1899 / 85 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Apr 1899 18:00:01 GMT) scan diff

auf Seinen nühstiüägeren Heern Bruder, ten Heriog Arthur von Connaught, R dae und dessen E E 4 gehen. Höchstderselbe hat mir folgende Eröffnung zugehen lassen:

Nah dem allzu frühen Heimgang Seiner Königlichen Hoheit *

des Erbprinzen von Sachsen - Coburg und Gotha und zufolge des bedingten Verzichts Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen von Wales für Sih und Scine Nachkommen auf das Erbfolgereht in den Herzogthümern Coburg und Gotha bin Ih nach dem Haus3- geseß der nächste zur Thronfolge berufene Agnat des Herzoglichen Hauses. Als fol®@er sind Ich und Mein Haus bereit, unsere Pflilhten gegen die Uns angestammten Herzogthümer Coburg und Gotha zu erfüllen. Ih ermächtige Sie, von Meiner vótftebéden Erklärung den geeigneten Bebrauh zu machen. Rom, den 6. April 1899. Arth ur, Herzog von Connaught.

Ich habe dem Hohen Herrn für diefen Beweis der Treue und Anhänglichkeit an Land und Bevölkerung in den Herzogthümern e der Negterung ehrerbietigen Dank abzustatten mih verpflichtet gefühlt.

Der Präsident Berlet machte darauf von den dem Landtage zugeaangenen Vorlagen Mittheilung, zu denen auch der Etat für die Jahre 1899—1901 gehört, welcher mit einem

eringeren Ausgabeübershuß abschließt als derjenige der aufenden Periode, nämlich mit 613529 F gegen bisher 695 850 M6

Oefterreich-Ungarn.

Der böhmische Landtag überwies gestern einen Antrag des Abg. Skarda auf Abänderung der Landtagswahl- ordnung ciner besonderen Kommission. Der Abg. Engel begründete einen Antrag auf Einsezung einer Kommission zur Berathung der dem Landtage bei seiner Eröffnung am 28. Dezember v. J. zugegangenen Kaiserlihen Botschaft und führte aus, daß die shroffe Haltung der Deutschen wegen der Ueberreihung der Adresse unbegründet sei. Die Hauptmomente der Adresse strebten das Wohl des Landes und die Festigung der Bande zwischen Volk und Dynastie an. Das Vol? Böhmens sei auh heute noch zur Ver- ständigung bereit und gebe die Hoffnung nicht auf, daß es noch in der leßten Stunde gelingen werde, Frieden zu schaffen. Redner s{chloß mit der Zitierung der Wahlsprühhe: „justitia fundamentum regnorum“ und: „viribus nunitis“, sowie mit dem Nufe: „Gott segne und erhalte unseren Allergnädigften Kaiser!“ Der Antrag des Abg. Engel wurde der zur Berathung des Antrags Skarda einzusezenden Kommission überwiesen. Den deutschen Landtags-Abgeordneten wurde gestern eine Zuschrift des Oberst-Landmarschalls zugestellt, in welcher sie aufgefordert werden, im Landtage zu erscheinen oder ihr Fernbleiben zu entschuldigen.

Großbritannien und Frlaud.

In der gestrigen Sißung des Unterhauses lenkie, wie „W. T. B.“ meldet, Vic Kenna bei der Berathung des Etats der Zivilverwaltung die Aufmerksamkeit des. Hauses auf die Verwaltung Ugandas, British-Ost-Afrikas und Sanjsibars. Nedner beklagte den Mangel an Verkehrsmitteln zwischen Großbritannien und Ost-Afrifa und stellte Vergleiche der von den deutshen Dampferlinien en Verkehrserlcihterungen mit denen an, welhe die britishen Dampferlinien gewährten. Denny beklagte, daß nah Ost-Afrika bestimmte Waaren that- sählich auf deutshen Dampferlinien befördert würden, und fragte, weshalb das, was von den Deutschen in dieser Richtung geschehe, nicht ebensogut von England besorgt werben könne. Der Parlaments-Sekretär des Aeußern Brodrick entgegnete, die Regierung theile den Wunsch Denny's vollkommen, daß soweit als möglich die Verbindung Großbritanniens mit seinen Kolonien durch britishe Schiffe unterhalten werde. Jedenfalls werde die Regierung bei gleichen Bedingungen stets britischen Schiffen den Vorzug geben. Uebrigens hänge die Verbindung Großbritanniens mit Osi-Afrika nicht gänz- lih von fremden Dampferlinien ab, vielmehr seien von den sechs vorhandenen Linien vier in Händen von Engländern und nur zwei in denen von Deutschen. Brodrick vertheidigte sodann die in Uganda befolgte Politik. Es seien dort keine großen Summen nußlos verausgabt worden; viel sei dort hon erreiht, und er glaube auch nicht, daß der Ausblick auf die künftige Entwickelung irgendwie un- befriedigend sci. Neue Expeditionen nah Uganda seien nicht beabsihtigt. Die Expedition Martyr's mache befriedigende Fortschritte. Jhre Aufgabe, Uganda mit den Vorposten der cayptishen Streitkräfte in Verbindung zu bringen, sei im wesentlichen erledigt, da Martyr nur noch 200 Meilen Fluß- weg von den Egyptern entfernt sei.

Es heißt, daß der britishe Botschafier in Washington Sir J. Pauncefote und der britishe Gesandte am nieder- ländischen Hofe Howard zu Vertretern Großbritanniens bei der Konferenz im Haag ernannt worden seien. Als Vertreter der britishen Marine und des Landheeres würden der Vize- Admiral Fisher und der Generalmajor Ardagh an der Konferenz theilnehmen.

Frankreich.

Dec Minister-Präfident Dupuy empfing gestern Vor- miitag in Le Puy die Beamten und Vertreter der Behörden. Der General Jacquemin erklärte, wie „W. T. B.“ be- rihtict, daß das Heer den Wortcn des Minister- Präsidenten und des Kriegs-Ministers Verirauen schenke und sltillshweigend die Lösung der Frage erwarte, welche die öffentlihe Meinung beunruhige. Diese Lösung werde von allen patriotish Gesinnten freudig begrüßt werden. Der Minister-Präsident Dupuy ecwiderte, seine Auslassungen über das Heer am Tage zuvor seien ihm von seinem Herzen und von seiner Vernunft cingegeben worden. Jn seiner Antwort auf die Ansprache des Präsidenten des Generalraths sagte der Minister-Präsident: er sei stets bemüht gewesen, die allgemeine Politik in Bahnen zu lenken, welhe von revo- “Pte und eäsarischen Bestrebungen gleih weit entfernt eien.

