1830 / 244 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1862

hinübergegangen. Als sie aber die Cordilleras überstiegen, tra- fen sie auf eine Anzahl- Personen, die unter der lehten Ad- ministration ausgewandert und jeßt, nachdem sie von Qui- roga’s Niederlage gehört, auf dem Rückwege waren. Diese, als die sttärksten, fielen nun über die Andern her und machs ten sie zu Gefangenen, unter Anderm Don Francisco Jgn. Bustos, Neffen des Ex-Statthalters von Cordova und zuleßt Minister des Jnnern in St. Juan. Die Regierung von St. Juan sandte bei der Annäherung des Obersten Videla ihm Kommissarien entgegen ; er verwies sie aber an seine Re- gierung. Sie reisten also nach Cordova ab; in der Náhe dieser Stadt fam der Kriègs - Minister ihnen entgegen und hatte eine Konferenz mit ihnen, es wurden Stipulationen gemacht, allein in der Zwischénzeit hatte sich der Statthalter von St. Juan (Echegarai) genöthigt gesehen, sich aus dem- Staube, zu machen und Öberst-Lieutenant Don Juan Agui- lar wurde zum Statthalter ernannt. -— Es wäre trau- rig, wenn diese Ereignisse wieder zu einer Kollision zwischen den Regierungen von Cordova einerseits, Bue- nos - Ayres und den ihm verbündeten Provinzen andrer- seits führen würden. Man behauptet, die verbündeten Pro- vinzen wären in den stattgefundenen Konferenzen zu S. Ni- folas Verbindlichkeiten eingegangen, deren Jnhalt Herr Oro der Regierung zu Cordova zu überbringen abgeschickt worden sey ‘Es ist ein Schreiben der neuen Provinzial-Regierung von Mendoza vom 17. Juni an die Regierung der ‘Provinz Buenos - Aires erschienen, unterzeichnet von dem Statthalter Tomas Godoi Cruz, worin er meldet, daß, da die vorige Ad- ministration durch den Jmpuls der öffentlichen Meinung der Einwohner, unterstüßt von einer Abtheilung der Vorhut des - National-Heeres, gestürzt worden sey, die Regierung sich von innern Unruhen befreit und geeignet finde, die Freundschaft und das gute Vernehmen mit einigen der Schwester-Provin- zen anzusprechen, welche unglücklicherweise unterbrochen gewe- sen. Die vorige Administration wird eines schändlichen Be: nehmens angeklagt und am Schlusse gesagt, die Regierung der Provinz Mendoza freue sih, zu bemerken, daß durch die Anstrengungen der Freunde der Ördnung der politische Ge- sichtsfreis der Republik heller und folglich der glückliche Zeitpunkt genähert werde, wo alle Provinzen vereinigt jeyn roûrden. j Chili.

Englische Blätter geben. nachstehenden Auszug aus einem Briefe, datirt Valparaiso, den 30. Mai: „General Freire ist gefangen genommen und gestern an Bord eines Franzô- - sishen Schiffes gebunden nah Peru eingeschisst worden; er hat versprechen müssen, nie nach Chili zurückkehren zu wol- len. General Pinto ist vonder Armee-Liste gestrichen wor- den. General Prieto will den Befehlen der Regierung von Estanco nicht gehorchen, sondern rekrutirt seine Armee im .Sûden, um nah Sant Jago zu gehen und O'Higgins zurücê zu bringen ; Friede und Ruhe wird dann. wahrscheinlich her- gestellt werden. Eine Columbische Schwadron ist auf ihrem Marsche in Kallao angekommen, um Bezahlung der Summe, die Peru Columbien schuldig ist, zu verlangen.‘/ |

Ein Brief vom 25. Mai von Sant Jago sagt: „Der Bürgerkrieg in Chili zerstört allen Handel, indem die strei- tenden Parteien jede etwa 1200 Mann stark sind, die zwi- schen Concepcion und Sant Jago auf einander trafen und 850 Mann todt auf dem Plabe ließen, Oberst Tupper und Capitain Bell sind dabei auf dem Plaße geblieben.‘

Inland.

