1899 / 66 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Mar 1899 18:00:01 GMT) scan diff

Kapital ogen. Diez gekündigten Kapitalbeträge, welhe innerhalb dreißig Jahren nah dem Nüdzahlungstermine niht erhoben werden, sowie die innerhalb vier Jahren nah Ablauf des Kalenderjahres, in welchem sie fällig geworden, nicht erhobenen Zinsen verjähren zu Gunsten der Stadt.

Das Aufgebot und die Kraftloserklärung verlorener oder ver- nihteter Anleihescheine erfolgt nach Vorschrist der §§ 838 ff. der At edoterng für das Deutsche Reih vom 30. Januar 1877 (Reichs-Geseßblatt S. 83) beziehungsweise nah § 20 des Aus- fübhrung8aeseßes zur Deutschen Zivilprozeßordnung rom 24. März 1879 (Geseß-Samml. S. 281).

Zinsscheine können weder aufgeboten, noch für kraftlos erklärt werden. Doch soll demjenigen, welcher den Verlust von Zinsscheinen vor Ablauf der vierjährigen Verjährungéfrift bei dem Bürgermeister der Stadt Weßlar anmeldet und den ftattgehabten Besiß der A durch Vorzeigung des Anleiheïcheins oder sonst in glaubhafter Weise darthut, nah Ablauf der Verjährungsfrist der Betrag der an- gemeldeten und bis dahin niht vorgekommenen Zinsscheine gegen

uittung ausgezahlt werden. Mit diesem Anleihescheine sind 20 halbjährige Zinsscheine bis zum 1. Oktober 19 . . . ausgegeben, die E Zins\{eine werden für zehnjährige Zeiträume ausgegeben werden.

Die Ausgabe einer neuen Reibe von Zinsscheinen erfolgt bei der Stadtkasse in Weßlar gegen Ablieferung der der älteren Zins\cheinreibe beigedruckten Anweisung. Beim Verluste der Anweisung erfolgt die Aushändigung der neuen Zinsscheinreiße an den Inhaber des Anleihe- scheins, sofern dessen Vorzeigung rechtzeitig geschehen ift.

Zur Sicherung der bierdur eingegangenen Verpflichtungen haftet die Stadt W'tlar mit ihrem Vermögen und mit ihrer Steuerkraft.

Dessen zu Urkunde haben wir diese Ausfertigung unter unserer Unterschrift ertheilt.

Weylar, den . . ten

(Stadtfiegel.)

Der Bürgermeister. Die städtis&:e Schuldentilgungs-Kommission.

(N.) N N N Der Oa,

Rkeinprovinz. Mem een ee Koblenz. . «ter Zinsschein .... te Neihbe zu dem Anleibescheine der Stadt Weßlar . . . . ie Ausgabe But- HübC os N Î : F ark e 3F Prozent Zinsen f.

Der Inhaber dieses Zinsscheins empfängt gegen dessen Rückgabe in der Zeit vom . . ten. . . . ab die Zinsen des vorbenannten Anleihe- \{eins für das Halbjahr vom . . ten bis . . ten mit . . . . Mark . . Pf. bei der Stadtkasse in Weßlar.

Weßlar, den . . ten :

Der Bürgermeister. Die ftädtishe Schuldentilgungs- Kommission. (Faksimile.) (Fafkfimiles.) Der Stadtkafsen-Rendant. (Eigenbändige Unterschrift.)

Dieser Zinsschein is ungültig, wenn dessen Geldbetrag nicht innerhalb vier Jahren nach Ablauf des Kalenderjahres der Fälligkeit erhoben wird.

Nheinprovinz. Regierungsbezirk Koblenz. Anweisung

¿um Anleibescbeine der Stadt Weßlar . « «lte Ausgabe Buchstabe .…. . Nr... ..…. üb Mark.

Der Inhaber dieser Anweisung empfängt gegen deren Rückgabe zu dem obigen Anleihescheine die . . . te Reibe von Zinsscheinen für die zehn Jabre vom . . . ten bis . . . ten bei der Stadtkafse in Weßlar, sofern nicht rechtzeitig von dem als soldez c auéweisenden Inhaber des Anleibesheins dagegen Widerspru er- hoben wird.

Weßlar, den . . ten

Der Bürgermeister. Die städtishe Schuldentilgunzs-Kommission. (Fakfimile.) (Fakfimiles.) Der S*tadtkassen-Rendant. (Eigenbändige Unterschrift.)

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Am Schullehrer - Seminar zu Fulda ist der bisherige ilfslehrer Wiegand zum ordertlihen Seminarlehrer be- fordert worden.

Dem Pächter des der Universität Greifewald gehörigen Gutes Grubenhagen, Andreas Sievers zu Grubenhagen, ist us Charafter als Königlicher Ober - Amtmann beigelegt worden.

Justiz-Ministerium.

Der Rechtsanwalt Wendland in Klöße is zum Notar für den Bezirk des Ober - Landesgerichts Naumburg a. S., mit Anweisung seines Wohnsißes in Klöße,

die Rehtsanwälte Wendte in Linden, Justiz - Rath Dr. Klußmann und Le in Osnabrück find zu Notaren für den Bezirk des Ober-Landesgerichts Celle, mit Anweisung ihres Wohnsitzes in Linden bezw. Osnabrück,

der Rechtsanwalt Dr. Becker in Mülheim a. d. Ruhr ist zum Notar für den Bezirk des Ober-Landesgerichts Hamm, mit Anweisung seines Wohnsißes in Mülheim a. d. Ruhr, und

der Gerichts-Assessor Kreifelts in Düsseldorf zum Notar für den Bezirk des Ober-Landesgerichts in Köln, mit An- nens seines Wohnsißes in Malstatt-Burbah, ernannt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bekanntmachung.

