1830 / 161 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Gemeinde, zersplitterte einen Sparren und drang durch zwe Flurdecken in den Keller hinab, jedoch" ohne zu zúnden ode

Jemand zu beschädigen. j i i

2x Meile entfernten Westpreußischen Stadt _Baldenburg stürzten 11 Scheunen ein. Jm Neu-Stettiner Kreise wü- thete der Sturm eben so furchtbar. Jm Amte Draheim fie- len Hagelschlossen mitunter von der Größe eines Hühnereies und vernichteten die herrliche Saat mehrerer Feldmarken so änzlih, daß nicht eine Spur mehr davon vorhanden ist. Ein ähnliches Schiésal traf die Umgegend von Körlin und den Laäuenburgschen Kreis. Während des heftigen Stur- mes ertranf ein Bootsfahrer aus Neuwasser bei Rügenwalde mit 5 Gefährten, welche sih in einem Boote auf der Fahrt nach Danzig befanden. | Aus Köln vom 6ten d. wird gemeldet: Heute fand in der evangelischen Kirche hierselbst die Eröffnung der Pro-

vinzial -Synode für die Provinz Jülich - Cleve - Berg und fär

den Regierungs-Bezirk Achen statt. Der Pfarrer Engels aus

Mäáhlheim an der Ruhr hielt die Einweihungs-Predigt, wor- |

auf an die sämmtlichen Geistlihen und zur Synode berufe- nen Gemeinde - Aeltesten die Austheilung des heiligen Abend- mahls erfolgte. Hr. Ober: Konsistorialrath und Propst Roß aus Berlin ist, als K. Kommissarius bei der Synode, hierselb ein- getroffen. Die Berathungen werden sich auf die allgemeinen fkirch- lichen Angelegenheiten in den genannten Landesthéilen, nament-

lih auf liturgische Einrichtungen, erstrecken. Mit dem |

Eintritte der bessern Jahreszeit haben hier die ftädtischen Bauten und Verschönerungs-Anstalten wieder begonnen. Die Drususgasse ist bedeutend erweitert und dadurch viel an Raum und Licht gewonnen worden. Eine gleiche Erweiterung wird an der Ee der „am Hof“ genannten Straße vorgenommen werden, wo einst das dem berühmten Wallraf geschenkte Haus stand, welches derselbe bis zu seinem im Jahre 1824 erxfolg- ten Tode bewohnt hatte. Jeßt, da seine Sammlungen , die er mit edlem Patriotismus der Stadt Köln vermacht hat, in das städtische Museum gebracht sind, ist das Wohnhaus niedergerissen, wodurch die Umgegend desselben eine gar nicht unbedeutende Verschônerung erhälc, und durch die Straße, welche nun gerade auf den Dom zufúhrt, dies erhabene Ge- bäude weit großartiger erscheint, als es früher der Fall war. Der Plab, wo Wallrafs Haus stand, wird geebnet. Ob die Dankbarkeit seiner Mitbürger hier etwas zur Erinnerung au einen Mann thun wird, der blos für seine Vaterstadt lebre und sammelte, läßt sich noch nicht mir Bestimmtheit angeben. Jedoch sollen bereits Vorschläge zu einer würdigen Erinne- rung von den Bauverständigen gemacht seyn. Béi dieser Gelegenheit, und da Wallrafs Name unter den Kunstfreun- den in O sowohl, als im übrigen Deutschland, eine vet- diente Beruhmtheit erb,

sant, zu bemerken, daß der Aufsaß der Frau Joh. Schopen-

hauer úber Wallraf, der in den „Blättern für liter. Unter-

halt. v. d. J., Nr. 122—125‘/ steht, mehr als eine Un- !| fein 7am Leben, und wenn- er nit selbst schon am er sten Tage

