1830 / 237 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 27 Aug 1830 18:00:01 GMT) scan diff

1808

fühl der Dankbarkeit zu fehlen, wenn wir. die wichtigen Ver- dienste mit Stillschweigen übergingen, welche während dieser leßten Tage unserer Stadt durch das von Herrn OÖberst- Lieutenant Bontems kommandirte Schweizer-Regiment gelei- stet worden sind. Wenn die Ruhe nicht gestört wurde, wenn ein so rascher Uebergang ohne unordentliche Bewegung vor si ging, so verdanken wir es zum Theil der Haltung und dem Eifer dieser Soldaten. Die vom Herrn Capitain de Nazou kommandirte und von dem Genie-Oberst Marquis von Beaufort d’Hautpoult, der unter diesen Umständen zum Kommando der Subdivision und des Gard-Departemenkts er- nannt worden, herbeigeführte Schwadron Kavallerie kam, sie in ihrer shwierigen und ermüdenden Aufgabe zu unterstüßen.‘

Dasselbe Blatt sagt: „Gerüchte, als wären Unruhen auf einem Gränzpunkte der westlichen Schweiz ausgebrochen, haben sih in einigen Theilen unseres Vaterlandes verbreitet. Der Umstand, daß einzelne Franzosen , mit der dreifarbigen Kokarde versehen, das Ober-Amt Pruntrut betraten, mag zu denselben Anlaß gegeben haben. Wir können aber unseren Lesern versichern, daß die Ruhe nirgends gestört worden ist.//

Griechenland.

Der Courrier de la Grece vom 13. Juli enthält folgende Nachrichten: Hr. Zamados is an die Stelle des Hrn. G. Sissinis zum Präsidenten des Senats , der Sena- tor Andr. Metaxas zum außerordentlichen Commissair des Peloponnes , Hr. Lukopulos zum Direktor der Münze, Hr. Stamos Seraphin zum Civil-Gouverneur der Provinzen Mikfromanis, Emblakifkon und Andrussu, und Hr. Demetrius Zankopulos zum Civil-Gouverneur von Kalamata und Nissa ernannt. Am 9. Juli spúrte man zu Aegina ein leichtes Erdbeben. Aus Kreta wird gemeldet: Am 5. Juli er- schienen Russische und Französische Kriegsschisse vor der Jn-

sel, um einen Waffenstillstand vorzuschlagen. Die Griechen, .

wie die Túrken, gingen ihn ein, allein leßrere, namentlich die von D: haben ihn bereits verleßt, indem sie mehrere Griechen niedermebelten. Troß dem fahren die Griechen fort, den Waffenstillstand zu halten, und haben sich, auf den _ Rath der vermittelnden Kommandanten , darauf beschränkt, ihre Klagen vor die Admirale der verbündeten Mächte zu bringen. Admiral Heyden, der am 1. Juli von Poros auf dem „„Wladimir‘/ nach dem Baltischen Meere auslief, hat vor seiner Abreise dem Waisenhause zu Aegina die Summe von 144 Kolonnaten geschenkt. Cine aus Aerzten und Pharmaceuten bestehende Kommission hat, auf das Gesuch des Präsidenten, die shon im Alterthum berühmten Heil- quellen der (nach ihnen benannten) nsel Thermia (Kythnos) chemisch untersucht. Jhr Bericht ist im Courrier enthalten ; er lautet fúr die Heilkraft jener Quellen hôchst günstig. Be- reits sind Vorkehrungen getroffen, um Kranke daselb unter- G und nach und nach eine bequeme und solide Bade-

nstalt zu errichten.

Der Hamburger Korrespondent giebt nachstehen- des Schreiben von der Türkischen Gränze, vom 9. Au- gust: „„Den neuesten Nachrichten aus Syra zufolge, hat die tuúrfishe Besaßung von Athen, welche Ordre hatte, diese Stadt zu räumen, wieder Gegenbefehl. von der Pforte erhal- ten; derselbe Fall fand auch bei den Besaßungen auf „„Negro- ponte‘/ statt. Man schließt daraus, daß die in Folge der lesten Londoner Konferenz- Beschlüsse in Konstantinopel ge- troffene Uebereinkunft hinsichtlih Griechenlandes Gränzen eine Aenderung erleiden dürfte, und hofst sonach wieder zuversicht- licher als je eine erweiterte Gränzbestimmung, wozu die Pforte sich unter den jeßigen Umständen gewiß geneigt zei-

en würde, wenn ihr von den intervenirenden Mächten der

esiß Albaniens garantirt würde. Diese Maßregel würde sicher in “mancherlei. Betracht von den wohlthätigsten Folgen seyn, indem sie die Jusurgenten bestimmen dürste, sich mit ihrer Regierung eher zu vergleichen, und im äußersten Falle die thätliche Dazwischenkunft eines andern Staats veranlas- sen fönnte.‘

Inland.