_ Bei denSchiedsgerichten der Arbeiterversiherung ind nächfolgende Beamte zu Vorsißenden bezw. stellvertretenden orsizenden ernannt worden: der Amtsrichter Schmiß in Lindlar zum stellvertretenden Vorsißenden der Schiedsgerichte in Wipperfürth : der Regierungs-Assessor Freihcrr von Dörnberg in Cassel zum Vorsißenden der daselbst bestehenden Schiedsgerichte : a. für die Sektion V der Papierverarbeitungs - Berufs- enossenschaft, h. für die Sektion IIT der Lederindustrie - Berufs- genossenschaft, c. für die Sektion XVIIT der Fuhrwerks - Berufs- genossenschaft ; der Reg s-Afsefsor von Loefen in Cassel zum Vor- fißenden des Schiedsgerichts für die Sektion Ÿ der Hessen- Nafsauis: Baugewerks-Berufsgenossenschaft daselbst ; der erichts-Rath Gerischer in Mühlhausen i. Th. zum Vorfißenden und der Bürgermeister von Buschmann ebenda zum stell- vertreienden Vorfißenden des daselbft errichteten Schiedsgerichts

E Negiebauten des Kommunalverbandes des Landkreises aufen. t: Berlin, den 13. März 1899. Der Minister für Handel und Gewerbe. Jn Vertretung: Lohmann.

Haus der Abgeord neten.

Bei dem Hause der Abgeordneten ist der Stenograph Des Wittig als etatsmäßiger Stenograph angestellt worden.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preufszen. Berlin, 17. März.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen, aus Friedrihsruh zurückehrend, gestern Nachmittag um 5 Uhr wieder in Berlin ein. Während der Fahrt hörten Sciné Majestät den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke.

Der Staats-Minister, Staatssekretär des Jnnern Dr. Graf von Posadowsky-Wehner hat gestern namens des Herrn Reichskanzlers und des Bundesraths an der Beiseßung des verewigten Fürsten Bismarck in Friedrihsruh theil: genommen.

Jn der am 16. d. M. unter dem Vorfiß des Königlich bayerischen Bevollmächtigten, Gesandten Grafen von Lerchen- feld-Koefering abgehaltenen Plenarsitzung des Bundes- raths wurde von den Uebersichten über die auf den deutschen Münzstätten im Jahre 1898 erfolgten Autprägungen von Reichs-Gold- und Silbermünzen 2c. Kenntniß genommen. Die Vorlagen, betreffend die Ein- zichung von silbernen Zwanzigpfennigstücken und die Aus- prägqung von Zehnpfennigstücken, sowie über den Ent- wurf eines Gesezes für Elsaß - Lothringen über die Haltung der O: wurden den zuständigen Aus- shüssen überwiesen. Den Ausschußanträgen, betreffend die Abänderung der Vorschriften über die Denaturierung von Salz, die Zollbehandlung von seidenen Stickereien 2c., welche aus meistbegünstigten Ländern eingehen, sowie über die Vorlage, betreffend die Vermahlung von Gewürz im Wege des Veredelungsverkehrs, wurde die Zu- stimmung ertheilt. Die Berechnung der nach dem Reichshaushalts-Etat für 1899 aufzubringenden Matrikular- beiträge wurde genehmigt. Außerdem wurde über die Be- seßung eines Arbeitsplaßes bei der zoologischen Station in Rovigno, sowie über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt.

__ Heute hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths r Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie der Aus\{huß ür Justizwesen Sißungen.

Posen, 16. März. Die heutige (3.) Plenarsitzung des Posenschen Provinzial-Landtages begann i Le Be- rathung der Vorlage, betreffend die Festsezung der Besoldungs- ordnungen für die Direktoren und Lehrer der Provinzial-Taub- stummen-Anstalten und der Blinden-Anstalt, für die Vorfteher der niederen landwirths{haftliden Schulen und für die Lehrer an den Zwangserziehungsansialten. Darauf folgte die Er- ledigung mehrerer Gesuhe von Provinzialbeamten um Gehaltsaufbesserung bezw. Regulierung. Die Erweite- rung der Provinzial - Jrreapflegeanftalt Kosten wurde beshlossen. Gleichzeitig wurden dem Provinzial-Ausshuß die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt, um ein geeignetes Grundstück für die eventuelle spätere Errichtung einer vierten Jrrenanstalt anzukaufen. Ferner wurde die vorläufize Ver- waltung der im Bau begriffenen Jdiotenanstalt in Kosten und der neuen Provinzial-Hebammen-Lehranstalt bis zum nächsten Provinzial-Landtage geregelt. Nachdem der Landtag von einer Reihe von Verwaltungsberihten über die Aus- führung des Geseßes vom 11. Juli 1891 mund die Ver- waltung einer großen Anzahl von Provinzial-Anstalten und Wohlfahrtseinrihtungen Kenntniß genommen hatte, wurden die Etats für das Landarmen- und Korrigendenwescn nebst den:n der zugehörigen Arbeits- und Landarmenkäuser, ferner für das Zwangserziehungswesen, die Jrrenpflegeanstalt in Kosten, die Jrrenanstalten in Owinsk und Dziekanka, die Taubstummenanjstalten in Posen, Schneidemühl und Bromber die Blindenanstalt in Bromberg und die Hebammen-Lehranftalt in Posen festgeseßt.

Hamburg.