Berlin, 1. Sept. Se. Königl. Hoheit der r Wilhelm (Sohn Sr. Maj.) ist, Nachrichten aus Düsseldor zufolge, in der Nacht vom 2ten auf den 27ten v. M., von Wesel über Rheinberg und Krefeld kommend , daselbst einge- troffen. Die Häuser am Rheine, so wie die dort vor Anker

gen und über die Zollstraße, den Markt und die andern nach

dem Prinzlihen Palais im Hofgarten führenden Straßen, welche gleichfalls beleuchtet waren, begleitet. Höchstderselbe nahm in genanntem Palais das Absteigequärtier. Am 27ten Mittags war große Cour bei Sr. Königl. Hoheit. :

Se. Königl. Hoheit der Prinz August ist in Achen eingetroffen. :

Neuer Fortschritt der Lithographie. Die Kunst der Lithographie hat es in kurzer Zeit zu einer so hohen Vollendung gebracht , daß dieselbe in vielen Fällen den ungleich kostspieligeren Kupferstich erscht. Wir haben hôchst sauber und flar gearbeitete Kreidezeichnungen und die reinsten Gravirungen auf Stein gesehen. Die Zeich- nung mit der Feder war dagegen bisher nur zu Skizzen an- wendbar, indem die Schärfe des Striches, welche beim Gra-

_viren - und insbesondere durch den Grabstichel des Kupfer-

stechers zuwege gebracht wird, hier nur mit der größten Schwierigkeit erreicht werden konnte und durchaus verloren ging bei Anwendung der Kreuzstriche, welche auch beim Gra- viren wegen der leichten Ausbröckelung des Steines nicht wohl anzuwenden sind und' gern vermieden werden.

Federzeichner (er erhielt bei der Kunst - Ausstellung zu Bres- lau im J. 1822 durch sein großes Blatt Kaiser Rudolf von Habsburg zu Roß , den Preis), hat diesem Uebelstande durch eine neue Erfindung abgeholfen, und zwei Blätter von seiner Arbeicr, Johannes der Evangelist nach Dominichino, eine ge- treue Kopie des bekannten Kupferstihs von Friedrich Mül- ler, und ein geistreih aufgefaßtes Brustbild Melanchthons, nach einem Gemälde von Lukas Kranach auf der hiesigen Kö- nigl. Bibliothek und nach einigen anderen guten Quellen, bei Gelegenheit des Konfessionsfestes von ihm selber entwor- fen und mit der Feder auf den Stein gezeichnet , zeigen bei einer freien Anwendung der Linien - Manier eine durchaus reine Ausfóöhrung derselben und versprechen, indem sie dem Kupferstiche sehr nahe kommen, daß derselbe nun auch auf diese Weise in vielen Fällen wird erseßt werden fönnen. -

Es is zu erwarten, daß diese wichtige Vervolllommnung der Lithographie mit derjenigen Theilnahme wird aufgenom- men werden, deren sich der gesammte Kunstfleiß im Preußi- schen Staate zu erfreuen hat. 10.

Königliche Schauspiele. Donnerstag, 2. September. Im Schauspielhause: Der Kammerdiener, Posse in 4 Abtheilungen. Hierauf, zum er- stenmale wiederholt: Der Nasenstüber, Possenspiel in 3 Ab- theilungen, von E. Raupach.

Königstädtisches Theater. Donnerstag, 2. September. Das Mädchen aus der Feen- welt, oder : Der Bauer als Millionair, großes romantisches Original - Zauber - Mährchen in 3 Akten, von Ferdinand Rai- mund; Mysif vom Kapellmeister Joseph Drechsler. (Herr Holzmiller hat die Singparthie des Musensohn übernommen.)

Auswärtige Börsen. Amsterdam, 27. August.

Niederländische wirkl. Schuld 55. Ranzbill. 26. OQesterr. 5proc. Metall. 93Z. :

Hamburg, 30. August.

Wiener Bank-Actien 1265. Engl. Russ. Anl. 1024. Silber- Rub. 98. Dän. 68. Poln. pr. 31. Aug. 118. Engl. Neapol. 80. Falc. 70. ;

London, 27. Aug. E 3proc. Cons. 914. 4proc. 1057. Brasiìl. 725. Dän. 72. Franz. 5proc: Rente 1015. Griech. 354. Mexic. 39. Port. 614. Russ. 1072. Span. 25Ï- j Wien, 27. August. 5proc. Metall. 975. 4proc. 914. Loose zu 100 FL 1765.

liegenden Schiffe, welche ihre Flaggen aufgezogen hatten, waren beleuchtet, und Theertonnen brannten am Ufer, was vom Rheine aus einen sehr s{chônen Anblick gewährte. Se. Königl. Hoheit wurde bei der Ankunft von der versammelten zahlreichen Menge mit dem lebhaftesten Freudenrufe empfan-

Part.-Oblig. 1264. Bank-Actien 1267.

Berichtigung. Jn einigen Exemplaren des gestrigen Blattes der Staats-Zeitung S. 1851, Sp. 1. Z. 10. v. u.

lese man st. ¿bei diesem Gerichtshofe‘, „beim Cassa-

tionshofe“‘.

4 _ Neueste Börsen-Nachrichten. : Paris, 26. Aug. 5proc. Rente - per compt. 101 Fr. 75 C. 5proc. fin cour. 101 Fr. 80 C. Z3proc. per compt.