richtigkeit enthalte. Der Aufsaß ist mit vieler Achtung und Verehrung gegen Wallraf abgefaßt : aber gerade: deshalb ha- ben unterrichtete und glaubwürdige Männer in Köln, deren Erinnerungen in die Zeit von Wallrafs regster Thätigkeit rei- chea, sich verwundert, in jenem Aufsaße Begebenheiten er-

wähnt zu finden, die ihnen ganz unbekannt sind. Die Quel-

len, aus denen die geshäßte Schriftstellerin shöpfte, mögen also wohl nicht überall die zuverlässigsten gewesen seyn. Die Abtragung des shadhaften Thurmes an der St. Mau- ritius-Kirche hat ebenfalls bereits begonnen. Jn architekto- nischer Hinsicht erleidet die Stadt dadurch feinen Verlust, wie es leider bei dem Einsturze des Kuniberts - Thurmes am 28. April der Fall gewesen ist. Wer in Köln war, wird sich mit Vergnügen an diesen Thurm erinnern, der auf eine sehr würdige Weise den Halbzirkel der Stadt auf der einen Seite begränzte und schon aus sehr weiter Entfernung gesehen wer- den fonnte. Eine Herstellung desselben in seiner früheren Größe und Höhe ist wohl faum zu erwarten. Etne be- deutende Verschönerung wird die Stadt auch durch die Er- bauung eines neuen Regierungs-Gebäudes erhalten, für wel- ches jevt ein Plaß, unfern des vor einigen Jahren erbauten ustiz - Gebäudes und des îm vorigen Jahre aufgeführten heaters, definitiv bestimmt is. Der Mechanikus Mauch zu Köln hat fkürzlich einen Aerometer ver- fertigt, um dadurch die Bestimmung des specifischen Gewich- tes der flüssigen Arzneimittel zu erleichtern. Es besteht der- selbe aus drei Spindeln für schwere und leichte Flüssigkeiten, und die Sfale auf demselben is nach Prozenten berechnet, wobei das destillirte Wasser als Einheit angenommen worden ist. Das Königl. Rheinische Medizinal-Kollegiurn zu Koblenz und die Königl. Regierung zn Köln haben diesen Aerometer durch das Amtsblatt L -— Bei den vorgestern Nachmittags hier stattgehabten ftigen Gewittern traf ein Blibstrahl das in der Friedrichs- traße Nr. 129 befindliche kleine Hospital der Französischen

alten hat, scheint es nicht uninteres-

Vermischte Nachrichten.

Ueber die Expedition gegèn Algier. (Fortsehung des gestern abgebrochenen Artikels.)

¡Alle Reisenden, die Algier gesehen haben, und alle ú ber diese Regentschaft erschienenen Schriften schildern uns die selb e als den größten Raubstaat, der jemals auf Erden “exi stir t hat. Seit dem Jahre 1516, in welchem der Korsar Horu ch, Aruch oder Arudsch Barbarossa , durch- den damaligen Ma urischen König diejes Landes, Selim Eutemy, nach Algier berufen, seinen Wohlthäter umbringen ließ und sich seines Thrones bemächtigte, ift die Souverainetät stets in den nden der Räuberbanden gewesen, die von diesem ersten Kor faren ge- bildet, von seinem Bruder und Nachfolger Hariad en orga- nisirt und durch Rekruten aus der fernen Levante dergestalt ergänzt wurde, daß sie stets ‘etwa 12,000 Mann stark war. Diese Türken aus der Levante, die sich zum Verbrechen ver- brüdern, nachdem sie von den Gerichten verfolgt und aus der Gesellschaft ausgestoßen worden sind, werden von i hren eigenen Landsleuten so gehaßt, daß es etwas Beispiel! oses ist, daß cine Türkische Frau sich jemals fo weit ernied rigt hätte, einen Algierer zu heirathen. Dennoch läßt jeder die- ser Banditen , sobald er in die Algierische Miliz aufgen om- men ist, sih Efendi (gnädiger Herr) nennen und betra chtet sich als Theilhaber an der Souverainetät. Nur für ihn und um seinen von Jahr zu Jahr wachsenden Sold zusammen- zubringen, gehen die Seeräuber Algiers ins Meer und er- heben die Bey's, von ihren Truppen begleitet, Steuern im Lande; er steigt nah der Anciennetát allmälig bis zu den höchsten Stellen in der Mikiz und seßt sich, wenn Tre ulosig- keit oder die Erbitterung der Parteien ihn begünstigt , - auf den Thron des Dey. Nur Levantische Türken und Re- negaten werden in die Miliz aufgenommen; jeder im Algierischen Staate Geborene if auf immer davon ausge- \chlossen, weder ein Maure, noch ein Araber, noch eín Jude erhält Zutritt in dieselbe. Sogar die Kinder der Türk en von der Miliz, die Kouloglis genannt ‘werdeu, so wie die der Beys, ja sogar die des Deys selbst, dürfen nie in dieses

