1830 / 209 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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zit grofiet Einfluß auf Kosien der Dauerhasftigkeit der Geld- stücke gestattet werde; und es hat daher namentlich auch die Pad von Zwölftel - Thalern {hon seit 1786 gänzlich aufgehört. 1 Wollten die deutschen Münzstäten denjenigen Gründen das Uebergewicht einräumen, welche für das Vermünzen eínes möglichst reinen Silbers sprechen: so hätten sie zu allen Zei- ten sehr viel reineres Silber verarbeiten müßen , als in den bei weitem meisten Fällen würklich verarbeitet worden ist. Aus den Hüttenwerken kommt das Silber in der Regel fast ganz rein, nämlich nur wit 57 des Gewichts Zusaß au Kupfer, und es ist auch allerdings solches Silber, namentlich in den Harzgulden , würklich vermünzt worden. Ehe die amerifani- schen Bergwerke in Betricb kamen, hat Deutschland fast nur cignes Silber verprägt; und- es war um. so weniger eine Nothwendigkeit vorhanden, dem alten deutschen Thaler zu einer Zeit ein Neuntheil Zusaß zu geben, wo die groben Müänzsorten der verkehrreichsten Länder Europas nur ein Zwölftheil Zusaß hatten. Wäre nicht schon damals in Folge einer {lechten Münzverfaßung viel stark versetzte Münze. in Deutschland gewesen , die, wenn sie verrufen war, und des- halb in die Münzstäten zurúckstrômte, dort nur als Zusaß ungeschieden verbraucht werden - fonnte: so hätte man schr füglich alle groben Silbermünzen aus beinahe reinem Silber prägen- fônnen. Nachmals brachten Handel nnd Kriege viel amerifanisches Silber durch Spanien, Frankreich und die Niederlande nach Deutschland, und noch jeßt findet nicht sel- ten ein Zufluß von spanischen Thalern Piastern statt, die jeßt 5; ihres Gewichrs Zusaß haben. Eine Mischung von #- Barrensilber mit F; Zusaß, und 27 Piastersilber giebt eine Maße, worin 55 reines Silber und #= Kupfer sind; und es ist daher gar nicht zweifelhaft, daß Deutschland, worin noch immer d viel cignes Silber gewonnen wird, auch nachdem es großentheils amerikanisches Silber verarbeiten muß, dennoch seine groben Münzen aus einer solchen Maße ätte prägen können, wenn man zunächst die möglichste Fein- eit beabsichtigt hätte. i Bei der Bestimmung des Gehalts der Konventionstha- ler hat weder die Rücksicht auf möglichste Wohlfeilheit , noch die Rüeksicht auf möglichste Feinheit, sondern, wie es scheint, nur éin besondres Handels-Jntreße des süddöstlichen Deutsch- lands obgewaltet. Kam es darauf an, imm Handel mit der Türkei dem neuen Thalerstücfe dadurch Eingang zu verschaf- fen, daß es sich möglichst wenig von dém aiten Thalerstücke unterschied : so war es ganz zweckmäßig, gleichzeitig ebenjo- wohl am Feingehalte als am Gewichte etwas zu kürzen, und dadurch die Gerbiugeratia des Gehaltes überhaupt minder auffallend zu machen. Die deutschen Thaler werden ebenso- wohl, wie die spanischen Piaster, 'in den türkischen Münz- stäten , mit vielem Kupfer verseßt, zu sogenannten, von den spanischen ganz verschiednen, Piastern von fortschreitend eringerem Gehalte umgéprägt, und fommen selbst nicht ganz elten als Billons wieder nach Deutschland zurück. Es kann hiernach vielleicht zweifelhaft scheinen, ob es überhaupt noch räthlich sein fônne, die Ausfuhr des deutschen Silbers in die Türkei durch besondre Einrichtungen im Münzwesen zu be- fördern: jedenfalls liegt fein allgemein deutsches Jntreße darin, und es dürfte für: veutsche Staaten, die gewöhnlich feine Silberzahlungen in die Türkei zu machen haben, auch faum noch ein erheblicher Grund vorhanden sein, bei der rägung von Konventionsthälern zu beharren. Wo nach ulden, zwei auf ein Konventionsthalerstück, gerehnet wird, ist dasselbe auch als Rehnungsmünze bequem: aber auch diese

Bequemlichkeit kommt dem großeu Theile "von Deutschland keinesweges zu statten, der nah Thalern zu 24 Groschen, oder nah einer Währung rechnet, wobei 2 Gulden 24 Kreu- zer auf das Konventionsthalerstück kommen.

