1830 / 208 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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ben hatten , glaubte noch weniger Silber fúr das eingeführte Gold anbieten zu müssen. Indem er es ebenfalls bei der Gewohnheit laßen wollte, den Dukaten zu 22 Thalern zu rechnen; und obwohl er auch begann, Pistolen zu 5 Thalern zu prägen: so seßte er doch den Silbergehalt des Thalers noch weiter, nämlih wie schon vorhin eedabnt worden , bis auf das Vierzehntheil einer Mark reines Silber herab. Hiernach beabsichtigte er, die Mark reines Gold in den Du- Faten für 13337 oder nahe 13,,,4 und in den Pistolen oder

riedrihsdoren für 1322 oder nahe 13,,,, Mark reines

ilber zu kaufen. Zu diesem Preise war aber damals fein Gold in Europa zu haben; und es würde vielmehr umgekehrt alles Gold, welches im preußischen Staate war, gegen frem- des Silber aufgekauft und ausgeführt worden sein, wenn das Münz-Edikt vom {Julius 1750 vollständig zur Ausfüh- rung gekommen wäre, wornach Zahlungen in Friedrichsdoren zu fünf Thalern, und Zahlungen in dem neuen preußischen Kurant -Gelde, wovon vierzehn Thaler eine Mark reines Silber enthielten, als völlig gleichgeltend dargestellt wurden. Die alten deutschen ganzen und halben Thalerstücke Spe- ciesthaler zu 32, und Gulden oder Zweidrittelstücfe zu 16 Groschen waren um diese Zeit bis auf einzelne stark ab- genußte oder beschnittene Stucke gänzlih aus dem Umlaufe verschwunden ; Vie gewöhnlichen Zahlungsmittel waren nur das dafür nach Deutschland gekommene Gold, und Scheidemünzen von geringem Gehalte. Da man sich nun nicht ausseßen wollte *ausgelichene Kapitale, Kapital-Zinsen, Fontraftmäßige Pächte Und Miethen in leßtrer. zu empfan- gen: so ließ man sich ausdrücklih Zahlung in Golde, na- mentlih in Pistolen zu fünf Thalern, verschreiben. Das thaten nicht allein Privatleute unter sich; sondern auch die Regierung im Verkehr mit ihren Unterthanen, indem Pächte von Domainen-Gütern, Zahlungen für in den Dozanialwal- dungen erkauftes Holz, Zölle von eingebrachten und durch- Wr Waaren, und andere Gefälle, wo nicht ganz,

o doch bestimmten Antheilen nach in Golde entrichtet |

werden mußten, wogegen die landesherrlichen . Kassen auch wiederum einen Theil der Gehalte in Gold zahlten. Hierdurch wurde ein gewißer Theil der vothandnen Gold- münzen im Lande festgehalten, und der Preußische Staat Bar seitdem e verschiedne ganz von einander unabhängige ahlungsmittel, Pistolen zu 5 Thalern Geld , und Silberku- rant zu 14 Thalern in der Mark reinen Silbers. Jn allen Fällen, wo nicht ausdrücklich Gold verschrieben ist, wurde und wird noch die Zahlung nur in Silberwerth gefordert und geeistet: wo Gold verschrieben ist, muß dieses in der Lu in würklichen Pistolenstücken gezahlt werden. Jm

rivatverkehr steht es bei Jedem, ob er sich ge- allen laßen will, eine Silberzahlung in Goldgelde, oder eine Goldzahlung in Silbergelde anzunehmen; und es beruht als- dann auf freier Ucbereinkunft, für wieviel Silbergeld eine Pistole berechnet werden soll.

In denjenigen Ländern, worin der Konventionsfuß an- genommen war, fam das geses ich feststehende Verhältniß zwischen Gold und Silber würklich in Ausübung: es bestand dort ursprünglich fein Unterschied zwischen Gold - und Silber- Währung; und man war beispielsweise vollkommen berech- tigt, eine Schuld von zwanzig Thalern ebensowohl mit vier Pistolenstücken, als mit funfzehn Konventionsthaler- stúcfen abzutragen, sobald feine bestimmte Münzsorte aus- drücklich verschrieben war. Das dauerte jedoch nur so lange, als man auf den PAtmartte für die edlen Metalle mit

ohngefähr 145 Mark reinen Silbers eine Mark reinen Gol--

des erkaufen konnte. Als aber nach dem ‘siebenjährigen Kriege mit der Ausbreitung der Herrschaft der Engländer in Ostin- dien, der Abfluß des Silbers nah Osten abnahm, und bage-

