1830 / 202 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 23 Jul 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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den General-Gouverneur vom 21. April (3. Mai) 1830 ver- lesen ließ, des Juhaltes: daß Se. Majestät geruhen, bei Ge- e des Jubelfestes, aht der höheren lutherischen Geist-

en im Lande, die sich um die Wissenschaften und die Ge- meinde Gottes wohlverdient gemacht haben, zum Beweise der Kaiserlichen Gnade, zu Doktoren der Theologie zu ernennen,

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ierauf wurden alle Anwesenden von den Ceremonienmei

ern gehörig rangirt und begaben sich, Punkt 10 Uhr, “in feierlichem Zuge aus dem Senats-Gebäude in die Stadtkirche. Nach beendigtem Gottesdienste bewegte sich der Zug in der vagen Ordnung aus der Kirche nah dem Bauplakbe des

neuen Tempels. Dieser in Form eines Griechischen, oder gleichschenklichten Kreuzes, 200 Fuß lang und breit, ins Kreuz gemessen, bei 80 Fuß Breite der Flügel, im Korinthischen Stil, mit vier sechssäuligen Portifen angeordnet, wird sich mit seiner Kuppel und dem Knopfe 208 Fuß hoch über eine Terrasse erheben die durch die feisige und unebene Beschaf- fenheit des Lokals erzeugt wird. Eine 100 gu breite Gra- nittreppe wird in der Mitre der westlihen Seite auf die Terrasse und zum Haupt-Eingange der Kirche führen. Zwei andere Treppen, jede 40 Fuß breit, 44 Stufen hoch, welche die neue Hauptwache zwischen sich fassen (die schon seit 1819 vollendet ist), gewähren den Zugang zu diesem Tempel von “der Südseite oder dem großen Plage her. Auf- der östlichen Seite aber werden zwei breite Auffahrten, um cinen halbzir- felfôrmigen Plaß von 212 Fuß Durchmesser, auf das Pla- teau der Terrasse gelangen lassen. Bei Annäherung des Zuges ivurde derselbe von der neben dem Bauplabe aufge- stellten Musik begrüßt; alle Fenster der Häuser auf dem Wege dorthin, die Straßen, die Dächer und Zäune wimwmel- ten von Menschen; den imposantesten Anbliéé aber gewähr- ten die den Plaß amphiteatralisch umgebenden Granitfelsen, deren sonst nackte Abhánge je6t mit malerish gruppirten Volkshaufen bedeckt waren. Rund ura die geräumige Ver- tiefung, in deren Schooß der Grundstein gelegt werden sollte, war eine weite viereckige Plattform errichtet, von welcher westlich eine Treppe hinabführte, und an deren drei Seiten die Prozession ihre bestimmten Pläße einnahm, an der vier- ten der hochwürdigste Bischof nebst zwei Assistenten vor einen ea ptangenen Tisch trat, auf dem eine große Prachtbibel lag. Nach Beendigung der religiösen Feier trug der Jntendant der dffentlichen Bauten in Finnland, Architekt Engel, ein silbernes Deckelgefäß, enthaltend ein Exemplar aller im ge- enwärtigen Jahre in Rußland geprägten Münzen von Gold, ilber und Platina, zusammt der Krönungs - Medaille, und der erste Conducteur des Jnutendant - Amtes Hammer und Mauerkelle aus Silber, nebst| Mörtel, auf einer silbernen Schüssel, an die Stelle, wo der Grundstein gelegt werden sollte. TE verrichteten die angesehensten Personen, welche an der Feierlichkeit Theil nahmen , und zu denen auch Finn- lands ehemaliger General-Gouverneur, der allgemein verehrte Graf Steinheil , gehörte, nah Niederlegung des erwähnten Deekelgefäßes in den Grundstein, die Vermauerung desselben, währeud das Musif-Corps das Volkslied „Segne den Kaiser, Gott !‘/ ertdnen ließ. Eine in den Grundstein niedergelegte runde Silberscheibe enthält folgende Jnschrift: „Im Jahre 1830 nach Jesu Christi gnadenreicher Geburt, dem. fünften der Regierung des Kaisers Nikolas des Ersten, wurde, -am 27. Juni, der erste Grundstein zu dieser evangelisch-lutherischen Kirche gelegt und selbige die Nitolai-Kirche genannt.“

Der stellvertretende Befehlshaber des 4ten Jnfanterie- Regiments der Polnischen Armee, Oberst Boguslaffsfy, ist zum Adjutanten Sr, Kaiserl. Majestät ernannt worden.