Berlin, 25. August. Der berúhwte Naturforscher, Professor Berzelius aus Stockholm, befindet sich seit gestern in hiesiger Stadt. : :

_ Aus Marienwerder wird gemeldet: Der Anfang

der Ernte, welcher vor einigen Tagen gemacht ist , veran-

laßt in den verschiedenen Gegenden auch sehr verschiedene

Erwartungen. über den Ausfall derselben. Mit Ausnahme

der Niederungen indessen, in welchen, wegen der früher vor-

herrschenden Nässe in diesem Jahre die Saaten wenig gün-

stiges Gedeihen gehabt haben, gewährt in den übrigen Thei- len des hiesigen Regierungsbezirks, durch die bessere Witte-

rung im verflossenen Monat emporgekommen, hauptsächlich

das Sommergetreide einen erfreulichen Anblick uud berech-

tigt beinahe überall zu den besten Hoffnungen. Die Heu-

Ernte aber hat fast durchgängig einen bedeutenden Ausfall im Vergleich zu den früheren Jahren ergeben, indem theils die Wiesen durch das Austreten der Gewässer úbershwemmt, theils die anhaltende feuchte Witterung der Ernte selbst hin- derlih war, die nur bei dem in den leßten Tagen eingetrete- - nen bessern Wetter erfreulichen Fortgang hatte.

Der unterzeichnete Verein hält es für Pfliht, es mit gerührtem Dank zur öffentlichen Kenntniß zu bringen, daß ihm von dem Ertrage des Konzerts, welches Herr Savelimbi- ster Schneider am 9ten d. M. zum Besten dieses Vereins im Tivoli mit so großer Güte und unter menschenfreundli- cher Mitwirkung der übrigen Mitglieder der Königl. Kapelle veranstaltete, 136 Rthlr. 22 Sgr. 6 Pf. incl. 20 Frie- drichsd’ors , zugeflossen sind.

Berlin , den 24. August 1830.

Der Frauen - Verein zur Besserung der Straf- gefangenen weiblihen Geschlechts.

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 26. August. Im Schauspielhause: Medea, Drama in 1 Aufzug von Gotter, mit musikalischen Zwischen- säßen von G. Benda. Hierauf: Hans Sachs, dramatisches Gedicht in 4 Abtheilungen, von Deinhardstein. -

Freitag, 27. August. - Jm Opernhause. Auf Begehren : Othello, der Mohr von Venedig, Oper in 3 Abtheilungen, mit Tanz; nach dem Jtaliänischen von Grünbaum. Musik von Rossini. (Mlle. Sabine Heinefetter, erste Sängerin der Ftaliänischen Oper zu Paris: Desdemona, als Gastrolle.)

Königstädtisches Theater. Donnerstag, 26. August. Das Mädchen aus der Feen- welt, oder : Der Bauer als Millionair, großes romantisches Original - Zauber - Mährchen in 3 Akten, von Ferdinand Rai- mund; Musik vom Kapellmeister Joseph Drechsler. Freitag, 27. August. Zum erstenmale: Der schelmische

Müller und sein Kind, Posse mit Gesang in 2 Akten. Sonnabend, 28. August. Fra Diavolo, oder : Das Wirths- haus zu Terracina, fomische Oper in Z Aften; Musik von

Auber.

Auswärtige Börsen.

: Hamburg, 23. August. Wiener Bank- Actien 1280. Engl. Russ. Anl. 10234. Silber- Rub. 993. Dän. 683. Poln. pr. 31. Aug. 1173. Engl. Neapol. 85.

Falc. 735.

London, 20. Aug. 3proc. Cons. 91#. 3zproc. 1005. proc. 1055. Brasil. 73. Dän. 725. Griech. 36. Mexic. 39x. Portug. 625. Russ. 1087. Span. 235. |

Wien, 20. August.

Part.-Oblig. 1283. Bank-Actien 12962.

Neueste Börsen-Nachrichten. Paris, 19. Aug. 5proc. Rente per compt. 103 Fr. 55 C. Z5proc. fin cour. 103 Fr. 70 C. 4proc. dito 94 Fr.

50 C. 3proc. per compt. 76 Fr. 90 C. Z3proc. fin cour. 77 Fr. 15 C.

5proc. Neap. Falc. per compt. 74 Fr. 95 C.

