1899 / 72 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 24 Mar 1899 18:00:01 GMT) scan diff

O E

Dem Landrath Dr. Hammerschmidt zu Gelsenkirchen ist die kommissarishe Verwaltung des Landtrathsamts im Landkreise Essen und dem Negierungs-Assessor Dr. von S hme- ling zu Liegniß vom 1. April d. J. ab die kommissarische Verwaltung der Stelle des Hilfsbeamten des Landraths im Kreise Osterholz zu Lilienthal übertragen worden.

Laut telegraphisher Meldung an den Admiralstab der Marine ist S. M. S. „Habicht“, Kommandant: Kor- vetten-Kapitän Graf von Oriola, am 22. März in Mossa- medes angekommen und beabsichtigt, am 27. d. M. nach Ben- guela in See zu gehen; S. M.S. „Loreley“, Kommandant: Kapitänleutnant von Leveßow, ist am 21. März in Beirut eingetroffen und beabsichtigt, am 26. d. M. nah Haifa in See zu gehen; S. M. S. Rene Kommandant: Fregatten- Kapitän Obenheimer, is am 22. März in Hongkong an- gekommen.

Württemberg.

Der Ober - Bürgermeister von Stuttgart Rümelin ist, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, heute früh nah längerer Krankheit in Baden-Baden gestorben.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Der Schloßhauptmann von Wurmb ist, wie die „Weimar. tg.“ mittheilt, von Seiner Königlichen Hoheit dem Groß - erzog zum Chef des Ministerial - Departements des

Aeußern und Jnnern mit dem Dienstprädikat „Geheimer Rath“ bestimmt worden, und zwar mit Dienstantritt am 1. Juni d. J. Zu derselben Zeit wird der Staats- Minister Dr. Freiherr von Groß auf sein Ansuchen in den Nuhestand verseßt werden und der Wirkliche Geheime Rath Rothe als Staats-Minister das Präsidium des Staats- Ministeriums und außer dem Ministerial - Departement der N auch die Leitung der Ministerial-Departements des roßherzoglihen Hauses und der Justiz übernehmen.

Oesterreich-Ungarn.

__ Der ungarische Minister-Präsident von Szell ist gestern im Szent-Gotharder Wahlbezirk einstimmig zum Abgeordneten gewählt worden.

Im ungarischen Unterhause brachte gestern der Abg. Rosenberg eine Jnterpellation über die neuen Zuschlags8zölle auf -Zuker in Ostindien ein. Der Handels-Minister von Hegedüs erwiderte, er habe den Minister des Auswärtigen Grafen Goluchows ki dringend ersucht, bei der britishen Regierung gegen die Verfügung der indishen Re- gierung, betreffend den Zuschlagszoll auf Zucker, welche die in starkem Wachsen begriffene unçarishe Zuer- ausfuhr {wer shädige und dem Meistbegünstigungsvertrage zwischen Großbritannien und Desterreih-Ungarn zuwiderlaufe, energisch zu protestieren. Das Prämiensystem, das freilih von Tag zu Tag unhaltbarer werde, könne nicht zur Rechifertigung der angefohtenen Verfügung herangezogen werden. Das Haus nahm die Erklärung des Ministers unter Beifallsäußerungen zur Kenniniß. :

Großbritannien und Frland.

Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses crklärte, dem „W. T. B.“ zufolge, der Staatssekretär für Jndien Lord Hamilton, daß in Jndien im Jahre 1897 eine große Zu- nahme der Einfuhr von Prämienzucker stattgefunden habe, deren Ursache er niht kenne. Von 282000 Zentnern im Jahre 1894/35 sei die Einfuhr auf 2182000 Zentner im Jahre 1897/98 gestiegen. Die Zuckerpflanzung habe vom Jahre 1895/96 zum Jahre 1896/97 stark abgenommen. Die Handels- kammer von Kurrachee glaube, der Zuckerzoll sei aus allgemeinen theoretishen Gründen unnöthig, gebe aber zu, daß sie keine Gelegenheit gehabt habe, die Wirkung der Einfuhr auf die heimishe Jndustrie zu beobahten. Die Handelskammer von Bombay habe ähnliche Ansichten ausgesprochen.

Frankreich.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrath theilte, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister des Aeußern Delcassé mit, daß er am nächsten Montag einen Gesehentwurf vorlegen werde, durch welchen das britis - französishe Abkommen ge- nehmigt wird.

Die Deputirtenkammer bewilligte gestern zwei weitere provisorishe Budget-Zwölftel.

Der Untersuhungsrichter Fabre beendigte die Unter- suhung in der Angelegenheit der Ligen mit Ausnahme der antisemitishen Liga.

Von Biskra eingetroffene amtliche Berichte theilen mit, daß die Mission Foureau fich in Agades (Landschaft Air) auf mehrmonatigen Aufenthalt einrihte. Die Mitglieder der Expedition, welche bisher ohne Zwischenfall veriaufen sei, be- fänden sih wohl.

Rußland.

Die Kaiserin-Mutter ist, wie „W. T. B.“ meldet, ere von St. Petersburg nah Dänemark? abgereist. Auf dem ahnhofe waren der Kaijer und die zur Zeit in St. Peters- burg weilenden Großfürsten und Großfürstinnen zur Verabschiedung anwesend.

Jtalien.

Die Deputirtenkammer beschloß gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, sih bis zum 25. April zu vertagen. Der Deputirte Barzilai sprah den Wunsch aus, man möge noch vor der Vertagung die Jnterpellationen über die chinesische Angelegenheit erledigen. Der Minister-Präsident Pelloux erklärte, die Regicrung übernehme alle Verantwortung für die Verhandlungen ; die Interpellationen über die chinesi}che Angelegenheit seien bereits auf die Tagesordnung des erften Montags nach den Ferien gesezt. Barzilai {lug darauf vor, über die Jnterpellationen bereits am 25. April zu be- rathen. Nach lebhafter Debatte beantragte die äußerste Linke namentlihe Abstimmung über den Antrag. Die Abstimmung ergab die Beschlußunfähigkeit der Kammer.

