1830 / 213 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Dieser der Förderung der vaterländischen Kunst gewidmete Ver- ein wird, nächst der bezwecften Aufmunterung und Unterstüßung der Künstler und Kunstjünger , besonders auch dahin zu wir- ken suchen, daß die Kunst vorzugsweise dem Schmucke des öffentlichen Lebens sich widme. Der Verein acquirirt zu dem Ende einerseits vorzügliche Werke der Kun schule zu Düssel- dorf und derjenigen Künstler, welche ihre Arbeiten zur Aus- stellung, Prüfung und Wahl einsenden, und andererseits macht derselbe, nach Verhältniß seiner Mittel, Bestellungen auf Kunstwerke für jede Art des Bedürfnisses im öffentlichen Leben. Diejenigen Kunstwerke, welche sih für den Privat- Besiß eignen, werden unter die Mitglieder des Vereins ver- loost, und solchen Kunstwerken, die wenig oder gar nicht für den Privat-Besiß geeignet sind, wird eine dffentliche Bestim- mung gegeben. Dies gemeinnüßige und in jeder Beziehung

anerfennenswerthe Unternehmen (welches vorzüglich durch den -

Königl. Regierungs-Präsidenten von Pestel zu Düsseldorf an- eregt worden ist) hat sehr schnell unter allen Ständen er- Neuliéhe Theilnahme gefunden. Se. Königl. Hoheit der Prinz HFriedrih von Preußen haben das Proteftorat des Vereins zu übernehmen geruht. Derseibe zählt bereits an 1500 Actien mit einem jährlichen Beitrag von 5 Rthlr. Um bei der sonsk so erwünschten Verbreitung und Pflege des Kunstsinnes in den Provinzen einer Zersplitterung des Interesses und der Kräfte vorzubeugen, ist dahin gewirkt worden daß der neu- gebildete Verein mit der Königlichen Akademie der Künste in der Hauptstadt stets in einem inneren Verhältniß stehe, und daß insbesondere auch die alle-zwei Jahre in Düsseldorf zu veranstaltende Ausstellung mit der gleichfalls alle zwei Jahre in Berlin bei der Akademie stattfindenden Ausstellung nicht collidire und so der leßteren die Werke der Düsseldorfer Kunst-Akademie nicht entzogen werden. Der Verein hat der in Rede stehenden Rücksicht seine Anerkennung nicht versagt und mit der löblichsten Bereitwilligkeit die derselben entspre- chenden Vorkehrungen getroffen; namentlich hat derselbe in seiner leßten General - Versammlung nicht nur dem Senat der Königl. Akademie der Künste in Berlin die Summe von 500 Rthlrn. mit der Bitte zur Disposition gestellt, dafür nach seiner freien Bestimmung von Zöglingen der Akademie für ¿hn (den Verein) arbeiten zu lassen, sondern auch zugleich in Betracht der diesen Herbst bevorstehenden Berliner Kunst- Ausstellung beschlossen, die früher für diesen Sommer be- awecfte Düsseldorfer Ausstellung bis zum nächsten Frühling auszuseßen. :

Die hiesige schon mehrmals rühmlichst erwähnte Struve - und Soltmannsche Anstalt fúr künstliche Mineral- wasser bewährt sih auch in diesem Jahre als eines der wohl- thätigsten Jnstitute der Résidenz, indem die Anzahl derer, welche ihre Brunnen mit oft auffallend heilsamem Erfolge trinken, nicht gering ist. Sie zählt bis jeßt 570 Kur - Gäste, unter denen sich wiederum, wie in jedem der vergangenen Sommer, mehrere angesehene Aerzte und Chemiker befinden. Es steht sonach mit Zuversicht zu erwarten, daß, so wie hier, auch anderwärts die dem Menschenwohle so nüßlihen Stru- veschen Etablissements im Laufe der Zeit einer noch immer mehr steigenden Theilnahme sich zu erfreuen haben werden.

