1830 / 255 p. 3 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 14 Sep 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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den Punkten zurückzuziehen und den -Pallast von Tervueren einzig und allein von den Bürgern bewachen zu lassen. Als nun gestern fruüh um 7 Uhr ein nah Tervueren gesandtes Bürger-Detaschement dahin kam, fand es den Ort noh von, Kavallerie beseßt; dies wurde hierher durch Estafsette ange- zeigt, und nah dem Empfange eines darauf neuerdings an den Prinzen Friedrich gesandten Expressen gab Se. Königl. oheit dem Herrn Pletinckx den bestimmten Befehl, den allast von Tervueren räumen zu lassen. Ehe dies jedoch hier bekannt wurde, hatte sich in der Stadt das Gerücht verbrei- tet, daß die nah Tervoueren gesandte Bürgergarde umzingelt worden sey , daß die Lütticher , die sich nah Brüssel begeben wollten , daran verhindert worden , wobei ihnen zwei Kano- nen abgenommen seyn sollten u. s. w. Man rief: ¡Zu den Waffen !‘/ und ungefähr 300 Mann Bürgergarden, Lütticher und Arbeiter mit Stöôcten strômten zum Thore von Namür hinaus. Da man den wahren Zustand der Sache noch nicht fannte , so’ stellten sich, um Unordnungen zu oerhüten , der Baron v. Hooghvorst und Hr. Van de Weyer an die Spibe der Bewegung. Jn Auderghem hielt der Leßtere eine An- rede an die Leute, worin er sie beshwor, die Antwort des Prinzen erst abzuwarten. Und. wirklich fam auch in demjel- hen Augenblicke Hr. Pletinkx mit dem Befehle an, wonach die Truppen aus Tervueren sich zurückziehen sollten. Dies beruhigte sogleich die Gemüther, und die Leute gingen sämmt- lich nach- der Stadt zurück. Heute früh haben sich- die in - Vilvorden versammelt gewesenen Truppen in Bewegung ge- ssßt und den Weg nah Antwerpen eingeschlagen.“ Hiesige Blätter erzählen, daß der Baron von Staf- sart’, als er ‘sich mit der D aariation aus Namur nach dem Haag begeben wollte, bei seiner. Ankunft mit’ ‘dem Dampf- boote in Rotterdam von dem auf dem Quai versammelten Volke mit dem Geschrei: „Nieder mit Stassart! Wo ist et, wo is! er!‘/ empfangen worden sey. Um seine Kollegen keiner Gefahr auszuseßen, habe Hr. von Stassart sogleich gerufen : „Hier bin ich !‘/ wodurch die Menge für einen Augenblick be- troffen worden sey. Indessen habe ihn ein aufgeregter Haufe bis nach dem Haag verfolgt, wo er neue Unannehmlichkeiten erfahren und sih daher rash zur Abreise entschlossen habe. Vorher habe er jedoch dem Minister Baron de Méy van Streefkerf folgendes Schreiben übersandt :

_ ¿¿Mein Herr Baron : Fch kam mit demjenigen Ver- trauen, das mir mein Betragen, meine loyalen Absichten und meine Hingebung für das Vaterland einflößten, um bei Sr. Majestät eine ehrenvolle Mission zu erfüllen; dunfle Ge- rüchte jedoch, die mir über die Stinnnung ‘der Gemüther hier von mehreren Seiten zugekommen sind, und ein ziemlich leb-

after. Auftritt bei meiaer Reise durch Rotterdam lassen mich fürchten , daß ih hier zu bôswilligen Unordnungen, denen . leiht neue. Unruhen in Belgien folgen dürften, ein Vorwand seyn könnte. Jch glaube daher, mehr im öffentlichen Inter- esse als zu meiner eigenen Sicherheit, meinen Kollegen allein und zwar auf ihren Rath den Auftrag überlassen zu müssen, dem Könige respeftvoll die Adresse von Namúür zu überreichen. Jch habe die Ehre 2c. | Im Haag, den 3. Sept. 1830. Der Baron v. Stassar t.“

Drei- Mitglieder der ersten Kammer der General-Staa-

ten, Marquis von Trazegnies, Graf v. Aerschot und- Hr. v. Brouckere haben an ihre den südlichen Provinzen angehörigen Kollegèn die Aufforderung erlassen ,* sich in Brüssel einzusfin- den, um hier die Antwort des Königs auf die vom Prinzen von Oranien überbrachten Propositionen abzuwarten.