Türkei. Der bulgarische diplomatishe Agent Markow hat, wie

_ baben, fowie 1931928 Æ an

von Türken gegen Bulgaren verübten Gewaltthaten sowie gegen die Bedrohungen von Bulgaren protestiert und gleichzeitig nohmals die Aufmerksamkeit der Pforte auf die gefahrvolle Lage in den europäischen Vilajets lenkt.

Der Minister der öffentlihen Arbeiten Mahmud Pascha und der Direktor der anatolischen Bahnen Dr. Zander haben gemäß dem Kaiserlichen Jrade den Vertrag nebst Tarifen, Plänen 2c. unterzeichnet, durch welchen der anatolishen Bahn- gesellshaft die Konzession zur Erbauung eines Hafens nebst Docks und Entrepots in Haidar-Pascha ertheilt wird. Der türkische Staat kann ers nach 30 Jahren den Hafen zurückaufen, und zwar nur gleichzeitig mit der ge- sammten anaïtolischen Bahn.

Rumänien.

Der Oberst Henke von Krenski, Kommandeur des 1. preußischen Ne :Artillerie-Regiments, dessen zweiter Chef der König Karl von Rumänien ist, und der Leutnant im Garde- Pionier-Bataillon Sturdza trafen gestern von Konstantinopel in Bukarest ein und wurden am Bahnhof von dem Plaß- Kommandanten, Obersten Angehelesku und dem Polizei- Präfekten Lecca empfangen. Oberst Heuhe von Krenski stieg auf Wunsch des Königs im Königlichen Palais ab. Mittags 2 Uhr empfing der König die Abordnung in Audienz. Abends fand derselben zu Ehren im Palais cin Diner statt. Heute ist Diner und Empfang bei dem Minister-Präsidenten Sturdza.

Afien.

Der großbritannishe ® Gesandte McDonald is, wie „W. T. B.“ meldet, gestern von Peking abgereist.

Afrika.

Wie die „Daily Mail“ aus Kapstadt meldet, reist Dr. Leyds heute von dort nach Europa ab.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Herren- hauses und des Hauses der Abgeordneten befinden si in der Ersten und Zweiten Beilage.

Jn der heutigen (8.) Sißung des Herrenhauses, welcher der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz- Minister Dr. von Miquel, der Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen, der Minister der geistlihen 2c. Angelegenheiten D. Dr. Bosse und der Justiz-Minister Schönstedt bei- wohnten, wurden die gestern noch nicht erledigten Kapitel des Staatshaushalts - Etats für 1899, nämlich die Etats der Eisenbahnverwaltung, der Bauverwaltung, der Justizverwaltung, sowie des Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal - Angelegenheiten berathen und darauf der Staatshaushalts-Etat im Ganzen einstimmig an- genommen.

Schluß 11/4 Uhr. Nächste Sißung unbestimmt.

Nr. 12 der „Veröffentlichungen des Kaiserlihen Ge- sundheitsamts“ vom 22. März hat folgenden Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln gegen Pest, Desgl. gegen S Sterblichkeit în Preußen. Gefegzgebung u. |. w. (Preußen Reg.-Bez. Köln.) Schweincfleish. (Oesterreich.) Arzneitaxe. (Schweiz, Kanton Zug.) Kohlenfaure Getränke. (Frankrei) Zolltarif. _— (Belgien.) Milch. (Norwegen.) Vieheinfuhr. (Ntederländisch- Indien.) Pilgerbeförderung. (Schluß.) Gang der Thierseuhen im Deutschen Reiche, 15. März. Desgl. in Jialien, 4. Vierteljahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuhen. (Deutsches Reich, Preußen, Reg.-Bez. Stade, - Bayern, Elsaß-Lothringen, Oesterreich, Schweiz, Schweden.) Vermischtes. (Preußen. Berlin.) Apotheker- lehrlinge. Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mebr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Deégl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Grundwassersiand und Bodenwärme in Berlin und München Februar.

Statistik und Volkswirthschaft. a

Zua- und Abgang der eingetragenen Genossenschaften in Preußen vom 1. März 1897 bis zum 30. Juni 1898.

Nach dem soeben erschienenen zweiten Heft der „Mitthei- lungen der Preußischen Zentral-Genofssenshaftskasse“ (Berlin, Karl Heymanns Verlag, Preis 1,60 46), in dem eine Ueber- fiht über den vom 1. März 1897 bis zum 30. Jani 1898 ein- getretenen Zu- bezw. Abgang der im Königreich Preußen vor- handenen eingetragenen Genofsenshaften in ihrer Verthei- lung auf die Verwaltungsdezirke geg?eben wird, betrug der Bestand am 28. Februar 1897 6957 einge- tragene Genossens{aften mit 991 612 Genoffen, von denen 841 Ge- nofsenshaften mit 399 426 Genoffen dem Schulze-Delißsch’shen Ver- bande, 2111 Genoffenschaften mit 135 401 Genoffen dem Offenbacher allgemeinen Verbande deutscher landwirthschaftliGer Genofsenschaften, 1572 Genofsenschaften mit 117 834 Genosszn dem Raiffeisen*shen Generalanwaltshaftsverbande zu Neuwied und 2433 Genossen- shafien mit 338951 Genoffen keiner dieser drei Hauptgruppen anges{lofsen waren; ter Gesammtbetrag der Haftjumnen bei Genossenschaften mit beschränkter Haftpfliht belief sih auf 15922752900 % In der Zeit vom 1. März 1897 bis zum 30. Juni 1898 stieg die Zahl der Mitglieder dieser 6257 Genofsenshafien um 68 123 und der Betrag der Haftsummen bei Genofssenschasten mit beshränkter Haftpflicht um 51 547 415 M Ferner sind in dieser Zeit durch Neugründungen binzugekommen: 1574 eingetragene Genofsenshaften mit 74 169 Genoffen, von denen 11 Genoffenschaften mit 547 Genossen dem Schulze-Delizsch’shen Ver- bande, 548 Genoffenshaften mit 20956 Genossen dem Offenbacher Verbande, 353 Genossenschaften mit 12556 Genossen dem Raiffeisen- schen Generalanwaltshaft8verbande und 662 Genoffenschaften mit 40101 Genoffen feiner dieser drei Hauptgruppen si angeschloffen j ftsummen neu gegründeter Genofsenshaften mit beschränkier Haftung; und infolge der Umwandlung von GenofsensGaften mit unbeschränkter in solche mit keshränkter Hastpfliht bat der Gesammtbetrag der Hafifummen um weitere 2403 260 4 erhöht. Diesem Zugang steht infolge von Auflösungen ein Abgang von 231 Genofsen- shafien mit 16 173 Eenofien, von denen 15 Genoffenschaften mit 1425 T No Bee Sa T A Verbande, 54 Geno fagalen mit 1848 offen dem Offenbacher Verbande, 15 Genoffenschaften

