1830 / 264 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 23 Sep 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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mitgetheilten) Raisonnements des Temps, des National und des Globe über die von den Ministern des Junern und des öffentlichen Unterrichts gegebene Uebersicht von der Lage des Landes , und fügt demnächst hinzu: „„So streng dieses Ur- theil auch ist, so fehlt es ihm doch nicht an Wahrheit. Der betreffende Bericht ist, man muß es gestehen, weit entfernt, den gehegten Erwartungen zu entsprechen. Man sah einer vollständigen und gewissenhaften Prüfung der Lage des Lan- des entgegen. Man glaubte, daß das Ministerium mit siche- rer Hand die Wunde, welche die lebte Revolution der Gesell-

schaft geschlagen hat, sondiren und daß es zugleich ein der Größe |

des Uebels angemessenes Heilmittel angeben würde. Was

hôren wir statt dessen ? Eine furchtsame Antwort an die re- | volutionären Blätter , die die Regierung beschuldigen, daß sie |

bei den Abseßungen mit zu großer Schonung zu Werke gehe. Es scheint fast, daß die Minister eher ihre persduliche Ver- theidigung haben führen, als daß sie über den Zn- stand des Landes eine von jenen Schilderungen haben entwerfen wollen, wovon das Englische Kabinet uns mehr als einmal so herrliche Beispiele gegeben hat. Nicht ein Wort über unsre Verhältnisse zum Auslande, in einem Augenblicke, wo die Gemüther über die Ungewißheit der Gegenwart und Zukunft so lebhaft in Sorgen sind! Dagegen Vorwürfe und Drohungen an die Diener der Kirche, in einem Augenblicke, wo die Geistlichkeit den täglichen An- griffen des Journalismus nur ihre Tugenden und 1hre Re- signation entgegenstellt! Wo auf solche Juteressen keine RúÚck-

sicht genommen wird, da darf man sich wohl nicht wundern,

wenn auch die des Handels, des Gewerbfleißes und Staats- Kredits nur oberflächiüih berührt werden. Wir müssen uns in dem vorliegenden Falle den Organen des Liberalismus an- schließen; das Ministerium hat nichts voa dem gejagt, was es hätte sagen sollen; es hatte unfluger Weise ein Gemälde von dem Zustande des Landes angekündigt, statt dessen hat es aber, ohne vielleicht solches selber einmal gewahr zu werden, ein Ge- mälde sciner eigenen Lage gegeben. Niemand wird damit zusrieden seyn./‘— Die Gazette de France sagt úber denselben Gegen- stand :'„„Alle Zeitungen stimmen darin überein, daß der Bericht des Herrn Guizot Niemanden etwas Neues gelehrt hat, es sey deun das Deficit, das sich , in Folge der Weigerung, die Ges- trähfsteuer zu zahlen, in unseren Finanzen ergtebt.// Das

Journal des Débats ist mit dem gedachten Berichte bis auf die Unvollständigkeit desselben zufrieden. „Das Ministe- '

rium,‘ äußert dasselbe, „hat eine herrliche Bahn betreten,

als es den Kammern einen Ueberblick von dem Gange der |

Regierung gab. Dies heißt, sich von dem Geiste unjers jeßbi- gen Systems, dessen Grundlage_ die größtmöglichske Oeffent- lichkeit ist, wohl durchdringen. Man fann die Minister für ihre Freimüthigkeit niht genug loben. Wenn man indessen ihren Bericht mit Aufmerksamkeit lies’t, so hält es {wer, ihn nicht für mangelhaft zu halten. Wir erfahren dadurch nichts, was wir nit schon gewußt hätten. Mit ein we- nig Geduld hätte Jedermann eine solche Arbeit liefern kôn- pen. Worüber wir Belehrung gewünscht härten, ist der mo- ralische Zustand von Frankreich, die e tal worauf die Regierung stößt, den -Geijt des Ministeriums jelbst, sein poli- tisches System und namentlich seine Gesinnungen în Betreff der Kammer. Hierüber hätte der Bericht des Ministers des Snnern uns Aufflärung geben sollen. Von dem Aen ist aber- darin feine Rede, so daß wir: in dieser Beziehung heute nicht flüger als gestern sind. Man thut nicht wohl daran, daß man die großen politischen Fragen zu berühren vermei- det. Wozu fann eine zwei- oder dreitägige Frist nußen? Was Zhr heute nicht sagt, müßt Jhr morgen doch sagen, und an der Tagesordnung is eigentlich nur eine einzige po- litische Frage, nämlich die über die Beibehaltung oder Auf- lôsung der Kammer. Jn ihr liegt unsere ganze Zukunft. Das Ministerium berichtet über die Lage Frankreichs und übergeht gerade dasjenige, was die Gemüther am meisten bewegt. Nicht einmal der Name der Kainmer wird aus- Een nihts zeugt davon, daß man bereits etnen

nts{luß gefaßt habe. Und doch / drängt die Sache. Jn: der Kammer kann das Ministerium nicht neutral bleiben. Scheinen Euch daher die Angriffe gegen dieselbe gegrüñdet , so eilt, sie aufzuldsen. Glaub

