1830 / 265 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 24 Sep 1830 18:00:01 GMT) scan diff

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schwierigen Umsiänden, in denen das Vaterland sich jeßt be- findet, sée ich alle fleinlihen Bedenken bei Seite; daher rede ih Sie jeßt in Französischer Sprache an, denn ich wún- sche vor Allem von denen verstanden zu werden, die gewohnt sind, in- dieser Sprache sich auszudrücken, und werden mich hoffentlih meine Kollegen aus dem Norden wegen dieser Rücksichtsnahme entschuldigen. Meine Rede, edelmdgende Herren, soll furz gefaßt seyn, bloße wohlklingende Phrasen wä- ren hier nicht am rechten Orte, auch haben unter den gegen- wärtigen Umständen Schmerz, Trauer, Verachtung und Un- willen einen so hohen Grad erreicht, daß der Ausdruck noth- wendigerweise hinter dem Gefühl zurückbleiben muß. Der König hat durch seine Botschaft vom 13ten d. Jhren Be-

rathungen zwei Fragen anheimgestellt, die wir jedoh nicht | | der Prinz Friedrich nah Antwerpen zurückgekommen ; der

| Prinz von Oranien war ebenfalls auf einer Reije nach

ohne unsere Bemerkungen den Sectionen Übersenden dürfen. Der König verlangt Jhre Meinung úber Punkte von der

höchsten Wichtigkeit , über Veränderungen, die im Grundge- | seße vorzunehmen sind; wir sollen entscheiden, ob Grund |

dazu vorhanden ist, ein Geses in Gemäßheit des Art. 229 des Grundgeseßzes vorzuschlagen. Die Regierung verlangt, wie aus der Thronrede deutlich hervorgeht, unsere Wünsche in dieser Hinsicht zu kennen, um sonach den schrècklichen Zu- stand der Anarchie und der Empêrung, der in einigen Pro- vinzen vorherrschend ist, zu einem Ende zu bringen und die Ruhe wieder herzustellen; sie veriangt unsere Mitwirkung.

Würde also eine bloße Uebersendung der Botschaft an die |

Sectionen Alles seyn, was zu thun is? Jch glaube nicht! Es’ handelt sich darum, zu wissen, ob wir auch für die Zu- kunft an das gegenwärtige Grundgeseß gebunden seyn sollen. Wollen wir nicht als Meineidige erscheinen, so müssen wir jeßt noch dieses Geseß und die Untersuchungs - Formen, die es vorschreibt, genau beobachten. (Der Redner geht hier alle diese Formen durch.) Man fordert jeßt Veränderun-

gen im Grundgeseßze, wie man früher Abstellung von Be- |

schwerden gefordert hat. Ueber die Gerechtigkeic dieser Be-

schwerden waren die Meinungen nicht mit einander cinig, |

als plôblic im Schooße ciner blühenden, vorzüglich begün- stigten Stadt, und zwar ohne daß irgend eine Handlung der Ty- rannei das Volk aufgebracht hatte, cine Empdrung ausbrach. Jch will hier nicht untersuchen, was diesen Aufstand ange- facht, geleitet und unterstüßt hat; wie man ihn sodann auf- gehalten, und welches eigentlich sein erster und wahrer Zweck gewesen nur das ift zu bemerken, das sich mit einem Mäle ein Geschrei erhebt, und zwar niht mehr um Abstellung von Beschwerden, sondern ein Geschrei, daß dèn Umsturz unserer politischen Existenz verlangt. sen, în welcher verfassunaswidrigen Weise sich dieje Forde- rung hat vernehmen lassen, auch nicht einmal darauf, daß es unverantwortlich leichtsinnig seyn würde, einen solchen Ge- genstand eilfertig zu behandeln, nur das will ih bemerklich machen, daß die Verwickelung der uns vorgelegten Fragen so groß ist und die Schwierigkeiten derselben so schwer zu ld- jen sind, daß ihre bloße Untersuchung keine geringe Zeit er- fordere. Wir * haben vor Allem auf die Zukunft zu blif- ken. Nicht mit einem Zauberschlage lassen sich solche Ver- änderungen hervorbringen, und doch ist bis dahin ein Theil des Königreiches der Anarchie, der Plúnderung, der Raub- sucht und der Mordbrennerei preisgegeben, so daß, während

wir deliberiren, das Land und die Zukunft selbst dort

verrichtet wird deliberame prineipe perit patria wenn wir dem nicht ein kräftiges Hinderniß entgegenstellen. Wäárden wir wohl der Regierung die nöthige moralische Kraft verleihen ,- wenn wir uns darauf beschränken , die Fragen, die sie uns vorlegt, zu untersuchen? Werden diejenigen wohl, die d u mitwirften, daß jener Strom überfloß, nun auch seine Eindämmung so leiht wieder herstellen können? Läßt man die Leiter und Demagogen zweiten Ranges ihre Um- triebe und Ausschweifungen fortseßen , so stehr einigen Pro- vinzen eine fürchterliche Zukunft bevor. Elend über Elend haben dann namentlich im bevorstehenden Winter ihre un- glücfseligen Bewohner „zu erwarten. Welches „sind nun die Mittel, diesen Strom aufzuhalten? Das ist die dringendste

