1830 / 199 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Bombast vorträgt. Die ganze Nation erscheint dann nicht selten als ein Volk ey lauter Helden und der Beherrscher als ein Gott. Gewöhnlich redet er eine Person mit dem Prädikat „„Aller- vortrefflichster‘“ oder „Höchsterhabener// an; den Muth eines Lieblings - Kriegers stellt er als etwas Uebermenschliches ‘dar; ,,10 solcher Menschen nehmen es mit 100,009 Teufel auf// ist der Ausdru, dessen er sih bei solchen Gelegenheiten bedient. Wer den National - Charakter der Brasilianer nicht kennt, sollte glauben, er befände sich mitten in einer Nation von Eisenfressern, und doch ist dies wohl nirgends weniger der Fall, als in Brasilien. Ein Reisender, der sich neun Jahre lang dort aufhielt ,. hatte nie auch nux von eínem einzigen Zweikampf gehört, dagegen gehörte es gleichsam zur Mode, die belcidigte Ehre durh nächtlichen Meuchelmord zu rächen. Das strenge Ausschließen der Frauen aus der Gesellschaft beraubt diese jener äußeren Politur, die andere Länder dem Einfluß des {duen Geschlehtes verdanken. Die Brasiliani- schen Frauen sind ungebildet und leben in wilder Ueppigfeit ; ihr Daseyn {leiht einförmig in Gesellschaft ihrer Sklavin- nen hin, denen sie an Ausbildung des Verstandes nur wentg überlegen sind. Jm gewöhnlichen Leben sind sie sanstmüthig und höflich, wenn jedoch ihre Reizbarkeit durch äußere hef- tige Eindrücke aufgeregt wird, so zeigt sich die feurige Energie ihres Klimas. Sie sind mehr interessant als s{ôn, und die si6ende Lebensart färbt ihre Wangen mit einer fränkeln- den Blässe; früh verheirathet, nehmen sie frïh schon sehr an Korpulenz zu, was indessen nach dem Orientalischen Ge- schmacck des Landes das Schönheits-Jdeal für beide Geschlech- ter ist. Jn diesem Klima, wo Alles schnell reift, sind Frauen von 27 Jahren schon Großmütter. Die Berg - Provinzen Minas und Santa Paulo liefern die vorzüglichsten Bewoh- ner Brasiliens, deren Eifersucht und Rachbegier indessen |0o- gar in Brasilien zum Sprüchwort geworden sind, Das Messer ‘in der Hand dieser Menschen ist eine furchtbare Waffe. In seinen Mantel gehüllt, geht der Bewohner dieser Pro- vinzen surchtlos dem geubtesten Fechter entgegen, geräth er beim ersten Angriff in Nachtheil, so springt er mit der Be- hendigkeit einer wilden Kaße 10 bis 15 Schritte zurück und wirft mit einer unfehlbaren Sicherheit das Tod bringende Messer seinem vorrückenden Feinde entgegen. Aus diesen Provinzen zieht der Kaiser seine beste Reiterei. Auch die meisten höheren Staatsämter sind mit Eingebornen von Mi- nàs und Santa-Paulo beseßt, da sie sich ihrer Thätigkeit und ihres kräftigen Charakters wegen besser dazu eignen, als die indolenteren Bewohner der Küsten-Provinzen. Am Tage eines Levers bietet der Kais. Hof ein glänzendes Schauspiel dar. Dom Pedro hat ein adeliches Corps gebildet, das, wenigstens an Zahl, sih mit den ältesten Europäischen Höfen messen

fann. Indessen gehört militairisches Talent nicht zu den At- |

tributen dieses Corps. Die leßte Revolution hat nicht einen einzigen ausgezeichneten Soldaten hervorgebraht. Der Cha- rafter des Kaisers ist der wahre Gegensaß des Volks - Cha- rafters. Einfach in seinen Sitten, thätigen Geistes, männli- chen und kräftigen Gemüths, hat er die Wohlfahrt seines neuen Reiches zum einzigen Ziel seines unaufhörlichen Be-

