1830 / 244 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

1868

Einer vom 23sten d. M. datirten und vom Finanz-Mi- nister, Baron Louis, contrasignirten Königl. Verordnung zu- folge, soll mit dem 1. Oftober d. J. in Hüningen (Bezirk Altkirch, Dept. des Ober - Rhein )- ein Verifications -Büreau errihtet werden, bei welchem die (im Julande fabrizirten) Getränke ins Ausland geführt werden können, ohne- die durch den Art. 87 des Gesebes vom 28. April 1816 und Art. 80 des Geseßes vom 25. März 1817 verordneten Steuern zu entrichten. is

Nachrichten aus Livorno zufolge hat das Englische Haus Bill und Robertson den Auftrag erhalten, dort für den ehemaligen Dey von Algier eine bequeme Wohnung , jedoch nur auf 3 Monate, zu miethen. Späterhin will der Dey, wie es heißt, nah Frankreich kommen und sich hier bleibend niederlassen.

Der Globe meldet: „Heute durchzogen abermals zahl- reiche Haufen von Gesellen die Straßen von Paris, beobach- teten aber dabei die größte Ordnung und Ruhe. Der Haupt- trupp bestand aus 3 4000 Schlossergesellen, die von Boulevard du Temple aus sich nach den Elysäischen Feldern begaben und s{ um 7 Uhr Abends in den Straßen Varen- nes und Babylone befanden. Sie wollen nämlich statt der bisherigen 12 Stunden nur 11 Stunden arbeiten und ver- langen die Einwilligung der bedeutendsten Schlossermeister. Mehrere der lebtern haben bereits ihre Zustimmung gegeben, und wahrscheinlih werden alle übrigen dasselbe thun.“ »

Mehrere Blätter, und namentlich der Temps, der Me s- sager des Chambres und der Constitutionnel, schrei ben die unruhigen Bewegungen unter den hiesigen Haudwer- fern den Aufreizungen verkappter Jesuiten und anderer Anhän- ger der vorigen Gealaruns zu. Das zweite der genannten Blätter giebt das Weis der Glaubensväter in: der Rue Sèvres und ein Haus - in Gentilly als |die- Sammelpunkte dieser Par- tei an. :

Die (jebt wieder in Toulon erscheinende) Estaffette d’ Alger giebt in ihrem Blatte vom 21sten d. ein Privatschrei- ben A R in welchem es unter Anderm heißt: „Durch die Goelettenbrigg „„la Cigogne‘/ sind une die neuesten Nach- richten aus Frankreich und mit ihnen jene heillojen Verord- nungen zugekommen. Sie erregtea solche Bestärzung und zugleih Aufregung, daß der General en Chef fúr gut sand, dfentlich zu erflären, er mißbillige dies Verfahren des Mini- steriums, woran er. feinen Antheil habe. - Einige Offiziere haben ihren Abschied geuommen da ihr Eid: sie- nar zum Dienste eines constitutionnellen Königs verpflichte. Jn den Militair - Angelegenheiten herrscht fortdauernd große Verwir-: rung; Saumseligkeit von Seiten der Oberen und Demorali- sation von Seiten der Unteren. Die Anzahl der Kranken steigt mit großer Schnelligkeit , die Lazareth - Anstalten sind ungenügend, so daß es oft den Kranken selbst an Bouillon fehlt. Auch hat man, Sbgjeid) an öffentlichen Gebäuden fein Mangel ist, nicht hinlängliche geräumige Hospitäler eingerich- tét, jo ja cine A azahl Menschen in einem Saal zu- ammengedrängt sind.‘ i R Er Vorberichte erklären die Redaftoren der E st a f- fette, daß der Haupt-Redacteur des Blattes nah Frankreich zurückgekehrt , dagegen aber. eine regelmäßige Korrespondenz mit den Mitarbeitern, die. sämratlich hohe Stellen in der Ar- mee bekleiden, eingeleitet sey. Da somit die Schwierigkeiten, . welche dem Drucker des Blatts in Afrika entgegengeftanden, beseitigt wären, werde nun die Zusendung der Nummern un- ausgeseßt erfolgen. Die Sachen in Algier seyen. übrigens feinesweges zu Ende; es bedürfe aber eines raschen Entschlus- jes.;: entweder müsse man Algier foloaisiren , oder man dürfe unsere braven Truppen L länger den Gefahren an jener unwirthsamen Küste ausseßen.

