1830 / 231 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 21 Aug 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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in dem Wiederaufleben der Piraterie. Brliefe aus Syra vom 0sten und aus Korfu vom 12. Juli sind angefüllt mit Kla- gen. An der ganzen Küste von Morea zeigen fih Mistifks, wohl bemannt und bewaffnet, welche Jagd auf Handels- schiffe machen. Der bisher angerichtete Schaden ist durch die Vorsicht der Betheiligten selbst noch nicht groß gewesen, droht aber bedeutender zu werden, wenn man nicht Zuflucht zu ernsten Maßregeln nimmt. Die Trockenheit und große Hiße dauern hier, wie in ganz Italien, fort. "Es sind nun beinahe zwei Monate ohne Regen, bei einer gleihförmi- gen Wärme von wenigstens 25 Graden, verflossen. Die na- túrlihe Folge davon ist ein gänzlihes Fehlschlagen der Ern- ten, die sh im Frühjahr als von den ergiebigsten anfündig- ten. Die Weizen -Ernte, obgleih von guter Qualität, hat nur ungefähr die Hälfte des gewöhnlichen Quantums gelie- fert. TúrkischKorn (Mais) ist in der Mark Ancona gänzlich versengt, und im Friaul droht ihm das gleiche Schicksal, wenn es nicht binnen Kurzem regnet. Die Weinreben, die úppig voll von Trauben behangen sind, leiden gleichfalls , in- dem die Beeren zu vertronen anfangen. Jn Jítrien herrscht sogar empfindlicher Wassermangel. An manchen Orten müssen die Einwoohner Stunden weit gehen, um Trinkwasser zu holen, an andern wird es zugeführt und theuer bezahlt.

Ant.

Berlin, 19. August. Jhre Königl. Hoheiten der Kren- prinz und die Kronprinzessin sind, Nachrichten aus Pom- mern zufolge, am 14ten d. M., zwar bei sehr schlechtem Wet- ter, aber doch wohlbehalten, im Elisenhain bei Greifswald an- gekommen, haben das Jhnen von der Königl. Akademie ofe- rirte Frúhstück anzunehmen geruhet und um 2 Uhr, nachdem sich der heftige Sturm etwas gelegt hatte, Jhre Fahrt nach Putbus mit dem Dampfschisse angetreten. Um 5 Uhr kamen Höchstdieselben bei dem Badehause zu Putbus an, wo Sie von den Equipagen Sr. Durchlaucht des Herrn Fürsten zu Putbus aufgenommen rwourden. Am Abend um 10 Uhr war großer Fackelzug aller Einwohner, Badegäste und Fremden in Putbus mit Musik, wobei den höchsten Herrschaften ein- lau- tes Hurrah! gebraht wurde. Ein großer Theil der Be- wohner Stralsund’s und Greifswald’s hatte sih am 15ten in Putbus eingefunden, um dem dort veranstalteten großen Pferde- Rennen sämmtlicher fürstlichen Bauern und am Abend einem brillanten Feuerwerke beizuwohnen. An demselben Tage war auch der Königl. Baiersche Gesandte am hiesigen Hofe, Graf v. Luxburgq, von Stralsund nah Putbus gereist.

Das Kaiserl. Russische Dampfschiff „Jschora‘/, auf welchem (wie lekthin gemeldet worden) Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl in Stettin angelangt war, ist am 13ten d. M. Abends gegen 6 Uhr von da in Swinemünde angefom- men und sofort ohne Aufenthalt in See gegangen.

--— In Danzig sind im verwichenen Monat 238 Schisse eingelaufen; 8 derselben famen aus Preußischen, 124 aus Englischen, 27 aus Niederländischen, 23 aus Französischen,

anseati-

scheu, 6 aus Russischen, 6 aus Hannöverschen Häfen und 1 aus einem Portugiesischen Hafen. Von diesen Schissfen wa- ren 134 beballastet, die übrigen 54 aber mit verschiedenen Waaren beladen. Jn demselben Zeitraume sind 181 Schiffe von Danzig ausgelaufen, von denen uur 4 mit Ballast, die meisten úbrigen aber mit Getreide und Holz beladen waren. Von diesen Schiffen gingen 1 nah Preußischen, 90 nach Engli- schen, 31. nach Niederländischen, 20 nah Französischen , 14 anseatiscben,

5 nach Hannöverschen, 4 nach Russischen, 2 nach Oldenbur-

gischen und 2 nach Amerikanischen Häfen. Zu Anfang

dieses Monats befanden sich im Danziger Hafen 65 Schifse

“Und 9 Lichterfahrzeuge , auf der Rhede waren 6 Schifse und 1 Lichterfahrzeug, in den Binnengewässern aber 399 Fahrzeuge.

