1830 / 219 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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liegt 2 Werst vor dem Wiburger Thore. Zwei steinerne und mehrere hölzerne Geböude, die seit dem vorigen Sommer dazu- aufgeführt worden und jeßt beendigt werden, sind zur Aufnahme des Justituts und der Lehrer bestimmt. Daselbst beschäftigen sich die ältern Zöglinge auch praktisch mit Baum-

pflanzungen und Uebungen im Feldmessen. Höchst erfreulich:

war es bei dem Examen , an der Klarheit und Leichtigkeit” mit der die Zöglinge die vorgelegten Fragen beantworteten, u erfennen, wie ihr Wissen nicht in auswendig gelernten ectionen, sondern ín gründlicher Auffassung der Vorträge ihrer tresflihen Lehrer besteht, denen solche Schüler nicht wenig Ehre bringen. Die ausgezeichnetsten Zöglinge wer- den, zur Erweiterung ihrer Kenntnisse, ins Ausland, beson-

ders nach Berlin, gesandt. 4 In der Tifliser Zeitung liest man: „Jm Jahre 1802

wurde unter dem ersten Russischen Gouverneur von Georgien, | Wirklichen Staatsrath Kowalinsky, die erste öffentliche Schule in Tiflis für Rechnung der Regierung gegründet. Im Jahre |

1804 wurde diese in 2 Klassen getheilte Schule durch eine adelige Pensions-Anstalt erset, in welcher man. in der Russi- schen und Georgischen Sprache, in der Religion und im

Rechnen Unterricht ertheilte. Jn jedem Jahre sandte man |

8 Schüler zur Vollendung ihrer Studien auf die Universität

zu Moskau. Die immer zunehmenden näheren Beziehungen zwischen Rußland und Georgien und die steigende Jndustrie |

im mittäglihen Kaukasus erheischten bald eine größere Ver-

breitung nüßlicher Kenntnisse. Die Pensions-Anstalt wurde |

im Jahre 1807 unter dem Grafen Gudowitsch in ein Gym- nasium verwandelt und in 4 Klassen eingetheilt; im Jahre 1819 wurde es“von dem dermaligen Oberbefehlshaber, Gene- val Yermoloff, für nöthig befunden, zeitgemäße Veränderun: gen zu - treffsen; die -bis dahin gelehrte Lateinische und Deutsche Sprache wurden durch die in jenen Gegenden mehr gebräuchliche Tartarische erseßt und ein Kursus ver- schiedenèr militairischer Wissenschaften zum großen “Nußen der Jugend des Landes eingeführt, die größtentheils

dazu bestimmt ist, im abgesonderten Kaukasischen Armee-Corps |

zu dienen. Diese dergestalt organisirte Unterrichts - Anstalt sah die Zahl ihrer Schüler nah und nach bis auf 300 an- wachsen; sie bestanden aber nur aus Georgischen Edelleuten, während in den anderen Klassen der Bevölkerung mit der steigenden inneren Wohlfahrt das Bedürfniß nach jorgfälti- gerem Unterricht immer fühlbarer wurde. Die Lokal - Ver- waltung zöôgerte nicht, sich mit diesem wichtigen Gegenstande zu beschäftigen, und schlug die Errichtung mehrerer öffentlichen Unterrichts Anstalten vor, in Folge dessen Se. Majestät der Kaiser am 14. August 1829 ein zu diesem Zweck abgefaßtes Reglement bestätigte , daß die Errichtung eines Gymnasiums

in Tiflis und einer Zahl von 20 Bezirks-Schulen, theils in

Georgien, theils in den mit Georgien vereinigten Provinzen, anbefiehlt. Das Gymnasium ist allen Kindern freien Standes gedöfsnet, die bereits Unterricht in Primar - Schulen erhielten, und besteht aús 7 Klassen, in welchen Neligion, Russische

Grammatik und Literatur, Logik, die Beorgische, Tartarische, !

