1830 / 168 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1276

Meerbusen von Volo und Arta hinzießende Gebirgskette be- | rárizt wird. Dies Land gehört den Rumelioten, welche die |

esteste Stuke der Nevolution waren, die Waffen zuerst er- griffen und sie zuleßt niedergelegt haben ; ihnen gehört dieses

anzè Gebiet, auf dem sich nicht ein einziger Türkischer Grund- besiber befindet; sie und ihre Familien bilden die ganze Bevöl- ferung, da die Türken sämtlich ausgewandert sind. Ein völlig Griechisches Land soll also seinen Besißern entrissen werden. Ferner ist es der Aspropotamos, d. h. ein sechs Monate des Jahres mit den Füßen zu durchwatender Fluß, der die Gränzlinie zwischen beiden Staaten b:löen soll, wäh- rend die Gebirge, welche im Protokoll vom 22sen März ur Gränze genommen waren, eine wirkliche Schußmauer Liter: Die neue Gränze isk weder eine militairische noch “eine politische und wird fortwährende Reibungen herbeiführen. Auf der andern Seite nimmt man den Türken: Negroponte, wo sie die Mehrzahl der Bevölkerung bilden und wo Über 5000 Muselmánner Grundbesiser sind. Bei dieser Gränzbestimmung -haben also Griechen und Tär- ken in- gleichem Maaße zu leiden; man nöthigt unbarmherzig beide Parteien, ihr Eigenthum aufzugeben, wenn sie, die aufgeregt und gegen jede Behörde mißtrauis{ch sind, ihr Hab und Gut“ nicht unter den Schuß der neuen Regierung stellen wollen. Zu diesem Uebel fommt noch, daß dem Griechischen Kontinent im Nordwesten feine fee zur Vertheidigung ge- eignetèé Gränze gegeben ist, welche allen Reibungen zwischen beiden -Völfern, die ewig. miteinander Krieg zu führen ge- wöhnt find und zwischen denen ein entrwoendeter Hammel oder ein Zank unter Schäfern die kaum beendigten blutigen Kämpfe erneuern kann, ein Ende machen wúrde. Man hat den Griechischen Staat geschaffen, um die öffentliche Mei- nung in “Europa zu befriedigen; diese dfentliche Meinung wird aber, so wenig wie Griechenland , mit dieser Begrän- zung zufrieden seyn.‘ Am Schlusse seines Artikels räch der Courrier de Smyrne dem Prinzen Leopold, in der Vorausseßung, daß dieser bald als souverainer Fürst nach Griechenland kommen werde, deu Grafen Capodistrias zu ent- lassen und Männer, wie Maurokordato , Trikupy ; Klonares und Luriotti, zu seinen Rathgebern zu machen.