Frage, die wir zu beantworten haben. Jch meinestheils sehe

kein’ anderes Hülfsmittel, als die Gewalt der Waffen anzu- wenden, doch keinen raschen Beschluß will ih auf eine solche Frage fassen. Fch schlage vielmehr vor, daß die Kammer, indem sie die Königliche Bot|haft den Sectionen übersen- det, zugleich auch eine Kommission von zehn Mitgliedern, zur Hâlfre aus den nördlichen und zur Hülite aus den südlichen Provinzen, ernenne, welche Kommission sodann die angemessenen Maaßregeln vorschlagen soll, um in diejenigen Orte, wo sie verleßt. worden „die geseßliche Ordnung wieder einzuführen und die verfassungsmäßige Autorität herzustellen. Bei hal-

ben Maaßregeln dürfen wir uns ‘in diesem Augenblicke nicht |

Fch will nicht darauf hinwei |

aufhalten, Niemand darf sich weigern, zur Wiederherstellung der Ruhe mitzuwirken, denn Niemand kann die Anarchie der ge\eßlihen Ordnung vorziehen; vor Allem if es daher nöthig, daß wir die Regierung mit moralischer Macht umgeben. Demnächst begehre ih nun, daß mein Vorschlag in den Sec- tionen untersucht werde.‘ (Es ist bereits gemeldet worden, daß die Proposition des Herrn Donker Curtius, in Gemein- schaft mit der Königl. Botschaft, den Sectionen úberwiesen worden.)

Jn Gröningen“ haben sich 400 Einwohner zur Aufrecht- haltung der ôffentlihen Ruhe verbunden; an ihrer Spike steht der Ober Busch, der sie in vier Compagnicen abge- theilt hat. Á

Brüssel, 19. Sept. Vorgestern ist Se. Königl. Hoheit

Breda und Antroerpen begrissen und fehrt, wie man ver- nimmt, von da wieder nah dem Haag zurück. Die Sicherheits-Kommission hat eine Aufforderung an

alle diejenigen erlassen, die eiwa nüßliche und patriotische | Ansichten über die Trennung der nördlichen Provinzen von | den südlichen haben möchten, ihr diese, so wie. alle Bemer-

fungen in diesem Bezuge, die ein politisches, kommerzielles oder gewerbliches Juteresse haben, mitzutheilen, um sie einer unparteiischen Untersuchung zu unterwerfen.

Der Baron v. Srassart ist aus dem Haag hier ange- fommen und hat seinen Kommittenter in Namür angezeigt, daz er seine Anwesenheit bei den Sißungen der General-

| Staaten, so lange diesen nur allgemeine unbefriedigende Fra-

gen vorgelegt werden, für. überflüssig halte und daher nach Brüssel zurückgekehrt sey, um hier jcine kranke Frau zu pfle-

gen. Sobald jedoch ein bestimmtes Geseß in Bezug auf die Trennung der beiden Theile des Königreiches den General-

Staaten vorgelegt seyn würde, wolle er sogleich- auf seinen Posten zurückkehren. i

Lüttich, 17. Sept. Der Rektor der Universität zeigt an, daß die Zeit des Wiederbeginnens der Lehrfkurse baldigst bekannt gemacht werden soll.

Gestern hat der Gouverneur Herr von Sandberg ein Schreiben an den Bischof von Lüttich exlassen, in welchem er denselben auffordert, unverzüglich dazu mitzuwirken, daß die

“Pfarrer und Vikare, sey es von der Kanzel oder durch jedés

andere Mittei, zur Erhaitung der Ruhe und Ordnung bei- tragen. Gleich nah dem Empfang dieses Schreibens hat

| Herr Tilquin im Namen des augenblicklih abwesenden Ge-

neral-Vikars an die Pfarrer u. \. w. ein Rundschreiben er- lassen, in welchem die dringende Aufforderung an sie ergeht, die Unruhen so viel möglich zu stillen.

Deutschland.