das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ meldet, am Mittwoch dem Großvezir eine Note überreicht, in welcher er gegen die

mit 577 Genoffen dem Raiffeisen*’]hen Generalanwaltschaftsrerbande

uptgruppen angeshlofsen waren, sowie ein Abgang ar B Gesammtbetrage von 1338 v 6 gegen E s Der betrug der Bestand am 30. Juni 1898 8300 ngetragene Genossenschaft mit 1117 722 Genossen (1342 Genofsensaften, 126 110 Genossen mes“ als am 28. Februar 1897) und 204206 672 (+ 51931 422) 7 Gefammthafifumme bei Genossenschaften mit beshränkter Haftun Unter Verücksibtigung der Veränderungen, welhe durch den Ueber, tritt von Genossenschaften aus der einen der genannten Haupt uppen zu anderen in der Berichtsperiode eingetreten sind, entfielen am 30. Juni 1898 von den 8300 eingetragenen GenossensGaften mit 1117722 Genofsen 827 (im Vergleih mit dem Beftande vom 28. Februar 1897 14) Genossenschaften mit 409 279 (- 9853 Genoffen auf den Schulze-Delißsh’ [hen Verband, 2632 (+ 521 Genossenschaften mit 169 621 (+ 34 220) Genoffen auf den Offen, bacher allgemeinen Verband, 1919 (+ 347) Genofsenshaften mit 144002 (+ 26168) Genoffen auf den Raiffeisen’schen General anwaltschaftêverband zu Neuwied, und 2922 (+ 488) Gencfsenschaften mit 394 820 (—+ 55 869) Genoffen waren keiner dieser drei Haupt, De C LD lib\ch’\che V Der ulze-Delißsh’sche Verband bat in der Zeit v 1. März 1897 bis zum 30. E 1898 durch Uebertritt F Sea Verbänden 2c. 35 eingetragene Genofsenschaften mit 10297 Genoffen abgegeben (davon 10 Genofsenshaften mit 6ts Genossen an den Offenbacher Berband und 8 Genossenschaften mit 1196 Genossen an den Raiffeisen’schen Generalanwaltschaftéverband), dagegen dur Uebertritt aus anderen Verbänden 2c. 25 Genossenschaften mit 2275 Genossen gewonnen (darunter 4 Genoffenshäften mit 470 Genossen von dem Offenbacher Verbande). Der Naiff- eisen’she Generalanwaltschaftsverband zu Neuwied hat dur Uebzrtritt zu anderen Verbänden 2x. 33 Genossen- saften mit 1609 Genossen abgegeben (davon 11 Genofssen- schaften mit 438 Genossen an den Offenbacher Verband), da- gegen durch Uebertritt aus anderen Verbänden 2c. 42 Genoflenfhaie mit 3655 Genoffen gewonnen (darunter 15 Genoffeashaften mit 816 Genossen vom Offenbacher Verbande, 8 Genossenschaften mit 1196 Ge- nossen vom Schulze-Delißsh’schen Verbande). Der Offenbacher allgemeine Verband hat durch Uebertritt zu bezw. aus anderen Verbänden 2c. 35 Genossenschaften mit 2415 Genoffen abgegeben und 62 Genoffenschaften mit 3361 Genossen gewonnen, die Gruppe der nicht an eine dieser drei Vereinigungen angeschlossenen Genossen- schaften durch Uebertritt zu bezw. aus anderen Verbänden 81 Genossenschaften mit 5756 Genossen abgegeben und 59 Genossenschaften mit 10786 G2nofsen gewonnen. Kleinere selbständige Revisionsverbände, die neben den drei großen Vereinigungen Sqhulze-Delißsh, Haas-Dffenbah, Raiffeisen-Neuwied sich gebildet Mie und E zu brer Une Ritt Ln oder auch zu ver- edener oder besonderer ung bekennen, be Jahre 1898 oi L : g standen im on Interesse ift es ferner, festzustellen, wieviel von 1000 der

Bevölkerung zu den Genossenschaften des Schulze-Delißsh'|chen Ver- bandes eder seiner Richtung, zu den Genossenschaften des Offenbacher allgemeincn Verbandes und des Raiffeisen’|chen Generalanwaltscafts- verbandes zu Neuwied oder ibrer Richtungen, wieviel zu Genossen- schaften verschiedener oder besonderer Richtung oder zu solhen Genofsen- schaften gehören, die gar keinem Verbande angeschlossen sind, also gerichtlih revidiert werden bezw. einen Revisor noch nicht bestellt haben. Die folgende Zusammenstellung nah dem Stande der ein- getragenen Genofsenshaften vom 30. Juni 1898 giebt hierüber eine Uebersiht, nah Provinzen geordnet.

Von 1000 der Bevölkerung gehören zu Genofsenschaften

schen

d

zw. einen cht bestellt

Landestheil

oder Shhulze- her oder des {en Verbandes

Delißsch’sher Richtung

des Offenba Naiffeisen

Delißsh

aljo gerihtli

revidiert werden be haben

Richtung

die keinem Verbande an-

chulze- gehören,

des S Verbandes oder ihrer Richtungen.

verschiedener oder besonderer

Nevisor noch ni im Ganzen

Oftlpreußen Wefstpreußen Stadt Berlin Brandenburg

[N

Do

395,15 24,44 11,20 30,07 32,60 39,62 34,15 41,35 3230 48,06 30.09 76,89 30,86 18.55

- -

22 ,81 57 ,79 | 95 19,58 | 10,98 25,11 | 8,58 14,23 | 5,28 14,01 | 19,92 6,44 | 17,28 Hefsen-Nassau 34,41 32,13 Rheinland 4,22 | 17,01 Hokenzollern . . . | 11,28

