1830 / 237 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 27 Aug 1830 18:00:01 GMT) scan diff

1812

mehr. als ih davon überzeugt seyn, daß die Schranken, in welche man die Bühne eingeengt hatte, unnüß sind. Ich will damit nicht sagen, daß: es gar keines Theater-Reglements bedürfe, und Sie selbst theilen gewiß diese meine: Ansicht ; aber je mehr- Freiheit man. der Bühne läßt, desto “leichter werden auch. geistige Erzeugnisse . entstehen, die dem- Lande und den Wissenschaften Ehre, machen./ i

Ueber . die Einschiffung Sr. Majestät -Karl’s X. und sei- ner Familie in Cherbourg - geben hiesige. Blätter folgende Details: „Aus dem ersten Wagen stiegen Herr v. Damas, L v. Mesnard,. Frau von Gontaut und der Herzog, von

uiche und eilte uach dem Schiffe. Frau von Gontaut sprach heim Abschiede mit Thränen zum Marschall Maison : Wie bitter ist es, Frankreich zu verlassen. Jn dem zweiten Wagen saßen Karl X. in einfachem blauen Leibrock, der Dauphin in einem olivenfarbenen Ueberrock und mit einem grauen Hute, die Dauphine in einfacher Kleidung, der Her- zog von Bordeaux, Mademoiselle, die Herzogin von Berry in Amazonenkleidung und mit einem Mannshute, Der Her- zog von Bordeaux stieg zuerst aus, der Dauphin führte ihn und reichte der Dauphine den Arm. Unter dem Gefolge be- merfte man die Herzoge von Ragusa, Armand v. Polignac,

nd v. Guiche.‘‘ 7 Der dpa von Chateaubriand hat seinen Abschied als Staats-Minister genommen und auf eine Pension von 12,000 Fr., die er als Pair bezog, Verzicht geleistet.

__ Herr Viennet hat in einer der leßten Sibungen der Kammer zwei Petitionen auf das Büreau des Präsiden- ten niedergelegt ; in einer derselben trägt ein Offizier darauf an, daß die Ueberreste Napoleons nach Frankreich zu- rúcégebracht werden in der andern macht ein Justizbeam- ter den Vorschlag, die geistlichen Functionen für unverträglich mit den politischen und bürgerlichen zu erklären.

Der Ami de la Réligion giebt folgendes als den Schaden an, der bei der Erstärmung des hiesigen erzbischdf- lichen Pallastes am 2W8sten und 29sten v. M. angerichtet wor- den: 1) die gänzliche Zerstôrung eines großen Gebäudes, von dem nur noch Dach und Mauern stehen; 2) die Vernichtung eines bedeutenden dem Seine-Departement angehörigen Mobi- liars. 3) Die Vernichtung aller auf die Verwaltung des Pariser Erzbisthums bezüglichen Papiere. 4) Die Zerstôrung einer großen Anzahl von Kunstgegenständen, Gemälden und sieben Bibliotheken, worunter die. aus 20,000 Bänden bestehénde des Erzbisthums. ¡Os

Abbé Nicolle und Herr von Maussion, zwei bisherige Mitglieder des Conseils für den öffentlichen Unterricht, sind guf Pension geseßt worden.

Die Büste des Marschall Ney wurde gestern nah dem Pantheon gebracht. ; :

Die hiesige Präfektur läßt bedeutende Arbeiten beginnen, welche alle Jndustrie-Zweige beschäftigen werden; in mehreren O E in der Königlichen, werden die brod- losen Drucker beschäftigt. /

| An der früheren Stelle des Hotel Egerton soll zwischen den Straßen St. Honoré und Rivoli eine neue Straße durch- gebrochen werden. | :

General Mina wird in diesen Tagen hier erwartet ; ihm werden die andern bisher in England gewesenen Häupter der Spanischen Flüchtlinge, wie der Admiral Cayetano Vaides, Arguëlles, Jsturiz und Andere, folgen. ‘4 |

In Bezug auf den (vor einigen Tagen mitgetheilten) Artikel aus dem Journal des Débats, das sich für die

Beibehaltung der jeßigen Deputirten - Kammer ausspricht,

äußert sich der Globe folgendermaßen: „Das Journal des Débats befindet sih, unserer Meinung nach, in cinem voll- fommenen. Jrrthum, wenn es glaubt, man habe die lebte

Revolution vorausgesehen, und der Sieg gehöre zu den Re-

sultaten, die im- Kreise der Berechnungen lagen. Es schöpft hieraus ‘seine Gründe, um die 221 an die Spiße zu stellen

und sie j Abfassung der organischen Bestimmungen der.