Einem Kaiserl, Befehl zufolge, - hat der General - Major der Polnischen Armee, Graf Schembeck, sich künftig zur Suite Sr. Kaiserl. Majestät zu zählen. i

Mehrere Kaufleute erster Klasse in Odessa und Charkoff haben den Titel von Kommerzienräthen erhalten.

Odessa, 7. Juli. Nach Berichten aus Perecop haben fich dort noch einige Ueberreste von Heuschrecken gezeigt ; glücklicherweise aber ist ihre Anzahl so- gering, daß man diese gefährlichen Jnsekten, die seit den leßten 7 oder 8 Jah- ren so große Verwüstungen anrichteten, bald gänzlich aus- zurotten hofft; in anderen Theilen von Neu - Rußland hat man t Übrigens nicht bemerkt.

- Aus Giurgewo ‘an der Mündung der Donau ist folgen- des Schreiben eingelaufen : „Wir fühlen hier den wohlthätigen Einfluß einer aufgeklärten Verwaltung. Unsere Stadt fängt an, sich in eine Europäische zu verwandeln. Die frühere große Moschee ist jeßt eine Griechische dem heiligen Nikolaus geweihte Kirche, und die Bau- Kommission, der vom bevoll- mächtigten Präsidenten- der Divane der Moldau und Walla- chei, General Kisselef, beträchtliche Geldsummen zu efertigt

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Häuser, und vorzúg wohnern wesentli) nôthigen Hafens.

Erzengel Michael gewidmete Griechische Kirche geworden.“/

Russische. Die Reitknechte unterschieden sich durch die Far- ben ihrer Anzüge.

eten Tribüne, in deren Nähe ein Musif-Corps aufgestellr war. Es waren 2 Preise ausgeseßt; der ersie bestand aus einer reichen silbernen Schale, 1500 Rubel an Werth, und der zweite aus einer Geldsumme von 500 Rubeln. Das Pferd (ein Ungarisches), das den ersten Preis gewann, ktegte 6 Werst in 8 Minuten zurúck, und der Gewinner des Zzwei-

nuten und 4 Sekunden.

P olen.

Warschau, 18. Juli. Zwischen den Königreichea Po- len und Frankreich. ist durch den Kaiserl. Russischen Vice- Kanzler, Grafen Nesselrode, und den Königl. Französöschen Botschafter am Kaiserl. Russischen Hofe ein Vertrag wsgen SSU By Aufhebung der Abschoß - Abgabe abgeschlo fan worden.

Die hiesige Kdnigl. Alexander-Universität beging am 15tcs d. M. ihre gewöhnliche jährlihe Sißung zum Andenken der im Laufe dieses Jahres verstorbenen Poluischen Gelehrten. Nach i ge, bei dieser Gelegenheit von den Professoren Bandtke und Janifowsfi gehaltenen Reden, erfolgte die Ver- theilung von 4 goldenen Medaillen an folche Afademifer, welche die besten Dissertationen über aufgegebene Themata geschrieben haben.

Der Kaiserl. Russische Feldmarschall Graf Diebitsch-Sa- balfansfi ist den 15ten d. M. aus Schlesien wieder hier an- gekommen und im Königl. Schlosse abgestiegen. Er will hier mehrere Tage verweilen.

_Nach Inhalt ciner Bekanntmachung der hiesigen Depu- tation für das Berg- und Hüttenwesen, is der Preis ‘eines Tes weißen Bleches von 38 Fl. auf 32 Fl. herabgeseur worden. »

Um dem Wucherwesen der hiesigen Pfandleiher zu steuern, will ein hiesiges angesehenes Handlungshaus öffentlichen Be- amten zum dritten Theile ihrer Gehalte Gelder zu 6 pCt.

leihen.

Die Mittelpreise des Roggens sind jeßt hier 11 Fl., des Weizens 28 Fl., der Gerste 93 Fl. und des Hafers 92 Fl. Cours der Pfandbriefe 972.

Frankrei.