(Fortseßung folgt.)

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 29, Juli. Im Schauspielhause: Zum er- stenmale: Die junge Pathe, Lustspiel in 1 Aft, nah Scribe, von L. W. Both. Hierauf : Das Räuschchen, Lustspiel in 4 Abtheilungen, von C. F. Brebner. :

Freitag, 30. Juli. Im Schauspielhause: Die beiden Klingsberge, Lustspiel in 4 Abtheilungen, von Koßebue. Hier- auf: Der Kapellmeister von Venedig, musikalisches Quodli- bet in 1 Aufzug von Breitenstein.

Die zu der am 3. August stattfindenden Vorstellung der Oper: Fra Diavolo, eingegangenen Meldungen um Billets sind berücksichtigt worden, und können dieselben, vom Z1sten d. M. an, im Billet - Verkaufs - Búreau in Empfang genommen werden, :

Königstädtisches Theater.

Donnerstag, 29. Juli. Fra Diavolo, oder: Das Wirths- ars zu Terracina, komische Oper in 3 Akten; Musik. von Auber.

Freitag, 30. Juli. Der Secretair und der Koch, Lust-

spiel in 1 Afc. Hierauf: Staberl als Freishüß, Parodie in 3 Akten. :

Auswärtige Börsen.

Ámsterdam, 23. Juli. : Niederl. wirkl. Schuld 655. Kanz-Bill. 314. Oesterr. 5proc. Metall. 973. Russ. Engl. Anl. 104. Russ. Anl. Hamb. Cert. 1023.

Hamburg, 26. Juli. S5proc. Metall. 993. 4proc. 96. Part. - Oblig. 1343. Bank- Actier 1342. Russ. Engl. Anl. 1064. Silb.-Rab. 1025. Dän. 715. do. unter div. Dat. 92. Poln. pr. 31. Juli 126. Enel. Neap.

915. Falc. 865.

London, 20 Jali. : 3proc. Cons. 923. 3Zproc. (neue) 1017. 4proc. 106. Brasìl.

74. Columb. 23. Dän. 744. Griech. 40, ÎMexic. 37x. Russ. 1113.“

Span. 18.

Wien, 23. Juli. 5proc Metall. 1002. 4proc. 9675. Loose zu 100 FI. 1823. Part.-Oblig. 1343. Bank-Actien 1360. -

Berichtigung. Jm gestrigen Blatte der Staats-Zeî- tung unter : Amtiiche Nachrichten, l. „der Großherzogl. Meck- lenburg-Schwerinsche Wirkl. Geheime Rath Krüger“/ st. „„Sänger‘/; und in der Fortsebung des Artikels über das Preußische Münzwesen (S. 1585 Sp. 2. Z. 41 v. 0.) is zu lesen : ¡11135 st. 1175.

N00 §2 M

P aris, 22. Juli. Die Gazette de France meldet ohne Angabe der Quelle, daß der Dey von Mgier sich auf )

einer Französischen Fregatte nach Livorno eingeschifft habe. -— Von den heute hier befannt gewordenen 20 Wa

len sind 10

u Gursten des Ministeriums und 10 in dem Sinne der Opposition ausgefallen. Unter jenen befindet sih der Minister des ffentlichen Unterrichts, Graf Guernon de Ranville, unter - diesen der ehemalige Handels-Minister, Graf von Saint-Cricq. Heute s{loß Z3proc. Rente per compt. 79 Fr. 50 Cent. 3proc. fin cour. 79 Fr. 55 Cent. 5proc. per compt. und fin cour. 105 Fr. 60 Cent. Néap. 87 Fr. 85 Cent. Span. perp. 744. : ___ Franffurt a. M., 25, Juli. Oejterr. 5proc, Metall. 1003. 4proc. 9575. ‘Bank-Actien 1637. Geld. Part.-Obl. 1345. Loose zu 100 Fl. 182. 2:proc. Metall. 594. 1proc. 253. Poln. Loose pr. ult. 634. Brief.

Gédruft bei A. W. Hayn. -

H RC T B S S Ä P I T I BN r awer rener

Redactear John. Mitredactcur Cottel.