_— Nachrichten aus Salzbrunn zufolge, sind die vielen Verdienste, welche sih der K. Hofrath und Brunnenarzt Dr. Zemplin bereits seit 15 Jahren um die dasigen Heilquellen und um die den Bade-Ort besuchenden Leidenden erworben hat, im Laufe dieses Sommers noch dadurch erhöht worden, daß derselbe die von der Grundherrschaft bewilligte Anlage einer bedeckten Wandelbahn , welche den Brunnentrinkenden bei feuchter oder regnichter Witterung Schuß gewährt, auf das zweckmäßigste und geschmackvollste ausgeführt hat. Diese an der südwestlihen Seite der Promenade wenige Schritte von der Quelle aufgeführte, 220 Fuß lange Wandelbahn hat gegen die Promenade hin eine Reihe von 25 “shôn gearbeiteten Säulen und zugleich zwei

ervorspringende und ethöhete Eingänge; der Haupt-

ingang wird durch einen Vorsprung von 4 Säulen gebil: det. Die westliche Seite der Kolonnade ist durch eine die

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Gedruckt hei A. W. Hayn.

ganze Länge derselben hinab laufende Reihe geschmackvoller Verkaufläden verziert, die das Publifuma mit den mannig- faltigsten Waaren und Produkten der Kunst, des Geschmacks und der Mode zu versorgen im Stande sind. Dem Hâupt- Eingange gegenüber, am südlichen Ende der sehr geräumigen und eine große Menschenmenge fassenden Kolonnade ; ist das Lokal für das Musifchor errichtet. Mit Genehmigung Ihrer Königl. Hoheit der Kronprinzessin ist dieser neuen Anlage der Name „Elisenhalle-/ gegeben worden.

Königliche Schauspiele...

Montag, 2. August. Jm Schauspielhause: Zum er- stenmale wiederholt: Die junge Pathe, Lustspiel in 1 Att, hach Scribe, von L. W. Both. Hierauf: Der Zeitgeist, Possenspiel in 4 Abtheilungen, von E. Raupach. (Hr. Rúth- ling wird hierin als Junker Caspar wieder aufteten.)

Dienstag, 3. August. Jm Opernhause : Zur Feier des Allerhöchsten Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs, Frie- drih Wilhelm 111: Rede, gedichtet von Ludwig Robert, ge- sprochen von Mad. Crelinger. Hierauf: Festmarsch, Sr. Maje- stät dem Könige zugeeignet von Spontini. Dann: Volks- gesang, den Preußen gewidmet von Spontini. Und, zum erstenmale: Fra Diavolo, oder: Das Gasthaus in Terracina, fomische Oper in 3 ae mit Tanz, von Scribe, zur beibehaltenen Musik von Auber, bearbeitet von C. Blum.

Preise der Pläßke: Ein-.Plab in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 2c. i

Jn Charlottenburg: Zur Feier des Allerhöchsten Ge- burtsfestes Sr. Majestät des Königs, Friedrich Wilhelm II[. : Rede, gedichtet von Ludwig Robert, gesprochen von Mlle. Fournier. Hierauf, zum erstenmale: Karl der Zwölfte auf seiner Heimkehr, militairishes Lustspiel in 4 Abtheilungen, vom Dr. C. Töpfer. N

Mittwoch, 4. August. Im Schauspielhause: Männer- treue, Lustspiel in 1 Aft, Hierauf: Die Schleichhändler, Possenspiel in 4 Abtheilungen, von E. Raupach.

Königstädtisches Theater.

Montag, 2. August. Der Secretair und der Koch, Lust- me in 1 Akt. Hierauf: Staberl als Freishüß, Parodie in 3 Aften.

Dienstag, 3. August. Zur Feier des Allerhöchsten Geburts- festes Sr. Majestät des Königs: Fest - Ouverture, komponirt vom Kapellmeister Herrn Franz Gläser. Hierauf: Prolog, gedichtet von G. F. Becker, gesprochen von Dlle. Herold. Zum Beschluß, zum erstenmale : Karl von Frankrei , oder : Die Pilgerinnen von Mekka, komische Oper in 2 Akten, nach dem Französischen ; Musik von Boyeldieu und Herold.

Preije der Pläße: Ein Plab6 in den Logen und im

“Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. 1c.

Auswärtige Börsen.

Am sterdam, 27. Jali. Niederl. wirkl. Schald 65/7. Kanz-Bill. 31,8. Oesterr. 5proc. Metall. 973. Part.-Oblig. 412. Russ. Engl. Anl. 104. Russ. Anl.

Hamb. Cert. 1024.

Hamburg, 30. Juli. i

Oesterr. 5proc. Metall. 993. 4proc. pr. ult. 94. Bank-Act.

desgl. 1324. Kuss. Engl. Anl. 1054. Kuss. Anl. Hamb. Cert. 1015. Poln. pr. ult. 1225. Dän. 703.