Paris, 15. Juli. Gestern Vormittag wurde in Saint Cloud ein Minister - Rath gehalten , bei welchem Se. Maj. der König den Vorsiß führten. h

Se. Majestät werden nächstens eine große Musterung über die Garde- und Linien - Regimenter der hiesigen Garni- son abhalten. Höchstdieselben sollen dies mehreren Generalen von Jhrer Umgebung mit den Worten angekündigt haben : ¡Ih will sie (die Garnison) selbst dafür trôsten, daß sie an dem Feidzuge nicht hat Theil nehmen können.“ i Der Herzog von Blacas, welcher JJ. Siécilianischen Majestäten bis zur Gränze von Savoyen das Geleit gegeben hatte, ist auf der Rückreise von dort am 9ten in Lyon ein- getroffen, wo er die Nachricht von der Cinnahme von Algier erhielt und dieselbe sofort mittelst Estassette der Dauphine nach Vichy meldete. d

___ In den am l2ten d. M. zusammengetretenen. Bezirks- Kollegien find ferner folgende Deputirte gewählt worden : {) Blois, .. . d. Ex-D. Bavón Pelet, K. d. Op v. Vendôme,. =- = Hr. Crignon-Bonvallet, =_ Le Mans, . Hr. von Vauguyon

Mamers, . d. Ex-D. Hr: Camille Périer, La Flèche,. =-= = Hr. Bourdondu Nocher, St. Calais, =-= =-= Mara. von Dollon,

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4) Die mit cinem * bezeichneten Deputirten hatten

wurden, beschäftigt - sich eisrigst mit Plänen zur Anlegung

Adressc gestimmt.

neuer Straßen und g Aufbau einer Menge regelmäßiger

ih mit der Erbauung eines den Ein- Alles, mit einen Wort, läßt erwarten, daß dieser dem Handel bisher fast un- bekannte Plaß, unter dem Schube einer wohlthätigen Regie- rung, in Kurzem zu der Wichtigkeit gelangen wird ; zu der seine Lage ihn berechtigt. Auch Brailow erhebt fich aus seiner Asche; die frühere ‘dortige Haupt-Moschee if eine dent

Am 2ten des vorigen Monats haben die Bewohner von Efaterinoslaff das ihnen ganz neue Schauspiel eines Pferde- rennens gehabt, an welchem 10 Pferde Theil nahmen; von diejer waren 7 Ungarische, 1 von Englischer Race und 2

Die Versammlung, deu Adels-Marschall

an der Spiße, war sehr zahlreich; der Marschall und die übrigen Honoratioren saßen auf einer mit rothem Tuch be-

- Montavgt®-

ten (von Englischer Race) durchlief dieselbe Streckz in 8 Mi-

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Mayennée, . d. Er-D. Hr. Prosper Delaunáy,/ Chartres, . -= -= Hr. Busson,

Nogent- Hr. Firmin Didot-

le-Rotrou, L G68 E Evreut/,. : - x. Dumecilct,

demer r. Legendre Zer day : M Dupont (v. d. Eure),

Les Andelys,/ “der Ex-Dep. Hr. Martin,

Rouen/.. -= Hr. Petou, "Havre -D. Hr. Duvergièrde Hauranne,

Ss ; Hr. Martin Laffitte,

Dieppe,. -- Hr. Berigny,

Neufchäâtel, Bav. Hely d’Dissel,

T 9M. Graf von Guch-neuc,

Vitry-le- / s Hr. RoveL- Collard,

Françatîs-,

Nheims, - Hr. Jvbert Lucas, Orleans, - - Vicomte von Cormenin; N j Hr. Alcx. Périer,

Hy. Laisnt de Villevêque, Hr. Cas. Périer,

Bav. Pavée de Vendeuvre , Hr. Cunin-Gridaitte, General Clauzel,

Bar. Thénard,

Hr. Roman,

Hr. Boissy d'Anglas,

Hr. Dartigaux, Orthès,. Graf von Gestas, Avignon,.. - Graf von Augiter, Carpentras, Hr. Duplessis,

Beauprcau, d. Ex-D. Hr. von Cacqueray, Saumur,.-. -= Hr. Benz. Délessert, “S Segré, ..…. M4. d’Andigné dela Blanchetais, LoMaes, «¿7 Hr. Girod,

Tours, . .. Hr. Câsar Bacot-Calmelet,

Von den 65 Deputirten der dritten Serie sind sonach bereits 57 befaunt. Hierunter befinden sich 50 Votanten der Adresse «(mit Einschluß des Herrn Royer - Collard, von dem man au- nimmt, daß, wenn er. nicht Präsident gewesen wäre, er für die Adresse gestimmt haben würde); ferner 2 neue Deputirte der Opposition und nur 5 ministerielle Deputirte, Jm Gan- zen sind jeßt 377 Deputirte gewählt. Hiervon gehören

der Opposition -238 und dem Ministerium 1283 an; ungewisse Depusirte 11. dis eb “Die Oppositions - Partei zähít mithin shon jeßt 22 Stim- men mehr als die absolute Majorität.