vir selbe Blatt rühmt sehr die neuerdings erfolgte Ernennung des General Clausel zum Anführer der Expedi- tions-Armee. Es erwähnt, daß schon Napoleon in ihm einen der besten Französischen. Generale gesehen, und dap der Her- zog von Wellington erklärt habe , im Spanischen Kriege sey der, General Clausel von ihm sters als sein furchtbarster Gegner betrachtet worden. /-Es bleibt,//. äußert, die Csta- fette weitexkhin, „in Algier noch viêl zu thun übrig. „Der Sol- dat braucht neue Anführer, weil er kein Vertrauen zu denen hatz-die ihn, nachdem ‘sie ihn durch tausend Gefahren-zum Siege geführt haben, in einem traurigen Zustande unyversorgt lassen während . sie im Schooße des .Vergnügens gemächlich

ausruhen. Besser Hiiäitoe und besser veRIoPie ED die M l

Armes ihren alten Muth wieder gewinnen und sich, bis zur Ankunft dex von Toulon abgesendeten Verstärkungen, auf der Dofensive halten.‘ Ma Ae Das Aviso de la Mediterrannée schreibt aus. Tou- lon vom 21. August : ¿Die Gabarren „„Bayonnaise ‘// „Vi:

gogne// und „Dordogne‘/ laden. Lebensmittel für die Afrifa- nische Flotte ein und haben Befehl , nach beendigter Ladung sogleich unter Segel zu gehen. Jn kurzem sollen zwei Li- nienschisfe von hier abgehen, um die- National-Flagge- an der Spanischen und Jtaliänischen Küste zu zeigen. Wie man versichert, wird der Contre-Admiral Ducrest de Villeneuve: dieje Expedition befehligen und seine Flagge auf. dem ,„„Ma- rengo‘‘ ausstecen. Der General - Lieutenant Graf, Clausel wird heute Abend hier erwartet. Für die Einschiffung der Reserve- Division sind noch feine Anstalten getroffen. : Nur eine 300 Maun starke Abtheilung des Zten Linien-Regiments wird zunächst nach Algier abgehen. Die Goelette: „„Daphne‘“ hat Befehl erhalten, sich zur Abfahrt bereit zu: halten; sie. erwartet für morgen wichtige Depeschen, die ste dem Admiral Duperré überbringen soll. Die Fregatte „„Jeanne d’Arc‘/, Capitain Lettré, ist heute von Neapel angekommen „- wo sie Hussein - Dey nebs jeinem Gefolge an’'s Land gescßt hat. Auch die Brigg /„d’Assas‘/ ist, von Navarin kommend, hier eingelaufen. Am 2. August, dem Tage ihrer Abfahrt von Navarin, fonnte man dort von den hiesigen Ereignissen noc nichts wissen. Die Korvette „„l’Algerienne Nr. 2.// Capitain. Fournier, ist gestern von Algier, das sie am 10. August ver- lassen hat, auf hiesiger Rhede vor Anker gegangen.“

Dem Semaphore de Marseille zufolge sind be- reits Französische Schiffe mit der dreifarbigen Flagge in den. Hafen von Genua. zugelassen worden, und hat die. Sardini- \he Regierung das Einführen sämmtlicher Französischen: Blätter erlaubt.

In diesen Tagen soll eine Verordnung erscheinen, wo- durch das Pantheon seiner frühern Bestimmung. wiedergege-- ben wird. Eine Anzahl von Bürgern wil. nächsten Sonna- bend die Büsten des General Foy und Manuel's dorthin. bringen. j

Der General Lamarque macht in den öffentlichen Blät- tern bekannt, daß er seit 5 Tagen 400 Fr. für Brief -Porto- ausgegeben habe und daher künftig nur frankirte Briefe an- nehmen fönne. 8

Das Journal du Commerce meldet, daß die Bank sich entschlossen habe, zur Erleichterung des Liquidirens 50- Millionen gegen Deponirung von „Renten darzuleihen.

Dasselbe Blatt will wissen, der See - Minister qote die Herren Bisette, Fabien und Littais, frühere Bewohner von Martinique, zu- sich rufen lassen und ihnen angezeigt,- daß in der Kolonial - Verwaltung mehrere Reformen vorge--

net der Admiral Dupotet werde zum Gouverneur der West- indischen Besißungen ernannt werden. i

Der in Conflans befindliche Erzbischof von Paris, Graf von Quelen, hat, dem Journal des Débats zufolge, an den Referendarius. der Pairs-Kammer geschrieben daß er zur Eidesleistung als Pair bereit sey. - : l

Die National-Garde von Lyon, mit deren Bildung man: dort beschäftigt ist, wird aus fünf Legionen, jede zu 4000- Mann. bestehen. L Ani p

Der Stadt-Rath von Lyon hat beschlossen, eine Glück-: wunsch-Adresse an-den König zu richten, die von sämmlichen Bürgern der Stadt unterzeichnet werden soll ;/ es sind, Maaß--: regeln zur Erleichterung des Einsammelns der Unterschriften. getroffen worden. i

Der ehemalige Spanische Minister unter : der - Cortes«- fommen. Großbritanien und Jrland.