Corps eintreten, denn nichts fann sie von dem Flecken rein

ivaschen „. von einer Maurischen Mutter oder einer Séfklavin geboren zu seyn. Das Oberhaupt, welches diese Räuber unter sich erwählen, und das sie ihren Dey nenen, steigt nur über den Leichnam seines ermordeten Vorgängers auf den Thron, und jede Wahl ist von einein Blutbade begleitet.

f Der -siegreiche Prätendent läßt feinen seiner Mitbewerber

seiner Regierung umgebracht wird ,- so mússen die Köpfe al- ler seiner Nebenbuhler fallen. Uebrigens if diese so theuer erfaufte Würde höchst mühevoll. Seine früheren Kameraden, die ihn erhöht haben , damit er die Mannszucht aqu frecht er- halte, ihce Streitigkeiten \{lichte und Recht spreche , lassen ihn kaum einen Augenblick in Ruhe. Von Sonne ngufgang an sist er alle Tage dér Woche, mit Ausnahme der Donners- tage und Freitage, auf einer Lôwenhaut im Di vanssaale, um- zunächst mit seinen Ministern Staarsgeschäfte zu verhan- dein, und danu, um zu richten und seine Urtheilssp rüche voll- ziehen zu lassen. Die leßteren Functionen verricht et er ohne Achtung vor dem menschlichen Leben, ohne Mäßigu ng in den Strafen, aber auch ohne Verzug, ohne Kosten und mit

hauptleuten, bei Anführern von Zigeunerhorden, hei. See- räubern , kurz bei allen findet, die, wie der Dey von Algier an der Spie von Vereinen stehen, deren Ziveck es ist , sich

zu befinden.‘

Méere und auf Ländern. Die aus 12,000" Türken bestehende Miliz„in deren Namen der Dey regiert, kennt keine Industrie; sie sind nur zusammengetreten, um die Schwachen zu berauben und die Beute unter sich zu theilen. Die Seeräub erei wird als die erste Quelle des Staatseinkommens betr achtet. Der dffentlihe Schaß erhebt die Hälfte von dem Ve rkaufs-Preise des gekaperten Schiffes, die Hâlfte der Ladung u nd die Hälfte des Werthes der Sklaven, die auf dem öffentli chen- Markte meistbietend verkauft worden, indem man sie vor den Käufern laufen, springer, Lasten tragen und ihre körper lichen Gebre- chen, ohne Rücksicht auf Alter und Deschleht, untersuchen läßt. Diese Sklaven werden darauf ins Bagno gebracht, wo

einer plumpen Unparteilichkeit, wie man sle bei Räuber-

im Kriegszustande mit der ganzen menschlichen Gesellschaft ¡Die Räubereien Algiers lasten mit gleicher Sch were auf dem.

sie täglich drei schwarze Brodce, jedes von einem ha lben Pfunde, 1 einige Oliven und etwas Essig zur Nahrung erh alten; diesen

