1830 / 259 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 18 Sep 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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alle Empfangsfeierlihkeicen abgelehnt hatten, so hatte man es sich doch nit versageà- mdgen, Hôchstdenselben, wenigstens in dem Augenblicke der Ankunft, ein Zeichen der treuen Liebe, Ehrfurcht und Huldigung durch zweckmäßige Einrichtung und Verzierung des Landungsplaßes- darzubringen. Von diesem

laße bis zu den zur Weiterreise Jhrer Königl. Hoheiten ereit gehaltenen Wagen war deshalb ein breiter gedielter Weg mit einer beweglichen, bis zum Bord des Dampfschif- fes reihenden, bequemen Treppe angelegt und mit Tep- pichen bedeckt worden. Auf der ganzen Fronte des R L 04 und zu beiden Seiten jenes mit grünem Laubwerk besäumten Weges erhoben sich über 30 mit Flaggen gezierte und durch Festons von Laub und Blumen verbun- dene Mastbäume. Das Ganze war bei der vorauszusehen- den späten Ankunft des Dämpfschifies mit Laternen erleuch- tet. Eben so waren die auf der Oder liegenden Schiffe bis in die hôchsten Spißen der Mastbäume mit Laternen behan- gen. Die Landhäuser und Gebäude in Grabow und in der Unterwiek an der Oder , und besonders das shône Gebäude in dem der Loge gehörenden Garten, waren theils durch Lam- pen, theils durch Feuerbecen und Laternen erhellt, und eben so war eine zweckmäßige Ecleuchtung des ganzen Weges bis zur Stadt und in derselben und überhaupt Alles so angeord- net, wie es die Bequemlichkeit und Sicherung der Fahrt am späten Abend erforderte. Tausende der Bewohner Stettins und der Umgegend waren herbeigeeilt, um das gefeierte Fürstenpaar zu begrüßen. Etwa um 7 Uhr Abends verkündigte ein Kanonenshuß und das Auf- steigen der innerhalb einer Entfernung von mehreren Meilen in angemessenen Zwischenräumen postirten Rafeten die Annäherung des Dampfschiffes und erregte die freudigste Bewegung bei Alt und Jung. Und als nun das Schiff an- legte, die Landungstreppe sih auf den Bord senktte und der hochverehrte Kronprinz an der Hand seiner Gemahlin ans Land stieg, wo die höchsten Königl. Militair-, Cívil- und Kommunal-Beamten zum Empfang Jhrer Königl. Hoheiten versammelt waren, da erscholl ein tausendstimmiges Hurrah, begleitet von dem Kanonendonner der Schiffe. Se. Königl. Hoheit traten mit Höchstihrer Gemahlin im Landhause ab und hielten dort Abendtafel, während welcher Sie sh über die zu Jhrem Empfange getroffenen Anordnungen schr gnä- dig äußerten. Heute Vormittag nah 10 Uhr tracen Jhre Königlichen Hoheiten, begleitet von den Segenswünschen aller Einwohner der Stadt, Jhre Rückreise nach der Residenz an.‘

Nachrichten aus Achen zufolge, nahmen an dem (gestern erwähnten) Déjeuner dinatoire, welchem Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm (Sohn Sr. Maj.) am 10ten d. dort beizuwohnen geruheten, mehr als zwei Hundert Personen, Offiziere, Beamten, Kaufleute und Bürger, in sreudigem Vereine Theil. Nachdem von. dem dasigen Ober -Bürger- meister der Toast auf das Wohl Sr. Maj. des Königs aus- gebracht worden, erscholl das erhebende Lied: „„Heil Dir im Siegerkranz‘/; demnächst aber sprach der Regierungs - G von Reimann , die allgemeinen Gefühle der

iebe und Verehrung gegen das Königl. Haus in einer an den Prinzen gehaltenen Antede aus. Auf die wiederholten Bitten des Ober - Bürgermeisters, daß Seine Königliche Hoheit Jhren Aufenthalt in Achen verlängern möchten, bewilligte Höchstderselbe solches zu allgemeiner Freude und wohnte hierauf noch der Vorstellung des Oberon bei. Mit Jubel ward Se. Königl. Hoheit im Theater von dem zahlreich versammelten Publikum empfangen, welches alsbald wieder das „Heil dir im Siegerkrañz// anstimmte. Am Schlusse der Darstellung ward dem Prinzen noch ein rau- schendes Lebehoch zugerufen. Um 10 Uhr verließen Se. Kd- nigl. Hoheit die Stadt, um nah Köln zurückzukehren.