London 27. August. Neuerdings sind noch Lord Cast- lereagh für Down, Herr M. Fißgerald für Kerry, Lord Al- thorp für Northamptonshire, Sir R. Jnglis und Herr East: court. für die. Universität Oxford, Sir G. Murray für: Perth, und Lord F. L. Gower für Sutherland zu Parla-: ments: Mitgliedern erwählt worden.

lihen Empfange, den General Baudrand hier gefunden hat,- wird. wohl kein. Franzose mehr an dem aufrichtigen Mitgee

ster unseres freien Landes dic wicdergeborne Regierung von-

des. Couriers; ¿Ueber den Gebrauch des Wortes „„,„Mit- gefühl//// in obiger Bemerkung dürfte vielleicht hier selbst: unter den aufrichtigsten Freunden - der neuen Ordnung der

schen. Ini en tônnen wir doch, und zwar aus der best-z möglichen Quelle, dem Publikum die- Versicherung ertheilen, daß die- Französische Regierung aus dem B.richte, den sie im

nommen werden sollen, . und. daß statt des Baron- v. Freycis

Regierung, Evarist San- Miguel, ist gestern hier anges

Ein hiesiges Morgenblatt äußert: „Nach dem freund-

fühl zweifeln, mit welchem der König- sowohl. als die Mini-- Frankreich betrachten,// Hierzu. bemerkt das heutige Blatt:

Dinge in Frankreich, eine Meinungs - Verschiedenheit herrz-

diesem Augenblicke bereits vom “General Baudrand erhalten.

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haben wird, sih überzeugen fann, wiè sehr das Britische Kabinett in dieser schwierigen Angelegenheit mit Freimüthig- feit und Wohlwollen zu Werke gegangen und daß die Jnsi- nuation eines andern vorgeblich gut unterrichteten Jour- nals daß nämlich - die Anerkennung Ludwig Philipps blos eine Handlung der Politif sey, welche nichts weniger als auch eine Billigung der Wahl ‘eines Souverains wäre, welhe die Französishe Nation getroffen hat, ganz aller Grundlage entbehre und auf nichts beruhe, was mit der. Mission des General Baudrand in Verbindung stehe. Welches auch immer die Ansicht des Britischen Kabinettes in Bezug auf einige Maaßregeln seyn möge, die von der Fran- zöôsijchen Deputirten-Kammer unter dem Einflusse der Aufre- gung ausgegangen sind, welches auch immer die Besorgniß gewesen seyn mag, die man über das anscheinend ungebühr- siche Uebergewicht von Meinungen hegte, die der Wohlfahrt Frankreichs bei seinen auswärtigen Angelegenheiten im Wege wären, so haben doch. die Diener der Britischen Krone sich ganz einmüthig in Bezug auf die Erhebung des Herzogs von Orleans auf den Thron von Frankreich ausgesprochen , und zwar wünschen sie alle, daß dieser Monarch in der gehörigen Ausübung seiner Gewalt düurh die Vertreter der Franzdsi- schen Nation. kräftig unterstüßt werden möge. Wir könnten allenfalls den wörtlihen Ausdruck, den cinige ausgezeich!\ete und einflußreihe Männer in Bezug auf diesen Gegenstand At haben, hier anführen, begnügen uns jedoch mit der Bemerkung,’ daß der König der. Franzosen und seine Regie- rung großes Vertrauen in die Bereitwilligkeit unseres Kabi- nettes seben, das ihren Wünschen fast zuvorgekommen ist, indem es das erste war, welches die Erhebung Ludwig Phi- lipps auf den Französischen Thron anerkannte.“

_ Srland hat {hon fünf fatholische Repräsentanten für das neue Parlament gewählt, Hrn. O’Connell für Water- ford, Hrn. O’Gorman Mahon für Clare, Hrn. Daniel Cal- laghan für Cork, Hrn. O’Connor Don für Roscommon, Lord Killeen für Meath und Hrn. More O'Ferralt für Kildare. Die folgenden fatholischen Kandidaten sind noch auf der Wahl: Hr. W. Krower für Galway, Hr. Wyse für Tippe- rary und Hr. Lambert für Wexford.