Al lg emeine

Preußishe Staats-Zeitung.

„Mf 209.

Amtliche NawGhrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben dem bei der Königl. Bi- bliothek zu Paris und der mit derselben verbundenen Schule stehenden Professor der Orientalischen Sprachen, Chevalier Jaubert, den Rothen Adler-Orden . dritter Klasse zu ver- leihen geruhet.

Abgereist: Der Köhigl. Großbritanische Kabinets-Courier Clews, nach London.

Zeitungs-Nachrichten. A Uu-2..1 an: d.

: Rußland.

St. Petersburg, 21. Juli. Der General-Major Fürst Dolgoruki 3. von der Suite Sr. Majestät und Se. Königl. Hoh. der Brigade - General Prinz Adam von Wür- temberg, der die 2te Uhlanen- Brigade der Polnischen Trup- ven befehligt, sind zu General-Adjutanten Sr. Kaiserl. Ma- jestät ernannt worden, leßterer mit Beibehaltung seiner ge-

genwärtigen Aemter. Í | Der General - Lieutenant Fürst Eristowo, Chef der 21sten

i Znfanierie - Division ist zum Mitgliede im dirigirenden Se-

nate und an seine Stelle der General-Lieutenant Baron Ro-

fen 4., der dagegen das bisher geführte Kommando der 14ten

JInfanterie-Division dem General-Lieutenant Weliaminow 3. zu übergeben hat, berufen worden. Dem General-Major Hesse 2., Kommandeur der 3ren Brigade der 22sten Jnfan-

terie:Division ist das Kommando der Reserve-Grenadier-Bri-

gade des abgejonderten Kaukasischen Corps, an Stelle des General-Majors Frolow 1., der zum Chef der 22sten Jnfan- terie-Division ernannt ist, Übertragen worden. - Der General-Kriegs-Commissair des Generalstabes Sr. Kaiserl. Majestät, General «Major Linden 1., ist für séinen beständigeu Diensteifer und .seine rastlosen Bemühungen bei

._ Verwaltung des Kommissariats-Wesens, so wie für die zeitige

und. vorzügliche Versorgung der Truppen mit den betreffen- den Bedürfnissen während des Krieges mit der Türkei und der Heimkehr eines Theiles. jener Truppen, zum Großkreuz des St. Wiadimir-Ördens zweiter Klasse ernannt worden.

- Der General-Adjutant General von der Jnfanterie Su- fin 1. hat zum Zeichen der Kaiserlichen Erkenntlichkeit für seinen vieljährigen nüßlichen Dienst, insonderheit für seine Ausdauer als Vorsißer im Conseil des Kriegs-Ministers und im Comité vom 30sten August 1814, die diamantenen Jn- signien des St. Alexander-Newski-Ordens erhalten.

_— Fúr- die musterhafte Ordnung, welche. beim Ausmarsche der Militair-Lehr-Anstalten von hier nah Peterhof am Iten d. Mets. statt gefunden hat, haben Se. Kaiserl. Majestät, mit besonderer ‘Freude an dem gesunden und fröhlichen Aus- sehen der Kadetten und Zöglinge, Sr, Kaiserl. Hoh. dem Großfürsten Michael Pawlowitsch, Jhre - volllommene Er-

fenntlihfeit und Dankbarkeit zu erkennen gegeben; uicht [minder haben Allerhöchstdieselben Jhren Dank dem dienstverrich-

tenden Jnspector des Jngentieur - Corps , Jngenieur- General Grafen Oppermaun und-dem Ober-Director der Pagen - und Kadetten-Corps General-Adjutanten Demidow 1., desgleichen auch thr Wohlwollen den General-Lieutenants Perski 2. und Markewitsch 1., den General-Majors Kaweiin, Klingen- berg, Baron Oelsner 1., Perren 1., Godeyn 1. und Wilken 1., den Obristen Schebecka, Weißenbreyer, Slatwinski, König, Borodin und Kowanka , dem Obrist - Lieutenant Glowakfi,

Berlin, Freitag den 30a Juli

1830.

und sämmtlichen Herren Stab - und Ober -Offizieren zu be- zeigen geruhet. i

Mittels Parole-Befehls vom 9ten d. M. haben Se. Ma- jestät der Kaiser für die ausgezeichnete und in aller Hinsicht musterhafte Ordnung, die bei der Promenade auf Jelagin am vorherigen Tage herrschte, dem General-Kriegs-Gouver- neur von St. Petersburg, General ven der Jufanterie Es- sen 1., Allerhöchst ihre besondere Erkenntlichkeit und den da-

bei in Dienst gewesenen Polizei-Beamten Allerhöchst ihr Wohi-

vollen zu erkennen gegeben.