Am 11ten Morgens halb 10 Uhr kanien Se. Königl. Hoh. Prinz Wilhelm, in Begleitung Sr. Königl. Hoh. des Prin- zen Friedrich, welcher Höchsidenselbeà zu Köln abgeholt hatte, auf dem Dampfschiffe von dort bei Düsseldorf an, wo des Prinzen Friedrih Königl. Hoheit .ans Land stieg, Prinz Wilhelm aber an Bord blieb und nach kurzem Verweilen weiter fuhr, um sich nah dem Haag zu begeben.

__— In Nr. 166 des Hamburger Korresponden- ten findet sih ein Artikel, wonach Saarlouis in Belage- rungs- Zustand erklärt seyn und der Kommandant von der Strenge der Kriegsgeseßbe Gebrauch gemacht haben soll, in- dem er drei Ueberläufer, welche von den Französischen Gränz-

behörden ausgeliefert worden, habe erschiéßen lassen. Wir können dagegen die Versicherung geben , daß eine Unruhe in Saarlouis nicht vorgefallen, der Plaß auch nicht in Belage- rungs - Zustand erklärt worden ist und eben so wenig das Erschießen von Ueberläufern statt gefunden hat. Jener Arti- fel ist sonach nichts als eine leere Erfindung.

Im verwichenen Monat August sind in Pillau 118 Schiffe eingelaufen und 166 von da ausgegangen. Jn Memel famen 81 Schiffe: ein und 126 gingen aus. Von Braunsberg sind 4 Last 59 Stein Flachs und 3175 Schock Garn verschisst worden. Auf“ die Königsberger Handlungs- speicher sind aufgemessen : 1) inländisches Getreide, überhaupt 1047 Lasten 47 Scheffel; 2) ausländisches Getreide, im Gan- zen 788 Lasten 5 Scheffel. Abgemessen sind dagegen: 1) näch dem Jnlande, überhaupt 303 Lasten 33 Scheffel; 2) nach dem Auslande, im Ganzen 9141 Lasten 49 Scheffel.

Königliche Schauspiele. Freitag, 17. September. Im Schauspielhause: Der Freischúß, Oper in 3 Aufzügen ,- von Fr. Kind; Musik von C. M. v: Weber. (Dlle. Heinefetter, ersie Sängerin der Ftaliänischen Oper zu Paris: Agathe, als Gastrolle.)

Königs\iädtisches Theater.

Freitag, 17. September. Zum ersienmale: Der Korb, Lustspiel in 2 Aften, von Dilg. Hierauf, zum erstenmale wiedetholt: Launen des Zufalls, Lustspiel in Z. Aften, von Lebrün. (Herr Burrmeijier, vom Königl. Hoftheater zu Dresden: im ersten Stücke: den Steffen, im zweiten: den Konrad, als leßte Gaströllen.)

n L n ————

Berliner Börse, Den 16. September 1830.

Amtl. Fonds- und Geld-Coare:Setiet (Preu/s. Cour.)

[ Zj. | Grief.i Geld] ZE |Briej Geld. St.-Schuld-Sck. 4 963 ¡ 967 JVelpr. Ptandbrt. 1005 Pr. Engl. Anl. 18! 5 | 995 Pomm. Pfandbr 4 |105à Pr. Eugl. Anl. 22° 5 | 99ch JKar-u.Neumn. do.| 4 (1055 4

Pr. Engl. Obli 30 4 | 92 Sehlesische o. 107 Kurw.Öb. m.1.C.| 4 | 965 Rkst. C.d.K -u.N. 70 Neum.Int Sch.d.! 4 | 965 L.-Sch: d.K.- u N. T1 Berl. Stadt-0v.! 4 | 98F Königsbg. do. | 4 | 96} / Elbinger do. | 4E 99 ¡Tol]. vollw. Duk. 187 | Danz. do. in Th.| -- | 36 Neue dito [195 Westpr. Ptdb. | 4 | 98 - TFriedrichsd'or . 134 1.128 Grossiz.Pas. do,' 4 | 993 - [Disconto ….., F 6E i Preu/ss.Cour

Wechsel-Co vie adi.

1385

Aera L l L O 250 Fl, kurz

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Hamburg . . . [Kurz 1505 [1497 dito i Mk. 2M. - [1487 1148? London : A 6 2175/6 207 Paris 12: M. 80 Wien in 20 Xr : ) FE 2 Mt. 1015 Augsburg . . j 4AM 1015 Bresiau ¿2 12 Dik, 98Ex Leipzig 11 lid, „LAZE, Frankfurt a. M. WZ i ; 2 Nit. Petersburg BN. . ( 13 V dch. Warschao ; Kurz

Auswärtige Börsen.