mit der agi des Bergbaues im spanischen

rifa die Zufuhr von Silber aus Westen wuchs, wurde das Silber in Europa nah und nach wohlfeiler; und es mußten 15, später, noch mehr bis nahe an 16 Mark reines Silber für eine Mark reinen Goldes gegeben werden. Da trennte sich auch in den Ländern, worin der Konventionsmünz-

j kung; und mati gab auch dort fein Pistolenstúck mehr für

fünf Thaler in Silber hin. Gegenwärtig steht Gold zu Sil- ber schr nahe in dem Verhältniße wie 1 zu 157 mit gerin- gen Schwankungen auf -und ab. Da würden die besten jebi- gen Pistolen in vollhaltigem Konventionsgelde 5 Thlr. 9 Ggr. 7 Pf. oder nahe 57 Thaler werth sein, wärend sie in preu- ßischem Silbergelde sehr nahe 52 Thaler gelten. Das Ver- hältniß der Goldwährung zur Silberwährung ist also jeßt im Konventionsgelde nicht einfacher, als im preußischen. (Fortseßung folgt.)

; Zönigliche Schauspiele.

Mittwoch, 28. Juli. Jm. Schauspielhause: Der Kauf- Bann von Venedig, Schauspiel in 5 Abtheilungen, von Sha- espeare. |

CEingetretener Hindernisse wegen fann das zu diesem Tage angekündigt gewesene Trauerspiel : König Lear, nicht gegeben werden. \

Die zu der am 3. August stattfindenden Vorstellung der Oper: Fra Diavolo, eingegangenen Meldungen um Billets sind berücksichtigt worden, und fönnen dieselben vom 31sten d. M. an, im Billet -Verkaufs- Bürcau in- Empfang

‘genommen werden.

Königstädtisches Theater.

Mittwoch, 28. Juli. Zum erstenmale wiederholt : Hein- rih der V. oder: Falstaff und seine Spießgesellen , Melo- drama in 3 Aften, nach einem Französischen Vaudeville des Romieu und Alphons Royer. :

Berliner Börse. Den 27. Juli 1830. |

Amil. Fonds- und Geld-Cours-Zeltel. (Preuss. Cour.)

G (Zj. [Brief Geld l [Zf.\Lrief Geld. St. -Schuld-Sch. 1005 {1005 [O stpr. Ptandbrf.| 4 [1015 ¡10154 Pr. Engl. Anl. 18 1021 Pomm. Pfandbrk.| 4 [1065 | Pr. Engl. Anl. 22 Kur-u.Neum. do. 1063 | Pr. Engl. Obl. 30| 4 | 982 Schlesische do, {1067 Kurm.Ob.m.1.C. 1005 Dom. - Pfandbrt. 1025 [102 Neum.Iut Sch.d. 1005 Rkst. C.4.K.-u.N. T4 : Berl. Stadi- Ob.| 4 192 Z.-Sch. d.K.- u N.' T4E | Königsbg. do. | 99x Elbinger da. | 45 1025 Holl. vollw. Dak. —| Danz. do. in Th.|— | 382 Neue . dito |— | 201 WWestpr. Pldb. | 4 [1014 Friedrichsd’or . | Grossliz.Pos. do.! 4 [1025 11017 Disconto... 5 6

a y { Preuss.Cour. Wechsel Cours. |FrF1 Ged. Amsterdam l, [Kurz 140x |{ 2 Mt. Karz 1502 2 Mt. 1497 3 Mi. _— 2M. in 0 Ne, Se L 150 Fl 12 Me (1023 Augsburg .. {2 Ms Breslau ;: 12. Md, 9975 Leipzig- . [Uso 1024 Frankfurt a. M. WZ ; 2 Mt. | Petersburg BN 3 VWoeh.| Warschau Kurz ——

i fas if 1 j C C

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 22. Juli. Niederl. wirkl. Schuld 657;. Kanz-Bill.‘313. Oesterr. 5proc. Metall. 973. Russ. Engl. Anl. 1033. Russ. Anl. Hamb. Cert. 1021.

Hierbei Nr. 53 dès Allgemeinen Anzeigers.

Unsern auswärtigen Abonnenten wird derselbe durch die nächste | Fahrpost zugesandt werden. Naa

fuß geseßlich bestand, die Goldwährung von der Silberwäh- N a G \

D r Pf wt ia

, París, 21. Juli. Jn dem hiesigen großen Wahl-Kollegium, so wie in denen der Niederen Seine, der Seine und Oise und der Seíne und Marne, sind die Kandidaten der Opposition, 13 an der Zahl, die sämmtlich für die Adresse votirt hatten, mit großer Stimmenmehrheit zu Deputirten gewählt worden. | i i Heute {loß 3proc. Rente per tpk -78 gr 60 Cent. 3proc. fin cour. 78 Fr. 65 Cent. 5proc. per compt. ent. Ne : G

105 Fr. 15 Cent. 5proc. fin cour. 105 Fr. 20

ap. 87 Fr. 35 Cent. Span. perp. 73x.