St. Petersburg, 23. Juli. Hamburg 8 Mon. 95. Silber-Rubel 3662 Kop.

i Wien, 26. Juli. 9proc. Metall. 1003. 4proc. 96. 2éproc. 58575. Loose zu 100 F1, 1823, , Part.-Oblig. 1345. Bank- Actien 1363.

0 VVien, 27. Juli. i 4proc. Metall. 967. Z2’tproc. 585. Loose zu 100 FI. 183. Part.-Oblig. 1341. Bañk-Actien 13671.

Redacteur John. Mitredacteur Cottel.

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Allgemeine

Preußishe Staats-Zeitung.

Me 213.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Der Justiz - Kommissarius Sacetot zu Erfurt ist zu- gleich zum Notarius im Departement des Ober-Landesgerichts zu Naumburg bestellt worden.

Diez unterzeichnete General - Jntendantur findet sich ver- anlaßt, noch Folgendes zur Kenntuiß des Publikums zu bringen :

j ‘Die Austheilung der Einlaß- Karten zu jedem Sonn- abende und dem darauf folgenden Montage beginnt an dem vorhergehenden Mittwoch um 9 Uhr Morgens.

Die Einlaß-Karten zu Sonnabend dem 7ten und Mon- tag dem 9ten August werden indessen (ausnahmsweise) erst am Donnerstag den 5ten August, Morgens 9 Uhr, aus- gegeben. : Í

An Nicht Erwachsene werden keine Einlaß - Karten ver- abfolgt werden.

Berlin, den 1. August 1839. General(-Jntendantur der Königlichen Museen.

Angekommen : Der General-Major und Jnsperteur der ersten Jngenieur-Jnspection, von Reiche, von Danzig.

Durchgetreist: Der Kaiserlich Russische Feldjäger Schmidt, als Courier von St. Petersburg fommend, úber Weimar nah London.

Zeitungs-Nachrichten. Ausl[ond.

Franfkreidch.

Paris, 26. Juli. Gestern vor der Messe hatte Lord Stuart de Rothesay die Ehre, dem Könige in einer Privat- Audienz das Kreditiv seines Souverains zu Überreichen , das

“ihn in seiner bisherigen Eigenschaft als Königl. Großbritani-

shen Botschafter am hiesigen Hofe bestätigt. Um 1 Uhr führten Se. Majestät den Vorsiß im Minister-Rathe.

Nachstehendes is der Bericht der Minister an den König, in Folge dessen Se. Majestät, gestüßt auf den 14ten Artikel der Charte, die geskern mitgetheilten beiden Verordnungen, wodurch die Preßfreiheit suspendirt und das bisherige Wahl- System verändert wird, erlassen ‘haben :

¡Sire! Jhre Mintster würden des Vertrauens, womit Ew. Maj. sie beehren, wenig würdig sein, wenn sie länger sáumten, Zhnen eine Uebersicht unsrer“innern Lage vorzulegen und Jhrer- hohen Weisheit die Gefahren der periodischen Presse zu bezeichnen. Seit 15 Jahten hatte zu keiner Zeit noch diese Lage einen ernsteren und betrúbenderen Anblick dargeboten. Ungeachtet einer materiellen Wohlfahrt, wovon die Annalen bisher noch fein Beispiel geliefert haben , äußern R Zeichen der Auflôsung und Symptome der Geseblosigkeit: fast auf al- len Punkten des Reichs. Die Ursachen, die allmälig dazu beigetragen haben, die Triebfedern der monarchischen Regie- rung zu s{wächen, zielen heutiges Tages dahin ab, das We-

sen derselben zu exschüttern und zu verändern; die Aucorität,

von ihrer moralischen Kraft herabgesunkén , fämpft , sowohl in der Hauptstadt als in den Provinzen, ‘nur _noch mit Nach- theil gegen die Parteien an; verderbliche und den Umsturz drohende Grundsäße werden laut verkündigt und pflanzen sich in allen Klassen des Volfes forc; Besorgnisse, die nur zu allgemein Eingang finden, bewegen die Gemüther und beun-

Berlin, Dienstag den zZztmn August

1830.