An der gestrigen Beisezungsfeierlichkeit in Friedrihsruh nahm in Vertretung der Stadt Hamburg der Bürgermeister Dr. Versmann, nit, wie „W. T. B.“ irrthümlih gemeldet hatte, Dr. Mönckeberg, theil.

Deutsche Kolonien.

Der Kommandeur der Kaiserlihen Schußtruppe in Kamerun, Hauptmann von Kampß, berichtet aus Ngilla- stadt unter dem 17. Januar d. J. dem „Deutschen Kolonial- blatt“ zufolge über eine Expedition gegen Ngilla:

Am 14. Januar d. I. ift die befestigte Ngillaftadt im Sturm ge- nommen. Der Feind ift unter starkem Verluft flühtig. Die Verfolgung ift eingeleitet. Diesseits find verwundet: Sergeant Jonczeck (Schuß aus Gewebr M/88 quer durch denRüden) leiht, fünf Soldaten und fünf Mann vom Troß. Die Wutes wurden bei der Leichenfeier für den drei Tage vorher verstorbenen Ngilla vollkommen überrasht. Es wurde reiche Beute gemacht. Bis jet sind allein 15 Pferte und über 100 Stück Kleinvieh eingeliefert. Der größere Theil der Flüchtlinge, mit ibnen der neue Ngilla, foll die Richtung auf Nautte eingeschlagen baben, ein anderer Tbeil hat fich nach Watare gewendet. In ihren

den befinden sich viele Hinterlader, auch Gewehre M/88 mit

unition. I beabsichtige, zuerst die Wutesache zu ordnen.

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Oesterreih-Ungarn.

Der Wiener Gemeinderath nahm gef in der Spezialdebatte den auf den Ge weiabe att berüglichen Theil

des neuen Gemeindestatuts mit geringfügigen Aen en an. Als der Vize-Bürgermeister Strob ac pte Laufe der ung dem Gemeinderath Förster das Wort entzog, kam es zu stürmischen Scenen. Mehrere Mitglieder der Minorität legten energisch Verwahrung gegen das Vorgehen des Vize-Bürger- meisters ein, welches sie als Vergewaltigung bezeichneten.

weiteren Verlauf der Berathung protestierten mehrere t- glieder der Minorität gegen die Handhabung der-Geschäfts- ordnung durch den Vorsißenden, woraüf die Minorität bis auf drei Gemeinderätye mit der Begründung den Saal ver- ließ, daß sie infolge der Handhabung der Geschäftso: dnung seitens des Vorsißenden nit in der Lage sei, ihre Ansicht zur Geltung zu bringen. Der Gemeinderath begann hierauf die Spezialdebatte über den auf die E En bezüg- lichen zweiten Theil des Gemeindestatuts. Die Wahlreform wurde nach den Vorschlägen des Referenten, unter Ablehnung eines Antrags auf Aufhebung der Bestimmung, daß eine fünfjährige Seßhaftigkeit die Vorausseßung für die Wahlberehtigung bilden solle, angenommen. Die Zusaßanträge, “nah denen jede Wahlbeeinflussung sowie ungenügend begründete Nicht- ausübung des Wahirehts Geld: bezw. Freihcitsstrafen nah sich ziehen sollen, wurden gleichfalls angenommen. Gestern Abend versuchten ungefähr 2000 Arbeiter in der Umgebung des Rathhauses eine Kundgebung zu veranstalten, wurden 1A, von der Polizei ohne Zwischenfall zerstreut. Einige

erhaftungen wurden vorgenommen.

Im böhmischen Landtage machte gestern der (g 8 Landmarschall Fürst Lobkowiß Mittheilung von der Er- nennung des Handelskammer - Präsidenten ohanka zum Vertreter des Oberst-Landmarschalls. Wohanka dankte zuerst in czechischer, trau in deutsher Spräche für die Derahirg,

Jm schle} ischen Landtage ließ der Landeshaupt- mann einen Antrag des Abg. Türk, betreffend die Aufhebung der Sprachenverordnungen sowie Vorkehrungen gegen deutsch- feindlihe Maßregeln und Herstellung eines verfassungsmäßigen Zustandes, niht zur Berathung zu, da der Antrag die Kom- petenz des Landtages überschreite.

Großbritannien und Frland.

__ Das Oberhaus hat gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, die zweite Lesung der Bill über den Wucher genehmigt.

Im Unterhause richtete Hogan die Anfrage an die Regierung, ob sie Nachrichten über den angeblichen Ankauf der Carolinen-Jnseln seitens Deutschlands habe. Ob und wie die Jnteressen Australiens und Neu-Seelands durch die Aus- dehnung und Befestigung der deutshen Macht im Stillen Ozean berührt würden, das verdiene die Aufmerksamkeit der bri- tischen Regierung. Der Parlaments-Sekretär des Aeußern Brodrick erwiderte, die?Regierung habe keine Nachrichten über den beregten Gegenstand. Den Jnteressen Australiens und Neu-Scelands werde ste die gehörige Aufmerksamkeit zuwenden. Hogan richtete darauf die weitere Anfrage an die Regierung, ob die Verhandlungen der Berliner Vertragsmächte über die Lage auf Samoa und die Einsezung Mataafa's als König definitive Er- gebnissegehabthätten. Der Parlaments-Sekretär des Auswärtigen Brodrick erwiderte, dic Verhandlungen hierüber seien noch in dér Schwebe; weitere Berichte aus Samoa würden ecwartet. Leng fragte an, ob während der leßten 25 Jahre die fran- zösishe Ausfuhr nach England regelmäßig gestiegen sei, während die britishe Ausfuhr nah Franfreich abnehme; ferner, ob mit Rüksiht auf die kommerzielle Haltung Franf- reihs gegenüber Großbritannien der Schagkanzler die Rathsamkeit der Besteuerung der aus MACLOO ein- geführten Luxusartikel, wie Wein und Seidenwaaren, er- wägen wolle. Der Schaßkanzler Sir Michael Hicks Beach erklärte, er glaube niht, daß die im ersten Theil der Anfrage liegende Behauptung ganz richtig sei, aber thatsählih habe der Werth der Ausfuhr nah Frankreih in den leßten Jahren etwas abgenommen, haup!sählich die Wiederausfuhr ein- geführter Waaren. Hinsichtlich des zweiten Theils der An- frage müsse er den Fragesteller daran erinnern, daß der britische Zolltarif im Hinblick auf die Erlangung von Ein- fünften und nicht zur Uebung von Repressalien entworfen worden sei. Jm weiteren Verlauf der Sißung nahm das Haus den Etat für die Marincmannschaften an.