Der Generalstabschef der Marine, Admiral de Cuverville hat, wie der „Soir“ meldet, infolge von Meinungsverschieden- heiten e dem Marine - Minister Lockroy seine Entlassung eingereicht.

Die Session der Generalräthe ist gestern eröffnet worden. Jn der Mehrzahl derselben sprachen die Vorsizenden ihr Bedauern über den Tod des Präsidenten Faure aus" und richteten an den Präsidenten Loubet Beglückwünshungen und die Versicherung ihrer ahtungsvollen Ergebenheit.

Der „Figaro“ hat heute die Aussagen Casimir-Périer's, des Generals Gallifet und des Kriegsschullehrers Painlève veröffentlicht.

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__ Gestern Abend Jotts, wie aus Agter gemeldet wird, ‘eine Protestversammlung gegen die Verhaftung des früheren Maire Max Régis in Mustapha stattfinden. Der Präfekt untersagte jedoch die Abhaltung derselben. Es fanden in- folgedessen nur unbedeutende Kundgebungen statt. Mehrere Personen, welche aufrührerishe Rufe Ausgestöhen hatten, wurden

verhaftet. Ftalien.

Die Regierung hct, dem „W. T. B.“ zufolge, gestern die Einladung zu der Konferenz im Haaa erhalten. Der Minister des Auswärtigen Canevaro wies den Gesandten Zannini telegraphish an, der Königin die Annahme zu notifizieren.

Spauien.

Die Königln-Negentig unterzeichnete, wie „W. T. B.“ meldet, ein Dekret, durch welches ein Kredit zur Bezahlung der Zivsen und zur Amörtisierung der Philippinenshuld ge- fordert wird.

Niederlande.

Wie „W. T. B.“ aus dem Haag meldet, wird die da- selbst stattfindende Konferenz sh ausshließlih mit den in dem zweiten russishen Rundschreiben aufgeführten, sowie mit denjenigen Fragen beschäftigen, welche sih auf die im Rund- schreiben "vom August 1898 entwickelten Jdeen beziehen. Un- bedingt gusgeldlelen follen alle Besprehungen solcher Art sein, welhe auf die politishen Beziehungen der Staaten zu einander oder auf die dur Verträge geschaffene Ordnung der Dinge Bezug haben. Jede vertretene Macht wird nur eine Stimme haben.

Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Washington hat dec Präsident Mc Kinley den ehemaligen Gesandten der Vereinigten Staaten in Wien Bartlett Tripp zum E der Vereinigten Staaten in der Samoa-Kommission ernannt.

Asien,

Das „Neutershe Bureau“ berichtet 'aus Peking vom gestrigen Tage, daß die deutshen Truppen Jtschaufu nicht -be- treten hätten, aber bis in die Nähe der Stadt vorgerückt seien. Jett befänden sie sich auf dem Rückwege, nachdem sie drei in der Umgegend gelegene Dörfer, in welchen Angriffe auf die Deutschen vorgekommen waren, zerstört hätten. Den Ort Jtschau hielten die Deutschen dagegen noch beseßt. Man glaube, daß die Angelegenheit damit thatsächlich beendet sei. Die Deutschen würden die Wirkung ihrer bisherigen Maßnahmen abwarten. Wenn sih ein Erfolg zcige, würden keine weiteren Schritte unternommen werden. Die Deutschen seien jedo entschlossen, dem jetzt herrschenden Geiste der Geseßlosigkeit Einhalt zu ge- bieten. Es scheine, als ob die Bevölkerung in ihrem Ver- halten von den Ortsmandarinen bestärkt werde.

Wie der „Times“ aus Peking gemeldet wird, sind die hinesishen Seezollämter durch die britishe Regierung in Hongkong davon in Kenntniß geseßt worden, daß alle Zollämter in dem 2n Großbritannien verpachteten Gebiet von Kaulung am 17. April ihren Dienst einzustellen haben. China hat, indem es dieses Vorgehen als ein willkürliches bezeichnete, cine Frist von sechs Monaien verlangt, um die nothwendigen Anordnungen zu treffen.

Der General Lawton, weiher von Manila nah Süden vorgerückt ist, hat nah einem Telegramm des Generals Otis die größte an der Laguna de Bay gelegene Stadt, Santa Cruz, gestern srüh gerommen. Die Amerikaner haiten ses Verwundete, die Aufständischen ließen 68 Todte und eine große Anzahi Verwundeter zurück, auch fiel ein be- trähtlicher Theil der fliehenden Aufständischen in die Hände der Amerikaner. General Lawton wird den Feind verfolgen.

Parlamentarische Nachrichteu.

In der heutigen (62.) Sißung des Reichstages, welher der Staatssekretär des JZnnern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky beiwohnte, hicß der

Präsident Graf von Ballestrem die anwesenden (etwa 30) Mitglieder nach dea Ferien willfonimen und s\prach die Er- wartung aus, daß auch die übricen Mitglieder ißre volle Kraft einsegen würden, um das reie, noch nicht erkdigte Ges:gebungéämaterial in absehbarer Zeit bewältigen zu können. Ferrer teilte der Präsident mit, der Reichskanzler habe dem Reichstage für dssen Glückwünsche zu. seinem achtzigsten Geburtstage telegraphisch seinen Dank ausgespre@en.

Bei Schluß des Blaîtes trat das Haus, nahdem es in zweiter Berathung die Uebersicht der NReihs-Ausgaben und -Einnahmen für 1897/98 erledigt hatte, in die erste Berathung des Entwurfs eines Geseßes, betreffend das Flaggenrecht der Kauffahrteischiffe, cin.