5proc. fin cour. 75 Fr. 25 C. 5proc. Span. Rente perp. fin cour. 475. 5proc. Span. bei Guebh. 575. Frankfurt a. M., 22. August. Oesterr. 5proc. Metall. 965. 4proc. 92 G. 2xproc. 554. 1proc. 234. B. Bank-

Actien 1537 G. Part.-Obl. 1263, Loose zu 100 Fl. 1735. Poln. Loose 595 B.

Gedrut hei A. W. Hayn.

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Redacteux Fohn. Mitredacteur Cottel.

Freier, Lustspiel in 1 Aft, von Koßebue. Hierauf: Der

5proc. Metall. 983. Aproc. 935. Loaose zu 100 FI. 179.

Allge

meine

Preußische Staats- Zeit un g.

M 237.

Amtliche Nachrichteén. Kronik des Tages.

Angekommen: Der Königl. Schwedische General- Major von Hjerta, von Karlsbad.

Abgereist: Se. Excellenz der Königl. Hanndöversche Staats - Minister, außerordentliche Gesandte und bevollmäch- tigte Minister am hiesigen Hofe, Freiherr von Reden, nach Hannover. :

Durchgereist: Se Excellenz der Königl. Schwedische General - Lieutenant und Staats-Rath, Graf von Löôwen- Hjelm, von Dresden kommend, nah Stockholm.

Zeitungs-Nachrichten. Ausland. |

Rufßland.

-St. Petersbur g, 18. August. Seine Majestôöt. der Kaiser sind am 12ten d. um drei Uhr Morgens an der Gränze des Großherzogthums Finnland und um 9 Uhr Wyborg én erwüuschtdèm Wohlseyn angelangt. “Als Se. Kaiserl. Ma- jestät sich der St. Petersburgischen Vorstadt daselbst näher- ten, verkündeten die Glocken aller Kirchen die Ankunft des ‘Allerhôchsten Reisenden. Die Kaiserliche Flagge wehte auf. dem Thurme des alten ehrwürdigen Schlosses. Vom tau- sendfachen Hurrah der ehrfurchtsvoll versammelten Menge begleitet, geruhten Se. Majestät, vor der Kathedrale zur Verflärung Christi anzuhalten, woselbst Sie von der. Geist- l chfeit, vom Kommandanten der Festung Wyborg, General- Lieutenant Berg, dem Landshöwding des Gouvernernents Wyborg, Ramsay, und den sämmtlichen Militair- und Civil- Beamten empfangen wurden. Jn der Kirche waren die an- gesehensten Einwohner beiderlei Geschlechts versammelt. Nach ‘beendigtem Gottesdienste geruhten Se. Majestät der Kaiser, vor. der Kirche das von den dasigen Kaufleuten und Bür- gern dargebrachte Salz und Brot huldreichst - entgegen zu nehmen, worauf der Kommandant und der Landshöwding ‘die Ehre hatten, Sr. Kaiserl. Majestät ihre Rapporte úber

die ihnen Allergnädigst anvertrauten Aemter zu überreichen. -

Hierauf besichtigte der Monarch, unter dem Zusammenfluß aller Stände der Einwohner, das dort stehende 2te Bataillon des Neuschlottischen Infanterie-Regiments und die Zte leichte Compagnie - der 23sten Artillerie - Brigade. Diese Truppen ‘waren auf dem an der Straße von Friedrihsham liegenden Glacis aufgestellt. Als Seine Majestät sich dorthin verfüg- ten und über die Stadtbrücke fuhren, waren alle an dersel- ben liegenden Kauffahrteischisse mit ihren verschiedenen Flag- gen festlich gescchmückt. Um- 10 Uhr seßten Se. Kaiserliche Majestät, von den heißesten Segenswünschen der Einwohner begleitet, Jhre Reise nah Helsingfors fort. Das Nachtlager Follte in Friedrihshamm gehalten werden. | Folgendes Allerhöchstes Manifest ist hier erschienen : Von Gottes Gnaden Wir Nikolas der Erste, Kaiser Und Selbstherrscher aller Reussen 2c. 2c. 2c. Obgleich durch den Segen des Allerhöchsten der Krieg mit der Öttomani- \chen Pforte beendigt ist und Unser geliebtes Vaterland sich

“des erwünschten Friedens erfreut, so ist es doch unerläßlich,

daß der durch die unausbleiblichen Folgen des Krieges und durch ‘die mit demselben verbundenen Krankheiten erlittene

‘Verlust erseßt, und daß die durch den gewöhnlichen Austritt

‘der Soldaten und durch die Verabschiedung derer, die für den fernern Dienst untauglich befunden wurden, entstandenen Lücken wieder ausgefüllt werden. Diese Lücken. wourden um so größer, da Wir in den leßten Jahren alten Kriegern

Berlin, Freitag den 27e August

1830.