Fn land, |

Berlin, 18. Juni. - Nächst den von uns bereits (in Nr. 100 der Staats - Zeitung). erwähnten beciven Denk- münzen “auf die bevorstehende dreihundertjährige Jubel- feier des am 25. Junt 1530 von den evangelischen Fürsten und Ständen dem Kaiser Karl V. zu Augsburg eicrlich übergebenen Glaubens -Bekenntnisses hat die: hie- ige Medaillen -Münze von G. Loos jeßt noch zwei andere auf besondere Bestellung ausgearbeitete Medaillen zum An- | denken an diese wichtige Begebenheit, mit diesfälliger Ge- nehmigung der Besteller, herausgegeben. Die eine derselben (wie die früheren, von der Größe eines alten Joachimstha- lers), auf Befehl Sr. Durchlaucht-des Hrn. Herzogs Alexius zu Anhalt (Bernburg) geschlagen , zeigt auf der Hauptfeite das Bildniß des Fürsten Wolfgang, MWMitzeichners der Augsburgschen Confession und eifrigen Vertheidigers der evan- gelischen Lehre-— nah einem Originalbilde en façe darge- stellt „mit der Umschrift: Wolfgang, Fürst zu Anhalt , geb. 1492, gest, 1586. Auf- der. Kehrseite liest man in- einem Palmfräanze die Worte: Dem Verdienste des Ahnherrn um die evangelische Lehre, am 25. Juni 1530. Alexius Her- zog zu Anhalt. 1830. Die zweite kleinere Medaille (von der Größe eines Drittel Thalers), welche die Stadt Schweinfurt auf die nämliche Feier hat schlagen lassen, stell: auf der: Háuptseite- den „Landgraf Philipp von- Hessen , diesen ebenfalls -cifrizen Vertheidiger der evangelischen Lehre, und Doktor ‘Melanchthon dar, welcher die Confession verfaßt hatte z sié zeigen auf das offene und an- den lesbarein Worten 7, Augsburgsche Confession“/ erkennbare Exemplar derselben, welches anf der Bibel ruht, die wiederum auf einem Altar ähnlichen Tische liegt. Die Umschrift lautet: Phil (ipp ) Latdgr. v. Hess. Schußh (err ) v. Schweinf (urt) Me- lanchthon. “Auf der Kehrseite erblikt man die unter Land- graf Philipps Schub erbaueté evangelische Kirche, wie sie zu: jener Zeit aussah, mit- der Umschrift : Die evangelische Kirche in Schweinfurt 1542. Jm Abschnitt: Zur Feter 25. uni 1830. Beide Denfkmünzen sind, so wie die früheren, höchst gelungen in ihrer Ausführung. Die erstere derselben kostet in fei- nem Silber 3 Rthlr, iund in Bronze 1 Rthlr;- die andere aber in Silber 1 Rthlr. und in Bronze 10 Sgr. Es bedarf ‘wohl keiner Erwähnung, daß, so wie sich heute noch viele Fäntilien im Besiß- solher, auf sie von den Voreltern vererbten Denfmünzen auf ‘die früheren - Feiern dieser für die evangelischen Christen aller Confessionen gleichmäßig hoch-

wichtigen - Begebenheit befinden und sie werth halten, 6s

auch- heute kein zweckmäßigeres Geschenk für die Jugend ge- ben fann, als diese Denfmúnzen,- um -sie als-Andenken--an die heutige dritte Jubelfeier wiederum auf die Kindeskinder zu vererben. :

Ueber die Feuersbrunst, von welcher (wie gestern ge- meldet) die Stadt Heilsberg in der Nacht vom 7ten auf den 8ten d. betroffen worden, enthält ein Schreiben von da- her (welches die Königsberger Zeitung mittheilt) fol- gende nähere Angabe: Es war um halb 11 Uhr Nachts, da schon ein Froger Theil der Bewohner im Schlafe lag, als in dem Hintergebäude. des Fleischermeisters Lachermund in der Baderstraße ein Feuer ausbrach, das mit solcher Hestig- keit um sich griff, daß binnen drei Stunden 42 Wohnhäuser und Feuerstellen in Trúmmern da lagen. Troß den nicht

schlehten *Feueranstalten und uùngeachter - des Eifers der .

Löschenden, war es doch nicht mögiich, diesem großen Feuer

durch Löschen Einhalt zu thun, da es selbst nicht möglich

war, sich der Glut und Hiße so zu nähern, daß die Sprißen hätten zweckmäßig dagegen gebraucht werden können. Éin

zweckmäßiges Niederreißen entfernter Gebäude, was allge-

mein anerkannt wurde, konnte deshaib nicht zur Ausführung fommen, weil es an Handwerkern, namentlich Maurern fehlte, ein hier wohnender Zimmermeister sich zwar thätig zeigte, jedoch ohne alle Leute war. Sonach mußte das ganze

zusammengebaute Quartier den Flaramen preisgegeben wer-

den, und man fonnte nur darauf bedact seyn, den andern Theil der Stadt zu retten. Wie {wer dies aber war, leuchtet ein, wenn man weiß, daß die Baderstraße an sich nicht breit ist, daß die meisten der gegenüber liegenden Gebäude aus Fachwerk und Speichern bestehen, und baß alle diese Giebelseiten noch immer, troß der Vorschrift, lange über die Straße ragende Rinnen haben, die um so mehr bereit sind, das Feuer aufzuneh- men, als sie der Fäulniß wegen in der Regel getheert sind. Dessenungeachtet gelang es der Thätigkeit der Sprikenmeister, unter welchen sich besonders der hiesige Schmiedemeister Ger- lach durch Besonnenheit und Ausdauer hervorthat, das Feuer von den gegenüberliegenden Häusern lange abzuhalten, und es schien, als ob die übrige Stadt nach dem Markte und dem Rathhause zu geretiet wäre. Da faßte aber unglücklicher- weise der aus Fachwerk und vielem Holze bestehende Giebel eines der drennenden Seite gegenüberliegenden Speichers Feuer, die Giebelwand brannte. im obern Theile an Stän- dern und: Verband in lichten Flammen, und wiewohl die Sprißen sogleich darauf geleitet, auch das Dach zum Nieder-

