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vermögen, saubhaftes Seugu s abzulegen ? Wollte man ihnen
etwa Weisheit und : ahrheit_ (ohne weiteren Erweis) durch-
éi unmittelbares, gdttliches Wunder beilegen, so müssèn doch eben Sinne und Vernunft zur“ Aufnahme des Göôttlichen fä- hig und organisirt seyn. Und soll Lehre und Mittheilung stattfinden, so muß auch der Lernende die Fähigkeit besißen, zu lérnen , zu wissen , zu erkennen. Daß dieser unbedingte und doch- oberflächliche Sfeptiziomus Lamennais zuleßt nur dazu ‘dienen soll, in leßter Stelle Kirchengewalt und Papst: thum als Rettungsmittel darzustellen, fühlt man, ohne wei- tét in seine Entroickélungen einzugehen. Eine Práäfung der merfwürdigen politischen Ansichten dieser Männer findet sich in Raumers geschichtlicher Entroickelung der Begrisfe vou Recht, Staat und Politik. (504
“Dec Dritte zu Lemaistre und Lamennais ist Bonald (geb. 1762). Seine Widerlegung des Materialismus ver- dient rühmliche Erwähnung, doch kann er zu eigentlicher phi- losophischer Erkenntniß nicht gelangen, da ihm die Arbeit des Dénuktens unfruchtbar und das Eingehen in die Tiefen des . Bewußtseyns thdricht erscheint. Nur eine Frage: über die Siena der Sprache, greift er willfährlih heraus und entwielt sie, um zu Ergebnissen zu gelangen, die man beim Anfänge der Untersuchung nicht vermuthen solite. Wie dem Lamennais das Zeugniß alleinige Quelle der Wahrheit war, so sucht sie Bonald in den Zeichen der Gedanken, im Aus- dru, im Worte. Das ae wahre Wort enthält aber die Bibel; was mit ihr nicht übereinstimmt, wird als Lüge und. Jrrthum verworfen. Alle Wissenschaften aller Art müs- ses sich einer biblischen Prúfung nuterwerfen und darin recht- fertigen. - Die Kirche ist das höchste Tribunal für alle Ge- danken und Erkenntnisse, die Priester sind die Richter der Gelehrteu, die Religion giebt der Philosophie das Geseß, so daß diese nicht neben oder außerhalb jener steht, sondern ganz ín ihr begriffen und aufgenommen ist. :
‘Etwas anders gestalten sich die Dinge bei dem Baron
Ecfstein. Wie Lamennais und Bonald läugnet er, daß man auf dem Wege der F nen as der Thatfachen des Be- wußtseyns zur Erkenntniß seines Jchs oder der Menschheit überhaupt gelangen könne; ihm. ist Geschichte und Tradition Quelle aller Wahrheit , Alles wird ein Geschäft der Gelehr- \samfeit und PEEC E Kritik, wobei denn natürlich Glauben und Autorität wieder eine Hauptrolle spielen, ohne daß nach- gewiesen würde, wie die gesammte Menschheit oder eine Klasse derselben das besiben und erhaiten fónne, was jedem Einzel- zelnen, als solchem, durchaus mangelt. Auch darf man, wenù von der Entwickelung der Menschheit die Rede ist, keineswe- ges den Blick ausschließend auf die Vergangenheit richten und daselbst unbedingte Vorbilder suchen oder finden, und eben fo wenig kann man die Menschen der Vergangenheit richtig beurtheilen , ohne den Menschen der Gegenwart wise senschaftlih zu erforschen. Herr v. Ecfstein giebt mehr ein System fatholischer Tradition, als eine Theorie der Erkennt- niß oder ein Sÿstem eigentlicher Philosophie. Doch erkennt er an, daß die fatholische Geistlichkeit, wie sie jeßt wirklich ist, auf eine unbedingte geistige Oberherrschaft feinen Anspruch machen oder sie roenigstens ‘nit behaupten kann. Daher will er, daß sie lerne, sich bilde, fortschreite ; sobald sie wie- der an der Spiße der Wissenschaft und des Glaubens steht, wird sie ohne Geseße und äußeren Beistand, so wie ehemals, errschen. . 9 a anderen Ergebnissen kommt Ballanchè (geb. 1776), ein milderer Schriftsteller dieser Schule, in seinen Tastitu- tions sociales und seiner Palingénésie morale. Ec will feine Autorität, keine Beschränkungen , keine strenge Herr- schaft nah obgedachter Weise, sondern glaubt, daß die Mensch- n in freier Entwickelung ununterbrochen fortschreite, und
eligion und Wissenschaft dereinst das Besißthunr und Ge- meingut aller Menschen ohne bevorrechtete Kasten. seyn werde.