Summe in Preußen nah dem Stande vom 30. Juni 1898 . . . . |: 15,33 | 12,67 | 0,89 6,59 35,48

nach dem Stande vom | é 9,59 | 0,87 5,51 30,64

40 8

O0

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1 f N Co S

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Sc{hleswig-Hostein . . . Hannover Westfalen

—_

b bi C C 0D O) M D R O

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S R RDIBBSES

-

28. Februar 1897 . . 14,67 Mithin Zunahme . 0,66 | 3,08 | 0,02 | 1,08 4,84

In den Tabellen der „Mittheilungen der Preußischen Zentral- Gevofsenschaftskafse" ist auch die Promi e - Berehnung der Aa zahlen auf die Berölkerung innerhalb der verschiedenen Haftpflicht- arten erfolgt. Danach gehören im ganzen Königreih Preußen von

1000 der Bevölkerung H s

nah dem Stande nah dem Stande

vom 28. 2. 1897 vom 30. 6. 1898 Zunahme zu Genossenschaften mit

unbeshr. Haftpflicht . 19,54 22,01 2,47 zu Genofsenscaften mit unbesr.Nahs{chußpflicht 0,42 0,45 0,03 ¡u Genoffenschaften mit beschränkter Haftpflicht 10,68 13,02 2,34.

, Die Zu- bezw. Abnahme der Genossenschaften in Preußen in der Zeit vom 28. Februar 1897 bis zum 30. Juni 1898 in ihrer Ver- theilung auf die einzelnen Genossenshaftsarten ergiebt, nah Prozenten berehnet, folgendes Resultat:

Zabil der eingetragenen Genoffenschaften Genofsenshafttarten am am bezw.

28, Beprnar 30 Abnahme Abeihme

uni 897 1898 Vors{uß- und Kreditvereine 4 455 5292 +4 837 + 18,79 Rohstossvereine… ._.… ._. 0807 425 + 58 + 15,80 Absazgenofsenshaften. . 43 79 + 36 + 83 Magazinvereine. . . 12 4 +232 + Produktivgenofsenschaft . 1239 1 570 +. 331 + 26,72 S. A 605 5991 14 7 ¿S

ohnungs8genofsen eun, 134 176 + 42 ,

Sonstige Genoffens ften . 103 133 + 30 + 29,13 Das Ergebniß, welches diese Zahlen zur Darstellung bringen, kann nur als ein erfreulides iehen weib. da eine erhebliche Ausdehnung des Genossenschaftswesens hervortritt. Es ift zu bedauern, daß es bisher nit ms gewesen ift, die Ausdehnung der statistischen Erhebungen qur 20s ei herbeizuführen; denn dur diese allein könnte ein iches Gesammtbild des Genossenshaftswesens

Zu- Prozentsaß

der Zu

und 147 Genossenschaften mit 12323 Genoffen keiner dieser drei

werden. Gerade das Genossenschaftswesen in seinen Gruppen {l

mit den Landesgrenzen ab; nur die Ausdehnung der Bearbeitung U as Reich wird die wirth¡haftlice Bedeutung der ganzen Ent-

wickelung zur Anschauung bringen.

Zur Arbeiterbewegung.

In Berlin beschlossen, der , Voss. Ztg.“ zufolge, die Maurer in einer s Mes abgehaltenen Versammlung vollständige Arbeits- ruhe am 1. Mai. : z

y Zur Lohnbewegung der linksrheinischen Textilarbeiter erfährt dasselbe Blatt aus Erkelenz, daß der Auéftand dort beigelegt sei, nahdem die Fabrikanten eine zehnprozentige Lohnerhöhung sowie Verkürzung der Arbeitszeit von elf auf zehn Stunden bewilligt haben.

In Rheydt haben dagegen, der „Rh.- Westfäl. Zta.“ zufolge, etwa 200 Sammetweber der Firma vom Brück Söhne (vgl. Nr. 60 d. Bl.) gestern Nachmittag die Arbeit niedergelegt, nahdem mit der Direktion gepflogene Unterhandlungen ergebnißlos verlaufen waren.

Kunst und Wissenschaft.

In der Sigung der ph yfikalisch -mathematishen Klasse der Akademie der Wissenschaften vom 16. März (vorsizender Sekretar: Herr Walteyer) las Herr Schulze eine Abhandlung „Zur Histologie der Hexactinelliden“. An einigen Hexactinelliden, welche nördli von Spitbergen in 1000 m Tiefe von der Deutschen Nordpolar - Expedition erbeutet sind, konnte der Bau des Weich- Iörpers näher studiert werden. Die bisher bei Hexactinelliden noch niht nachgewicsenen Krager geißelzellen (Choanocyten) wurden fiher exfannt und eingehend untersuht. Herr Ludwig in Bonn, korrespon- dierendes Mitglied, übersandte eine Mittheilung: „Jugendformen von Ophiuren“, Es werden darin die Umbildungen beschrieben, welche junge Individuen von brutpflegenden Arten während ihres Wa(bs8- thums durchlaufen, und daraus einige allgemeine Säße von morpho- logisher und s\ystematisher Bedeutung abgeleitet. Herr von Bezold legte eine Abhandlung des Herrn Dr. G. Lüdeling in Potsdam vor: „über den täglihen Gang ter erdmagnetishen Störungen an Polar- stationen." Wie der Verfasser ausführt, findet man, wenn man den täglichen Gang der horizontalen Komponenten der \tôörenden Kraft dur Vector-Diagramme darstellt, daß diese bei Polarstationen in dem entgegengeseßten Sinne durhlaufen werden, wie die normalen Diaaramme der täglichen Vartation. Die einzige Ausnahme bildet unter den sämmilihen untersuchten Polarstationen die dem magneti- {hen Pol und dem Nordlichipol näht gelegene Station Kingua SFjord. Herr Dr. Thilenius in Straßburg, welcher im Auftrage der Akademie mit den Mitteln der Humboldt-Stiftung die Ent- widelung von Hatteria punctata in Neu-Seeland untersu@t hat, übersandte einen vorläufigen Bericht über - die Eiablage und erste Entwickelung der Hatteria punctata. j

In der Sizung der philosophisch - historishen Klasse der Akademie von demselben Tage (vorsißender Sekretar : Herr Vahlen) las Herr Vahlen: „Bemerkungen zum Enniu3“. -Die Ueber- schriften der drei Abschnitte der Abhandlung lauten: 1) Marcellus ia Ennius! Annalen; 2) Ein Wechselbalg; 3) Augustinus und Ennius?