Hannover, 17. Sept. J. Königl. Hoh. die Herzo- gin von Cambridge wird, wie man vernimmt, in Begleitung der Prinzessin Auguste in nächster Woche von Rumpenheim wieder hier eintreffen und vor der Hand das Schloß in Montbrillant beziehen.

Hamburg, 21. Sept. Der Reporter berichtet über die bisherigen Sißungen der Versammlung der Deutschen Naturforscher Folgendes: „Am vorigen Sonnabend hielt die Versammlung ihre erste Sißung. Der Bärgermeister Bar- tels, ais Präsident, erdôffnete dieselbe, iridem er eine schmeichel- hafte Anrede an die versammelten Naturforscher vorlas, in welcher er seiner Vaterstadt wegen der ihr erwiesenen Ehre Glücf wünschte und um Entschuldigung bat, daß erx gewagt habe, den BVorsiß bei ihren interessanten Arbeiten zu über- nehmen. Hierauf hielt Hr. Prof. Struwe aus Dorpat einen Vortrag über die Verdienste lebender Deutscher Astronomen im Vergleich gegen die anderer Nationen. Rang theilte er Deutschland und Rußland zu, vorzüglich aber dem ersteren Lande; Frankreich und England dagegen schilderte er als die Länder Europa’s, wo die Astronomie jeßt verhält- nißmäßig auf der niedrigiten Stufe stehe. Demnächst sprach

Hr. Wendt aus Breslau über den thierishen Magnetismus, dessen Principien er eifrig und gewiß auch geschickt verthei-

digte. Der iee Theil des Auditoriums war zwar, wie es schien, der Ansicht nicht zugethan ; doch nur Wenige, wir wa-

gen es zu behaupten, hörten dem gelehrten Redner ohne Jn-

teresse zu. Gestern war die 2e dffentlihe Sißung, in der die Herren Oersted, Willbrandt und Pfaff sprachen. E Oersted's Vortrag war zu streng wissenschaftlich, um für die nicht genau mit dem besprochenen Gegenstande Ver-

trauten interessant zu seyn. Herr Willbrandt- griff die, ge-

- wdhnlih angenommene Meinung über die Ursache der Ebbe

und Fluth an. ‘Er behauptete, daß sie nicht vom Morde herrühren fönne, und lug eine Disputation über den Ge-

Den ersten

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genstand während der Exfkursion nah Helgoland vor. Herrn Pfasf's Vortrag war unstreitig der populärste in den ersten beiden Sibungen, und wir bedauern in der That, daß unsere Schranken uns. feinen vollständigen Auszug erlauben. Er sprach úbet den Kaffee, aus dem es ihm gelungen war durch Analyse ein rein bicteres und eín aromatisches: Acidum zu be- reiten, deren Annahme in der Pharmacopde er der Beach- tung werth hielt. Phiolen mit Proben von beiden Präpara- ten wurden herumgereiht. Jn der heutigen Sißung las Dr, Simon aus Hamburg einen Aufsaß über die Würde der Heilkunde, ein Gegenstand, der nicht denselben Grad von Aufmerfjamkeit zu erfordern schien, den inan den Vorträgen der beiòcn vorhergehenden Sißungen gezöllt hatte. Graf Sternberg aus Prag schlug hierauf vor, dic Versammlung Deutscher Naturforscher solle. im nächsten Jahre in Wien ge-

haiten werden, da der Kaiser den Wunsch geäußert habe, sie |

in den Mauern seiner Hauptstadt versammelt zu sehen; der Vorschlag wurde durch Herrn Lichtenstein aus Berlin unter- terstüßt und durch Acclamation angenommen. Der Regie- rungs-Rath Jacquin in Wien wird das nächste Jahr Prä- sident seyn, und Herr Littrow, Direktor der Kaiserl. Srern- warte, la: das Amt eines -Secretairs úbernommen. An Hrn. Dre. Jahn in München wurde éin Danfsagungsschrei- ben gerichtet, weil er zu der von der Gesellschaft vor 2 Jah- ren beschlossenen Ausgabe von Plinius Naturgeschichte meh- rere Handschriften in Florenz, Rom und Paris vergli-

, chen hat. Morgen wird die ganze Gejellschaft einen Aus- |

flug na Helgoland machen, wozu cin Dampfboot gemiethet ist. Freitag werden sie zurück erwartet, und Sonnabend wird die vierte und leßte öffentliche Versammlung seyn.