19 aus Dänischen, 12 aus Schwedischen, 12 aus

nah Schwedischen, 6 nah Dänischen, 6 nah H

Königliehe Schauspiele.

Freitag, 20. August. Jm Opernhause: Fidelio, Oper in 2 Abtheilungen; usik von L. van Beethoven. (Dlle.

N “Neueste Börsen-Nachrichten.

Paris, 13. Aug. 5proc. Rente per compt. 104 Fr. 50 C. 5proc. lin cour. 104 5proc. Neap. Falc. per comp. 80 Fr. 10 C. 5proc. dito fin cour. 80 Fr. 45

C. 5proc. Span. Rente perp. fin cour. 52. Z5proc. Kortes Bons per compt. 17. Frankfurt a. M., 16. August. Oesterr. 5proc. Metall. 973. 975. 4proc. 935. 935.

Fr. 90 C. -3proc. fin' cour. 79 Fr. 10 C.

Sabine Heinefetter, erste Sängerin der Jtaliänischen Oper ¡u Paris: Fidelio, als Gastrolle. Herr Hofsmann : Florestan. Herr Zschiesche: Don Pizzarro.) :

Sonnabend , 21. August. Im Schauspielhause: Karl der Zwölfte auf seiner Heimkehr, militairisches Lustspiel in 4 Abtheilungen, vom Dr. C. Töpfer. Hierauf: Das Ge- heimniß, Singspiel in 1 Aft; Musik von Solié.

Königstädtisches Theater. Freitag, 20. August. Zum“ erstenmale: Der Müller und sein Kind, Parodie mit Gesang, in 3 Aften, von C. Meisl. Musik vom Kapellmeister Herrn Franz Gläser. Sonnabend, 21. August. Der lustige Schuster, fomische Oper in 2 Aften. Am Schluß der Oper wird Dlle. Vio a für sie fomponirte Variationen von A. Müller ingen. :

_ Sonntag, 22. August. Zum 25sten Male: Das Mäd- hen qus der Feenwelt, oder: Der Bauer als Misllionair,

Zaubetmährhen in 3 Akten.

B e.ril1n er. B 0 r-.s-e. Den 19. August 1830.

Amt]. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. (Preufss. Cour.) | Zf. | brief. Geld S ——

St. -Schuld-Sch.j 4 | 987 Pr. Engl. Anl. 18 5 1013 Pr. Engl. Anl. 22 5 [1013 Pr. Engl. Obl. 30; : Karm. b.m.1.C. Neum.lut Sch.d.!

Berl. Stadt- Ob.|! Königsbg. do.

Elbinger do. 2 Danz. do. in Th.| | 37 VVestpr. Pfdb. | 4 Grosshz.Pos. do.! 4 (101

Ostpr. Ptandbri. Pomm. Pfandbrf. Kur-u.Neum. do. Schlesische do. Dem. - Pfandbrt. Rkst. C.d K.-u.N. [Z--Sch. d.K.- u N.

Holl. vollwe. Duk.|

Neue dito Friedrichsd’or . [Discanto . .….

E TLE ba

Preuss.Cour. W echsel-Cours. f

Kurz 1395 2 Nt. 138# Hamburg Kurz 150 U P1% 2 Ai “a. 30 12 08. 148i

London Le bo Mt 6 237 2 Mt. 802

Paris z E D 150 Fl. |2 Mt. [1012

Augsburg : M : 01

Breslau

WUs@ “1102 2: Mt: 1012 Petersburg BN 100 Rbl. |3 VVoch. | 305 þ Warschau 600 FI. Kuecz _

L N R V D Ainsterdam dito

F414

Brief. | Geld.

wüsse. Herr

——_—

Auswärtige Börsen.

Anm sterdam, 14. August.

Metall. 95.

Hamburg, 17. August. Oesterr. proc. Metall. p

1002. Poln. 1227. Dün: 693. St. Petersburg, 10. August. in Silb: 122. Wien, 14. August.

Part.-Oblig. 128. Bank-Actien 12955.

Bank-Actien 1586. 1584. Part.-Obl. 1297, 1283. Loose zu 100 Fl. 1767. B. Poln. Loose 61. 603. m r ——————EERONC S E EG E E Ö E 1ERREE a a:

Gedruckt hci A. W. Hayn.