Euhemerus.

Ausstellung versisher Kunst im Kunstgewerbe-Museum.

Die Kunst des Islams, lange Zeit als ein einheitlihes Ganze angesehen, hat sich allmählich unter der Lupe eingehendcrer Forschung in verschiedene geographisch und ethnographisch von einander getrennte Zweige aufgelöst. Aber noch immer fehlt es an einer ründlichen Kenntniß der Entwickelung8geschichte der einzelnen islamitifchen

unstgebiete. Es ist das besondere Verdienst des Herrn Dr. Friedri Sarre in Berlin durch größere Forshungen, die er auf zwei in den Fahren 1895 und 1897 in Kleinasien, Persien und Transkaspien unter- nommenen Reisen angestellt, niht unbeträchtlih zur Aufklärung des Denkmälerbestandes cines der bedeutendsten Zweige der mohamedanischen Kunst, nämlich dec persishen, beigetragen zu haben. Die auf diefen Reisen gemahten Aufnahmen und Erwerbungen sind zur Zeit im Lichthofe des Kunstgewerbe-Museums ausgestellt. Als Ergänzung find vorzügliche farbige Aufnahmen persisher und türkisher Bauten von Prof. Ed. Iacobsthal, sowie Photographien von Bauwerken in Jzfahan von Regierungs - Baumeister A. Breslauer hinzugefügt worden. : : Die Moscheen und Medrefsen (Schulen) Persiens zeigen eine von dea westislamitishen Bauwerken abweichende Bauform, die in ihren harafteristishen Merkmalen auf sassanidisce Architektur zurügeht : eine gewaltige, imposante, im Kielbogen ges{chlofsene Eintrittéhalle, oft von zwei boben s{hlanken Minarets flankiert, die in einen quadratischen, von Arkaden eingefaßten Hof führt; an diesen Hof gelehnt, mit einer ähnlichen Portalnishe als Zugang, dann die eigentliche Moschee, ein Kuppelraum mit der na elfa orientierten Gebetênische. Als Baumaterial dient der Backstein, der durch die Aufnahme farbiger Glasuren eine Dekoration von höchster Farbenpraht schafft.

An den frühen Bauten, wie dem von Prof. Jacoksthal auf- enommenen Grabmal des Jusuf Ibn Kutaijir (1162) in Nachtschewan fehlen no die Glasuren. Die Dekoration wird aus\chließlich dadur gebildet, daß die Außenflähen des Gebäudes übersponnen sind mit einem Neßroe:k geometrisher Muster, die aus Ziegeln, welche aus der Fläche heraustreten, sid zusammenseßen. Im Gegensaß zur euro- päishen Backsteintehnik des Mittelalters ist diese Ziegelornamentik völlig unabhängig vom Verband des Kernmauerwerks. Dur Hinzutritt türkisblau glafierter Ziegel is bei einem anderen Mausoleum in Nachtschewan, dem des Atabek Ildeghis (1186), {on eine größere farbiae Wirkung erzielt worden. Eine reihere Verwendung folher farbigen Biegel bieten das Grabmal des Chodahende Chan (1304—16) in Sultanieh, die Hauptmoschee in Veramin (begonnen 1322) und die Moschee des Schah Gazan in Taebris. Eine Art von Thon-Intarsia stellen die nah Aufnahme des Prof. Jacobsthal von Wimmel u. Co. und P. March bergestellten Reproduktionen von Wandbekleidungen aus dem Maufoleum des Mahmud Pascha in Konstantinopel (1474) dar, bei denen türkis- und dunkelblaue Thon- platten in Stein eingebettet sind. Den weitaus glänzendsten Shmuck erhalten aber die persischen Bauten erst durch das Fliesenmosaik, das statt der rein geometrishen Muster derx glasierten Ziegel eine mannigfaltigere Dekoration mit Pflunzen- und Thiterornamentik ermöglicht. Dieses Fliesenmosaik erfordert eine überaus mühevolle und \chwierige Technik. Jeder einzelne Farbenfleck ift aus einfarbig glasierten Thonplatten ausgeschnitten oder ausgesägt und dann mit den übrigen mosaikartig zusammengelent. Die Muster beben si in der Regel von einem leuhtenden tiesblauen Grunde ab. Am frühesten, in der Mitte des 13. Jahrhunderts, trijt, soweit sid bis jeyt hat nach- weisen lassen, diese Technik in Koniab in Kleinasien auf, ihre höYhste Auébildung erfährt sie im 15. und 16. Jahrhundert in Fle, selbst. Zu prachtvollster dekorativer Wirkung erhebt sih der 2 ofaifs{mud in der Moschee zu Taebris, einem Bau des Toeimenen-Taeee Djehan Chan aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, nah der Grundfarbe der B scumplairn „Die klaue Moschee“ genannt. Das Mosaik ift

owohl zum Schmuck der Außen-, wie der Innenseite herangezogen worden. Während das Hauptportal vollständig von den farben- \himmernden Mosaiken bedeckt ift, is im Innern das Fliesenmosaik mit künstlerisher Beschränkzng als besonders kostbarer &Shmudck nur in einzelnen Feldern in den röthlihen Thon der Verblendmauern eingelegt worden. Die räumliche Vertheilung dieses Dekors wird vortrefflich veranschaulicht dur farbige Darstellungen einzelner Theile der Wand- dekoration in Originalgröße, die nah Pausen des Baumeisters Bruno Schulz auge worden sind. Der wundervolle farbensatte Ein- druck dieser Po C wird durch größere Bruchstücke vermittelt, so- lid man si) mit Zuhilfenahme der Photographien annähernd das ursprüng- lihe Bild einer derartigen Dekoration rekonstruieren kann. Zu ähnlicher Pracht entfaltet sich die Dekoration des Fliesenmosaiks in der Grabmoschee des Shech Sefi in Ardebil, einer klosterähnlichen Anlage unweit des Kaspischen Meeres, die im Laufe mehrerer Jahr-