Hamburg, 21. Sept. Der Umsaß in Fonds war heute nicht sehr belebt. Actien pr. ult. à 1143 Fl. und pr. Oft. à 1150 Fl. gemacht. Zproc. Dän. à 64 zu haben, 63 gut zu lassen. -. Russ. Engl. pr. Cassa à 97 gemacht. Russ. Anl. Hamb. Cert. à 953 begehrt. Poln. Part. pr. Oft.

schäfte. Auf London blieben Briefe úbrig. Amsterdam zu lassen. Paris zu haben. Deutsche Pläße angeboten. Dis- fonto 6 pCt. Brief. Ld’or und Gold zu haben.

Franffurt a. M., 19. Sept. Jn den ersten Tagen der abgelaufenen Woche nämlich vom 13 bis 15. Sept..— hatten wir noch leidliche Notirungen von Paris, und es hielten sih daher auch bei ins die Course der Staats Effeften ohne bedeutende Schwankung. Man verspürte eher einige Tendenz zum Steigen, und erklärte sih diese ganz na- türlih- aus dem Umstand, daß mehrere angesehene Häuser beträchtliche Einkäufe in 5 und 4proctigen Metalliques mach- ten. (wie man versichert zu Sendungen, wozu aus Paris die Aufträge gekommen sind), und zwar Alles gegen baar. Die effektiven Stücke gedachter Papiere fingen \chon an, et- was selten zu werden. Ueberdem erhielten wir in der ersten Hälfte der Woche auch von Amsterdam sowohl etwas bessere Notirungen, als besonders auh beruhigende Zusicherungen, den Gang der Belgischen Unruhen betreffend. Der Einfluß dieser Notizen auf unsere Börse war um so merklicher , als unsere Spekulanten momentan ihre Blicke vornehmlich auf den Amsterdamer Papiermarkt lenfen. Am 16. und 17. Sept. regte sih jedoch große Bestúrzung und Unruhe, als man- die Nachricht von dem ungemein starken Fall der Fran- zösischen Rente vernahm. Sofort wurden die meisten Effek-

tengattungen , vornehmlich aber 4proctige Metalliq. , Bank-"

Actien und Partial, von Seiten der mittlern und kleinen Geschäftsleute zum Verkauf ausgeboten. Ein Sinken der Course fonnte nicht ausbleiben. Doch war es nicht im Ver- hältniß zu dem Sturz der Rente, und wir haben jeßt die noch nicht dagewesene Erscheinung, daß die Zproctigen OÖester- reichischen Metalliques mit der Z5proztigen Französischen Rente gleich stehen, und die 4proctigen fast etwas besser, als die Aproztige Rente. Der Hanptstoß traf an den beiden Börse- tagen vom 16. und 17. Sept. die 4proc. Metalliq., Bank- Actien und Partial ; erstere gingen von 894 auf 885 à x, die zweiten von 1446 auf 1423, und die dritten von 123 auf 122 zuruck. Die 5proc. Metalliques hielten sich bessér ; meh- rere große Häuser hatten deren noch von früheren Einkäufen her in starken Posten zu beziehen, und so fam es, daß solche weniger ausgeboten waren. Fonds ging wenig um; sie waren sämmtlich zu weichenden Coursen offerirt. Holländische Fonds waren flau: es zeigten sih viele Abgeber und durchaus keine Kauflust. Dasselbe gilt in noch weitèrer Ausdehnung von Spanischen und Neapoli- tanischen Fonds. Man sucht diese Papiere los zu werden, findet aber für den Augenblick feine Nehmer. - Jn Prolon- gations- und Deponirungsgeschäften war zu 6 bis 7 pCt. Zins fürs Jahr willig Geld zu haben. Der 18. Sept.

In den übrigen Oesterreichischen.

war ein Jüdischer Festtag; es blieb daher an der Börse ganz still; die Course waren nur nominal, indem so viel wie gar nichts gemacht wurde. Die Rente kam abermals shlechter, und man fürchtet, daß sie Mühe haben wird, sich u erho- ten, da, wie man hört, sehr viéle Anhänger Karl’s X. große

Kapitaliea aus den Französischen Fonds herausziehen und in

fremden Papieren anlegen. Von Wechseln auf fremde Pitäße waren in leßkter Woche Berlin, Bremen, Hamburg und Leipzig ziemlih begehrt; der Vorrath davon war gering am ‘Plate; dagegen blieben Amsterdam, London, Paris und Wien fortwährend offerirt. Guter Disfkontowechsel ist zu 42,

"ja zu 47 pCt. gesucht und fast shwer zu haben.