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Unterhalt müssen sie sich durch Arbeit verdienen, wenn nicht die entehrende Gunst ihrer Gebieter sie aus dem Bagno her- vorzieht. Gewöhnlich befinden sich 1300 Christen-Sklaven in den Bagno’s von Algier und 700 bei den Privatleuten. Zu den Zeiten der Matht der Algierer, unter den beiden Barba- rossa's und deren ersten Nachfolgern, wo ihre Seemacht allen Europäischen überlegen war, übten sie gegen alle christlichen Völker ohne Unterschied Seeraub aus; aber seitdem ist ihre Macht durch die natärlichen Folgen ihrer Lebensart und ih- rer Verbrechen unaufhörlih - im Siuken begriffen. Jhre Flotte besteht nur noch aus 12 bis 15 Schiffen mit etwa 200 Kanonen zusammen. Auch haben sie seitdem Verträge abge- {chlossen und respectiren die Flaggen der Mächte, die ihnen furchtbar sind, gegen jährliche Tribute. Mit denjenigen Stag- ten dagegen, die sie nicht zu fürchten haben, schließen sie nie einen Vertrag und erklären ohne Veranlassung dem Papste, den fleinen Jtaliänischen Staaten und den Hansestädten den Krieg, ‘nicht, daß: sie sich über ein erlittenes Unrecht zu be- flagen hätten, sondern weil ihr Schab leer ist und fie ihn füllen wollen. Diese Räuber stehen außerhalb des Völker- rechts, sie selbst haben es so gewollt, indem sie es als einen hinreichenden Grund zum Kriege betrachten, zu einem andren Volk zu sagen : ¿,,„Wir wollen eure Güter, um sie unter uns zu theilen, undeure Personen, damit ihr uns als Sklaven dient.‘/‘/ Jnsofern ist jeder Krieg gegen sie dadurch ein gerechter, daß man ihnen denselben erklärt. Sie beschweren sich jeßt darüber, daß der Französische Konsul Römische Unterthanen in seinen Schuß genommen habe; denn Frankreih sey durch Verträge, die zuleßt am 29. März 1790 bestätigt wurden , die shimpfliche Bedingung eingegangen: „seine Flagge nicht andern zu lei- hen und Schifse fremder, im Kriegszustande mit der Re- gentschaft befindlicher Mächte nicht zu beshüßen.‘“/ Die Re- gentschast hatte aber feinen andern Beweggrund, dem Papste den Krieg zu erklären, als den Wunsch, seine Unterthanen auszuplündern, und dieser Grund is auch hinreichend, um thr selbst den Krieg zu erklären. Die Räubereien der Tür- lischen Miliz in Algier erstrecen sich úber alles zwischen Mearoffo und Tunis, dem Mittelländischen Meere und der großen Wüste gelegene Land. Dieses wird das Königreich Algier genannt, wiewohl viele unabhängige Völker darin woh- nen, die jährlich durch die Algierer geplündert werden, nac)- dem sie sich nach Kräften vertheidigt haben. Perrot giebt diesem Lande cine Küstenlänge von 220 Lieues, und rine Breite von 150 Lieues ; ‘Renaudot berechnet die erstere auf 220 Lieues und die Ausdehnung von Norden nah “Süden guf 180 Lieues ; auf der Karte von Dufour endlich sind 205 Lieues Länge, 140 L. Breite und 19,000 {] Lieues als der Flächen-Jnhalt angegeben. Nach der niedrigsten dieser Be- rechnungen ist Algier wenigstens so groß wie Jtalien, das es an Schönheit des Klima’'s und Fruchtbarkeit des Bodens noch übertrifft, dergestalt, daß es doppelt so viel Einwohner ernähren fônnte, wie Jtalien; und es hatte in der That eine so starke Bevölkerung, als es die glücklihsie und reichste un- ter den Römischen Provinzen war, so wie später, als die Herrschaft der Kalisen es zum zweitenmale der Civilisation wieder gab, zahlreiche Arabische Universitäten daselbst stiftete und das Land zu einer Zeit, wo Unwissenheit und Barbarei in Europa herrschten , zum Siße der Literatur, der Künste