Der Bürgermeister und die Schôppen von Brüssel ha- ben neuerdings bekannt gemacht, daß, außer der für immer aufgehobenen- Mahlsteuer und der für jekt nachgelassenen Schlachtsteuer, alle städtischen Abgaben nah wie vor, und zwar unter dem Schuße der, Bürger -Garde, erhoben werden wúrden. :

Deputationen von Soignies, Alost, Genappes und Char- leroy_ sind hier angekommen, um der Stadt Brüssel ihren Beistand anzubieten. :

Die Stadt Tournay hat eine ähnliche Adresse, wie mehrere andere Städte, an Se. Majestät erlassen. Am 3ten d. sind Truppen in die Citadelle einquartiert worden. Dies geschah, wie man versichert, um die beständigen Streitigkei-

ten zu verhüten, die in den Kasernen dort zwischen den Hollän-"

" dern und Belgiern vorfielen. ; : ¿Man fragt sich’, sagt das Journal de la Bel- gique, ¿wie es mit der Staatsschuld gehalten werden soll, wenn in der Verwaltung, in der Geseßgebung und in den Finanzen dep. heiden Theile des Königreichs cine Trennung statt findet. Wir sehen in dieser Hinsicht feine Schtierig- keit; wir glauben nämlich, die Schuldenlast wird unter die

nördlichen und súdlichen Provinzen auf eiue verhältnißmäßige Weise getheilt werden, wogegen die Kolonieen beiden ge- meinschaftlich verbleiben würden.“ D e n Rotterdam, 8. Sept. Hier ist folgende Proclamation erschienen: „Bürgermeister und Schöffen von Rot- terdam an die Bürgerschaft dieser Stadt. Werthe Mitbürger! Jhr habt stets und auch jeßt unseren Erwartun- gen in Allem und völlig entsprochen. Euer ruhiges, muster- haftes und nahahmungswürdiges Betragen in der lebten Zeit hat auf die unverkennbarste Weise dargethan , daß Ihr die heilsamen und weisen Absichten unseres geliebten Königs zu erfennen wißt, und durh Euer waceres, ordentliches Be- nehmen zeigt Jhr, was eine Bürgerschaft vermag, die sich mit ruhigem Vertrauen, nächst Gott, auf die väterliche Für- sorge des Königs ihrer Wahl oerláßt. Jhr habt aber auch das hôchste Recht, Eure Ehrerbietung, Eure Liebe und Eure Anhänglichkeit dem Fürstlichen Hause von Oranien auf diese so edle Weise an den Tag zu legen. UeberflússigNcheint uns die Aufforderung an Euch ; auf diese Weise auch ferner noch Eure Gesinnungen fund zu thun. Eine Bürgerschaft , die, wie die unserer Stadt, dies stets gethan hat, bedarf. einer solchen Aufforderung nicht. Sie verdient und hat Ausprúche auf die Hochachtung des Königs, so oie auf unser Vertrauen ; sie wird diese ferner verdienen, indem sie beständig ein Vor- bild fár alle wacern Bürger bleiben wird. So gegeben im

Rathhause der Stadt Rotterdam den -6. Sept. 1830. (Gez.) M. C. Bichon van Ysselmonde.

L. van Oyen.

Das Amsterdamsche Handelsblad spricht von einer

richten wollen, um ihn zu bitten, daß er der Trennung von Holland und Belgien seine Einwilligung geben möge. -

Antwerpen, 6. Sept. Jm hiesigen Journale liest man: „Es ist wahrscheinlich, daß diese Stadt zu einer wich- tigen Bestimmung berufen ist. Wir haben schon gefagt, daß das Interesse der Monarchie den König in unsere Mauern rufe, und wir glauben, daß Se. Majestät hier erwartet wird. Von einer andern Seite scheint die Versammlung der Ge- neralstaaten im Haag unmöglich, indem der größte Theil der Repräsentanten des Südens sich nicht dahin begèben würde. Wir sagen das Nämliche von Brüssel, wo jene des Nordens nicht erscheinen dürften. Hierzu bedarf es einer ruhigen Zwischerstadt, die alle Elemente der Sicherheit und Freiheit darbietet, und wo jeder Repräsentant seine Meinung, welche sie auch sey, in voller Sicherheit entwiceln kann. Diese Stadt ist Antwerpèn , die einen unvergänglichen Ruhm da- durch erlangen ‘wird, daß sie in Mitte „allgemeiner Angst ein sicherer und unverleblicher Ort für die Personen, für das Eigenthum und für alle Meinungen bleiben wird.“