Grundges\ebe zu leiten: - Auf diese Weise wäre eigentlich gar keine Trennung des Vergangenen von der Gegenwart. vor- handen gewesen; Alles hätten die Wähler unter dem Polig- nacschen Ministerium vorausgesehen, und heute, unter der Regierung Ludwig Philipp LT., würden die 221 für alles Wei- tere sorgen. Es müßte dem zufolge irgend eine wunderbare und unsichtbare Brücke über den Abgrund gespannt gewesen feyn, der binnen zwei Tagen die beskehende Aristokratie und einen Thron verschlang, während die 221 trockenen Fußes allein und ohne Kampf die Brücke passirt hätten. Das wäre freilih ganz hübsch und bequem gewesen ; es verhält sich aber nicht so. Die Trennung zwischen dem Vergangenen und der Gegenwart war vollständig, weil das Volk allein unmittel- har dazwischen getreten ist; weil die Kammer- selbst, mit ih-

rer etwas saumseligen- Einmischung, nur in Folge demokrati- scher. Machtvollkommenheit. als das. leßte Ueberbleibsel. der alten- Verfassung dastand; weil. „die: beiden anderen souverai- nen Gewalten- im Schiffbruch untergegangen: waren- und- man die eine: (das Königthum) umbilden und die andere (die Pairs-Kammer) durch-Beschränkung: verbessern mußte.--Diese große ‘Thatsache muß laut anerkannt werden ; - unmöglich wäre es, sle zu: verhüllen, und thäte man- es, so hieße es, sich selbst gänzlich in Hinsicht- des. Geistes täuschen, der in der neuen Politik obwalten muß. Diese Politik kann: nicht mehr die der Restauration seyn,- und daher halten: wir die der- malige Kammer- nicht. für fähig, sie zu begreifen und mit festem Sinn zu befolgen. Sie - würde damit endi- gen, ihre eigenen Zweifel und ihre Unentschlossenheit dem Ministerium mitzutheilen.“ Jn ähnlichem Geiste äußert sih der Courrier français. Er sagt unter Anderem: ¿Die dermalige Kammer begreift die Ereignisse: nicht, die Franf- reih umgestalteten ; immex noch- fürchtet sie die Demokratie, sie hat es noch immer mit dem Gleichgewicht der Gewalten und allen Gemeinpläßen der Restauration zu thun; sie steht gegen das Ministerium im Hintergrunde, jo wie es mit die- sem in Bezug auf den König der Fall ist. Nur der zag- hafce, zögernde Theil des Ministeriums fann sih mit dieser Kammer vertragen, und wenn man daran denkt, sie beizube- Buen so beweist das .nur, daß die am wenigsten nationa- en Minister im Conseil die Oberhand haben; man würde also Grund zu den ernstesten Besorgnissen haben und sich zu einer fráftigen Opposition vorbereiten müssen. Die derma- lige Kammer kann nicht beibehalten werden. Man verlange von ihr ein Wahl -Geseß und ein Budget, und dann ist ihr Beruf zu Ende. ‘‘

In der Gazette liest man in obiger Hinsicht: „Es waltet gegenwärtig ein wichtiger Streit zwischen den Tagesblättern ob. Der Gegenstand - desselben ist -die Fortdauer oder dié Auflô- sung der dermaligen Kammer, und in der That ist diese An- gelegenheit wichtig fürdie Zukunft Franfreihs. Bis jeßt ist nur das Prinzip der Revolution festgestellt worden ; die Fol- gen dieses Prinzips wurden von Anfang: an durch einen Ver- ein von . Jnteressen bestimmt , der die souveráne Macht an sich reißend und die drei gesebgebenden Gewalten verstümmelnd, eine monarchische und constitutionnelle Repräsentation impro- vijirte. Bei diejem Verfahren bediente sich die Versammlung einer uurechtmäßigen und nicht bestätigten Macht. Sie gab ich selbst ihr Mandat, sie that es, um der Anarchie vorzu-

