welcher auch {on mehrere Aufführungen erlebt hat. Da Herr Professor Blumner aus Gesundheitsrücksichten leider verhindert war, feines Dirigentenamts zu walten, hatte dieses Mal Herr Musik- Direktor Kawerau ftellvertretend die Leitung übernehmen müssen. Er verstand es vortrefflich, den großen Chor zusammen zu halten, und dieser leistete wieder Außerordentlihes, ob- gleih er an manchen Stellen die sonst gewohnte kräftige und anfeuernde Energie der Führung zu vermissen schien. In dem berrlihen Chor „Du sollt Gott, deinen Herrn, lieben“ mußten die Stimmen leider zu sehr gegen die Instrumente ankämpfen, die überlaut waren. Da- gegen waren das Vorspiel und die das Klagen uxd Flehen der Armen \hildernde Begleitung zu dem Chor „Brich dem Hungrigen Dein Brot“ vortrefflih ausgeführt. Fräulein Overbeck ift, obwohl sie die hohen Tône nicht stets mübelos3 erreiht, noch immer eine der ersten Bah-Sänge- rinnen, eine der Wenigen, welche alle vorgeschriebenen Verzierungen und Triller fiagen können, und sie führte ihre Sopranpartie ed:l turch. Fräulein Stephan trug die schöône Alt. Arie „Mund und Herze steht dir offen“ çanz besonders innig vor. Die Tenorgesänge wuiden von Herrn Grahl, die Baß-Arien von Herrn Sistermanns zu voller Geltung gebracht, von leßterem besonders das Nezitativ „Siehe ich stehe vor der Thür und fklopfe an“, bei welhem eine charakieristische Begleitung das Pochen versinnliht. Im Saale der Philbarmonie gab an demselben Tage Herr Eugen Gura einen populären Lieder- und Ballader- Abend, dessen Programm sich lediglich aus Werken von Loewe und Richard Strauß zusammenseßte. Von den vorgetragenen 11 Liedern des leztaenannten Komponisten vermochte nur etwa die Hälfte, troß der vortrefflichen Wiedergabe, die ibnen zu theil wurde, einen tieferen Ein- druck bervorzurufen, und zwar waren das zumeist Lieder, welche im älteren, melodiö!en Stil gearbeitet waren. Für die moderne Stimmungsmaleret in Mußk und Poesie, welche in den anderen Liedern zum Ausdruck kam, zeigte das Publikum weniger Verständniß. Den Haupterfolg errang der Sänger aber wieder mit den meisterhaft vorgetragenen Loewe'shen Balladen. Das den geräumigen Saal bis auf den leßten Play füllendz Publikum spendete ihm dafür begeisterten Beifall und erzwang zum Schluß noch eine Zugabe. Im Saal Bechstein veranstaltete das bekannte Streichquartett der Damen Marie Soldat-Roeger, Else «on Plank, Natalie Lehner-Bauer und Lucy Her» bert-Campbell sein jweites Konzert, welhem am Sonnabend zuvor das erste voraufgegangen war. Zum Vortrag gelangten das Quartett in B-dur (nah Peters Nr. 49) von Haydn, das C-moll-Quartett (op. 18) von Beethoven und das Quintett in C-dur (op. 163) von Schubert, das letztere unter Mitwirkung des Professors Hausmann, welher den zweiten Violoncellpart übernommen hatte. Man kann den Künstlerinnen nur das Zeugniß auétstellen, daß ihre Darbietungen sh auf ahtunggebietender Höhe bewegen und denen anderer bewährter Quartettgenossenshaften mit männlihen Mitgliedern weder bezüglich der Präzision des Zusammenspiels und des Rhythmus, noch hinsiht- lih des musikalishen Ausdrucks nachstehen.

Im Königlichen Opernhause findet morgen eine Wieder- holung von Eugen d'Albert's musikalishem Lustspiel „Die Abreise“ unter Mitwirkung von Frau Herzog und der Herren Hoffmann Und Sommer ftatt. Vorher geht O. von Chelius' Oper „Haschish" in Scene. Den S{hluß bildet das Ballet „Vergißmeinnicht“. [ls meister Dr. Muck dirigiert.