73 Fr. 80 C. Zproc. fin cour. 73 Fr. Span. Rente perp. 465. 5proc. dito Guebhard 52. - Frankfurt a. M., 29. Aug.

Bank-Actien 1484. G. Part.:Obl. 1237. Loose zu 100 Fl. 170. B.

Gedruckt bei A. W. Hayn.

Oesterr. 5proc. Metall. 955. B. 4proc. 892. G.

C. 5proc. Neap. Falc, per compt. 72 Fr. 5proc. fin cour. 72 Fr. 5proc.

9’yroc. 547. 1proc. 23. B. Poln. Loose 563. G. wee M E Redacteur Fohn. Mitredacteur Cottel.

Herr A. Künkell aus Neiße, bewährt als tüchtiger

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i L f R:

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

M 244.

Amtliche Nachrichten. _Kronif des Tages.

Se. Majestät der König haben dem Prediger Müller zu Stemmern, im Regierungsbezirt Magdeburg, den Rothen Adler-Orden vierter Klasse, und dem bei dem Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal - Angelegenheiten

angestellten Kastellan und Botenmeister Sauer das Allge-

meine Ehrenzeichen. zu verleihen geruhet.

Se. Majestät der König haben dem Gefreiten Brandt vom Stamm der Kavallerie des 2ten Bataillons (Stolpe- schen) 21sten Landwehr- Regiments das Allgemeine Ehren- zeichen zu verleihen geruher. '

Des Königs Majestät haben den Forst - Jnspektor Gra- fen von Bouverot zum Regierungs - Forst - Rath bei der Regierung zu Franffurt a. d. O. zu ernennen und das für R ausgefertigte Patent Allerhöchstselbst zu vollziehen

Zeitungs-Nachrichten. Ausland,

R ußland.

St. Petersburg, 25. August. -Die hiesige Zeitun giebt in den. beiden neuesten Blättern O T Ey ten Über den Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers in Finn- land. Se. Majestät geruhten am Tage nach Jhrer Ankunft in Helsingfors am 14. August um 10 Uhr Vormittags, in der Finnischen Uniform, Sich aus Jhrer Wohnung auf den großen Senats-Plaß zu begeben, um die daselbst aufgestellten Truppen des Finnischen Garde-Scharsschüßen-Bataillons und des 1sstten Bataillons des Willmanstrandshen Junfanterie- Regimentes, die sämmtlich von dem Oberst Ramsay komman- dirt wurden , ju mustern. Von hier verfügten Sich Se. Majestät in Jhre Appartements zurück, woselbst Sie Sich die Vice-Präsidenten und Mitglieder des Kaiserlichen Finulän- dischen Senates nebst mehreren anderen Behörden vorstellen zu lassen. geruhten. Der Senat hatte bei dieser Gelegenheit das Glück, Sr. Majestät zwei Adressen darzulegen, in deren ersten derselbe um die Erlaubniß bat, zum Gedächtniß dieses v Finnland so unvergeßlichen Besuches Sr. Kaiserl. Maje-

ât, eine Denkmünze mit einem analogen Gepräge schlagen lassen zu ‘dürfen, und in der zweiten: mir. Bezeugung der danfbaren Empfindungen gegen den General-Gouverneur der so sehr den Wohlstand und die Ordnung im Lande befördere, bei Sr. Majestät unterthänigst darauf antrug, denselben in den Grafenstaud des Großfürstenthums Finnland zu erheben, um ihn zu dessen Mitbürgern zählen zu fönnen und durch noch’ engere Bande an die Finnishe Nation geknüpft zu sehen, Der Monarch nahm den Ausdru dieser Wünsche des Senates mit besonderer Zufriedenheit auf, lehnte jedoch o erste Gesuch ab, während Se.- Majestät das zweite zu estätigen und die Erfüllung desselben anzuordnen geruheten. Hierauf wurden Sr. Majestät die aus. den Gouvernements Abo -Bjdrneborg, Nyland- Tawastehus, Kymmenegorod und Wiburg angelangten Jndividuen des Bauernstandes vorge- Ln welche zugleich mit eilf andern aus den drei übrigen &bUvernements (die aber, der Entlegenheit ihrer Wohnpläkze wegen, nicht hatten in Helsingfors eintreffen können) sich fn ihrem Berufe durch vorzügliche Arbeitsamkeit und Recht- p eit ausgezeichnet, und Tages zuvor, auf den Befehl Sr. A Majestät, - aus den Händen des General-Gou-

rneurs die, für diese Gelegenheit geprägten goldenen

Berlin, Freitckg dEn zien

1830.

