1830 / 227 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 17 Aug 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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blätter Auszüge aus Englischen und Französischen Zeitungen bemerkt, in denen die Rede davon ‘8 ; daß unser Geschästs- träger in Lissabon, Herr Brent, wegen vorgefallener Mißverständnisse mit der Portugiesischen Regierung, den da- sigen Hof verlassen habe ; - dagegen wird von einigen behaup- tet, er sey, seiner Parteilichkeit für die genannte Regierung wegen, zurückberufen worden. Wir wissen aus guter Quelle, daß keine Veranlassung zu diesen widersprechenden Nachrichten, denen nur bösartige Pläne zum Grunde liegen, stattgefunden hat. Herr Brent war nur eíne Zeit lang von Lissabon abwesend, um in Madrid seine Privat-Geschäfte zu besorgen, und hat sich, so viel uns bekannt ist, bei der Regie- rung, bei der er beglaubigt ist, auf eine Weise zu erhalten gewußt, wie sie einem fremden Agenten , er befinde sich, wo er wolle, geziemt. Die Gewandtheit und Klugheit, die er roährend seines Aufenthalts in Portugal, mitten unter der Aufregung des Parteigeistes, an den Tag gelegt hat, gereichen ihm zur größten Ehre. Wir haben alle mögliche Ursache, davon überzeugt zu seyn, und machen uns ein großes Ver- gnügen daraus, es zu jagen.“ :

Die dermalige Anzahl der in den Vereinigten Staaten lebenden Sklaven, Männer, Frauen und Kinder beläuft sich, wie es heißt, auf ungefähr 2 Millionen. Den Werth eines jeden Sklaven nimmt man im Durchschwitt auf 250 Dollars an, was einen Gesammtbetrag von 500 Millionen Dollars ausmachen würde. Dieje Summe übersteigt um Vieles den ganzen Werth des Grund - und Mobiliar - Eigenthums des Staates New-York, den man zu 329 Millionen Dollars an-

iebt. *

s Die Bank der Vereinigten Staaten in Philadelphia hat er- flärt, daß sie eine 6 monatliche Dividende von 32 Procent auszahlen würde; acht verschiedene Assekuranz - Gesellschaften zahlten in der leßten Zeit ihren Actionären 6 monatliche Di- videnden im Betrage von Zz, 4, 5 und 6 Procent, und bei einer See- Versicherungs - Gesellschaft betrug / die Dividende sogar 12 Procent.

i Einer in der Stadt New-Orleans am 17. Juni d. J. erschienenen Verordnung zufolge, sind vom 20sten d. M. an alle Wechsel , Schuld - Verschreibungen und Verbindlichkeiten ähnlicher Art, die an genanntem Tage 5 Jahre alt gewor- den, außer 'geseßlicher Kraft getreten und die darauf begrün- deten Forderungen mithin verfallen.

Vor Kurzem passirten durch Onondaga (Staat New- York) mehr als 200 Oneida-Jndianer auf ihrem Wege nach Green-Bay , wohin bereits vor einem Jahre mehrere ihres Stammes hingewandert waren. Noch ollen ungefähr 500 auf ihren alten Wohnpläßen nachgeblieben seyn, die ohne Zweifel ihren ausgewanderten Mitbrüdern - bald nachfolgen werden , bis sich ihr ganzer Stamm an den Ufern des Mi- chigan vereinigt haben wird.

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Berlin, 15. August. Die uns noch fortdauernd von allen Seîten zukommenden Nachrichten úber die Feier des dritten August befunden aufs Neue, daß das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs in allen Theilen des Staats, an den Ufern des Rheins und der Mosel, wie an der Spree und Oder, in Westphalen wie am Gestade der Ostsee, mit der innigsten Freude, mit tiefgefühltem Dank gegen die Vorse- hung und mit den herzlichsten Wünschen für das lange Le- ben des vêérehrten und geliebten Landesvaters begangen wor- den ist. Auf eine eigenthümlich schöne Weise be- ging der Verein für geistlihe Musik in Trier das Fest. Nacbdem derselbe, zur Vorfeicr, bereits am 2. August ein Konzert. gegeben hatte, an dessen Schlusse das aus der Kantate „Deutschlands Retter‘/ entnommene Volks- lied „Heil dem geliebten Herrscherhaupt// als Ausdruck der innigsten Empfindungen aller Anwesenden gesungen ward, versammelte sih der Verein' am festlichen Tage selbst auf ei- ner an der Mosel liegenden über die anderen Berge empor- ragenden Anhöhe, welche, von alten Eichen beschattet , die schönste Aussicht über die Stadt und einen Theil des Fluß- thales gewährt. Hier hielt die mehr als 150 Personen zäh-

lende Gesellschaft ein festliches Mahl, bei welchem die heiße- sten Wünsche für das Wohl des verehrten Königs sih aus- sprachen, demnächst aber wurde daselbst im Freien die obge- dachte Kantate ausgeführt, und fort und fort ertönte noch g M in die weite Ferne das Lebehoch des geliebten Mos narchen.