Niederlande.

Aus dem Haag, 27. August. Se. Königl. Hoheit der Prinz von Oranien ist heute Abend von hier wieder nah dem L»5o abgereist.

Aus Batavia wird gemeldet, daß Diepo Negoro am 8. April mit cinem Dampfboote aus Samarang dort“ ange- fommen sey. i

Brüssel, 28. August. Die Unruhen, welche in den lehten Tagen unter der niedern Volksflasse stattgefunden, die; wie ein dffentliches Blatt berichtet, von mehreren Unbe- fannten gedungen war, Aufruhr zu erregen, sind durch die Thätigkeit unserer Behörden als beigelegt anzusehen. Das Fournal de la Belgique meldet ‘in seinem heutigen Blatte: „Dank dem Eifer und der Thätigkeit der Bürger- Compagnieen, die gleichzeitig zur Aufrechthaltung der Ordnung zusammengetreten,- die Ruhe ist in diesem Augenblicke in der ganzen Stadt wieder hergestellt. Wacht-Posten sind fast in ällen Straßen vertheilt, und zahlreiche Patrouillen haben während der ganzen Nacht, so wie auch heute (den 27ten), am Tage die Straßen durchzogen. Alle Häuser waren er- leuchtet, wás der polizeilichen Ordnung sehr zu Statten ge- fommen ist. Die Vorsicht, die man gebrauchte, nah und nach alle diejenigen Leute zu entwaffnen, von denen zu be- fürchten stand, daß sie ihre Waffen mißbrauchen möchten, hat zur Erhaltnng der Ruhe nicht wenig beigetragen. Während der Nacht (vom sten zum 27sten) waren die Truppen, die seit gestern auf dem Schloß-Plabe aufgestellt und concentrirt waren, von zahlreichen Menschen umgeben. Die Zusammen- Rottirungen haben jedoch größtentheils aufgehört, und gegen- wärtig (am 27ten) sind die Märkte bereits wieder wie gewöhn- lich belebt. Die Garnison ist des Morgens durch neue mit mehre- ren’ Artillerie: Stücken vérschène Truppen verstärkt wörden.“

Vom Magistrat der Stadt Brüssel ist folgende Proclamation erlassen worden: „Einwohner von Brüssel: Jhr seyd es nicht, denen die Ausschweifungen zuzuschreiben - sind,. die seit gestern Abend Unruhe in dieser, Stadt verbrei-

tet haben. Sie können nur das Werk hergelaufener Leute |

seyn, die Eurer s{hônen Stadt, vielleiht auch dem ganzen Belgien, fremd sind, oder mindestens nicht verdienen, diesem Lande anzugehdren. Was Euch, Jhr Brüsseler Handwerker, betrifst, die Jhr überall durch Eure ruhige Lebensweise und durch Eure Arbeitsarnkeit bekannt seyd, Jhr seyd aufgeklärt genug, um zu wissen, daß, wenn Jhr öffentlihe Gebäude in Brad steckt oder niederreißt, Jhr dadurch bei allen friedli-

hen Privatleutèn ‘und besonders unter den Handeltreibenden und Fabrikanten eine: Unruhe erweckt, die dem Gewerbfleiße und: mithin auch“ Eurem Privat-Jnteresse schädlich seyn müs- sen, indem dadurch die zahlreichen Fremden, die Euch Brod und Arbeit geben, aus Euren Mauern entfernt werden. Eine aus unsern Mitbürgern gebildete - zahlreiche Garde, deren Chefs berechtigt sind, das ôdffentliche Vertrauen zu genießen, wacht über Eure Sicherheit. Verlaßt Euch auf sie; stellt Eure Waffen bei Seite und fehrt in Eure Werkstätten zurü. _Ueberlaßt der angelegentlichen Aufmerksamkeit Eurer Behör-