Die „Daily News“ melden, daß der Lord-Oberrichter von Enaland, Lord Russel, an Stelle des verstaorbenen Lord Herschell zum Mitglied des Schiedsgericht in der Venezuela- grenzfrage ernannt worden sei.

Rußland.

Jn St. Petersburg sind gestern, wie dem „W. T. B.“ berihtet wird, Vertreter aller Stände Finlands sowie Deputirte sämmtlicher Gemeinden des Großfürstenthums, im Ganzen 400 Personen, cingetroffen, um an Allerhöchster Stelle eine Petition zu unterbreiten, welhe mit der vom finischen Senat überreihten inhaltlich übereinstimmt. Die Deputation begab fich in kleinen Abtheilungen zur Stadt.

Ftalien.

Die Genesung des Papstes schreitet, nah einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung aus Rom, fort. Dr. Mazzoni wird den Papft erst heute wieder besuhen. Die Aerzte erflâren, die umlaufenden beunruhigenden Gerüchte seien un- begründet, die Lunge und das Herz seien völlig gesund, und der Papst sei nicht schwächer als jeder Greis von 90 Jahren.

Spanien.

Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid zufolge unterzeihnete die Königin-Regentin gestern die Hekrete, betreffend die Auflösung der Cortes, die Wiedereinberufung derselben und die Bezahlung des rückständigen Soldes an die nah der Heimath zurückbeförderten Soldaten. Heute wird die Königin-Regentin die NRatifikationsurkunden des Friedens- vertrags mit den Vereinigten Staaten unterzeichnen.

In Palma fanden geftern lärmende bungen seitens der in die Heimath zurücgekehrten Soldaten Fatt, die Gen- darmerie mußte die Ruhestörer zerstreuen.

Schweiz.

Die eidgenössishe Sta2tsrechnung weist für 1898 an Einnahmen den Bard von 95 2TT 4155 Fr., an Aus- gaben den von 94 109 942 Fr., mithin einen Üeberschuß von 1 167511 Fr. auf. Die Mehreinnahme ge enüber dem Budget einshließlich der Nachkredite beträgt 8 819 345 Fr.

Türkei.

Einer Meldung des „W. T. B.“ aus Kanea zufolge hat die kretishe Nationalversammlung gestern den Ent- wurf der Verfassung in zweiter Lesung angenommen.

s Griechenland.

“Der König eröffnete gestern die Session der Kammern mit einer Süronrede, in welcher, dem „W. T. B.“ zufolge, den Mächten für die Ernennung des Prinzen Georg zum Ober-Kommissar auf Kreta Dank ausgesprochen wird und eaurit verschiedene Geseßentwürfe aufgezählt werden, welche Reformen betreffen. Dieselben beziehen sih auf die Berufung von Aus- ländern zur Reorganisation mehrerer staatlichen Dienstzweige, auf die Bildung eines Ministeriums für Handel und Gewerbe, auf die T einer Kontrolbehörde für die Staatsbeamten

und auf ein Preßgeseß.

en.

Die „Times“ meldet aus Shanghai vom gestrigen Tage, daß die japanische Regierung die Anstellung eines japa- nishen Zollkommissars in Futschau verlangt habe.

Aus Manila wird berichtet, daß die amerikanischen Truppen gestern fünf englishe Meilen über den Pasig vor-

egangen seien und daß nach heftigem Kampfe, in welchem die ufständischen shwere Verluste gehabt hätten, der Ort Caitai enommen worden sei. Die Amerika ner hätte zwei Todte und 13 Virwundete verloren. Afrika.

Aus Pretoria erfährt das „Reuter'she Bureau“, der Präsident des Volksraad habe gestern erklärt, die Regierung lasse aus Europa einen Fin A eR kommen, welcher alle Finanzgeschäfte der Republik überwachen solle. Ohne Mitglied der Exekutive zu sein, würde dieser Finanzmann als Berather Siß und Stimme haben.

Polynesien. Dem E Bureau“ wird aus Auckland be-

rihtet, da das Kriegsschiff der Vereinigten Staaten „Philadelphia“ vor Samoa eingetroffen sei.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Rei chs- tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten begann in der heutigen (47.) Sigung, welher der Vize - Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel, der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen und der Justiz-Minister Schönstedt beiwohnten, die dritte Be- rathung des Staatshaushalts-Etats für 1899.

In der Generaldiskussion bemerkt

Abg. Dr. Sattler (nl.): Wir sind glücklicher Weise in der Lage, den Etat noch vor Ostern fertig zu stellen. Darunter hat aber eine aründlihe Berathung des Etats leiden müssen. Die Staateregierung sollte künftig uns früher einberufen, damit wir den Etat sorgsam be- rathen können.

Damit schließt die Generaldiskussion.