reißen entblößt wurde, so that dies doch feinen Einhalt, und

die Stadt schien unrettbar verloren. Schrecken und Verwir- rung verbreiteten sich nun. auch im úbrigen Stadttheile, das Wehflagen ward allgemein, die bisher Löschenden waren mit ihren eigenen noch vnversehrten Wohnungen in Gefahr, alles fing an, Sachen zu packen und wegzubringen, lauter Jammer und Klage erscholl durch die Luft, unterbrochen vom Knalle einstürzender Giebel der brennenden Häuser, und der aus ru- higem blauen Himmel herabscheinende Vollmond erhöhte den

schrecklihen Kontrast dieser grausen Nachtscene! Da in der

un}äglichen Angst und in der schrecklichsten augeubliccklichen Erwartung, daß das ganze Speichergebäude und mit ihm die andern in volle Fíammen ausbrechen würden, shwang sich,

von den ihm gegenüber und unter ihm spielenden Flammen,

vom Feuermeer der auffliegenden Funken und vom Monde schauerlich beleuchtet, ein Mann im Augesichte Aller längs

‘den Latten des Giebeldachs bis zur Spiße desselben empor;

ihm folgten zwei andere beherzte Männer; alle hattén Feuer- eimer voll Wasser, die sie lángs der Spige des Giebels in die Flammen gossen und solches dur stets zugereichte Eimer so oft wiederholten, daß nach beinahe -stundeulangem Be- müßen endlich auch dieser Giebel gelöscht wurde. Es war

“der Regierungsconduct:ur Lieutenant Runge, dem der Zim- mermeister Wagner tund der - Tischler Wolf gefolgt waren, welcher sih heldenmüthig, die Gefahr der Stadt erkennend,

den Flammen Preis gab und sich hier auf der höchsten Spiße des nur noch an Latteu zusammenhängenden Giebels dadurch sicherte, daß er dann und. wann einen Eimer Wasser sich selbs über den Kopf und Kleidung stürzte, während die

beiden andern Männer. im Gesicht und an den Händen be-

schädigt wurdèn. Jm verdankt die Stadt offenbar. ihre Erhal- tung und ist ihm um so mehr Dank schuldig, als seine Hülfe

úberall auch beim Retten von Menschen. und Sachen sichtbar

ward. Nachdem die Flammen in dem-ihnen preisgegebenen Quartier bis zum. Thore gewüthet hatten, fam es darauf. an, ihnen an diesem. ein Ziel zu sesen. Das Thor selbs, ein hohes

massives Gebäude, - welches ein Kriminal - Gefängniß enthält und ein-Denfkmal des Alterthums ist, schien ganz dazu geeignet, den Flammen Einhalt. zu thun,.als unglülicherweise ein ans

1277

gebautes fleines Gebäude, vieles Holzwerfk enthaltend ; von den- Flammen ergriffen wurde. Alles rief: “das Gebäude ab- zubrechen, aber vergebens wagten ‘einige ‘beherzte Männer mit Feuerhaken sich hinan, die Glut ließ sie nicht in der Nähe hinzu, und sogar die eisernen Haken lösten sich von den Stan- gen, die lèer in ihren Händen zurücblieben. Die Gefange- nen waren durch die Kriminal-Behörde in Sicherheit gebracht worden, als auch schon die Sparren- des Daches- zu erglühen anfingen; da- gelang es einigen beherzten Männern, zu. denen sich mehrere gesellten, bis zur Spiße éine Reihe zu bilden und so das bereits beginnende Feuer: zu ersticken. Unter ihnen verdient der Herr Oberlandesgerichts Referendarius Wekke genaunt zu werden, der mit beisptellofer Anstrengung nicht blos mit Worten und Nath anfeuerte, sondern durch Beispiel und cigene That, inden er, den Wassereimer in der Hand, stets einer der Vordersien war, den Uebrigen vorging. Neben ihm- haben sih sowohl hier -als an andern Orten des Feuers

mehrere junge Leute hervorgethan, denen die Stadt dafür

schr gern ihren Dank zollt.