‘Noch weiter von den obigen Ergebuissen und Schlußfsl-
: Neueste Börsen-Nachrichten. Frankfurt a. M., 6. Juni. Oesterr. 5proc. Metall. 1005. 4proc. 96s. Bank-Actien 1627. 61. 1proc. 26. Partial-Obligat. 1355. Loose zu. 100 Fl. 1825. ‘Brief.
gen sind die St. Martins: entfernt. Denn-so-sehr er auch der- Religion: nach ihrer myftischen Seite zugewandt ist, ‘hält er doch den: katholischen Priesterstand keinesweges für eine wesentlich christlihe Einrichtung und dringt auf das Stu- dium des Menschen, da er der Schlüssel“ und“ das Bild allex Wahrheit sey und Selbsterkenntniß die: natätliche E barung genannt werden fônne. Während die politischen An- sichten der meisten Schriftstellér dieser Schule auf eine strenge Herrschaft der Kirche hinauslaufen , wendet s{ch St. Mar- tin zu Ansichten, welche, aller bestimmteren Formen erman- gelud, nicht genügend: seyn dürften „ die menschliche: Gesell- [chaft zu ordnen uud auf rehtem Wege zu erhalten.
Königliche Schauspiele.
Donnerstag, 10. Juni. Im Schauspielhause: Das zu- gemauerte Fenster, Lustspiel in 1 Aufzug, von Koßebue. Hierauf: Kritik und Antikritik, Lustspiel in 4 Abtheilungen, von E. Raupach.
Freitag, 11. Juni. Jm- Opernhause: Die Fürsten Chawansfy, Trauex]piel in 5 Abtheilungen, von -E Raupach. (Mad. Schrôder, vom Kaiserl. Königl. Hoftheater zu Wien, Zaarewna Sophia, als erste Gastrolle).
Sm Schauspielhause: 1) Le fondé de pouyoirs, vau- deville en 1 acte. 2) L’héritière, vaudeville en 1 acte. 3) Les frères féroces, mélodrame en 1 acte. :
La représentalion annoncée est remise à Dimánche prochaine le 13 Juin, pour cause d’indisposition de Mad. Jenny Vertpré. |
Königstädtisches Theater. j
Donnerstag, 10. Juni. Charlotte Corday, oder: Ma- rats Tod, geschichtliches Melodrama in 5 Akten.
Freitag, 11. Juni. Zum erstenmale: Die falsche Cata- lani. Posse mit Gesang in 2 Akten, von A. Bâuerle; die Musik ist arrangirt vom Musifk-Direktor Herrn Kugler. (Hr. Kirchner, vom K. K. priv. Theater a. d. Wien: den Schau- fpieler Lustig, als ‘erste Gastrolle.) : /
Sonnabend, 12. Juni. Zum erstenmale: Die diebische Elster, komische Oper in 2 Atten; Musik von Rossini.
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Auswärtige Börsen. Ameterdam, 4. Juni. 5 Niederl. wirkl. Sehuld 658. Kanzbill. 317. Oesterr. 5þroc. Metall. 972, Russ. Engl. Anl. 103. Russ. Anl. Hamb Cert. 1024.
Hamburg, 7. Jani. es Oesterr. 5proc. Metall. 1003; Apraoc. 953. Bank-Actien 1358, Russ. Engl. Anl. 1075. Russ. Anl. Hamb. Cert. 103%. än. 72. Poln. pc. 30 Juni 1284. Engl. Neap. 934. Falc. 865.
London, 4. Juni _ Zproec. Cons. auf Abrechn. 924, -32proc. 994. Aproc. (v. 1826) 1042, BrasíiL 72}. Dän. 724. Griech. 372- Mexic. 355. Port. 573, Russ. 1083. Span. 19. t
| Wien, 4 Juni. 4proc. Ietall. 964. 2zproec. 595, 1proc- 25. Loose za 100 Fl. 181. Part.-Oblig. 1355. Bank-Actien 13402.