Französische und Deutsche Sprache, Mathematik, Geographie, Beifalle aufgenommen, und zugleich verordnete man, daß die-

| selbe in der Königl. Buchdruckerei, die jet den Namen Buch-

Statistik, Geschichte, Physik , Russisches Recht, Schônschrei- ben, Zeichnen und Entwerfen von Plänen gelehrt wird. Zum Gymnasium gehört eine Pensions-Anstalt, in welcher 40 Zöôg- linge für Rechnung der Krone erzogen werden. Am 30sten Mai d. J. wurde das Gymnasium in Gegenwart des Ex- archen von Georgien, des Feldmarschalls Grafen Paskewitsch von Erivan,. des Militair- und Civil.Gouverneurs und einer großen Anzahl der ausgezeichnetsten Personen feierlih erdô}ff- net; seitdem beschäftigt man sich auf das thätigste mit Er- richtung der Bezirksschulen.““ / d Odessa, 24. Juli, Se. Majestät der Kaiser haben, auf. den Vorschlag des Herrn General - Gouverneurs von Neu -- Rußland und Bessarabien, hinsichrlich der Bulgaren und Griechen , die sich aus Rumelien und Bulgarien nach Rußland begeben haben, zu befehlen geruhet, daß es denje- nigen dieser neuen Kolonisten, die Winzer, Fischer oder Ma- érosen sind, freistehen solle, ihr Gewerbe nach ihrem Gutdún- fen in Städten oder in Dörfern, ja sogar nach getroffener gegenseitiger Uebereinkunft auf Privat - Besitungen auf dem Lande zu_ betreiben. Diejenigen, die sih als Matrosen ver- dingen, find, einer fürzlih erschienenen Verordnung zufolge, während 25 Jahren von allen Abgaben befreit; wer zum Bürgerstand treten will, soll ohne Weiteres zugelassen werden und 10 Jahre lang weder Abgaben zahlen noch zum Refkru- ten genommen werden; _ die Sorge für die Witwen und Waijen dieser Kolonisten ist der Kolonial - Verwaltung úüber- tragen. ' Auf der Landzunge von Berdiansk ist der (wie neulich gemeldet) für Rechnung der Regierung angelegte Hafen am

1sten (13ten) d. M. eröffnet worden. Die hiesige Zeitung spricht die Hoffnung aus, daß dié begueme Lage der Land- zunge dem Handel einst große Vortheile gewähren und der Erwartung der Regierung vollkommen eùat\préchen , werde. Am 17ten dieses Monats is die Amerikanische Brigan- tive ¿„„Smyrna‘/ mit der Flagge der Vereinigten Staa- ten, aus“ Konstantinopel fommend, hier eingelaufen. Es ist das erste Fahrzeug der genannten Union, welches die ihr in Folge des Friedens zwischen Rußland und der Túrkei gesicherte freie Fahrt im Schwarzen Meere benußte. Die Zukunft woird uns die Vortheile zeigen, die Odessa von den direften Verbindungen mit der neuen Welt erwarten darf.

Die Russischen Waffen erwarben sih den Ruhm, den Han-

dets-Unternehmungen cine neue und weite Bahn zu eröffnen ; der Gewerbfleiß wird gewiß nicht zögern, diese Wohlthat zu benußen und dadurch neues Leben in den mitcäglichen ‘Pro- vinzen Rußlands hervorzurufen.

Ju diesen Tagen sind der Befehlshaber des Zten Jn- fanterie-Corps, so wie der Chef des Generalstabes desselben Corps, General-Adjutant Fürst Gortschakoff hier angekommen.

Fn Le L,

Paris, 1. August. Jun den neuesten ôffentlihen Blät-

tern lie\’t man die nachstehende Bekanntmachung : Städtische Kommi)sion.

Es ist nothwendig gewesen, für jeden Zweig der öffent- lihen Verwaltung - Kommissionen zu ernennen. Die Mit- theilung einer Note hat in dieser Beziehung Jrrthümer ver- anlaßt, deren Berichtigung nothwendig ist. Es werden zw provisorischen Kommissarien ernannt:

Im Justiz-Ministerium : Herr Dupont von der Eure z - Finanz- Ministerium: der-Baron Louis; - Kriegs-Ministerium : der General Gérard ; - Marine - Ministerium: Herr von Rigny; Ministerium der auswär- tigen Angelegenheiten : Herr Bignon ;

Ministerium des ôffentli-

chen Unterrichts :

Minisierium dès Jnnern

und der ôdffentl. Bauren : der Herzog von Broglie. *)

Yaris, im Rathhause, Zkl. Juli 1830.

(gez.) Lobau, Audry de Puyraveau , Mauguín, von Schonen.

Herr Guizot ;

‘Die hier anwesenden Deputirten, 90 an der Zahl, ver- sammelten sich gestern Mittag um 1 Uhx unter dem Vorsibe-

| des Hérrn Laffitte in “ihrem gewöhnlichen Sibungs - Lokale.