strebens gemacht. Verbrechen sind in Brasilien selten, we-

baren Regionen fristet der Landmann durch zweitägige Arbeit scin Daseyn während anderer 5 Tage. Wenig Länder sind in der That von der freigebigen Natur so gesegnet, als Bra- silien. Unermeßlich ist die Ausdehnung seines Gebietes , das sich durch die größte Mannigfaltigkeit in Hinsicht von Grund und Boden, Klima und niiuetalishén Schäßen sowohl, als Erzeugnissen des Ackerbaues -auszeichnet. Der Kaiser und der theoretische Geist der Regierung bieten Alles auf, um die Entwickelung so großer innerer Kräfte zu befördern. Jn einer Zeit, wie die jeßige, wo allgemeiner Druck und allgemeine Stockung herrscht, ist es, mancher dunklen Wolken ungeach- tet, die noch am politischen Himmel Brasiliens hängen mö- gen, höchst erfreulich, die Blicke auf ein Land zu werfen, das “4 E Feld für den Unternehmungsgeist darbietet, als rasilten.

Königliche Schauspiele. Montag, 19. Juli. Kein Schauspiel.

Dienstag, 20. Juli. Jm D Ee: Wallensteins Tod, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von Schiller. (Hr. Alexander Schröder, Sohn der Madame Sophie Schröder: Max als Gastrolle.) :

Mittwoch, 21. Juli. Im Opernhause: Oberon, König der Elfen, romantische Feen- Oper in 3 Abtheilungen, mit Ballets ; Musik vón C. M. v. Weber. (Fräul. v. Schäbel: Rezia. Dlle. Lehmann : Fatime.)

Preise der Pläße: Ein Plaß in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. 2c.

Königstädtisches Theater.

Montag, 19. Juli. Kein Schauspiel. /

Dieastag, 20. Juli. Fca Diavolo, oder: Das Wirths- haus zu Terracina, komische Oper in 3 Akten; Musik von. Auber. i

——— E E D R E emei E

"n

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 13 Juli.

Niederl. wirkl. Schuld 653. Kanz-Bill 314. Oesterr. 5proc.

Meta!l. 973. Kuss. Engl, Anl. 1034.

London, 10. Juli, 3proe. Cons. 933. Griech. 39.

St. Petersburg, °. Juli. PVamburg 3 Mon. 954. Silber-Rubel 3665 Kop.

ra

Wien, 13. Juli, 5proc. Metall, 10045. 4proc. 9675. Part.-Oblig. 1343. Bank-

nigstens solche, die aus Noth entspringen. Jn diesen frucht- | Actien 13605.

N a ch

G-M 10A c be

Paris, 12. Juli, Der heutige Moniteur enthält nachträglich folgende Depesche des Vice-Admirals Duperré an den

See-Minister, datirt: -Vor Algier, den 3. Juli:

¡Jch habe gestern die Kriegsflotte vor A!gier zusammengezogen ; vorgestern führte der. Contre - Admiral von Rosa-

mel, um eine Diversion zu machen, einen falschen Angriff auf die Batterieen der Marine und des H auf die der Stadt selbst, nach der. Seeseite zu, aus. Heute habe ih den Angriff wiederholt und das ganze Geschwader hat,

afendammes, so wie

unter dem unaufhörlichen Donner des feindlichen Geschüßes, zwei Stunden lang defilirt und gekämpft.//

“von Algier seinen Glückwunsch abzustatten.

“so ruhmwürdig für Frankreich als nüßlich für die Menschheit

“Albge

meine

Preußische Staats-Zeitung.

Berlin, Dienst

E 199.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Des Königs Majestät haben geruhet, den Ober: Landes- gerichts - Assessor Adolph von Kleist zum Rath bci dem Ober-Landesgericht zu Breslau zu ernennen.

Angekommen: ‘Der Kaiserl. Russische General - Kon- Ful zu Danzig, Staats-Rath Tengobors ki, von Danzig.

Zeitungs-Nachrichten. M UDT U D.

Frankrei.

París, 12. Juli. Se. Majestät trafen gesteru Vor- mittag um 11 Uhr aus St. Cloud hier ein. Unmittelbar. darauf empfingen Höchstdieselben in einer Privat-Audienz den Englischen Botschafter und den Hannöverschen Gesandten, welche die Ehre hatten, dem Monarchen das Notifications- Schreiben ihres Souverains wegen des Ablebens Georgs IF. - zu überreichen. Nach der Messe wurde der Stadc-Rath bei -

ag den: 20m Suli

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| Vereins fär die Vernichtung der Seeräuberei un verei

in Afrifa-/ angeschlossen hatte, war ein Plat if der Bie des Hochaltars angewiesen worden, wo sich auch Deéputatéo- nen des Cassationshofes, des Könktgl. Gerichtshofes, dés Tri- bunals erster Jnstanz, des P L dés Raths fúr den dffentlihen Unterricht , des Handels - Tribunals uud des Stadt-Raths befanden. Nach Beendigung der Feierlihfcit wurden Se. Majestät mit demselben Ceremoniell wieder bis zur Kirchthüre geleitet. Artillerie -Sälven fündigten aufs Neue Höchst Jhre Abfahrt, so wie Ihre-demnäch stige Ankunft in den Tuilerieen, an. Abends waren die öffentlichen Ge-