Redacteux John. Mitredacteur Cottel.

Niederl. wirkl. Schuld 623. Kanz-Bill. 297. Oesterr. 5prac..

r. ult. 99. proc. desgl. 94. Bank- Act. desgl. 1310. Russ. Engl. Anl. 104;. Russ. Anl. Hamb. Cert...

Hamburg 83 Mon. 9##. Silber-Rubel 3674 Kop. 6proc: Insc.-

5proc. Metall. 99. 4proc. 935. Loose zu 100 FI. 178.

Fr. 60 C: Z3proc. per compt. 78-

23 proc. 565. 1proc. 243. B.

Allgemeine

Preußishe Staats-Zeitung.

E 231.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Königl. Majestät haben dem Justiz -Kommissarius Funcke zu Münster den Charakter als Sa arnitious Rath zu ertheilen geruhet.

Der Justiz - Kommissarius Leupold zu Liebenwerda ist zugleih zum Notarius im Departement des Ober - Landesge- richts zu Naumburg bestellt worden.

Abgereist: Der Fürst Alexis Dolgoruki, nach St. Petersburg.

Durchgereist: Der Kaiserl. Russische Feldjäger Wilde, als Courier von Paris kommend, nach St. Petersburg.

Zeitungs-Nachrichten. A Ula fd.

Franfkreidc. Deputirten-Kammer. Jn der S.ibung vom 12.

M rAu gust leisteten noch mehrere Deputirte, die in der Sibung

vom vorhergehenden Tage gefehlt hatten, den üblichen Eid. O von Nontigny berichtete über die Wahl des Herrn

udon zum Deputirteri* des Departements des Ain: „Es sey,‘ äußerte er, „Beschwerde über die Betrügereien und Kunst- griffe geführt worden, die man in dem großen Wahl-Kolle- gium zu Bourg angewandt habe, um den constitutionnellen Kan- didaten Hevrn von Montbriant zu entfernen; da nun Herr Dudon nur eine Majorität von einer halben Stimme ge- habt habe, so halte das Büreau, dessen Berichterstatter er sey, R P dafur, daß diese Wahl annullirt werden

! irod bestätigte die in dem gedachten Kolle- gium vorgefallenen Unregelmäßigkeiten; es sey ein allgemein bekanntes Faktum, daß der Präsident desselben einem der Wählèr einen bereits beschriebenen Stimmzettel zugestellt häbe, und es sey nicht unwahrscheinlich, daß mehrere solcher Zettel vorbereitet gewesen wären. Nachdem noch drei andereDeputirte diese Thatsachan bestätigt, wurde die Wahl des Herrn Dudon einstimmig für null und nichtig erklärt. *) Der Marquis Gaëtan vonLarochefoucauld wollte hierauf einen denHan- delsstand betreffenden und, wie er sich ausdrückte, äußerst wich- tigenGeseß-Entwurf in Vorschlag bringen, Man widersebte sich aber diesem Vorhaben, weil dieProposition nicht reglementsmäßig vorher den Büreaus úberwiesen worden sey. Hr. von La- rochefoucauld verlangte hierauf, daß solches unverzüglich ge- schehe ; es sey, äußerte er, Gefahr im Verzuge, da vielleicht {schon am folgenden Tage Bankerotte ausbrechen könnten, de- nen man jeßt noch zuvorkommen könne. Der Vice-Präsident Herr Laffitte war der Meinung, daß man unter solchen Umständen wohl von der Regel abweichen könne; Hr. Aug. Périer dagegen fragte, wie sich eine solche Verlebung recht- fertigen lasse, wenn die ganze Versammlung, ja nicht einmal, wie es scheine, die anwesenden Minister wüßten, um was es sich 'eigentlih handele. Der Baron Louis gab hierauf in seiner neuen Eigenschaft- als Finanz: Minister folgende Auf- schlüsse: „Einige Banquiers , die zugleich Mitglieder dieser

„Kammer sind, haven mir gesagt, daß, wenn der Staat nicht mehreren Kaufleuten der Hauptstadt zu Hülfe käme, sie in au- genblicklihe Verlegenheit gerathen würden , wobei sie zugleich |

*) Bekanntlich war der Baron Dudon auch noch in Nantes zum Dan gewählt, und is als solcher von der bercits aufgenommen worden. Ee 0 R

Berlin, Sonnabend den 2e August

1830.