die Verabschiedung schenkten, obglei sie ihre Dienstzeit tz

nicht vollendet hatten, Jndem Wie as e va uer wendig erachten, Unsere Armeen und Flotten so zu fomplet- tiren, wie es ihre Organisation in Friedenszeiten erheischt; sehen - Wir Uns bewogen, für dieses. Jahr eine Refrutenhe- bung auszuschreiben, und befehlen in Folge dessen: 1) Es fol- len im ganzen Reiche, Grusien und Bessarabien ausgenom- men, von fünfhundert Mann zwei Rekruten erhoben wer- den. 2) Die Stellung der in den Gouvernements Cherson Jefätherinoslaw , Poltawa, Kiew, Podolien und in der Slo- bodischen Ufraine noch rückständigen halben Refkrutenzahl von der 92sten Rekrutirung soll für kunftige Rekrutenhebun- gen aufgeschoden werden. 3) Die Hebung der Rekruten soll nach Grundlage der bestehenden Geseße und nah den Ver- fügungen des besondern zugleih mit gegenwärtigem Mani- feste an den dirigirenden Senat erlassenen Ukas geschehen. Indem wir in demselben unter Anderm befehlen, daß man bei der Bestimmung des Maßes sich nur an die strenge Nothwendigkeit halten solle, haben Wir Unsere besondere Aufmerksamkeit auf die Verminderung der mit der Refkru-

“tenstellung verbundenen Ausgaben gerichtet und zur möglich-

sten Erleichterung für Unsere lieben getreuen Unterthan verordnet, daß die Erhebung der Gelder für die Ceuta der Rekruten nah Preisen geschehen solle, die, im Vergleich intt denen bei frühern Refkrutenhebungen angenommen gewe- senen Preisen, bedeutend verringert sind. Gegeben in A exan- dria bei Peterhof, am 30. Juli (11. August), im Jahre 1830 nach der Geburt Christi und im fünften Unserer Re- gierung. i i (Unterz.) Nikolas.

Nach Inhalt des in obigem Manifeste erwähnten Aller- hôchsten Ufases soll die Refrutenhebung auf folgende Weise geschehen: Die Hebung beginnt mit dem 13. November und muß unfehlbar in Zeit von- zwei Monaten beendigt werden. Der dirigirende Senac wird die nôthigen Maßregelù ergrei: fen, damit bis zum festgeseßten Termin alle von frühetn Rekrutirungen noch nit gestellten Rekruten eingeliefert wer- den. Die zu stellenden Refkruten- dürfen nicht jünger als 20 und nicht älter als 35 Jahr seyn; auch dürfen keine unter J Arschin 3 Werschok angenommen werden. Was die fköôr- perlichen Fehler der Leute betrifft, so hat man sich an die Regeln zu halten, die bei der leßten Rekrutirung beobachtet wurden. Hebräer sind als Refruten so anzunehmen , wie es im Ufas voïa 26. August 1827 und in den mit demsélben herausgegebenen Vorschriften verordnet worden ist.

Ueber die leßten Tage des Aufenthaltes des Kronprin- zen von Schweden und ‘Norwegen in Peterhof und die Ab- reise Seiner Königlichen Hoheit von Kronstadt wird noch Folgendes nachträglich mitgetheilt : Am 6. August verließ der Kronprinz St. Petersburg um 1 Uhr Nachmittags und traf um halb 3 Uhr in Peterhof ein, woselbst. Seine Königliche Hoheit, von Seiner Majestät dem Kaiser zur Familien-Tafel im Cottage eingeladen wurde. Gegen Abend wohnte der hohe Gast den von den Eleven der Kadetten - Corps ausgeführten Manövers bei. Am 7ten hatte das Gefolge des Prinzen die Ehre, von Seiner Königlichen Hoheit Seiner Majestät dem Kaíser vorgestellt zu werden, um Seiner Majestät für die Allergnädigst verliehenen Orden ihren Dank darzúbrin- gen. An diesem Tage wurde die Mittags - Tafel in Mon- plaisir gehalten. Abends war Assemblée im Peterhofschen Pallaste, bei welcher Gelegenheit die Personen vom Gefolge des Ns die Ehre hatten, von Jhren Kaiserlihéèn Ma- jestäten Abschied zu nehmen. Am 8ten wohnten Seine: Kö- nigliche Hoheit der Kronpritiz der Wachparade “und hierauf der von den Kadetten gehaltenen Kirchenparade bei. Nach dem Gottesdienste erfreuten Seine Majestät der Kaiser Seine Königliche Hoheit mit einem Besuche. An diesem Tage war in Monplaisir Mittagstafel, nah welcher der Kronprinz im- Cottage. von Jhren Kaiserlichen Majestäten und Seiner Kai-