TULPe

Die Allgemeine Zeitung enthält Folgendes :

Konstantinopel, 25. August. Ein Französischer Kutter von der Division des Admirals Rigny lief am 20\ten d. mit Depeschen sür den Grafen Guilleminot hier ein. Er hatte am Hauptmaste die dreifarbige Flagge aufgezogen und legte sich neben einem andern Französischen Fahrzeuge vor Anker , das sogleich die weiße Flagge einzog. Dieser Anblicé verursachte im Hafen viele Bewegung. FJedermann sagte sich, es müsse in Frankreich ein außerordentliches Ereigniß statt gefunden haben. Mehrere Mitglieder des diplomati- ]hen Corps begaben sich eilig zur Französischen Botschaft, um nähere Erkundigung einzuziehen und den Grund des Fiaggenwechsels zu erfahren. Dem Grafen Guilleminot wa- ren aber um. jene Zeit die Depeschen noch nicht zugekommen. Zwei Stunden spärer stieg ein Französischer Offizier, von cinigen Seesoidaten begleitet, ans Land und fragte nah dem Französischen Gesandtschaftshotel; er hatte die dreifar- bige Kokarde auf dem Hure, und die Soldaten waren mit dreifarbigen Bändern ge\chmückt. Jeßt war an einem Wech- sel der Dinge in Frankreich nicht mehr zu zweifeln , und ob- gleich der Offizier jedes Gespräch mit den herbeigeeilten Ein-

à 111 zu haben, 1107 Geld. Jn Neap. Fonds feine Ge? | wohnern von Pera vermied und seine Mannschaft strengen

Befehl, zu schweigen, hatte, so erfuhr man doch bald, daß die Familie der Bourbons entthront sey und der Herzog von Orleans die Functionen eines Lieutenant - General úüber- nommen habe. Am Abende wurde die weiße Fahne und der Wappenschild von dem Hause des Französischen Bot- schafters abgenoinmen. Bis jeßt is noch fein anderes Ab- zeichen an deren Stelle getreten, doch trägt das ganze Perso- nal der Botschaft und die Dienerschaft die dreifarbige Ko- farde ; cin hinreichender Beweis, daß der Botschafter die ihm zugekommenen Befehle respektirt und sie auch von seinen Un- tergeordneten befolgen läßt. Alle Französischen Schiffe auf unsrer Rhede haben seit gestern die neue Flagge aufgezogen, und die hier sih aufhalcenden Franzosen jedes Standes tra- gen die dreifarbige Kokarde. Die meisten Französischen Kauf- leute haben die Nachrichten von den leßten Ereignissen in ih- rem Vaterlande mit Freuden vernommen und wetteifern in deren Aeußerung bei täglich veranstalteten Gastgelagen. Die Türken wissen nicht recht, was vorgefallen ist, und haben feinen Begriff von der Wichtigkeit der Sache. Sie wundern sich, daß man so viel Werth auf den Wechsel einer Farbe le- gen fönne, lachen über die Verlegenheit mancher ihrer christ- lichen Freunde und glauben, die Expedition gegen Algier habe die Umwälzung in Frankreich herbeigeführt. Desto mehr Auf- merfkjamfeit widmzt man den Angelegenheiten der Pforte in Albanien, die seit einigen Wochen eine günstige Wendung ge- nommen haben, da der Großwesir die Häupter der Junsur- genten (freilih auf eine sehr unredliche Arr) zu vernichten gewußt hat. Er rúckce nämlih zu Anfange dieses Monats mit allen ihm zu Gebote stehenden Trrppen, ungefähr 30,000 Mann, ihnen entgegen, knüpfte aber zugleich eter anm angen

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mit ihnen an, die ihn beinahe die Zes dersel er

hoffen ließen. Die Jusurgenten zeigten sich bereit, der Pforte Gehorsam und Kriegsdienste zu versprechen, wenn einige von ihnen gemachte Vorschläge ‘dagegen angenommen wür- den, Der Großwesir gab zu verstehen, daß er dies- für billig halte und sih daruber mit den Bey's zu berathen wünsche. Diese waren unvorsichtig genug, sich insgesamt, von einer geringen Esforte begleitet, ins Hauptquartier Ned- schid Pascha's zu begeben, wo sie freundlich empfangen und

zur Tafel geladen wurden; der Wesir zog sich aber während

der Mahlzeit zurü und gab Befehl, sie alle niederzuschießen. Die meisten wurden auf der Stelle umgebracht, andere schwer verwundet und nachher hingerichtet. Unter“ die leßtern ge- hôren Vely Bey, Arslan Bey und Omer Vrione. Dieser verrätherischen That verdankt der Wesir seinen Sieg über die noch bewaffneten Jusurgenten, die er in ihrem Lager überfiel und ein großes Blutbad unter ihnen anrichtete. Ganz Albanien, von Schrecken erfüllt, soll nun die Großmuth