Das Haus der Abgeordneten ehrte in der heutigen (53.) Sizung, welher der Vize - Präsident des Staats- Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel und der Minister des Junnern Freiherr von der Recke beiwohnten, zunächst das Andenken der seit der leßten Sizung verstorbenen Mitglieder, der Abgg. Engels (fr. kons.) und Graf von Bassewiß - Leveßow (Conf) in der üblihen Weise und ging dann zur Berathung des Berichts der XI[IT. Kommission über die Anträge der Abgg. Mies (Zentr.) und Genossen und des Abg. Weyerb usch (fr. kons.), betreffend die Ab- änderung des Kommunalabgabengeseßes vom n Zuli 1893, über. Die Vorschläge der Kommission gehen

ahin :

1) die Anträge abzulehnen ;

2) die Königlihe Staatsregierung aufzufordern, in Ergänzung der Runderlafse vom 14. November 1894 und 7. Dezember 1895 die Gemeinde-Aufsihtsbehörden dahin mit Weisung zu versehen, daß in gzeigrieten garen mebr als bisher auf eine zweckmäßizere Ge- ftaltung der kommunalen Gebäudesteuerverarlagung im Wege des Erlasses besonterer, auf thunlichste Entlastung der kleinen Haus- besißer abzielender Gebäudesteuerordnungen, sowie auf Schonung der Gebäudesteuer gegenüber den beiden anderen Realsteuern 5s al. 2, 3, 4) bin:uwirfen, auch dei Veitheilung des Steuerbedarfs auf die verschiedenen Steuerarten einer zu weit gehenden einfeitigen Lans der NRealsteuern durch die Gemeindeorgane entgegenzu-

en fei; f)

n die zu den Anträgen einzegangenen Petitionen turch die Beschlüfse zu 1 und 2 für erledigt zu erklären.

Berichterstatter ist Abg. von Dallwisy (konf.).

«‘

Aba. Weyerbusch (fr. kons.) erblickt in dem Vors, ; mission die

Komtnission einen Fort}ch egen früher, wo die Ko Anträge e€irfach abgelehnt habe, fährt dann aber pet: Die u stände, die eine Fol des Kommunalabgabengesetes e find von ziemlich allen Seiten anerkannt worden. Man glaubt nur, daß zu ihrer Beseitigung nicht eine Aenderung des Gesctzes nothwendig fei, daß man vielmebr auf dem Wege der Ausführungs« Anweisung auskommen könne. Es is von der Megierun behauptet worden, daß im Durchschnitt eine Grleihterung der Realiteuern ein« getreten ist. Mit dem Durchschnitt ist es eine eigenthümlihe Sache Diejenigen, welche unter dem Durchschnitt stehen, find zufrieden, wer über dem Durschnitt steht, fühlt sich belastet. Wenn von zwei Personen eine zwei Beefsteaks verzehrt und die andere zusieht, so kommt im Durchschnitt auf jede ein Beefsteak. Wird die Gebäudesteuer etwas entlastet, so wird der Regierung dadurch nihts genommen. Negierung hat allerdings auf die Grund- und Gebäudesteuer, auf die Gewerbesteuer und die Bergwerksabgaben verzichtet, sie hat aber viel mehr dafür erbalten, nämlich die erheblihßen Mehrerträge der Eins kommensfteuer, die Einnahmen aus derlex Huene und die Ergänzungésteuer. Redaer spricht die Hoffaung aus, daß auch die Regierung ih davon überzeugen werde, daß nur durch einé Aenderung des Gesez:8s Abhilfe geschaffen werden könne.

Abg. Mies (Zentr.) geht auf die Entstehungsgeschihte der 8&8 54 und 55 des Kommunalabgabengeseßes zurück und weist darauf bin, daß schon bei der erften Berathung gesagt worden sei, daß diese Paragraphen wenig Auétsiht auf unyer- änderte Annahme hätten. Die Regierung habe ih deshalb auch zu erheblihen Konzessionen verstehen müssen. Das Richtigste sei, eine Steuer nach der Leistungsfähigkeit zu erheben; die Realsteuern séien Bruttosteuern und träfen das von der Einkommenstéutr bereits ges troffene- Einkommen. noch einmal.

General-Direktor der direkten Steuern Burghart führt aus, daß weder aus den praktishen Erfahrungen, noh aus der Kommissions- berathung sih die Nothwendigkeit ergeben habe, eine Aenderung des Gefeßes herbeizuführen. Wo Mißstände fich ergeben hätten, hätten p E durch wohlwollendes Entgegenkommen abzuhelfen gesucht.

Abg. Hausmann (nl.) kann ebenfalls einer Aenderung des Ge- seßes das Wort niht reden. Die Kommissionsvberhandlungen, führt er aus, haben ergeben, daß sowohl auf Grund“ des e wie auf Grund der Ausführungsbestimmungen den beklagten“ Mängeln abs geholfen werden: kann. Das Geseß kann die einzelnen Fälle, die in der Praxis vorkommen, garniht im speziellen regeln. Es muß den Auffichtsbehörden in dieser Beziehung ein gewisser Spielraum gelafsen werden. Sehr viel kann gebessert werden durch. eine besondere Gee a1 R e iy die zum Ziele hat, die kleineren Hausbesißzer zu entlasten.

Abg. Freiherr von Dobeneck (kons.): Aus den Kommissions- verhandlungen crgiebt sih, daß die Regierung von ihrem Standpunkt

. niht abweihen will. Das ift verständlih, denn die Belastung dur

die Realsteuern is nach der Statistik im allgemeinen nicht höher pen als früher. Aber die Eingaben kommen hauptsächlih von en kleineren Hausbesißern in den kleineren Städten. M. kann sih der Arsicht nicht rershlicßen, daß diese Beschwerden berehtigt sind; deshalb werden wir dem Antrage der Kommission: zustimmen.

Abg. Richter (fr. Apo: Bezüglich der beiden Anträge theile ih die Gründe, welche die Mehrheit der Kommission zur Ablehnun veranlaßt haben. Für die Vorschläge der Kommiision- kann ih mi aber auch nicht ecwärmen; denn diese entbehren der tieferen Bes gründung. Man wollte wohl nur, da eine besondere Kommission eingesezt worden ist, mit einem positiven Ergebniß vor da3 Haus treten. Der Erlaß von besonderen Lokalstatuten über die Gebäudesteuern entspricht durhaus meinen Wünschen. Jch bedaure, daß die Gemeinden von dem Recht zum Erlaß folcher Lokaklstatuten keinen Gébrauh gé- macht haben. Aber deshalb kann ih der Regierung keine Vorwürfe machen, sondern lediglich. den Gemeinden. Die Regierung hat {on beim Erlaß des Gesetzes Musterstatuten vorgelegt. Ich könnte ihr höchstens den Vorwurf machen, - daß sie solche Muftterstatuten nicht für die Gewerbesteuer festgeseßt hat. Die Stabt Berlin hat eine lokale Gebäudefieuer, die alliährlih neu veranlagt wird nach dem wirklihen Miethéwerth. Die Hindernisse gegen solche lokalen Gebäudesteuern finden si mehr in den Stadtvertretungen; man will niht alljährlih den Miethswerth abschäßen, weil die Mehr- heit der Gemeindevertretungen aus Hausoesißern besteht. Die Entlastung der klcineren Hausbesißer wird vorgeshlagen. Ih weiß niht, was darunter zu verstehen ist. Die Gebäude- steuer ist feine Besteuerung . der Persoa, sondern des BVesißes. Wer ein kleines Haus besitt, kann sehr vermögend fein; wer mehrere kleine Häuser besigt und vermiethet, kann ein Spekulant sein, der gute Geschäfte macht. Viele Arbeiterwobnhäuser befinden sich im Besiß der Fabrikanten. Sollen diese entlastet werden? Der ganze Vorschlag geht von einem ganz unklaren Gefühl aus. Hat man denn hon irgendwo degressiv. die Gebäudefieuer ¡u veranlagen gesucht ? Eine Sonung - der Gebäudesteuer wird empfohlen. Ich bin der Meinung, daß man eher die Gewerbesteuer \{onen müfte; denn die Gewerbetreibenden haben viel weniger Vortheile von den kommunalen Ginrihtungen als die Hausktesißer. Die meisten Einrichtungen der Gemeinden sind geeignet, den Miethswerth zu steigern. Die Gemeinden suchen die Personalsteuern mebr zu belasten; denn die Mehrheit der Siadtverorbneien besteht geseßlich aus den Haus- besitern. Darin liegt die Gefahr für die gerewte Veranlagung der