und Wissenschaften machte; das tyrannische Joch der Algie-

rischen Miliz hat aber später so {wer auf dem Lande gela- stet, daß die Bevölkerung auf 2x Millionen Einwohner zu- fsammengeschmolzen is , die aus Ueberresten der alten Ber- vern, Mauren, Araber „Spanischen Moresken und Juden Hbestehen. Das einzige Prinzip der Al ierischen Regierung ist Dieses, den unglücklihen Einwohnern Alles u nehmen, was Henommen werden kann. - Nur die in den Städten wohnen- Den Kuloglis (Abkömmlinge von Türken), die sklavischen und entarteten Mauren und die Juden genießen einer Art yon Schuß und Gerechtigkeit, aber auch nur in dem engen Um- kreise der Städte, wo ich ihre Felder und Gärten befinden. Einst volkreiche und blühende Städte haben keinen Gewerb- fleiß, feinen Handel, feine Manufakturen mehr, entvölkern fich und sinken größtentheils in Trümmer. Die entfernter liegenden Felder werden von Berbern und Mauren bebaut, die sich nur während der Zeit der Arbeit einfinden und nach der Wüste zurükfliehen, sobald sie die Aerndte beendigt haben, von der sie einen“ Theil mitnehmen und den andern in die Erde vergraben. Jedes Jahr rücken die drei Beys von Oran, Tiîterie und Konstantine mit drei Türkischen Corps aus, um von diesen Völkern den jährlihen Tribut zu erhe- ben. Jn einem Umkreise von drei Stunden um Algier joll man 10— 12,000 Landhäuser und Gärten zählen, in denen die Fruchtbarkeit des Bodens mit der Nachlässigkeit und Un- Fenntniß der Bebauer kämpft, die alle Früchte haben ausar-

ten lassen. Kommt man úber diese Gränze und úbex das Weichbild der andern großen Städte hinaus, so hat der Grund und Boden feinen Besißer und das Land feine Regierung mehr. Der erste beste besäet das Feld und flieht mit der Aerndte, wie mit einer dem Feinde abgenommenen Beute, da- von. In diesem sich jährli wiederholenden Kampfe zwischen der Räuberei und der Barbarei hat die moralische Natur des Menschen noch mehr als die Jndustrie gelitten. Die shmählicchste der Herrschaften hat ihrer würdige Früchte gebracht. Die herr- schende Miliz, obgleich der Abschaum des Türkischen Volkes, ist noch der am wenigsten verächtlihe Theil der Bevölfe- rung Algiers. Bei aller Lasterhaftigkeir und Grausamkeit hat sie Mannszucht und Tapferkeit bewahrt und ihre Macht hat ihr eine gewisse Würde des Benehmens gegeben. Aber alle unterjohten Stämme - sind furchtbar ausgeartet. Die Kuloglis, deren Anzahl Renaudot auf 150,000 angiebt, und welche durch die Politik ihrer Väter von der Armee und von aller Theilnahme an der Regierung ausgeschlossen sind, geben sih allen Lastern und weibischer Verweichlihung hin. Die Mauren, die Berbern-und die Spanischen Moresfen besißen