Das Journal des Débats erstattet über diese Sißbung. folgenden Bericht : :

Zuerst wurde der Präsident von seinen Kollegen aufge? fordert, die ‘am Morgen desselben Tages von dem Herzoge von Otleans erlassene Proclamation (S. das gestrige* Blatt: der Staats-Zeitung) vorzutragen. Die Mittheilung dieses Aktenstüc®s wurde von der Versammlung mit dem größten

druckerei der Regierung führt, zu 10,000 Exemplaren abge- zogen verde. Nach dem von den Deputirten ausgedrückten Wunsche ersuchte hierauf der Präsident die Herren Guizot, Villemain, Berard und Benj. Constant, vorläufig das Amt der viex Secretaire zu údbernehmen. Der General Sebag- stiani ergriff jest das Wort im Namen der - Kommission, welche Tages zuvor den Auftrag erhalten hatte, den Herzog von Orleans um die Annahme des Amtes als Statthalter: des Königreichs zu ersuchen. „Meine Herren““, äußerte erck ¡die Deputation, zu der ih die Ehre hatte zu gehören , be-

S. K. Hoheit waren abwesend; wir seßten daher ein Schrei-

abermals nah dem Palais-Royal. Wir wurden jest“ von

von seinem eifrigen Wunsche, dem Lande die Geißel des Bür-

von seinem festen Willen, die Volfksfreiheiten aufrecht zu erhal-

; ten, uad, wie Se. Königl. Hoheit solches in Jhrer Procla-:

Chambres gegehene Liste zu berichtigen.

von Jhnen ergrisfenen Maaßregeln, wodurch das Heil des

werde, daß man die wieder errungene Freiheit den Pari-

gab sich gestern Abend (30. Juli) nach dem Palais-Royal. ben auf, worin wir ihm das Resultat Jhrer leßten Berathung mit-: theilten. Der Herzog von Orleans fam unverzüglich -von Neuilly: nach Paris, wo er Abends um 11Uhr eintraf. Als die Deputation: . solches heute morgen erfuhr, verfüate sie sich um 9 Uhr-

dem Herzoge angenommen. Die Worte, die er zu uns sprach, zeugten von seiner Liebe zur Ordnung und zu den Gesetzen,

gerzwistes, so wie des Krieges mit dem Auslande, zu érsparen,.

*) Hiernach wäre die vorgestern nah dem Messager des

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mation selbsi gesagt haben, von der Absicht , aus der Charte eine Wahrheit zu machen.‘/ Der General Sebastiani fügte hinzu, der Herzog von Orleans habe erklärt, daß er sih unverzüg- lih mit den dringendsten Maaßregeln, und namentlich mit der sofortigen Zusammenberufung der Kammern, beschäftigen wolle. Der Präsident (Herr Laffitte) machte hierauf der Ver- sammlung einige Bemerkungen. „Es fommt zunächst darauf an, zu untersuchen‘/, äußerte er, „ob bei dem gegenwärtigen Zustande -der Hauptstadt, und um die Besorgnisse zu entfer- nen, wozu die divergirenden Meinungen leiht Anlaß geben könnten, es nicht angemessen seyn möchte, unter dem Namen einer Adresse oder Proclamation eine Schrift ‘zu erlassen, um die Hauptstadt und Frankreich von Demjenigen in Kennt- niß zu schen, was die Deputirten für das allgemeine Beste, sowohl in Paris, als ín den Provinzen, thun zu mússen ge- glaubt haben, Wir alle sind von Begebenheiten überrascht worden, die wir unmöglich voraussehen fonnten. Wir glaub- ten, unter der- Herrschaft der Charte zu leben; stark durch die öffentliche Meinung, erwarteten wir ruhig den 23. August. Sie wissen es, m. H.; unsre Einberufungsschreiben zur Er- öffnung der Kammer sind uns- zu derselben Zeit zugefertigt worden, als man die Verordnungen vom 25. Juli bekannt machte. Durch diese Verordnungen hat man die Charte vernichtet; die Herrschaft der Geseße hat man durch den Bürgerkrieg erseßt. Daher die Katastrophe, wovon Paris der Schauplaß gewesen ist. Sollte es Jhnen hiernach nicht angemessen scheinen, Frankreich zu sagen, was unter so ernsten Umständen von Jhrer Seite geschehen? Von dem Geseblichen konnte für Sie keine Rede weiter seyn; Sie hatten nur noch Jhre Pfüchten als Deputirte zu erfüllen; es fam nur noch darauf

an, das Vaterland zu retten, das öffentliche und Privat-Ei- genthum zu schüzen. Jch erinnere Sie hier nicht an die