bunderte herangewachsez is. Die Fliesendekoration, zumeist dem 16. Jahrhundert San bietet in der durch Pflanzen- und Thier- formen bereiherten Ornamentik einen gewissen Fortschritt. Eines der mit Mosaiken verzierten hohen Fenster der Na oas ist ebenfalls in wirkliher Größe nahgebildet worden. Besonders wg ist ein neben der Grabmoschee liegender Kupp-lraum, den sih der 6 chah Abbas der Große (1587—1629), die bedeutendste Persönlichkeit der neueren persischen Geschichte, als Porzellankammer hatte einrichten laffen, um darin gleih den europäishen Fürsten des 18. Jahrhunderts die von ibm gesammelten chinesischen Porzellane aufzubewahren. Noch jet stehen, wie auf einer der Photographien ersichtilih ist, hunderte von Porzellanen, meist blau bemaltes Geschirr, die ursprünglich an den Wänden aufgestellt waren, auf dem Boden. Da aus dieser frühen Zeit nur wenig beglaubigte e erhalten sind, fo ist diese Sawmlung auc für die Geschichie des cinesishen Porzellans pon Bedeutung. Eine kosttare Bibliothek persisher Manuskcipte, die fich in derselben Moschee befand, i durch einen russischen General na% St. Petersburg gescchafft worden, ein gewaltiger Teppich vom Jahre 1540 ift in das India-Museum in London gekommen. :

Die äußersten Aus!äufer dieses farbenpräctigen MosaiksGmuckes bilden im Osten die Dekorationen der Bauten Timur?s des Eroberers (1379—1405) in Samarkand, im Westen die in derselben Technik ausgeführten Theile der „arünen Moschee“ in Brussa.

Neben den Ziegel- und Fiiesenmosaiken tritt {on im 13. Jahrhundert die bemalie Fliefe auf und zwar zunächst in der Form der Lüster- flicese, bei der man die zinnhaltizeGlasur mit einem Soldglanz überzogen hat, der aus Kupferoxyd und Silber gewonnen ist. Je nah dem Vor- berrshèn des Silbers oder Kupfers nimmt der Lüster cinen mehe gol- digen oder kupfrig rothen Ton an. Die Darstellung ist in dem Lüster- überzug ausgespart, als Motive dienen Menschen und Thiere, sowie Blattwerk und Arabesken in weicher, fließender Zeichnung. Meist sind es sternförmige Fliesen, die sh mit kreuzförmigen zu größeren Feldern zusammensetzen. Jede Fliese trägt eine in ih abgeschlossene figürlihe oder ornamentale Darstellung. Auch große dekorative In- ichriftbänder kommen auf Lüsterfliefen vor; sie heben sich zumeist in blauer Bemalung plastish vom Grunde ab. Die lüfstrierten Fliesen wurden als besonters wertbvoller Zierrath nur im Innern, haupt- säclih an der Gebetêänishe und ihrer Umgebung verwandt. Ein rechteckiges Feld mit großen Stern- und Kreuzfliesen wird durch ähn- lihe Stüde vom Sahre 1262, die aus der Imam-Zade Yaya zu Veramin stammen, chronologish bestimmt. Als gute Beispiele figür- licher Dekoration können die in einem Pultschrank ausgelegte kleine Fliese mit einem Jagdlecparden, sowie mehrere Fliesen mit Figuren in den verschiedenen Stellungen des Gebetes gelten.

. Zugleich mit dem Ableben der Lüsterfliesen im 15. Jahrhundert kommt ein neues feramisches Verfahren in Persien auf: die Bemalung mit farbigen undurchsichtigen Emails auf einer weißen Zinnglasur. Unter Schah Abbas (1587—1629), der eine überaus um- fangreihe Bauthätigkeit entfaltete, wird dieser Dekor herrshend und verdrängt allmählih die mühsame, zeitraubende Technik des _Pliesen- mofaiks In der Malerei überwiegt jeßt n-ben blauen Tönen ein grelles Gelb. Als Ornament dient die persishe Blüthenranke oder auch figürlihe Darstellungen. Letztere geben, wie das dem Museum angehörige Tableau, Kämpfe aus der iranishen Heldersage oder Bor- gänge aus dem Haremsleben wieder ; sie sind meist als Shmuck von Gartenpavillons verwandt worden. Eine gewisse Grazie und Anmuth ift den Frauengestalten niht abzusprehen. Im 18. Jahrhundert führt die allmählich immer s{chlechtier werdende technische und künstlerische Ausführung zu einem vollständigen Verfall der einst fo blühenden Fayenceindustrie Persiens, deren traurige Uzberrefte fich bis auf den heutigen Tag erhalten haben. ;

Neben dea fkeramishen Dekorationen findet au geschnittener S tuck in bober künsilerisher Ausführung seine Verwendung in den persischen Bauten. Beispiele dafür bieten das Grabmal des Choda- bende Chan (1304—16) in Sultanieh und eine Moschee in der Stadt Marant (um 1330). i

