1830 / 191 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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wird leiht begreifen, welche Gewalt derselbe bei diesem trau- rigen Aulasse dem väterlichen Herzen anthun mußte und, wie er, wird es die Hoffnung nähren, daß der tapfre Sohn am Leben bleiben werde, um noch ferner dem Kö- nége und dem Vaterlande zu dienen.“ „Nach der Art und Weise“/, äußert der Messager, „wie die . Ope- rationen in Afrika geleitet werden, würde es fleinlich seyn, wenn man dem Ober / Befehlshaber nicht Gerech- tigkeit wroiderfahren lassen wollte. Briefe von der Armee, aus der Feder von Offizieren geflossen, die unsere constitu- tionnellen Grundsäße theilen, nehmen feinen Anstand, dem Kommando des Grafen v. Bourmont das gebührende Lob zu ertheilen. Man kann sich einer tiefen Bewegung nicht erwehren, wenn man in dessen Berichte vom 25sten die. Stelle liest, worin er sagt, daß nur ein Offizier verwundet worden, und

daß dieser Eine der zweite seiner vier Söhne se. Diese !

Sprache eines Soldaten und Vaters har in ihrer rúbrenden

Einfachheit etwas Eindringliches, das uns entwaffnet und uns zur Unparteilichkeit zwingt. Man versichert, daß dem Könige, als er die betreffende Stelle des Berichtes las, die Thränen in die Augen getreten seyen, und daß Se. Majestät sofort ein eigenhändiges Billet an die Gräfin von Bourmont geschrieben haben, um dem mütterlichen Herzen Trost zuzu- sprechen.“ :

Die Blessur des jungen Bourmont soll sehr gefährlich seyn. Die Kugel is auf der linken Seite unter dem Herzen eingedrungen und auf der rechten Seite, nah hinten zu, zwischen zwei Rippen wieder hinausgegangen.

Herr von Peyronnet, der Sohn des Ministers des Jn- nern , Seconde-Lieutenänt bei einem Husaren-Regimente , ist gestern als Courier mit Depeschen für das Hauptquartier der

. Expeditions-Armee nah Afrika abgegangen.

Das Journal dés Débats giebt nah dem Aviso de la Méditerrannée nachstehenden Tages-Besehl des Grafen v. Bourmont :

¡Die Truppen der Expeditious-Arrmmee haben an den Ta- gen des L4ten und 19ten Juni den Erwartungen des Königs eutsprochen und den der Franzöfischen Flagge zugefügten

_ Schimpf bereits gerächt. Die Türkische Miliz hatte geglaubt, daß es eben so leicht sey, uns zu besiegen, als uns zu be- shimpfen. Eine völlige Niederlage hat sie cines. Andern be- lehrt, und jeßt werden wir sie in den Mauern von Algier bekämpfen. Schon kehren viele Araber nah ihren Wohn-

pläßen zurü, denen die Furcht vor dem Dey allein fie entrissen hatte ; bald werden sie wiederkommen, urn uns ihre Heerden zu ver-

Taufen. und den Ueberfluß in unsern Lägern zu verbreiten. Der Ober-Befehlshaber macht es dem Heere zur Pflicht, ih- nen eine freundliche Aufnahme zu bereiten und die mit ihnen abgeschlossenen Käufe gewissenhaft zu halten. Die Truppen vou allen Masengattun, en haben an Muth unter

“einandex gewetteifert. Auch die Armee-Verwaltung hat durch

„ihre flugen- Auordnungen , so wie durch die Sorge, die sie den Verwundeten widrnet, das beste Lob verdient. Der Ober- Befehlshaber wird bei der Regierung die Dienste Aller

“geltend machen und die Güte des Königs für Diejenigen in Anspruch nehmen, die sich derselben am würdigsten gezeigt ha- ben. Ueberall, wo das Heer kämpfte, hat das Feuer der Kriegsschiffe seine Operationen ‘unterstüßt und zu den von

_uns aungenen Vortheilen. wesentlich beigetragen.