Ein Adjutant des Prinzen von Oranien ist - heute Morgen nach Brüssel hier durchpassirt. E

Deutschland, :

—- Dresden, 10. Sept. Die bereits etwähiten tumultuarischen Auftritte in verwichener Nacht begannen da- mit, daß geFern Abend in der 9ten Stunde zahlreiche Men- schenhaufen von zwei verschiedenen Seiten vom große Garten her. und aus der Friedrihsstadt lärmend nach der Stadt zogen, indém sie unterweges die Laternen entzwei schlu- gen. Auf dem Markte angelangt, drang die Masse in das Rathhaus ein und warf aus den Zimmern“ des ersten Stock- werks die Aften und Meubles auf die Straße hinab, wo dann solche in mehreren Haufen aufgethürmt und in Brand gesteckt - wurden, der bis an den Morgen dauerte. Eine andere Rotte war auf das Polizei - Gebäude losgestürmt und trieb es dort noch ärger, wte die am Rathhause, indem sie gleich im Gebäude selbst die Akten in Brand fsteckte, wodurch ein Theil dieses Gebäudes mit in Flammen aufging. Von Militair befand sih gerade nur sehr wenig hier, und bei den seinerseits erfolgten Bemühun- gen, dem Tumult Einhalt zu thun, sind leider mehrere s{hwer verwundet worden und cin Capitain so «wie zwei andere Offiziere sogar um's Leben gekommen. Heute Vormittag ist in Folge dieser traurigen Vorgänge Nachstehendes er- schienen : i »

„Befanntmachung. Die öffentliche Ruhe ist auf eine betrübende Art gestört

* worden. Vertrauungsvoll blicken Se. Majestät auf die be-

währte Treue und Liebe der hiesigen Bürger und Einwohner und wollen ihnen die Herstellung der Ruh bedrohten öffentlichen und Privat - Eigenthums anvertrauen.

Brilage

Adresse, welche die Einwohner von Amsterdam an den König

e, den Schuß des

1954 Beilage zur Allgemeinen Preußishen Staats-Zeitung M 255.

Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich wird sich von dle- sen Gesinnungen selbst überzeugen. :

_ Die Bürger und Einwohner . Dresdens, welche diesem Aufruf folgen wollen, werden , insofern sie niht mit eigenen Waffen versehen sind, solche auf Anweisung erhalten, und werden aufgefordert, sih mit einer weißen Binde um den linfen Arm zu versehen.

Die Versammlungs - Orte und die Zeit sind in dem bei- gefügten Anschlage bemerkt.

Die zur Aufrechthaltung der dffentlihen Ruhe Allerhöchst verordnete Kommission. Friedrich August, Herzog zu Sach sen.‘‘ Bekanntmachung.

„Jn Gemäßheit“ des bereits geschehenen Aufrufs zur Bildung einer Sicherheits - Kommunal - Garde aus der Ge- sammtheit der hiesigen Bürger und Einwohner machen wir befannt, daß heut um 2 Uhr Nachmitrags sich die Einwoh-

ner der Stadt auf dem Altenmarkte, die der Vorstädte auf |

dem Neumarkte, die der Neustadt auf dem Japanschen Pa- lais - Plake, die der Friedrichsstadt auf der Ostra -Brúcfe zu versammeln und zum Abzeichen ein weißes Tuch um den linfen Arm zu ‘tragen haben. Sie bilden sogleich guf diesen Pläßen Compagnieen von 50 Mann und wählen sich Offi- ziere und Unter- Offiziere selbst, sollen auch, soweit sie nicht bewaffnet sind, mit Wasen versehen werden. Sie werden dann vereint mit uns zur Herstellung der Ruhe wirken, wie es die Umstände erfordern.

Der gute Ruf der Dresdner Einwohner darf nicht län- ger durch Ereignisse, wie- in dieser Nacht, angetastet werden. Darinnen sind. wir einig. Darum lassen Sie uns handeln.