eugen, und die Furcht vor dieser Anarchie ertheilte der Usur- pation ihren Beifall. Mittlerweile muß man, da das Prin- zip festgestellt is, es auch nothwendigerweise ins Leben rufen. Mehrere Tagesblätter_ haben sich zu Organen dieser Logik der Ereignisse aufgeworfen, die immer dahin streben, sih zu ver- vollständigea, und darum verlangt man einen Aufruf an die Wähler, als das einzige Mittel, um das zu bestätigen, was die Kamraer im Namen des Volks gethan hat. enn die Regierung nichr der Auflôsung der Kammer. ausweicht, un- tergräbt sie die Quelle ihres. Daseyns schon dadurch, daß sie dann außer der Kammer, von der sie eingeseßt ward, noch eine ihr überlegene Macht anerkennt. Die in Folge dieses Aufrufes gebildete Versammlung würde Zweifel hinsichtlich der Regierung erregen und- könnte eben so gut eine Repu- blif proflamiren als die dermälige Verfassung anerkennen. Man begreift die Wichtigkeit dieser Frage und kann sich denken, welche. Anstrengungen von der einen sowohl als von- der andern Seite werden gemacht werden, um sie in einem oder dem andern Sinne zu lôsen. Einerseits sind die Interessen, an- dererseits die Gründe vorhanden. „Jm Laufe einiger Monate soll eine Frage gelöst werden die über die Zukunft Frank- reichs. entscheidet. Wenn diejenigen Tagesblätter , die diese Kammer beibehalten wollen, in Verlegenheit sind, um ihr Bestehen mit Doctrinen in Uebereinstimmung zu bringen, die das Prinzip der Souverainetät in das Volk verseken, so befinden si die anderen, die für die Erneuerung der Kam- mer sind, in einer logischeren Lage, indem beinahe alle es für gut hielten , daß die Kammer es über sich nahm, die Rechte des Volkes ohne Vollmacht auszuüben, woraus die natürliche Frage entspringt: warum sie es nicht auch ferner- thun sollte ? Wie man sieht, sind die beiderseitigen Kämpfer in einen Pro- zeß verwickelt, dem nur Thatsachen ein Ende machen können, was allen denen widerfährt , deren Raisonnements nicht auf wahren Prinzipien beruhen.‘ Gr

Das Journal des Débats äußert: „Einige Perso- nen wollen: die Staatsgewalt in Frankreich als der Kraft und des Kredits entbehrend darstellen. Dies ist mindestens ein grober Jrrthum. Die neue Staatsgewalt würde nur

Beilage

41813 : Beilage zur Allgemeinen Preußishen Staats-Zeitung X 237.

dann s{chwach seyn, wenn sie ihre Kraft nicht kennte oder sih derselben nicht bedienen wollte. Vor drei Wochen hat- ten wir eine Revolution; man schlug sih'in den Straßen. Es wäre wahrlih ein Wunder, wenn jeßt Alles schon wie- der seinen gewöhnlichen Gang genommen hätte und auch die lebten Spuren der mit einer großen Revolution verbundenen moralischen Ea verschwunden wären, während die Spuren unseres Blutes noch sichtbar sind. Und dennoch muß schon jeßt eine Erscheinung die N mit Ver- trauen erfüllen und auch die furchtsamsten Gemüther beruhi- en, und diese ist der allgemeine Abscheu des Volkes vor der NnarGie. Wir haben uns für die Freiheit geschlagen und sie erobert; aber unser erstes Wort nach dem Siege. war : Laßt uns die Ordnung wieder herstellen. Die Liebe zur Ordnung, die sich von allen Seiten kund giebt, macht die moralische Kraft der Regierung aus. Nein, der jeßigen Staatsgewalt fehlt es nicht an Kraft, um den Geseßen Achtund zu verschaffen. Der KòLnig besonders und die Deputirten-Kammer haben eine un- geheure Kraft. Selbst die strengsten Republikaner bestreiten nicht die Popularität des Königs. Seine Rechtlichkeit, seine Freiheitsliebe, die Einfachheit seines Lebens, seine Familie, Alles erwirbt ihm- das Vertrauen und die Liebe des Volkes. Freilich geht dieser König zu Fuß, mit einem Regenschirm in der Hand, wir begegnen ihm in bürgerlicher Kleidung auf unsern Quais, ín unsern Straßen. Das ist für Frankreich