Die Gazette de France enthält Folgendes: „Die Wahlen in den Bezirks - Kollegien fallen alle in derselben ‘Weise aus. Das Geseß vom 5. Februar trägt seine Früchte. Die- liberale Partei siegt. Die Departements - Kollegien ha- ‘ben dagegen ein Resultat geliefert, das erwogen zu werden ‘verdient. Zwei Drittheile der Wahlen werden in diesen monarchish uad nur ein Drittheil wird demofratisch ausfal- len. Ein solches Verhältniß müßte die ganze Kammer dar- bieten. Die großen Kollegien drücken die wahre Meinung Fes aus; in ihnen beruht die Kraft des Königthums.

er König, die Pairs und die großen Wahl-Kollegien sind Fonach einmüthig und haben nur einige vierzig bis funfzig “Deputirte der hundert Tage zu Gegnern, die sich für die Reprä-

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Fentanten Franfreichs ausgeben.“ Als Gegensaß V diejer i 5

Behauptung liest man in dem Journal des ¿bats Folgendes: „Was fann es unsern Gegnern für Nußen brin-

gen, daß sie sich Über die wahre Lage Frankreichs absichtlich

"täuschen? Durch die Abläugnung der Existenz einer Thatsache ‘voird man es doch Ä banierna ch dah.n bringen, daß diese “Thatsache nicht wirêlich existire. Und eine solche unwiderleg- ‘bare Thatsache, die von den Fortschritten des constitutionnellen ‘Geistes in Frankreich auf das deutlichste zeugt, ist eben das Resultat der Wahlen ‘in den großen Kollegien. Odér ständen etwa die reichen Grund - Eigenthümer, deren Verstand und Unabhängigkeit unsere Gegner selbst uns so oft angerühmt Haben, in demselben Maaße, wie die fleinen Wähler, unter dem Einflusse eines sogenannten leitenden Ausschusses 2 Wür- Den auch sie durch die Presse irre geleitec? Von Jahr zu S ahr sagen fie sich in größerer Anzahl von Euch los. Man Hberechne nur, wie viel Deputirte die großen Kollegien in den ahren 1820, 1824 und 1827 der Oppositions? Partei gege- ben haben, und wie viel sie ihr diesmal geben. Und glaubt man. etwa, daß si diesem Strome Einhalt thun lasse? Ge- wißnicht; man darf vielmehr mit ziemlicher Gewißheit behaupten, daß, wenn heutiges Tages auch die großen Kollegien allein

- ‘Frankreihs Deputirte zu wählen hätten, sie nichts desto we-

niger dem Lande eine constitutionnelle Majorität geben wür- den. Denn woher schreibt fich die- Gunst, deren das Mini-

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sterium noch ‘in den greßen - Kollegien genießt? Von der Rí- valitát , die zwischen diejen und den fleinen Kollegien obwal- - tet. Die Wahlschlacht ist fast immer schon entschieden, wenn das Wahlgeschäst in den großen Kollegien erst beginnt. Die Constitutionnellen treten daher hier mit weniger Eifer und Beharrlichkeit auf; die Unentschlossenen und die Kaltsinniget lassen sich leichter, als in den Bezirks-Kollegien, gewinnen, da sie bereits die Gewißheit haben, daß sie durch ihre Gefälligfeit die Sache der Nation nicht kompromittiren. Wie viele Leute giebt es nicht, die sich von dem Gedanfen verführen lassen, daß, beim Lichte betrachtet, die Constitutionnellen son stark genug wären, und daß es nicht úbel seyn möchte, ihnen ein Gegengewicht zu geben. Tausend andere an sih uner- hebliche Gründe, die man nicht gern eingesteht, bewirken eine Art von Trennung zwischen den großen und den kleinen Kolle- gien. Lastete dagegen die Verantwortlichkeit des Wahlge- [chäfts allein auf den ersteren, so würden wir größtentheils nur constitutionnelle Wahlen aus ihnen hervorgehen sehen. Auf solche Weise schwindet allmälig jede Hoffnung der con- tre- revolutionnairen Partei. Was ist unter diesen Umstän- deu zu thun? Der redlihe Mann würde seinen Jrxr- thum oder mindestens seine Ohnmacht einsehen und si zurückzichen. Nicht also die Partei der Abjolutisten ; diese hält sich noch nicht für überwunden und sinnt jelzt auf ein neues Waßlsystem. Daß man ein solches nicht von der Kammer verlangen föônne, leuchtet ein; denn wie würde sich das Ministerium wohl ausneßmen , wenn _ es den Deputirten ein neues Wahlgeseß mit den Worten vorlegen wollte: ¿;,,„M. H.! Die Wahlmänner „,- von denen Sie aufs Neue gewählt worden find, haben sich eines großen Verbrechens schuldig gemacht. Wenn das Ministerium im Namen des Königs die Kammer auflöst, so dúrfen die Wähler, wenn sie sich nicht der Felonie schuldig machen wollen, sie nicht aufs Neue wäh- len, Denn uns, und nicht den Wählern, ziemt es, über das Verdienst der Deputirten zu urtheilen. Zwar appelliren wir an ihr Tribunal, jedoch unter der ausdrücklihen Bedingung, dap sie uns den Proze gewinnen lassen./‘// Dies wäre zu lä-