Amsterdam, 11. September. Niederl. wirkl. Schuld 52}. Kanz-Bill. 243.

Hamburg, 14 Séptembher. VViener Bank-Actien pr. ult. 1220. Russ. Engl. Aul. 101. Russ. Anl. Hamb. Cert. 98. “Poln. 1172. Dän. 67.

London, 10 September. 3proc. Cons. 88Î. - 34proc. 984. Brasilian. 707. Dän. 69. Géiëch. 327. Mexic. 37E. bort. 59. Russ. 192. Span. 25.

_St. Petersburg, 7. September. Hamburg 3 Mon. 927. Silber-Rubel 368.

Wien, 11. September. 5proc. Metall. 954. 4proc. 897. Loose zu 100 Fl. 1725. Part.-Oblig. 1243. Bank-Actien 11837.

Neueste Bôrsen-Nachrichcen. Franffurt a. M,, 13.' Sept. Oesterr. 5proc. Metall. 96. 954. 4proc. 897%. 8975. 25proc. 533. 1proc. 225. B. Bank-Actien 1459. 1457. Part.-Obl. 1232. 1235. Loose zu 100 Fl. 171. B. Poln. Loose 564.56.

“Gédruckt béi A. W. Hayn.

Redacteur Fohn. Mitredacteur Cottel.

Allgemeine

Preußische Staats-Zeitung.

N 299,

Berlin, Sonnabend den 158te# September

1830,

Beim Ablaufe des Quartals wird hiermit in Erinnerung gebracht, daß die Bestellungen auf diese Zei-

tung, nebs P

ränumeration, hier am Orte bei der Redaction (Mohrenstraße Nr. 34.), in den Provinzen

aber bei den Königl. Post-Aemtern zu machen sind, und daß der Preis für den ganzen Umfang der Monarchie auf Zwei Thaler Preuß. Courant vierteljährlich festgesegt ist, wofür den hiesigen Abonnenten das Blatt am Vorabend seines Datums durch die Stadt-Post frei ins Haus gesandt wird.

Der seit Anfang vorigen Jahres mit der Staats - Zeitung verbundene Allgemeine Anzeiger für die Preußischen Staaten, welcher die nachstehend bezeichneten Gegenstände, als: Konkurse, Liquidations - Prozesse, Subhastationen, Aufgebote verlorener Staats-Papiere, Ediktal-Citationen u. s. w. im Auszuge zur Kenntniß des Publikums bringt, auch zur Aufnahme der von Seiten der öffentlihen Behörden des Fn- und Auslandes ergehenden Bekanntmachungen, so wie zu literarischen Anzeigen, bestimmt is, wird auch künftig den Abonnenten

der Staats-Zeitung unentgeltkich

geliefert werden, für Diejenigen, welche diese Zeitung nicht halten, is der

Preis des gedachten Anzeigers 12 Rthlr. Preuß. Courant jährlich, oder 10 Sgr. vierteljährlich. Um die erforderliche Stärke der Auflage sür das kommende Vierteljahr abmessen zu können, müssen wir bitten, die Bestellungen bis spätestens den 30sten dieses Monats an uns gelangen zu lassen,

widrigenfalls es die Fntéressenten sich selbsi

zuzuschreiben- haben, wenn die Zusen-

dung des Blattes eine Unterbrechung erleidet und niht sämmtliche Nummern vom Anfang

des Quartals an nachgeliefert werden können.

Amtliche Nachrichten. Kronik des Tages.

Se. Majestät der König haben den Geheîmen Ober- - : Ds Kuhlmeyer zum Wirklichen Geheimen Ober-

inanzrath und General - Direktor der Steuern zu ernennen

“und das Patent Allerhöchstselbst zu vollziehen geruhet.

Se. Majeftät der König haben dem Capitain Simon, Commandeur der fünften Pionier - Abtheilung, den Rothen Adler - Orden vierter Klasse und den Unteroffizieren Brett- s{hneider, Bartsch und Quadfasel derselben Abtheilung das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen geruhet. -

Se. Majestät der König haben dem Weinhändler, Kom- merzienrath Friesener zu Breslau, das Prädikat eines

Hoflieferanten beizulegen geruhet. :

Der Königliche Hof legt Morgen den 18ten dieses die Trauer auf 8 Tage an, für Se. Hoheit den. Herzog Wil- helm Friedrich Philipp von Würtemberg.

