1830 / 165 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 16 Jun 1830 18:00:01 GMT) scan diff

1246

Vérmishte Nachrichten. Ueber den militairischen Zustand von Persien.

Untér dieser Ueberschrist enthält die St. Petersbur- gische Zeitung einen ausführlichen Artikel, aus dem wir folgende Notizen ruittheilen: :

¿¿Die Provinz Adderbidshan, die größte des Persischen Reiches und zunächst an Rußland gränzend, steht unter der Verwaltung des Thronfolgers-Abbas Mirza und ist, militai- kish betrachtet, die wichtigste Provinz des Reiches. Von ihr ging die Regularisirung der Persischen Truppen aus, und in ihr concentrirte sich, bis zum Ausbruche der Feindseligkeiten mit Rußland im Jahre 1826, die Hauptmacht Persiens. Den größten Theil der Bevölkerung Persiens bilden die frie- gerischen Stämme; ein jeder derjelben ist verpflichtet , eine gewisse Anzahl berittener Krieger für das irregulaire Heer zu stellen. Der Stämme Türkischen Ursprunges giebt es 15, mit einer Gesammtzahi von 93,000 Familien; der Kurden- stäâmme giebt es 18, mit einer Gesammtzahl von 146/600 Familien ;- der bedeutendste von diesen Stämmen ist der Stamm | der in Adderbidshan lebenden Schagaghier, der mit einen 5 Unterstámmen 29,000 Familien zählt; 157,000 Familien bilden die Lorischen Stämme; unter diesen sind die zahlreich- sten die Feilier in Loristan mit 60,000 und die Bagtiarier in Lorístan und an den Gränzen von Farsistan mit 45,000 Familien. Leßtere stellen zwei regulaire Regimenter. An Arabischen Stämmen giebt es 8, mit einer Gesammtzahl von 41,000 Familien, Alle diese Stämme zusammengenommen geben für Persien 437,600 Familien, welche dem Heere be- wassnete Mannschaft liefern müssen. Fünf Familien sind ver- bunden, einen bewassneten Neiter zu stellen, was ein Heer von 87,500 Mann zu Pferde ausmacht, Ju Friedenszeiten braucht die, Regierung nur einen Theil dieser Maanschaft ; das Ganze muß aber immer bereit seyn, beim ersten Aufruf ins Feld zu rúcken; in außerordentlichen Fällen kann die Regierung auch ‘ein stärkeres Contiugent verlangen. Seit der Organisation der * reguiairen Truppen legt der Schah selbst und der Thronerbe Abbas Mirza wenig Gewicht auf die Reiterei der friegerishen Stämme , die daher au sicht- bar in Verfall geräth. Die Kurden werden für die besten

Kavlleristen im Persischen Heere gehalten. Sie“ haben fein Feuergewehr, sondern sind mit äußerst biegsamen Wurfjpießen aus Rohr bewaffnet, die sie mit großer Geschicklichkeit führen. Die meisten tragen Panzer und Helme. Die Kulamy bilden eine eigene Truppengattung, die stets um die Person des

Persischen Prinzen und die verschiedenen Provinzial-Besfehls- haber sind, und gleichsam deren Leibwache oder Chrengarde bilden. Ein Theil der Kulamy wird als Couriere gebraucht. Béi der Person Feth- Ali-Schahs sind gegen 2000 Kulamy ; Abbas Mirza hat deren 1280 um sich. Die Gesammtzahl dieser Truppen beträgt gegen 8000 Mann. Dié Stärke der irregulairen Jnfanterie ist schwer zu bestimmen. Seit Einführung des Nisame (der regulairen Truppen) versiehr -sie nur den Garnisondienst in den Festungen. Vor dem lebten . Kriege mit Rußland lieferte die Provinz Masanderan 5000 Mann. Ju Kriegszeiten müssen übrigens, wenn ein ganzes Gebiet vom Feinde bédroht wird, alle Rajeten (Ortsbewoh- nex und Bürger, weiche zu keinem der kriegerischen Stämme gehören) die Waffen ergreifen. Der Schah sowohl als Ab- bas” Mirza haben jeder eine eigene regulaire Jnfanterie ; die des Schah ist 40 Bataillon stark und führt den Namen der Dshambajsetr; die von Abbas Mírza zählt 18 Bataillone und führt den Namen der Serbasen. Außer diesen 248 Bataillo- nen wurden vor dem Kriege mit Rußland noch- 7 t A jedes Bataillon béstand aus 1000 Gemeinen und 100. Da