den die Sorge für Eure Wohlfahrt. Brússel, 27. Aug. 1830.‘

Außerdem ist folgeude Proclamation in allen Stadt- Vierteln laut verlesen worden: „Der Bürgermeister und die Shöppen an ihre Mitbürger. Unruhen stören unsre shône Stadt; welches auch die Ursache derselben seyn mag, sie müssen aufhôren. Um zu diesem von der ganzen Bevölkerung gewünschten Zwecke zu gelangen, haben wir fol- gende Maaßregeln beschlossen: Die Truppen sind ersucht wor- den, sich in die Kasernen zurckzubegeben; bereits haben sie aufgehört, in einen beklagenswerthen Kampf sich einzumischen. Die Mahlsteuer (die bekanntlich früher von der Regierung aufgegeben und sodann von den Stadt-Behörden als städti- sche Abgabe eingeführt worden) ist vom heutigen Tage an abgeschafft, und soll keine Abgabe ähnlichec Art, unter wel- cher Benennung es auch sey, an ihre Stelle treten. Hat Jemand noch einen gesezmäßigen Anspruch zu machen, so mag er ihn bei uns einreichen; wir werden unsere Bemü- hungen mit denen der guten Bürger verbinden, um ihnen einen vollständigen Erfolg zu sichern. Diese Maaßregeln werden jedoch wirkungslos seyn, wenn die Ruhe nicht wieder hergestellt wird, da nur diese zu glücklichen Resultaten führen fann. Unordnung und Blutvergießen, wodurch ganze Fami- lien in Trauer verseßt werden, können nichts als Unglúck bewirken. Mitbürger, vernehmt die Stimme Eurer Behörden, die über das Gemeinwohl wachen. Eure Mitwirkung ist ih- nen jedoch unentbehrlih. Jeder vertheidige scinen Heerd ; in allen Stadtvierteln sollen sich provisorische Wachen orga- nisiren, und durch freiwillige Erleuchtungen des Nachts suche Jeder zur Erhaltung der Ordnung beizutragen. Was uns anlangt, so werden wir im Mittelpunkt bleiben und diesen uns von der Pflicht anvertrauten Posten nicht eher verlassen, als bis die so allgemein gewünschte Ruhe wieder hergestellt wird. Den Bürgern ist provisorisch die Bewachung sowohl des dffentlichen als des Privat-Eigenthums anvertraut wor- den; die Behörden wendèn sich an die Ehre und Vaterlandss liebe derselben, denen sie volles Vertrauen schenken. Gegeben in der Sißung des Kollegiums im Rathhause den 26. Aug. 1830.

L. Delvaux de Saive. | h P. Cuylen, Secretair.‘/

Durch eine dritte Proclamation werden alle Handeltreie benden, Fabrikanten und Handwerks - Meister aufgefordert, ihre Leute wieder zu beschästigen und sie wo möglich zu be- wegen, sih der Bürgergarde, in ihren Bemühungen zur Auf- rechthaltung der Ordnung anzuschließen. Denjenigen Bedürf- tigen , die sich zu Hause halten, wird versprochen, daß ih- nen durch die Hauptleute der Bürgergarde unnd die Akmen- Vorsteher Anweisungen auf Brod in das Haus geschickt wer- den sollen. Endlich wird durch mehrere Verordnungen be- fannt gemacht, daß der Baron Emanuel von Hooghvorst auf die an ihn ergangene Einladung, den Oberbefehl ‘úber die Bârgergarde übernommen habe; und daß die Listen dersel- ben, zur Aufnahme der Bürger , an verschiedenen Orten be- reit liegen. |

Ueber die in der Nacht vom 25sten zum 26sten „so wie am vorgestrigen Tage, vorgefallenen Unordnungen erfährt man noch Folgendes : „Die ersten tumultuarischen Auftritte beging ein vor dem Schauspielhause versammelter Pôbelhaufe, als die Zuschauer eben das Theater, wo die Oper: ¿¿Die Stumme von Portici‘/ gegeben wurde, verließen. Zum Thea- ter selbst waren bereits einige Billets von unbekannten Un- ruhestiftern verschenft worden. Vom Theater verfügte man e nach der Druckerei und der Buchhandlung* des Libry

agnano, wo die größten Ausschweifungen begangèn wur- den. Ein Polizei - Commissair , Namens Wageneer , ein all- gèmein géachtetèr « Man} der durch gütliches Zureden den Haufeñ zur: Vernunft bingen wollte, wurde dur ein ihm anden. Kopf „grd icune túck Holz gefährlich verwundet. Bis zu deam-Augenublicke, da das Hotel. des--Ministers van Maanen in Flammen stand , hâtte- sich die bewassnete Macht ziemlich passiv verhalten; erst jeßt fing sie an, sich zu con- centriren und, von den Umständen gedrängt, scharf zu schie- ßen, wodurch, wie es heißt, mehrere Menschen getödtet wor-

den A Auf dem großen Sablon wurde auch das Haus

des Generals Vauthier gestürmt. An den Stadtthoren zer-