ruhigen die Gesellschaft. Von allen Seiten verlangt man von der Gegenwart ein Pfand der Sicherheit für die Zu- kunft. Ein bdser Wille trachtet thätig , eifrig und unermüúd- lich danach, alle Grundlagen der öffentlichen Ordnung zu un- tergraben und dem Lande das Glück zu rauben, dessen es unter dem Scepter seiner Könige genießt. Gewandt in der Kunst, aus der Unzufriedenheit Nußen für sich zu ziehen und den Haß zu erregen, unterhält er unter den Völkern einen Geist des Mißtrauens und der Feindseligkeit gegen die Re- gierung und müht sich, überall den Keim der Unruhe und des Bürgerkrieges auszustreuen. Schon haben neyere Er- eignisse bewiesen, Sire, daß die politischen Leidenschaf- ten, die bisher nur in der höheren Gesellschaft einhei- misch waren, auch in die niedrigeren Sphären eíinzu- dringen und die Volks - Massen aufzuregen anfangen. Sie haben auch bewiesen, daß dieje Massen sich nicht im- mer ohne Gefahr selbs für Diejenigen in Bewegung sez- zen würden , die sich bemühen, sie ihrer Ruhe zu entreißen. Eine Masse von im Laufe der lebten Wahl - Operationen ge- sammelten Thatsachen bestätigt diese Behauptung und wär- de uns als ein nur allzusichres Vorzeichen neuer Erschütte- rungen dienen, wenn es nicht in der Macht Ew. Majestät stände, ein solches Ungluck abzuwenden. Ueberall auch macht fich dem aufmerksamen Beobachter ein Bedürfniß nah Ord- nung, Kraft und Stätigkeit bemerklich, und die Bewegungen, die diesem am meisten zu widersprechen scheinen, sind in der That nichts als der Ausdruck und das Zeugniß davon, Man darf es sich nit verhehlen : diese Bewegungen, die sich ohne große Gefahr nicht vermehren dürfen, werden fast ausschließlich von der Preßfreiheit herbeigefährt und erregt. Ein Wahlge- ses, allerdings nicht minder fruchtbar an Unordnungen aller Art, hat ohne Zweifel dazu beigetragen, sie zu unter- halten; aber man müßte die CEvidenz der Thatsachen läugnen, wenn man nicht vornehmlich in den Journalen den Micttel-

punkt einer Verderbniß, deren Fortschritte mit jedem Tage

merfklicher werden, so wie die Hauptquelle der Trübsale sehen wollte, die. das Königreich bedrohen. Die Erfahrung, Sire, spricht lauter als alle Theorieen. Männer, die ohne Zweifel aufgeklärt und deren redliche Absichten im Uebrigen unver- fennbar sind, haben si, verleitet von dem falsch verstandenen Beispiele eines benachbarten Volkes, einbilden können, daß die Vortheile der periodischen Presse den Nachtheilen derselben die Wage halten ünd dag ihre Ausschweifungen sich durch entgegenge- seßte Ausshweifungen neutralisiren würden. Denmi ist aber nicht also gewesen; der gemachte Versuch ist entscheidend, und für das gewissenhafte Publikum fann die Frage jeßt nicht mehr zweifelhaft seyn. Ju der That war die periodische Presse zu allen Zeiten nur ein Werkzeug der Unordnung und des Aufruhrs, und ihrem Wesen nah kann dies auch nicht an- ders seyn. Wie viele und unverwexrsliche Beweise ließen sich nicht zum Beleg dieser Wahrheit anführen. Aus der hefti- gen und ununterbrochenen Einwirkung der Presse erklären sich die allzu raschen and allzu häufigen Aenderungen in un- serer Politik. Sie ist {huld daran, daß in Frankreich kein regelmäßiges und festes Regierungs-System- eingeführt wor- den ist, noch daß man sich mit irgend einem Erfolge damit be- schäftigt hat, in allen Zweigen der Staats-Verwaltung die Ver- besserungen einzuführen, deren sie fähig sind. Alle Ministe- rien seit’ dem Jahre 1814, obgleich unter verschiedenen Ein- flússen gebildet und entgegengeseßten Richtungen folgend, sind denselben Schlägen, denselben Angriffen, demselben Toben der Leidenschaft ausgeseßt gewesen. Opfer aller Art, Zugeständ- nisse der Regierung, Verbindung mit dieser oder jener Par- tei, nihts hat sie jenem gemeinsamen Schicksale entziehen föônnen. Dieser Umstand allein, fo fruchtbar an Betrachtun- gen, müßte hinreichen, um den wahrhaften unveränderlichen Charakter der Presse zu bezeichnen. Durch angestrengte, be-