Bäschen (Unter -Offizieren). Es fonnte also die ganze regu-

¿

laire Júfanterie der Perser auf 38,500 Mann geschäßt wer- |

‘den. Angaben zufolge, war vor dem Russischen Kriege der

Schah, um den Thron - Erben Abbas Mirza, die übrigen | Kürin: V. m.LC.

regulaire Jufanterie 38,500; irregulaire Kavallerie der frie: gerischen Stämme 87,900; Kulamy ‘8000; irregulaire Jnfan- terie 5000; zusammen 139,400 Mann. - Das irregulaire Heer, besouders der Jnfanterie , konnte indessen beträchtlich vermehrt werden. Die Persische Feld - Artillerie bestand vor dem Kriege aus 8 Zwdölfpfündern, 4 Neunpfündern, 58 Sechspfündern, 4 Vierpfüudern und Z Zweipfündern , zu- sammen ‘aus 77 Kanonen. Uecberdem hatten- die Perser 18 Falfonets, von denen 5 in Tabris gegossen waren , woselbst noch 15 unbeendigte Feldstücke lagen. - Zu diesem Geschüß sind die Festungs - Kanonen nicht gerehnet, über deren Zahl sich nichts Bestimmtes angeben läßt.“ | j

Königliche Schauspiele.

Dienstag, 15. Juni. Richard -der Dritte, Trauerspiel in 5 Abtheilungeu, von Shakespeare. (Hr. Devrient wird als Richard UI. hierin wieder auftreten.)

Mittwoch, 16. Juni. Im Opernhause: Sappho, Trau- erspiel in 5 Abtheilungen, von Grillparzer. (Mad. Schrödet, vom K. K. Hoftheater zu Wien: Sappho, als Gastrolle). Im Schauspielhause: 1) La dévote. 2) La premièté représentation de: Trilby, ou: Le lutin du foyer, vaude- ville en 1 acte. - 3) La demoiselle à marier. Dans seconde pièce, Mad. Jenny Vertpré remplira le rôle de Trilby, et dans la troisième, celui de Camille.

Königstädtisches Theater. Dienstag, 15. Juni. Charlotte Corday, oder: Marat’s Tod, geschichtliches Melodrama in 5 Aften. Mittwoch, 16. Juni. Die diebische Elster, komische Oper in 2 Atten; Musik von Rossini.

Berliner Börse. Den 14. Juni 1830.

Amtl. Fonds - und Geld-Cours-Zettel. (Preufs. Cour.) |2 F Brief [Gel |Zf [Brie]. Geld St.-Schuld-Sch. 10075 1003 Pomm. Ptandbr. 106 1E Pr. Eugl. Ani 18/ 5 [1032 /103* {Kur- n. Neum. de. 1063 1065 Pr Engl. Anl. 22| 5 1037 1033 s[Schlesische do. 1071 | 1033 [1005 Pomm. Dom. do. _— 1025 1003 | Plärk. do. do. 11025 102 1015 JOsipr. do. do. {1025 atis T5È |: min 76 |

K

Aeumn.Int. Sch.d. Berl, Sladt- Ob. Königsbg. do. Elbinger do. Danz. do. in TH. Westpr, Pfdb.A. dito dito B. {UGrossbz.Pos. do. Ostpr. Pfandbrf.

[Gouv

| -994 Rkst.C. d K u N. 1027 Z.-Sch.d. K. u. N.

384 | 384 4

1014 | lloll. vollw. Duc. —_ l

1014 Neue dito 204 | 195 Frièdrichsd’or . 137 | 134

1024 | 104 | JDiscünte . 41 | 5E

R | E R OHOA

Auswärtige Börsen,

Hamburg, 12 Juni. ld

Vesterr. 5proc. Metall 100. 4proc. 953. Part.-Oblig. 1361.

Bank-Actien 1342. Russ. Engt. Anl. 1065. KRuxs. Anl. Hamb.

ULerl. 103. Dän. 712, Poln. pr. 30 Juni 1272. Engl. Neap. 928. Fale. 853.

| - Wien. 9. Juni. 5proc. Metall. 1003. 4proc: 963. 2¿prec. 583. Bank-Actien 1348.

Berichtigung. Im gestr. Blatte dieser Zeitung, in der Meldung von der Abreise des Hrn. General-Majors 2. v. Block, l. „„na ch»

Bestand der ganzen militairischen Macht Persiens folgender :

Magdeb urg“/ st ¿nah Hannover‘.