Aus Stettin, vom 17ten- d., wird geschrieben: Zu dem diesjährigen „- gestern beendigten Stettiner Wollmarkte sind nach den Thór-Registern überhauvt 19,4909 Cntr. 5 Pfd. Wolle, cinshlieslich 450 Cntr. , welche. sich im Lager der rit- terschaftlichen Privat- Baut befanden, resp. eingegangen und zum Verkauf gestellt worden. Nach den Polizei: Rapports waren unter den vom 11ten bis 15ten d. M. angcëommenen Fremden 203 Wolléäufer und: 471 Wollverkäufer, und unter den Ersteren befanden sich mehrere bedeutende Wollhändler aus ‘dem Auslande. Das leider eingetretene, fast während des ganzen Marftes- dauernde Gewitter- und Regenwetter erzeugte Unlust sowohl bei den Käufern als auch bei den Verkäufern. Dessenungeachtet wurden von dem ganzen zum Verkauf gestellten Quantum 18,570 Cntr. 5 Pfd. verkauft, 470 Cntr. nach Bein abgefahren und nur 450 Cntr. auf den Böden der ritterschafclichen Privat - Bank aufgelagert, von leßteren jedoch heute ein Theil schon wieder verkauft. Die Preise waren für Wollen von 25—45 Rthlr. pr. Ctr. Um 10° pCt. und von 45—522 Nthlr. pr. Cutr. um 5 pEt. besset., als im verflossenen Jahre. Wollen von 55—60 Rehlr. und von 872 —100 Nthlr. wurden zu den vorjährigen Prei: sen, Wollen von: 627 —85 Rihir. aber mit 5—7 pCt. Ver- lust gegen. das verflossene: Jahr verkauft. Die ritterscizäft-

fiche Privat-Bank unterstüste und belebte den Verkehr“ sie“ seßte in 3 Tagen 15 Million Rthlr. um und gab esseêtive_

§09,000 Kthlr. aus. Uebérhaupt ‘fehlte es nicht an Geldmit- telt, vielmehr war Ueberfluß davon. vorhanden.

Aufforderung an àlle Landwirthe der Preußischeu Monarchie, zur Bildung von Schafzüchtervereinen zusammen zu treten.

(Eingesandt.) (

Die große Nütlichkeit eines Vereins von Schafzüchtern zur Beförderung des praktischen Betriebes und der weitern wissen- Achaftlichen Ausbildung der in den neuesten „Zeiten für die ge- fammte Landwirthschaft höchst wichtig gewordenen Schafzucht kann unmöglich Jemand bezweifeln, welcher den wahren Stand- punëtt der lebteri nur einigermaßen kennt. Auch is bereits in viclen Stagten dies cingeschen worden, und es sind daher in kur- er Zeit mehrere Schafzüchtervereine schnell nach einander entstan- den: und Überall hat die Erfahvung- deren große Nüßlichkeit voU- xXxommen- bewiesen. Um nur einige der wichtigsten dieser Vereine anzuführen, wird es genügen, an folgende zu erinnern. Der Mährische Schafzüchtervercin zu Brüng entstand 1814, und seine große Nüßlichkeit. hat sich in den 16 Jahren seines Bestehens vielfach bewährt , da er schr wesentlich dazu beigetragen hat, die Begriffe Über Sthafzüchtung und Wollgüte zu berichtigen und zu erweitern. Von wesentlichem Nußen war auch der zu Leipzig äb- gchaltene Wollkonvent, von dem jebßt schon verewigten Thaer aus-