Euch ihr unbedingt an. Beschúßt sie, wie sie Euch beshüßt;

dies ist Eure Pflicht, als guté Bürger und Ministér. Mitt-

lerweile môgen die Deputirten ja nicht die Hände in den Shöóoß legen. Weun es gut ist, ‘daß in Abwesenheit der Kammer -die Presse das Land in Athem erhalte, so wäre es dagegen sehr zu bedauern, wenn in Abwesenheit derselben der Journalismus: sich der dentlichen Aufmerksamkeit ausschließ- lich bemächtigte. Die Kammer m1ß durch große und feier-

; t- Jhr dagegen, wie wir daß sie von einem guten Geiste beseelt sey, so schließt -

liche Berathungen die Augen auf sich lenfen, niht aber Andre handeln lassen und selbst nichts thun. Man" bedenke es ja wohl: die Völfer ruhen am Tage nach einer Revolution

nicht aus; sie verfallen aus einem Zustande des Rausches.

nicht sofort in einen Zustand der tiefsten Gemüthsruhe ; die Rednerbühne wird uns ohne Zweifel genügen ; aber sié muß auch täglich geöffnet seyn.“

Der Kaiserl. Russische Konsul in Bordeaux, Hr. With- footh, macht unterm 10ten d. M. im Memorial Bordelais bekannt, daß, einem Rundschreiben des Russischen Ministe- riums vom 13. August zufolge , die unter dreifarbiger- Flagge segelnden Französischen Schiffe in die Russischen und Finn-

ländischen Häfen zugelassen und dort den den Schiffen aller -

befreundeten Nationen in Rußland bewilligten Schuß genie- ßen sollen. Der General Clausel hat unmittelbar nach seiner Ankunft

in Algier, wo er den Ober-Befehl über die Expeditions-Armee

übernommen hat, nachstehende Proclamation erlassen : „„Bewohner des Königreichs Algier! Der mächtige König

der Franzosen, Ludwig Philipp 1. , hat mir den Ober-Befehl

uber die Armee, welche dieses Königreich beseßt hält, so wie die Verwaltung der dazu gehörigen Provinzen anvertraut. Die Absicht dcs Königs der Franzosen geht dahin, das Glück

der Völker, die dur unsere Waffen von einem harten und ,

erniedrigenden Joch befreit worden sind, für immer zu sichern, indem Gerechtigkeit und Geseß- gehandhabt, allen Guten

Schuß gewährt und allen Schlechtgesinnten, welchem Stande sie auch angehdren mögen, strenge Strafen zu Theil werden

sollen. Bôswillige haben für den Französischen Charakter be- leidigende Gerüchte verbreitet, indem sie uns ciner ungerech)-

ten Vorliebe fúr gewisse Klassen von Einwohnern beschuldi-

gen. Leihet diesen treulosen Einflüsterungen nicht Euer Ohr. Ich verspreche Allen Sicherheit und Schuß, erwarte von Euch aber auch vollflommenes Vertrauen und alle Unter-

stúßung, die Zhr mir für die Aufrechthaltung der Ordnung

und des Friedens leisten könnt. Bewohner des Königreichs Algier! Eure Religion, Eure Sitten, Eure Gebräuche sol- len geehrt werden; ih werde alle Eure Beschwerden berück- sichtigen. Jch rechne darauf, daß ih Euer Benehmen nur zu loben haben werde, und daß Ihr mich nie in den Fall seßen werdet, Euch zeigen zu müssen, daß ein Versuch, Ux- ruhen in odec außerhalb der Hauptstadt zu erregen, nicht un- bestraft bletbt. Jch habe bereits t-ie exemplarische Bestrafung einiger treulosen Menschen angeordnet, welche boshafte Ge-

rüchte in Umlauf gebracht haben, um Unruhe zu erzeugen, | indem sie uns die Absicht unterlegten, Euch der Rache der Unterdrücker, von denen wir Euch befreit haben ; wieder

Preis zu geben. Algier, 7. September.