ersonalsteuern. Es liegt also durchaus kein Grund vor, die Auf- dtsbebörden aufzufordern, die Perfonalsteuern ncech \{chärfer anzus fassen. In den Städten wird an Gebäudesteuern weniger bezahlt, als vor dem Erlaß des Kommunalabzabengeseßes. Das find do festgestellte Thatsachen. Wenn die Hausbesißer entlastet werden sollten, dann muß doch an anderer Stelle mehr belastet werden; es würden also die Besißlosen mehr belastet werden als die Hausbesizer. Was beweist die Verschuldung des Hauses für den Vermögensstand des Besitzers? Die Leute bes nugzen ibren Hypothekenkredit, um ih Betriebskapital zu beschaffen. Von den Ausgaben für Armen- und -Schullaften haben die ausbesitzer ‘allerdings fkeiaen Vortbe:l; abèr von allen baus- ichen inrihtungen der Gemeinden haben die Pte durch die Mietbésteigerung in erster Linie Vortheil. Darüber haben wir freilchch gar feine statistishen Nachweisungen. Solange diese Fragen nicht thatsählich geklärt sind, wird man die Mißstände nit beseitigen können, wenn man nicht auf andrer Seite um so größeres Unreht begehen will. Man wird sich also mit mécanishen Formeln begnügen müssen. Die Ausdehnung der Selbstverwaltung is sehr s{chôn; aber man kann dazu nicht eher übergehen, als man das Vorrecht der Hausbesißer bei der Wahl vex Stadtyertretungen beseitigt hat, damit die Stadt- vertretung nicht einseitig wird. Das Kommunalabgabengeset ist kein Produkt idealer Gesezgebung. Aber wenn es geändert werden soll, sind es ganz andere Punkte, die dringeader sind. An diesem Punkt aber ist vorläufig eine Aenderung niht nothwendig. :

Abg. Reichardt (nl.) nimmt einen anderen Standpunkt als der Vorrednec ein. Er ift der Meinung, - daß die Yeal- steuerzahler zu sehr belastet seien, daß die Gemeinden mehr auf die Eirkommensteuer verwiesen werden müßten, daß naments li aber, wie bei der Einkommensteuer, eine Degresfion der Steuersäße bei der Gebäudesteuer durchzuführen Die großen iethsbäuser, führt er aus, find ja stark be- lastet. Das mag man bedauern, aber die thatsählihen Verhältnisse tiegen nun einmal so, und darauf muß man Rücksicht nehmen. - Da der Grund- und OTENY mit der Gemeinde ‘auf Gedeihen un Berdetben verbunden sei, daß der Grundsaß von Leistung und Gegenleistung befolgt werden mühjé, ‘das sind _{öône . Dinge; aber praftisch sind sie nicht durchführbar. Man * sollte“ den Städten mehr Freiheiten gewähren und fie“ mehr ‘darauf verweisen, die Einkommensteuer zu belaften. Denn die Auss aben der Gemeinden vermehren fich ftändig während die Leistungen m Interesse der Hausbesizer sich nit in demselben Maße steigern.

“auf 10 000

Wenn aber dle Reallasten É vg werden, fo wird die Härte 1

der Doppelbesteuerung immex; größer. Dem muß entgegengewirkt |

e Rehling (konf): Fn den Kommissionsverhandlu ngen und

ommissionsbericht is immer nur von der Gebäudesteuer die Be. Eon der Grundsteuer. Die Herren aus dem Often fühlen die Grundsteuer nit fo fehr, weil sie fie schon lange tragen; wir aus dem Westen fühlen sie mehr. Wir wollen die Einkommensteuer mebr beranzieben, die nur das reine Einkommen belastet, während die Grund- und: Gebäudesteuer eine Bruttofteuer ist und die Schulden mittrift. Redner tritt für die uriprürglihen Aniräge ein und be- füurwortet cine Aenderung des Geseßes. - (Sthluß des Blattes.)

Das zweite Vierteljahrsheft 49. Jahrgangs 1899 der „Zeit- \chrift für Bauwesen“ (berausgegeben im Ministerium der öffent- lichen Arbeiten; Verlag von Wilbelm: Ernft u. Sobn in: Berlin) hat folgenden Inhalt : Die Kirche S. Andrea in Mantua, vom Stadt- Bauinspektor E. Ritsber in Frankfurt a. Main (Sdluh); Vom Réichätagshause in Berlin; Der Aula- und Hörsaalbau der Techni- hen Hohshule in Karlsruhe, vom Ober - Baudirektor, Professor Dr. F. Durm in Karlsruhe; Wandshmuck in der Sakristei des Doms zu Nolterra, vom Regierungs-Baumeister Faerber in Berlin; Die ehe- malige Klosterfaktorei ‘in Carden an der Mosel, vom Regierungs- Bauführer L. Schweißer in Düsseldorf ; Die Kanalisation von Zoppot, vom Geheimen Baurath P. Böttger in Danzig; Ramsbottomsche Wasserstationen für Eisenbabhnzüge in der Fahrt, vom Kaiserlichen Regierungs-Rath a. D. Kemmann in Berlin ; Versuchs-Kornhaus auf dem Hamburger Bahnhof in Berlin, vom Königlichen Eisenbahn- Direktor Bork in Berlin; Baugeschichte des Hafens von Kolberg, vom Gebeimen Baurath Benvit in Charlottenburg und Wasser- Bauinspektor Roloff in Berlin AEGL)) _Der Bau des Kaiser Wilhelm-Kanals, vom Geheimen Baurath Fülscher .in Berlin (Fort- seßung) ; Vereinfahte Berechnung der Monatsmittel der nah Fußmaß beobahteten Wasserstände, von Dr, Karl Fischer in Berlin; Der frumme Balken, vom Baurath Adolf Francke in Herzberg a. Harz; Das Meliorationswesen in Elsaß - Lothringen, von H. Fet, Ministerial-Ratb in Straßburg i. E.; Statistise Nachweisungen, betreffend bemerkenswertbe, in den Jahren 1890 bis 1896 vollendcte Howhbauten der preußischen Garnifon-Bauverwaltung.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Shlachtungsftatistik in Preußen für das Jahr 1897.