Neueste Börsen-Nachrichten L a Franffurt a. M, 1. Juri. Oesterr. 5proc, Metall. 10075. 4proc, 964. Bank/Aétien 1621. Partial-Obligat,

4354, Poln. Loose 635 Geld, 2zproc. 60; - 1ptoe. 252,

Paris, 8. Juni. 3proc. Rente

compi. 103 Fr..95 Cent., S5proc. fin cour. 104 Fr. 10 Cent. Neap. 86 Fr.

Geédeuét bei A. W. Hayn.

| Loose zu 100 Fl. 1814. Brief. per compt. (ohne Coup.) 78 Fr., Jproc. fin cour.

Redacteur John: Mitredacteur Cottel.

Im Schauspielhause: " König

78 Fr. 10 Ceut. 5proc. er d Cent. Spau. perp. 737 Fr., bei Guebh. 825.

Allgemei

e

ne

Preußishe Staats-Zeitung.

Me 165.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

__Se. Majestät der König haben dem Griechischen Erz- priester Konstantin Ekonomides, jet in St. Peters- Burg Ma Rothen Adler-Orden dritter Klasse zu verleihen geruhet. : : .

“Des Königs Majestät haben den emeritirten Profesor Der Theologie, Dre. Köhler, und den in A Cane schaft von der Universität Bonn nah Breslau verseßten, or- dentlichen Professor der Theologie, Dr. Ritter, zu Dom- Herren an der Kathedrale in Breslau Allergnädigsk zu ernén- Be: ÉUDet, 4 Gi

Des Königs Majestät haben den bisherigen Professor honorarius in der theologischen Fakultät der Universität zu alle, Dr. Christ. Friedrich Friß sche, zum ordentlichen rofessor in der „gedachten Fakultät zu ernennen und die Ee ihn ¿a Ggslartigte Bestallung Allerhöchstselbst zu vollzie- hen geruht. i E

‘Des Königs Majestät habên dem Direktor dès Gymna- fiums in Köslin, De, Müller, das Prädikat als Professor beizulegen und das fúr ihn ausgefertigte Patent Allerhöchst- Felbst zu vollziehen geruht. |

fl 0 UBAGE an dum n

Um Nonnen Inhabern von Staats - Schuldscheinen, welche ihre Zinsen bei Gelegenheit des hiesigen Wollmarkts zu erheben wünschen, die Realisation der am 1. Juli e. fäl- líg werdenden Coupons zu erleichtern, wird die Stgats-Schul- Pre ilgungs-Raslt ¡(hos von morgen ab mit der Auszahlung dieser Coupons den Anfang machen, und können die Besiber derselben demna deren Valuta vom 16ten d. M. ab, täg- lich, die Sonntage ausgenommen , in den Borrnittags-Stut- den von 9 bis. 1 Uhr bei der Staats - Schulden - Tilgungs- Kasse (Taubenstraße Nr. 30) in Empfang nehmen, so weit Mt btang der Betheiligten deren Abfertigung gestatten wird.

Berlin, den 15. Juni 1830.

Haupt - Verwaltung der Staats - Schulden,

Rother. v. Schüte. eclik. Dee. v. Rochow.

Angekommen: Se. Durchl, dex Kaiserl. R General der Jnfanterie- und Botschafter am Btal S britanischen S Fürst Lieven, von London.

__ Der Kaiserl. Russische Feldjäger Feodorow, als Cou- rier von Paris.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland. Frankrei.

París, 8. Juni. _ Der Dauphin hat sich gestern in aller Frühe von Saint-Cloud nach P oden Cat,

Die Königin von Neapel beehrte gestern, in Begleitung der Herzogin von Berry und des Prinzen von Salerno, den Circus-Olympicus mit Jhrer Gegenwart.

Die sechs ersten Columnen des Moniteurs enthalten Bie zwei ‘Berichte des Ministers des Junern, und einen ericht des Finanz-Ministers an den König, nebst vier Kd- niglichen Verordnungen, sämmtlich vom 6ten d. M. datirt. Ss ist der summarische Jnhalt derselben. Die erste

erordnung überträgt den Präfekten die Ernennung der Mit- glieder und Rendanten der Kommissionen zur Verwaltung

Berlin, Mittwoch den 16ten Juni

18390.