Im Lager von Sidi-Khalef-den 20. Juni 1830.

(gez.) Graf von Bourmont.“

Die-Quotidienne giebt nachstehendes Schreiben aus Sidi¿Ferrucch vom 21. Junt, dessen Verfàässer, ihrer Be-

hauptung nah, dur seine Stellung in Stand geseut \cy, „die genauesten und ausführlichsten Nachrichten über die Ope- „rationen der Expeditions - Armee einzuziehen: „Das Treffen

ei Staoneli hat Schrecken in dem feindlichen Heere ver- breitet, und die Einwohner sind nunmehr überzeugt, daß Widerstand vergeblich seyn würde. Jeden Morgen unter- _handélu Arabische Häuptlinge mit unsern Vorposten ; mehrere „kamen sogar ins Lager und hatten Unterredungen mit dem ber Beléhlohaber. Es bestätigt sich , daß die Bei's von Konstantine, Oran und Titeri bei dem feindlichen Heere ‘wa- ‘xen, gder na der lé6ten ‘Niederlage in ihre Provinzen zu- rúctgekehre sind, Der Schrecken der Feinde war so groß, daß die Flieheuden sich in der größten Verwirrung nah Al- gier warseu, in das wir ohne Zweifel mit ihnen zugleich ein- gedrungen wären, wenn wir sie hätten verfolgen können; zwei Kavallerie-Regimenter wären - dazu hinreichend gewesen. Gegen Ende der Wocize- denken wir gegen Algier vorzurücken, dessen Belagerung, wie man hofft, nicht lange dauer wird, Dennoch- werden die Türken hinter ihren Mauern ihre ganze Tapferkeit zeigen, an der es ihnen keinesweges fehlt. Einer

die Verwegenheit , eine Algierische Fáähne auf der Brú unserer Batterie aufzupflanzen. Er mußte a Muth i bezahlen , indem der an der Brustwehr stehende Artillerie- Offizier ihm in demselben Augenblicke mit einem Säbelhiebe den Kopf spaltete. Einer unserer Voltigeure brachte heute früh die Standarte des Befehlshabers der Kavallerie ins Hauptquartier , die er einem Türkischen Offizier - nach hart- näckigem Kampfe abgenommen hatte. - Unser Lager hat seit einigen Tagen ein ganz Afrikanisches Ansehen gewonnen ; die Araber fommen oft als Freunde zu uns; einer ihrer Parla- mentaire findet sih jedeu Morgen ein, um seinen in unserm Feld - Lazarethe befindlichen verwundeten Sohn zu besuchen ; wenn er fortgeht, nimmt er dann immer Proclamationen in Arabischer Sprache mit, die er im Lande verbreitet. Alle Morgen steckt man eine Menge von Exemplaren der Proclamation auf Pifen, und die Beduinen fom- men dann und nehmen sie herunter. Sie wissen bereits, daß der Krieg -nicht ihnen gilt, und daß es in ihrem Jn- | teresse liegt, in Frieden mit uns zu leben, Bei uns können | sie Geld verdienen ; von den Tärken haben sie aber nur Säbel- hiebe zu erwarten. Die dem Feinde abgenommenen Kameele verrichten bereits im Lager Transport - Dienste. Die Hiße ift hier nicht größer, als in den südlichen Provinzen Frank- reichs ; fie ist noch nie über 25 Grad gestiegen. Die Seeluft: erfrisht die Atmosphäre. Die Morgen und Abende sind herrlich, die Mächte dagegen feucht und kalt. Fast die ganze Urmece ist mit Zelten versehen, und zwar die Avant-Garde mit den dem_ Feinde abgenommenen. Der Rest unserer Sol- daten divouakirt unter guten Laubhütten oder bei einem wär- menden Wachtfeuer, das mit Geißfklee -, Erdbeerbaum- ; Pi- nien- und Oleander-Holz reihlich unterhalten witd. Das in Staoneli eroberte prachtvolle Zelt des Ága soll dem Könige: nach Paris geschickt werden. Es is 60 Fuß lang und über 30 Fuß breit, besteht aus cinem rothwollenen Stoffe und ist mit grünen Stickereien von der höchsten Schönheit verziert. Unsere Soldatén lassen sich in diesem Augenblicke dên für die Türken bereiteten Reis schmecken und erquicken sich aus großen mit Kameelmilh angefällten Näpfen, die im Lager gefunden wurden. Dex Dey muß jet von der Niederlage seines Heeres benachrichtigt seyn, und gewiß wird sein Schwie- gersohn, der Aga, mit seinem Kopfe dafür büßen müssen. Jm Lager fand man außer Kriegsvorräthen große Quantitä- ten Tabak und alle Artikel des Orientalischen Luxus. Ge- stern durchrirt der Ober - Befehlshaber die ganze Linie der Armee und schrieb die Namen aller Soldaten auf, die sich besonders ausgezeichnet haben.“