Landes gesichert worden ist; aber ih glaube , daß man diese Maaßregeln der Geschichte aufbewahren, daß man ‘Alles flar und deutlich darlegen müsse. Dadurch, daß Sie Jhr Betra- gen und ihre Handlungen öffentlich verkündigen, werden Sie sich den Dank des gesammten Frankreichs erwerben. ‘“ Auf den Vorschlag des Hrn. B. Délessert wurde die betreffende Arbeit den provisorischen Mitgliedern des Bu- reaus (also den Herren Laffitte, Guizot, Villemain, Bé- rard, und B. Constant ) anvertraut. Herr Labbey de Pompières verlangte, daß darin ausdrüclich erklärc |

sern verdanke; daß noch nie ein Volk sich muthiger uud dem Vaterlande ergebener gezeigt habe, und daß es die erste Pflicht der Deputirten sey, ihm den Tribut ihrer Erkenntlichkeit | zu zollen, Hr. Guizot bemerkte, daß es ziemlih un- möglich seyn würde, in eine Proclamation die Darle- gung aller Thatsachen einzuschalten; daß diese Proclama- rion vielmehr kurz und einfach, aber ausdrucésvoll feyn müsse, und daß man späterhin ihr einen historischen Bericht nachschicken fönne. (Angenommen.) Hr. Salverte gab den

Wunsch zu erkennen, daß die mehr erwähnte Proclamation ausdrücklih der Bürgschaften erwähne, die das Volk zu verlan- gen berechtigt sey. Hr. v. Corcelles {loß sich dieser Mei- | nung an; eine solche Erwähnung, meinte er, sey nothwendig, | um die Gährung der Gemüther zu besänftigen , die sich, wie | ihm scheine, durch beunruhigende Symptome fund gebe. Or. B. Constant theilte die ‘Ansicht des vorigen Redrers ; doch glaubte er, daßdie gedachten Symptome leicht zu zerstreuen seyn würden. Er habe, sügte er hinzu, eine Tour durch die Haupt- stadt gemacht und überall ein Volk gefunden, das' kräftig und enthusiastisch, zugleich aber auch aufgeklärt und voller Vertrauen zu der Weisheit und Vaterlandsliebe seiner De- putirten sey, ein Volk, das Garantieen für sich verlange, aber sonst nichts. Der Redner s{chloß mit der Bemerkung, - daß er von diesen Garantien, wie er solche für unumgäng- lich nôthig halte, eine Uebersicht angefertigt habe und sie dem Richterstuhle seiner Kollegen Übergeben werde. Hr. Ville- main meinte, man müsse bei der Aufführung dieser Garan- tiecn die, Worte des Herzogs von Orleaus, daß die Charte hinführo cine Wahrheit seyn werde, kommentiren. Herr Salverte glaubte, daß die Erklärung der Kammer von 1815 in dieser Beziehung hinreichend jey, und daß man darin nur einíge unwesentlihe Aenderungen zu machen brauche. Hr. Aug. Périer bemerkte, daß es jeßt nicht an der Zeit sey, sich in eine weitläuftige Erörterung von Grund- säßen einzulassen; Herr B. Constant könne, in seiner Ei- genschast als provisorischer Secretair , seine Ansichten seinen Kollegen mittheilen und sie in die Proclamation Übertragen. Noachdein noch der Präsident der Versammlung von zwei ihm zugegangenen Botschaften Mittheilung gemacht hatte, worin vor Allem auf die Nothwendigkeit hingewiesen wurde, die