In der Spezialberathung erledigt das Haus bis zum Schluß des Blattes nah längerer Debatte die Etats der Justizverwaltung, der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse und der Forstverwaltung.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Die deutshe überseeishe Auswanderung über deutshe Häfen, Antwerpen, Rotterdam. Amsterdam und Havre ftellte sud nah den Ermittelungen des Kaiserlihen Statistishen Amts für Februar 1899 und den gleichen Zeitraum des Vorjahres folgen-

dermaßen:

Es wurden befördert im Februar über 1899 1893 E O ORS 485 Di a o oe a DET 463 andere deuts{e Häfen (Stettin) 29 deutsche Häfen zusammen . . 1069 977 iee S 200 214 i 40

Amsterdam . C s Havre .

L-L überbaupt . . 12500 1231

Aus deutschen Häfen wurden im Februar 1899 neben den vor-

enannten 1069 deutschen Auswanderern noch 7130 Angehörige fremder

Staaten befördert. Davon gingen über Bremen 4086, Ham- burg 3044. A Zur Arbeiterbewegung.

Aus M. -Gladbah wird der „Köln. Ztg.“ zur Lohn- bewegung der Weber weiter berihtet : Bei Krahnen u. Cobbers in Wassenberg kündigten sämmtlihe Weber wegen Lohnstreits.

Aus Bramsche bei Osnabrück |chreibt man der „Rhein.- Westf. Zta.“: Die Firma Gebrüder Sanders hat ihren Betrieb zum größten Theil einstellen müssen; sie beschäftigt nur etwa 20 Arbeiter und erhält von außerhalb nur sehr dürftig oder garniht Ersaß, weil Ausf\tandsposten an der Bahn dafür forgen, daß arbeitswillige Arbeiter fih nicht in den genannten Betrieb begeben.

In Eile nburg sollen, einer Mittheilung der „Lpz. Zta." zufolge, sämmtliche Arbeiter der Maschinenfabrik von Dr. Bernbardi Sohn die Arbeit eingestellt haben. j

Hier in Berlin fand am Mittwoch die von über hundert Ver- tretern des Baugewerbes aus allen Theilen Deutschlands besuchte konstituierende Generalversammlung des Deutschen Arbeitgeber- bundes für das Baugewerbe statt. Der Vorsißende, Bau- meister Bernh. Felish, hob die außerordentliche ihtigkeit der

rage und der zu fassenden Beschlüfie hervor und betonte, daß es ch feine8wegs um einen Offensivverband gegen die Arbeitnehmer m Baugewerbe handle, sondern lediglich um einen Vertheidigungs- verband gegen die Uebergriffe und ungerechtfertigten Forderungen der sozialdemokratishen Agitatoren. Nach umfangreider Ausfprache wurde die Konstituierung des Bundes einstimmig bes{lossen, ebenso das Bundeé statut mit einigen unwesentlichen Aenderungen genehmigt. Dem Bunde traten sofort 31 bereits bestehende Verbände bei. Die Vertreter weiterer Verbände waren zur Abgabe der Beitrittserklärung nicht direkt bevollmächtigt, stellten jedo den baldigen Anschluß in Aussicht. Ferner wurde berichtet , daß eine große Zahl von Lokalverbänden in der Bildung begriffen sei, welhe demnächst dem Bunde ebenfalls beitreten würden. Jn den Vorstand wurden gewählt: B. Felisch-Berlin als Vor- gender, Simon-Breslau als Stellvertreter des Vorsißenden, und inf Beisitzer. Die Versammlung beshloß ferner, sofort in eine kräftige Agitation zur Bildung neuer Verbände und in die Ausfüh- rung der fonftigen Aufgaben des Bundes einzutreten. Als Bunde8organ wurde die „Baugewerkszeitung“ gewählt und dem Vorstand über- lasen, noch einige Fahblätter als Publikationsorgane zu bestimmen. Die nächste ordentlihe Generalversammlung des Bundes soll Anfang September d. J. im Anschluß an den Delegirtentag des Innungs- Verbandes deutscher Baugewerksmeister stattfinden. Das Bureau des Bundes befindet sih in Berlin SW., Kochstraße 3.

Kunft und Wissenschaft.

In der Gesammtsizung der Akademie der Wissen- \chaften vom 9. März (vorsigender Sekretar: Herr Vahlen) legte

Herr Fus „Bemerkungen zur Theorie der assoziierten Differential- gleihungen“ vor. In dieser Me werden die nothwendigen und hinreibenden Bedingun für die Reduktibilität der assoziierten Differentialaleihungen entwickelt und dur einen besonderen Fall er- läutert. Außerdem wird eine in einer früheren Mittheilung bewiesene Eigenschaft der assoziierten Differentialgleihungen durch eine neue Methode begründet.

Die Königlichen Museen hatten auch in dem Vierteljahr vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1898 mannigfache, zum theil sehr werthvolle, Ne uerwerb ungen zu verzeichnen.