Umfange des Reichs. Bisher gehörte die j:

Befugnissen des Ministers des, Innern. L Men dieser Verordiung betrifft die von den Rendanten zu leisten- den Kautionen, welche künftig in Jmmobilien oder Renten geent werden sollen. Nach dem Jnhalte der zweiten

‘erordnung sollen künftig nur solche Judividuen beiderlei Seschlehts den Central-Gefangenhäusern überwiesen werden die für zuchtpolizeiliche Vergehen zu mehr als einjähriger Haft verurtheilt worden sind. Die dritte Verordnung verfügt, daß, um den Jnhalt der Gold - und Silbermúnzen geitauer zu bestimmen , als solches bei dem bisherigen Ver- fahren möglich war, die Probe künftig, statt durch Ausschmel- zung, auf dem nassen Wege erfolgen soll. Dex vierten Berordnung zufolge, jollen die Mönz-Direftoren die, nah dem Geseße vom 14. Juni v. J. an sie einzuzahlenden Duodezi- mal-Silberstücke zu 2- an innerem feinen Gehalte berechnen, befferen Aba Je Zeyen AMIGGngs ; Verfahren einen

e J jer Münzen is mmer erwartet / zen ais den bisher angenommenen

Der Temps sagt: „Die Liste der Präsidenten. do Wahl - Kollegien is ganz bestimmt Ee a E «ad terzeihnet, die Bekanntmachung derselben aber noch - auf- geschoben worden. Ein großer Theil der Präsidenten ist aus der Pairs-Kammer HZenommen ; es finden sich aber sogar auth Männer von der Liste der 221 Deputirten, die-für die Adresse gestimmt haben , darunter, è- B. Herr von Martignac, der zum Präses des Bezirks - Wahl - Kollegiums in Map- mande ernannt ist, was ihm- vom Könige felbst vorgestern n Saint-Cloud angezeigt wurde. Die Präsidenten scheinen so- nach nicht nur aus der äußersten Rechten , sondern auch aus dem een R genommen zu seyn.‘/

Der Constitutionnel will wissen, daß in dem v / strigen Minister - Rathe auch die Frage Lt einer A Vie Wähler. zu erlassenden Proflamation. im Namen des Königs erörtert worden Ion, daß man sich indessen sowohl über die Abfassung dieses frenstücks selbst, als über die Frage, ob dasselbe von einem Minister contrasignirt werden solle oder nicht, noch nicht völlig geeinigt habe.

Der Minister des Innern hat unterm 31stên v. M. das nachstehende Rundschreiben an die Präfekten erlassen: „Mein Herr! Als der König Jhnen die Verwaltung eines weiten Landstrichs anvertraute, legte er Jhnen die Pflicht auf , die Aufmerksamkeit des mit der Leitung det innern Angelegen- heiten beauftragten Ministers unausgesest auf Alles zu leñ- ken, was zum Besten seiner Unterthanen und zur Beförde- tung der Wohlfahrt seines Reiches beitragen kann. Damit

zu unterstüßen.

aber Ihre Sorgfalt all die Früchte. trage, die man von einér flugen und aufgeklärten Verwaltung Aa darf, so i ¿s nothwendig, daß die Regierung Sr. Majestät einen Rüe- blick auf die Vergangenheit thue und sich Rechenschaft gebe von dem Guten, das die-Wiedetherstellung der legitimen Mo- narchie zu Wege gebracht hat, : so wie von den erbesseruti- gen, welche die verschiedenen Zweige der Staats-Verwaltung und die drtlichen Bedürfnisse annoch erheischen. Eine Ver- gleichung des bereits Geschehenen mit den in den verschiede- denen Provinzen des. Reiches. von ‘den- Municipal-Behörden, den D Vg elta Anstalten-zind den Handels-Associationen gehegten Wünschen, wird mir neue. Mittel an die Hand ge- ben, Ihre Bemühungen zu leiten und- JFhr núbliches Wirken in Die dffentliche. Berathung der den Staats- haushalt betreffenden Fragen, woran die- einsihtsvolleh u)

aufgeklärten Männer des Landes heutiges Tages einen

thätigen: Antheil nehmen, bietet der Verwaltung gleichfalls Elemente des Erfolges, die von geschickten Händen ins Leben gerufen werden müssen. Jch werde: es daher ‘gern sehen, wenn Sie, sobald die Umstände es Jhnen gestatten , mir ei- nen Bericht zugehen lassen, worin sie. mir summarisch die seit

der Armenhäuser und sonstigen milden Stiftungen im ganzen

‘der Wiederherstellung der Monarchie der Sorgfalt der Ver-