Die Gazette de France entlehnt aus der ersten Num-

mer ber „Estafette d’Alger‘/ Folgendes: „Das Lager von

Staoneli ist mit der dem Feinde abgenommenen-Beute ange- füllt; unsere Truppen find mit Ger thschaften aller. Art ver- sehen ; einige schlafen sogar auf Türkischen Teppichen. Die Garderobe-des Aga ist in die Hände unserer Voltigeurs ge- fallen, die diese reiche Beute an einige Liebhaber Orientali- scher Kleidung in der Armee verkauft haben. Herrliche Ober- fleider von feinem Tuche, mit Seiden- und Go dstickerci, und reiche Ueberwesten von Brokacstoffen sind jekt die Modetracht: der Stugter der Armee. Jedermann will einen Arabischen Mantel’ (Burnout) haben, um sich die Nacht darin einßüllen zu fônnen. Diese Mäntel sind von einer eleganten und be- quemen Form, von weichem und feinem Gewebe, und fkön- nen im nächsten Winter: in--Paris an die Stelle der bisheri- gen Mäntel, Pelze und Æildshuren treten.‘/ | Das Aviso de la Méditerrannée und eíni e hie- sige Blätter bringen verschiedene Privatschreiben aus Sidi - gerruch vom Wsten, 21sten und 22sten v. M., woraus wir, mit Umgehung der “bereits durch die amtlichen Berichte be- kannt gewordenen Thatsachen, Nachstehendes mittheilen : ¡[Jn dem Gefechte vom 19ten“/, heißt es darin ; ¡war das feind- liche Lager nur 17 Lieues von dem unskigen entfernt, so daß. unjere im Verfolgen begriffenen Soldaten sich" bald den Bat- terieen der Algierer gegenüber befanden. Der- Feind, 30,000 Mann -stark, wollte seine Absicht, unser Centrum- zu spren- gen, hinter falschen Manövers verbergen. Die den Kern des feindlichen Heeres bildenden Türken warfen sich auf das 28ftè Regiment , dem eben die Munition ausgegangen war- so. daß es sich mit dem Bajonett vertheidigen und zurücfzie- hen mußte; aber eine öôstlih von Sidi-Ferruch liegende Brigg versah die Truppen bald mit neuen Patronen, und das Re- giment rückte wieder vor. Der tapfere Capitain Louvrier lag mit seinem Dampfschiffe während des Treffens am Ufer und fügte dem Feinde vielen Schaden zu. Mehrere verwun- dete Türken erskachen sich, um nicht in unsere Hände zu fallen. General Berthezène hat in dem Gefechte vom