_ Franffurt a. M., 24. Juli. Oesterr. 5proc. Metall. 100x. 4proc. 9575. Bank-Actien 1633. Part.-Obl. 1342. Geld. Loose zu 100 Fl. 182. 2¿proc, Metall. 592. 1proc. 257. Poln. Loose pr. ult. 633. Brief. 9 ias Mi R C I ¿e S E C TIOED M taa roe mei ir

Gedruet bei A. W. Hayn.

Redacteuyx Foh n. Mitredacteur Cottel.

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Allgemeine

Preußishe Staats-Zeitung.

A 208.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Angekommen. Der Königl. Großbritanische Kabinets- Courier Clews, von St. Petersburg.

Zeitungs-Nachrichten. | Ausland,

Frankrei.

_ Paris, 21. Juli, Se. Majestät der König haben ge- stern der Gráfin von Bourmont Ihr Beileid wegen des Ab- lebens ihres Sohnes, Amadeus von Bourmont, bezeigen lassen. / lia Der Temps macht die Bemerkung, daß von Seiten des Königl. Gerichtshofes, so wie des Tribunals erster Jn- stguz und des Handels-Gerichts, keine Deputationen bei Sr. Maj. vorgelassen worden seyen, um ihren Glückwunsch zur Einnahme von Algiér anzubringen. „„Jst vielleicht‘ fragt das gedachte. Blatt, „blos die Etikette hieran s{hutd ? Präsi- denten der gedachten drei Gerichtshdfe sind nämlich die Her- ren Séguier, Debelleyme und Vassal.//

Es heißt, daß der Kdnig eine aus feindlihem Geschübe-

zu prägende Medaille mit dem Bildnisse des i p und der Jnschrift: „5. Juli 1830. Algier‘/; an einem rothen und weißen Bande zu tragen, stiften und solche sätnmtlichen Mi- litairs und Armee-Beamten der Land- und Seemacht welche an der Expedition ‘nah Afrika Theil genommen habet, verleihen werde. : J Das Journal des Débats stellt über die -Algierische Anaoleg erte folgende: Betrachtungen an: „Der Plan einer Expedition gegen Algier, so wie der einer Militäir; und Han-

dels-Niederlassung. im nördlichen Afrika, ist in Frankreich sehr

alt. Aus einer. im Jahre 1666 verfaßten Denkschrift. geht hervor, daß schon Ludwig XIV. eine kurze Zeit lang (eine Blicke nah dem Afrikanischen Ufer wandte; und ohne so weit zurücfzugehen, ist es weltbekannt, daß Napoleon ertistlich an die Ausführung jenes Planes dachte. Einer unserer be- rúhmtesten Generale, der jeßt zu den beredtesten Vertheidigern unserer Freiheiten gehört, wurde vom. Kaiser beauftragt, die Mittel zur Ausführung einer Landung in Afrika anzugeben. Dieser ertheilte in einer Denkschrift, in der. alle Schwierig- keiten eines solchen Unternehmens reiflih erwogen wurden, den Rath, Algesirgs. zum Ausgangspunkte zu wählen, Auf diese Weise wäre man dem Wege Genserichs gefolgt und,

um Afrifa- zu erobern, die Straße aufwärts gezogen, die

Hannibal sich einst bahnte , als er über Spanien, Gallicn

und Jtalien zur Eroberung Rom's auszog. Napoleon hatte

dieses Unternehmen „noch nicht. aus den Augen verloren, als seine Heere in Spanien einfielen. Der Oberst Bourain, dex mit ei- ner besondern Mission beauftragt war, durhforschte aufs sorgfäl-

tigste die Afrikanische. Küste, und nach den von diesem Jnge-

nieur- Offizier entworfenen Karten sind in- dem jeßigen Kriege alle Operationen der S ONRURAMNO des Angriffs berechnet worden. Aber was Ludwig. XIV. und Napoleon unausge- führt lassen mußten, sollte durch die Fehler des Herrn von Villèle zu Stande kommen. Das vorige Ministerium, das von Herrn von Villéle das traurige Erbtheil eines Krieges mit dem Dey und einer kostspieligen Blokade übetkommen hatte, ‘dachte, da alle Unterhandlungen nublos waren, an einen entscheidenden Schlag. Der bestimmte Plan- und die ersten Rüstungen zur Expeditiou gegen Algier schreiben si von dieser Zeit her. Der Graf von Caux. uud Herr Hyde de Neuville hatten die dazu erforderliche Stärke der Land-