¡ bäude, so wie die meisten Privathäuser, erleuchtet. Auch

in den beiden hiesigen reformirten Kirchen fa n ti feierliches Dankgebet roi ¿iei E A Se. Majestät ließen gestern Jhren ersten Maler, dén Baron Gérard , zu fich laden und trugen ihm die Akferti- gung eînes die Einnahme von Algier darstellenden Gemäldes auf. Der Hof: Medailleur Gayrard hatte die Ehre, Sr. Majestät cine von ihm angefertigte Denkmünze über denselben Gegen- stand zu überreichen. Von dem bei der Expeditions - Armee befindlihen Maler Eugen Jsabey sind bereits mehrere Zeich- nungen, enan Pa e Orig Feldzuge darstellend, eingegangen, die der geschicfte Lithogra err Jsabe Vater, im Steintruck boralicatben D i i a Aci _ Der Universel versichert heute, daß die von der Ga-

Höchstdieselben führten demnächst den Vorsiß im Minister-Rathe. Nachmit- tags um 4 Uhr wurde in der Kirche zu U. L. F. das Te Veum für die Einnahme von Algier gesungen. Eine Artillerie- Salve fkfündigté um 32 Uhr die Abfahrt Sr. Majestät aus dem Schlosse der Tuilerieen und eine zweite Salve dessen Ankunft. in der Kirche an. Der Zug bestand aus 12 acht- spännigen Wagen. Die hier garnisonirenden Garde- und Linien - Infanterie - Regimenter bildeten auf- dem Wege, den Se. Majestät zu. nehmen hatten, ein Spalier. An der Kirch- thüre wurden Höchstdieselben von der ergoglich Orleansschen Familie und dem Erzbischofe an der Spiße der Geistlichkeit empfangen. Auf die Anrede, womit dieser Leßtere den Mo- nharchen bewillflommnete, erwiederten Se. Majestät : „Mein Herr Erzbischof! Wir hätten den Beistand des Allmächtigen für den glücklichen Erfolg eines Unternehmens angerufen, das eben

dem Könige eingeführt, um Sr. Majestät zu der svieeiben |

_

ausschlagenñ sollte. Der Herx hat Unsere Waffen gesegnet, und es war Meine Pflicht, wie die Pflicht eines jeden Meiner Unterthanen, ihm dáfár ungesäumt Unsern feiexli- «hen Dauk darzubringen. Diesé ausgezèihnete Wohlthat hat

ih ein Glück empfinden lassen, dessen Jch seit langen SFah- ren nit theilhäftig geworden war. Jch fomme, Mich vor dem Hôoôchsten niederzuwerfen und ihm den Tribut Meines lebhaften und tiefen Dankgefühls darzubringen. Ich flehe darum, daß er Mir die Gnade verleihe, Meine noch übrigen Kräfte dem Glücke Meiner Völker zu weihên, und Jch

Jeg "und nach ihr von einigen anderen iesigen Zeitungen gegebene Nachricht vou der Écntrtne Dex Necitona Men zum Gouverneur von Algier durchaus ungegrün-- - et fen i | Das Journal des Débats bemerkt, aus: der (in der gestrigen Nachschrift mitgetheilten) Depesche des Baz Abniraes von Duperré vora 3ten d. M. könne man schließen, daß das Bombardement Algiers bis zum 5ten gedauert und die Stadt sich wahrscheinlich eri, nachdem Bresche geschossen worden, über- eben habe. Das Schiff, das diese Nachrichten vom Zten nach oulon Ore habe, sey zwar früher als das Dampfschiff ¡(le Sphinx“/, welches bekanritlih die Einnahme Algiers mel- dete, aus ‘den Gewässern von Algier abgesegelt, aber dennoch vom „„Sphinx“/ überholt" worden, welcher die Ueberfahrt in drittehalb Tagen gemacht habe. - Der Gouverneur des Juvaliden-Hauses , Marquis von Latour-Maubourg, is von Sr. Majestät zum Präjidéuten der Kommission ernannt worden, welche die Beiträge zur Unterstüßung der Familien der in Afrika gefallenen oder in- valide gewdrdenen Militairs vereinnahmen und - vertheilen soll. Die Quotidienne bemerft in dieser Hinsicht: „Die Wahl des Herrn v. Latour - Maubourg. bot sih, wegen“ dêr Stellung, in welcher dieser verstümmelte Krieger mitten un- ter seinen Waffengefährten eine ehrenvolle Freistatt findet, dem: Könige ganz: natärlih dar. Das Heer selbst, wenn man es befragt hätte, würde ohne Zweifel einstimmig den ehrwür- digen Gouverneur des Jinvalidenhauses, dessen ganzes Leben