von ihneu hatte kürzlich in der größten Hike des Gefechts

19ten seinen alten Ruhm bewährt; seine Division war

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es vornehmlich, die den Feind zurückwarf, auch "hat der - General Bourmont selbst ihm den Preis des“ Tages zuerkannt. Da die Bai von Sidi -Ferruch eng und nicht völlig sicher ist, so werden alle überflüssigen Schi f fort- geschickt. Die Linienschisse „„Trident: und „Breslaw/“ und die Fregatten „l Jphigénie,‘/ 11a Didon,“‘ „l Herminie,‘ „a Vénus,‘/ „la belle Gabrielle,‘/ „la Marie Thérèse,

l Jeanne d’Arc,‘/ l’Aréthuse,// „la Pallas,‘/ „la Guer- rière’ und „la Surveillante‘/ haben die Rhede verlassen, um vor Algier zu kreuzen. Das Admital - Schiff „la Pro- vence‘‘ bleibt mit den andern Linienschiffen „Scipio,“/ „la Su- perbe,‘? „a Couronne,‘/ „la villé de Marseille,‘/ „Nestor,‘/ „„Marengo,‘/ ¡„„Duquesne,‘/ „¡Algésiras u. s. f. auf der hie- figen Rhede. Wenn wir am 19ten gleich ‘auf Algier mar- \chirt wären , wie General Berthezène wollte, so hätten wir diese Festung gewiß überrumpelt. Jn unserm Lager be- ‘finden sich mehrere Ueberläufer , von denen General Loverdo einen in seine. Dienste genommen hat. Sie erzählen, daß in Algier das Volk sich gegen die Türken empörte, als. die Nie- ‘derlage vom 19ten bekannt wurde, und daß dort gänzliche Verwirrung herrsche; einige behaupten, der Dey sey mit einem Theil seiner Schäße nach Konstantine entflohen. Acht Türkische Offiziere, die bei Sidi-Ferruch die Bat- terieen fommandirten, sind in Algier enthauptet worden, weil sie sich schlecht vertheidigt haben. Unsere Armee zählte am ‘22sten 1000 Verwundete und 200 Todte. Was. uns ein so „großes Uebergewicht über den Feind giebt, ist unsere Artille- rie; eine Kanonenkugel, und namentlich eine Haubibße, reicht

hin, ein Corps von 600 Mann in die Flucht zu jagen.‘/ Aus Toulon wird unterm 29. Juni gemeldet: „Man | befürchtet, daß die anderen Regentschaften dem Dey von Al- |

“gier Hülfstruppen schicken werden, weil sie ihre eigene Si- cherheit durch den Fall Algiers gefährdet glauben. Außer mehreren. Bombarden und einer Menge von Transportschif- fen, welche Lebensmittel und Wasser für die Armee laden, . find auch die beiden Dampfschiffe „„Pelifkan‘/ und „le Souf- ‘fleur‘‘ hier eingelaufen, um ihre Havarieen auszubessern. Un- : gefähr 1300 Mann von den Cadres der Land- und Scetrup- “pen haben Befehl bekommen, sich zur Einschiffung bereit zu halten. Am 22sten sind 15 Fahrzeuge mit 500 Öchsen aus dem. Hafen von Cette nach Algier abgesegelt. Die Goe- letten-Brigg „„Alcyone‘/, vom Schiffs-Lieutenant Dubourdieu ‘befehligt , ist heute fruh aus der Levante hier angekommen. Sie joll wichtige Depeschen. vom Grafen Guilleminot und dem Admiral von Rigny mitgebracht haben, die sogleich durch Estafette nah Paris abgesandt wurden. Das vom Ober- sten von Leydet befehligte 57ste Linien-Regiment ist heute hier angekommen und wird sich nächstens nach Morea einschiffen. Die Gabarre „¡Finistère‘/ geht morgen mit 20,000 Rationen näch Torre-Chica ab.‘ Die Gazette de France verwahrt sich heute gegen den ihr von der Quotidienne sowohl als von dem Universel gemachten Vorwurf, daß sie zur Opposition úbergetreten sey, durch folgende bemerfenswerthe Erklärung: „Wenn wir aus- sprechen , was Jedermann weiß: daß nämlich die Minister, die gegenwärtig das Staatsruder führen, nicht im Stande nd, sich den Kammern gegenüber zu stellen, so heißt dies keinesweges, sih der Königl. Regierung opponiren. Wollte man dies ‘Opposition neanen, so fönnte man . mit demselben Rechte behaupten, daß die Minister selbst dazu gehdren, denn wir sind überzeugt, daß sie fast alle von jener Wahrheit “durchdrungen find.‘ Gestern habe in den 59 Departements (nach Abzug der 6, die nur ein Wahl- Kollegium haben), wo das Wahl- Ge- “schäft inden kleinen Kollegien bereits beendigt ist, die Wahlen in den gr oßen Kollegien begonnen. Die Gazette meldet, daß: in Lille das provisorische Bureau beibehalten | arie R man dort auf ministerielle Wahlen schlie- ßen darf. ? Die Zahl der Prozesse in Angelegenheiten der Wäh- ler, die gegenwärtig in zweiter Jnstauz- vor dem Cassations- hofe. schweben, beträgt Ee als 1800. | Dew Nachrichten von der Spanischen Gränze - zufolge, : Ae Ruhe zwischeri den diesseitigen und den Sp; ischen Hirten im: Thale Cize volllommen wieder hergestellt. Die