Das farbenprächtige Bild persisher Kunst, das die Ausstellung giebt, wird noch vervollständigt dur eine Auswahl guter Beispiele von Erzeugnissen der übrigen in Persien neten der Baukunst blühenden Kunstzweige: der keramishen Gefäßbildnerei, Glasindustrie, Metall- kunst, Buchillustration und Textilkunst. Unter den Fayencen ver- dienen besond:re Erwähnung einige Lüstergefäße mit prachtvoll \{chim- mernder Malerei auf weißem oder blauem Grunde. Die Grupve von Gefäßen mit Blaumalerei unter alkalinifscher Glasur ist weniger bedeutend und reiht an die im Besitze des Mufeuns befindliten, auf der oberen Galerie aufgestellten Arbeiten dieses Dekors niht heran. Die ausgestellten Porzellane dürften wohl zum theil per- fischen Urfprungs sein. Viel werthvoller sind die Gläser, zu- nächit eine Anzahl kleiner dickwandiger, stark irisierter Gläschen, in ihren Formen den antiken Gläsern verwandt, die aus alt- arabischen Gräbern in Fayum stammen soklen und durch ähnliche datierte Gläser im Nationalmuseum zu Kairo in das 9.—10. Jahr- hundert gewiesen werden. Von den so seltenen und bohgeschäßten vergoldeten und emaillierten Glasgefäßen des 13. bis 15. Jahrhunderts, der Blüthezeit der muhamedanischen Kunst, enthält die Sammlung des Dr. Sarre drei jtattlihe Exemplare: eine Meoscheelampe, eine Henkelvase und einen Pokal. Durch die Vergoldung und Bemalung, die ch mit der gelbgrünen Masse zu feinen koloristishen Effekten verbinden, erfährt das an stch trübe und unreine Material eine Hohe fücstlerishe Veredelung. Auch die zu gleicher Zeit in Mossul und anderen Kunststätten geübte Kur}, durch Silbertaufchierung Messing- und Eisen gefäße und -Geräthe zu verzieren, ist dur mehrere Beis spiele gut illustriert. Bei einem runden Becken, das für den Mamlukensultan Al-Muizz Izz ed-Din Aibek 1250—57) gearbeitet sein soll, ist die Silbertauschierung, in der die Ornamente, n\chcift- bänder, Kampfscenen u. |. w. angebracht sind, noh vortrefflih erhalten. Die dünnen Silberplätthen sind dadur auf dem Grunde befestigt, daß man ihre Ränder in die in den Messing gegrabenen, gezahnten und untershnittenen Konturen der Zeichnung eingeschlagen hat. Eine andere Technik veranschauliht der Eisenhelm, der laut Inschrift von einem Waffenschmied aus Hamadan in Persien, Ahmed bin Ali, für einen Sultan in der zweiten Hälte des 15. Jahrhunderts angefertigt ist. Hier werden die Silberblätter durch den wie etne feine Feile gerauhten Grund festgehalten. Auch die Tepp i chsammlung enthäit mehrere gute Beispiele tes 16. und 17. Jahrhunderts; dur reiche Musterung und wohblabgetönte Farbstimmung zeihnen sh mehrere Stücke aus, die leider nicht vollständig erhaiten sind. Von vollendeter Zeichnung ist cin Seidenstoff, der als wiederkehrendes Muster eine Scene aus einem persishen Märchen enthält. Die cingewebte Marke mit dem Namen „Gijat eddin* deutet vielleicht auf den Vorsteher eincr Königlichen Manufaktur in Isfahan hin. Der darunter befindliche Stoff mit Neiterfiguren is ebenfalls beachtenswerth.

Als Anhang zu der Ausstellung sind photographische Aufnahmen, Zeichnungen und Abklatshe von Felsenreliefs bei Tagbi-Bostan mit Darstellungen des sassanidishen Fürsten Khosroes 11. (691—6?8) und seiner Umgebung nebft einer Anzahl sassanidisher Stoffe aus dem Besitz des Museums hinzugefügt. Die auf den Gewändern des Fürsten und seines Gefolges erscheinenden Muster sind ähnliche, wie sie sich auf den Stoffen finden, sodaß dur die Reliefs diese ganze Gruppe von Stoffen chronologisch festgelegt ist. Auch die Aufnahmen dieser Reliefs sind durch Dr. Sarre gemacht worden. Bg.

In einer Heilanstalt bei Bonn is vor einigen Tagen der Maler Wilbelm Sobn, seit dem Jahre 1874 Professor an der Kunst- Akademie zu Düsseldorf, gestorben. Er war am 29. August 1830 in Berlin geboren, ging im Va 1847 nah Düsseldorf und erhielt dort durch seinen Onkel, den berühmten Maler Karl Sohn, seine künst- lerishe Ausbildung. Anfangs malte er hbistorishe Bilder, wie „Christus aut stüfmishec See“ (1853, städtishe Galerie in Düssel- dorf), „Christus ar Oelberg“ (1855, in der Friedens-Kirche zu ‘Jauer in Schlesien), „Genoveva“ (1856); bald aber roandte er der Genremalerci zu. Seine Bilder „Ver- een Lebenswege“, „Gewissensfrage" (1864, Galerie zu Karlsruhe),

esonders aber „Konsultation beim Rechtsanwalt“ (1866, Museum in

Leipzig) sind meisterbaft én der Charakteristik, in der Zeichnung und epu e see Wirkung, ebenso das „Brustbild eines Kriegers“ (1869, in der Dresdener Galerie).

Bautoesen.

Aus Breslau wird berihtet: Der im Herbst 1897 begonnene Bau eines Handelshafens der Stadt Breslau is derart vor- geschritten, daß die Anlage in dem zunächst geplanten Umfang in ¿wei weiteren Baujahren fertiggestellt sein wird. Dieses hoch- bedeutsame Unternehmen ift dazu bestimmt, den Oderhand-el und die Stellung Breslaus in demselben wesentli zu fördern, indem es cine Ausnußung der natürlihen Vortheile erleichtert welde der Wafsserweg, troß der mitï dem Schleusenbetrieb verbundenen Zeitverluste, dem Handel mit Oberschlesien bietet. Der Hafen bildet gewissermaßen den Abschluß des vom Staate erbauten, im Herbst 1897 dem Verkehr übergebenen Großschiffahrtsweges bei Breslau. Der in der Ausführung begriffene Bauplan umfaßt: a. Ein Hafenbecken von 50 m Breite und 42000 qm Wasserflähe; dasselbe gewährt im Becken 1600 m nuß- bare Uferlänge und“ an der Stromoder selbst 550 m. Hiernach können im Becken 93 Schiffe unterkommen, während an den nußbaren Ufern, in einfaher Reibe liegend, etwa 40 Schiffe gleiczeitig werden löschen und laden fönnen. Die Sohle des Hafens bedens foll auf + 107 m N. N., d. h. so tief gelegt werden, daß beladene Schiffe, die bei stark abfallendem Wasser in der Oder Gefahr Laufen, festzukommen, in dem Hafenbeckden noch immer 1,74 m Wassertiefe finden, selbst wenn der bis jeyt beob» achtete niedrigste Wasserstand von + 108,74 m N. N. eintreten sollte. b. Einen massiven sech8ges{chofsigen, unterkellerten Kornspeicher von 100/25 m Grundfläche mit einer Aufnahme- fähigkeit von 20 000 t; sein Fassungsraum foll so eingerihtet werden, daß F der Räume für Bodenlagerung und F für Silozellen Ver- wendung finden. Ferner c. Zwei Schuppen von je 100/25 m für Düngemittel und Oele, sowie für Stückgüter, nebst fahrbaren elektri» {Gen Laufkrähnen; d. etnen Zuckersch uppen von 100/15 m nebstKrahn ; o. eine Kohlenkippe und f. Freilagerpläße. Außer den an den Ufern freibleibenden Pläßen stehen große Flächen, welche für die künftige Hafenerweiterung vorgesehen sind, zur Verfügung. Die mascinelle Ausrüstung für den Betrieb sämmtlicher beweglichen Krähne, der Aufzüge, Drehscheiben und Spills geschieht durch Elektromotoren; ebenso if durchweg elektrishe Beleuhtung vorgesehen Die Kosten des Erwerbs des erforderlichen Terrains belaufen sih auf 500 000 M4; die Kosten der Bauarbeiten und der inneren Einrichtung sind au 5 500 090 M veranschlagt, die der bis jeßt ausgeführten Arbeiten bes tragen 1 Million Mark. Nach der Ausführung des gedachten Plans \oll eine Erweiterung der Hafenanlagen nah WVaßgabe der steigenden Entwickelung der Verkehrsverhältnisse in der Weise stattfinden, daß der Hafen \chli: ßlich vier Becken mit 108 000 qm Wasserfläche und 45% m nugbarer Uferlänge sowie eine 42000 qm große Grund- fläche für Lagerhäuser und Lagershuppen umfassen wird. Die Ge- fammikosten des Baues werden sich alsbanu auf 9630 000 A er- beben.