Nach den „Veröffentlichungen des Kaiserlihen Gesundheitsamts“ find im Jahre 1897 in den 344 Orten mit offentlichen Scchlahthäusern 35919 Pferde, 827 766 Rinder, 1 197 246 Kälber unter 6 Wochen, 1186 886 Schafe und Ziegen, 3055 130 Schweine geschlachtet worden. Hiervon waren behaftet mit R ot 9 Pferde, mit Tuberkulose 46 Pferde, 131 325 Rinder, 1710 Kälber unter 6 Wochen, 1024 Schafe und Ziegen, 65 439 Schweine, mit Finnen 2629 Rinder, 3159 Schweine, mit Trichinen 712 Schweine. Als ¿ur menshlihen Nahrung ungeeignet wegen Tuberkulose wurde das Fleisch befunden ganz von 2842, theilweise von 3823 Rindern; aus anderen Gründen wurde das Fleis verworfen: ganz von 287 Pferden, 961 Rindern, 1775 Kälbern uter 6 Wochen, 576 Schafen und Ziegen, 9648 Schweinen, theilweise von 156 Pferden, 2976 Rindern, 435 Kätbern unter 6 Wochen, 3061 Schafen und Ziegen, 2975 Schweinen.

Von den 344 Orten, in welhen fic öffentliße Schlahthäuser befinden, ist in 299 mit dem Sh=achthaufe eine Freibank verbunden, in welchen das nicht bankwäßige aber für den Genuß taugliche Fleis zum tbeil in gekohtem Zustande verkauft wurde. Es sind ferner in 266 Roßshlächtereien 22535 Pferde geschlachtet und davon 6 rotfkrank, 20 tuberfkuldös befunden worden; 181 Pferde wurden Teaas 197 theilweise als zur menshlihen Nahrung ungeeignet befunden. *

Von ausw ärts geschlahtetem Vieh wurden in die Städte mit öffentlihen Schlachthäusern eingeführt: 271 Pferde, 91 599 Rinder, 236 744 Kälber unter 6 Wochen, 98 772 Schafe und Ziegen, 300 664 Schweine. Davon wurden behaftet gefunden mit Tuber- fulose 2517 Rinder, 72 Kälber unter 6 Wcchen, 16 Schafe und Ziegen, %1 Schweine, mit Finnen 178 Rinder, 62 SHweine, mit Trichinen 23 Schweine. Wegen Tuber- kulose wurde bas Fleisch als zur menshliGen Nahrung un- geeignet befunden: ganz von 146 Rindern, theilweise von 82; aus anderen Grünoen: ganz von 9 Pferden, -303 Rindern, 479 Kälbern unter 6 Wochen, 127 Schafen“ und Ziegen, 171 Säweinen, theilweise von 2 Pferden, 79 Rindern, 74 Kälbera unter 6 Wochen, 24 Shafea und Ziegen, 88 Schweinen.

Das Hausiergewerbe in Elsaß-Lotkringen.

Als Sonderabdruck aus den Schriften des „Vereins für Sozial- politi“ ist im Verlage von Duncker u. Humblot in Leipzig über den vorbezeihneten Gegenstand von dem Direkior des Statistischen Amts der Stadt Straßburg Dr. Geissenberger eine Abhandlung veröffentliht worden. Wie wir aus der Einleitung ersehen, fügt dieselbe si hinsihtlich der zifermäßigen Darstellung auf die allge- meinen Ergebnisse der Wandergewerbesteuer für 1897 und bietet reiche Belehrung über die Entwickelung, Art und den Umfang dieses Gewerbebetriebes ia Elsaß. Lothringen. Da auch der neuen Be- steuerung, insbesondere im Vergleich mit der früheren Patentsteuer, eine eingehende B. trahtung gewidmet wird, gewinnt die Abhandlung auch in dieser Beziehung Interesse. Wir entnehmen derselb:n das Nacstehende. j :

Die Zahl der in Elsaß - Lothringen ausgeftellten Wan der- gewerbesbeine betrug im Jahre 1884: 8919; im Jahre 1897: 13 0%. Während si{ch bis zum Jahre 1894 eine fortwährende Zunahme geltend mochte, findet man von da ab Stillstand und in den beiden leßten Jahren einen schwachen Rückgang. In Baden beträgt die Zahl der Hausierer 11 547 (1893). Die Zunahme der Hausierer in Elsaß-Lothringen von 1884 bis 1897 betrug 98,8 °/o, im Deutschen Reich von 1884—93 nur 66 9/0. Aehnlih wie bei den

B ist auch das Verhältniß der Handlungsreisenden in lsaß-Lothringen. Die Zahl der denselben ausgestellten Legitimationt- und Gewerbelegitimationékarten betrug für 1884: 1721, 1 1895 da-

gegen 4047, also 135,18 9% mehr, während die Zunahme im Deutschen Neiche nur 55,54 9/9 betrug.

Von den 11 827 fteuerlich veranlagten Hausierern, auf welche ih die idr rig 17 ezteht, haben 10954, d. i. 92,6% ihre Heimath in Elsaß-Lothringen; 678 wohnen im übrigen Deutschland, und 195 find Ausländer, Diese Hausierer vertheilen ih auf 1243 Gemeinden in Elsaß-Lothringen e 73,1 9/0 von im Ganzen 1700 Gemeinden). Die den übrigen deutfchen Staaten Ane A Hausierer vertheilen sih auf 264 Gemeinden, vorzugsweise der Rheinpfalz. Von Ausländern kommen in-erster Linie folhe französisher Staatsangehörigkeit. in Betracht, welche im Grenzgebiet Handel mit Nahrungsmitteln (Eier, Butter 2c.) be- treiben, in zweiter Linie Italiener, welhe als Musikanten 2c. das Land durchstreifen. Im Verhältniß zur Bevölkerungsziffer weist der Kreis Bolchen die meisten Wandergewerbetreibenden (138,6 auf 10 000 Einwohner) auf, die wenigsten der Kreis Rappoltsweiler (22,1

Betrachtet man die Formen, in welhen sich der Wander-

ewerbebetrieb vollzieht, so entfallen von den, 11 827 ausgesteliten ¡teuerscheinen auf:

A. Fandel mit fremden Erzeugnissen . . 7726 = 65,3 9%

B. del mit selbstgefertigten aren . 28 = 22,

O; Petallteisende - E S S 13.