nichts mehr von dem Muthe ihrer Ahnen; sie haben die

Kriegskfunst, die Wissenschaften, in denen sie glänzten , die Künste des Gewerbes, wegen deren sie einst bewundert wur- den, so wie den Ackerbau vergessen, den sie in Granada und Valencia in der höchsten Vollkommenheit trieben. Die in den Städten lebenden unter ihnen sind dem Trunke und dez Sklaverei anheim gefallen, und diejenigen, die das Feld be- bauen und bei Annäherung der Türken in die Wüsten und Berge flichen, sind zu der niedrigsten Stufe der Wilden herab- gesunken. Die Juden endlich, von allen anderen Klassen der Bevölkerung verachtet und noch niedriger a!s die Sklaven gestellt, dürfen nicht an den dentlichen Brunnen ihren Durst lôschen, bevor der leßte der Sklaven daraus getrunken hat.‘/ ¿Wie glorreih für Frankreih, wie beglúckend für die Menschheit ist unter solchen Umständen eine Expedition, deren Zweck es ist, diesem Aergerniß der gesellshaftlihen Ordnung cin Ende zu machen, einen Räuber-Häuptling aus der Reihe der Souveraine - auszustoßen und-einem Verein von Ver- brechern die Herrschaft über ein Volk und ein großes Lad u entreißen! Welcher Ruhm. für Frankreich , nachdem es merifa und Griechenland befreir, die Civilisation in das Va- terlaud des heiligen Augustin zurückzuführen! Dzag ganze schône Land, das sich von der Sahara bis zum Mittelländi- schen Meere, vom Atlantischen Ocean bis zum Nil erstreckt, das reichste und glüclihste des Römischen Reiches, das einst: mit blühenden Scädten prangte, die noch im vierten Jahr-

hundert 400 Bischöfe zu den Afrikanischen Koncilien abschicck- -

ten, wird dann dem Gläcke, dem Reichthum, der Industrie, den Wissenschaften und der Tugend wiedergegeben werden, wenn die Franzosen Ordnung und Freiheit dahin bringen. Es handelt sich um ein großes Jnteresse für Frankreich, es handelt sich um“ die Eroberung eines Landes, das fast eben so groß wie Spanien, unter demselben Himmel, -ja fast unter denselben Breitengraden gelegen, denselben Reichthum an schönen Quellen, dieselben Erzeugnisse und eine noch größere Fruchtbarfeit, als jenes, besißt; es handelt sih um die Erobe- rung eines Landes, das, nebst Spanien, eigentlich nur Frank- reich zum Nachbar hat. Algier ist von Toulon nur 135 Seemeilen entfernt, die eine Flotte in 8 Tagen, ein Kauf- fahrteischiff ia 3 Tagen, ein Kriegs\chi}ff in 36 und ein Darapf- boot in 24 Stunden zurücklegen kann. Dieses Meer verbin- det die Länder, während die hohe Pyrenäen-Kette Frankreich und Spänien von einander trennt. Toulou, Marseille kön- nen mit dem gegenüber liegenden Algier die Mittelpunkte fommerzieller Thätigkeit werden, während die Nachbarschaft von Roses und Perpignan eine bedeutungslose ist. Algier wird nicht nur eine Eroberung, sondern auch eine Kolonie, ein neues Land seyn, über welches der Ueberfluß der Bevöl- kerung und der Thätigkeit Frankreichs sich verbreiten kaun.

Man hat die Wichtigkeit der Kolonicen oft überschäßt,.

so i| z. B. St. Domingo, das nicht den zehnten Théil so viel werth is, wie Algier, als die Quelle des Reichthums- des alten Frankreichs dargestellt worden. Auf der anderen Seite haben die Bekämpfer dieses Jrthums den Werth der Kolonieen zu niedrig angeschlagen. Die heutigen Europäi- schen Völker haben, wie die des Alterthums, das Bedürfniß, Abzugsorte zu besißen, wohin siè den Ueberfluß der Bevölke- rung und der Lebensfraft, welche die Civilisation in ihnen

‘erzeugt, senden können. Frankreich ist ‘allerdings groß und

fruchtbar genug, um zweimal mehr Einwohner ernähren und" doppelt so viel Kapitalien anlegen zu können, wie es gègen- wärtig besizt. Dennoch ist es Thatsache, daß Frankreich von seinem Ueberflusse an Talenten und Kapitalien jeßt feinen Gebrauch machen kann, daß alle Fächer des Staatsdienstes

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