Berichtigung. dis: Jm gestvigen Blatte dieser Zeitung, unter: Amtliche Nachkichten , in der Meldung von der Ankunft des Herrn General-Majors von Thile 1, l. „zweite Garde-Landwehr-
Brigade?“ st. „„dritte.‘/
Geld. 2zproc. our. 89 Fr. 25 Cent. 5proc. per
Paris, 3. Juni. 3proc. Rente per compt. 80 Fr. 5: Cent. , Zproc. fin c : ! compt. 104 Fr. 65 Cent, S5proc. fin cour. 104 Fr. 9 Ceut. 5proc. Neap. (ohue Coup.) 85 Fr. 75; Cent. Sproc. Span,
perp. 734 Fr. : Gedruckt hei A. W. Hayit:
| Redacteur F ohn, Mitredacteur Cottel.
Né 160.
Hergschen Obersten und Kammerherrn von Bassewiß zu Kammerherrn - Würde zu -ertheilen.
Allergnädigst zu- verleihen geruhet.
geruhet, daß der Wolimarkt zu Magdeburg in den Tagen
Augsburgischen Konfesß lche ci 5 / h | Dent d. R E, befehlen A Au Pol BERURGy De. 29, Sängerin, welche stürmisch nah dem Schlusse
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Preußishe Staats-Zeitung.
1830.
Berlin, Freitag den l1ck Yuni
Vom 1. Juli d. F., dem Beginn G ic t8 tals, ib ‘ id Pra E. A, s ne uartals, ab, if der Preis dieses t j der Redaction (Mohrenstraße Nr. 34)' gegen Vorausbezahlung, in den lvl gu Data v N E Deiner Beslellue A angenommen werden, auf zwei Rthlr. Preuß. Cour. vierteljährlich für den ganzen Umfang der Monarchie. fest esebt — Bei der Reichhaltigkcit, mit welcher das Blalt seit den beiden leßten Jahren ausgestattet worden ist, und in Folge deren der Janz S9 d gang aus mehr denn 700 eng bedruckten Bogen besteht, wird die eintretende Erhöhung von funfzchn Silbergroichen vlerteli cid gewiß nur als ein schr mäßiges Aequivalent für den jeßigen höheren Kosten-Aufwand für Papier und Druck erscheinen Di {a daction shmeichelt sich daher auch nichtsdestoweniger mit der Fortdauer der zeitberigen wohlwollenden Theilnahme und Ancikenti u D l auetAg lib Mittheilun m6 thes A Dung el, demfelben jederzeit von den intcressanten Seitereiguissen chet hne! t eil machen, fortschen , sonder | der ¡cit cifri “wird , di Melchhaltigkeit des Blattes Y migt j E ju Ede hen, st n guch jede andere Gelegenheit cifrig benußen wird , ‘die Für die auswärtigen Abonnenten dürfte es vielleicht nicht Überflüssig seyn, bei dieser Ver merksam zu machen, daf die Staats-Zeitung schon am Vorabende des Tages, Îon welchem 0 deZie: U E GA Ute t T selben Abende mit den abgehenden Reit - und Schnellposten in die Provinzen, so wie auch nach dem Auslande, versendet wird, und daß auf diese Weise die neuesten politischen Nachrichten dem Publikum in der Regel um 24 Stunden, und durch das jeßt auch am Sonnabend Abend erscheinende Blatt theilweise um 45 Stunden früher zugängig gemacht werden, als solches bis zum Fahre 1522 wo diese Zeitung des Morgens erschien, mò glich war. — Der seit Anfang des vorigen Jahres mit der Staats - Zeitung verbundene AUge- meine Anzeiger für die Preußischen Staaten, welcher die nachstehend bezeichneten Gegensiände, als: Konkurse, Lic uidatignes Prozesse Subhastationen, Aufgebote verlovener Staats-Papiere, Ediktal -Citationen u. s. w. im Auszuge zur Kenntniß des Publi: Xums bringt, auch zur Aufnahme der von Sciten der öffentlichen Behörden des Jn - und Auslandes ergehenden Bekanntmachu ett, so wie zu literarischen Anzeigen bestimmt ist, wird auch künftig den Abonnenten der Staats-Zeitung unentgeltlich geliefert wetden Wi diejenigen, welche diese Zeitung nicht halten, is der Preis des gedachten Anzeigers 17 Rthlr. Preuß. Cour. jährlich, odex 10 Silbergroschen vierteljährlich. — Schließlich bittet die Redaction ganz ergebenst, die auf das bevorstehende Quartal fich beziehenden
Bestellungen gefälligfi #6 einzurichten, daß solche bis zum 30sten d. M. spätestens zu ihrer Kenntniß gelangen, indem spätere Bestelx
Jungen nar von dem jedesmaligen Tage thres hiesigen Eiugangs ab ausgeführt werden kön | smal ‘ sgefül ! inem.