leßtern zeigen sich nicht mehr in Waffen, und man hat da- her Ursache, zu glauben, daß die Spanische Regierung si ins Mittel gelegt habe, um künftigen Exzessen vorzubeugen.

Großbritanien und Jrland.

Parlaments - Verhandlungen. handlungen des Oberhauses am 30. Juni, wo über die zweite Adresse an den König (in der die Geneigtheit des

von, daß im P

gungeu: Ewr. Herrlichkeit find

Von den Ver- ;

fen, die in der Zwischenzeit bis zur nächsten: Parlaments- Versammlung erforderlich jeyn dürften) debattirt worden, tra- gen wir hier noch Einiges nah. Nachdem der Graf Grey (wie gemeldet), *) bei Gelegenheit seines Antrages auf Ver- tagung der Debatte, die vou dem Herzoge von Wellingtow

gegebene Erklärung sehr mager genannt und die Schuld da-

arlamente bisher so wenig geschehen sey, auf die Minister geschoben hatte, sagte er mit besonderer Hin-

sicht auf die Nothwendigkeit einer Regentschafts-Ernennung :

¡Der König wird, mit göttlicher Hülfe, noch viele Jahre

fester Gesundheit sich erfreuen, da er mit einer fräftizgen Lei-

besbeschaffenlzeit eine näßige Lebensweise verbindet, und hoffe

ich mit Zuversicht , daß Se. Majestät noch viele glückliche

Jahre verleben werden. (Beifall.) Allein, Mylords, Könige find sterblih , wie ihre Unterthanen. Unzählige Menschen werden in jedem Augenblicke “plößlich von dieser Welt abge- fordert, um die letzte Rechenschaft, die wir Alle, fruher oder später, ertheilen müssen, abzulegen. Könige sowohl als ihre Unterthanen föônnen unerwartet vom Todesstreich -getrofffen. werden. Liegr es nicht in dem Reiche der Möglichkeiten, Mylords, daß ein solcher Unfall das Land in der Zwischenzeit vom Schlusse dieser bis zum Anfange der nächsten Session betreffen kann? Was aber, erwägen Sie es wohl, würde die Folge davon für das Land seyn, wenn gar feine Vorkehrun- gen dagegen angeordnet wären Das Gesebß dieses Landes weiß nichts von einer Minderjährigkeit des Königs, und der Thronfolger, wenn auch ein unmúndiges Kind, besißt geseb- lich alle Souverainetäts - Rechte. Würden nun, wenn un- glücklicher Weise das Ableben des Monarchen , so unwahr=- \cheinlih es auch is, doch eintrâäte, ehe das Parlament sich wieder versammelt hat, daraus nicht die nachtheiligsten Folgen fúr das Länd erwachsen können? Ich weiß freilich nicht ret, in welcher Weise wir dem- gnädigen Fürsten, den dieser Ge- genstand betrifft, unsere ängstlihe Sorge: dieserhalb vortragewr sollen. Da ich jedoh einmal von der Nothwendigkeit der Maaßregel überzeugt bin; so werde ich vor der Erfüllung meiner Plicht, so peinlich sie auch erscheinen mag, nicht zu- rúckbeben, und hoffe ih, daß Ew. Herrlichkeiten ebenfalls vow der Redlichkeit meiner Absichten überzeugt seyn und mir das BVertrauen- schenken werden, daß ich kein anderes Motiv habe, als einer fünftigen Gefahr vorzubeugen. Angemessen wäre