| cherlich. Eine Bemerfung möchte indessen hier an ihrer Steile

seyn. Wenn eine Partei \Geseße giebt und wieder zurü- - immt, wenn sie fich von einem Systeme in das andere flüchtet, wenn ihr Wille morgen anders als heute ist, so kann- man gewiß seyn, daß sie gegen die Natur der Dinge selbst, gegen den Geijt und die Bedürfnisse ihres Jahrhunderts anfämpft. Eine nationale Partei bedarf “so vieler Mittel und Wege gar nicht; sie siegt zulegt durch die Hinderuisse selbst, die man ihr eutgegenskellÇ. Die Gesebße, die man zu ihrer Un- terdrückung ersiunt, schlagen zu ihrem eigenen Vortheile aus, und man ist zuleßt ganz erstauut, sie nah tausend scheinbag- ren Niederlagen stärker und mächtiger als je zu finden, wäh- rend der anti - nationalen Partei kein einziger Ausweg übrig bleibt, wodurch sie wweder zu Kräften fommen fönnte. Sie muß sterben ; dies ist das Gejes der Nothwendigkeit. /

Jn den auf dem linken Ufer der Seine gelegenen beiden Bezirks - Wahl - Kollegien, dem 6ten und 7ten, haben die bei: den ministerieilen Kandidaten, Cochin und Hutteau d'Origny, den dritten und vierten Theil der Stimmen für sich gehabt, während in den sechs Kollegien auf dem rechten Seine - Ufer nur ein Neuntheil der Stimmen auf die Kaudidaten des Ministeriums fiel. }

Die hier in Englischer Sprache erscheinende Zeicung Galignanis Messenger sindet sich veranlaßt, den Ge- rüchten von Mißhelligkeiten, die zwischen der diesseitigen und der Englischen Regierung, wegen der Besißnahme von Al- gier, entstanden seyn sollen, *) auf das bestimmteste zu wider- iprehen. „Von einem Journale‘/, **) sagt das genannte Blatt, „und nah ihm von mehreren anderen, ist ogar er- zählt worden, daß Lorv Stuart de Rothesay dem Fürsten von Polignac eine Note übergeben habe, worin er sich Auf- schlüsse übec jenen Gegenstand erbitte. Dem aber können wir ganz zuverlässig widersprechen. Zwischen der Engli)chen und der -Französischen Regierung herrscht über dieje, wie über alle andern Fragen der Europäischen Politik, die größte Ucbereinstimmung. Lord Stuart hat keine Note der Art übergeben, und Alles, was das Französische Ministe- rium gethan, um den Sturz jenes barbarischen Raubstaagtes Mel fes dessen Existenz lange schon eine Schmach füc - das ganze civilisirte Europa ist, hat die ausdrücfliche und auf: richtige Billigung der Britischen Regierung erhalten, Wir sind ferner ermächtigt, dem vou verschiedenen Zeitungen vere. breiteten Gerüchte, daß irgendwo ein Kongreß über die be- treffende Frage gehalten wevden würde, bestimmt und autorts-

x Siehe das gestrige Blatt der Staats-Zeitung. x*) Dem Constitutionnel. -