Berlin, den 5. Funt 1830. Die Redaction der Allgemeinen Preußischen Staats-Zeitung.
_Beitungs-Nachrichten. 4:4 9-6.
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S c 11454 ; = E Schloß Stetten bei Ulm den St. Johanniter Orden zu ver- | sten S a ak A E Ee ga leihen geruhet. adi fortwährend auf dem Königl. Schlosse. “_ MERNECILO 46 Des Königs Majestät haben Allergnädigst geruhet, dem Mittelst Dekrecs vom 3liten v M haben des Kaise Wilhelm von Winbingerode zu Adelsboru-Wehnde die A P E Ein wegen der alljährig am 8. Mat zu i : "e ean ‘ot _| begehenden_ Feierlichkeiten des Ordens des. heili is e E S, Mdgjesbe haden Hem, Lande Ah, Stantge- | laus vartufctve eq at00at;* Ger: Mpjeitat e e ie richts - Assessor Boysen in Burg den Titel als Justizrath, | dieses Ordens, und zwar der 1. Klasse, den Civil-Gouverneur
Amtliche Nachrichten. Kronik des Tage. Se. Majestät der König haben dem Königl. Würtem-
G G Ce i, Car + 244 472 s : p und dem Justiz - Kommissarius und Notarius Brunne- | der Provinz Wasa, ‘im Fürstenthum Finnland, - Wärnbjelm;,
mann in Magdeburg den Titel als Justiz-Kommissions-Rath und den Kaiserl. Russischen Wirklichen Staats-Rath, Baron v. Franf, zu ernennen geruhet. : a D A An: gas die Landboten - Kammer Sr. Ma- e G g, v gd D Aus dele jestät dem Kaijer die Adresse vorgelegt, wonach ein i L bh Majeris F red, ien dls Se. 1A A L Projeft wegen Errichtung E Moonnmins zum ien 2 E , ; V TFfeli io (( G tigten Stücke der vorjährigen Staats - Zeitung, unter der iee t Höchstseligen „Kaiser Aiexander T. angenommen Rubrik „Jnland‘/, enthaltenen Notiz, dergestalt festzuseben Der Baron von ige mo ist nah Schlesien abgereist:
98 Me vgn
des 29, bis 27, Zuni stattfindet. Dieser Termin erleidet je | shrecen vas ‘hose Pubiibun von dex fernere Besucies doch für das. laufende Jahr eine Abänderung, indem derselbe | der Konzerte der Dlle, Sontag ab. Den äten d. M D selb s Oren R Ps welche Aller{ôchstdie- | ten sich zu einem Konzerte 1270 Parsanin E aadda E selben wegen der dritten Säkular -Feier der Uebergabe der | dieses Mal hatte der Enthusiasmus feine Gränzen , uad die wurde, wiederholte die schwierigste Stroph hervorgorufen Nu, e Me I9R s DIREICIE Dee Qi VAP ERISE a piesige Vaviationen. ‘Fn Folge wg E i S
Wollmarkt, statt. nah der obigen Allerhöchsten Festsetzu if i 1 25. bis 27, Juni d. J., in t drei Lagen s TE A 30. f Bn, nach: Schloß Fischbach» in: -Schlesten: zy-Forume
Suni d r P at Dlle. S ihrem : Def 2 L Ra (e, werden, was ich hierdurch zur Kennt- (hau d Ilan ea die eta E C Magdeburg O ai 1830. Tagen wieder hier einzutreffen. : ban s U, Der Geheime Staate - Minister Das Städtchen Golin bei Konin ist den 25stei v. -M. L E cin Raub der Flammen geworden; 150 Häuser sind «abge C brannt, und 4 Menschen haben dabei ihr Leben verloven.
Rußland. L St. Petersburg, 2. Juni Des Kaisers Maje îät haben unterm 6. (18.) April an Se. Kaiserl. Hoheit den