Uebrigens haben die Jnnungs-Meister ihre Gesellen und Lehrburschen zu Hause zu halten, Kinder und Frauenzimmer aber sich nicht auf den Straßen aufzuhalten.

Dresden, am 10. Sept. 1830.

Der Rath zu Dresden."

Dresden „14. Sept. Der heutige Anzeiger meldet : „Se. Königl. Majestät haben geruhet, den Geheimen Rath Julius Traugatt Jakob von Könneris zum Wirklichen Ge- heimen Rath mit Siß und Stimme und Kanzler zu ernen- nen und den Landes - Regierungs - Direktor und Ritter des Civil - Verdienst - Ordens, Dr. Christian Jafob Eisenstuck, zur Bezeigung Allerhöchstdero Zufriedenheit mit dem von ihm zeit-

her geführten Vorsib in der Landes-Regierung, das Komthur- -

Kreuz gedachten Ordens zu verleihen.“ ;

Nach einer in demselben Blatte enthaltenen Be- fanntmachung des -Stadtgerichts vom gestrigen Tage ift in Foige der vorgestern hier eingetretenen Störung der öffentli- chen Ruhe der eben bevorstehende Jahrmarkt der Neustadt Dresden vor derx Hand aufgeschoben worden.

Kassel, 8. September. Die hiesige Zeitung ent- hält heute Nachstehendes: /,- Vorgestern Abend ist die Ruhe in hiesiger Stadt durch die Angrifse eines Haufens von Ta- gelöhnern und Handwerksgesellen gegen mehrere Bäckerläden (bei denen Thüren und Fenster einge\hlagen wurden) gestört, aber in Folge der Einschreitung des Militairs bald wieder hergestellt und mehrere der Unruhestifter sind verhaftet wor- den. Gestern- ist folgende Bekanntmachung von Seiten der Kurfürstl. Residenz-Polizei-Direction erschienen :

,, 7, Auf „eine beflagenswerthe Weise ist am gestrigen Abend, wegen vermeintlicher Beschwerden hinsichtlich des Brodverkaufs, durch einen Haufen unbesonnener , zum Theil

_betrunfener Tagelöhner und Handwerfsgesellen die öffentliche Ruhe und Ordnung durch Exzesse gegen die Bäckerläden ge- - si

stôrt worden, wobei jedoch die Bürgerschaft wie nicht an- ders zu erwarten war nicht den mindesten Antheil genom- men, vielmehr überall den hôchsten Unwillen thätlich und wörtlich bewiesen hat. Wiewohl nun die Ruhe durch Hülfe des-Militairs alsbald wieder hérgestellt und strenge Untersu- chung gegen die zum Theil bereits verhafteten Schuldigen sofort verfügt worden, auch eine Wiederholung nicht zu bé- sorgen ist; 10 werden doch hierdurch, mit höherer Genehmi- gung, zur allenthalbigen Sicherung der Ruhe. und Ordnung, folgende Bejtimmungen getroffen: 1) Die Wirthshäuser in und vor der Stadt werden bis auf weitere Verfügung ge- s{lo}sen, und wird den Wirthen bei scharfer Strafe unter- sagt, Gäste zu seben; 2) alles - Zusammenrottiren und Durch- ziehen der Straßen wird streng untersagt, und werden alle, welche hiergegen anstoßen, als Ruhestôrer verhaftet; 3) jedem Hauseigenthümer wird zur Pflicht gemacht, von 7 Uhr Abends

das zweckmäßigste gesichert.‘

bas Haus verschlossen zu halten; 4) eben so werden alle Hane väter, Handwerksmeister u. \. w. aufgefordert, auf ihre Kin- der, Gejellen und Lehrlinge strenge Aufsicht zu führen und sie zw Hause zu behalten ; 5) sind bei einer etwa ausbrehenden Ua- ruhe, bei eingetretener Nacht, die Fenster zu erleuchteæa. Sollte ganz unverhofften Falls abermals irgend eine Unruße entstehen, so sind die Verfügungen getroffen , daß augenblick- lich die strengsten Maaßregeln eintreten.

Kassel, den 7. September 1830.