D. Viehbändler u. st|w. ..... . 2029 =172,

E. Wanderhandnerer 979 = 83,

F. Musiker, Shaustellee ..... . 677 = 57

Es ergiebt sih bieraus, daß mebr als zwei Drittel der Wander-

ewerbetreibenden ih mit dem Vertrieb fremder Erzeugnisse efafsen, und ferner wird festgestellt, daß der Hausierhandel im engeren Sinne umfassend die Gruppen A—D vorwiegend in den Dinden einbeimiscwer Elemente it, während unter den Wanter- andwerkern (Verzinner, Korbmacher, Schirwflicker 2c.) und Musikern sowie Schaustellern (Gruppe E und F} die übrigen deutschen Staaten und béfonders das Ausland vertreten find. Von den 7726 Wander- gewerbetreibenden der Gruppe A treiben 2858 Handel mit Nahrungs- und Genußmitteln (Eier, Butter, Geflü el, Obst, Fische 2c.), 2299 Handel mit Manufaktur-, Kurz- und Schnitiwaaren.

Von selbstgefertigten Waaren (Gruppe B) kommen in8s- besondere Nahrungs- und Genußmittel (Brot und Fleischwaaren), Korb-, Seiler- uad Flechtwaaren sowie Holzshuße und Schuhwaaren in Betracht. i

Die Detailreisenden (Gruppe C) befassen ih. vorzugsweise mit dem Vertrieve von Wäsche- und Auësteuerartikeln sowie von Prei der Konfektionegeschäfte. Eine fehr starke Verbreitung

at der Viebbandel. Von den 2029 Gew-rbetreibenden der

Gruppe D befassen sch 1772 Personen mit demselben, und 257 Per- fonen handeln mit Getreide, Fourage 2c. Auf Unter - Elsaß entfallen 806 Viebhbändler, auf Lothringen 700 und auf Ober-Elsaß 266.

Die Wanderhandwerker (Gruppe E) unterscheiden sch nach der Art ihres Few e Wes als: Korbmacher , S@irmflicker, Scherens(leifer 2c. (689 Personen, darunter 214 weiblice), Zinn- gießer 2c. (90 Personen, nabezu sämmitlih Italiener), Uhrmacher (42 Personen), Spengler (24 Personen) u. \. w.

Unter den Wandergewerbetreibenden der Gruppe F befinden sh 188 Drehorgelspieler - und 489 fonstige sogenannte fahrende Künstler. Davon sind 72 Karusselbesißer, 88 Schieß- buden- 2c. Besitzer, 143 Konzertunternehmer, i6 Zirkusbesiger, 31- Menagaeriebisiger 2c., 42 Seiltänzer 2c., 66 Panoramabesiyer 2c.

Eingehende BAccuncen widmet die Abhandlung sodann den persönlichen Verbältnissen der Wandergewerbetreibenden, außer dem Gesleht nah besonders nah dem Alter, den körperlihen Gebrechen sowie dem beschäftigten Hilfspersonal und den zur Beförderung ver- wendeten Transportmitteln. 4

Während unter der Herrschaft des früheren Patentfteuergeseßes nur 4402 Hausierer zur Besteuerung kamen, betrug im Jahre 1897 die Zahl der ausgestellten Steuersheine 11 827. Es blieben mitbin früber, abgesehen von dem geringen Theil der Hausierer, bei welhen das Wandergewerbe als Ausfluß des ftehenden Gewerbes zur Patent- steuer veranlagt wurde, aegen 7400 Hausiergewerbe steuerfrei. Nunmehr sind 10496 Betriebe der Wandergewerbesteuer unterworfen und 1331 Betriebe (= 11,3 9%) steuerfrei. Von den ausgestellten. Steuershzinen (11 827) entfallen 8682 ouf Männer und 3145 auf Frauen. Von den Männern sind 7985 (= 92 9/0), von den Frauen 2511 (= 80 9%%/) besteuert. Das Verbältniß der Steuerfreien zu den Besteuerten felt ch für die früher crwähnten sechs Gruppen der Wandergewerbebetriebe, wie folgt:

veranlagte davon 0/ Betriebe steuerfrei ändler mit fremten Erzeuanissen 7726 934 12, ändler mit eigenen Erzeugnissen . 258 17 6, Mal S e 4 A0 3 L Viehkändler 2. . - #. « « «. « 2029 10 0, Wanderhandwerker . . . . . . 979 240 24 Musiker, Schausteller 2c... . . 677 127 18,8 Es ergiebt sh hieraus. daß die Steuerfreien unter den Wanderband- werkern (Korbmaher, Kesseiflicker 2c.) den höchsten, unter den Vieh- händlern dagegen den geringsten Prozentsaß ausma@en.

In einer besonderen Tabelle werden die Veranlazutgsergebnisse nach Tarifitufen in Komtiaation mit den Formen der Waaren- gattungen des Waadergewerbes nachgewiesen. Das Hauptergebniß dieser Nachweisung bildet die Thatsache, daß mehr als die Hälfte der Gewerbetreibenden der untersten Stufe (urter 400 M Fabresertrag) angehört. Bei 1660 Betrieben bewegt sih die Gr- tragsfähigkeit zwischen 400 und 600 H, bei 1705 zwishen 600 und 1009 M, sodaß tei 10 000 (von 10496) Wandergewerbetreibenden der Geschäftsertrag 1000 4 jährlih nit übersteigt. :

Von den vorbezei@neten Gruppen erweifen sih als die Höchft- besteuerten die Detailreisenden, die Biebhäntlec und die Sch:usteller. Während von der Gruppe A (Haustierer mit fremden Erzeugnissen) 60/6, von der Gruppe B (Hausi:-rer mit selbstgefertigten Waaren) 69% und von der Gruppe E (Wanderhandwerker) sogar 79 9/6 in die unterste Stufe (bis zu 400 Æ Ertragsfähigkeit) fallen, stellt sich diéser Prozentfaß für die Gruppe C (Detailreisende) nur auf 22, für die Gruppe D (Viehhändker) auf 18 und für die Gruppe F (Schausteller 2c.) auf 24, wobei zu bemakea ift, daß der lißtere S2 noch geringer sein würde, wenn aus dieser Gruppe die Vrehorgel- \pieler autgeschieden würden.