Der Ober - Befehlshaber der Afrikanischen

Armee, Graf Clausel.‘ Der Ober - Befehlshaber schließt seine unterm 8ten d.

an den Kriegsminister gerichtete Depesche in folgender Weise :

„Jch kann dem guten Geiste, den die Armee an den Tag

legte, als ih dèn Ober - Befehl über dieselbe übernahm, nichr

genug Lob ertheilen. Die Gewißheit, die es mir gelungen ist, ihr darüber. einzuflößen, daß fein Verdienst vergessen wer-

den soll, und daß alle Offiziere, die den Eid der- Treue gegen

Ludwig Philipp offen geleistet und über ihren freien Beitritt zur neuen Ordnung der Dinge feinen Zweifel übrig gelassen ha- ben, alle Belohnungen empfangen werden, auf die sie An- sprüche haben, diese Gewißheit bürgt mir unter allen Um- ständen für die Mitwirkung aller Offiziere und Soldaten der Armee. Jch muß hinzufügen, daß leßtere schön und voll Ei- fers ist. Alle Keime zur Entmuthigung sind verschwunden, und der Gesundheitszustand bessert sich auf eine zufriedenstel- lende Weise. :

Die Quotidienne bemerkt, fie habe Grund, zu glau-

ben, daß die lezten Nachrichten von der Expeditions - Armee

die Regierung zu dem Entschluß bewogen haben, eine Divi- sion nah Algier zu schicken. Dasselbe Blatt verspricht, in

einigen Tagen die Namen der Offiziere der Expeditions - Ar-

mee H geben, die ihren Abschied. genommen haben.

or dem hiesigen Zuchtpolizei - Gerichte wurde gestern.

der Prozeß der gesezwidriger Zusaramenrottungen beschuldig-

ten Schyriftsezer und Druckék- verhandelt. Unter den abge-

hörten Zeugen befand sich auch der Deputikte Herr Agier, der am 2tén- d. M. mit 15 Batäillonen dex National-Garde

zur Beschüßung der Königl. Buchdruckerei herbeigeeilt war.

Da?’ indessen aus der 'gerihtlichen Verhandlung das Faktum

der Zusammenrottung nicht hinlänglich hervorging, so wukr-

den’ die Atigeschuldigten, 15 an der Zahl, freigesprochen. Am 8ten d. sind’ in dem Dorfe Maubranche bei Bourges

zwei! mit Erhébung der Sreuern beschäftigte Beamte von

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dem aufrührerischen Volke dergestalt gemißhandelt worden, daß man an ihrem Aufkommen zweifelt. Die Haupträdels- führer der Schuldigen wurden verhaftet und in das Gefäng- niß nach der Stadt gebracht. Hier, versammelte sich mit dem Einbruche der Nacht der mit Heugabeln, Hacken und Stöcken bewaffnete Pôbel, um die Verhafteten zu befreien. Den fräftigen Maaßregeln der Civil- und Milicair-Behöôrden, und namentlich des Präfekten, Grafen Lapparent, so wie des General-Lieutenants Petit, gelang es jedoch, dieses Unterneh- men zu vereiteln. :

i Vuhdért acht und zwanzig Mitglieder der Gesellschaft der Volksfreunde verlangen mit ihren Kollegen, den verhaste- ten, aber später gegen Caution wieder freigelassenen, Herren Hubert und Thierry, vor Gericht gestellt zu werden.

Am 10ten d. M. sind dr Bogen der-Rhone-Brücke bei O an deren Ausbesserung eben gearbeitet wurde, einge- ftürzt.

Der Messager des Chambres will wissen, daß es Herrn von Montbel gelungen sey, in der Verkleidung eines Bedienten, mit seinem Secretair Descamps nach Deut]chland zu entfommen. L

Die Beamten des Königl. Gerichtshofes zu Rennes lei- steten am 10ten d, M. den neuen Cidz. zwei Kammer-Präsi- denten, worunter Herr Duplessis de Grenedan, 14 Räthe, 3

waren ausgeblieben, wodurch sie bekanntlich ihres Amtes ver- lustig gehen, wenn sie nicht bis zum 20sten d. M. noch nach- träglich den Eid leisten.

der Sikung erschienen, in welcher den Mitgliedern der Eid abgenommen wurde.

Einem vom National mitgetheilten Schreiben aus Lissabon vom 28. August zufolge, hat die Portugiesische Regierung dem Französischen Konjul auf seine Anzeige, daß die Französische Nation die drei Farben wieder angenommen habe, erwiedert, se werde nicht nur den in den Porctugiesi- schen Häfen befindlichen Französischen Schiffen nicht erlau- ben , die dreifarbige Flagge aufzusteckten , sondern auch allen unter derselben segeluden Schiffen die Einfahrt in ihre Häfen verwehren.