Berlin, den 17ten September 1830. j i

: v. Buch, Ober-Ceremonien-Meister.

Zeitungs-Nachrichten. tho Ge Red O

Frankreich. FIAN :

"Pairs-Kammer. Jn der Sißung vom 9. Sept. unter dem Vorsiß des Vice-Präsidenten, Baron Séguier, theilte dieser der Versammlung ein Schreiben des Herzogs von Lorges mit, worin derselbe anzeigte, daß er sih außer Stande sähe, den verlangten Eid zu leisten. Nachdem hier- auf der neue Pair, Graf von Ségur vereidigt worden, be- gannen die Berathungen über die Proposition des Grafen v. Skt. Priest, wegen Abschaffung des Sakrilegiums - Gesebes. Der Vicomte Dubouchage erdssnete die Diskussion mit et- ner improvisirten Rede, worin er sih der unbedingten Ab- schaffung des gedachten Geseßes aus dem Grunde widerseßte, weil dadurch eine Lücke in der Geseßgebung entstehen würde ; die Abschaffung, fügte er hinzu, sey nicht so dringend nôthig, daß man sich die erforderliche Zeit versagen müsse, das Ge-

seß durch andere angemessenere Bestimmungen zu erseßen, um dem Kirchenraube und sonstigen in Gotteshäusern verübten Vergehen vorzubeugen. „„Fehlt es denn“‘/, fragte der Red- ner, ¿zder Pairs - Kammer an tüchtigen Rechtsgelehrten , um

„die NAttikel, die ich beibehalten zu sehen vAREe, u modifici-

ren? Gewiß nicht; es sißen in dieser Kammer Männer , die sich seit 40 Jahren mit der Geseßgebung beschäftigen únd denen die Bedürfnisse der Gesellschaft genau bekannt sind. Diese Bedürfnisse erheischen aber, daß wir nach den lebten großen Ereignissen feinem Vergehen irgend einer Art Thür und Thor öffnen. Vorgestern wurde hier behauptet, daß diejenigen, die das Safrilegiums-Gesebß abgefaßt, schlechte Absichten “gehabt hätten. Jch bin dieser Metnuñg nicht, glaube vielmehr „- daß jene Männer sich blos geirrt haben. Heute würde män/ abér, wenn die Kammer jenes Geseß un- bedingt zurückénähme, sie mit Recht beschuldigen können , daß sie zu rasch verfahren sey und den Unfug, dem sle so leicht ätte vorbeugen können, begünstigt habe. Jh mache den orschlag/ die Proposition des Grafen von St. Priest aufs neue an die Kommission zu verweisen, damit diese an die Stelle der in dem Sakrilegiums - Geseße enthaltenen Straf- Bestimmungen deren andere in Antrag bririge. Geschieht solches nicht, so würde ih mich für verpflichtet halten, noch im Laufe der heutigen Sißung ein besonderes -Gescß zur Be- strafung der in Kirchen und Götteshäusern verübten Verge- hen in Vorschlag zu bringen.// Der Graf von St. Priest lobte diese lebktere Absicht, glaubte aber, daß von dem Sakri- legiums -Geseße selbst nicht eine enige Bestimmung - forte bestehen dürfe. Der Graf von Argout sprach sich in derselbén Weise aus. „Ein Pp gr äußerte er unter Anderm, „„„weshalb ih die gänzllche Abschaffun des Sakrilegiums-Géseßes wünsche, ist, daß. gleichzeitig au in der andern Kammèr eine Proposition über denjelben Ge- genstand gemacht worden is, worin man die Beibehaltung des 11ten Artikels, der die Kirchen den Privathäusern gleich- stellt, wünscht. Seitdem beiden Kammern M Bitiative in der Geseßgebung beigelegt worden ist, hätte man vor allen

“Dingen die bisher zwischen ihnen bestandene Scheidewand

niederreißen und ein Besprechungs - System, wie solches in England besteht, einführen sollen, um sie in den Stand zu seßen, sih über die zu verhandelnden Gegenstände vorher zu verabreden. Da dies indessen nicht. geschehen ist, so scheint es mir, daß in allen Fállen, wo beide Kammern sich gleich- zeitig mit einer und derselben Materie beschäftigen, man im-

mer besser thut, ein Geseß ganz aufzuheben, als Aenderun-

gen darin vorzunehmen , indem man hiernach noch immer Herr. bleibt, neue Combinationen in Vorschlag zu bringen,