Se. Majestät der Kaiser haben geruhet, durch Aller- hôchste Gnadenbriefe, datirt Warschau vom 30. Juni und 1. Juli, dem Herrn Ober - Hofmarschall Gr. Königl. Hoheit des Großherzogs von Sachsen - Weimar, Baron Spiegel- Picfelsheim, und dem Chef der Artillerie des angesicdelten Grenadier - Corps, General-Major Gerbel , desgleichen -durch Allerhöchste Gnadenbriefe, datirt Alexandria bei Peterhof vom 7. Juli, dem Direktor des Pagen - Corps, General-Major

_ Kawoelin , und dem. Contre-Admiral Lasarew Il, den St. _ Annen-Orden erster Klasse zu- verleihen.

Der General - Major Lange k. ist zum Geheimen Rath

ernannt und behâlc „seinen gegenwärtigen Posten im Finanz-

Ministerium.

Zu Mitau wurde die Säfkularfeier der Ucbergabe des Augsburgischen Glaubensbefenntnisses auf das Festlichste in den geschmückten Kirchen begangen. Man schäßt die Zahl der in der Trinitatis - Kirche Versammelten auf 4000, und E die feinen Plaß mehr fanden, mußten sich ent- ernen.

Aus Dorpat wird gemeldet: Nachdem am 25sten v. M., dem Gedächtnißtage der Augsburgischen Konfession, cin feier- L. Gottesdienst gehalten worden, bei welchem die Geist- ichen in ihrer neuen Amtstracht fungirten, versammelte sich eine zahlreiche Menge beiderlei Geschlechts in dem akademi- schen Hörsaal zu ‘der von der Kaiserlichen Universität veran- stalteten Festlichkeit. Diese eröffnete ein vierstimmig ausge- seßter Choral: „Eine feste Burg ist unser Gott.// Darauf bestieg der Hr. Professor der Theologie, Dr. Sartorius, das Katheder, vor dem auf einem Tisch und-Sammetkissen die denfwürdige Urkunde in der von der theologischen Fakultät in Deutscher, Lateinischer, Esthnischer-und Lettischer Sprache besorgten , Sy. Kaiserl. Majestät gewidmeten, Pracht - Aus- gabe, lag*und hielt die Festrede: „Von der Herrlichkeit der Augsburger Konfession.“ Den Beschluß machte eine Hymne von ‘Gleim: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre‘, un- ter Leitung des Gesanglehrers Raths Bidermann, von Stu- direnden und Gymnasiasten trefflich ausgeführt. Dié Feier war der hohen Bedeutung dieses Tages angemessen und von ergreifendem Eindruck.-

Auch zu Kasan wurde am 25sten. v. M. in der sahen Evangelisch-Lutherischen Kirche, bei einer sehr zahlreichen Ver- sammlung, das dritte Jubiläum der Uebergabe der Augsbur- gischen Konfefsion, festlih begangen. „„Es war (schreibt man von dort) ein Tag, der sich für alle: Glieder der Gemeinde, an die unvergeßlichen Tage ihres Lebens reiht, und ihren Herzen: bleibende Eindrücke hinterläßt. ‘Die gottesdienstliche Feier zeichnete sich durch ihre würdevolle Einfacheit und den \hônen Gesang des hiesigen erzbischöflichen Sängerchors vor- theilhaft aus , welches obgleich aus. Russen bestehend, durch die Sorgfalt des hiesigen kenntnißreichen Organisten Töfflin- ger dahin gebracht war , daß es nicht nur die Responsorien, sondern auch die erhebenden geistlichen Lieder: Eine feste Burg 4 unser Gott; Herr Gott dich loben wir; Nun ‘danket Alle

ott, zu wahrer Erbauung der Anwesenden mit beahtungs-

werther Fertigkeit vortrug. Die Grändung eines Schul-

fonds, wozu sämmtliche anwesenden Mitglieder ‘der Deutschen Gemeinde eine Summe. von sechshundert Rubel subskribir-