Ein Pariser Blatt (das Nouveau Journal de Paris) will angeblich durch Korrespondenz aus Meb vom cháten d. die Nachricht erhalten haben, daß zu Saarlouis und Luxem- burg die „„Freiheitsfahne aufgesteckt// und der Wunsch der Wie- dervereinigung mit Frankreich zu erkennen gegeben worden sey. Nach authentischen Nachrichten aus beiden genannten Scádten vom 7ten d. M. ist die fragliche Meldung eine offen- bare vage an beiden Orten herrschte die vollkommenste Ruhe.

Aus Stettin wird gemeldet: Die diesjährigen Re- monte- Märkte in Neu - Vorpommern haben das erfreuliche Resultat gegeben , daß 148 Pferde zu dem Preise von 65— 135 Rthlr. , der Zahl nah mehr als in irgend einem der früheren Jahre, angekauft worden sind. Die gezahlten Preise sind dem Werthe der größtentheils dreijährigen Pferde völlig angemessen und die Verkäufer mithin zufrieden gestellt wor- den. Sowohl die Remonte - Kommissarien, als auch andere Kenner, sind darin einverstanden, daf in Folge der wohlthä- tigen Landbeschälung durch Gestüt-Hengste die Pferdezucht in Neu -Vorpommern, wie in ganz ‘Pommern überhaupt , sich

diesem Jahre die Saaten so s{chôn und üppig, daß der Land- mann eine ungewöhnlich segensreic)he Aerndte zu erwar-

ten hat. Nachrichten aus Königsberg zufolge, hat der Bau

| der Kunststraße nach Tilsit den besten Fortgang ; obgleich die

großen adlichen Güter noch feine Hülfe bei der Anfuhr der Feldsteine geleistet haben, so ist doch bereits über zwei Drittel des ganzen Bedarfs desselben schon zur Stelle geschafft, und es leidet nicht den geringsten Zweifel mehr, daß der Bau der ganzen Kunstskraße im künftizen Jahre völlig beendigt seyn wird.

Königliche Schauspiele.

Nontag, 16. August. J

tigam aus Nexifo, Lustspiel in 5 Abtheilungen. (Frau von Holbein: Suschen. als leßte Gastrolle.) :

Dienstag, 17. August. Jm Schauspielhause: Zum er-

stenmale: Van Dyck’'s Landleben, malerisches Schauspiel in

5 Abtheilungen, nebst einem Vorspiel in 1 Aft, von F. Kind.

Königstädtisches Theater.

Montag, 16. August. Das Mädchen aus der Feenwelt, oder: Der Bauer als Millionair, Zaubermährchen in 3 Af- ten. (Herr Spibeder wird, von seiner Reise zurückgekehrt, hierin zum erstenmale wieder auftreten.)

Dienstag, 17. August. Fra Diavolo, oder : Das Wirths- haûùs zu Terracina, fomische Oper in 3 Aften; Musik von Auber.

Auswärtige Börsen. - Amezeterdam, 19. August. Niederländische wirkl. Schuld 584. Kanzbill. 273. Oesterr. Proc. Betall. 944.

Hamburg, 13. August. Qesterr. 4proc. pr. ult. 92 (Bries). Bank-Actien 1299. Russ.

Engl. Anl. 103. Poln. 1187. Dän. 68F.

St. Petersburg, 6. August. Silber-Rubel 367 Kop.

i VVien, 10. August. 5proc. Metall. 977. 4proc. 914. 1proc. 217. Bank-Act. 12415.

Berichtigung. Jm gestrigen Blatte der Staats-Zei- tung, S. 1718 Sp. 2. Z. 28 v. u. lies: „2-Pence“/, statt

2 pCt.

Neueste Börsen-Nachrichten. Paris, 9. Aug. 5proc. Rente per compt. 103 Fr. 75 Cent. 5proc. sin cour. 104 Fr. 25 Cent. Zproc. per compt. 78 Fr. 70 Cent. 3proc. fin cour. 79 Fr. 10-Cent. 5proc. Neap. per comp. 79 Fr. 60 Cent. Zproc. sin cour, 89 Fr. 25

Cent. 5proc. Span.