Gemäüther zu beruhigen, wurde die Sikzung eine Zeit lang unterbrochen, um den 4 Secretairen die nöthige Muße zur Entwerfung der ihnen úbertragenen Arbeit zu lassen. Als die Sißung wieder eröffnet wurde, theilte der Präsident der Versammlung die ihm so eben zugegangene Nachricht mit , daß, in Folge der Proclamation des Herzogs von Or- leans, sih eine lebhafte Bewegung im Publikum geäußert habe. „Man vermuthet‘, fügte er hinzu, „daß diese Be- sorgnisse dem Umstande beizumessen sind, daß jene Proclama- tion fein Datum führt und von der städtischen Kommissiou nicht contrásignirt ist. „Es ist dringend nothwendig“, bemerkte Herr Persil, „Hiervon sofort den Statthalter zu unterrichten. Man ersuche ihn, an der Spiße einer Deputation der Kammer einen Umzug durch die Hauptstadt zu halten, oder man lasse die. Proclamation von dem General Lafayette contrasigniren. Hr. Jacqueminot hielt den erstern Rath für den besseren; man solle den Herzog ersuchen, daß er so- fort zu Pferde steige. und sich dem Volfe zeige. Hr. v. La- borde glaubte, daß man sich einen übertriebenen Begriff von der Gährung und Besorgniß der Gemüther mache; es würde, seiner Meinung nach, hinreichen, wenn nach aufgehobener Session die Deputirten sih nah dem Palais - Royal begä- ben. (Gehen wir sogleich, und alle dorthin !) Hr. Bernard hielt Hrn. Laborde für schlecht unterrichtet; die lebhafteste Bewegung, meinte er, äußere sich unter den Einwohnern, und man trage sich, namentlich in der Nähe des Rathhauses, mit den beunruhigendsten Gerüchten herum. (Mehrere Stim- men: Auf! auf nah dem Palais Royal!) Auf die Bemer- kung des Präsidenten: „Keine Uebereilung, m. H., unter so ernsten Umständen! // stellte sich die Ruhe wieder ein. Hr. Etienne schilderte in lebhaften Farben die unbedingte Nothwendigkeit einer sofortigen eclatanten Maaßregel. - „Die Deputirten ‘/, äußerte Hr. Carl Dupin, „fönnten sich ja von dem Palais Royal sofort nach dem Rathhause verfügen. Ihre Gegenwart und ihre Ermahnungen werden hinreichen, um jedem Zwiespalte vorzubeugen, und alle Besorgnisse zu verscheuchen.“/ Nachdem Hr. B. Délessert der Versamm- lung angefündigr, daß die Secretaire ihre Arbeit beendigt hätten, bestieg Hr. Guizot unter den Zeichen der lebhafte- sten Sensation die Rednerbühne und verlas den nachstehen- den Péoclamations - Entwurf :

Franc

, Frankreich if frei. Die absolute Gewalt erhob ihr Panier: die heldenmüthigen Einwohner vou Paris haben es herabgeris- sen. Paris hat, als es angegriffen wurde, der heiligen Sache, die in den Wahlen vergeblich gesiegt hatte, durch die Gewalt der Waffen den Sieg zugewandt. Eine Macht , die unsere Rechte usurpirte, unsere Nuhe störte, bedrohte zugleich die Freiheit und die Ordnung; wir fchren in den Genuß der Ordnung und Freiheit zurück. - Keine Besorgniß mehr für wohlerworbene Rechte! keine Schranken mehr zwischen uns und den Rechten, die uns noch fehlen.

, Eine Regterung, die uns ohne Verzug diese Güter ver- bürge, is heutiges Dages das erste Bedúrfniß des Vaterlan- des. Franzosen! Diejenigen Eurer Deputirten, die schon in Paris anwesend sind, haben sih versammelt; und in Erwar- tung der regelmäßigen Dazwischenkunft der Kammern haben sie einen Franzosen, der immer nur für Frankreich gefochten hat, den Herzog von Orleans, aufgefordert, das Amt etnes Statthalters des Königreichs zu Übernehmen. Es ist dies in thren Augen das sicherste Mittel, den Erfolg der rechtmäßig- sien Vertheidigung durch den Frieden \{ncl zu Érônen.

Der Herzog von Orleans if der Sache der Nation und der Verfassung zugethan. Er hat das Jntevesse derselben stets vertheidigt , sich für die Grundsäße derselben stets bekannt. Er wird unsere Rechte ehren, denn er wird die seinigen uns verdanken. Wir werden uns durch Gescye alle die Bürgschaf- ten sichern, die dazu erforderlich sind, die Freiheit fesi und dauerhaft zu begründen: l ;

Die Wiederherstellung der National-Garde, mit der

S der National - Gardisten an der Wahl dec

tere ; \ i h die Dazwischenkunft der Bürger bei der Bildung der Departemental - und Municipal - Verwaltung; das Geschwornen - Gericht für Preß-Vergehen ; die durch Gesche geregelte Verantwortlichkeit dex Mi- nister und Neben - Beamten dev Verwaltung; die Lage der Militairs geseßlich gesichert ; :

_ die Wieder-Erwählung der "zu dentlichen Acmtertt be-

förderten Deputirten. -

Wir werden endlich, in Gemeinschaft mit dem Staats- Dberhaupte, unsern Fnsiitutionen diejenige Entwickelung ge- ben, deren sie benöthigt sind.

Franzosen! Der Herzog von Orleans hat schon selbs zu Euch gesprochen, und seine Rede is von der Art, wie sie sich, cinem frefen Lande gegenüber, ziemt:

„Die Kammern//, so sagt er, „werden sich nächstens ver- sammeln und auf die Mittel Bedacht nehmen, die Herrschaft