Großbritanien und Jrland.

__ London, 17. Sept. Prinz Leopold ist gestern , beglei: tet vom Baron Stocfinar, von Claremont abgereift, um Jh- ren Majestäten in Brighton einen Besuch abzustatten.

Se. Durchlaucht der Herzog von Braunschweig ist vorgestern früh, von zwei Adjutanten begleitet, hier ange- fommen und im Brunswick-Hotel abgesticgen. Mittags stat-

tete der Herzog dem Kolonial-Minister Sir G. Murray ei-

zen Besuch ab und Abends reiste er nach Brighton.

In Brighton ist der Fürst von Trubeßkoi dur den Grafen von Aberdeen Sr. Majestät vorgestellt worden, Hdöchst- welche auch dem Grafen von Matuszewit|h eine Audienz ge- währt haben.

Der Fúrst und die Fürstin Carotath sind gestern früh nach Brighton abgereist, um Jhren Majestäten einen Besuch abzustatten.

Herr Huskisson is bei der Eröffnung der Eisenbahn zwi- schen Manchester und Liverpool von einem Unglücksfalle be- troffen worden, der leider den Tod diejes ausgezeichneten Mannes. zur Folge gehabt hat. Herr Huskisson befand sich án einem Wagen mit dem Herzog von Wellington, Sir Ro- bert Peel, dem Fürsten Ejterhazy und anderen ansgezeich- neten Personen. Ju der Nähe von Newton ward die Ma- schine angehalten, um Wasser nachzugießen. HerrHuskisson stieg unterdeß vom Wagen. Nachdem das Wasser eingegossenworden, war Herr Huskisson nicht eilig genug, wieder in den Wagen zu steigen, der sîch inzwischen schon wieder in Bewegung seßte. Herr Huskisson sprang auf den Wagentritt und suchte den Thürgriff zu erhaschen, während sich schon die folgénde Maschine ‘näherte. Die Thür aber flog, auf, und in diesem gefährlichen Augenblick bekam Herr Husfisson einen Nerven- zufall, fiel herunter, und nun ging die nächste Maschine, der Roet, mit 2.daran hängendeu Wagen über seinen Fuß un- ter dem Knie und zershmetterte ihn ganz. Alles dies, #0 wie das Anhalten der Maschinen, war das Werk cincs Augenblicks. Der Unglúckliche wurde sogleich nah der be-

nachbarten Pfarr-Wohnung in Eccles gebrachr, ein Damps-

Wagen eilte nah Manchester und brachte Aerzte herbei; doch fanden diese die Wunde so, daß sie feine Amputation wagten, sondern blos die Arteria femoralis uncerbandei und Laudanum anwendeten. Denselben Abend. noch verschied Hr. Et unter unsäglichen Schmerzen. Der Herzog von Wellington war ganz außer sich über diesen Unfall ; er wollte

Auch in Dijon und. Caen waren | dag- di 4 R : S E N j E en Ur j dag die Bevölkerung von Manchester in ungeheure - mehrere Mitglieder der beiden-dortizen Gerichtshöfe nicht in ; ps a Bee! geheurer Aufre

durchaus die Fahrt nicht weiter mitmachen, bis ihm die Búürger- meister von Manchester und -Salford vorstellten, doß bei der großen Aufregung der Einwohner die Ruhe in ihren Städten wahrscheinlich. gestört werden würde, wenn er nicht weiter mitführe. Er gab endlich nach, doch weigerte er sich stand- haft, in Manchester an dem von den Direktoren bereiteten Frühstücé Theil zu nehmen. Nach Verlauf einer Stunde cilte der Zug nach Liverpool zurück.

Dér Courier bemerft úber diesen Unfall: „Wie man auch

Uber das Mißverständniß urtheilen mag, was Hrn. Huskisson

bewog, aus dem Kabinet zu treten, jo ist. doch unter allen vorurtrheilsfreien- Personen nur eine Stimme über seine Fähig- feiten als Staatsmann, und der Herzog von Wellington hat selbst| viele der liberalen Grundsäße in der Handelspolitif. sei- nes frühern Kollegen sich zu eigen gemacht. Hätte Hr. Hus- fisson länger gelebt, so würde vielleicht die nächste Zukunft gezeigt haben, daß der Herzog von Wellington zu freisinnig ist, um Hrn. Husfissons Pláne zu verwerfen, weil dieser in einer politi)chen Ansicht von ihm abwih, und Hr. Huskisson zu gerecht, um sich der allgemeinen Verwaltung des Herzogs zu widerseßen, und alle gegen sie ausgesprengten Verläumdungen wären beschämt worden. Für Hrn. Huskisson selbst war sein Tod, bei seiner shwachen Constitution und beständigen Kränk-