Für die Sammlung der antiken Skulpturen wurde ein alterthömliher Tuff-Sarkophag aus der Nähe von Cività Castellana erworben. Derselbe is ganz glatt und hat einen hoben dahförmigen Deckel, an dessen Giebelfeiten je zwei weit vorspringende LWöwenköpsfe als Griffe angebraht waren (nur das eine Paar tavon ist erhalten). Alle Flähen sind mit Be- malung überdeckt, welche die senkrehten Seitenflähen des Sarges und des Deckels zusammen je als Einheit, die s{chrägen da- gegen je als besonderes Bildfeld behandelt. Während die Schmal- seiten nur mit buntfarbigem Rankenornament gefüllt sind, dessen Motive vielfach an orientalishe und oftgriehishe Vorbilder erinnern, zeigen die Langseiten einerseits zwei hundeähnliche Thiere, andererseits zwei Schlangen einander gegenüber, darüber Rankenwerk, das aus einem üter den Köpfen der Thiere hwebenden Gefäß auffteigt; andere vom Boden emporwachhsende Ranken und Pflanzenornamente füllen die Zwischenräume im unteren Theile des Bildfelds. Von den beiden shrägen Deckelseiten ift die cine mit zwei shreitenden Sphinxen, die andere mit zwei Seepferden zwishen Pflanzenornament ges{müdckt. Der Grund aller Malereien ist einheitlich blau, außerdem sind Shwarz, Violettbraun, Roth und Gelb, leßtere in verschiedenen Nüancen, ver- wendet. Neben der noch älteren Grotta Campana in Veji ist dieser Sarkoxhag wohl das frübeste und beste Beispiel alterthümlicher Malerei im \üdetrurishen und den benachbarten Gebieten, den ftilistifch ganz vershiedenen Vejenter Bildern dur die {höne Erhaltung weit überlegen. Für die Sammlung der Gip8abgüsse wurde ein Abguß der vatikanishen Aphrodite-Statue (Helbig Nr. 252) erworben.

Der Abtheilung der Bildwerke aus der christlihen Epoche schenkte ein Gönner, der niht genannt zu werden wünscht, ein Hochrelief in Holz von Tilman Riemenschneider, die Beweinung Christi mit Magdalena, Maria und Johannes darstellend ; die Kom- position ist nahe verwandt derjenigen in der Kirche zu Heidingsfeld. Von dem Geheimen Regierungs-Rath Bode wurde der Sammlung ein Marmorrelief aus der Schule Donatello’s überwiesen; die Ma- donna ist in Dee vor einer Marmor-Architektur in ziemlich flahem Relief dargestellt. Der Meister dieses aus Pisa stammenden Werkes ist Buggiano teigentlich Andrea Di Laziaro Cavalcanti), mit dessen beglau- bigten Shöpfungen in Florenz und Pisa das Relief \tilistisch genau über- einstimmt. Als Geschenk eines Herrn S. kam ein in Kupfer ge- triebenes und vergoldetes Madonnenrelief byzantinis{en Stils in die Sammlung, das wohl in Venedig im XII. oder XII1. Jahrhundert gearbeitet ist. Ein anderer Freund der Sammlung, der nit genannt zu sein wünscht, überwies endlih eine kleine Bronze, eine badende Venus darstellend, anscheinend eine florentinishe Arbeit vom Ausgange des XVI. Jahrhunderts. Das Figürchen is mit dem interessant pro- filtertem Sockel aus einem Stück gegossen. :

Als Haupterwerbung des Antiquariums sind die Vasen, Bronzen und Miécellaneen zu bezeichnen, welche den vollständigen Snhalt von se{ch8s Gräbern von Pitizliano in Etrurien bilden. Von riesen sechs Gräbern gehören fünf einer sehr alte:thümlihen Nekropole an. An ihnen läßt fih in anshauliher Weise darlegen, wie in die einheimishe Vasenfabrikation fremder Import eindringt und wie diefer Fmvport alterthümlich geometrischer Art duch einen Import entwickeiteren Stils abgelöst wird, der si an protokorinthishe Vorbilder anschiießt. Die einheimishen monohromen Gefäße sind dur ihre tadellose Er- baltung und durh die Seltsamkeit ihrer Formen bemerkenswerth. Sie sind für die Sammlung des Antiquariums als Vorstufe der sogenannten Bucherogefäße von größter Wichtigkeit. Das sechste Grab ist ein rômishes, und zu ihm gehört u. a. ein römischer Teller aus terra sigillata von 47 cm Durchmesser, das größte nahweisbare Exemplar diefer Monumentengattung. In der Miite ift viermal

der Stempel 2 O wiederholt. Im Ganzen umfaßt die Neu-

erwerbung 350 Nummern. Von Einzelerwerbungen find zu er- wähnen für die Sammlung antiker Bronzen und Mis- cellaneen: i ;

Ein glasiertes Thongefäß aus dem Faijoûuûm in Form eines kleinen Skyphos mit Ringhenkeln. Um das Gefäß, das ganz mit fem silbrigen Ueberzug bedeckt is, ist eine Epheuranke in Relief gelegt. i:

Zwei silberne Haarpfeile aus Olympia. Der eine ist reih mit Ornamenten verziert, der andere, s{weriförmig gestaltet, zeigt als Knauf ein korinthishes Kapitel, am ‘oberen Theil der Schneide ein Relief mit Frauenkopf. An beiden sind starke Spuren von Ver- goldung zu bemerken. j :

Ein fragmentierter griehisher Klappspiegel mit der Darstellung des Herakles im Hesperidengarten. : ;

Ein Glasfragment mit dem Kopfe der Parthenos in Relief.

Die Vasensammlung wurde dur drei rotbfigurige böotische Skyphoi mit Darstellungen aus der griehishen Heldensage vermehrt. Ferner wurden erworben: zwei Terrakotten aus Atben, eine aus Böotien und eine unbekannten Fundorts. Als Geschenk gingen dem Antiquarium dur Herrn Gumprecht fünf kleine Gefäße aus Athen und drei Terrakottafiguren zu.