gegangen ; leider kam aber dieser Wollkonvent nur einmal z1sam-

men. Außerdem nüßten die scit 1823 in Mecklenburg veranstal- teten mit den Wettrennen verbundenen Schafschauen und Schaf- auctionen, so wie die tährlichen Vich-Ausfstellungen zu Wien, der Deutschen Schafzucht wesentlich; noch wichtiger t für den Oester- reichischen Kaiserstaat der Scháf üchterverein in Ungarn, und von nicht geringerm Nußen verspricht. für diesen Staat der Böhmi- 10s Schafzüchterverein îin Prag zu werden, der in diesem Fahre

as erstemal zusammen tritt. Fm fernen Auslande sind es vor-

züglich der Wollveredlungsvereîn zu Paris ( scit 1825) und der Schafzüchterverein zu Moskau (seit 1827), welche eine ausgebrei- tete Thâtigkeit besißen. | : ' Es muß daher befremden ,_ daß in Preußen, wo doch dic Schafzucht in wenigen Jahren so F PRRppenaliche Sortschritfe in Zahl und Güte der Schafe gemacht hat, und wo die Blüthe der- elben sich unbedingt mit der iedes andern Landes messen kann, ennoch bis jeßt keine eigentlichen Schafzüchtervereite sich bilde- ten. Doch, es würde. hier zu weit führen, die Gründe dieser Er- scheinung näher anzugeben. . Wie schnell-aber auch immer die ver- edelte Schafzucht in der Preußischen Monarchie ohne Schafzüch-

tervereinte zu einer hohet Stufe von Ausbildung gestiegen seyn

mag, und obwohl vielleicht Mancher die Anficht haben könnte, daß dergleichen Vercine jezt zu spät kommen dürften, da die ver- edelte Schafzucht im Allgemeinen bei uns schon zu sehr verbrei- tet: sey und eine zu hohe Stufe der Vollkommenheit erlangt ha-

be, als daß die Wirésamkeit eines Schafzüchtervercins noch von wesentlichem Nußen feyn könne, und bei dem regen Eifer der Landwirthe gerade in diesem Zweige ihres Betricbes die fernere Ausbildung desselben von selbst erfolgen müsse; so glaube ich den-

noch , daß es auch jeßt noch an der Zeit sey, dergleichen Vereine bct uns zu bilden, wofür wenigstens folgende Thatsachen ganz laut zu sprechen scheinen.

Schon im Allgemeinen kann man wissen, ohne gerade selb -

Schafzüchter zu seyn, daß die Aufgabe zur weitern Vervollkomm- nung dexr Schafzucht, wie dies mit jeder Erfahrungs-Wissenschaft der Fall 1fl/ eigentlich unendlich sey und im Laufe der Zeit ih- rem Ziele zwar immer näher und näher rúckt, ohne jedoch daf-

selbe je voliändig zu. erreichen. Indeß gerade durch das nähere - Zusammentreten mehrerer Schafzüchter, welche sich ihre gemach= -

ten Erfahrungen und Ansichten mittheilen und gegen einander austauschen , wird außerordentlich viel Zeit gewonnen, und" da- durch werden wenigsiens die Hauptgrundsäße, welche jeder Züch= ter kennen, und nach welchen jeder handeln muß, vielleicht in

eden so vielen Fahren als unumstößliche Wahrheiten festgestellt,

als ohe cin solches gemeinschaftliches Zusammenwirken der Züch= ter Decennien hierzu erforderlich gewesen seyn möchten.

Wie viel indeß bei unserer jeßigen Schafzucht noch zu un

sey, darauf mògen folgende flüchtige Bemeréungen aufmerksam

machen.