Der Umbau des früheren Ständehauses zum Kunst- gewerbe-Museum ist bis auf den inneren Ausbau beendet

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Nach einer Verordnung des Gesundheitsraths in Montevideo vom 11. Februar d. J. unterliegen die von Rio de Janeiro und Santos dort anlaufenden Schiffe, sowie auc) folhe, welche die genannten Häfen auf ihrer Reise nah Montevideo berührt haben, einer 48stündigen Beobachtung. Die Reisenden, deren Ziel Montevideo i, werden dieser Beobachtung auf der Quarantäne-Insel Flores unterworfen. Beim Verlassen der Insel erhalten dieselben einen Gesundheitspaß und unterliegen dann an Land noch weitere fünf Tage einer sanitären Beobachtung. Vie Effekten der Reisenden werden auf der erwähnten Insel dedinfiziert. Ebenso werden auch die Schiffe, welhe dem freien Verkehr übergeben werden follen, vorher deéinfiziert.

egelshiffe, deren Reisedauer weniger als aht Tage betragen hat, sind ebenfalls zu desinfizteren und bleiben his zur Vollendung der aht Tage unter fanitärer Beobahtung. Schiffe, deren Reisedauer acht Tage übersteizt, werden nah der Desinfektion freigelassen. Die Ladung und Korrespondenz aller Schiffe foll unbeanstandet gelandet werden können. Sthiffe, welhe mit Gelbfieberkranken an Bord in Montevideo eintreffen, oder solhe, welhe Gelbfieberkranke während der Fahrt dorthin an Bord gehabt baben, werden in jedem einzelnen Fall einer besonderen Quarantäne unterworfen.

Die Verordnung ist mit ihrer Veröffentlihung in Kraft getreten.

Indien. Zufolge Beschlusses der indischen Regierung sind seit dem 93. y M. in Aden, Madras und Rangoon für Herkünfte von Kalkutta wegen der dort vorgekommenen Pestfälle die auf die Pest bezüglih:.n Vorschriften der Sanitäts-Konvention zu Venedig in Kraft geseßt worden.

Konstantinopel, 23. März. (W. T. B.) Vorgestern sind in Djeddah 4 Personen an der Pest gestorben.

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 23. März. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Königtberg“", nah Ost, Asien best., 22. März in Port Said- angek. „Stolberg“, nah Ost-Asien best., 22. März in Hongkong an- gekomzunen.

Y 24. März. (W. T. B.) Dampfer „Halle®, v. La Plata fommend, 22. Wiärz Las Palmas pasfiert. „Dresden“, v. Baltimore kommend, 22. März auf der Weser angek. „Arensburg“, n. Brasilien best., 22. März in Pernambuco angek. „Sachsen“, v. Ost-Asien komm:nd, 23. März in Suez angek. „Wittenberg“ 23. März Reise v. Moji n. Porgtonu rge: „Stuttgart“ 23. März Reise v. Neapel n. Port Saîd tortgeleßt. è O abuis Mun, (W.T. B.) Hamburg-Amerika-Linie. Dampfer „Andalusia" heute in Singapore, „Pennsylvania,“ v. New York kommend, in Hamburg angek. „Auguste Victoria“ gestern von Neapel n. Genua, „Strathgarry" v. Baltimore n. Hamburg, „Suevia" heute v. Moji n. ar abgeg. „Sarnia“, v. Ost-Asien kommend, estern Gibraltar passiert. gef Der Dampfer „Bulgaria" is nah beendeter Reparatur in Bes gleitung des Dampfers „Hungaria" heute Morgen um 7 Uhr von Punta Delgada auf den Azoren abgegangen. :

London, 23. März. (W. T. B.) Castle-Linie. Dampfer „Tintagel Castle“ gestern auf Heimreise in Plymouth angekommen.

Union - Linie. Dampfer „Scott* gestern auf Heimreise von Kapstadt abgegangen. L

E E 93. März. (W. T. B.) Holland-Amerika- Linte. Dampfer „Amsterdam“ heute v. Rotterdam n. New York“

abgegangen.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen Smetana’s Oper „Die Pee Braut* gegeben. Hierauf folgt das Ballet „Vergiß- meinniht“.

Sa Königlichen Schauspielhause gens morgen Hugo Lubliner's Lu piel Dos fünfie Rad“ unter Mitwirkung der Damen Schramm, Sperr, Sandow, Mallinger und der Herren Vollmer, Kraußneck, Herßer, Keßler, Hartmann und Krüger zur Aufführung,