ihm un Vorbilde dienen kann, gewählt haben. 7

er Messager. des Chambres giebt ohne. Angabe der Quelle folgende Details úber den oft erwähnten ( utm;, von dem die Flotte - und die. Transportschiffe in der Bay ‘von Sidi-Ferruchck heimgesucht worden sind: „Die Armee hatte nur ndch auf drei Tagè Lebensmittel, während däs Unwetter beständig zunahm und lange ‘anhalten zu wollen schien. Der Wind trieb die Schiffe mit Gewalt nah der Küste zu, und die Transport-Fährzeuge mußten ihre Ankertaue käppen. Die Lage der Flotte drohte \{hrecklich zu werden, aber die Schiffs- mantischaften und die am Börd der Transportschiffe befindli- chen Verwaltungs-Beamten dachten nur daran, wie man der Land-Armee Lebensmittel zuführen könne. Der General: Jn- tendant ließ endlich etwa 4150 Ballen mit Mundvorrätheùu, so wie Fässer mit Wein und Branntwein ins Meer werfen, damit die Wellen“ dieselben an die Küste werfen möchten.

Heute Mittag haben in den hiesigen aht Bezirks - Kollegien die Wahlen begonnen. Das heute Abend erschienene Blatt. der Gazette de France theilt jedoh das Rejultat derselben noch nicht mit. Die Kandidaten der Opposition sind die Herren Mathieu Dumas, General Demarçay, Eusebe Salverte, Corcelles, v. Schonen, Chardel, Bavoux und Karl Du-

«pin, Nach den Aeußerungen der Gazette is für die Wahl der ministeriellen Kandidaten, worunter auch der Admiral Du- A bis nach dem Chore geleitet. Der Erzbischof stimmte

perré, wenig Hoffnung vorhanden. i i : B L : ierauf das Te Deum an, das von den Musikern der Königl Heute {loß Zproc. per compt. 79 Fr. 30 Cent., 3proc. fin-cour. 79 Fr. 40 Cent. 5proc. Rente per compt. . Kapêlle beglei " Ns @ R E. p 105 Fr. 30 Cent. 5proc. sin cour. 105 Fr. 45 Cent. Neap. 87 Fr. 50 Cent. Span.’ perp. 745. überfäülse 7 O iri Std e Mireridet: fteid Ler

i 4 göttlichen Vorsel l | Frank furt a. M., 15. Juli. Oesterr. 5proc. Metall. 100,5. 4proc. 96%. Bank-Actien 1636. Geld, Part.-Obl. 1352. 2 Len fans vf Sit S Siids befanden U

2zproc. Metall. 594. 1proc. 25:2. Loose zu 100 Fl. 1803. Poln. Loose pr. ult. 637. Brief. der Kanzler von Frankreich, die Minister Staats-Secretaire / L Und eine Deputation des Staats-Raths. Eben so erblickte

r ma auf dem Chore noch mehrere Pairs und die gesammte eneralität. Dem diplomatischen Corps , dem sih auch der Englische Kommodore Sir Sidney Smith, der Stifter eines

wünsche eifrig, daß die Franzosen sich überzeugen und. es in hrer tiefsten Seele empfinden mögèn , ‘daß I nur athme, um ihr Glück dauernd zu begründen.“/ Se. Majestät wur- den nach dieser Antwort unter einem Throuhimmel in Pro-

är -Í. —_————_——

Redacteur John. Mitredacteur Cottel.

Gedruckt kei A. W. Hayn.