Rente perp. per compt. 525 Fr. 5proc. dito sin cour. 537.

Frankfurt a. M., 12. Aug. Oesterr. 5proc. Metall. 974, 973. 4proc. 934, 933. 2proc. 57. 1proc. 242, B. Bank-Actien 1580, 1575. Part.-Oblig. 1292, 1297, Loose zu 100 Fl. 176. B. Poln. Loose 61, 603.

Gedruckt bei A4, W. Hay.

Redacteux John. Mitredacteux Cottel,

jährlih mehr veredle. Auf der Jnsel Rügen stehen in

m Schauspielhause: Der Bräus- -

Glück Frankreichs, für das Gedeihen des Handels und fár

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Preußishe Staats-Zeitung.

Allg C WEVY é

M 227.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben die durch den Tod des Staats-Ministers von Most erledigte Stelle eines Finanz- Ministers dem bisherigen Wirklichen Geheimen Ober-Finanz- etl id General-Steuer-Direftor Maaßen zu übertragen geruhet.

Angekommen: Der Königl. Schwedische General- Konsul zu Stralsund, voi Lundblad, von Stockholm.

Zeitungs-Nachrichten.

Ausland.

Frankrete.

Paris, 9. August. Heute findet in dem provisorischen Saale der Deputirten - Kammer eine Wlan der e anwesenden Pairs und Deputirten, Behufs der Annahme der Verfassung von Seiten des Herzogs von Orleans und dessen Eidesleistung, statt.

Der Herzog von Orleans hielt gestern, in Begleitung seiner beiden ältesten Söhne, der Herzoge von Chartres und von Nemours, auf dem Vendome-Plake Musterung über die National-Garden von Rouen und Hâore, welche der Haupt- stadt Fe Hülfe gekommen waren. |

as Journal du Commerce meldet, daß Karl X. am 7ten um 1 Uhr Nachmittags mit seiner Familie in l’Aigle eingetroffen sey. Jn dem Gefolge Sr. Majestät befanden sich 1200 Mann von der Leibgarde und der Eliten - Gendar- merie, nebst 2 Stücken Geschüb.

Der Moniteur sagt: „Eine unzählige Volfsmenge füllte gestern den Plaß vor dem Palais-Royal und die Hôfe desselben. Der Herzog von Orleans zeigte sich mit sciner Fa- milie mehrere’ Male auf dem Balkon des Pallastes. Abends war die ganze Hauptstadt abermals erleuchtet. Die dreifar- bige Fahne wehete an den Hauptfenstern vieler Hâäuser , und Inschriften und Transparente sprachen die öffentliche Stim- mung aus. Die Straßen Saint-Honoré, Saint-Denis und Saint-Martin zeichneten sich besonders durch die Pracht der Erleuchtung aus, und nachdem das Wetter sich aufgeklärt Hatte, füllten die Boulevards, Straßen, Quais und dffentli- chen Pläbe- sich mit Spaziergängern an. Auf der Plattform um ‘das - Standbild Heinrichs ÎV. und auf den Pläben bil- deten sich tanzende Gruppen. Es erregte ein aus Schmerz Und Freude gemischtes Gefühl, diese noch vor wenigen Tagen von mörderischen Kugeln bedeckten Orte jeßt von Freuden- Feuern erhellt ‘und von patriotischen Freudenrufen wiederhak- len zu sehen. Und unter dieser aufgeregten Menge nicht. ein einziger zusammengerotteter Haufen, nicht eine Patrouille, nicht ein bewaffneter Mensch. Die Ordnung ging ganz na- türlich aus der Eintracht und der Freiheit hervor.“

Gestern hatte. das hiesige Handels - Tribunal die Ehre, Sr. Königl. Hoheit dem Heráog.von Orleans seine Aufwar- tung zu machen. Der Präsident drückte sich in seiner Anrede folgendermaßen aus: ¿¿Gnädiger Herr! Das Handels - Tri- bunal des Seine-Depts. kommt, Ewr. Königl. Hoheit seine ehrfurchtsvolle Huldigung und seinen Glückwunsch darzubrin- gen. Von Ihnen sets mit wohlwollender Zunei ung em- pfangen, haben Sie uns, gnädiger Herr, wir B sol- ches nicht vergessen stets auch hre Wänsche für das

das Wohl der Bürger, die von ihrer Hände Arbeit leben und sich dem Gewerbfleiße widmen , A erkennen gegeben.