‘ein neues Schauspiel, welches gewissen Leuten Entseßen ver-

ursacht , die gewöhnt sind, einen König nur an seinem ver- goldeten Wagen, seinen acht Pferden und seinen Wachen zu erkennen. GUUoR Tages beruht die Macht nicht mehr auf dergleichen Dingen. Der König, welcher sagen fann : unter- werft Euch der geseßlichen Ordnung, wie ih selber es thue, hat tausendmal mehr wahre Autorität, als derjenige, welcher agen wollte: Unterwerft Euch der geseßlichen Ordnung, ich befehle es Euch, ich, der ih mich ihr nicht unterwerfen werde. Auch die Deputirten - Kammer hat mehr Kraft, als sie viel- leicht selbst weiß. Wenn ihr etwas fehlt, so ist es die Kennt- niß und Würdigung ihrer selbst. Wenn sie mächtig seyn will, so fann sie es seyn. Und warum sollte sie es nicht seyn, sie, die uns einen Kdnig und eine veränderte Verfassung geben fonnte. Sie verfolge daher ihr begonnenes Werk, sie mache dreist von ihrer Autorität Gebrauch und fasse Vertrauen zu dem gesunden Sinne des Landes. Das Land hat Vertrauen zu ihr, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil die Kam- mer E eins mit der Revolution von 1830 ist. Sie hat Alles gethan, was gethan werden mußte, um unsere friedliche Wiedergeburt zu vollenden. Sie ist voll Einsicht und Geschicklichkeit. Die meisten ihrer Mitglieder haben eine Geschäftskenntniß, welche Mäßigung einfldßt, ohne Festigkeit

- auszuschließen. Allerdings ist es wünschenswerth, daß neue

Männer in die Kammer eintreten, sie dürfen aber dieselbe nicht ganz in Beschiag nehmen. Bei den besten Absichten sind Män- ner, die bisher den Staats-Angelegenheiten fern standen, man- chen Fehlgriffen in der Geschäfts-Praxis ausgeseßt. Laßt uns die Kammer vervollständigen, aber nicht den vielleicht unver-

bess)erlichen Fehler begehen , sie aufzulösen. Wir für unser '

Theil erwarten viel von der Kammer, wenn sie sich nicht einshüchtern läßt, wenn sie ihre Kraft kennen lernt und die- selbe gebraucht.‘/

Ueber die vorgestrige Sißung der Deputirten - Kammer liest man im Temps folgende Bemerkungen : „Diese Sibung verdient besondere- Aufmerksamkeit; sie ist mit nüßblihen Ar- beiten ausgefüllt worden. Man schreitet auf einem guten Wege vorwärts und wird Unterstüßung finden, wenn man von demselben nicht abweicht. Wir wollen diese ganze Sißkung analysiren; es ist der Mühe werth. Die rechte Seite und das rechte Centrum werden leer; sie üben Gerechtigkeit gegen sich, denn eine rechte Seite ist jeßt niht mehr möglich. Wenn dieselbe sich unter der vorigen Regierung begnügt hätte, den monarchischen Theil der Charte zu vertheidigen, so wäre ihre heutige Stellung noch erträglih; so aber war sie damals in offenem Aufstande gegen die ganze Charte und predigte heil- same Strenge, energishe Maßregeln, Staatsstreiche, Was würde sie heute nach den Folgen der Verordnungen vom 25. Juli sagen ? Jhre Lage ist eben so lächerlich, als ihre Lehren gehässig waren. Es ist für Ne fein Plaß mehr in der Kam- mer vorhanden; sogar die Kühnheit des Herrn von Curzay weicht vor dieser Unmöglichkeit zurück. Das rechte Centrum hat das große Unrecht begangen, daß es sich fürchtete. Es wagte, größtentheils wenigstens, nicht, sich in der leßten Siz-