Der Preußische Staat besißt, bei ciner Stärke des Schaf- flammes von 12/611,/,00 Stücken , unter diesen 2,378,909 gattz veredelte, 5,157,000 halb veredelte und 5,946,995 *) unvercdelte Schafe. Nun muß man aber bemerken, daß selbt die Begriffe ganz und halb veredelt noch s{chwankend sind , indem bis jeßt die Stimmen der berühmtesîen Schafßzüchrer noch sche darüber ge- theilt sind, ob vei stetig fortschreitendec Veredlung des Landscha- fes durch ‘wirkliche Merinos die volle Veredlung schon mit 4 vis 5/ oder ader mit 19, oder ers mit 15 bis 25, ja nach Eini= gent sogar erf mit 3) Veredlungs - Generationen eintrete. Diese ichwankenden Begriffe möglichst scharf zu begränzen und auf be= stimmte Erfahrungen zurückzuführen , t sowohl für die Wissen= schaft als auch für den praktischen Betricb der veredel= ten Schafzucht von der höchsten Wichtigkeit: und diese Auf- gabe zu lôsen, würde für einen Schafzüchterverein einen jchr zu beachtenden Gegensiand bilden. Daher is es {chr wohl möglich, daß unter den 2,378,999 angegebenen ganz veredelten Schafen cine große- Zahl \olcher sich befinden nidge- welche cigentlich in die Klasse dex halb veredelten gehören. Doch auch ganz hiervon abgeschen und angenommen, oafß alle Schafe zu den Klassen gehdreu, unter welchen ste aufgeführt wwer- den, so tft doch nur zu bekannt, wie der bei weitem größere Theil der veredelten Schafe bis jeßt noch zu der Race der Jufantado (Negretti, schwarzes Vollblut), und nur der viel kleinere Theil zu den Elcktorals (Escurial, graues Vollblut) gehöre. Auch selb in unseren aneztaant besicn Schâfereien roird man schwerlich mehr, als 3 höchstens 4ck pCt. an Elektoral-Wolle finden, und die Menge derselben nimmt in demselven Maaße ‘av, als die Sthä- fereten weniger ausgezeichnet sind. Die halb- veredelten Schäfe- reten geben avcr im Allgemeinen eine weit geringere: Ausbeute an: Eleftoral- Wolle, und man mdchte dieselbe wohl nit zu ges ring anschlagen, wenn man bei denselven den Ertrag an Elekto-

_ral- Welle durchschnittlich auf 5 7 pCt. annimmt. Wie viel

bleibt“ daher noch zu thun übrig, wenn alle veredelten Schäfe- reien dahin kommen wollen, wohin sic kommen können und müs- sen, um sich nicht von den ringsum und überall sich erhebenden Konkurrenten des Auslandes theilweise vom Wollmarkt verdrän= gen zu lassen, nämlich dahin, mindestens 75— 89 pCt. Elcktoral=, und nux 29—25 pCt, geringere Wollsorten zu gewinnen. Zwar ist zur Erreichung dieses Ziels durch die eingeführte Classifica-

tion der Schafe in den leßten Fahren sehr viel geschehen: wenn

man aber bedenkt, wie wenig durchgreifend diese bis jept noch im Allgemeinen geübt wurde, #0 daß siein mehreren Provinzewt noch zu den unbekannten. Gegenständen gehört, und wie: die bis= her ausgeführte A OEs nur die Wollgüte, keinesweges ‘aber auch gleichzeitig die verschiedene Edle der Schafe berücksichtigte, was doch durch die Angabe der Zahl der bereits stattgehabten Vered=

| lungszGenecrationen leicht geschehen könnte und hochst wichtig ist,

so ergiebt sich auch hier noch ein weites Feld für ‘die vereinte Thâttgkeit der Scha 1e, i i

Jn Betreff der Schaf-Krankheiten, und. namentlich der: erb- lichen und ansteckenden, scheint endlich die: Zeit auch nahe zu seyn, welche dringend zu einer ernsten uttd gründlichen Untersu- chung dieser Uebel auffordert. Gewiß ‘haben die :richtigere Er-

kenntniß und Behandlung -des Milzbrandes, der Räude, der

Klauenseuche und der Pocken in neueren Zeiten bedeutende Fort=

schritte gemacht, und. gewiß sind durch eine bessere Pflege und

durch ‘die ‘Befolgung U R Grundsäße beider Zühtung und Fütterung, \o wie vors ich durch geeignete Polizei - Maaßre- elun, die genannten Krankheiten noch weit öfter verhütet als ge- eilt worden; aber dennoch: bleibt schr: viel zu thun übrig; wenn

© Vergl. Nr. 232 der vorjährigen Staats- Zeitung; der Ver- fasser des ‘obigen Aufsaßes hat die Summen nur bis zu den Tau- senden? angegeben und die Hunderte e. weggelassen.

E N E N Tar f T ge! M