Arbeiterversiherung.

Bei der Hanseatishen Invaliditäts- und Alters- versiherungsanfstalt sind I. an Anträgen auf Gewährung von Renten eingegangen: a. an Altersrentenanträgen: im Laufe des Jahres 1891 1105, 1892 404, 1893 381, 1894 353, 1895 354, 1896 351, 1897 314, 1898 268 und in der Zeit vom 1. Januar bis 31, März 1899 64, zusammen 3594; þ. an Invalidenrenten- anträgen: im Laufe des Jahres 1892 181, 1893 301, 1894 550, 1895 895, 1896 948, 1897 1172, 1898 1440 und in der Zeit vom 1. Sanuar bis 31. März 1899 424, zusammen 5911 ; mithin find seit Be- inn des Jahres 1891 bei der Hanseatishen Versicherungs8anstalt im

anzen 9505 Rentenanträge eingegangen. Von den Altersrentenanträgen entfallen auf das Gebiet der freien und Hansestadt Lübeck 631, Bremen 774, Hamburg 2189 und von den Jnvalidenrentenanträgen auf das Gebiet von Lübeck 640, Bremen 1839, Hamburg 3432. Von den Anträgen auf Bewilligung eirec Altersrente sind bis Ende Värz 1899 3580 erledigt worden, und zwar 3111 dur Rentengewährung, 420 dur Ablehnung und 49 auf sonstige Weise. Von den Alterörenten-Empfängern find inzwischen 1028 ausgeschieden, 975 von diefen sind verstorben. Bon den Anträgen auf Bewilligung einer Invalidenrente sind bis Ende Vtärz 1899 5781 erledigt worden, undzwar 4462 durch Rentengewährung, 1151 durch Ablehnung und 168 auf sonstige Weise. Von den Inbyaliden- renten-Empfängern sind inzwischen 1817 ausgeschieden; 1214 von diefen sind verstorben. Auf die Gebiete der drei Hansestäzte vertheilen si die noch im Bezuge der Rente befindlichen Perfonen folgendermaßen; L übeck 375 Altertrenten, 375 Invalidenrenten ; Bremen 448 Alters- renten, 1103 Invalidenrenten ; Hamburg 1260 Altersrenten, 1667 In- validenrenten. Die Jahressumme der bis jeßt gewährten Renten macht insgesammt 1103 945,60 f aus (Altersrenten 503 666,20 M4, Fnvalidenrenten 600 279,40 46), von weldem Betrage 332 908,80 M (Altersrenten 164 227,20 # und Invalideurenten 168 681,60 A6) für die inzwischen ausgeschiedenen Kentenempfänger abzuseyen find. Nah den Berufszweigen vertheilen sih diese 3111 Alters- und 4462 Invalitenrenten-Empfänger auf folgende Gruppen: Landwirthschaft und Gärtnerei 248 Alters- und 224 Inpyalideurenten- Empfänger, Industrie und Bauwesen 1322 Alte:s- und 1301 Jn- validenrentzn-Empfänger, Handel und Verkehr 544 Alters- und 1069 Sntalibeivautew Empsämgen sonstige Berufsarten 204 Alters- und 259 Irnvalidenrenten-Empfänger, Dienstboten 2x. 793 Alters- und 1009 SInyvalidenrenten - &mvpfänger. 11. Ayuträge auf Nüdcerstattung der Beiträge sind eingegangen: a. Anträge gemäß § 30 des Jryvaliditäts- und Altersversicherungs- gesetes: 1m Laufe des Jahres 1895 425, 1896 2302, 1897 3226, 1898 3798 und in der Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1899 734, zusammen 10 485, b. Anträge gemäß § 31 des Geseßes: im Laufe des Jahres 1895 83, 1896 377; 1897 609, 1898 754 und in

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der Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1899 176, zusammen 1999 Anträge auf Rüerftattung der Beiträge überbaupt also 12 484, Von diesen entfallen auf das Gebiet von Lübeck 980, Bremen 2920, Pans 8584, Grledigt sind durch Rüzahlung 11 365, durch Abs- ehnung 821, auf fonsige Weise 114, zusammen 12 300, mithin un- erledigt 184. IT. Am 1, März 1899 waren 145 Versicherte auf Kosten der- Hanseatischen: Vérsitherungsansta][t (zum- theil mit: Zuschuß von Krankenkassen) in Heilftätten für -Lungenkranke, in sonstigen Kur- orten und in Krankenhäusern untérgebracht, aufgenommen wurden im Laufe des Monats März ‘weitere 80 Versicherte, demnach im Ganzen unteraebracht 225 Versiherte. ‘Von diesen wurden im Laufe des Monats März 38 entlassen ; "mithin befanden sch am Schlusse des Monats noch 187 Versicherte in Deibean ung, und zwar aus dem Gebiete von Lübeck 29, Bremen 38,. Hamburg 129. Außerdem Auen im Laufe des Monats 34 Anträge als ungeeignet abgelehnt werden.

Die Hanseatische Bersicherungsanstalt für Jn- validitäts- und Altersversiherung wird auch in diesem Sommer, wie in dem des Vorjahres, für solche weibliche Vers- sicherte, deren Erwerbsfäbigkeit durch {were Bleichsucht aufs gehoben oder gefährdet ist, Stationen in Pyrmont und Salzuflen errihten. Die im vorigen Jahre getroffenen Einrichtungen haben fehr ünstige Ergebnisse geliefert. Am 1. Mai wird die Station in Pormont eröffnet werden, diejenige in Salzuflen is {hon jeyt im

etriebe.

Zur Arbeiterbewegung,

Aus Köln wird der „Voss. Ztg.“ berihtet: Eine Versammlung der ausftändigen Zimmerleute b-hloß, nochmals mit den Meistern zur Begléichung der Lohnstreitigkeiten zu unterhandeln. 28 Meister sollen bereiis die Forderungen bewilligt haben.

Aus Reichenbach in Sl. berihtct die „Schl. Ztg.“ : In allen Fabriken wurden heute von den Arbeitgebern die Künbigungen aufgehoben, da überall mindestens 25 %/o der Arbeiter sih eingestellt r Die Zahl der Ausständigen ift damit auf etwa 1000 ges unken.