ihre Meinung dahin aussprachen, daß es von ar seyn möchte, wenn die Regierung eine ina O tiren hergäbe. Jch antwortete, daß die Regierung nur über diejenigen Summen verfügen könne, wofür ihr im Budget ein Kredit bewilligt worden sey. Was die Proposition des Hrn. v. Larochefoucauld angeht, die ich, seiner Behauptung nach fennen soll, so erfläre ich, daß ich darúber nie ein Worc mit ihm gewechselt have.// Herr von Larochefoucauld bemerkte hierauf; der Finanz-Minister wisse sehr wohl, daß sich eine große Anzahl von Fabrifk-Jnhabern bei den Herren Odier efèbvre und anderen Banquiers gemeldet hätten, um Wech- sel zu discontiren; er selbst (Larochefoucauld) habe in Be- tracht der bedrängten Lage jener Kaufleute fük 12000 Fr Effekten gekauft. Auf den Antrag des Herrn Dupin des Aelt: entschied die Versammlung endlich, daß man sich so- fort in die resp. Büreaus verfügen wolle, um sich von der Proposition des Herrn v. Larochefoucauld näher zu unter- richten. Die Sibung wurde zu diesem Ende auf kurze Zeit unterbrochen. Bei ‘der Wieder-Eröffnung derselben nahm der zweite Vice-Präsident, Herr B. Delessert, den Präsidenten- stuhl ein. Als der Marquis v. Larochefoucauld jeßt sei- nen Antrag entwickeln sollte, erklärte derselbe aber, daß er ihn zurücknehme, da er so eben die Versicherung erhalten habe, daß man den Fabrik-Jnhabern zu Hülfe kommen werde Herr Laffitte äußerte sich hierauf über diesen Gegenstand folgendermaßen : ¡Seit einigen Tagen allen Finanz - Opera- tionen fremd, beschäftige ih mich ausschließlich mit den An- gelegenheiten des Landes, Doch scheint mir, daß der Vorschlag des Herrn von Larochefoucauld, der im Uebri- gen unzulässig ist, das Publikum nicht besorgt machen

dúrfe. Bei einer politischen Bewegung, wie diejenige, - *

die wir fürzlih überstanden haben, und wodurch n T in den Handels-Verbindungen einige Störung Ds ist es unmêöglih, daß nicht auch die solidesten l genblickliche Verlegenheit gerathen sollten. Zwar. fehlt es die- sen Häusern niht an Mitteln ; sie haben Effekten, die aber die Bank nach den bestehenden Reglements nicht discontiren darf. Was indeß die Bank zu thun nicht berechtigt ist, das fann durch die Vermittelung der Pariser Kapitalisten und Banquiers geschehen. Die zur Abwendung eines Unglücks erforderliche Summe is im Uebrigen nicht beträchtlih. Der Handelsstand fann daher ganz ruhig seyn. Morgen Vormit- tag um 11 Uhr wird eine Zusammenkunft der ersten Pariser Banquiers und Kaufleute, die den Zustand der Hauptstadt genau kennen, statt finden, um die Negociationen zu erleih- tern; denn, wie gesagt, von Verlusten und Opfern is gar keine Rede.‘ Nach dieser beruhigenden Erklärung nahm Hr. Laffitte den Präsidentenstuhl wieder cin und theilte der Ver- sammlung mehrere ihm zugegangene Schreiben mit. In ei- nem derselben entschuldigte der Vicomte v. Curzay (Depu- tirter des Departements der Vienne) sein Ausbleiben damit, daß er bei der Volks- Bewegung in Bordeaux verwundet und noch in diesem Augenblike niht gänzlich wieder hergestellt sey, daß er gleichwohl im Begriff stehe, sich zu seinen Verwandten nah Poitiers zu begeben, und von dort unverzüglich in der“ Hauptstadt eintreffen werde. Durch acht andre Schreiben reichten eben: so viele Deputir- ten ihre Entlassung ein. Es sind der Vicomte von Corme- nin, Deputirter des Departements des Loiret, der Baron Higonet, Deputirter des Departements des Cantal, die Her-. ren Lamendé und von Châteaufort, Deputirte des Departe- ments der Sarthe, Herr Dumaisniel de Liercourt, Deputirter des Departements der Somme, der Graf von Villemorge Deputirter des Departements der Maine und Loire , Herr Béraud des Rondards, Deputirter des Departements des Allier , und der Vicomte Ruinart de Brimont, Deputirter des Departements der Marne (der Erstere hatte für, und

die nächstfolgenden sechs gegen die Adresse gestimmt): Hr.

Häuser in au- --