Berlin, Dienstag den 17ten August

1830.

nit länger fruchtlos seyn. An Frankreichs S i uf: lôslih gefnüpft, der natürliche Beschüber e C A sinnigen und volfsthümlichen Institutionen, werden Sie dem Französischen Volke Das seyn, was Sie im Kreise Jhrer erhabenen Familie sind: ein Vater, der stets für das Glück sciner Kinder besorgt if, der Allen als das Vorbild der _ Bürgertugenden vorleuchtet, der haushälterisch mit dem Staats- vermögen umgeht, freigebig in núblichen Ausgaben ist und sich als ein Freund der Ordnung und der Wahrheit zeigt. Schon if der Grundvertrag der gegenseitigen Rechte und Pflichten des Volkes und des Fürsten Jhnen übergeben worden. Sie werden demjelben beipflichten ; Furst und Volk werden ihren Schwüren treu bleiben. So ist denn das große Werk der Nation in weni- gen Tagen vollendet; unsere Rechte und Freiheiten sind gesi- chert; eine neue Dynastie beginnt. Ludwig Philipy von Or- leans ist zum Könige der Franzosen ausgerufen.’ Der A von Orleans erwiederte: „, Mit großem Vergnügen empfange ih die Glückwünsche des Handels - Tribunals, das mir jeines ausgezMhneten Rufes wegen längst bekannt war. Ich weiß, daß dabe die Meinung des Handelsstandes aus- drückt, denn es ist Vas Resultat der freien Wahl der Kauf- leute. IÍch kann demselben versichern, daß ih dem Handel und dem Gewerbfleiße stets das lebhafteste Jnteresse widmen, und daß ich sorgfältig darauf bedacht seyn werde, unsere Han- dels - Verbindungen zu erleichtern, aus udehnen und zu be-

chôt-n. Auch muß ich dem Handels - Tribunale zu dem ver-

fassungsmäßigen Geiste Glück wünschen, wovon dasel seelt ist, und den es namentlich in diesen leßten e 4 thätigt hat. Jch habe dieserhalb. meine besondere Zufrieden- heit dadurch zu erfennen geben wollen, daß ih dem Herrn Garneron , unter dessen Vorsiße jener denfwürdige Urtheils- AA L L i g Fe E AnE a Verordnungen vom 20. ¿ da eleß mickcht entêräften könnten ; Mea aellehen habe.“ A ANRIOE LSEO. E titte erordnung des General-Statthalters vom 7te d, M. ist der Graf v. Preissac zum Präfekten des Deépes. der Gironde, an die Stelle des Herrn v. Curzay; Hr. v. Lacoste zum Präfekten des Depts. des Gard, an die L des' Hrn. N: Hr. v. Théis zum Präfekten des Depts. der obern Vienne an die Stelle des Hrn. Coster ; Hr. Chop- pin d’Arnouville zum Präfekten des Depts. des Doubs, an die Stelle des Barons v. Calvières, und Hr. Godfroy zum Präfekten des Depts. der Nordküsten, an die Stelle des Hrn. Fadatte de Saint-Georges, ernannt worden. Die städtische Kommission hat die von ihr unterm 31sten v. M. erlassene Verfügung, wonach in der Hauptstadt mo- bile National-Garden errichtet werden sollten, wieder zurück genommen. Zugleich hat dieselbe folgendes Rundschreiben an die hiesigen Maires laffen i | ¡¡zZm Rathhause, 8. August 1830. Mein Herr Maire! Sie werden heute fe Abschrifc einer Verfügung der städtischen Kommission erhalten haben, wodurch !die frühere Bestimmung wegen Errichtung einer mobilen National-Garde zurückgenommen wird. Wir ersuchen Sie, den braven Bürgern , die unserer Aufforderung mit so lobenswerthem Eifer entgegengekommen waren, unsere Er- kenntlichkeit zu bezeigen ; ihr Patriotismus bei diesem Anlasse fommt ihrer Achtung für die Ordnung und Mannszucht E Indem sie in das bürgerliche Leben zurücktreten und sih wieder ihren gewöhnlichen Geschäften widmen, wird es ihnen angenehm seyn, diesen. Beweis der Achtung und Zu- friedenheit von Seiten ihrer Obrigkeit zu empfangen. Ge- ben Sie ihnen zugleich die Versicherung , daß diejenige Be- ftimmung unsers frühern Erlasses, die ihnen bei ihrer Ver- abschiedung einen 14tägigen Sold zusichert , gewissenhaft ge- halten werden wird. Genehmigen Sie u. s. mw. | Die Mitglieder der städtischen Kommission

Diese mit den unsrigen úübereinstimmenden Wünsche wérden |

(gez.) Audry de Puyraveau. Lobau.”