| es, wenn der Gegenstand uns durch einen Antrag der Mini-

ster Zür Erwägung vorgelegt werden möchte; der König würde gegen ein solches Verfahren gewiß nichts einzuwen- den haben, denn er ist allzu männlicher und umsichtiger Sinnesart, um sich durch Gründe abhalten zu lassen„ die einen gewöhnlichen Menschen bedenklih machen dürften. Sollte aber der Vorschlag von Ew. Herrlichkeiten ausgehen, so würde ich eine Adresse an Se. Majestät vorschlagen , daß Höchstdieselben geruhen möchten, dem Hause eine Maaßregekt zur Vorfkehrung gegen die große Gefahr, deren ih erwähnt, zu empfehlen.“ Der Graf von Harrowby stimmte mit den Ansichten des vorigen Redners, hinsichtlich des Minister riums, nicht überein ; dagegen meinte er, jener habe die even- tuelle Gefahr , welche dem Reiche drohen dürfte, nicht allein nicht, übertrieben , sondern noch nicht zur Genüge gewürdigt. ¡Der edle Lord spricht von einem minorennen Könige; wie aber, wena beim Ableben des jeßigen Monarcheu sein Nach-

. folger noch: gar nicht vorhanden. wäre? Jch sehe, daß diese

Andeutung von den edlen Lords auf der entgegengesebtet Seite vollkommen verstanden wird. Es ist nämlich noch îm- mer keine Unmöglichkeit , daß Se. jeßt regierende Majestät direfte Leibes-Erben erhielten. Es muß nicht“ allein als juzi-

dische Möglichkeit aufgestellt werden, sondern es ist nicht eiri-

…_mal eine saktische Unwahrscheinulichkeit , daß sich bei dem Abs leben Sr. Q rve » oosty H E M a aude des Dajeyns befinden dürfte, dem : Q ite Lans Es é ühren würden. Welche Schpitte d nun für cine solche Möglichkeit getroffen ?// Der Redner meinte, in“einem solchen -Falle müßte die Königin gutori- ' sirt werden, die Regierungs-Gewalt 6. Wochen- oder 2 Monate nach der Zusammenberufung des Parlaments auszuüben. —Der Graf v. Winchilsea theilte gänzlich die Ansichten des Gra- _fen Grey. Er glaubte, daß die Minister bei der Botschaft “weiter nichts beabsich en, als die Verantwortlichkeit der-be- „reits obshwebenden Maaßregel von sich an Die Auslôsung des Parlaments würdé unter* solchen ständen in hohemGrade unpopulair seyn, und man müßte sie der in- neren Ueberzeugung der. Minister zuschveiben, daß fe das Zu- trauen des jeßigen Parlaments nicht besäßen. Er stimmte fúr die. Vertagung. Der Lord-Kanzler hielt es für höchst unzweckmäßig, Fragen von solcher Wichtigkeit, welche die Sej-

Hauses zu erfennen gegeben wurde, die Maaßregeln zu tref-

*) Vergl, Rur. 187 der Staats-Zeöt., Seite 1426.