Kur fürstl. Residenz - Polizei - Direction. ‘/“ /eGestern Abend und die ganze Nacht hindurch herrsch die größte Ruhe und Stille, welche auch nicht der mindeste Vorfall unterbrach; die Handhabung der Ordnung ist auf

Tür tei,

Nachstehendes ist der ausführliche Jnhalt des (gestern erwähnten) in der Schlesischen Zeitung enthalcenen Schreibens aus Belgrad vom 27. Aug. :*) „Nachdem wäüx längere Zeir ohne alle sichern Nachrichten über den Stand der Dinge in Albanien geblieben waren, sind uns so eben folgende interessante Mittheilungen zugekommen. Groß - Wesir , welcher, wie schon bekannt, in Bitoglia ecinge- troffen war, mußte zu der Ueberzeugung gelangt seyn daß er mit Gewalt der Waffen seinen Endzwek nur schwer er- reichen oder au ganz verfehlen fönnte, und nahm daher zur List seine Zuflucht. Zu diesem Ende sandte er an sämmtliche Häuptlinge der Albaneser Eilboten, mit der Erklärung, daß er auf Befehl der Pforte in Bitoglia eingetroffen sey und von seinem Herrscher den Auftrag habe, die Beschwerden der Albaneser zu vernehmen und ihren rechtmäßigen- Forde- rungen zu genügen, weshalb er sämmtlihe Chess einlade, persönlich bei ihm in Bitoglia zu erscheinen. Jn Fokge dier ser Einladung verabredeten die vornehmsten Albaneser eine

| Zusammenkunft, auf welcher die Mehrheit entschied, daß

derselben Folge geleistet werden solle. Ein großer Theil ders selben begab sih sofort ge Vorsicht mit einer militairí- schen Béêdeckang: von 5000 Köpfen versehen nah Bitoglia. Vor dieser Stadt angekommén, wurden sie von einer Depw- tation des Groß-Wesirs empfangen, welche die Führer in die- Stadt - einlud und ihnen erlaubte, ihr Gefolge vor der Stadt lagern zulassen. Jn einem öffentlichen Gebäude in Bitoglia erwartete der Groß - Wesir die Albaneser zur Audienz, worin derselbe Leßteren, nachdem er ihre Forderung welche in 30,000 Beuteln- oder 15 Mill. Türkischer Piaster bestand vernommen hatte, versicherte, daß, so schwer der Pforte, bei ihren -durch den leßten Krieg äußerst ge- \hwächten Kräften, die Bezahlung einer so enormen Summe sey, dieselbe doch Alles aufzubieten Willens wäre, um mit ihren Unterthanen in Frieden zu leben; er ersuche sie, fuhr er in seiner Rede fort, nur einige Tage in Bitoglia zu ver- weilen, bis die ihm von der Regierung zur Verfügung ge- stellten Summen, welche bereits unterweges seyen, bei ihm eingetroffen sey werden, und theilte unterdéssen an mehrere der Häuptlinge, deren Argwohn er fürchten zu müssen glaubte, ansehnliche Summen aus. So sicher gemacht, warteten die sorglosen Albaneser bereits 4 Tage, als ihnen der Groß- Wesir eines Morgens sagen ließ, daß er an diesem Tage úber sein (15,000 Mann starkes) regulaires Truppen - Corps Musterung halten werde, welcher beizuwohnen er sie einlade.

Ohne im mindesten die List des Wesirs zu ahnen, wurde die Einladung angenommen, und_ sämmtliche Häuptlinge fanden ih mit éiner nur geringen Begleitung, im Ganzen 400 Köpfe zählend, auf dem ihnen bezeichneten Felde ein, wo sle einige Zeit -die künstlichen Evolutionen der Truppen mit Lust ansahen. Plôblich aber waren sie, ohne es bemerft zu ha- ben, von diesen eingeschlossen, welche nun auf einen Wink des Groß- Wesirs auf sie eindrangen und Alle Wee Aus: nahme niedermebelten. Nach diejem gräßlichen Blutbade

wurde der Angriff auf ihre auf, der entgegengeseßten Seite

der Stadt gelagerte militairische Begleitung U ad wélche

sogleich die Flucht ergriff. Da- indessen der esir für die-

sen Fall die meisten Pässe nah Albanien im Voraus durch

seine Truppen hatte beseßen lassen, so können auch von die- -„ sen nur wenige dem Tode éntronnen seyn. Leider geben uu-

*) Das neueste Blatt des Hamburger, ingleichen des Núrnber- ger Korrespondenten giebt dasselbe Schreiben, mit weni en unbe- deutenden Abänderungen, in der Fassung wörtlich glei lautend.