Das Münzkabinet hat im A Quartal 1898 64 silberne und 49 fkupferne Münzen und eine Medaille als Géfhenk erbalten, und zwar von den Herren Geheimer Regierungs-Rath Friedensburg, Dr. Pernice und A. Weyl, der Stuttgarter Véetallwaarenfabrik und dem Westpreußischen Provinzial-Museum zu Danzig. Das leßtere hat in besonders danfen:werther Weise, wie bei früheren Funden, so auch jeßt aus dem kürzli zu Birglau bei Thorn gefundenen Schaße 30 Münzen überwiesen, unter dexen {h einige neue Denare von Meß, Tull, Lüneburg und namentlich ein Dirhem des aufftändischen Samanidenprinzen Jakj2 Ibn Ahmed, im Jahre 290 der Hedschra zu Samarkand geprägt, befinden.

Bauwesen.

In dem Wettbewerb für den Bau einer Kirche in Alten- burg (S.-A.) erbielten, wie das „Centralbl. d. Bauverw.* mittheilt, reise von je 1500 G die Architekten Cornehls u. Fritsche in Elber- eld und J. Kröger in Berlin-Wilmersdorf, Preise von je 1000 6 die Architekten Baurath Professor H. Stier in Hannover und A. Käppler in Leipzig. Zum Ankauf empfohlen wurde ein weiterer Entwurf der Architekten Cornehls u. Fritshe. Die Entwürfe werden vom 27. März bis 8. April in Altenburg öffentli ausgestellt.

Für das Gebäude eines Damenstifts in Altona ift ein allgemeiner Wettbewerb unter den deutschen Architekten aus- geschrieben worden. Die Preise betragen 2000, 1500 und 1000 H; außerdem wird der Arkauf einzelner Entwürfe zum Preise von 500 4 yo1 behalten. Das Preisgeriht besteht aus den Herren Stadt-Baurath Hoffmann in Berlin, Architekt A. Petersen in Altona, Stadt-Bau- inspektor Brandt ebendaselbst und zwei Nichttechnikern. Die Unter- lagen können von der Zentralfanzlet des Magistrats in Altona (Rathhaus) bezogen werden. Die Entwürfe sind bis zum 15. Juni d. I. einzureichen.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

a Dee, Auobrus dar Sai A Fsauen tene Rana erliGen Gesun mt gemeldet worden vom ehmarkt zu sum am 14. und vom ¿Shlacht-Viehhofe zu München am

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Türkei. 8

Zufolge Beslusses des internationalen Gesundheitsrathes in Konstantinopel is die für Herkünfte aus Djeddah Cane 10 tägige Quarantäne auf Herkünfte von der ganzen Küste des

edjaz zwishen Mamoaret - ul - Hamidió (Lith) und

ambo (diese beiden Häfen ERORRES) ausgedehnt worden. (Val. „R -Anz.“ Nr. 52 vom 1. d. M.)

Griechenland.

Die griehishe Regierung hat die aus Djeddah kommenden Schiffe einer zehntägigen Effektiv-Quarantäne unterworfen. Die Zeit, während welcher die Schiffe von Djeddah bis zu einem griehi|chen Hafen unterwegs gewesen sind, wird auf die Quarantäne nicht în An- rechnung gebraht. Quarantänestation ist die Insel Delos.

Die von den Küsten des Rothen Meeres und Egypten kommenden Stiffe haben sich einer eingehenden ärztlichen Unter- suchung zu unterziehen.

Verdingungen im Auslande.

Jtalien.

4. April, 9 Uhr. Munizipal-Verwaltung von Me lilli: Anlage

einer Wasserleitung. Anschlag 205 000 Fr. Spanien. i

11. April. Verwaltung der Waffenfabrik in Toledo: Liefe-

rung von 16 600 kg Zinn. Anschlag 20 750 Peseten. Schweiz. A j

1. Juni. Departement der öffentlihen Arbeiten in Lausanne: Preisauéshreiben für das Projekt eines Viaduktes aus Metall über die Baye von Clarens bei Brent. Ein Exemplar der Bedingungen mit Längs- und Querprofil wird auf Wunsch übersandt. Preise im Gesammtwerthe von 3000 Franken für die besten Projekte.

Rumänien. E :

22. März. General-Direktion der rumänischen Eisenbahnen,

Bukarest: Lieferung von 3600 Heften Blaitgold. Egypten. | /

5. April. Verwaltung der Daïra Sanich in Kairo: Lieferung von 450 000 Zuckersäcken. O

5. April Desgl. 2000 kg Olivenöl 1 ster Qualität für Be- leu@tungszwede, 3500 kg gekohtes Leinöl, 4500 kg pulverisierte Mennige, 2500 kg Hanfschnur.

Theater und Musik.