In München haben, den „Mün. N. N.* zufolge, die Metall- \chläger den Meistern neue Forderungen unterbreitet. Die Antwort der Méister entsprah jedoch den Wünschen der Gehilfen nit. Es wurde sodann în einer nihtöfentlihen Versammlung durch geheime Zettelabstimmung beschlossen, die Arbeit niederzulegen bezw. die Arbeit sofort zu kündigen.

Aus Braunschweig wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Der Ausstand der Maurer hat ‘auf uur etwa 12 Bauten begonnen. Nachdem die Maurermeister die Lohnforderung der Maurer abgel:hnt hatten, beriethen diese am Sonnabend über weitere Schritte. Es wurde folgender Beshluß gefaßt: Allerwegen, wo die Ar- beiter einig \ind, wird am Montag die Forderung von 45 Stunden- lobn gestellt und bei Nihtbewilligung die Arbeit niedergelegt. Die Bauten sind im leplereit Falle regelrecht zu \verren.

_Axs Prag wird der „Frkf. Ztg.“ gemeldet: Die Weber der Spiegler’shen Fabrik in Hronow begannen gestern einen Ausstand troy der Bewilligung einer fünfzebnprozentigen Lohnerhöhung. Unter VFoblen zogen sie zur Fabrik Fröhlich und Pentlarz, drangen in den Hofraum ein und eriwangen eine Arbeitsetaftellung, obwobl auch hier den Webern eine Lohnerhöhung zugesagt war.

In Budweis wurde, wie „W. T. B.“ meldet, gestern bek einzelnen Bauten die Arbeit wieder aufgenommen, nahdem den Ackeitern, welche ju arbeiten gewillt waren, béhördliherseits Schu zugesihert war. Aus diesem Anlaß rourden die Baupläße gestern frü militärish bewait. Artillerie: Patrouillen durhzogen das Auéstands- x2 Die Baumeister lehnen es gegenwärtig ab, die Forderungen der

usftändigen zu bewilligen

Aus Mailand schreibt man der „Köln. Ztg." unter dem 8, d. M.: Die bei der Regulierung des unteren Po beschäf- tigten 600 Arbeiter traten in den Ausstand wegen- Lobnitreitigkeiten mit der fozialistishen Baugenossensaft, die die Erdacbeiten pacht- weise übernommen hat,

Kunst und Wissenschaft.

Der Führer der belgishen Südpol-Erpedition de Gerladh e sandte der belgischenSeographishen Gesellschaft aus Punta Arenas folgendes Telegramm : „Die bisherigen Resultate sind sehr befriedigend, diä Sammelerfolge sehr gut. Ich habe die Hughes-Bai und das Palmer-Land besucht und daselbst bydrographishe Forschungen vorgenommen. Jch sammelte zahlreive Steinproben und machte 20 Landungen; dann {lug ich den Kurs nah Alexander-Land ein und drang im Pakeis nah Westen vor. An dem äußersten Punkt, 7,9 36' südlicher Br-ite und 929 westlih:r Länge, war ih zu über- wintern genöthigt. Viel s{lechtes Wetter, aber kein anhaltender

rost war während der Ueberwinterung zu erdulden, ausgenommen im Monat September; am 8. September 1898 war ein Minimum von 43 Grad e my unter Null zu verzeihen. Wir verließen das Packeis am 14 März 1899 und langten hier am 28. März an. Die Expedition verlor neh ein zweites Mitglied Namens Winde.“

Land- und Forstwirthschaft.

Ernteaussfichten in Rußland.

Nachrichten aus Moskau zufolge soll der Stand der Saaten im Wolga-Gebiet im allgemeinen niht ungünftig sein. Schnee P hinreichend gefallen, fodx5 die Fröste keinen Schaden anrichten onnten.

Die Düngung der landwirthshaftlihen Kulturs- pflauzen. Von Ad. Maas. Zwei Theile, Verlag von I. Neu- mann, Neudamm. Preis geb. 4 # Der Verfäfser, Lehrer für Chemie und Düngerlehre, an der Ackerbauschule zu Witistock a. D,, hat den ersten, mebr theoreti!hen Theil feines Werks, den „Leiifaden der Düngerleßie“ zum Lehrbuh für Ackerbaushulen und landwirths schaftlihe Winterschülen bestimmt, aber au als Nachichlagebuch für den praktischcn Landwirth dürfte dieser Theil seinen Werth haben. Ja drei Hauptabschaitten wecben darin Hauptdüuger, Hand-[gs dünger und vegetabilischer Dünger (Gründüngung) behandelt. Der zweite Theil mit dem Titel „Die Ausführung des Düngens in der Praxis“ ist ctwas ausgedehnter. In neun Kapit-In wird zunächst die Düngung im allgemeinen behandelt, dann die Düngung der Getreidearten, der Hütsengewäwse, der Futterpflanzen aus der Familie der Leguminosen, die Düngung der Velfrüchte, der Wurzels geroächse, der Knollengewähse und des Kopfkohls, endlih auch der Handelsgewächse. Praktisch wird die Anwendung sämmtlicher Dünger- arten, infonterheit auch der Kunstdünger, in threr Bezichung zur Fruchtfolge an etwa 70 Fruchtumläufen veranschaulit, und zwar art Dur r BerücfsithticUng der verschiedenen Boden- und Kulturs- p2rhälnise.

Gartenbuch für Anfänger. Unterweisung im Anlegen, Be- pflanzen und Pflégen des Hausgartens, itn Obstbau, Gemüfebau und in der Blumenzuht von Johannes Böôttner, Chefredaklteur der Wotenschrift „Der praktische Rathgeber im Obît- und Gartenbau“. Dritte, vermehrte und verbesserte Auflage. 551 Seiten mit 468 Ab- bildungen und 8 Plänen. Verlag von Trowißsch u. Sohn in frankfurt a. O, Preis, elegant gebunden, 6 A Dieses Buch hat ih, wie auch die s{chnelle Folge der Auflagen beweist, als Anleitung für Läïen und Anfänger gut bewährt. Auch

erfahrene’ Gärtner werden noch mai{es dazaus lernen können. Den-

jenigen, die sih mit den Grundregeln dec Gartenpflege, der Obst- fultur, der Blujneazuht und des Gemüsebaues praktisch vertraut

mächen wollen, darf dás mit erläuternden Abbildungen reih ver-

schene Buhh als éin nüßlicher Leitfaden empfohlen werden,

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