E | j I Nt lichkeit, eine Erleichterung; súr da3 Land ist er ein Verlust, Raths-Auditoren" und ein Subftitut des Königl. Prokurators | da geistreiche Männer, wenn sie auch nicht mit Gewalt be-

fleidet sind, doch yochgeschäßt und nichr leicht vergessen werden.‘ Aus Privatbriefen meldet übrigens der Courier auch,

gung ist. An verschiedenen Stellen der Eisenbahn hatten si Arbeiter zusammengerottet, welche die vorüber fahrenden Wa- gen mit Steinhagel überschütteten; und nur durch Aufstellung \tarfer Militair-Abtheilungen konnte das Volk zurückgehalten werden, da es stellenweise die Eisenbahn beseßt hatte, um sie aufzureißen.

In Liverpool sind, wie bei Cannings Tode, die meisten

| Läden, besonders in der Nähe der Börse, geschlossen und die : Geschäfte Wten worden; die Schiffe in den Docks hat- ¡ ten die Flaggen

mim halben Mast aufgezogen.

„Mit unaussprechlichem Bedauern“, sagt der Sun, „erfüllt uns die Nachricht von dem Tode des Hrn. Huskisson. Welche. Meeinungsverschiedenheit au hinsichtlih der Politik dieses Stgagtsmannes geherrscht haben mag, so fann doch, wir find es überzeugt, jeßt nur das Eine Gefühl vorherrschend seyn, daß es ein úberaus unglúcfliches Ereigniß ijt, einen so erfahrnen, aufgeflärten und freisinnigen Mann auf solche un- - selige Weise durch den Tod ju verlieren. Eigene Gegen- wart des Geistes hätte ißm, bei dem ihn betroffenen Unfalle ' das Leben retten können, allein seit einiger Zeit schon kränk-""* lich, hatten Verdrießlichkeiten politischer Art jeine Constitution noch mehr geschwächt und so cine ungemeine Aufregung der Nerven in ihm hervorgebracht, die sich in der lebßtèn Zeit bei allen Gelegenheiten fund gab. Durch seinen Tod verliert das Land einen der geschicétescen und unermüdlichsten Staats- mánner, die es je besaß. Fu jedem Ziveige der Staats- Wirthschaft heimisch, besaß er eine umfassendé Kenntniß aller Geschäfts-Details und war ein geschirer“ thätiger Debatten- ; führer; besonders war er darin sehr glücklich, die dunfelsten verwickeltsten Gegenstände guch der allergewöhnlichsten Fassungs- frafc léiht und verständlich zu machen. Von allen unsern Stàats- Männern war Herr Huskisson derjenige, den das Land un- ter den gegenwärtigen fritischen Umständen am wenigsten " entbehren konnte. Glücklicher Weise lebte er noch lange genug, um sich mit eigenen Augen von dem guten Erfolge jener auf- getlärten Handels-Grundsäße zu Überzeugen, deren Wichtig- keit er uns zuerst dargethan hat; er war det Begründer jes * nes umfassenden Systems der Handels-Politik, welhes Eng- land jeßt als dasjenige anerfennt , das. seinen fommerziellen Wohlstand am meisten befördern kann. Als Redner im Un- terhausé war es nicht sowohl seine Berédsamkeit, die Herrn Huskisson auszeichnete; er hatte weder den Wiß von Can- ning, noch die Enèrgie Broughams oder die klassische Eleganz der beiden Grant; seine Sprache hatte gewöhnlich" etnen - traulichen familiären Charafter, zuweilen zwar etwas spib, ja sogâr epigrammatisch , doch immer streng den Gegenstand im Auge behaltend. Jn den nächsten Parlaments - Sessioneh wird sein Verlust \chmerzlich empfunden werden; selbst diejenigen, die in der Politik seine erbittertsten Gegner gez -. wesen sind, werden“ den frühern Groll ganz vergessen, weun sie der Katastrophe gedenken, die seinem Leben ein Ende

machte. Freude macht es uns, daß ihm seine leßten Augen-

blicke noch durch die CAG seiner Frau erleichtert wur- den, und daß die lezten Worte fast, die er furz vor dem Un-

falle aussprah , den Wunsch ausdrückten, seinem- politischen