zung mit der Linken zu vereinigen und für die Adresse der 221 zu stimmen, die dann die Adresse der 281 gewesen seyn würde. Auf so viel Stimmen hatte man gehofft. Sein Ge- wissen sagt ihm jebt, daß, wenn es die National-Sache offen angenommen hätte, der Thron vielleicht aufgeklärt worden wäre, dergestalt, daß es sih in gleichem Grade gegen den Thron und das Land sch{chuldig betrachtet. Diese peinliche Stellung ist eine Folge des Mangels an Charakter. Das Ausscheiden einiger Deputirten aus der Kammer ist nicht zu bedauern ; es ist gut, daß die Männer mit s{chônen Redens- arten die Kammer verlassen. Durch die Protestationen bder Ausscheidenden wollen wir uns nicht in Schrecken seben las- sen, sie werden nichts Ansteckendes haben. Mehrere Wah- len sind, wegen Verleßung des geheimen Votums, annullirt worden. Dieses Beispiel war nöthwendig; es ist eine Art von Rundschreiben an alle Präsidenten fünftiger Wahl - Kol- legien und an alle Wähler, welche Beamten sind. Der An- trag des Herrn Mercier und der Bericht des Hrn. Marchal über den Eid der Beamten läßt nihts zu wünschen übrig, cinen Punkt etwa ausgenommen. Warum hat man zu den Worten : „Gehorsam gegen die constitutionnelle Charte‘? nichr hinzugefügt: „so wie sie am 9. August 1830 angenommen worden ist ?‘/ Wir müssen seit funfzehn Jahren gelernt haben, Mißtrauen gegen jeglichen Vorbehalt zu hegen. Die vom Kriegsminister vorgeschlagenen Garantieen für die Rechte der Offiziere der Armee wurden seit langer Zeit verlangt. Der Geseß-Entwurf scheint uns genügend zu seyn. Ein ähnliches Geseß is für die Civil-Beamten nöthig, wenn man deren Unabhängigfeit sicher stellen will. Den vom Minister des Innern vorgelegten Geseß -Entwurf über das Wiederwählen empfangen wir mit Dankbarkeit. Ein alter Wunsch wird dadurch erfüllt, und dieser Schritt ist um so verdienstvoller,

als das Prinzip dieses Geseßes, sowohl auf den, der es vor-

gelegt. hat, als auf einen großen Theil derer, die es annehmen werden, Anwendung findet. Die Rede des Ministers ist klar und offen. Wir machen jedoch auf eine Lücke in dem Geseße aufmerksam. Als wir verlangten, daß ein Deputirter, der den Eid gegen den König und die Charte nicht leisten wolle, oder der inzwischen ein besoldetes Amt angenommen habe, wieder gewählt werden müsse, fügten wir hinzu, daß gewisse fiskalische Functionen den Deputirten, der sie angenommen hat ,' ganz ausschließen müßten. - Diese Ausschließung ist im Geseß-Entwurfe nicht erwähnt. Wir begreifen, daß ein [Mi- nister, ein Staatsrath, ein Justizbeamter Deputirter seyn kann ; anders ist es dagegen mit einem Finanz- Einnehmer, Präfekten, General-Prokurator und fommandirenden Generale eines Departements. Ueber die dringende Nothwendigkeit der Unternehmung öffentliher Bauten herrsht nur eine Stimme; man sorgt für dieses Bedúrfniß. Der Antrag des Herrn Delessert und der Bericht des Herrn Jars über die Belohnung der in den leßten Tagen des Juli verwundeten Helden und die Unterstüßung der Familien der Gebliebenen werden feine Opposition finden ; sie entsprehen dem Wunsche Frankreichs. Die Abschaffung der Todesstrafe fär politi- sche Vergehen wird eine der Trophäen unserer glorrei- chen Revolution seyn. Die gewichtige Stimme des General Lafayette erhob sich zu Guníiten - dieses menschen- freundlichen Wunsches. Der Schatten des Marschall Ney shwebte in diesem Augenblicke über der Rednerbühne und bewog die Kammer, den Antrag in Erwägung zu ziehen. Herr von la Pinsonnière hat einen Wunsch erfüllt, den wir vor drei Tagen geäußert hatten. Herr von Martignac nahm von der Proposition dieses Deputirten Veranlassung, auf einen früheren Vortrag zurückzukommen; seine Worte wa- ren aber mehr hochherzig, als parlamentarish, mehr gèistreich, als logisch. Noch einen Schritt weiter, und er wird der Wahrheit nahe kommen. Verlohnt es jeßt noch der Mühe, zur rechten Seite zu sprechen? Ein Deputirter saß vorge- stern auf den Bänken derselben, und vielleicht stand hinter ihm auch nicht mehr einer der Wähler , die ihn ernannt ha- ben. Wir wiederholen es, die Sißung vom 17. ist nüßlich angewendet worden; es war die erste dieser Art seit dem 9. August. Von solchen Sißungen muß aber nicht nur in jeder Woche, sondern an jedem Tage eine vorkommen“

Die am 16ten d. M. auf dem Vendôme - Plabe stattge- fundene tumultuarische Bewegung (\. Nr. 234 der Staats-Zei- tung) hat den Baron von Plazanet bewogen, zu seiner Rechtfertigung ein Schreiben in das Journal dgs Dé- bats einrücken zu lassen, worin er es für durchaus unge-