Theater des Westens. i

Vor der vorgestrigen Aufführung von Rossini?s komischer Oper „Der Barbier von Sevilla“, welhe mit der italienishen Sängerin Regina Pacini als Gast in der Partie der Rosine in Scene geben follte, trat Herr Direktor Hofpauer vor den Vorhang, um dem Publikum die Mittheilung zu machen, daß die Sängerin in einer Probe, zu der sie ih erst nach vielem Bitten herbeigelassen, die Forderung gestellt habe, daß alle Mitwirkenden den Text in îta- lienischer Sprache singen sollten; da diese Forderung als unerfüllbar abgelehnt wurde, sei die Künstlerin am Nachmittag vor der Aufführung abgereist. Nur durh die liebenswürdige Bereitwilligkeit der Frau Schuster-Wirtb, welhe troß einer Indisposition die Partie über- vommen habe, sei die Aufführung überhaupt zu ermöglichen gewesen. Das Publikum lich den Worten des Direktors willig Gehör und ließ deutli erkennen, daß es sein Befremden über das Ver- balten des Fräuleins Pacini in jeder Hinsi@t theile. Die Aufführung der Oper, deren Zustandekommen noch _ weiter dadur ers{wert worden war, daß für den erkcankten Herrn Steffens der Ober-Regisseur Ehrl die Rolle des Dr. Bartolo hatte über- nehmen müfsen, nabm denno einen befriedigenden Verlauf. Frau Scuster-Wirth, welche mit demonstrativem Beifall empfangen wurde, führte ibre Partie mit anerkennenswerther musikalischer Sicherheit durch ; nur eine gewisse Vorsicht bei dem Anschen der höheren Töne ließ auf die erwähnte Indisposition s{ließen. Als Einlage fang sie im zweiten Akt die bekannten Variationen von Adam mit großer Virtuosität. In der Rolle des Barbiers stellte sich Herr Max Garrison als Gast vor, ein Sänger, dem es an einer flangvollen Baritonftimme nicht gebriht, dem abcr die für diese Aufgabe unerläßliche Leichtigkeit in Gesang und Spiel fehlt. Der s{hwierige Part des Grafen Alma- viva war Herrn Alberti anvertraut, der ihn recht anerkennens- werth ausführte, ohne jedo davon zu überzeugen, daß er gerade für den folorierten Gesang eine besondere Beanlagung habe. Fräulein Detshy (Marzelline) sowie die Herren Ehrl (Bartolo) und Dreßler (Basilio) trugen das Jhrige zum Gelingen der Aufführung bei. Sehr lobenswerth war au das Orchester unter Herrn Bertrand Sänger?s8 umsichtiger Leitung.

Belle-Alliance-Theater.

Gestern Abend gingein Schauspiel unter dem Titel „Vom gleichen Stamme" in Scene, welches der Verfasser, Adolf Stolte, ein „Lebensbild“ nennt. Das Lebensbild baut sih auf dem Lehrjaß und Grundgedanken auf, daß die sittlihe Entwickelung und der Charakter des Menschen niht sowohl von seinen ererbten Eigenschaften, als vielmehr von seiner Umgebung und feiner Erziehung bestimmt werde. Zu diefer Behauptung wird auf der Bühne ein Beispiel vorgeführt, das man als beweisfräftig ansehen soll. Ein junges Mädchen, das einer moralisch vollständig verlotterten Gams entstammt, ist doch mit allen weibliden Tugenden geshmüdckt, weil sie {hon als Kind in das Haus ihres ehrbaren Onkels aufgenommen wurde und so in einer reinen, sittlihen Atmosphäre aufwuchs. Im Gegensay zu der tugendbaften Luise steht ihre Schwester, die verworfene May, welche das Unglück hatte, im Dunst- kreise des Elternhauses ihre ganze Jugendzeit zubringen zu müssen. Aus Neid und Mißgunst reißt May den eben Verlobten der vom Glück getragenen Schwester an sich, die erft bei dieser Gelegenheit ihre Familie kennen lernt. In der Ausführung dieses Sujets kann man eine gewisse Anlage des Verfassers für theatralish wirksame Gegensäße nicht verkennen, aber faft allen anderen Anforderungen eines Dramas vermag der Dihter noch nicht zu genügen. Der Dialog ift von erdrüdckender Nücternheit und die Charakteristik der handelnden Personen von schablonenhafter Oberflählichkeit. Die Darstellung war an Werth der Dichtung bei weitem überlegen; namentli find die Leistungen der Damen Erlholz, Waldenburg, ass R V und die der Herren Wedlih, LAllemand und Pauly mit besonderer Anerkennung zu nenr en.

Im Königlihen Opernhause wird morgen Ambroise Thomas? Oper „Mignon“ mit Fräulein Rothauser in der Titelrolle egeben. Den Wilhelm Meister singt Herr Philipp, die Philine Fräulein Dietrich, den Lothario Herr Bachmann, den Laërtes Herr Knüpfer, den Friedrih Herr Lieban. Am Dienstag, den 21. d. M., geht auf Allerhöchsten Befehl zum erften Male „Regina, oder: Die Marodeure“, romantishe Oper in 3 Akten von Albert Lorßing, Umarbeitung des Textes von Adolph L'Arronge, unter Kapellmeister Dr. Mudck's Leitung in Scene. Die Beseßung lautet: Jobst Zadeck, herrschaftliher Verwalter: Herr Mödlinger; Regina, seine Tochter: Fräulein Veieri Reinhard, Gutsbesitzer: Herr Grüning; Wolfram, aldhüter: Herr Hoffmann; Steffen Balder: Herr Lieban; Lise: Frau Gradl; Wittwe Balder, Steffen's Mutter: Frau Goeße; Ruprecht, ein Land- streiher: Herr Krasa; Feldarbeiter: die Herren Alma, Grün, Jansen u. s. w. Zeit der Handlung: die leßten Tage des Monats Auguft im Jahre 1813. Ort der Handlung: das Hirschberger Thal in Schlefien. Das Werk is yom Ober - Regisseur Teßlaff in Scene geseßt, die dekorative Einrichtung hat der Ober-Inspektor Brandt beforgt. Die neuen Dekorationen sind vom Königliben Theatermaler Herrn Quaglio angefertigt. (

Im Königlichen Schauspielhause cem morgen Shake- speare’s „Sommernachtstraum“ in Folgender Besetzung zur Aufführung: Theseus: Herr Nesper; Egeus: r Oberlaender; Lysander: Purschian; Demetrius: Herr Matkowsky; Squenz: Herr Heine; Schnock: Herr Krüger; Flaut: Herr Hartmann ; nauz: Herr

Eichholz; Schlucker: Herr Will; Hippolyta: Frau Ellmenreich;