September

und silbernen Medaillen empfangen hatten. i

selben „- der [chon bei Gelegenheit v Nr A u von dem hochseligen Kaiser Alexander T. durch die Verlei- hung einer goldenen Medaille ausgezeichnet worden war, richtete an Se. Majestät im Namen des Standes, dèn eiti fachen Ausdru der innigen Ergebenheit. Se. Majestät ge: ruhten diese treuherzigen Versicherungen mit der herablassend- sten Düte aufzunehmen und mit der Zusage der Fortdauer Allerhöchstihrer väterlichen Gesinnungen zu erwiedern. Hierauf brachten die Bürger der Stadt Sr. Majestät Salz und Brod dar. Der Monarch besragte sie mit der größten Huld über verschiedene Gegenstände des Handels, besonders um die Ver- hältnisse der Finnischen Handelsschifffahrt. Nach beendigter Präsentation begaben Se. Majestät Sich aus Zhrer Wohnung zu Fuße nah dem Kaiserlichen Senat und von nach dem provisorischen Lokale der Bibliothek der Kaiserl. Alexanders- Universität, wo Höchstdieselben Sich die mit dem dienftthu- enden Vice-Kanzler Grafen Steven-Steinheil dort anwesen- den sämmtlichen Professoren, Adjunkte und Studirende vor- stellen zu lassen geruhten. Ein, bei dieser Gelegenheit Sr. Majestät dargelegter Plan zu einem neuen Observatorium wurde der Allerhöchsten Genehmigung gewürdigt. Abends wurde der vom Senate seiten des Landes gegebene Ball inr Genéral - Jnspectorhause erdffnet. Die Zimmer waren auf's geschmacfvollste decerirt und erleuchtet. Zwischen 9 und 16 Uhr hatte das daselbst versammelte Publikum, aus mehr als 400 Personen bestehend, das Glü Se. Majestät erscheinen zu schen. Der Monarch geruhte mehrere Polonaisen mt den vornehmsten Damen zu tanzen und nahmals dem Tanze zuzusehen. Nachdem Se. Majestät Sich mit mehreren An- wesenden höchst wohlwollend unterhalten hatten, fehr: ten Ste gegen 11 Uhr in Jhre Behausung zurü. Am 3. (15.) August verfügten sich Se. Majestät nach 8 Uhr Morgens zur Wachtparade des Finnischen Scharf schüßen - Garde- Bataillons und wohnten dann dem Gottes- dienste in der Griechisch - Rassischen Kirche bei. Gegen 12 Uhr begaben Se. Majestät sich zu Fuße nah dem Hafen und fuhren, begleitet von dem General-Gouverneur Grafen Safkrewsfi, dem General Adjutanten Benkendorf, dem Chéf vom Marinestabe Fürsten Menschikow und dem Flúgel : Ad- jutanten Korssakow , auf einer Schaluppe nah dem Dampf- schiffe „„Ochta// hin, welches die Kaiserliche Schaluppe ans Schleppcau nahm und nah Sweaborg bugsirte. Jn der Festung angelangt, inspicirte der Kaiser die darin stationit- ten beiden Bataillone des 45sten Jäger - Regiments und die Militair - Arbeits -Compagnie, besuchte alsdann die Soldateu- Kasernen, das Sechospital, das neue Gebäude desselben, die Jngenieur - Modell - Kammer , das Gefängniß der Finnischeu Arrestanten, uud die Admiralität nebst der Docke, und be- sichtigte mit besonderer Aufmerksamkeit die Festungswerke von Gustafsswärd. Ueberall bezeizgten Se. Majestät Jhre Zufriedenheit mit der angetroffenen Ordnung. Aus Sweas borg fuhren Se. Majeskät auf der Schaluppe, von dem Dampfboote bugsiet, nach dem nebst fünf Fregatten , einer Korvette, ciner Brigg und zwei Loggern im Hasen liegendeua Admiralsschiffe „„Kulm“‘/, woselbst Mittagstafel gehalten wurde. Während der S èahlzeit lieferten die beiden Logger einander in der Seebucht ein Scheintreffen. Auch mit dem Zustande der Flotte waren Se. Mazj. ausnehmend zufrieden. Na dem Se. Majestät um 5 Uhr von der Flotte zurückgekehrt arbeiteten Sie noch. in Jhrem Kabinette . mit den Grafen Safrewsfky und Rehbinder ‘und dem Fürsten Menschikow. Abends war, wie an den beiden vorigen, die ganze Stadt glänzend erleuchtet; vor der Hguptwache spielte die Feldmusik, Spaziergänger wogten auf den Stra- ßen ; auf der hiesigen Bühne wurde „der gütige Fürst‘, cie Gele enheitsstüdck, pa, Um 8 Uhr hatten Se. Majestär die Gnade, einen Abendzirkel bei der Gemahlin des Genera&