Berlin, Donnerstag den 29a Juli

1830.

und Seemacht, so wie die Kosten der Expedition, berecnet. Die furze Dauer dieses Ministeriums vétbinbelee die Ae führung des Unternehmens, das dann eine Zeit lang ruhete, bis am 7. Februar d. J. das jeßige Ministerium darauf zu- rücffam und schon am folgenden Tage seine Befehle dazu erließ. Ohne ungerecht gegen dasselbe zu seyn, darf man annehmen, daß hauptsächlih die Verlegenheit seiner inneren Lage das gegenwärtige Ministerium zu diesem kriegerischen Unternehmen bewog. Jeßt is Algier unser, und es fragt

{ sich nun, was aus der Regentschaft werden sol. Franf-

reih hat nicht nur das. Recht des Siegers über den Besiegten auf seiner Seite, sondern auch das derx Bildung über die Barbarei und das der Gerechtigkeit über die rohe Gewalt, die aufgehört hat, Gewalt zu seyn. Rück- sichten höherer Art geben diesem Rechte den Charakter einer Verpflichtung und gebieten Frankreich, das zu thun, was seine Würde, so wic das Interesse seines Handels und seiner Marine, - erheischen. Ein historisher Vergleich und einige Bemerkungen über den bisherigen politischen Zustand der Regentschaft werden in diefer Hinsicht jeden Zweifel zer- sireuen. Algier wurde von 16000 Tütkèn beinahe eben so beherrscht, wic Aegypten vor der Landung Napoleons von den Mamelucken. Wie diese, rekrutirten sich die Türkischen

Milizen aus der Türkei und pflanzten sich weder durch Heis

rathen noch durch Geburten fort. Zwei Herrscha ten also die in einem Zwischenraume von 30 Bahre e Aeten Bu unsere Waffen untergegangen sind, bestanden aus denselben Elementen. Sie glichen sich ferner dur das eiserne Joch, unter das sie die ihnèn unterworfenen Völkerschaften s tea. Weiter geht aber die Aehnlichkeit zwischen beiden nicht. Die Umstände, die in Aegypten die Ottomanishe Macht wieder aufgerihtet haben, können jeßt nicht wiederkehren. Als die Englische Kriegsmacht den General Menou nôthigte, die siegreichèn Uebertéste ‘unserer Armee nach Frankreih zu- rüczusühren, rückte ein “Türkisches Heer in Aegypten ein und unterstüßte die Operationen der Engländer. Der Groß - Wesir und der Kapudan - Pascha ließen , nachdem sle Herren des Landes geworden , bei einem Feste .am Bord des Türkischen Geschwaders die Häuptlitige der Mamelucken umbringen, die an den Gränzen Nubiens und Libyens den Krieg fortgeseßt hatten und, den Französischen Truppen fol- gend, den Nil, herabgekommên waren, um sich mit den. Tür- ken zu verbinden. Der Sultan übérgab die Regierung Ae- yptens dem jeßigen “Pascha, der ungeachtet des eiekaben unsches, sich Unabhängig zu machen, im lesten Kriege eine unerschütterlihe Treue gegen die Pforte zu erkennen gegeben

hat. Damals besaß die Pforte Heere únd eine Flotte; die

Schlacht bei Navarin und der Uebergang úber den Balkan haben beides verüichtet. Die Pforte kann kaum ihre adt: stadt vertheidigen, geschweige denn än die Beseßung Algiers denken. Der Kern der bisherigen Herren Algiers, der Mi- lizen, is untergegangen; ihre politische Existenz hat mit der Herrschaft in der Hauptstadt aufgehört. Dennoch- bedarf. dieses weite Reich einer Regierung. Die “Nomadischen Scämme sind eine unerschöpftihe Quelle von Unruhen und. Räubereien; die Ackerbau treibende Bevdlkerung kann ihnen

| nicht Widerstand leisten und bedarf des Schußes gegen sie. Ihr Interesse, ‘so wie das der Civilisation, erbe 62 ies

Zukunft einer mächtigen Nation anvertraut werde, und Franfk- reich ist von Natur derjenige. Staat, der allein durch die Grändung einer Kolonie ihr Glück dauernd begründen kann.“

Die erste in Sidi - Ferruh eèshienene Nummer der Estafette d’Alger ist kürzlich hier einge angen. Die darin exthaltenen Nachrichten gehen jedoch nur bis um 25. Juni. Man findet darin unter andern folgende Anekdote: “Der Spanische Konsul fragte eines Tages den Dey , ‘ob. es ihn nicht reue, den Kdnig von Frankreich beleidigt zu haben. Nach kurzem Nachdenken antwortete dieser : . ¿Nur Eines